Natur+Umwelt 3-2023: Die Chemie muss stimmen

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

AKTUELL Grünes Band bald Welterbe? Neue BUND-Reisen

RESSOURCENSCHUTZ

DIE CHEMIE MUSS STIMMEN Denn Giftiges ist selten so sichtbar

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KENNENLERNEN: ökologisch / divers / solidarisch

schaft, Ihr nachhaltiger Weg zu Partnerschaft, Freund Liebe und Glück

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Diplom-Psychologe und Gleichklang-Mitgründer

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Natur +Umwelt 4 | 23 › INHALT 3

Foto: Winfried Berner

INHALT 42 10

AKTUELLES 4–6 Aktuelle Meldungen 7 Gerettete Landschaft 8/9 Aktuelles aus Bayern 10/11 Die Ressource Wasser braucht Schutz!

12 Neues Straßenverkehrsgesetz 14 Fahrtziel Natur Awards 15 Kommentar

Foto: Maria Nolander

Foto: Jonas Kaufmann

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

AKTION 36/37 Die Natur besser kennenlernen INTERNATIONALES

38 Raus aus den Fossilen! 39 Naturfrevel in Albanien

URLAUB & FREIZEIT

40 Neues Programm von BUND-Reisen

TITELTHEMA

16/17 Die Chemie muss stimmen 18–20 Chemiewende: dringend nötig 21 Zur Stoffpolitik 22–23 Schädliche Plastikproduktion 24 Gefahr Glyphosat 25 Der BUND fordert NATUR IM PORTRÄT 26 Pflanzenporträt: Meisterwurz 27 Erfolge am Grünen Band 28/29 Schutz für gefährdete Arten 30/31 Bedroht: Sumpfohreule 32/33 Eine Chance für den Lech 34/35 Feuchtgebiet am Tropf

42 Wanderung: Großer Pfahl 43 Reise: Andalusien und Portugal AUS DEM VERBAND 44 Wohin mit dem Klärschlamm? 45 Editorial des Vorstands 46–49 Meldungen 50/51 Kreisgruppenjubiläen 52 Porträt 53 Bildung 54–60 Regionalseiten SERVICE 61 Leserbriefe 62 Ökotipp 63 Medien und Reisen 66 Ihre Ansprechpartner*innen/

Krisen und Konflikte halten die Welt in Atem. Sie sorgen für entsetzliches Leid. Und sie sind fatal auch mit Blick auf die großen ökologischen Probleme, denen sich die Weltgemeinschaft dringend stellen müsste. Jeder Krieg und Konflikt wirkt da gleich doppelt destruktiv. Er bindet Energie und Kosten und Aufmerksamkeit, die so nötig wären, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen besser zu schützen. Und er schädigt und zerstört unmittelbar die knappen irdischen Ressourcen. Der Schutz dieser Ressourcen ist von größter Bedeutung. Einmal, um gewaltsame Konflikte einzudämmen, die immer auch ein Kampf um Ressourcen sind. Zudem heizt der oft erschreckend sorglose Umgang mit endlichen Ressourcen die Klimakrise und das Artensterben an. Besonders viel Hunger auf Ressourcen zeigt Deutschlands Chemieindustrie. Keine heimische Branche verschlingt mehr Energie, auch ihr Wasserverbrauch ist immens. Statt nachhaltiger zu werden, will die Chemieindustrie weiter wachsen. Mehr dazu in unserem Schwerpunkt!

Impressum

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES

Illustration: Claudia Seeger

AKTUELLES MANFRED MISTKÄFER HAT GEBURTSTAG Seit nun schon 30 Jahren ruft Manfred Mistkäfer mit seinem Mitmach-Magazin Kinder dazu auf, die Natur vor ihrer Haustür genauer zu erforschen. Denn hier gibt es so viel zu entdecken. Und das Maskottchen der BUNDjugend weiß besonders gut Bescheid. In diesem Mitmach-Magazin bekommen Kinder von acht bis zwölf Jahren viermal jährlich Tipps, was man draußen so alles finden und beobachten kann. Außerdem enthält jede Ausgabe Naturforscher­ geschichten, Rätsel, Spiele, Rezepte und Basteltipps. Dazu gibt es mit dem »Ideenmarkt« eine Beilage für Eltern, Lehrerinnen und Betreuer. Hier werden die Themen des Magazins noch einmal für Erwachsene aufbereitet. Medientipps und Anregungen für spannende Naturerlebnisse mit Kindern runden das Angebot ab. Das Magazin kostet im Jahres-Abo 16 Euro. Dieses Abonnement können Sie übrigens auch verschenken. Zu Ihrer Bestellung mit dem Stichwort »BUNDmagazin« gibt es die aktuelle Winter-Ausgabe gratis dazu!

