Natur+Umwelt 1-2010

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Natur+Umwelt BUNDmagazin in Bayern www.bund-naturschutz.de

Die n체tzlichen Nager bringen vielf채ltige Vorteile

Willkommen, Biber!

Heft 1-2010 92. Jahrgang 1. Quartal


Die Natur braucht Freunde. Helfen auch Sie mit. Sprechen Sie Ihre Familie, Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BN an. Und sichern Sie sich attraktive Prämien.

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Je mehr Menschen sich mit uns schßtzend vor die Schätze und Kleinode unserer Heimat stellen, desto wirkungsvoller kÜnnen wir unsere gemeinsamen Naturschutzinteressen vertreten. Darum: Werben Sie Mitglieder fßr die gute Sache. Fßr jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BNFreundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen kÜnnen.

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Mit Ăźber 170.000 Mitgliedern und FĂśrderern setzen wir uns mit Kopf, Herz und Hand fĂźr Ihre Heimat und fĂźr eine gesunde Zukunft unserer Kinder und Enkel ein.

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Eine Beitrittskarte ďƒžnden Sie hier beigeheftet. Vielen Dank.

Nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet:

www.bund-naturschutz.de/praemien


Natur + Umwelt 1-2010

Inhalt Bund Naturschutz Bayern 4 Jetzt erst recht Der BN-Landesvorstand bewertet die Situation nach Kopenhagen. Und mehr »Intern« 6 Leserbriefe 7 Biber-Bändiger Seine Fähigkeiten als Konfliktmanager machen Gerhards Schwabs Arbeit so erfolgreich. Ein Portrait 8 Alles neu? Warum Secondhand erste Wahl für die Umwelt ist, ­erklärt unser Ratgeber. 9 Bewegender Stillstand In Siebenbürgen tauchen Sie mit den BNReisen in vergangen geglaubte Zeiten ein.

Inhalt BUND

10 Titelthema

B4 K ommentar Hubert Weiger zu 100 Tagen Schwarz-Gelb

20 Gestatten, Bibo Heute darf sich unser Kinderfreund mal selber vorstellen. Mit großem BiberMalwettbewerb. 22 Steuergeld verbrannt Sepp ­Daxenberger kritisiert im N+UInterview die Agrarpolitik. 23 Aktuell 27 Trauer Hubert Weiger nimmt Abschied vom BN-Energiereferenten Ludwig Trautmann-Popp. 28 Lila macht Lust Märzveilchen und Küchenschelle wecken Vorfreude auf den Frühling. 30 Vier + zwei, das reicht Einen Strich durch die Rechnung will der BN denen machen, die einen Maximalausbau der A8 fordern. Und mehr »Regional« 38 Bildung

Liebe Leser

39 Termine, Impressum

B1 BUND-Editorial B2 Magazin

B6 Die biologische Vielfalt wollen die Vereinten Nationen 2010 ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Lesen Sie über die bedrohte Vielfalt des Lebens – und wie der BUND dieses Jahr nutzen wird.

Willkommen, Biber

Bäume fällen, Burgen bauen – hier staut er nun und kann nicht anders. Im Einzelfall mögen die Aktivitäten des Bibers schon mal ärgerlich sein. Doch der Blick aufs Ganze zeigt: Seine Leistungen für Artenvielfalt und Hochwasserschutz sind enorm. Ab Seite 10

B16 Aktion Stützen Sie die BUNDRechtshilfe. B20 Nationalpark Jasmund Was läuft schief an Rügens Kreideküste? B22 Der BUND in Brandenburg B24 Persönlich Joachim Götz B25 Ratgeber Kleine Lampenkunde B28 Die Klimapiraten von BUNDjugend und JBN stachen von Greifswald aus in See, um halb­ herzige Politiker in Kopen­ hagen das Fürchten zu lehren.

Wie kann die Natur+Umwelt nach dem Dämpfer von Kopenhagen den Biber in den Mittelpunkt stellen anstatt den Klimawandel, werden Sie vielleicht fragen. Nun, zum einen brauchen wir ja auch gute Nachrichten. Und unser »Titelheld« ist eine wahre Erfolgsgeschichte des BN (ab Seite 10). Zum anderen: Alles hängt mit allem zusammen. Wo der Biber CO2-Speicher wie Auen und Moore wieder vernässt, wirkt er dem Klimawandel entgegen. Und wo er durch seine Bautätigkeiten Wasser in der Fläche hält, verringert das die Hochwassergefahr, die mit dem Klimawandel immer größer wird. Außerdem sind wir ja auch ins Jahr der Biodiversität gestartet. Und was der Biber für die Vielfalt des Lebens leistet, das hat selbst Biologen überrascht (ab Seite 14). Übrigens: Auch ein Nationalpark im Steigerwald könnte sowohl für den Artenschutz als auch gegen den Klimawandel wirken (Seite 23). Bitte schicken Sie uns gleich die Postkarte am Heftende. Vielen Dank! Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur

Reiche Sonnen-Ernte

Der Bund Naturschutz setzt in seiner neuen, differenzierten Energieposition vor allem auf Solardächer. Ganz im Sinne des viel zu früh verstorbenen Energiereferenten Ludwig Trautmann-Popp, dem Bayern seinen solaren Aufschwung wesentlich mit verdankt. Seite 26

Mein Baum, meine Katze

Füllen auch Sie mit Ihrer Unterschrift eine Silhouette im Online-Steigerwald. Jede Stimme erhöht die Chancen für Bayerns dritten Nationalpark. Unser Schatz braucht Schutz, helfen Sie mit! Seite 23 und Postkarte am Heftende

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Foto: BN

Foto: JBN

Foto: Mergner

Geehrt Die Biologin Christine von Weizsäcker erhielt den Bayerischen Naturschutzpreis 2009 für ihr erfolgreiches internationales Wirken für eine gentechnikfreie Landwirtschaft.

BN ehrt Christine von Weizsäcker

Frischer Wind bei der JBN

Für »Feld, Wald und Wiesen«

eine höchste Auszeichnung, den Bayerischen Naturschutzpreis, verlieh der Bund Naturschutz am 27. November an die Gentechnikgegnerin Christine von Weizsäcker. Damit ehrte der BN die weltbekannte Biologin für ihren erfolgreichen internationalen Einsatz für gentechnikfreies Saatgut und für die Rechte von Entwicklungs- und Schwellenländern. Vor allem in Brasilien und den USA unterstützt die Preisträgerin seit vielen Jahren Bauern, Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände. »Christine von Weizsäcker ist eine exponierte Gegnerin der ­Agrogentechnik und der Patentierung von Tieren und Pflanzen; der Respekt vor der Schöpfung ist eine ihrer zentralen Handlungsmoti­va­ tionen«, unterstrich der BN-Vor­ sitzende Hubert Weiger in seiner ­Laudatio. Die Macht der Gentechnikkonzerne könne gebrochen werden, so Weiger, wenn sich an vielen Orten der Welt Widerstand rege und in lokalen, nationalen und inter­ nationalen Netzwerken zusammengearbeitet würde. Der BN-Landesbeauftragte ­Richard Mergner erinnerte an das im Jahr 2000 gegen massiven Widerstand der US-amerikanischen Gentechlobby verabschiedete ­»Cartagena-Protokoll«. Dieser Text sei ein Kunstwerk, an dem Christine von Weizsäcker – stets unsichtbar im Hintergrund – wesentlichen ­Anteil habe. Es unterwerfe die Anwendung der Gentechnik in der Landwirtschaft zumindest strengen Kriterien. Pressemitteilung und Laudatio unter www.bund-naturschutz.de/ presse/archiv/gentechnologie

ie Jugend des BN startet mit drei neuen Mitarbeiterinnen in ein umweltpolitisches Jahr 2010 – und mit einem neuen Geschäftsführer. Dr. Heiko Tammena kam nach einem sozialwissenschaftlichen Studium in Göttingen 1998 nach Bayern. Die letzten neun Jahre war er als pädagogischer Leiter der ­Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel am See unter anderem für Seminare zur Umweltpolitik zuständig. Aufgewachsen in Ostfriesland beim Nationalpark Wattenmeer, lernte er später den Alpenraum kennen und lieben – auch im Kontakt zu sehr engagierten Aktiven im BN. Wichtig sind ihm neue Per­ spektiven für Umweltbildung und Politik bei einem Jugendverband und die Leidenschaft für Natur- und Umweltschutz. Im Herbst 2009 besetzte die JBN drei Teilzeit-Stellen neu. Seit Oktober ist Regina Kaufmann (rechts hinten) Elternzeitvertretung für ­Ehrenamtsmanagement, Aktionen und eine Zeltlager-Ausbildung für das Bärencamp für Müpfe. Veronika Wobser (rechts vorne) arbeitet seit November als Ansprechpartnerin für den Gruppenservice. Sie organisiert Fortbildungen für Multiplikatoren. Für Internet und Öffentlichkeitsarbeit ist seit November Christiane Döring zuständig. Sie pflegt die Homepage, macht Pressearbeit und gestaltet Printmedien. Nicht zuletzt geht es allen bei der JBN im Kleinen um etwas sehr Großes: unsere Welt zu verändern im Sinne einer ökologischen Wirtschafts- und Lebensweise.

en Themenbereich Landnutzung bearbeiten im BN die Diplom-Agraringenieurin Marion Ruppaner (Foto rechts) und der Forstwissenschaftler Dr. Ralf Straußberger, unterstützt von der Gartenbauingenieurin (FH) Ursula Erlwein-Blassl. Sie betreut die Internetseiten, managt im Sekretariat Veranstaltungen, Presseaussendungen, Haushalts­ abwicklungen und vieles mehr und ist die angenehme Telefonstimme, die bei Anfragen gerne weiterhilft. Bei Marion Ruppaner im Landwirtschaftsreferat geht es um die Förderung des ökologischen Landbaus, die gesunde gentechnikfreie Ernährung und Landwirtschaft, agrarpolitische Strategien für den Erhalt und die Förderung einer nachhaltigen bäuerlichen Agrarstruktur und den Ausbau einer artgerechten Tierhaltung. Für ein gentechnikfreies Bayern engagiert sie sich derzeit verstärkt mit Öffentlichkeits-, Aufklärungs- und Bündnisarbeit, bei Politikergesprächen und mit Demos. Ralf Straußberger ist Ansprechpartner im BN für Fragen zu Wald und Jagd. Als Nebenerwerbslandwirt, Waldbesitzer und Jäger bringt er seine praktischen Erfahrungen bei Waldführungen, Seminaren, verschiedenen Bündnissen, Lobby- und Pressearbeit ein. Als Geschäftsführer des Freundeskreises Nationalpark Steigerwald koordiniert er die vielfältigen Aktivitäten der Partner aus der Region und aus ganz Bayern und wirbt für das Naturschutzgroßprojekt in Franken. Seit der bayerischen Forst-»Reform« begleitet das BNWaldreferat kritisch die zunehmende Intensivierung der Forstwirtschaft.

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wei Vertreter des Bundes Naturschutz haben eine der seltensten Auszeichnungen des Freistaats Bayern erhalten. Bei einer Feierstunde im Bayerischen Landtag am 27. November letzten Jahres verlieh Landtagspräsidentin Barbara Stamm die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber an den BN-Landesvorsitzenden Prof. Dr. Hubert Weiger und an den BN-Referats­ leiter für Arten- und Biotopschutz, Dr. Kai Frobel. Prof. Weiger erhielt die Auszeichnung für seinen über 35 Jahre währenden Einsatz für den Schutz von Bayerns Natur und eine nachhaltige Landnutzung. An Dr. Frobel ging die Ehrung für das von ihm initiierte Projekt »Grünes Band«, den Schutz der Biotopkette an der ehemaligen innerdeutschen Grenze; es ist heute eines der größten Naturschutzprojekte Deutschlands und Europas. Die Bayerische Verfassungsmedaille wird seit 1961 jedes Jahr anlässlich des Bayerischen Verfassungstages verliehen. Sie ist eine Anerkennung für Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für die Gesellschaft einsetzen.

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ie Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen ist trotz der Beteiligung vieler Regierungschefs aus aller Welt grandios gescheitert. Zu groß waren die Interessengegen­ sätze. Zu gering die Erkenntnis, dass je später gehandelt wird, umso unumkehrbarer die ökologischen und daraus resultierenden ökonomischen Folgen sein werden. Die Schuld dafür der chinesischen oder amerikanischen Regierung zu geben, greift jedoch zu kurz. Auch wir in Deutschland wie in Bayern haben als führende Indus­ trienation noch längst nicht vorbildlich gehandelt. Von den für die Stabilisierung des Weltklimas nötigen maximal zwei Tonnen Kohlendioxid pro Einwohner und Jahr sind wir mit derzeit durchschnittlich elf Tonnen in Deutschland noch weit entfernt. Immer noch wird von den politischen Mehrheiten eine sofort wirkende Klimaschutzmaßnahme wie Tempo 120 auf Autobahnen ebenso abgelehnt wie eine ökologische Finanzreform. Milliarden Euro sollen auch in Bayern für neue Autobahnen, Straßen und Flughäfen verschleudert werden, statt diese in einen attraktiven öffentlichen Verkehr und die energetische Sanierung der Gebäude zu stecken. Trotz allem geben die Ereignisse in Kopenhagen aber auch Grund zur Hoffnung. Über 100 000 Menschen aus allen Erdteilen haben dort für ein Klimaschutzabkommen demonstriert. Unsere Jugendorganisation und mehrere BN-Vorstandsmitglieder (im Bild Hubert Weiger und Sebastian Schönauer mit Prof. Günter Witzsch, rechts) waren gemeinsam mit dem BUND als Teil unseres Netzwerkes friends of the earth vor Ort und haben mit kreativen Aktionen und Pressegesprächen den Druck auf die deutsche Verhandlungsdelegation verstärkt. Gerade jetzt ist unser Einsatz vor Ort für konkreten Klimaschutz wichtig. Das Engagement für die Bewahrung unserer Landschaft vor unnötigem Straßenbau und vor Flä-

Foto: Mergner

Liebe Mitglieder

Foto: Frobel

Verfassungs­ medaille für BN-Engagement

Nach Kopenhagen: Jetzt handeln, überall

chenfraß für Gewerbegebiete ist konkreter Klimaschutz. Genauso wie unser Einsatz für alte Wälder, einen Nationalpark im Steigerwald, die Moorrenaturierung oder eine gentechnikfreie, ökologische Landwirtschaft. Mit der vom Landesvorstand für das Jahr 2010 beschlossenen Schwerpunktsetzung »Schutz von Biodiversität und Klima – konkret!« wollen wir die vielen Mut machenden Aktionen in den Kreis- und Ortsgruppen unterstützen. Damit wächst auch der Druck für einen Durchbruch für ein wirksames ­Klimaschutzabkommen bei den nächsten Konferenzen in Bonn und Mexiko. Auch dem gerade von der bayerischen Staatsregierung ausgehenden Versuch, die Laufzeitverlängerung für lebensbedrohende Atomkraftwerke als Lösung von Energieund Klimaproblemen darzustellen, werden wir massiv ent­gegentreten. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung im vergangenen Jahr, durch die der Bund Naturschutz mit rund 172 000 Mitgliedern weiterhin der größte Naturschutzverband in Bayern bleibt. Wir sind, ohne jedes Firmensponsoring, durch Ihre Beiträge und Spenden solide finanziert und damit unabhängig. Bitte stärken Sie weiterhin den BN, Ihre gesellschaftspolitische Lobby für die Natur, für konkreten Klimaschutz und für Bayerns Schönheit. Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Mehr Info zum Feuerfalter

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31, nu@bundnaturschutz.de

Zum Titelfoto von N+U 4-2009 Sie haben so tolle Fotos auf den Umschlagseiten, und nirgendwo eine Beschreibung dazu. Mein Mann hat zufällig im Impressum den Schmetterlings­ namen gefunden. Es wäre auch informativ gewesen, die Zuordnung des Violetten Feuerfalters zu den Bläulingen zu erklären, zum ­Beispiel e ­ rkennbar an den ­zebra­gestreiften Fühlern und Beinen sowie dem weiß eingefassten schwarzen Auge. Für die Aufnahme großes Lob! Sophie Thurner, Krailling

Keine Werbung für Wärmepumpen!

Zum Beitrag »Erdwärme für das E ­ igenheim« in N+U 4-2009 Hier wird versteckt über das Schlagwort Geothermie Reklame für Wärmepumpen gemacht, was wir von der Natur+Umwelt nicht erwartet hätten. Gerade bei den Wärmepumpen klafft zwischen den propagierten Einsparungen beziehungsweise Stromverbrauchswerten und der Praxis oft eine gewaltige Lücke, wie Feldstudien eindeutig ergaben. Von nachhaltiger Wärmegewinnung kann nicht gesprochen werden, wenn oft nicht einmal die vergeudete Energie bei der Stromgewinnung unserer Großkraftwerke zurückgewonnen wird.

Für sanierte Gebäude ist ihre ­ ffizienz meist besonders schlecht. E Und ob die theoretischen Jahresleistungszahlen, die für die Förderung der Wärmepumpe als Mindestwert vorgegeben sind, bei einem individuellen Hausbau dann wirklich erreicht werden, steht auf einem andern Blatt, Wenigstens sind anscheinend zumindest die Luft/Wasser-Wärmepumpen nicht Bestandteil des Tagesseminars! ­Objektive Infos zu dem durch die Lobby aktuell gemachten Thema unter www.fen-net.de/bn-erlangen. Manfred Rubruck, Heinz Horbaschek, Arbeitsgruppe Neue Energie, BN Erlangen Die Redaktion: In dem in der N+U angekündigten Seminar des Ökohauses Würzburg wird das Thema Wärmepumpe kritisch behandelt – wie auch in früheren Artikeln der N+U.

Nachteile der Sparlampen über­wiegen

Zum Beitrag »Nachbessern für Gesundheit und ­Umwelt« in N+U 4-2009 Hier wird erklärt, Energiesparlampen seien un­ verzichtbar für den Klimaschutz. Ich meine, dass die höhere Energie­effizienz die tatsächlichen Belastungen von Mensch und Umwelt durch Elektrosmog und Sondermüll nicht rechtfertigen. Welche elektrosmogfreien Leuchtmittel wird es für Nacht- und Schreibtischleuchten geben, wenn die Glühlampe endgültig verboten wird? Martin Möllmann, per E-Mail

Zahnärzte aufgepasst: tolle Aktionsidee

Zahngold wird zum Schatz für die Natur

Foto: Stefan

Altes Zahngold ist für den Einzelnen kaum verwertbar, in der Summe aber kostbar. Der Landsberger Zahnarzt Dr. Hans U. Haase (im Bild mit Mitarbeiterinnen) wollte damit etwas Sinnvolles ­an­fangen – und sammelte alte Brücken und Kronen, die ihm seine Patienten nach genauer Aufklärung überlassen hatten. Jede Krone enthält circa zwei bis drei Gramm Gold, Brücken deutlich mehr. ­

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Gaskraftwerk ist notwendig

Zum Beitrag über das Kraftwerk ­Irsching in N+U 1-2009 Dieses Kraftwerk ist nicht als Grundlastkraftwerk gedacht, sondern es soll nur Spitzenlasten abdecken, denn für Dauerbetrieb ist das Gas viel zu teuer. Der schnellen Abdeckung von Leistungsspitzen im Netz kommt sicher in nächster Zeit eine erhebliche Bedeutung zu, da Sonnen- und besonders Windenergie kurzzeitig ausfallen können, und dann muss man eine Möglichkeit haben, sehr schnell ein Kraftwerk ans Netz zu bringen. Da der Kraftwerksanteil bei Irsching also immer nur kurzzeitig im Betrieb sein wird, lohnt sich auch eine Kraft-WärmeKopplung nicht. Peter Hafner, Eichenau

Freude am Ehrenamt nicht getrübt

Zum Beitrag »Manager-Gier untergräbt Ehrenamt« in N+U 3-2009 Diese Gier existiert doch nicht bei den Managern allein. Sie sind Teil eines Systems, gejagt durch die Renditegier zahlloser Anleger. Und diese wiederum sind geprägt durch den Zinseszinsgedanken. Allzu viele hier wollen beste Löhne, längsten Urlaub, beste Gesundheits- und Altersvorsorge haben, aber alles billigst einkaufen. Der berühmte Splitter im Auge der anderen! Abgesehen davon: Mir persönlich ist völlig egal, wie viel ein Manager verdient, wenn ich Freude habe an sinnvoller Freizeitgestaltung in einer engagierten Gruppe von Gleichgesinnten. Ein Ehrenamt ist ein Ehren-Amt. Oder sagt uns der Begriff nichts mehr? Elke Feld, Fürstenfeldbruck

Zum Jahresende brachte der Zahnarzt die gesammelten Kostbarkeiten in eine Scheideanstalt. Dort wurde das Edelmetall vom Rest der Legierung getrennt. Dr. Haases Sammelaktion erzielte einen Erlös von 2009 Euro. Diese Summe spendete er dem Bund Naturschutz für den Schutz der frei fließenden Donau. Unser Dank geht an Dr. Haase, sein Team und alle Patientinnen und Patienten, die sich an der Sammelaktion beteiligt haben. Eine wirklich goldene Idee, zur Nach­ ahmung wärmstens empfohlen.


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r habe vom Biber die Körperform übernommen und die Fähigkeit, gegen Winterkälte ein Unterhautfettgewebe anzusetzen, beschreibt sich Gerhard Schwab, 49, selbst. Es ist auch kein Wunder, dass sich die beiden immer ähnlicher werden. Schon seit zwei Jahrzehnten beschäftigt sich der aus Holzheim bei Dillingen an der Donau stammende Wildbiologe mit dem Tier. Deshalb zeichnet ihn jedoch mehr als alles andere ein breites Kreuz aus. Immerhin handelt es sich beim Biber um die Reizfigur Nummer eins im bayerischen Naturschutz. Schwab, einer der beiden Bibermanager des Bundes Naturschutz, muss all das aushalten, was dem Biber zumindest im südlichen Bayern zur Last gelegt wird – und will sich darüber gar nicht beschweren. Denn so wirkungsvoll die Ak­ tivitäten des »Baumeisters der Wildnis« für Gewässerqualität und Hochwasserschutz, für Landschaft und Biodiversität sind, so konfliktträchtig können sie sein. »Biber fressen auch mal Feldfrüchte, fällen Bäume, unterminieren gewässernahe Nutzflächen oder Dämme und besiedeln Kläranlagen oder Gartenteiche«, weiß Schwab zu berichten.

Inzwischen wird dieses Konzept in anderen Bundesländern und europäischen Staaten kopiert. Denn es ergeht den Verantwortlichen in der Eifel, in Tirol oder Schottland heute nicht anders als dem BN, als der Biber vor Jahren wieder nach Bayern zurückkehrte: Das Tier war jahrhundertelang ausgestorben und zu­ dem aus der Erfahrungswelt der Menschen verschwunden. Deshalb gibt es Fälle, in denen gutes Zureden al-

Der Biber und ich

lein nicht weiterhilft. Dann muss der Biberberater für langfristige Lösungen oder eine unbürokratische Entschädigung sorgen. Dafür hat das bayerische Umweltministerium seit 2008 einen Ausgleichsstock eingerichtet, der den vorher vom BN bereitgestellten Biberfonds ablöste.

Gerhard Schwab

Der Biberbändiger

Foto: Mader

Naturschutz lebt vom Ausgleich der Interessen, weiß Gerhard Schwab. Er ist einer von zwei Biberberatern des Bundes Naturschutz in Bayern, die für ein friedliches Miteinander von Mensch und Wildtier sorgen. Nicht zuletzt die internationale Nachfrage nach dem Know-how der Biberexperten zeugt vom ­Erfolg ihres ökologischen Konfliktmanagements. Von Christoph Markl-Meider

Doch nur in einem Drittel der 3500 bayerischen Biberreviere treten nach seiner Erfahrung Probleme auf. Dann gilt es zunächst, die Gemüter zu beruhigen und Verständnis für »Meister Bockert« zu vermitteln. Oft lassen sich die Ursachen schon mit einfachen Mitteln aus der Welt schaffen. Mitunter aber entwickeln sich die Verhandlungen am »Tatort« zu einem harten Stück Arbeit. Längst nicht alles, was dem Biber angelastet wird, ist auch wirklich sein Werk. Wenn er aber nur als Sündenbock dient, zeigt sich Schwab von seiner sturen Seite. »Nicht selten rührt der Unmut doch daher, dass der fleißige Nager und perfekte Dammbauer uns Sünden vorführt, die wir selbst an der Landschaft begehen«, begründet er seine Haltung. In einem solchen Fall hilft dem bärtigen Biologen, der zuerst über die Jagd und Fischerei, dann über sein Studium in Regensburg und den USA zum Wildtier­ management fand, dass er nicht nur kenntnisreicher Naturschützer, sondern auch geduldiger Konflikt­ manager ist. Um den Biber oder besser gesagt das Biberproblem in Bayern zu bändigen, bedarf es nämlich weniger der Fähigkeit eines Dompteurs als der eines Psychologen. »Der Biber braucht keine Hilfe, um sich seinen Platz in der Landschaft zurückzuerobern. Umgekehrt helfen unsere Managementpläne aber den Menschen, wieder mit einem Wildtier zurechtzukommen«, schildert Schwab die eigentliche Aufgabe der BN-­Biberberatung.

Naturschutz als Exportschlager

Sollten allerdings sämtliche Präventivmaßnahmen scheitern, kommt es in Biberrevieren mit gravierendem Schadensrisiko, etwa in Kläranlagen, Mühlkanälen oder Fischzuchtanlagen, zum Fang der Tiere. Über 900 Biber konnte der erfahrene Experte so für die Wiedereinbürgerung in andere Länder vermitteln. Wegen des Erfolges dieser Projekte gibt es aber kaum noch Nachfrage. Deshalb muss er jetzt in von den Naturschutzbehörden genehmigten Einzelfällen sogar zur Waffe greifen. Viel eher wünscht sich Gerhard Schwab einen Umgang mit dem »Untier«, wie ihn die Donaugemeinde Pförring pflegt. Die hatte vor Jahren selbst noch schwer mit dem Biber zu kämpfen. Heute ist der Nager jedoch »normaler« Gemeindebürger, Pförring hat sogar einen am Biber mit ausgerichteten Gewässerentwicklungsplan. Und wenn Schwab Gästen aus dem Ausland das bayerische Bibermanagement zeigt, gibt’s in Pförring ein Biberfest – mit Biberbrot und Biberbier unter dem selbstbewussten Motto »Pförring: Barock, Bier und Biber«.

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Im Biotop des Bibers Ob zu Wasser oder zu Lande – seit zwanzig Jahren ist Gerhard Schwab wie ein Trapper dem Biber auf der Spur, um dessen Bestand in Bayern langfristig zu ­sichern.

Förderung Das landesweite ­Biberberaterprojekt des Bundes Naturschutz wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds und vom Europäischen Sozialfonds gefördert.


Konsum-Alternativen

Alles neu? Nein danke! Je länger wir Dinge nutzen, umso besser für die Umwelt. Zum nachhaltigen Lebensstil gehören deshalb auch Ausleihen, ­Reparieren und Secondhand.

Sportgeräte und Musikinstrumente bis hin zu Partygeschirr und Bildender Kunst. Wenn das Altgerät muckt, hört man oft: Reparieren lohnt sich nicht mehr, fürs gleiche Geld gibt’s ja ein neues. Zeit-, nerven- und vor allem umweltschonender wäre eine Reparatur allemal. Ein PC beispielsweise belastet die Umwelt bei seiner Herstellung fast so stark wie ein Kleinwagen. Lahmt Ihr Rechner, dann lassen Sie ihn beim PC-Doktor an der Ecke ein wenig aufrüsten und die Software neu aufspielen. So können Sie durchaus eine Gerätegeneration überspringen – und die Umweltbelastung halbieren. Bei Elektrogeräten wie Waschmaschinen oder Gefrierschränken kann allerdings ein energieeffizientes Neugerät ökologisch günstiger sein als eine Reparatur.

Illu: Blumenschein

Second Chance

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er Gerätepark für Haus, Garten und Freizeit hält uns gut auf Trab: Immer muss etwas ersetzt, repariert, gewartet oder entsorgt werden. Meist steht der zeitliche und finanzielle Aufwand in keinem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen. Warum also Dinge kaufen, die wir nur selten benutzen? Wer nur einmal im Jahr die Terrasse säubern möchte, braucht keinen eigenen Hochdruckreiniger. Besser – und sicherer – als Billigware vom Discounter sind Leihgeräte. Bei vielen Baumärkten, Handwerksbetrieben und speziellen Verleihfirmen können Sie sich günstig mit Profi-Gerät eindecken. So sparen Sie Zeit, Geld und nicht zuletzt Platz in Keller oder Garage. Das Angebot von Verleihfirmen reicht mittlerweile von ­Büchern, CDs und DVDs über Kostüme und Kleider,

Rat holen, nachlesen

 Verbraucherzentrale Bayern e.V., Tel. 0 89 - 84 67 75, www.verbraucherzentrale-bayern.de  Buchtipp: Reparaturen zu Hause. Stiftung Warentest (Hrsg.). 320 Seiten, ISBN: 393788002x  Mieten, Chartern, Engagieren: www.leihabc.de  Leihgeräte: www.erento.com, www.dieborger.de  Tauschringe bundesweit: www.tauschring.de/ adressen, www.tauschringadressen.de

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Oft befällt uns vor dem Kleiderschrank die Sehnsucht nach Veränderung. Etwas Neues muss her! Preiswerter und umweltfreundlicher als der übliche Kaufhausreflex ist ein Besuch im Secondhand-Laden: Geben und nehmen ergänzen sich hier optimal, aus Überschuss wird Angebot. Am besten nehmen Sie Ihre entbehr­ lichen Stücke gleich mit. So schaffen Sie wieder Platz und Ihren ehemaligen Lieblingsstücken eine zweite Chance. Zudem entsteht weniger Abfall und keine unnötige Nachfrage bei Neuwaren. Auf Online-Börsen können Sie heute mit Ausnahme des neuesten i-Pod oder der aktuellsten DVD praktisch alles preiswert er­ gattern. Leihen, Reparieren und Secondhand funktionieren umso besser, je mehr Menschen zusammenfinden. Ideal dafür sind örtliche und regionale Tauschringe, bei denen die Mitglieder nicht nur Waren, sondern auch Dienstleistungen austauschen. Organisiert sind die Initiativen oft über das Internet. Dank zinsfreier Verrechnungseinheiten entsteht hier eine quirlige Alternativ-Wirtschaft ohne Wachstumszwang.

Alt oder neu? Zehn Tipps

 Bilden Sie Haltergemeinschaften in der Nachbarschaft, etwa für Gartengeräte.  Entsorgen Sie Elektronikschrott wie PC oder ­Monitor gezielt bei Wiederverwertern.  Bewahren Sie bei Elektronikgeräten die Schalt­kreise für spätere Reparaturen auf.  Bei Reparaturen sind Festpreisangebote meist günstiger als Kostenvoranschläge.  Vor einem Gebrauchtwarenkauf Preisniveau ­checken, etwa auf Ebay.  Mobil bleiben Sie auch mit Leihfahrrädern, ­Mitfahrzentralen und Carsharing.  Studieren Sie bei Leihgeräten das Handbuch. ­ Für Schäden durch Fehlgebrauch haften Sie.  Nutzen Sie öffentliche Bibliotheken – sie zählen zu den bedrohten Arten.  Leih-Ski ersparen Schlepperei, Stauraum, Dachgepäckträger und ermöglichen neue Fahrerlebnisse.  Selber reparieren vermittelt handwerkliches Ge­­ schick und Einblicke, wie die Dinge funktionieren.


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uf der breiten Dorfstraße des siebenbürgischen Dorfes Deutschweißkirch herrscht rege Betriebsamkeit. Gänse tummeln sich laut schnatternd auf dem breiten Anger, Truthähne picken Körner zwischen den farbigen Häusern. Hier, mitten in Siebenbürgen, scheint das Rad der Zeit stillzustehen. Keine lauten Autos, keine riesigen Traktoren rollen zwischen den liebevoll erhaltenen Häusern, die dem Dorf sein mittelalterliches Gepräge verleihen, weswegen es seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Straße führt am Dorfschmied vorbei, hoch zum Prunkstück des Ortes: Auf einem kleinen Hügel am Rande des Dorfes thront sie, die Wehrburg aus dem Mittelalter. Die weiß getünchten Mauern scheinen ­un­erschütterlich, die Türme mit den roten Dachziegeln verstärken das Bild von Stärke und Sicherheit. Hier fanden die Siebenbürger Sachsen, die, von den ungarischen Königen gerufen, sich ab 1142 hier niederließen, im finsteren 15. Jahrhundert Zuflucht vor den herannahenden Osmanen. Nach diesem Kulturgenuss beginnt gleich hinter der Kirchenburg eine traumhafte Landschaft, die zum Durchwandern einlädt. Geprägt wird sie durch den alten Hutewald, eine mit starken, knorrigen Eichen und großkronigen, alten Wildbirnbäumen durchsetzte Weidelandschaft. Hier finden die Kühe, Pferde und Büffel der Dorfbewohner, die im täglichen Viehtrieb zur Weide geführt werden, genügend Schatten, wenn

Zehn Jahre BN-Rumänienreisen

Jubiläum: Seit 2001 organisiert und begleitet Dietmar Gross (Foto) jährlich mehrere Reisen nach Rumänien. Der Forstdirektor aus Lichtenfels ist in ­Siebenbürgen geboren und aufgewachsen. Er kennt die Natur- und Kultur­ räume Rumäniens bestens, ebenso Vegetation und Tierwelt, Traditionen und Geschichte.

Fotos: Gross

Lebendige Geschichte Die Kirchenburg (rechts) ist das Prunkstück des UNESCOWelt­kulturerbes Deutschweißkirch. Besucher können im ­Museum die Vergangenheit erleben – die im Dorf selbst noch ­gegenwärtig scheint.

Reise mit dem BN nach Siebenbürgen

Wo die Zeit kurz stillsteht

Bilderbuch-Dörfer, stolze Wehrkirchen, ursprüngliche Natur: In Siebenbürgen sind vergangene Zeiten lebendig. die Sonne vom Himmel brennt. Bunte Blumen, je nach Jahreszeit Adonisröschen, Nelken oder Herbstzeitlosen, sind Farbtupfer im Grün der Wiesen. Sie sind nicht wie bei uns vielerorts von der Bildfläche verschwunden – der extensiven Landwirtschaft in Siebenbürgen sei Dank. Der Ruf von Wiedehopf und Kuckuck begleitet die Wanderer.

Im Pferdewagen zur Köhlerhütte

Wer unter der Regie von Dietmar Gross (siehe Kasten) mit dem Bund Naturschutz nach Siebenbürgen reist, der erlebt, wie ein hölzerner Pferdewagen über die Wiese rumpelt. Der Wagenführer hat die Rucksäcke der Wanderer hinter den Kutschbock geschichtet, und auch wer müde geworden ist, darf aufsitzen. Der Begleiter hat die Zügel locker in der Hand und dirigiert seine Vierbeiner in Richtung einer kärglich eingerichteten Köhlerhütte. Schon von weitem weist der Rauch den Weg. Hier lebt den Sommer über ein ungarisches Ehepaar und sorgt Tag und Nacht dafür, dass im mit Erde und Stroh fest bedeckten Kohlemeiler Holz zu Holzkohle wird. Das ist die ländliche Seite von Siebenbürgen, und die Reisenden können sie neben Deutschweißkirch noch in Sibiel, Michelsberg und Birthälm erleben. Sie entdecken aber auch mittelalterliche Städte wie Hermannstadt, europäische Kulturhauptstadt 2007, Kronstadt und Schäßburg und ursprüngliche Natur, zum Beispiel im Nationalpark Königstein. Dietmar Gross zeigt sie alle, die vielen Facetten seiner Heimat. Melanie Bäumel

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Erstmals vier Rumänienreisen

Auch heuer findet wieder eine Siebenbürgen-Reise statt, von 11. bis 21. August. Neben den »Klassikern« Siebenbürgen und Donaudelta stehen noch eine Wanderreise in die Urwälder und Karstgebiete der Donaukarpaten sowie eine Reise in die Waldkarpaten und zu den male­ rischen Klöstern der Bukowina auf dem Programm der BN-Reisen. Weitere Infos und Anmeldung: www. bund-reisen.de, Telefon 0 91 23 -  9 99 57 10.


Kein Problem, Biber!

Im 44. Jahr seit seiner Wiedereinbürgerung durch den Bund Naturschutz benimmt sich der Biber in Bayern so, wie es ihm seine Natur sagt. Bäume fällen, Burgen bauen – hier staut er nun und kann nicht anders. Und teilt damit die anderen Landschaftsgestalter, die Menschen, in begeisterte Freunde und teils erbitterte Feinde (Seite 12). Bibers Pech ist, dass man die wenigen Schäden deutlicher sieht als seine immensen Leistungen für Artenvielfalt, Hochwasserschutz und mehr (Seite 14). Allein dafür hat er unser herzliches Grüß Gott verdient. Wir müssen ihn ja nicht gleich küssen wie der Fisch auf unserem Schnappschuss (ein Aitel; auch Fische profitieren, wo der Biber auftaucht). Die Dokumen­tation dieser ungewöhn­­ lichen Verhaltensweise widerlegt anschaulich ein altes Vorurteil, Biber fräßen Fischteiche leer. Tatsache ist, sie sind ­Vegetarier – der Fisch weiß das. (göß) 10

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Foto: Orsolya

Die nützlichen Nager bringen vielfältige Vorteile


Foto: Kutschenreiter

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Mensch und Biber, kein immer einfaches Verhältnis

Schlüsselart, Konkurrent, medialer Prügelknabe

Foto: privat

Ö

Der Autor Till Meyer ist Journalist, Buchautor (Wildtiere unserer Heimat, Knesebeck Verlag 2008) und Filmemacher, mit den Themenschwerpunkten Wildnis und Wildtiere.

kologie ist eine komplexe Angelegenheit. Wer hier andere belehren will, wird schnell selbst zum Lernenden. Ein Satz, er fiel im letzten Sommer bei Dreh­ arbeiten zum Unterrichtsfilm »Naturschutz heute« birgt besonders hohes Lernpotenzial: »Der Borken­ käfer ist der Biber des Bergwaldes.« Gesagt hat diese Worte Jörg Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Nationalparks Bayerischer Wald. In seiner Erklärung liefert er dem Filmteam einen ungeahnten Erkenntniszugewinn: »Im artenarmen, geschlossenen Wald«, so Müller, »kann der Borkenkäfer zur Schlüsselart werden, der den Wald aufschließt und Strukturen schafft für eine Armada an Organismen, Pflanzen, Pilzen, Insekten, Vögeln und Säugetieren. Er setzt die natürliche Dynamik in Gang, er ist ein Motor für Artenvielfalt.« Für einschlägige Wissenschaftler ist der Biber also das Lehrbeispiel schlechthin. Es steht für die Prozessdynamik zugunsten der Artenvielfalt, die durch eine einzige Art in Gang gesetzt werden kann. Im Bayerischen Wald wird diese Erkenntnis auch mittels regelmäßiger Führungen unter’s Publikum gebracht. Auch außerhalb der Schutzgebiete, bei Exkursionen, die etwa im Rahmen der alljährlichen bayernweiten Aktion »Bayern Tour Natur« stattfinden, ist der Biber ein beliebtes Thema. An seinem Beispiel lassen sich die komplexen Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Fließgewässerökologie besonders anschaulich vermitteln.

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Fotos: Schmidbauer

In einer von Menschen überformten Kulturlandschaft ist der anarchische Biber gleichzeitig Lichtgestalt und Dämon.

Ansichtssache Vom Biber umgelegte Bäume sind für manchen ein optisches Ärgernis, für andere Teil eines natürlichen Vorgangs. Die Auflichtung von Gehölzen kann durch differenzierte Lichtverhältnisse Lebensräume aufwerten. Viele Baumarten haben überdies die Fähigkeit, aus abgebissenen Stämmen neu auszutreiben.

Allerdings wird durch die Führungen und Themenwanderungen nur ein kleiner Teil der Öffentlichkeit erreicht. Beim Blick in die Tagespresse überwiegen die Negativmeldungen: Die »Berliner Morgenpost« (2. Nov. 2009) erwartet »langfristig erhebliche Schäden, wenn dem Treiben der Biber kein Ende gesetzt wird«. Souffliert durch einen »betroffenen Jagdpächter« be­ obachten die Stuttgarter Nachrichten (3. März 2008): »Biberdämme führen dazu, dass Wiesen und Wälder zu feucht sind. Deswegen wanderten immer mehr Wildtiere ab.« Die Augsburger Nachrichten (Nov. 2009) berufen sich auf den Vizepräsidenten des Landesjagdverbandes, Moritz Fürst Oettingen-Wallerstein, und titeln gar: »Der Biber verursacht längst mehr Schäden als das Rehwild.«

Medien produzieren Biber-Enten

Diese Meldung ist eine Ente. Die Kosten, die Waldbesitzer in Bayern durch Wildschäden hinnehmen müssen, gehen in die zweistellige Millionenhöhe. Hinzu kommen, ebenfalls in vielfacher Millionenhöhe, die


Hilfe, der macht’s wie wir!

Doch woher kommt es, dass die vermeintlich schlechten Nachrichten aus den Biberrevieren so viel mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen? Sicherlich ist dies auch eine Frage der Wahrnehmung. Eine bis zur Bonsaigröße von Rehen zusammengebissene Buche wird von Laien kaum bemerkt; die Spuren der Biber lassen sich dagegen sofort als »Schaden« einordnen. Hinzu kommt ein psychologischer Faktor: Kreuz und quer am Ufer liegende Pappeln, aufgetürmte Burgen und Dämme, überschwemmte Wiesen und eingebrochene Uferwege wollen nicht recht in die von Menschen überformte Kulturlandschaft passen. Sie zeigen, dass hier den Menschen offenbar das Heft des Handelns aus der Hand genommen wurde. Und das signalisiert Kontrollverlust. Dies ist nicht banal: Kontrollverlust, so wissen die Psychologen, sorgt für Frustration, Angst und Aggres­ sion. Neuere Forschungen konnten sogar zeigen, dass verfremdete Wahrnehmungen bis hin zu Verschwörungstheorien die Folge eines erlittenen Kontroll­ verlustes sein können (was möglicherweise die Hetzkampagnen einiger Jäger erklärt). Der Biber ist ein ­Anarchist. Seine subversive Botschaft lautet: Natur kann auch ganz gut ohne die Menschen funktionieren, manchmal sogar wesentlich besser. Dies zuzugeben ist sicher nicht jedermanns Sache, bedeutet es doch, dass Menschen Teile ihres Einwirkungsbereiches abtreten müssen. Das setzt eine gehörige Portion Grundvertrauen in die Eigendynamik der Natur voraus.

Lehrmeister am Informationsfluss

Aber nicht nur Vertrauen ist nötig, sondern auch einiges Hintergrundwissen. Allein die Tatsache, dass sich gefällte Pappeln und Weiden durch »Stockausschläge« rasch regenerieren, gehört bei den Wenigsten zur Allgemeinbildung. Im Wasser liegendes Totholz und Bäume, die durch die vom Biber verursachte Staunässe abgestorben sind, das ist auch für viele Naturfreude »kein schöner Anblick«. Woher sollen die Menschen auch wissen, dass die Baumleichen über Wasser für Pilze, Käfer und Vögel und unter Wasser für Fische und Amphibien lebenswichtige Strukturelemente darstellen? Nahezu alles, was der Biber anrichtet, ist kompliziert und hat viele Facetten. Wo die meisten nur eine überschwemmte Wiese sehen, erkennen aufgeklärte

Immer wieder taucht die Be­hauptung auf: »Biber vermehren sich in Bayern unbegrenzt, weil sie keinen natür­ lichen Feind haben.« Tatsache ist aber, dass »Feinde« Biber noch nie reguliert haben. Auch in Gebieten, in denen Bär, Wolf und Luchs noch zu Zigtausenden vorkommen – im Baltikum, in Russland und Nordamerika – haben sich Biber nach fast vollständiger Ausrottung wieder flächendeckend ausgebreitet. Die Regulation von Biberpopula­ tionen erfolgt über ihr Reviersystem. Nur solange freie Lebensräume da sind, können Jungbiber eigene Reviere besetzen und sich fortpflanzen. Andernfalls kommen sie bei Revierkämpfen um’s Leben – die Biber­ population stabilisiert sich. So liegt zum Beispiel im Landkreis Pfaffenhofen die Zahl der Biberreviere seit zehn Jahren konstant bei etwa 100.

Foto: Schwab

Biberbestände regulieren sich ohne »Feinde«

Biber im Revierkampf

Zeitgenossen einen Rückhalteraum, der Siedlungen vor Hochwasser schützt und gleichzeitig Rückzugs­ gebiet für Hunderte Arten ist, die anderswo in der ­Kulturlandschaft kaum Überlebenschancen hätten. Wo immer Biber auftauchen, machen sie uns klar, wie viel es noch zu lernen gibt über die Wirkungszusammenhänge der Artenvielfalt.

Mehr Wildnis!, fordert der Landtag

Dieses Informationsdefizit wurde längst auch an höherer Stelle erkannt. »Umweltwissen zu vermitteln und zu vertiefen«, so lautet daher auch eine der Kernforderungen der »Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Bayern«, beschlossen im April 2008 durch das bayerische Parlament. In Abschnitt 7.2 dieses viel zu unbeachtet gebliebenen Druckwerkes heißt es sogar: »Bis zum Jahr 2020 soll sich die Natur auf den geeigneten Flächen wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten und ihrer natürlichen Dynamik ungestört entwickeln.« Und weil sich Mensch und Biber manchmal uneins darüber sind, was denn als »geeignete Fläche« anzusehen sei, hat der Biber auch noch die ehrenvolle und durchaus staatstragende Aufgabe, »die Schneisen der Information« zu eröffnen und offen zu halten. Die nächste Pappel fällt bestimmt; Landschaftsführer, Biberberater, ja und auch einige Journalisten werden wissen, was dann zu tun ist. Till Meyer

Foto: Kutschenreiter

Kosten durch Wildunfälle auf den Straßen. Die Schäden, die Biber jedes Jahr anrichten, nehmen sich dagegen mit einigen Hundertausend Euro vergleichsweise gering aus. Journalisten haben die Aufgabe, »eine Schneise der Information durch den Dschungel der irdischen Verhältnisse zu schlagen«, so heißt es im »Neuen Handbuch für Journalismus« (2006). Doch statt zu informieren und aufzuklären, wird in vielen Zeitungen Stimmung gemacht. Bestärkt durch eine alte Daumenregel angloamerikansicher Blattmacher, werden bestehende Konflikte sogar noch angeheizt: »Good news are no news, the only good news are bad news.«


Besser, billiger, Biber

Unerklärliches geschieht in Bayerns Tälern: In großer Zahl umschwirren Libellen über Nacht entstandene Tümpel und Teiche, Frösche vermehren sich rasant, der Chor der Vögel wird immer bunter und vielstimmiger. Einziger Hinweis für rätselnde Biologen: An jedem Tatort ist der nächste Biberdamm nicht weit.

Fotos: Willner

Größerer Artenreichtum, Schutz vor Hochwasser

Fischotter

Grüne Keiljungfer

Foto: privat

Fische freuen sich besonders

Der Autor Der Biologe Uli Meßlinger ist freiberuflich in der Naturschutzforschung tätig und engagiert sich im BN-Arbeitskreis Artenschutz.

Amphibien haben auf die Wiederansiedlung des Bibers regelrecht »gewartet«. Von den 20 Arten, die in Deutschland Stillgewässer zur Fortpflanzung aufsuchen, wurden bereits 16 in Biberteichen nachgewiesen, darunter so anspruchsvolle wie Feuersalamander, Kammmolch, Gelbbauchunke und Moorfrosch. Der Grasfrosch (Foto) fand zum Beispiel am mittelfränkischen Flinsbach keine Laichgewässer – bis der Biber eintraf. Nach wenigen Jahren zählte man eine Population von mehreren 1000 Tieren! Die vielleicht größten »Biberfans« sind Fische. Hinter jedem Biberdamm lagern sich Nährstoffe ab, die ihr Nahrungsangebot erhöhen. Forellen etwa werden so zahlreicher und auch deutlich größer als im frei fließenden Bach. Durch die Struktur- und Strömungsvielfalt steigt auch die Zahl der Fischarten deutlich an. So leben etwa in einem Bach bei Freising nach der Umgestaltung durch die Biber doppelt so viele Fischarten wie zuvor. Wo Biber die Landschaft gestalten, finden sich Wasser-, Sumpf- und Röhrichtvögel schnell ein. In einer

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Fotos: Willner

ollte tatsächlich der nach Bayern zurückgekehrte Nager für das Aufblühen von Flora und Fauna verantwortlich sein? Immerhin ist er neben dem Menschen eine der wenigen Tierarten, die Gewässer grundlegend verändern können. Wo ihnen die Gewässer zu seicht sind, bauen Biber Dämme. Ganze Ketten flacher Biberseen können so entstehen. Natürlich werden diese Seen von unterschiedlichsten aquatischen Insekten wie Wasserkäfern, Köcherfliegen und Libellen besiedelt. In mittelfränkischen Bibergewässern wurden so viele Libellenarten gefunden, wie sonst nur in mehrfach so großen Naturschutzgebieten. Wenn Biber im dichten Uferwald aktiv werden, kommt Licht ins Dunkel. Der bessere Lichteinfall begünstigt eine artenreiche Krautschicht, von der viele Tiere profitieren. Die »Biberlichtungen« sind der natürliche Lebensraum von Schmetterlingen feuchter Wälder wie den Schillerfaltern oder Eisvögeln. Eidechsen und Schlangen finden auf gefällten Baumstämmen Sonnplätze. Und lichtliebende Bäume wie Birken, Weiden und Pappeln breiten sich aus. Auf diese Weise wird der Wald vielfältiger und natürlicher.

Foto: Meßlinger

S

Weiße Seerose

Studie aus Mittelfranken wurden in acht Biberrevieren seit 1999 insgesamt 105 Vogelarten registriert, darunter 49 seltene wie Wasserralle, Eisvogel und Blaukehlchen und elf hochgradig gefährdete bayerische Brutvogel­ arten wie Bekassine, Krickente und Rohrdommel.

Meister Bockert hat den Schlüssel

Ein Paradebeispiel ist der Eisvogel: Das Wirken der Biber vermehrt seine Kleinfischnahrung massiv, die Äste der gefällten Bäume und Büsche liefern Sitzwarten, und seine Brutröhren kann er in Uferabbrüchen anlegen, die entstehen, wenn Biber Dynamik in die Bäche bringen. Besonders wichtig ist der Biber für den seltenen Fischotter (Foto), der sogar in Biberburgen mit einzieht. Vor allem aber verbessern Biberteiche das Angebot an Fischen und Fröschen als Otternahrung um ein Vielfaches. Eindeutiges Fazit der bisherigen Studien: Der Biber wirkt als »Schlüssel-Art« für die Biodiversität. Wo er tätig wird, entsteht Lebensraum auch für eine Vielzahl anderer Tiere und Pflanzen – kostenlos, unbürokratisch und nachhaltig.


Schwarzstorch

Foto: Wimmer

Staatsaufgaben – ganz unbürokratisch erledigt

Jahrhundertelang wurden Gewässer begradigt und ver­baut, Feuchtgebiete entwässert, Auen für Bebauung und Landwirtschaft zugänglich gemacht. Heute kosten die katastrophalen Folgen dieses historischen Fehlers Milliarden. Unter hohem Zeitdruck wird nun großer Aufwand betrieben, um die wichtigen Funktionen von Gewässern und Auen wiederherzustellen. Die bayerische Staatsregierung hat hierzu ein Hochwasserschutzprogramm aufgelegt, und auf EU-Ebene zielt die Wasserrahmenrichtlinie in diese Richtung. Sie verpflichtet die Staaten, ihre Fließgewässer bis 2015 in einen »ökologisch günstigen Zustand« zu bringen. Wo immer Biber ihre Staudämme errichten dürfen, helfen sie bei dieser Mammutaufgabe. Biber bewirken, dass Gewässer wieder eine natür­ lichere Gestalt annehmen. Durch ihre Dämme wird die Fließgeschwindigkeit kleinräumig stark variiert, so dass typische Elemente wie Uferanbrüche, Kies-, Sandund Schlammbänke neu entstehen. Biberdämme halten Wasser zurück und verteilen es in der Landschaft. Die Gewässer tiefen sich nicht weiter ein, ihr Wasserstand und auch der Grundwasserspiegel in der Aue werden vielmehr nachhaltig angehoben. Teile des Wassers verdunsten und beeinflussen das Kleinklima positiv. Von beidem profitiert in trockenen Jahren nicht nur die Natur, sondern auch die Land- und Forstwirtschaft. Oft kehren Biber die Entwässerungswirkungen von Gräben um und nutzen sie zur aktiven Wiedervernässung von wirksamen CO2-Speichern wie Auen, Feuchtgebieten und Mooren.

Suche mehr Platz, biete kostenlose Arbeiten

Grasfrosch

Unschwer lässt sich erahnen, dass der positive Einfluss früher noch wesentlich größer gewesen sein muss: Biber besiedeln Europa seit mindestens 15 Mil­ lionen Jahren, bis zum Mittelalter lebten sie wohl an allen Binnengewässern, und es gab vielfach so viele ­Bibergewässer wie heute. Allen anderen Gewässer­ bewohnern standen damit über Jahrmillionen nahezu überall in Europa Bibergräben, -tümpel, -teiche und -seen als Lebensraum zur Verfügung. Deshalb geht die Biberforschung heute davon aus, dass Biber mit- oder gar hauptverantwortlich waren für das Verbreitungsmuster vieler Gewässerbewohner. Für die Geburtshelferkröte konnte dies inzwischen belegt werden. Es liegt auch auf der Hand, dass sich Wasserbewohner während dieser langen Zeit eng an die spezifischen Lebensbedingungen in Bibergewässern evolutiv angepasst haben. Dies würde erklären, warum sie heute so schnell und massiv von der Wiedereinbürgerung des Bibers profitieren. Möglicherweise sind manche Wasserinsekten überhaupt erst in Bibergewässern entstanden.

Biberdämme wirken zudem wie natürliche Kläranlagen. Hinter dem Damm werden von Feldern und Wiesen abgeschwemmte Nährstoffe wie Nitrate und Phosphate gespeichert und damit dem Wasserkreislauf dauerhaft entzogen. Durch diese Filterwirkung werden Gewässer gereinigt, die Wasserqualität erhöht. Durch den dramatischen Klimawandel werden in Bayern Starkregen zunehmen, so dass Hochwasser künftig noch häufiger und stärker ausfallen werden. Es ist also das Gebot der Stunde, den Wasserabfluss zu dämpfen und zu verzögern. Im Hochwasseraktionsprogramm 2020 der Staats­regierung ist verankert, dass dies bereits im Einzugsgebiet der Flüsse und Bäche beginnen muss. Biber passen haargenau in dieses Konzept, denn ihre Dämme kappen Hochwasserspitzen und strecken ihren zeitlichen Verlauf stark – und zwar kostenlos. Insgesamt sind die Wohlfahrtswirkungen der Biber in Bayern um ein Mehrfaches größer als die Kosten, die sie verursachen. Das Einzige, was sie für ihre Leistungen brauchen, ist mehr Platz. Behörden, Kommunen und Verbände haben viele Möglichkeiten, Pufferzonen einzurichten: ländliche Neuordnung, Flächenankauf, Vertragsnaturschutz, Flächenstilllegung, Eingriffsausgleich und Naturschutzfonds (vgl. S. 18). Wo diese Chancen genutzt werden, ergibt sich ein zusätzlicher Vorteil: Biberkonflikte entstehen erst gar nicht mehr. Uli Meßlinger

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Rückkehrer Schwarzstorch Biber haben sich im Baltikum stark ausgebreitet und optimale Nahrungsgewässer für Schwarzstörche (Foto oben rechts) geschaffen. Diese vermehrten sich daraufhin so stark, dass sie sich nach Westen ausbreiten konnten, auch nach Bayern, wo sie im 19. Jahrhundert verschwunden waren.

Neuer Lebensraum Der Biber verändert Landschaften zugunsten unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Der Wannenbach bei Triesdorf, Landkreis Ansbach, war zum Beispiel lange Zeit ein schmaler, begradigter Bach. In Zusammenarbeit von Flurbereinigung und einer ­Biberfamilie wurde er in ein bis zu 40 Meter breites, strukturreiches ­Gewässermosaik renaturiert (großes Foto).

Mehr Info im Web Ausführliche Informationen zu den vielfältigen Leistungen des Bibers und Untersuchungen unseres Autors finden Sie unter www. bund-naturschutz. de/fakten/biber/ literatur-und-links.


Foto: Planungsbüro Koenzen

Mehr Raum für Fluss, Au und Biber Naturnahe Auen (Bild unten, Isar) sind die Ausnahmen in Bayern. Meist wird bis an die Ufer gebaut und geackert, wie hier an der Donau (links).

Mitteleuropas artenreichste Lebensräume weitgehend zerstört

Au weh!

lust vor allem die intensive Nutzung der Auen, das Ausbleiben von Überflutungen infolge flussnaher Deiche und künstlicher Eintiefung der Gewässer, der Gewässerausbau und die weitreichende Staubeeinflussung. Von den verbliebenen Überschwemmungs-Auen be­­­ finden sich deutschlandweit lediglich circa zehn Prozent noch in einem naturnahen Zustand, in dem sie ihre ökologischen Funktionen annähernd vollständig wahrnehmen können. Zu den bundesweit herausragenden Gebieten ge­ hören in Bayern unter anderem die Isar- und DonauAuen im Bereich der Isarmündung sowie Wildflusslandschaften wie die Pupplinger Au und die Ascholdinger Au an der Isar südlich von München. Die hier noch

Intakte Fluss-Auen sind eine moderne Arche Noah – und in Deutschland und Bayern eine Rarität. Es besteht dringender Handlungsbedarf, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben und den ökologischen Zustand der Auen zu verbessern.

Fotos: BfN

uen sind die natürlichen Überflutungsgebiete entlang unserer Fließgewässer und somit unverzichtbar für den vorsorgenden Hochwasserschutz. Sie sorgen für sauberes Trinkwasser, sind wichtige Erholungsräume für den Menschen sowie länderübergreifende Achsen für den Biotopverbund und damit Lebensraum für eine Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere. Wie es um den Zustand der Fluss-Auen in Deutschland bestellt ist, hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) nun erstmalig in einem Auenzustandsbericht dargelegt. Mit der Studie, die die Auen von 79 Flüssen auf einer Länge von rund 10 000 Flusskilometer mit einer Gesamtfläche von rund 15 000 Quadratkilometer umfasst, wird nicht nur der besorgniserregende Zu­­stand der Auen dokumentiert, sondern es wird damit gleichzeitig eine bundesweit einheitliche Messlatte für den Erfolg der Schutzbemühungen geschaffen. Zwei Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen an den Flüssen in Deutschland können bei HochDie Autoren wasser nicht mehr überflutet werden. An den großen Dr. Thomas Ehlert Flüssen wie Rhein, Elbe und Donau sind durch den und Dr. Sandra ­Balzer sind wissen- Bau von Hochwasserschutzdeichen an vielen Abschnit­ ten sogar über 80 Prozent der ehemaligen Auen verloschaftliche Mitarbeiter beim Bunren gegangen. Auch die von Natur aus bis zu fünf Kilodesamt für Naturmeter breiten Auen im Unterlauf von Iller, Lech und schutz, Bonn, mit Isar sind auf schmale Säume von wenigen hundert den ArbeitsschwerMeter eingeengt worden. punkten bundesweiter Auenschutz (Ehlert) und Zoologischer Artenschutz (Balzer).

Nur zehn Prozent sind naturnah

Verantwortlich für das Überwiegen stark veränderter Fluss-Auen sind neben dem dramatischen Flächenver-

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Foto: Dr. Ehlert

A

großflächig vorkommenden Auwälder und Schotterfluren gehören europaweit zu den am stärksten ge­ fährdeten Lebensräumen. Daneben gibt es zahlreiche Auen mit einem großen Entwicklungspotenzial. Dazu zählen in Bayern zum Beispiel die Aue der frei flie­ ßenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen mit ihren vergleichsweise naturnahen Wasserstandsschwankungen und die großen, heute weitgehend vom Fluss abgekoppelten Auwälder an der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt sowie im Schwäbischen Donautal. Der Zustand dieser Wälder soll künftig durch ökologische Flutungen wieder verbessert werden.

Biber braucht Au, Au braucht Biber

Mit dem Verlust an ökologisch intakten Auen ist ein einzigartiger Lebensraum in Gefahr. Kein anderes Ökosystem in Mitteleuropa beherbergt eine vergleichbare Arten- und Lebensraumvielfalt. Ob die national und international gesteckten Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt erreicht werden, hängt daher nicht zuletzt von unserem Umgang mit den Fluss-Auen ab.


Dramatische Verluste Bayerns Flüsse haben ihre wichtigen Über­schwem­mungs­­ flächen weitgehend verloren. Der Kartenausschnitt zeigt die Verluste an der schwäbischen Donau mit ihren Zuflüssen Iller und Lech. Die Breite der Bänder gibt die durchschnitt­ liche Breite der ehemaligen Aue wieder (2-fach überhöht). Deutschland-Karten, zum Auenverlust und zum Zustand der verbliebenen Auen, unter www.bfn.de/0324_auenzustandsbericht.html.

Bayerns Auenprogramm umsetzen

Naturnahen Bach- und Flussauen muss in Landesprogrammen und im Bundesprogramm zur Umsetzung der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt eine besondere Bedeutung beigemessen werden. Bestehende Fließgewässer- und Auenprogramme wie das bayerische Auenprogramm sollten hierzu genutzt und weiterentwickelt werden. Das hierfür bereitgestellte Geld wirft doppelte Rendite ab, denn Auenschutz dient nicht nur dem Naturschutz, er ist zugleich praktizierter Hochwasserschutz und unterstützt angesichts vielfach

Für den Biber, mit Worten und Spaten

Foto: KG Cham

Der Landkreis Cham ist in Bayern eines der am dichtesten vom Biber besiedelten Gebiete. Lange stieß das Nagetier hier vor allem auf Abneigung. So startete die BN-Kreisgruppe Cham in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde ein Pilotprojekt zum Biberschutz. Ein neu erworbenes »Biber-Grundstück« wurde 2007 mithilfe von Schülern der Landwirtschaftsschule und freiwilliger Helfer biberfreundlicher gestaltet und gleichzeitig ein Vernässungsschutz für angrenzende Felder erreicht (Foto). In der Chamer ­Zeitung startete der BN eine achtteilige Serie, die den Menschen den Biber und seine Lebensweise näherbrachte. 2008 und 2009 koordinierte der BN im Auftrag des Landesamtes für Umwelt eine Biberkartierung, in deren Rahmen auch Biberexkursionen angeboten wurden. Heute ist die Lage entspannter als vor sechs Jahren, viele Bewohner des Landkreises haben sich mit dem pelzigen Mitbürger arrangiert. Lesen Sie unter www.bund-naturschutz.de/magazin, wie der BN in vielen weiteren Landkreisen erfolgreich für den Biber wirbt.

Der ganze Bericht Der Auenzustandsbericht des Bundesamtes für Naturschutz ist als Broschüre kostenlos zu beziehen über bmu@broschuerenversand.de und als Download unter www.bfn.de/0324_ auenzustandsbericht.html.

steigender Hochwassergefahren die notwendige An­ passung an den Klimawandel. Gerade in Zeiten des ­Klimawandels ist es notwendig, diese Synergieeffekte in der Öffentlichkeit publik zu machen und bei den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung stärker zu verankern. Es besteht dringender Handlungsbedarf, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben und Fluss-Auen naturnah zu entwickeln. Deichrückverlegungen, Ge­wäs­ ser- und Auenrenaturierungen, die Förderung naturund klimaverträglicher Nutzungen in Auen und die Wiedervernässung flussbegleitender Niedermoorbereiche verbinden in idealer Weise den Hochwasserschutz und die anstehenden Aufgaben zur Anpassung an den Klimawandel und zum Schutz der biologischen Vielfalt. Davon profitiert nicht zuletzt auch der Biber, der in Deutschland bei weitem noch nicht sein ur­­ sprüngliches Verbreitungsgebiet erreicht hat. Deshalb ist auch der Biber zu Recht weiterhin Ziel von Maßnahmen des Naturschutzes. Dr. Thomas Ehlert, Dr. Sandra Balzer

Foto: Kutschenreiter

Karte: BfN

Die Sibirische Schwertlilie, Blume des Jahres 2010, besiedelt extensiv genutzte Auenwiesen, in der rissigen Borke alter Eichenstämme stochert der Mittelspecht nach Insekten. Die vielen Tümpel und Altwässer sind Lebensraum für Frösche, Molche, Unken und Kröten und Kinderstube für viele Flussfische. Der Biber findet in naturnahen Auen optimale Lebensbedingungen. Er ist eine Charakterart der FlussAuen und Fließgewässer und von hoher Bedeutung für zahlreiche Artengemeinschaften des Auensystems. Der Biber gestaltet aktiv seinen Lebensraum und leistet einen für den Menschen kostenfreien Beitrag zur Renaturierung kleinerer Flüsse und Bäche. Er ist eine streng geschützte Art der europäischen FFH-Richtlinie und befindet sich in Deutschland zum Teil in einem ungünstigen Erhaltungszustand. Gefährdet ist der Biber insbesondere durch die Anlage und den Ausbau von Verkehrswegen in ufernahen Bereichen und den Ausbau der Fließgewässer mit der damit einhergehenden Veränderung der Gewässerdynamik.

Bayerns Auen: Ziele und Forderungen Auch Bayern hat ein offizielles Auenprogramm: www.lfu. bayern.de/natur/ fachinformationen/ auenprogramm_ ueberblick. Als Konsequenz aus den vernichtenden Zustandserhebungen fordert der BN einen Rettungsplan für die Auen: www. bund-naturschutz. de/fakten/wasser/ fluesse.


Der BN für den Biber, gestern und heute

Wildbiologen als Ansprechpartner für betroffene Landnutzer. Heute bieten zwei landesweit tätige und über 200 lokale Biberberater zusammen mit den Unteren Naturschutzbehörden vor Ort ein dichtes Netz für ­Anfragen und Probleme jeder Art. Wenn es wirklich nicht anders geht, entfernen sie auch Biber, etwa 500 pro Jahr in Bayern, an anders nicht lösbaren Konfliktpunkten. Gut 20 Jahre Lobbyarbeit des BN brauchte es, bis der Freistaat für den geschützten Biber endlich finanzielle Entschädigungen bei konkreten Einzelschäden bereitstellte. Seit 2008 gibt es für Land-, Forst- und Teichwirte bis zu 250 000 Euro jährlich für Fraßschäden an Feldfrüchten, Schäden im Wald oder an Fischteichen. Problemlösung ist die eine Seite des Wildtiermanagements, Information und Aufklärung die ebenso wichtige andere. Kreis- und Ortsgruppen des BN und die Biberberater bieten gut besuchte Exkursionen in das Reich der Burgherren oder vermitteln Kindern und Jugendlichen mit einem BN-»Biberrucksack« voll Umweltbildungsmaterialien spannende Erlebnisse im Biberrevier (siehe auch Kasten rechte Seite).

Erfolgsgeschichte weiterschreiben!

15 Millionen Jahre prägte der Biber die Gewässer eines Landes, das erst viel später Bayern genannt wurde. Ein Jahrhundert lang ausgerottet, ist er heute wieder so präsent, dass er eigene »Manager« hat.

I

n der bayerischen Urlandschaft gab es überall die Burgen und Dämme des Bibers und die von ihm geschaffenen Feuchtgebiete mit ihrer Artenfülle. 1867 war dieser Ureinwohner ausgerottet. Nicht etwa weil seine Lebensräume zerstört gewesen wären, sondern weil ihn der Mensch wegen seines wertvollen Pelzes, Fleisches und seines öligen Drüsensekretes, dem »Bibergeil«, einer Art mittelalterliches Viagra, verfolgte. 1966 kam er wieder, in den Transportkisten des Bundes Naturschutz, mit Erlaubnis des Landwirtschaftsministeriums. Seitdem hat er seinen Platz gefunden in der alten Heimat. Etwa 3500 Biberreviere gibt es heute zwischen dem Untermain und den Alpen, vielleicht zehn Prozent des ursprünglichen natürlichen Biberbestandes. Er muss sich nun aber den Platz mit Straßen, Siedlungsgebieten, Millionen von Pkw und Lkw teilen, und das an meist nicht mehr naturnahen Fließgewässern. Er lebt nun zusammen mit dem Menschen, der über Generationen keine Erfahrungen mehr mit dieser Tierart hatte. Wäre er eine unscheinbare Kleinvogelart, hätte letzteres keine Folgen. Als zweitgrößtes Nagetier der Welt jedoch gestaltet er seine Umwelt, wie es sonst nur eine andere Art macht: der Mensch.

BN erkämpft Entschädigungen für Landwirte

Damit waren Konflikte vorprogrammiert. Bereits Ende der 1980er-Jahre forderte der BN daher Vermittler ­zwischen Mensch und Wildtier, speziell ausgebildete

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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-10]

Das alles hat dazu beigetragen, dass die Diskussionen um den Biber deutlich sachlicher und entspannter verlaufen als noch vor einigen Jahren. Dennoch bleibt ein Hauptproblem: der fehlende Abstand zwischen intensiver Landnutzung und Gewässern. Viele Biberkonflikte wären mit ungenutzten Pufferstreifen an Bächen und Flüssen gelöst. Und dies wäre auch ein Segen für die Fische. Bei Hochwasser sind direkt bis ans Ufer ­reichende Äcker Hauptgrund einer Schlammflut, die Fisch-Laichplätze regelrecht verstopft. Dennoch will die Staatsregierung bei der bis März anstehenden Anpassung des Wasserhaushaltsgesetzes im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine schützenden Gewässerrandstreifen verankern. Gut wären 20 Meter Abstand, aber nicht einmal die im Bundesgesetz vorgesehenen fünf Meter will Bayern umsetzen. Dazu passt, dass abweichend vom Bundesrecht auch nicht verboten werden soll, in Überschwemmungsgebieten die erosionsschützenden Wiesen in Äcker umzuwandeln. Ein Skandal, nur aus Rücksichtnahme auf die bayerische Agrarlobby! Der BN arbeitet intensiv gegen diesen drohenden Kniefall, der alle anderen hehren Ziele der Staatsregierung zum Schutz der Biodiversität untergraben würde. Die Natur muss endlich mehr Platz an den Bächen und Flüssen, den Lebensadern unserer Landschaft, bekommen! Dr. Kai Frobel

Foto: Gößwald

Mehr Platz für die Natur Unbewirtschaftete Streifen entlang der Gewässer (hier die Vils bei Mettenhausen im Landkreis DingolfingLandau) sind ein Segen, für das Landschaftsbild ebenso wie für die Natur. Und sie verhindern die meisten Biberkonflikte. Die Staatsregierung muss solche Pufferstreifen jetzt gesetzlich verankern.

Foto: Leidorf

Randstreifen, die zentrale Forderung

Der Autor Dr. Kai Frobel ist BN-Referent für Arten- und Biotopschutz. Für seine Verdienste erhielt er kürzlich die bayerische Verfassungsmedaille (Seite 5).


Herr Zöttl, wie wird aus einem Bildhauer ein Biberberater? Ich bewirtschafte zwei Fischwasser, dort kam vor zwölf Jahren der erste Biber vorbei. Ich habe die Weiher geschützt und mich ansonsten über den Gast gefreut. Die Regierung von Schwaben war so überrascht, dass ein Weiherwirt den Biber willkommen heißt, dass sie mich gleich als Berater engagieren wollte. Ich habe ja gesagt und mich ausbilden lassen. Infos und Service rund um den Biber

Dämme bauen gegen Vorurteile

 Biber-Rucksack. Mit dieser Lehrmittelsammlung macht Umweltbildung Spaß. Neben Fell, Schädelknochen und Pfotenabdrücken enthält der Rucksack Spielanleitungen, Vorträge und Filme für Unterricht und Führungen. Ausleihen an elf Stationen in Bayern, Info unter Tel. 09 41 - 2 97 20 42, bildungswerk@bund-naturschutz.de  BN-Faltblatt »Baumeister am Wasser«. Kurze Info über Lebensweise, Leistungen und den Umgang mit dem Nager. 12 Seiten, 2008. Kostenlos erhältlich unter www.service.bund-naturschutz. de, Tel. 0 91 23 - 99 95 70  Buch »Der Biber. Die Rückkehr der Burgherren«. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, 2005, 135 Seiten, 24,80 Euro, ISBN 3-935719-32-9. Bestellen unter www.service.bund-naturschutz.de  Broschüren »Artenvielfalt im Biberrevier. Wildnis in Bayern« und »Biber in Bayern. Biologie und Management«. Herausge­ geben vom Bayerischen Landesamt für Umwelt mit Unterstützung des BN, je 52 Seiten. Kostenlos erhältlich unter www.lfu.bayern.de/publikationen, Tel. 0 18 01 - 20 10 10  Der Biber im BN-Netz www.bund-naturschutz.de/fakten/biber www.bund-naturschutz.de/brennpunkte/biber www.bibermanagement.de  BN-Biberausstellung. »Biber – Die guten Geister des Wassers«, unter diesem Motto informieren sechs Stelltafeln über Biologie und Geschichte des Bibers, über Konflikte und Lösungsansätze. Infos und Ausleihe unter Tel. 09 41  - 2 97 20 22, inge.leiter@bund-naturschutz.de  Veranstaltungen. Fragen Sie direkt bei Ihrer BN-Kreisoder -Ortsgruppe nach Biber-Führungen in Ihrer Nähe. Fortbildungen des BN-Bildungswerks erfahren Sie unter Tel. 09 41 - 2 97 20 42, bildungswerk@bund-naturschutz. de. Auf der Landesgartenschau in Rosenheim vom 23. 04. bis 03. 10. stellt der BN den Biber in den Mittelpunkt.

Von Beruf eigentlich Maler und Bildhauer, übt sich Wolfgang Zöttl, 64, seit neun Jahren in der Kunst der Biberberatung im Landkreis Augsburg – und das fast täglich.

War diese Entscheidung richtig; wie steht’s um Aufwand und Ertrag? Da ich meinen Beruf seit drei Jahren nicht mehr ausübe, inzwischen aber auch noch Naturschutzwächter bin, habe ich quasi ein Vollzeit-Ehrenamt. Gott sei dank unterstützt mich meine Frau, wir sind Bayerns einziges Naturschutzwächter-Ehepaar. Auch in der ­Biberberatung ist sie mir eine nicht wegzudenkende Hilfe. Für die Biberberatung gibt es nur Kilometergeld, wegen des Geldes macht man das nicht. Aber ich bin mit einem inzwischen recht breiten Buckel belohnt worden und mit vielen schönen Erlebnissen. Zum Beispiel? Viel Spaß machen die Biberführungen, besonders mit Kindern. Höhepunkte meiner Tätigkeit waren Bibertransporte nach Ungarn und Bosnien. Es ist wunderbar zu sehen, wie die bei uns überzähligen Biber dort voller Lebensfreude gleich ihre Runden im neuen Heimatgewässer drehen. Und woher stammt Ihr »breiter Buckel«? Leider haben wir im Landkreis andauernde Probleme in der Landwirtschaft; dabei ließen sich die meisten mit Fachwissen und auch mit Geld lösen. Doch einzelne Politiker und Standesvertreter meinen immer noch, dass die Landwirte bis zum Gewässerrand wirtschaften müssten und schüren deshalb die Stimmung gegen den Biber. Können Sie interessierten Lesern das Ehrenamt Biberberater trotzdem empfehlen? Auf jeden Fall; man kann an dieser wertvollen Arbeit, trotz mancher Belastung, viel Freude haben. Ideal wäre das für Rentner und Rentnerinnen mit guter körper­ licher Verfassung, die sich auch ins Wasser steigen trauen. Mobil sollte man sein und gerne mit den Leuten reden. Denn das ist mein Erfolgsrezept: jeden mit seinem Problem ernst nehmen und immer schnell zur Stelle sein. Interview: Manfred Gößwald

Foto: Kutschenreiter

Foto: privat

Vollzeit-Job für Meister Bockert

Einmalig, die zwei Biberberater Wolfgang Zöttl mit ­Ehefrau Edith: Die beiden sind Bayerns einziges NaturschutzwächterEhepaar.

Ihr Job bei Meister Bockert Auch Sie können sich als Biberberater bewerben – es muss ja nicht gleich Vollzeit sein. Infos bei Ihrem Landkreis oder bei Gerhard Schwab, Tel. 0 99 06-6 77, GerhardSchwab@ online.de.

Durchgebissen Mit seinen unglaublich kräftigen Zähnen beißt sich der Biber auch durch dickes Eis. Den Unterwasserzugang zu seiner Burg offenzuhalten, ist lebenswichtig für ihn.


Gestatten, Bibo

Illustrationen: Schellmoser

Hallo, hier bin ich wieder, Bibo, der neugierige Biber. Heute darf ich etwas über mich selbst erzählen. Mein Leben, mitten in Deutschland. Wer hat mich schon gesehen? Wer kann mich finden, denn dafür hinterlasse ich Euch Spuren. Viel Spaß beim Suchen wünscht Euch Bibo.

Gestalten und Verändern Bibo ist Super-Naturschützer

Fotos: Witt

Saison-Thema Bibo ist uralt Seit 15 Millionen Jahren gibt es mich in Bayern. Mit einer kleinen Pause, denn vor etwa 150 Jahren hatte man meine Art fast ausgerottet. Von 1966 bis 1970 siedelte der Bund Naturschutz 120 Tiere wieder an, zunächst in einer Kiesgrube von Hubert Weinzierl. Eine echte Naturschutztat! Danke! Und Ihr sollt es nicht bereuen, denn inzwischen lebe ich wieder in fast ganz Bayern, an allen großen Flüssen und vielen kleinen. Manchmal sogar an Baggerseen. Ich habe mich verhundertfacht. Aus einst 120 Tieren sind heute über 12 000 geworden in etwa 3500 Revieren.

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Falls Ihr mich lasst, bin ich der billigste und effektivste Naturschützer weit und breit. Vor allem, wenn ich einen Staudamm bauen muss, verändert sich das Gesicht der Landschaft. Wildnis entsteht, Biberseen, Flachwasser, Totholz. Davon profitieren unzählige Tiere: Kammmolche, Unken, Eisvögel, Reiher, Fische, Prachtlibellen.

Wohnen und leben Haustür unter Wasser Viele meinen, dass ich immer Burgen und Staudämme baue oder Überschwemmungen ver­ursache. Das mache ich nur, wenn der Wasserstand zu niedrig ist, denn mein Wohnungseingang muss aus Sicherheitsgründen immer unter Wasser stehen. Ist das Wasser tief genug wie an den großen Flüssen oder Seen, reicht mir eine selbstgegrabene Höhle am Ufer. Kann sein, dass Ihr mich lange nicht bemerkt.


Frühjahrs-JVV

Das große Treffen aller JBN-Aktiven  26. bis 28. März in Augsburg Beschließen, was nächstes Jahr bei der JBN geht. Und das spannende Rahmenprogramm erleben. Anmelden bis 19. 03. 10, Preis 30 Euro (15 Euro für JBN-Mitglieder)

Wenn Ihr mir einen Streifen von mindestens zehn, besser 20 bis 30 Meter am Bachufer frei lasst, kann ich werken, ohne dass es jemanden stört. Denn weiter gehe ich schon wegen meiner persönlichen Sicherheit nur selten. Und ich fälle auch nicht nur Bäume. Im Sommer futtere ich fast nur Kräuter, Gras und Wasserpflanzen, nur im Winter brauche ich Äste und Rinde von Weichhölzern, am liebsten von Weiden oder Pappeln.

Mister X

Verbrecherjagd durch die Stadt  6. April (Osterferien) in München Scotland Yard jagt den ominösen Mister X, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln in München unterwegs ist. Das verspricht spannende Abenteuer. Für Müpfe (12 – 15 Jahre), einzeln oder in Teams. Anmelden bis 29. 03. 10, Preis 15 Euro (10 Euro für JBN-Mitglieder)

Problembiber? Konflikte mit Anwohnern Wenn der Acker direkt an den Fluss grenzt, muss ich Mais fressen. Und ich unterscheide auch nicht zwischen einer Salweide und einem Obstbaum. Doch mit solchen Problemfällen kann man umgehen. Der Bund Naturschutz bezahlt zwei Biberberater, und es gibt 200 ehrenamtliche Biberberater für so was (danke Euch !). Manchmal muss auch eine Biberfamilie weggefangen werden. Am besten wäre es so wie in der Schweiz, wo Schäden vom Staat ausgeglichen werden.

Großer Malwettbewerb Ein Bild von Bibo

Liebe Kinder, Ihr kennt mich schon lange. Aber ich kenne Euch gar nicht. Und deswegen würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr ein Biber-Bild für mich malen könntet. Ein Biber beim Schlafen, mit seinen Jungen. Biber beim Schwimmen oder Mais Klauen. Biber beim Holzmachen für den Winter … Was auch immer Euch einfällt, malt gleich drauflos!

Wir freuen uns über alle Bilder, und die schönsten wollen wir in der Natur+Umwelt und im Internet vorstellen. Außerdem winken als Preise fünf Plüsch-Biber. Schickt Eure Bilder bitte an »Natur+Umwelt«, Stichwort Rätselbild, Dr.-JohannMaier-Straße 4, 93049 Regensburg, nu@bund-naturschutz.de. Bitte vergesst nicht Eure Adresse und Euer Alter. P.S.: Hier die Auflösung vom letzten Rätselbild: Gezeigt wurde der weit wandernde Distelfalter. Allen Einsendern vielen Dank fürs Mitmachen und den Gewinnern herzlichen Glückwunsch. Viel Spaß mit dem schönen Naturführer »Schmetterlinge« wünschen wir Sonja Ziegler, fünf Jahre, Samuel Brookman-Amissah, acht Jahre sowie Judith und Konstantin Lechner, neun und zwölf Jahre.

Landwirtschaft hautnah ­erleben

Praxiswissen für Gruppen und Zeltlager  9. bis 11. April (Osterferien) in Wartaweil am Ammersee Ein Tag als Landwirt, vom Melken in der Früh bis zur Vermarktung. Für Gruppenleiter und Interessierte, mit Kinderbetreuung. Anmelden bis 26. 03. 10, Preis 60 Euro (40 Euro für JBN-Mitglieder)

Aufmupf 2010

Mupft auf, und weckt, was in euch steckt!  25. bis 28. Mai (Pfingstferien) in Wartaweil am Ammersee Hier gibt’s Survival-Training: ­Spuren lesen, Feuer machen, Flöße bauen, eine Nacht unter freiem Himmel. Nach diesen drei Tagen seid Ihr offiziell eine richtige Müpfe-Gruppe, so heißen JBN-Gruppen der 12- bis 15-Jährigen. Anmelden bis 04. 05. 10, Preis 90 Euro (80 Euro für JBN-Mitglieder)

Infos, Anmeldung und das neue Jahresprogramm JBN, Trivastraße 13 80637 München Tel. 0 89-15 98 96-30 Fax 089-15 98 96-33 info@jbn.de, www.jbn.de

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DIE INFOECKE DER JBN | WWW.JBN.DE

Naturnahe Ufer Zwanzig Meter für mich


Grünen-Fraktionschef Daxenberger im N+U-Interview

»Steuergeld verbrannt, um Bauernverband ruhig zu stellen«

Foto: Grüne Bay. Landtag

Sepp Daxenberger ist für einen Grünen in Bayern unglaublich ­populär. Bei einer repräsentativen Umfrage von »Infratest Dimap« im Januar wurde er von allen Landespolitikern am besten bewertet. Das verleiht seinen Aussagen zu Landwirtschaft, Olympia und Verkehr besonderes Gewicht.

Foto: Peter Maszlen, Fotolia

Gib Gras Nach Ansicht Sepp Daxenbergers sollte Mais möglichst aus den Futter­ trögen der Kühe verschwinden und Wiesen nicht in Maisäcker verwandelt werden.

Herr Daxenberger, was tut Ihre Partei, um den Ökolandbau in Bayern weiter voranzubringen? Seit den 1980er-Jahren haben wir im Landtag immer wieder Anträge gestellt, um Bayern zum Feinkostladen Europas zu machen. Wir hätten dafür nicht nur die Voraussetzungen, sondern sehen im Ökolandbau auch die einzige Chance, bäuerliche Landwirtschaft zu sichern. Derzeit arbeiten wir ganz besonders daran, die Absatzmöglichkeiten von Ökoprodukten in Bayern zu verbessern, um über mehr Absatz mehr Landwirte zum Umstellen bewegen zu können. Die Agrarpolitik der Staatsregierung hat derzeit keine Kraft und keine Ideen. Die Bundesregierung hat Geld für die darbenden Milchviehhalter in Bayern bereitgestellt, 20 Euro pro Kuh und eine Grünlandprämie von 37 Euro je Hektar. Bringt’s das? Hier wird in erster Linie viel Steuergeld verbrannt, um den Bauernverband ruhig zu stellen. Der Nutzen für die bäuerliche Milchviehhaltung ist gering. Wir Grüne stehen hinter der flexiblen Mengensteuerung, besonders durch ökologische Auflagen. Milch sollte in erster Linie aus hofeigenem Futter erzeugt werden. Mais sollte aus der Futterration gedrängt werden. Um diese Ziele voranzutreiben, arbeiten wir an einem bayerischen Qualitätsmilchprogramm. Die Menschen wollen blühende Wiesen. Bekommen wir das mit den jetzigen Maßnahmen hin?

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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-10]

Der nach wie vor steigende Grünlandumbruch, vor allem für den Maisanbau, ist erschreckend. Durch Kürzungen von Umweltprogrammen für die Landwirtschaft wurde viel Grünland zerstört. Wir brauchen hier neue Anreizprogramme und Umbruchverbote, um Grünland zu schützen und zu stärken. Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner hat für die Zulassung weiterer gentechnisch veränderter Maissorten gestimmt. Seehofer und Söder haben sich vor der Landtagswahl für ein gentechnikfreies Bayern stark gemacht. Was werden Sie unternehmen, damit die CSU ihre Position hält, und wie können wir Druck auf Frau Aigner ausüben? Die aktuellen Beschlüsse und das Verhalten von Ilse Aigner zeigen, dass die Gentechnikkritik der CSU doch wohl nur dem Wahlkampf geschuldet war. Selbstverständlich werden wir weiter im Landtag daran arbeiten und die CSU immer wieder mit der Thematik konfrontieren. Vor allem aber brauchen wir viel Druck von den bäuerlichen Verbänden, den Umwelt- und Verbraucherinitiativen, damit unsere Arbeit im Landtag auch erfolgreich sein kann. Die Grünen haben eine Olympiabewerbung Münchens auf ihrem jüngsten Parteitag als unökologisch und klimafeindlich abgelehnt. Was wollen Sie für die Umsetzung dieses Beschlusses tun? Der Freistaat Bayern ist ja Mitglied in der Bewerbergesellschaft. Erst vor kurzem hat der Sportausschuss gegen die grünen Stimmen das Ja zur Bewerbung erneuert. Wir werden deutlich machen, dass solch große Sportevents niemals nachhaltig sein können und dass der Klimawandel endlich andere Tourismuskonzepte braucht, als einseitig auf Wintersport und zusätzliche Alpenerschließung zu setzen. Welches Konzept haben die Grünen für den Ausbau der Autobahn A8 (vgl. S. 30)? »Betonieren leicht gemacht mit Peter Ramsauer« scheint das Motto des neuen Verkehrsministers vor allem in Bayern zu sein. Wir setzen gegen den Vollausbau der A8 den flächenschonenden Anbau von Standspuren an die bestehende A8, die gleichzeitig für Lärmschutz sorgen. Diese Standspuren können bei Bedarf für den Verkehr freigegeben werden. Interview: Manfred Gößwald


Leben einhauchen Hier warten die Bäume und Tiere des Steigerwalds auf Sie. Mit Ihrer Unterschrift hauchen Sie ihnen Leben ein und spenden ein Stßck Sicherheit. Sagen Sie JA zum Nationalpark Steigerwald!

Region demnach einen gewaltigen wirtschaftlichen Auf­­schwung bringen.

Alte Buchenwälder: nur noch letzte Reste

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Taten tun Not. Die Kopenhagener Konferenz hat gezeigt, dass die Politiker kaum zum Handeln bereit sind. Auch die bayerische Staatsregierung schweigt zum Nationalpark Steigerwald. Umso wichtiger ist Ihr Beitrag: Treten Sie ein fĂźr mehr Arten- und Klimaschutz, unterstĂźtzen Sie die GrĂźndung eines Nationalparks im Steigerwald. Unterschreiben Sie jetzt auf der Postkarte am Ende dieses Hefts!

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Politik versagt, BĂźrger handeln

Unterdessen begann mit dem Jahreswechsel das internationale Jahr der biologischen Vielfalt. Zum Auftakt mahnte Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich mehr Artenschutz an: ÂťWir brauchen eine Trendwende. Jetzt unmittelbar und nicht irgendwann.ÂŤ Alte Buchenwälder wie der Steigerwald bergen eine groĂ&#x;e Artenzahl mit vielen gefährdeten Tieren wie Wildkatze und Mittelspecht. Zugleich sind diese Wälder stärker bedroht als der tropische Regenwald, weil von ihrer ursprĂźnglichen Fläche noch viel weniger Ăźbrig geblieben ist. Bayern trägt weltweit die Verantwortung fĂźr letzte Reste dieses Ă–kosystems. Ein Nationalpark Steigerwald wĂźrde hier und jetzt einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten. Zudem kĂśnnen naturnahe Wälder besonders viel Kohlenstoff speichern und damit den Klimaschutz effektiv voranbringen. Gerade nach dem enttäuschenden Klimagipfel in Kopenhagen stehen Deutschland und Bayern in der Pflicht, Waldnationalparke auszuweisen.

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www.Ja-zum-Nationalpark-Steigerwald.de

Die BN-Aktion fĂźr einen Nationalpark Steigerwald ist stark gestartet: Allein in den ersten beiden Monaten kamen Ăźber 3500 Unterschriften zusammen. Jetzt gilt es, die Aktion erfolgreich zum Ziel zu fĂźhren: 11 000 Unterschriften fĂźr 11 000 Hektar Nationalpark-Wald. Jede Stimme zählt. Unterschreiben Sie jetzt online oder auf der Postkarte in diesem Heft!

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Nutzen Sie das Online-Angebot der SteigerwaldAktion î Œ Mitmachen: Unterschreiben Sie online fĂźr den Nationalpark î Œ Staunen: Erleben Sie interaktive 360-GradPanoramen des wilden Walds î Œ Weitersagen: STEIGER-MĂ„N und Bildschirmpräsentationen zum Versenden Der STEIGER-MĂ„N tauchte Ende November in der NĂźrnberger FuĂ&#x;gängerzone auf (Bild), wo er fĂźr einen Nationalpark Steigerwald warb. Die Medienresonanz war riesig. Auch Kritik kam auf, der STEIGER-MĂ„N ­verunglimpfe die Steigerwäldler. NatĂźrlich ist der ­STEIGER-MĂ„N eine Kunstfigur und kein echter Bewohner des Steigerwalds. Ăœberzeugen Sie sich selbst, dass er einfach nur ein sympathischer Waldretter ist, der gerade bei jungen Naturfreunden gut ankommt. ­Werden Sie selbst zum STEIGER-MĂ„N, eigenes Foto hochladen, und los geht’s!

Nationalpark Steigerwald: Unterschreiben Sie jetzt!

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Foto: Lieber

Online aktiv werden

Unser Schatz braucht Schutz

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ährend die Aktion unter www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de seit Mitte November läuft (vgl. N+U 4-09), haben die BefĂźrworter eines Nationalparks nochmals deutlichen RĂźckenwind erhalten: Zwei Anfragen an den bayerischen Landtag ergaben Anfang Januar, dass Nationalparke mit einem wahren Geldsegen gefĂśrdert werden. Die Nationalparke Berchtesgaden und Bayerischer Wald erhielten in den letzten sieben Jahren 114 Millionen Euro aus der Staatskasse. Der bisher nur als Naturpark ausgewiesene Steigerwald musste sich in der gleichen Zeit mit 1,2 Millionen Euro zufriedengeben. Auch bei den Arbeitsplätzen sind die Unterschiede enorm: Im Nationalpark Bayerischer Wald verdienen 217 Menschen ihr Geld, fĂźr den Naturpark Steigerwald arbeitete 2009 eine Halbtagskraft. Hinzu kommen die positiven Effekte des Tourismus. Im Landkreis Freyung-Grafenau im Bayerischen Wald Ăźbernachteten 2008 1,7 Millionen, im Steigerwald-Landkreis Bamberg etwa 350 000 Besucher. Ein Nationalpark Steigerwald kĂśnnte den Menschen der

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www.Ja-zum-Nationalpark-Steigerwald.de


Foto: Mergner

Frust und Zuversicht: BN in Kopenhagen

Enttäuschung und neuer Mut sind aus Sicht des Bundes Naturschutz die b ­ e­­stimmenden Erfahrungen auf der Klima­ konferenz in Kopenhagen: Der BN und seine Jugendorganisation JBN waren bei der Konferenz mit einer kleinen Delegation

vertreten, der vom BN-Landesvorstand Hubert Weiger, Sebastian Schönauer, Richard Mergner und Martin Geilhufe an­ gehörten. Vom BN-Landesbeirat verstärkte Günther Witzsch, ein in internationalen Klimaverhandlungen versierter Berater, das Team. Dank des Engagements der JBN unterstützten ­außerdem 60 Jugendliche aus Bayern das Klimapiratenprojekt (vgl. S. B28) und die große Demonstration für ein gerechtes Klimaschutzabkommen. (Bild: stellv. BN-Vorsitzender Sebastian Schön­ auer, Umweltstaatssekretärin Melanie Huml, JBN-Vorstand Martin Geilhufe und

zwei Klimapiraten). Die BN-Vertreter führten eine Vielzahl von Gesprächen mit Po­ litikern, Medien und Mitstreitern des welt­ umspannenden Naturschutznetzwerkes Friends Of The Earth, dem auch der BN ­angehört. Den Ausschluss von Nichtregie­ rungsorganisa­tionen in den letzten Verhandlungstagen und das Scheitern der Konferenz aus nächster Nähe zu erleben, war frustrierend. Andererseits beeindruckte die Vielfalt der globalen Klimaschutzbewegung und ermutigte dazu, den Druck auf die Politik in Bayern und Deutschland bis zur nächsten Verhandlungsrunde so zu steigern, dass Deutschland eine wirkliche Vorreiterrolle im Klimaschutz einnimmt.

Röttenbach und Zirndorf: erfolgreich gegen Flächenfraß Ende September 2009 brachten zwei Bürgerentscheide, bei denen auch der Bund Naturschutz tatkräftig Stellung bezogen hatte, erfreuliche Ergebnisse: In Zirndorf im Landkreis Fürth stimmten die Bürger über die Zukunft des Altfeldes, eines klein strukturierten Gebietes im Osten der Stadt ab. Dabei traten knapp 67 Prozent für den Erhalt des Altfeldes ein. Das Gebiet sollte für 2700 Neu-

bürger bebaut werden, obwohl laut aktuellen Prognosen des bayerischen Landesamtes für Statistik im gesamten Landkreis bis 2028 nur mit 2000 zusätzlichen Einwohnern zu rechnen ist und etliche neue Wohngebiete leer stehen. Gegen einen geplanten Supermarkt am nördlichen Dorfrand von Röttenbach im Landkreis Höchstadt-Herzogenaurach

wandte sich bei einem Bürger­ entscheid eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent der Gemeindebürger (vgl. N+U 3-09). Der Bürgerentscheid war indes von Interessierten an dem EdekaZentrum initiiert worden – obwohl sich der Gemeinderat zuvor bereits mehrheitlich gegen eine Außenbebauung ausgesprochen hatte.

Prominenz und Aktionen: JBN-Vollversammlung

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Neben Differenzen wie bei der Atompolitik ergaben sich bei dem Zusammentreffen mit dem Umweltminister auch Gemein­sam­ keiten: Beifall fand seine klar ablehnende Haltung zum Donauausbau. In der Innenstadt von Nürnberg bildeten einige JBN-Aktive bei einem Theaterstück eine »menschliche Uhr«, die verdeutlichte, dass die Zeit für die Rettung des Klimas abläuft (Bild). Bei der

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-10]

JBN-Versammlung wurden zudem mit den Studentinnen Julia Wunderlich und Theresa

Bittschi zwei neue Mitglieder in den JBN-Landesvorstand gewählt.

Foto: Döring

Von 13. bis 15. November tagte in Nürnberg die Vollversammlung der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN). Mit dabei waren prominente Gäste wie der BN- und BUND-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger, mit dem die JBN-Aktiven über die umweltpolitische Lage nach der Bundestagswahl diskutierten. Die Laudatio für den ersten JBN-Preis für herausragende Pro­jektarbeit hielt der bayerische Umweltminister Dr. Markus Söder. Preisträger ist eine Erlanger Schulklasse, die im Juli 2009 den Aktionstag »Fahrrad sta(d)tt Auto« veranstaltete.


Metzger und Landwirte: Genuss ohne Gentechnik

Foto: Ammon

In Franken gibt es die reich­ haltigste Fleischwarenauswahl Deutschlands. Bei mehreren Metzgern in Mittelfranken kommt seit einiger Zeit ein besonderes Angebot hinzu: Sie verkaufen gentechnikfrei produziertes Fleisch, vor allem vom Schwein. Mit den zuliefernden Landwirten haben die

Metzgereien vertraglich vereinbart, dass jene ihre Tiere nur mehr gentechnikfrei füttern und die Belege für ihren Futtermitteleinkauf offenlegen. Im Gegenzug erhalten die Landwirte von den Metzgern einen Aufpreis für das Fleisch. Die Kunden müssen für die fränkischen Wurstspezialitäten

ohne Gentechnik trotzdem nicht mehr bezahlen. Der Bund Naturschutz unterstützte die Metzger dabei, ihre Lieferanten zu überzeugen, die Tiere mit gentechnikfreiem Futter zu füttern.

Neu und überzeugend: »Faire Milch« Pflanzen weltweit im Futtertrog landen, ist diese Ini­tiative für gentechnikfreie Fütterung ganz besonders wichtig, um den risikoreichen Gentechnikanbau zu vermeiden«, hebt BN-Landwirtschaftsreferentin Marion Ruppaner hervor. ­ rhalten die Verbraucher eine »Damit e echte, transparente Alternative beim Milcheinkauf. Nach Bio-Milch ist die faire Milch die zweitbeste Wahl.« Mehr Info: www.die-faire-milch.de

Foto: MVS Milchvermarktung

Der Bund Naturschutz begrüßt die neue »Faire Milch« der Milchverwertung Süddeutschland (MVS). »Die Milch bietet mit 40 Cent einen fairen Preis für die Bauern,« erklärt der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. Darüber hinaus bekommen die Kühe keine gentechnisch veränderten Futtermittel. 60 Prozent des Futters stammen von Wiesen, zu deren ­Erhalt der Kauf von »Fairer Milch« beiträgt. »Weil heute rund 80 Prozent der gentechnisch veränderten

Kirche und Stadt München: Rückenwind für Startbahngegner Ende 2009 erhielten die ­Gegner einer dritten Startund Landebahn am Münchner Flughafen, darunter ­ der Bund Naturschutz, tatkräf­tige Unterstützung: Im D ­ ezember bestätigte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, dass die katho­ lischen Kirchengemeinden im Erweiterungsgebiet des Flughafens ihre Grundstücke nicht an die Flughafen-Mün-

chen GmbH (FMG) verkaufen werden. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude und der Stadtrat bekräftigten, dass die Stadt München einer Umwandlung des städtischen Gesellschafterdarlehens in Höhe von 113 Millionen Euro in Eigenkapital nicht zustimmen werde. Die FMG hatte aber in der Gesellschafterversammlung Ende Juli 2009 verkündet, ohne

eine solche Umwandlung sei die dritte Start- und Landebahn nicht finanzierbar. Ude verlangte aufgrund der sinkenden Flugbewegungen ­außerdem ein Moratorium für die Flughafenerweiterung. Der Bund Naturschutz fordert angesichts dieser ­Entwicklungen erneut, die Flughafen­erweiterung endlich zu stoppen.

Links rechts unten www.ichundmeinauto.info Wer jetzt neue Sommerreifen kaufen will, sollte dabei auf die Spritbilanz der Modelle achten. Die Website hilft bei der Wahl des richtigen Reifens und gibt zudem Tipps zu Leichtlaufölen und Fahrverhalten.

www.kfw.de/infodienst Erfüllt man mit der energe­ tischen Sanierung seines Hauses oder seiner Wohnung den Standard eines KfW-­ Effizienzhauses, kann man zinsgünstige Darlehen oder ­Zuschüsse beantragen.

www.sonnenseite.com Neueste Meldungen, Buch-, TV- und Surf-Tipps: Mit seinem Nachrichtenportal bietet der bekannte Journalist Franz Alt ein stets topaktuelles Rundum-Angebot zu Umweltthemen.

[1-10] Natur + Umwelt BN-Magazin

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BN für verträglichen Ausbau von Wind- und Solarenergie

Sonnenernte: Vorrang für Dächer

Foto: Mergner

Nach intensiver Diskussion aktualisiert der BN seine Kriterien für die nachhaltige Nutzung von Wind und Sonne.

zung. Werden rechtzeitig Vorrang- und Tabuzonen ausgewiesen, lassen sich Konflikte weitgehend vermeiden. Durch sorgfältige faunistische Erhebungen und durch entsprechende Auflagen der Anlage (Auflagen zur Betriebseinschränkung oder Abschaltung bei begleitendem »monitoring« in sensiblen Zeiten und an sensiblen Standorten) muss die Beeinträchtigung von Vögeln und Fledermäusen minimiert werden. Insbesondere Windkraftwerke im Wald können aus Gründen des Artenschutzes besonders problematisch sein. Naturnahe Wälder scheiden daher fast stets aus.

Solarfelder nur nach strenger Prüfung

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nser heutiges Energiesystem in Deutschland bewirkt durch einen zu hohen Energieverbrauch große Schäden für Natur und Mensch. Doch es gibt umweltverträglichere Lösungen. Unsere Industriegesellschaft kann sofort völlig auf Atomkraft und in abDie Position im Web sehbarer Zeit auf fossile Energieträger verzichten und Die vollständigen die Energieversorgung mit nachhaltiger EnergieerzeuTexte der aktualigung sicherstellen. Aber auch erneuerbare Energie sierten BN-Positionen finden Sie unter muss so effizient und sparsam wie möglich genutzt werden. Gerade bei Windkraft und Solaranlagen muss www.bund-naturschutz.de/energie. außerdem die Standortsuche transparent sein, der Natur- und Landschaftsschutz ist besonders zu berücksichtigen. Der Landesbeirat im Bund Naturschutz hat sich aufgrund von Beschlüssen des BN-Landesvorstandes intensiv mit der Weiterentwicklung von Windkraft und solarer Stromgewinnung speziell durch Solarfelder in Bayern befasst. Nach Beteiligung aller Kreisgruppen hat der Beirat die bisherigen Positionen des BN bekräftigt und aufgrund der ökonomischen Entwicklung einige Modifikationen beschlossen.

Foto: Roggenthin

Windkraft nach Plan

Der Autor Richard Mergner ist BN-Landes­ beauftragter.

Der BN begrüßt die Nutzung der Windkraft als dezentrale, regenerative Energiequelle. Mit den Instrumenten der Landes- und Regionalplanung sowie der kommunalen Flächennutzungsplanung müssen geeignete Standorte für Ausschluss- und für Vorranggebiete festgelegt werden, in denen Windkraftwerke nach Einzelfallprüfung genehmigungsfähig sind. Nicht einmal jeder zehnte Standort, an dem es genügend Wind gibt, wird im Rahmen des BN-Energiekonzeptes benötigt. Eine fachlich abgesicherte und transparente Standortauswahl ist daher die entscheidende Grundlage für eine natur- und umweltverträgliche Windenergienut-

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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-10]

Der Bund Naturschutz favorisiert Solarstromanlagen auf Dächern sowie gebäudeintegrierte Anlagen. Diese bieten bei einer Anlagengröße bis 30 Kilowatt die Möglichkeit, den selbst produzierten Strom auch selbst zu verbrauchen und damit den Einstieg in eine tatsächliche dezentrale Stromversorgung. Die Nutzungsmöglichkeiten geeigneter Dach- und Fassadenflächen sind in den Städten und Gemeinden überwiegend noch lange nicht ausgeschöpft und sollten daher in einem Dachkataster erfasst werden. Solarstromanlagen auf Freiflächen können hingegen zum Eingriff in das Landschaftsbild, zu Flächenkonkurrenz mit der Lebens- und Futtermittelproduktion und zur Einzäunung der freien Landschaft führen. Der Bund Naturschutz fordert daher die Absenkung der Vergütung für Strom aus Freilandanlagen. Er akzeptiert Solarfelder unter bestimmten Voraussetzungen. Die BN-Aktiven vor Ort werden unter anderem gebeten darauf zu achten, dass die Suche nach möglichst verträglichen Standorten im Rahmen der kommunalen Landschaftsplanung mit Bürgerbeteiligung erfolgt und Ausschlussflächen für Solarfelder im Gemeindegebiet festgelegt werden. Eine Anbindung an bebaute Siedlungsgebiete ist anzustreben. Vorrang für Solarfelder haben bereits versiegelte Flächen wie Industriebrachen, Lärmschutzwälle und -wände, Autobahnböschungen, Mülldeponien und Ähnliches sowie kleinflächige Anlagen in unmittel­ barem Zusammenhang mit bestehender Bebauung. Ausschlussgebiete für Solarfelder sind für den BN insbesondere Nationalparke, Naturschutzgebiete, FFHGebiete, Landschaftsschutzgebiete in Naturparken, flächenhafte Naturdenkmale, Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten, besonders geschützte Biotope und Wiesenbrütergebiete. Richard Mergner


Ludwig Trautmann-Popp †

Trauer um Ludwig Trautmann-Popp

Seine Energie brachte die Wende

Am 31. Oktober 2009 starb völlig unerwartet Dr. Ludwig Trautmann-Popp. Mit ihm verliert der Bund Naturschutz, verliert Bayern seinen größten Experten und Kämpfer für die umweltfreundliche Energiewende. Hubert Weiger erinnert an seinen Weggefährten über Jahrzehnte. spielte die lange Zeit unterschätzte Energieeffizienz eine entscheidende Rolle. Dies frühzeitig erkannt zu haben, war ebenso Ludwigs Verdienst wie das stete Bemühen um Ausgleich zwischen Interessen einer erneuerbaren Energieversorgung und der Landschaftsästhetik. So stammt auch die aktualisierte BNPosition zu Windkraft und FreilandSolaranlagen (linke Seite), die diesen Ausgleich zum Ziel hat, noch überwiegend aus Ludwigs Feder. Mehr als 30 Jahre, seit Ende 1979, führte Ludwig Trautmann-Popp auch als ehrenamtlicher Vorsitzender die BN-Kreisgruppe Bamberg. Auch hier war die Energiewende ein Schwerpunkt. Ludwig konnte mit seinen Mitstreitern modellhafte Projekte wie Bürgersolardächer oder konzertierte Aktionen mit Banken und Innung zur Solarenergie auf den Weg bringen. Auch dank seines Organisationstalentes wurden wichtige Veranstaltungen wie der Bayerische Heimattag 1997 und der Deutsche Naturschutztag 2000 in Bamberg große Erfolge. Und was viele nicht wussten: Ludwig war auch ein großer Kenner der heimi-

schen Orchideen, die er auf naturkundlichen Wanderungen mit Begeisterung vorstellte. Ludwig Trautmann-Popp hat es wie kaum ein zweiter verstanden, in ganz Bayern und darüber hinaus ein Netzwerk von Energiefachleuten aufzubauen, die er über Jahrzehnte informiert, ausgebildet und motiviert hat. Sie werden seine Ziele weiterverfolgen. Gerade an seiner Person zeigt sich, wie wichtig Menschen im Bund Naturschutz sind, die sich über Jahrzehnte kontinuierlich engagieren; die in einer Zeit der kurzlebigen Medienthemen Ausdauer haben, das Ziel nie aus dem Auge verlieren und die sich selbst dem Allgemeinwohl verpflichtet fühlen. Ludwig Trautmann-Popp wird deshalb über seinen Tod ­hinaus als große Persönlichkeit im und für den BN wirken. Ich selbst habe mit ihm nicht nur einen jahrzehntelangen Mitarbeiter, sondern auch einen Freund ver­ loren, dem ich viel zu verdanken habe. Prof. Dr. Hubert Weiger, im Namen des Bund Naturschutz Landesvorstandes

Abschied

er heute durch Bayern fährt, den begleiten die Zeugnisse von Ludwig Trautmann-Popps erfolgreicher Arbeit auf Schritt und Tritt. Solaranlagen auf den Dächern, auch Windräder erzeugen umweltfreundlich Strom in einer Menge – und mit einem steilen Zuwachs – wie sie über Jahrzehnte von Politikern und Energiemanagern für unmöglich erklärt wurde. Ludwig Trautmann-Popp aber kannte das immense Potenzial der Erneuerbaren Energien, und als Wissenschaftler konnte er glaubhafte Prognosen errechnen. Dass heute in Bayern zwei Prozent der Energie allein mit dem angeblichen Randthema Photovoltaik erzeugt werden, für ihn war dies vorhersehbar. Und es ist zu einem großen Teil sein Verdienst. Der promovierte Kernphysiker Ludwig Trautmann-Popp glaubte auch nicht an das Märchen einer ­sicheren Nutzung der Atomenergie. Zum BN kam er über seinen Einsatz gegen das im Maintal bei Bamberg geplante AKW Viereth. Er organisierte mit mir 1976 die ersten großen Demonstrationen dagegen und arbeitete dann seit 1980 hauptamtlich beim BN. Besonders gefordert war sein Sachverstand beim Kampf gegen die WAA in Wackersdorf und der – soweit möglich – Bewältigung der Folgen der schrecklichen Katastrophe von Tschernobyl. Ludwigs Engagement gegen die atomaren Risiken überzeugte immer mehr Menschen; so konnte nicht nur die WAA, sondern auch das bei Viereth geplante Kraftwerk verhindert werden. Dabei kam ihm neben seinem Fachwissen auch die Fähigkeit zugute, seine Argumente ruhig, besonnen und stets ohne Polemik vorzutragen und selbst komplexeste Zusammenhänge verständlich zu erklären. Ludwig Trautmann-Popp gelang es aber nicht nur, durch unzählige Vorträge die Menschen in ihrem Einsatz zu unterstützen, sondern auch, die vielen Einzelbereiche der Energiethematik zusammenzuführen zu einer BN-Energievision. In dieser auf offiziellen Zahlen basierenden Vorstellung einer Versorgung ohne Atomkraft – und ohne Komfortverlust für die Menschen –

Foto: Maurer

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Wildpflanzen im Portrait

Konrad von Würzburgs »viol-pusch in merzen«, Goethes Gedicht »Das Veilchen« und viele andere Lyrik-Veilchen zeigen: Den deutschen Dichtern ist der Frühlingsbote Viola odorata besonders lieb.

Foto: privat

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Die Autorin Dr. Gertrud Scherf hat mehrere ­Pflanzenbücher verfasst.

abei hatte man die Heil- und Symbolpflanze erst im neunten Jahrhundert aus dem Mittelmeerraum in mitteleuropäische Klostergärten gebracht. Von dort gelangte sie in die heimische Flora und gesellte sich zu den anderen – duftlosen – Vertretern der Gattung Veilchen. Die niedrige Pflanze besiedelt lichte Laubwälder und Hecken, erscheint als nährstoffliebender Siedlungsbegleiter an Straßen- und Wegrändern, zwischen Pflastersteinen, auf Brachflächen oder als Wildkraut in Gärten. Mit seinen dunkelviolettblauen duftenden Blüten – duftlose, sich nicht öffnende erscheinen im Sommer – verkündet das Märzveilchen den wintermüden Menschen: Der Frühling ist da. Wie andere Frühblüher überdauert das Märzveilchen unterirdisch. In seinem Wurzelstock speichert es Nährstoffe und legt bereits im Herbst Sprosse und Blüten an. So kann es schon früh im Jahr vor allem Bienen und Hummeln Nahrung bieten. Später schleppen naschhafte Ameisen die Samen mit den eiweißreichen Anhängseln weg und verbreiten so die Pflanze.

Bücher von Gertrud Scherf

Mit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autorin im blv-Verlag einen ganz besonderen Naturführer veröffentlicht. 150 Arten stellt sie dort nicht nur mit ihren Merkmalen, sondern vor allem mit ihrer Bedeutung für den Menschen vor. ISBN 978-3-83540062-7, Euro 14,95. In dem neuen, wunderschön illustrierten Kinderkochbuch »Kessel, Feuer, Zauberstecken« zeigen der Fuchs Rainer und die Hexe Kathinka, wie spannend das Zubereiten gesunder Speisen sein kann. ISBN 978-3-934941-35-9, Euro 22,–. Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70, info@service.bund-naturschutz.de

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Zeichnung: Claus Caspari; BLV Buchverlag

Das Märzveilchen

Im Mittelalter wurde mancherorts das erste Märzveilchen feierlich begrüßt. Als bescheiden im Verborgenen blühende, aber köstlich duftende Pflanze war­ es auch Symbol der Gottesmutter Maria und erscheint als solches auf spätmittelalterlichen Tafelbildern, etwa dem um 1410 entstandenen »Paradiesgärtlein«. In der Antike galt das Märzveilchen als hilfreich gegen die Folgen von Alkoholmissbrauch, und Hildegard von Bingen empfiehlt »viola« gegen »Verdunkelung der Augen«. Bis in die jüngere Vergangenheit schätzte man den blauvioletten Veilchensirup gegen Husten sowie zur Schlafförderung. Die Schulmedizin kennt den Wurzelstock als auswurfförderndes Mittel. Veilchensaft war bereits im Mittelalter Speisenfärbemittel und noch in Kochbüchern des 19. Jahrhunderts findet man dafür Rezepte. Heute verwendet man das Märzveilchen erneut kulinarisch: die Blüten als essbare Speisendekoration und zur Aromatisierung von Süßspeisen, Honig, Essig und Öl, die jungen Blätter in Wildsalaten und Wildgemüse. Seine Treue zum Menschen und dessen Siedlungen wird dem Märzveilchen oft schlecht gelohnt – wenn »Unkräuter« im Siedlungsbereich mechanisch oder chemisch attackiert, wenn sämtliche Freiflächen in Dorf oder Stadt mit Pflaster oder Asphalt überdeckt, wenn in Gärten keine Wildkräuter geduldet werden. Damit beraubt der Mensch die Wildtiere und sich selbst. Schon vor Jahrzehnten hat der Bund Naturschutz auf die Bedeutung der Wildpflanzen im Siedlungsbereich hingewiesen, ihre besondere Ästhetik aufgezeigt und für ihren Schutz geworben. Leider sind Aufklärungsarbeit und Aktionen keineswegs überflüssig geworden. Dr. Gertrud Scherf

Vorsicht beim Bärlauch Sammeln

Bald sprießen wieder die aus gesundheitlichen und ­kulinarischen Gründen geschätzten Blätter des Bärlauch. Doch unsachgemäßes Sammeln führt leider immer wieder zur Zerstörung von Bärlauchbeständen – und zu gefährlichen Verwechslungen mit Giftpflanzen. Wenn Sie selbst sammeln möchten, beachten Sie bitte unsere Tipps unter www.bund-naturschutz.de/magazin.


Foto: Wolfgang Willner

Früher ein vertrauter Anblick, heute seltenes Glück: eine blühende Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris). Wir setzen uns dafür ein, dass unser aller Welt bunt und lebendig bleibt. Bund Naturschutz.

Aller Arten Welt


BN kämpft für maßvollen Ausbau der A8

IM PROFIL

Vier plus zwei, das reicht!

Foto: Alfred Schellmoser

Bilderbuch-Bayern in Gefahr Durch den Vollausbau der A8 würde die jetzt zum Teil noch halbwegs landschaftsangepasste Autobahn doppelt so breit. Enorm viel Fläche des wunderbaren Chiemgaus verschwände unter Beton, und mit ihr unzählige Bäume, die den Menschen Lärm- und Sichtschutz bieten.

Foto: privat

Lärmschutz ist überfällig, und Standspuren für die Sicherheit sind sinnvoll. Aber ein Maximalausbau kann in Zeiten des Klimawandels und leerer Kassen keine Lösung sein – wenn’s mit Tempolimit genauso geht.

Kurt Schmid

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Foto: Schmid

enn es nach den Wunschvorstellungen vieler Politiker geht, soll der »Betonkurs« beim Jetzt protestieren Unterschreiben Sie Neu- und Ausbau von Straßen ungegen den Maximal- gebremst weitergehen. Nach wie ausbau der A8. Lisvor werden überzogene, überflüssiten finden Sie unter ge und in ihren Auswirkungen verwww.rosenheim. heerende Projekte vorangetrieben. bund-naturschutz. Seien es Staatsstraßen im Bayeride (Brennpunkte schen Wald, die als Bundesstraße vor Ort) oder www. traunstein.bundgetarnte Autobahn B15 neu oder naturschutz.de der geplante Ausbau der A8 von Ro(Verkehr, Downsenheim bis zur Landesgrenze. loads A8). Dieser Abschnitt soll von vier auf sechs Fahrstreifen plus zwei Standspuren erweitert werden, auch im Landschaft Hinblick auf Münchens Olympiastatt Beton Im Mai vergan­ pläne (N+U 4-09). Der BN-Landesgenen Jahres verband und die betroffenen Kreis­konfrontierten in gruppen Rosenheim, Traunstein Traunstein Gegner und Berchtesgadener Land fordern des A8-Ausbaus stattdessen ein generelles Tempo­ ­Innenminister ­Joachim Herrmann limit. Auch der BN erkennt an, dass durchgehende Standspuren notmit ihren Forderungen. wendig sind und selbstverständlich ein optimaler Lärmschutz. Zur Bewältigung der bestehenden und prognostizierten Verkehrsmengen wäre aber, selbst bei Verkehrs­

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spitzen zu Urlaubszeiten, eine maßvolle L ­ ösung ausreichend. Dass dies möglich ist, zeigt eine vom BN in Auftrag gegebene Studie. Der Verkehrsexperte Dr. Ditmar Hunger weist darin nach, dass bei entsprechenden Geschwindigkeitsbeschränkungen der vorgesehene Ausbau nicht erforderlich ist und höchstens im westlichen Abschnitt die Konzeption der Standspuren als zuschaltbare Fahrsteifen erforderlich sein könnte. Die Forderung des BN, mehrerer Bürgerinitiativen und vieler anderer lautet daher klar: »4 + 2 das reicht!« Auch mehrere Kommunen plädieren für Tempolimits und wollen primär einen optimalen Lärmschutz für die Menschen und nicht unbedingt sechs Fahrstreifen. Die Autobahndirektion bleibt aber bisher dabei, dass es umfassenden Lärmschutz nur beim Maximalausbau gibt und für die »Fernautobahn« A8 kein generelles Tempo­ limit festgelegt werden könne. Die Ausbaubefürworter hoffen jetzt natürlich darauf, dass der neue Bundesverkehrsminister Peter Rams­ auer (CSU) so schnell wie möglich »grünes Licht« gibt. Der BN wird ihn daher mit einer entsprechenden ­Aktion empfangen, wenn er Anfang März nach Rosenheim kommt. Kurt Schmid

Für den Biologen Kurt Schmid ist die Bewahrung der Vielfalt des Lebens das zentrale Anliegen seiner Arbeit: »Für mich kam nie ein anderes Studium in Frage, und ich bin sehr stolz, dass ich mich beim größten bayerischen Naturschutzverband für die Bewahrung der Biodiversität einsetzen kann.« Der heute 56-Jährige ist seit 1991 als Regionalreferent für die Betreuung der Kreisgruppen in Niederbayern und Südost-Oberbayern zuständig. Gerade in dieser Funktion hat man es zwar mit den verschiedensten Bereichen des Umweltschutzes zu tun – aktuell etwa mit dem geplanten Ausbau der A8 – es geht dabei aber fast immer auch um Lebensräume und Arten. Daneben ist ihm der Widerstand gegen die Agro-Gentechnik besonders wichtig; seit vielen Jahren wirkt er im Fachbereich Gentechnik des BN mit. Die Wurzel seiner Begeisterung für die Natur geht in die Kindheit zurück. Er wuchs in einem kleinen Dorf im Dachauer Hinterland auf, sein Hauptinteresse galt schon immer den Tieren und Pflanzen. Im Weichser Moos, das heute FFH-Gebiet ist, erlebte er, wie in den 60erJahren der Maisanbau immer weiter in die Feuchtwiesen vordrang und die Wiesenbrüter seltener wurden. Geprägt haben ihn auch die Berichte von Horst Stern oder die Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald. Für die Umweltschutzarbeit beim BN lernte er dann sehr viel durch die direkte Zusammenarbeit mit dem dama­ ligen Landesbeauftragten Hubert Weiger. Ihr direkter Draht zu Kurt Schmid: Tel. 089 - 54 82 98 - 88, kurt. schmid@bund-naturschutz.de


Dank an Dr. Peter Streck

Mit der Wahl eines neuen Vorsitzenden ging in der BN-Kreisgruppe Regensburg im Herbst 2009 eine Ära zu Ende: Dr. Peter Streck, der die Kreisgruppe mit aufgebaut und über 30 Jahre mit geleitet hatte – davon 24 Jahre als Vorsitzender –, gab das Amt weiter. Der neue Vorsitzende ist Raimund Schoberer. Für seine großen Verdienste erhielt Streck die goldene Vereinsnadel. er Landesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger dankte Streck nach der Wahl des neuen Vorstands bei der Jahreshauptversammlung im Oktober 2009 für sein außer­ gewöhnliches Engagement und überreichte ihm die goldene Vereinsnadel des Bundes Naturschutz. Über seinen Einsatz als langjähriger Kreisgruppenvorsitzender hinaus hatte sich Peter Streck in verschie-

Foto: Willner

Achtung Fledermäuse: Im letzten Sommer ist in Weiden offensichtlich der Abriss einiger alter Gebäude einer Kolonie Zwergfledermäuse (Bild) zum Verhängnis geworden. Diese flüchteten unbemerkt durch ein offenes Fenster in den Computerraum der benachbarten Volkshochschule und krochen dort in einen hohlen Metallträger. Weil die Schule während der Fe­

denen Positionen des Verbandes auf Landes- und Bundesebene engagiert, etwa im BN-Landesbeirat, als Beisitzer und als Schatzmeister im BN-Landesvorstand und im Bundesverband als BN-Delegierter. Dank Strecks Hartnäckigkeit konnte der Bund Naturschutz in der Stadt und im Landkreis Regensburg

rien geschlossen blieb, wurde das Versteck zu einer Todesfalle. Fazit: Auch in der Stadt sollten keine alten Häuser ohne prüfenden Blick auf Dachböden und in Fenster­ nischen abgerissen werden, um das Leben dort eventuell lebender ­Fledermäuse retten zu können. Klimaschutzwoche: Im September 2009 sensibilisierte die BN-Ortsgruppe Beratzhausen im Landkreis Regensburg die Bürger des Ortes mit einer Klimaschutzwoche für das Thema Klimawandel und gab ihnen praktische Tipps zum Energiesparen an die Hand. Zu der Aktionswoche gehörten Filme, ein Spieleabend, ein Trommel-Work-

Foto: Pöppel

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shop (Bild), ein Fest und eine Demo. Alle Teilnehmer konnten mit einem Energiesparpass Punkte sammeln, indem sie zuhause beispielsweise alle unbenutzten Elektrogeräte abschalteten oder zu Fuß einkaufen gingen. Der Gewinner mit den meisten Punkten durfte sich über eine Familien-Kutschfahrt freuen. Aus dem ImbissVerkauf finanzierte man zudem vier Solarkocher für Simbabwe.

Hand in Hand für die Natur Mit seiner Frau Janna an seiner Seite setzt sich Dr. Peter Streck für die Naturschönheiten des Landkreises Regensburg und weit darüber hinaus ein. Das Bild entstand im Otterbachtal, in dem die Kreisgruppe ein wertvolles Biotop ankaufte.

Grenzüberschreitend: Im Rahmen der »Bayern Tour Natur« trafen sich Ende September 2009 Mit­ glieder der Kreisgruppen Cham und Schwandorf mit tschechischen Naturschützern am Grenzübergang bei Schwarzach zu einer gemeinsamen Exkursion. Im Mittelpunkt des Erfahrungsaustausches standen die Bestandsentwicklung bedrohter Arten in der grenzübergreifenden Biotopverbundachse Schwarzachtal ebenso wie die Gefährdungsrisiken für das FFH-Gebiet durch unkontrollierten Grenzverkehr, den umstrittenen Staatsstraßenausbau und eine geplante Kläranlage.

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NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: privat

Kreisgruppe Regensburg

bei überregional bedeutsamen Eingriffen in die Landschaft wie beim Donauausbau und dem Kalkabbau an Brandlberg und Greifenberg wichtige Erfolge erzielen. Von seiner Fähigkeit, komplizierte Sach­ verhalte verständlich zu erklären und strategische Allianzen zu schmieden, profitieren viele bedrohte Pflanzen und Tiere, für die er in den Naturschutzgebieten am Brandlberg, am Greifenberg und am Hutberg wertvolle Lebensräume sicherte. Hoch aktuell ist sein Einsatz für das Naturschutzgebiet Höllbach, bei dem Wasserkraftnutzung und Naturschutz im Konflikt stehen (s. N+U 2-09). Auch den Umzug der BN-Landesgeschäftsstelle von München nach Regensburg Ende der 90erJahre stieß Streck mit einem Mietangebot des Bezirks Oberpfalz entscheidend an. Zusammen mit Hans Lengdobler wird Streck seine unschätzbare Erfahrung noch für einige Zeit als stellvertretender Kreisgruppenvorsitzender einbringen. Der neue Vorsitzende Raimund Schoberer, 43, ist Diplom-Bauingenieur. Er koordiniert bei der Oberpfälzer Regierung die Gewässernachbarschaften in Bayern, ein Programm, das die Kommunen bei der Betreuung der kleineren Flüsse und Bäche in ihrem Gebiet unterstützt. Helmut Schultheiß (hl)


Foto: Willner

Foto: Frey

Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu

Liftbetreiber wollen seit Jahren die Skigebiete Grasgehren und Riedberger Horn in den Gemeinden Obermaiselstein und Balderschwang verbinden. Allerdings ist das betroffene Gebiet durch den »Alpenplan« des Landesentwicklungsprogramms streng geschützt und dient dem Birkhuhn und anderen bedrohten Tierarten als Refugium.

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eit 1972 sorgt der Alpenplan als Instrument der Landesplanung für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erschließungs- und Ruhezonen. 43 Prozent des bayerischen Alpenraumes sind als Ruhezonen der Kategorie C klassifiziert, in denen der Bau von Straßen und Seilbahnen verboten ist; diese ­Gebiete sollen dem Naturschutz und der naturnahen Erholung zur Ver­fügung stehen. Bisher wurde diese Zonierung bei Planungen ­ eachtet. Kommen nun die strikt b Lift­betreiber mit ihren Plänen durch, droht ein Präzedenzfall, denn es würde erstmals ein Gebiet

Gefürchtet: Anfang Oktober 2009 protestierte der Bund Naturschutz gemeinsam mit Unternehmern und anderen Verbänden in Augsburg vor dem Sitz der Industrieund Handelskammer (IHK) Schwaben gegen deren Pro-Atomkurs. Wenige Tage nach der Bundestagswahl hatte die IHK zu einem »Umwelt- und Energie­­po­ dium« geladen, das zur AtomkraftWerbeveranstaltung geriet – keiner der Referenten stand für Energieeffizienz und Erneuerbare Ener­ gien. Die IHK hat nun zugesagt, bei künftigen Veranstaltungen für eine ausgewogenere Besetzung zu sorgen.

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der Zone C mit Skiliften erschlossen. Dafür müsste das für die Landesplanung zuständige bayerische Wirtschaftsministerium zunächst ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren durchführen und dieses dann positiv bescheiden. Dabei ist das Gebiet um das Riedberger Horn aus gutem Grund eine Ruhezone. Hier befindet sich eine der wichtigsten Birkwild-Populationen innerhalb der westlichen Allgäuer Alpen. Ein Eingriff hätte in großem Umkreis schwerwiegende Folgen für diese bereits im Rück-

Gefördert: Das Löffelkraut ist einer der Ureinwohner Bayerns und kommt weltweit nur im bayerischen Voralpenraum vor. Einer der Verbreitungsschwerpunkte liegt im nördlichen Allgäu. Um den Bestand zu sichern, führen die BN-Kreisgruppen Unter- und Ostallgäu in diesem Jahr ein von der Regierung von Schwaben gefördertes Biodiversitätsprojekt durch. Ziel ist es, den deutlichen Rückgang der Pflanzen und ihrer Wuchsorte zu stoppen. Ausgezeichnet: Die Vorsitzenden der BN-Kreisgruppen KaufbeurenOstallgäu und Lindau, Josef Kreuzer und Erich Jörg (s. Fotos, v. li.),

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Foto: KG Ostallgäu

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Bedrohtes Birkwildparadies Das Riedberger Horn (hier Blick vom Grasgehrenkessel) ist einer der letzten Rückzugsräume für den bedrohten Birkhahn im Allgäu.

gang befindliche Rauhfußhuhn-Art. Außerdem würden mit dem Liftbau geschützte Biotopflächen und wertvoller Bergwald zerstört. Über den unverantwortlichen Eingriff informierte der Bund Naturschutz zusammen mit der Alpenschutzkommission CIPRA und deren weiteren Mitgliedsverbänden bereits Wirtschaftsminister Zeil, dessen Ministerium die Entscheidung über eine mögliche Abweichung von den ­Zielen des Landesentwicklung­ sprogramms obliegt. Um für die im späten Frühjahr erwartete Verfah­ rens­auseinandersetzung mit den Liftbetreibern gerüstet zu sein, stellt der BN derzeit die fachlichen Grundlagen für den Erhalt des Schutzgebiets zusammen und bemüht sich um Aufklärung. Thomas Frey (asw)

Foto: KG Lindau

Angriff auf den Alpenplan

wurden Mitte November für ihren langjährigen Einsatz für Natur und Umwelt geehrt. Kreuzer erhielt die Auszeichnung im Namen des bayerischen Umweltministers Markus Söder von Regierungspräsident Karl Michael Scheufele für sein Engagement für den BN und die Umweltbildung an schwäbischen Schulen. Jörg bekam die Verdienstmedaille des Landkreises Lindau überreicht.

Gegründet: Seit 1. Dezember 2009 gibt es im Landkreis Günzburg die neue BN-Ortsgruppe Ichenhausen/Unteres Günztal. Alexander Ohgke wurde zum ersten, Bruni Hildebrand zur zweiten Vorsitzenden gewählt. Als Beisitzer fungiert Dieter Blösch. Die Ortsgruppe geht aus dem gemeinsamen Kampf gegen eine geplante Ortsumgehung in den Günzauen hervor, welche die Schutzgemeinschaft Hochwang zusammen mit der BN-Kreisgruppe Günzburg bisher verhindern konnte.


Ausgezeichneter Klimaschutz: Seit Mai 2008 bietet die Kreisgruppe Bad Kissingen privaten Hausbesitzern sehr preisgünstig Fotoaufnahmen mit der Wärmebildkamera an, um sie für gezielte Investi­ tionen in die Gebäudedämmung zu motivieren. Umweltminister Markus Söder zeichnete diese ­landesweit vorbildliche Initiative und den engagierten Einsatz der ehrenamtlichen Kamerateams Mitte Oktober 2009 beim AgendaWettbewerb »Gemeinsam für den

Kreisgruppe Aschaffenburg

Klimaschutz statt E.ON-Schmutz

Schlappe für E.ON: Beim Erörterungstermin für den Bau des RiesenKohlekraftwerks »Staudinger« im November konnten der Bund Naturschutz und seine Partner deutliche Planungsdefizite seitens E.ON ­belegen. Der Stromriese muss deshalb einige Gutachten nachliefern.

Foto: Kargl

Wer Kohle verbrennt … verheizt die ­Zukunft: Neue Kohlekraftwerke sind gesundheitsgefährdend, klimaschädlich und ­unnötig. Der BNLandesbeauftragte Richard Mergner (im Bild am Mikrofon) brachte den Protest vieler Bürger auf den Punkt.

deshalb, etliche Gutachten nachzuliefern. Sobald diese Gutachten vorliegen, prüft die Behörde, ob diese ausreichen, ob es eine weitere Anhörungsrunde geben wird und ob das Bauvorhaben angesichts der neuen Gutachten überhaupt ge­ nehmigungsfähig ist. Für den Bund Naturschutz steht fest, dass der neue Kraftwerksblock nicht ansatzweise die rechtlichen

Klimaschutz« mit dem zweiten Preis aus. Teilgenommen hatten weitere 108 Mitbewerber. Bio-Schaukochen: Die professionelle Bio-Schauküche der Kreisgruppe Würzburg war im Herbst 2009 eine der Hauptattraktionen der Mainfrankenmesse. Die kurzweilige Moderation und Interviews mit Ökolandbauexperten und Prominenten lockten zahlreiche Besucher an, denen zudem jede Menge Rezepte und Infomaterial über Ökolandbau, gesunde Ernährung und Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte geboten wurden. Daneben gab es eine Naturwerkstatt für Kinder und einen Infostand zu

Voraussetzungen für eine Genehmigung erfüllt und alle Klimaschutzziele auf den Kopf stellt. Angesichts wachsender Stromüberschüsse sollte E.ON den Kohlesaurier am besten gleich in die Wüste schicken. Helmut Schultheiß (hl)

Naturerlebniszielen in Unterfranken. »Autobahn gebaut – Heimat versaut«: Unter diesem Motto protestierten der BN Main-Spessart und eine Bürger­initiative Mitte Oktober 2009 in Karlstadt gegen die ­geplante autobahnähnliche Westumfahrung von Würzburg (vgl. N+U 3-08). Nach ­beeindruckenden Sachinformationen über den hohen ­Artenreichtum des betroffenen Gebietes verdeutlichten unter anderem der stellvertretende BN-Landesvorsitzende Sebastian Schönauer, der BNLandesbeauftragte Richard

Mergner und der BN-Kreisgruppenvorsitzende Erich Percher­ meier (Bild) in engagierten Redebeiträgen die vielfältigen Ablehnungsgründe für das politische Prestigeprojekt. Dabei verwiesen sie auch auf die negativen Erfahrungen beim Bau der A71.

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NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Fotolia.com / fotoflash

chon seit über zwei Jahren laufen die Genehmigungsverfahren für die Erweiterung des Kohlekraftwerks Staudinger an der hessischbayerischen Grenze (s. N+U 3-09). Den Erörterungstermin für den neu geplanten Kraftwerksblock 6 nutzte im November 2009 auch der Bund Naturschutz – zusammen mit dem BUND Hessen und Aktiven der örtlichen Bürgerinitiativen –, um öffentlich gegen dieses klimafeind­ liche Großprojekt zu protestieren. Bei der neuntägigen Verhandlung deckten die Rechtsanwältin Ursula Philipp-Gerlach sowie mehrere Fachgutachter die Planungsdefizite und die vielfachen Gefährdungs­ risiken auf. E.ON konnte weder belastbare Modellrechnungen über die Schadstoffausbreitung an den Hanglagen des Spessarts vorlegen, noch hatte der Stromriese die Auswirkungen von Schadstoffimmissionen auf umliegende FFH-Schutzgebiete und die Säurebildung oder -verbreitung in den Kühlturmschwaden ausreichend untersucht. Der drohende Quecksilberaustrag in den ohnehin schon hoch belasteten Main würde zudem gegen europäisches Wasserrecht verstoßen. Als ein Ergebnis des Erörterungsverfahrens verpflichtete das Regierungspräsidium Darmstadt E.ON

Foto: Dill

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Kreisgruppe Miesbach

Fotos: Böhner

Milch kommt aus der Fabrik. Oder?

Milch, Butter, Fleisch und Brot kommen für viele Kinder schlicht aus dem Supermarkt oder der Fabrik. Dass Milch aber eigentlich »aus der Kuh« kommt und Lebensmittel direkt vom Erzeuger besser schmecken, bringt die BN-Ortsgruppe Otterfing Kindern bei erlebnisreichen Ferientagen auf einem Bio-Bauernhof näher.

Biber contra Fisch? In den Isarauen nördlich von München, einem ­europäischen Schutzgebiet, fühlt sich auch der Biber wohl – und mit ihm die Fluss-Aue. Durch Biberdämme verweilt das Wasser länger in der Aue, womit ein Stück Wildnis zurückkehrt. Das freut sowohl Graureiher, Eisvogel und Waldwasserläufer als auch die Revierförsterin. Doch 2009 wurden über ein Dutzend Biberdämme illegal herausgerissen. Fische kämen

Foto: Willner

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

tterfing liegt zwar im Einzugsbereich von München, hat sich aber noch seinen ländlichen Charakter bewahrt. Auf dem Arche-Hof von Georg und Anja Schlickenrieder am Ortsrand von Otterfing leben bedrohte Haustierrassen wie Murnau-Werdenfelser Kühe, Bunte Bentheimer Schweine und Appenzeller Barthühner. Hier lernen ­Kindergruppen das Leben und die Arbeit auf dem Bauernhof kennen. Im August 2009 verbrachten 34 ­Kinder und zehn Betreuer drei abwechslungsreiche Tage auf dem Bauernhof. Zu Beginn lernten die Kinder bei einer Führung den Betrieb mit seinen Tieren, den Weiden und Ställen sowie dem offenen Stallkonzept kennen. In den folgenden Tagen halfen die Kinder mit,

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Kühe, Schafe und Schweine zu füttern und Kälber zu tränken. Sie ­misteten die Ställe aus, entfernten auf der Weide Unkräuter, ernteten Himbeeren, stellten Butter her, buken ihr eigenes Brot und filzten mit der Bergschafwolle vom Hof. Insgesamt verbrachten bereits 130 Kinder ihre Ferien auf dem ­Arche-Hof. Besonderen Spaß haben sie bei der Stallarbeit, im Umgang mit den Tieren und beim Übernachten im Zelt. Ein Highlight ist natürlich die Geburt eines Kälb-

durch den Dammbau des Bibers zu Schaden, hieß es, doch Belege für diese »Schäden« konnte niemand benennen. Tatsächlich dürften sich Fischarten an den unter Wasser gesetzten Auenbereichen und neuen Strukturen freuen. Dass der Fischreichtum an Bibergewässern steigt, ist mehrfach nachgewiesen. Der Bund Naturschutz und die Untere Naturschutzbehörde konnten mit zahlreichen Gesprächen weitere zerstörte Biberdämme verhindern. Natur statt Schneekanonen: Anfang Dezember 2009 fand in Garmisch-Partenkirchen das BN-Seminar »Wintersport in Zeiten des

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chens. Nicht zuletzt schmeckt den Kindern das Essen ganz besonders gut. Diese praktische Art der Umweltbildung hinterlässt bleibende Eindrücke und wird hoffentlich auch spätere Entscheidungen beeinflussen. Wer mehr wissen oder seinen Kindern ebenfalls einen Urlaub auf dem Bauernhof gönnen möchte, ­erhält bei der BN-Ortsgruppe Otterfing alle Infos: Tel. 0 80 24 - 27 84, heho.boehner@t-online.de Horst Böhner (hl)

Foto: fotolia.com / Strasser

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Erlebnis Bauernhof Nicht nur für Kinder lehrreich: Einmal sehen, woher Milch und Fleisch kommen und was Tierhaltung auf einem Bauernhof bedeutet. Wer das direkt erfahren hat, schätzt den Wert von Lebensmitteln höher ein.

Klimawandels« statt. Neben den Vorträgen zur Münchner OlympiaBewerbung fanden insbesondere die Vorträge zur Zukunft des Wintersports in den Alpen großes Interesse. Klares Fazit der Referenten und auch der meisten Teilnehmer: Angesichts des Klimawandels liegen die Chancen des Tourismus nicht in der weiteren Aufrüstung für den Skisport, sondern in der Betonung von Themen, die die Urlauber auch zunehmend suchen: Entspannung, Ruhe, Auftanken, Sonne und Wärme, Natur erleben, sich verwöhnen lassen, ausruhen. Seminarvorträge unter www.bund-

naturschutz.de/fakten/alpen bei »Aktuelles«. Keine Entwarnung: Mitte Dezember 2009 hat die Autobahndirek­ tion Südbayern neue Zwischen­ ergebnisse zur Machbarkeitsstudie für die A99 Süd präsentiert. Obwohl die Planer von unerwünschten raumstrukturellen Risiken sprachen und mögliche Entlastungseffekte unter zehn Prozent liegen würden, wurde das Bauvorhaben nicht gestoppt. Der BN sieht sich in seiner Kritik gestärkt und fordert erneut ein sofortiges Ende der Planung. Mehr Info: www.bn-muenchen.de/a99sued/ index.shtml


Kreisgruppe Neustadt/Aisch – Bad Windsheim

Foto: KG Herzogenaurach

ei der Kartierung von Stein­ krebsen wurden damals in zwei Bächen auch Bachmuscheln ge­ funden. Nach der Erfassung des Be­ stands entstand vor Ort ein Bündnis aus Gemeinde, Landschaftspflegeverband Mittelfranken, Lokaler Aktionsgruppe Südlicher Steigerwald und dem Bund Naturschutz vor Ort. Schnell stand fest: Ein effektiver Schutz der Muscheln war nur durch den Ankauf der an die Gewässer grenzenden Grundstücke gewährleistet, denn der Eintrag von Düngeund Spritzmitteln beeinträchtigt ­ die Mollusken, und durch das Einschwemmen und Ablagern von Erde im Bachbett sterben die nur wenige Millimeter großen Jung­ muscheln ab. Am besten gedeihen sie in kühlen, sauerstoffreichen und schadstoffarmen Gewässern mit differenzierter Fließgeschwindig-

Tierische Premiere: Im Sommer 2009 beweideten in Herzogenaurach erstmals Islandpferde das Niederndorfer Biotop. Das drei Hektar große Areal wird seit 1982 von der BN-Orts- und der Kreisgruppe gepflegt. Seit 2003 weiden auf der Fläche zweimal jährlich Schafe, doch verschmähten diese das Landreitgras, das sich so ungehindert ausbreiten und andere Arten verdrängen konnte. Islandpferde dagegen fressen diese harte Grasart. Der BN gewann private Pferdehalter für das Vorhaben, ihren Vierbeinern eine Sommer­ frische im Biotop zu gönnen. Die

keit. Weil die Muschel zur Vermehrung auf Wirtsfische wie Aitel und Dreistacheligen Stichling angewiesen ist, in deren Kiemen sich die Larven festklammern, muss weiter die Durchgängigkeit der Gewässer für diese Fischarten verbessert ­werden. Mit dem Erwerb von drei Hektar Uferstreifen gelang es dem BN, einem Bach Platz für seine ­Dynamik zu geben. Die Projektbetreuung ist durch das »BayernNetzNatur« sichergestellt. Die intensive Arbeit vor Ort zeigt erste Erfolge, der Bestand hat sich in den letzten sechs Jahren verdoppelt. Muscheln und Schnecken stehen auch im Mittelpunkt eines weiteren Projekts, der Kartierung der Süß-

genügsamen Isländer fühlten sich dort sehr wohl (s. Foto). So konnten die Artenvielfalt gestärkt und die Problemart Landreitgras eingedämmt werden. TermiNature: Fachlich unterstützt von der BN-Ortsgruppe Roßtal drehten Schüler der Fach- und Berufsoberschulen in Ansbach einen Umweltfilm. Der etwa 20-minütige Streifen soll für Umweltthemen sensibilisieren und greift persiflierend auf die Figur des Terminators zurück: Spezialagent Karl Ries wird aus der Zukunft in die Gegenwart gebeamt, um die attraktive Sandra vor dem Maschinenmenschen »TermiNature« zu retten.

wassermollusken in den Gräben des Aischtals. Die Ansprüche dieser Weichtiere an ihren Lebensraum sind sehr verschieden: Während zum Beispiel die Moosblasenschnecke (Aplexa hypnorum) trockenfallende Gräben braucht, ist die Scharfe Tellerschnecke (Anisus vortex) auf beständig vorhandenes Wasser angewiesen. Bislang wurden in rund 40 Kilometer Gräben 21 Schnecken- und neun Muschel­ arten erfasst, von denen einige auch auf den aktuellen Roten Listen ­Bayerns und Deutschlands stehen. Karin Eigenthaler (asw)

Dieser soll Sandra im Auftrag eines Wasser- und Energiekartells eli­ minieren, das sich durch deren künftige Tochter, eine Umwelt­ aktivistin, gestört fühlt. Beim Schüler-Filmwettbewerb des Magazins Focus erhielt der Film Ende September 2009 den vom Cornelsen Verlag gesponserten Sonderpreis für Medien und Gestaltung und soll nun an interessierte ­Schulen verteilt werden. Kontakt: BN-Kreisgruppe Fürth-Land, Tel. 0 91 03 -18 94, bnfueland@gmx.de. Wildnis 2010: Anlässlich des Staatsempfangs für den runden Tisch der UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« Mitte

Effektiver Schutz Entlang der renaturierten Bach­ abschnitte wurden Erlen gepflanzt, um später den Bach zu beschatten und so das Wasser für die jungen Bachmuscheln kühl und sauerstoffreich zu halten.

November in München überreichte Projektleiter Dr. Gerhard ­Brunner das neue BN-Programm »Sehnsucht Wildnis 2010« an ­Umweltstaatssekretärin Melanie Huml und Kultusstaatssekretär Dr. Marcel Huber. Brunner und sein Team bieten für alle Schulen im Raum Nürnberg – Fürth – ­Erlangen lehrplanorientierte Naturexkursionen an. (im Bild: BNBildungsreferentin Ulrike SacherLey, Marcel Huber, Melanie Huml, BN-Vorsitzender Hubert ­Weiger, Gerhard Brunner)

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NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

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Foto: Landesamt für Wasser

Ein Bündnis aus Naturschützern, Landschaftspflegern und Kommunen kümmert sich seit einigen Jahren um den Erhalt der Bachmuschel (Unio crassus) und weiterer Weichtiere in der Aisch und ihren Nebenläufen. Seit Projektbeginn 2003 hat sich der Muschelbestand verdoppelt.

Foto: KG Neustadt/Aisch – Bad Windsheim

Erfolgreich für Süßwassermollusken


Kreisgruppe Hof

Biodiversität ohne Grenzen

I

hren Verbreitungsschwerpunkt hat die Flussperlmuschel im öst­ lichen Landkreis Hof – dort liegt das größte mitteleuropäische Vorkommen. Mit etwa 300 Millionen Jahren ist sie eine der ältesten lebenden Tierarten auf der Erde. Sie kann bis zu 120 Jahre alt werden und jährlich bis zu vier Millionen Junge bekommen. Vor hundert Jahren lebten noch mehrere Millionen Flussperlmuscheln in den Bächen Nord-

Stopp im Vorfeld: Die Aktionen gegen die von der Autobahndirektion Nordbayern geplante Tankund Rastanlage Staffelbach an der A70 waren erfolgreich. Die BNKreisgruppe Bamberg hatte den Kampf der örtlichen Bürgerinitia­ tive und der Gemeindeverwaltung unterstützt. Nachdem zunächst der Kreistag gegen die Anlage gestimmt hatte, folgte die Nachricht, dass die Planungen derzeit nicht weiter verfolgt werden. Bäume ohne Schutz: Anfang ­Dezember 2009 wurden auf dem Albertsplatz im Rahmen der Neugestaltung der Coburger Ketschenvorstadt 13 alte ­Linden entfernt.

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Sie sollen durch amerikanische Gleditschien ersetzt werden (s. Fotos vor und nach der Aktion). Weder eine Demons­tration im ­Oktober 2009 noch eine Unterschriftenaktion, an der sich 2800 Bürger beteiligten, halfen; ein auch vom BN unterschriebener Eilantrag auf Rodungsstopp an die Regierung von Oberfranken wegen Beeinträchtigung des Lebensraums geschützter Fledermaus­ arten wurde im November abgelehnt.

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-10]

art zu schaffen. Wichtige Teilerfolge waren weiter die Ausweisung des Naturschutzgebiets »Südliche Regnitz« 2001 und der Start des grenzüberschreitenden Renaturierungsprojektes für das Reuthersbächlein in Zusammenarbeit mit dem Gymnasium in der tschechischen Nachbarstadt Asch 2003 (s. Foto). Im ­selben Jahr gründeten tschechische, sächsische und Hofer Naturschützer den Verein »PerlMut e.V.«, um gemeinsam Konzepte zum Erhalt des biologischen Schatzes Flussperlmuschel zu erarbeiten. Aktuell wird der Muschelschutz durch ­ das europäische LIFE-Naturprojekt gefördert, das versucht, den Schlammeintrag in den Wasserläufen zu verringern, den Lebensraum der Muscheln und ihrer Wirtsfische zu verbessern und die Muschel­ bestände zu verjüngen. Wolfgang Degelmann (asw)

Foto: Evi Schmidt

Foto: KG Hof

In guten Händen Der tschechische Gymnasiast Pavel Plouhy mit einem seiner Schützlinge während der Re­ naturierung des Reuthersbächleins im Naturschutz­ gebiet Südliche Regnitz (s. Foto re.) vor einigen Jahren.

ostoberfrankens. Heute sind es ­weniger als 100 000 Exemplare, und ihr Bestand ist extrem gefährdet, denn noch immer bedrohen schädliche Um­welteinflüsse ihren Lebensraum. Die Muschel braucht sauberes, sauerstoffreiches Wasser, ein kiesiges Bachbett, Bachforellen und die richtige Nahrung. Bereits vor über 20 Jahren begann der BN mit der Zählung und Kartierung der Muscheln in den ­Bächen der Südlichen Regnitz, des Zinnbachs und des Höllbachs. 1999 gelang es, die intensive Landwirtschaft in ufernahen Bachbereichen zu beenden und so bessere Bedingungen für die bedrohte Mollusken-

Foto: Christa Minier

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Foto: W. Degelmann

Einer der letzten großen Bestände der Flussperlmuschel findet sich bei Hof. Die dortige Kreisgruppe des Bundes Naturschutz engagiert sich seit 1987 für den Erhalt dieser vom Aussterben bedrohten Art und ihres Lebensraumes. Den Schwerpunkt bilden grenzüberschreitende Projekte im Drei­ländereck Bayern – Sachsen – Tschechien.

Pro Atomausstieg: Mehr als 500 Atomkraftgegner demonstrierten Ende November 2009 in Kulmbach für den Atomausstieg. Organisiert hatte die Aktion Jürgen Öhrlein von den Kulmbacher Grünen, dem es gelungen war, ein Bündnis aus Grünen, Linken, ÖDP, SPD, der Evangelischen Kirche und dem BN zu schmieden. Zu den Rednern zählten unter anderem MdB Elisabeth Scharfenberg von Bündnis 90/Die Grünen und der Kulmbacher BN-Kreisvorsitzende Wolfgang Schenker.

Gentechnikfreies Bayreuth: Die BNOrtsgruppe Creußen hatte im Sommer beim Lochauer Stromerfest, beim Umwelttag in Bayreuth und beim Altstadtfest in Creußen symbolische Aktionen organisiert, bei der Festbesucher signierte Papierpflänzchen zur Unterstützung der Aktion »Gentechnikfreier Landkreis« einsetzen konnten. Mitte September 2009 überreichten Vertreter des BN und des Bündnisses gegen Agro-Gentechnik die 469 »Pflanzen« an Landrat Werner Hübner, verbunden mit der Bitte, sich weiter für Gentechnikfreiheit in der Region einzusetzen.


Kreisgruppe Regen

Nationalpark: Massive Schäden durch Borkenkäferbekämpfung

Infos gibt es bei Prof. Dr. Herbert Jans, dem Initiator der Aktion: jans@fh-landshut.de Top 100: Anfang Oktober wurden die Sanddünen im Seeholz bei ­Offenstetten, Landkreis Kelheim, in die Liste der 100 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen. Im Rahmen eines kleinen Festakts übergab das Landesamt für Umwelt Peter Forstner und Peter Rottner vom Bund Naturschutz sowie

Foto: Forstner

Tauschen, sparen, gewinnen: Im Sommer 2009 startete die BNOrtsgruppe Geisenhausen im Landkreis Landshut eine Aktion, bei der Hausbesitzer ihre alten Heizungsumwälzpumpen gegen neue Hocheffizienzpumpen austauschen konnten. Bei einem Festpreis von 275 Euro verblieb dank Zuschüssen der Gemeinde und einem KfW-Förderprogramm ein Eigenanteil von 155 Euro. Schon nach kurzer Zeit waren mehr als 50 Pumpen ausgewechselt. Das spart künftig pro Jahr etwa 15 000 Kilowattstunden Strom, circa zehn Tonnen CO2 – und Geld. Die ­Ak­tion soll nun auf die Kreisebene ausgedehnt werden. Genauere

dagegen nicht nur wertvolle Strukturen für zahlreiche bedrohte und seltene Arten zerstört, sondern auch die natürliche Waldverjüngung beeinträchtigt. Nicht zuletzt schaden diese überzogenen, eigentlich überflüssigen Maßnahmen dem Image des Nationalparks, der als Tourismusmotor für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region von herausragender Bedeutung ist. Kein Urlauber hat Verständnis für Kahlschläge und aufgewühlte Wege in einem Nationalpark, die Beschwerden von Besuchern, die über das Ausmaß der Eingriffe entsetzt waren, haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Dass es auch anders geht, zeigt eindrucksvoll der vor 40 Jahren eröffnete Altnationalpark. Hier kann man erleben, mit welcher Dynamik in den Hochlagen, ohne jegliches menschliche Zutun, ein neuer, wilder Wald

Kein Borkenkäfer, kein Wald Welchen Wald will man nach Kahlschlägen wie am Lackaberg noch retten? (Bild links) Rund um Rachel und Lusen ließ man den Käfer hingegen gewähren und die Bäume im Wald: Sie sind Nährbett und Schutz für den nachwachsenden Jungwald (rechts).

entsteht. Der Bund Naturschutz fordert deshalb die verantwortlichen Politiker auf, die bisherige Käfer­ bekämpfung im Erweiterungsgebiet des Nationalparks einzustellen – oder die Eingriffe zumindest deutlich zu verringern. Kurt Schmid (hl)

Vertretern des Landschaftspflegeverbands und der Stadt Abensberg das Geotop-Gütesiegel. In Süd­ bayern gibt es nur wenige der­ artige Sanddünengebiete, deren Ursprung eiszeitliche Flugsande sind. Durch Flächenankäufe des BN und des Landkreises sind heute 32 Hektar der Dünengebiete in diesem Raum gesichert. Eine neue Infotafel weist auf die Besonderheiten des Gebietes hin. Vogel-Kinder: Einen »Aus-Flug« im wahrsten Sinne des Wortes machten im vergangenen Jahr die Kinder des Kindergartens Ringelei. Im Rahmen eines Projekts, das die BN-Kreisgruppe Freyung-Grafe-

nau initiiert hatte, lernten die ­ inder zuvor viel über heimische K Vogelarten. Der von viel Applaus begleitete Höhepunkt war dann ein einstündiger »Naturkorso-Umzug« in Waldkirchen im Herbst 2009. Die zwölf »Vögel« präsentierten dabei ihre Kostüme, die sie unter Anleitung der Kreisgruppenvorsitzenden Christiane Grapentin gebastelt hatten.

[1-10] Natur + Umwelt BN-Magazin

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NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

as 2009 in den sogenannten Entwicklungszonen passierte, ist mit den Grundsätzen des ­Nationalparks nicht mehr zu vereinbaren. So wurden am Lackaberg auf über 100 Hektar mit Großmaschinen und schwerem Gerät 110 000 Festmeter Holz eingeschlagen und abtransportiert, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Damit will man die Hochlagen­ wälder zwischen Falkenstein und Rachel vor dem Borkenkäfer schützen. Doch die massiven Eingriffe werden weder den Borkenkäfer aufhalten noch dem Wald helfen: ­Borkenkäferkalamitäten sind natürliche Vorgänge in größeren Fichtenwäldern. Sie stellen für das Öko­ system keine Katastrophe, sondern ganz natürliche Entwicklungsprozesse dar, die gerade in einem Na­ tionalpark ebenfalls zu schützen sind. Durch die Kahlschläge werden

Foto: Pöhlmann

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Foto: Grapentin

Foto: Pöhnl

Bagger und Harvester wüteten, riesige Kahlschläge blieben übrig – mitten im Nationalpark Bayerischer Wald. Das Ausmaß der Borkenkäferbekämpfung in Teilen des Parks hat im vergangenen Jahr Dimensionen erreicht, die die Nationalpark-Idee »Natur Natur sein lassen« ad absurdum führten.


Alle Angebote 2010 Das Jahresprogramm des Bildungswerkes gibt es unter www.bundnaturschutz.de/ umweltbildung oder beim BN-Bildungswerk, Tel. 09 41-  2 97 20 42, bildungswerk@bund- naturschutz.de.

T

heaterspielen schafft Raum für die Fantasie von Kindern, fördert das Gemeinschaftsgefühl, und die am Ende stehende Aufführung stärkt das Selbstvertrauen der Kinder. Es fördert kognitive Fähigkeiten, Bewegung und Koordination, schult die Sprache und verlangt Kreativität ebenso wie klare Regeln. Damit ist Theaterspielen eine Form des Lernens, die sich gerade für die Umweltbildung in idealer Weise nutzen lässt. Bei dem zweitägigen Workshop »Emil macht Theater« der BN-Ökostation Wengleinpark haben Pädagogen, Kinder- und ­Jugendbetreuer Gelegenheit, die Grundprinzipien des Theaterspie-

Chancen, Rüstzeug, Anleitung

Energie in Bürgerhand

Foto: Rebhahn

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er Energiemarkt ist im Umbruch: Die Erneuerbaren Energien im Verbund mit bürgerlichem oder kommunalem Engagement bieten sinnvolle und zukunftsfähige Alternativen zu den Angeboten der großen Stromversorger. Immer öfter gründen Bürger eine eigene Genossenschaft, um sich autark mit Wärme und Strom zu versorgen. Landwirte schließen sich auf der Suche nach neuen Erwerbsmöglichkeiten zusammen. Diese dezen­ tralen Strukturen weisen den Weg in eine klimafreundliche Zukunft ebenso wie zu regionalen Wirt-

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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-10]

schaftskreisläufen, die auch in Zeiten der Rezession Zukunftspoten­ zial haben. Dieses Engagement muss recht­ liche und wirtschaftliche Gesichtspunkte für einen langfristigen Erfolg berücksichtigen. Das Seminar vermittelt dazu das juristische Rüstzeug, gibt Anleitung zu eigenem Handeln, will Chancen aufzeigen und Mut machen.  Mitwitz, 16. April 2010 Kontakt: Ökologische Bildungsstätte, info@oekologische-bildungsstaette. de, Tel. 0 92 66 - 82 52

AUSWÄHLEN UND MITMACHEN

Emil macht Theater

Umweltaktiv in den Frühling Naturgenuss an der Tauber

Zu einer Genussreise nach ­Rothenburg o. d. Tauber lädt die BN-Ökostation Würzburg ein. Die faszinierende Stadt bietet neben städtebaulichen Höhepunkten auch reizvolle Natur­ erlebnisräume. Eingekehrt wird im Bio-Hotel zum Bären, wo ein leckeres ­Mittagessen wartet.  Würzburg, 18. April 2010 Kontakt: Ökohaus Würzburg, Tel. 09 31 - 4 39 72, info@bn-­ wuerzburg.de

Foto: Isberner

Foto: Kreisgruppe Hof

Praxisworkshop

lens kennenzulernen, Gefühle mit Körper und Stimme umzusetzen und die Chancen dieser Form der Zusammen­ arbeit zu erleben. Sie lernen Methoden kennen, um Naturgeschichten zu entwickeln und in Szene zu setzen. Einen Ansatzpunkt für die Handlung oder das Bühnenbild können Naturmaterialien bieten, die spontan entdeckt oder gezielt gesucht werden. Zusammen mit dem erfahrenen Theatermacher Kalle Hamm versuchen die Workshopteilnehmer, eine Geschichte in Bilder zu übersetzen sowie eine Sprache dafür zu finden – ein kreativer Prozess mit Überraschungen, unerwarteten Einfällen, Lücken, Wendungen, Ungereimtheiten und viel Spaß.  Henfenfeld, 16./17. April 2010 Kontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41 - 2 97 20 42, bildungswerk@ bund-naturschutz.de

Fünf hoch drei

Eine Kombination aus Wissen, Vernetzung und Aktionen bietet das aktuelle Projekt des Netzwerks junger Aktiver im BN, »BN 2.0«. Fünf Workshop-Wochenenden zu Themen wie Klimawandel, Naturschutz, Landwirtschaft und zukunftsfähiges Deutschland richten sich an Menschen um die 30. Die Termine verteilen sich über das ganze Jahr 2010. BN 2.0 sucht auch noch Mitorganisatoren, Flyer­ designer, Köche und Referenten.  Termine und Kontakt: BN 2.0, Philipp Herrmann, philherrmann@ gmx.de

Mythos und Magie heimischer Wildkräuter

Heimische Wildkräuter spielten einst über den arzneilichen oder kulinarischen Nutzen hinaus eine wichtige Rolle als Zauber- und Symbolpflanzen. Zu bestimmten Zeiten des Jahres sowie an bedeutsamen Lebensstationen sammelten die Menschen Kräuter, denen sie geheimnisvolle Kräfte zuerkannten. Das Seminar befasst sich mit häufig vorkommenden heimischen Wildkräutern.  Passau, 29. Mai 2010 Kontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41 - 2 97 20 42, bildungswerk@ bund-naturschutz.de


BN-VERANSTALTUNGEN UND WEITERE TERMINE Ent­decker, Touristiker und Umwelt­pädagogen.  Wartaweil am Ammersee, 16. / 17. April 2010 Kontakt: BN-Naturschutzzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52 - 96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de

Foto: Glasl

Sich der Natur künstlerisch zu nähern, spricht Jung und Alt gleichermaßen an. Das Seminar wendet sich an Multiplikatoren in der Umwelt­ bildung und Kindergruppenleiter.  Königsdorf bei Bad Tölz, 6. März 2010 Kontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41- 2 97 20 42, bildungswerk@ bund-naturschutz.de

 Rothenburg o. d. Tauber, 19. – 21. März 2010 Kontakt: BN-Artenschutzreferat, Tel. 09 11 - 8 18 78 18, brigitte. mader@bund-naturschutz.de

Libellen-Kongress

Bundesweite Jahrestagung der ­Gesellschaft der deutschsprachigen Odonatologen. Treffen der baye­rischen Libellenkundler.

Foto: Willner

Agrarpolitik der Europäischen Union

Segen oder Fluch für die Natur, die Bauern und die Handwerker Bayerns? Mit aktuellen Infos von Lutz Ribbe, dem Direktor von EURONatur.  Hutthurm bei Passau, 22. März 2010 Kontakt: BN-Kreisgruppe Passau, Tel. 08 51- 9 66 93 66, info@bn-passau.de

Geocaching: verstecken und entdecken

Der Studientag für Lehrer, Erzieher und Jugendarbeiter orientiert sich an der Arbeitshilfe zur Studie »Zukunftsfähiges Deutschland«.  Regensburg, 21. April 2010 Kontakt: Katholische Erwachsenenbildung Regensburg, Tel. 0 94 02 - 9 47 70, info@keb-regensburg-stadt.de

Foto: Masch / fotolia.com

Der BN-Arbeitskreis Abfallwirtschaft und Recycling lädt Bürger, Politiker und Umweltberater ein, die Auswirkungen der EBS-Müllverbrennung auf Klima und Rohstoffe kennenzu­lernen.  Augsburg, 6. März 2010 Kontakt: BN-Arbeitskreis Abfallwirtschaft und Recycling, gernot@ ghartwig.de

Viele BN-Mitglieder sitzen in kommunalen Parlamenten. Oft verdrängt die Tagespolitik die Anliegen der Naturschützer. Was kann man dagegen tun? In dem Workshop werden Lösungen erarbeitet.  Wartaweil am Ammersee, 7. / 8. Mai 2010 Kontakt: BN-Naturschutzzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52 - 96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de

Mach mal Zukunft

Foto: Ivan / fotolia.com

EBS-Müllverbrennung

BN-Mitglieder in kommunalen Parlamenten

Die moderne Schnitzeljagd mit GPS wird immer beliebter. Der Workshop wendet sich an

Ökumenischer Kirchentag

Dieses Jahr mit BN-Informationsangebot zu Risiken der Gentechnik und gentechnikfreien Produkten.  München, 12. – 16. Mai 2010 Kontakt: BN-Landwirtschaftsreferat, Tel. 09 11-8 18 78 21, marion. ruppaner@bund-naturschutz.de

Wie wohnen – wo leben?

Wohnen im Ortskern: Lebensqualität gewinnen, Natur schonen. Die große BNAusstellung ist von Mai bis Oktober im Ober­pfälzer Freilandmuseum zu sehen.  Neusath-Perschen / Nabburg, Eröffnung 30. April 2010 Kontakt: Freilandmuseum, Tel. 0 94 33 - 2 44 20, freilandmuseum@ bezirk-oberpfalz.de

Donaufest

Infostände, Führungen, KinderAktionen, Essen, Trinken und Musik sorgen für ein buntes Programm.  Niederalteich, 13. Mai 2010 Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91- 3 25 55, bundnaturschutz@degnet.de

BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23 - 9 99 57 10 Vogelparadies Save-Auen

Bernina- und Glacier-Express ­führen auf spektakulären Eisenbahnstrecken durch die eindrucksvolle Schweizer Bergwelt. Auf dem Programm stehen auch Zermatt und der höchste Bahnhof Europas am Jungfraujoch.  Schweiz, 9. – 16. Mai 2010

Foto: flyfisher / fotolia.com

Schweizer Bergwelt

Moore – Norwegen ist eines der abwechslungsreichsten Länder Europas. Auch die Tierwelt be­ eindruckt.  Norwegen, 25. Mai – 4. Juni 2010 Foto: Lüst

Auf riesigen, mehrmals im Jahr überschwemmten Flächen gehen Purpur- und Rallenreiher, Weißund Schwarzstorch auf die Jagd nach Amphibien. Auch Löffler und Seeadler können beobachtet ­werden.  Kroatien, 8. – 15. Mai 2010

Wanderparadies Elba

Die drittgrößte Insel Italiens ist ein Naturparadies mit Bergen, Buchten und Wäldern und ein ideales Wanderrevier. Sonne, Wind und Meer ziehen in den Bann des Inseldaseins.  Italien, 22. – 31. Mai 2010

Norwegens Wälder, Fjorde, Berge

Gebirgsketten, riesige Hochebenen, steil abfallende Fjorde, Seen,

Nationalpark Velebit

Genusswandern und Baden in Kroatien: Von immergrünen Laubwäldern an der Küste führt die Reise zu den Karstflüssen des ­Gebirges, durch Wälder und Orchi­deenwiesen.  Kroatien, 29. Mai – 6. Juni 2010

Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­ geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß) Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph MarklMeider (cm), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, nu@ bund-naturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelfoto: Christian Kutschenreiter Litho: Fotosatz Amann, Aichstetten Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen Verlag und Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Auflage: 100 500 Bezugspreis: Für Mitglieder im Beitrag ­ent­­halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00 Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh­migung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % ­Recycling­­papier gedruckt.

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IMPRESSUM

Landart und Literatur im Wald


Abschalten ist möglich!

Für einen

Atomfrei Staat

Schluss

mit der

C 2

LÜGE der Atom

-Lobby!

Die neue Bundesregierung hat sich für eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke entschieden. Weitere Jahre mit angeblich harmlosen Störfällen, weitere Jahre Angst vor dem großen, unbeherrschbaren Unfall mit hunderttausenden Toten. Noch viel mehr strahlender Abfall, für den es keine sicheren Endlager gibt. Weitere Jahre Blockade der Energiewende hin zu Erneuerbaren und echtem Klimaschutz. Nicht mit dem Bund Naturschutz!

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Bayern Gegen ein AtommüllEndlager in Bayern !

Nein! Unsere K A M PA G N E Energie sparen, jetzt!

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