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Bestellung online www.naturtagebuch.de/magazin/abo; telefonisch unter: 07 11/6 19 70-24

Foto: WildMedia – stock.adobe.com

So offen ist die scheue Wildkatze selten zu sehen.

WÄLDER FÜR WILDKATZEN Das erste Jahr unseres BUND-Projektes »Wildkatzenwälder von morgen« war geprägt von Aufbruchsstimmung, Teamgeist, neuen Impulsen und zahlreichen Gesprächen vor Ort mit Försterinnen und anderen Landnutzern. Schon in diesem Herbst gestalteten sieben Landesverbände Waldränder und weitere Waldflächen in artenreiche, klima­robuste Lebensräume um. In NRW häufte der BUND Totholz auf, um vielfältigere Wälder zu schaffen. In Niedersachsen pflanzten wir Gehölze, um Waldstücke über eine Wiese hinweg zu verbinden. Im Saarland entstanden »Wildkatzenburgen« – stabil gestapeltes Totholz, das sichere Verstecke zur Aufzucht der Jungen bietet. Auch schlossen wir erste ­Kooperationsverträge mit Forstbehörden, um zum Beispiel Verstecke von Wildkatzen und ihren Jungen in gelagertem Holz zu schützen.

nwälder von Das sechsjährige Projekt »Wildkatze gische VielBiolo m gram espro morgen« wird im Bund rschutz mit Mitteln Natu für t esam Bund das durch falt gefördert. Das Projekt des Bundesumweltministeriums zehn seiner mit rband esve -Bund BUND der setzt d um. jugen BUND der Landesverbände und

Die nämlich werden oft zerstört, wenn das Holz abtransportiert wird. Schließlich haben die Erhebungen unser Wissen über die Verbreitung dieser Art erneut erweitert. So konnte der BUND Hessen nach langer Suche wieder Wildkatzen im Odenwald nachweisen – erstmals seit einhundert Jahren.

www.bund.net/wildkatzenwaelder

NATUR+UMWELT ONLINE LESEN Sie möchten Ressourcen sparen und damit die Umwelt schonen? Ein kleiner Beitrag, der ganz einfach funktioniert: Lesen Sie die Natur+­Umwelt doch in Z ­ ukunft online. Das spart Papier und Transportwege. Schreiben Sie uns einfach eine Mail an natur+umwelt@ bund-naturschutz.de mit Ihrem ­Namen und I­hrer Mitgliedsnummer. Dann erhalten Sie künftig keine ­Zeitschrift mehr per Post, sondern jeweils eine Mail, sobald die neue Ausgabe online ist.


Foto: Erik Peretzke

Foto: Stefan Wilmer

Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES 5

Die neue Allee des Jahres bei Havelberg

ALLEE DES JAHRES In jedem Herbst weist der BUND auf die Bedeutung unserer heimischen Alleen hin. Zum Tag der Allee am 20. Oktober kürte eine Jury aus 180 eingesendeten Fotos die »Allee des Jahres 2023«: eine mit Raureif geschmückte Lindenallee bei Havelberg in Sachsen-Anhalt.

So ebenmäßig wirken die alten Alleebäume an diesem Wintermorgen, dass das Foto von Erik Peretzke den Anschein erweckt, es sei in der Mitte gespiegelt. Doch sein Bild einer alleengesäumten Weggabelung zeigt nichts als die Wirklichkeit. Und war für die Jury der klare erste Platz.

Der Sonderpreis

Auf den zweiten und dritten Platz kamen Alleen aus Vorpommern: Thorid Garbe fotografierte eine prächtige Eichenallee zwischen Padderow und Groß Toitin, Klaus Haase eine herbstlich bunt gefärbte Lindenallee bei Bisdorf. Mit einem Sonderpreis würdigte die Jury das Foto der historisch gewachsenen Feston­allee, die dem Hohlweg zum Barockschloss Bothmer (unweit der Ostseeküste) den denkbar schönsten Rahmen verleiht.

www.allee-des-jahres.de

Im September fand in München wieder die Internationale Automobilausstellung (IAA) statt. Aktive von BN und JBN demonstrierten im Vorfeld. Unter anderem formten Hunderte von Menschen dieses Aktionsbild. Sie forderten damit ein Verkehrspolitik, die Mobilität für alle ermöglicht, statt sich auf den Verkehrsträger Auto zu fokussieren. Dazu ­Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des vom BUND Naturschutz: ­»Bayern hat den höchsten Flächenverbrauch ­aller Bundesländer. Dennoch setzen Ministerpräsident Markus Söder und Bundesverkehrs­ minister Volker Wissing weiter darauf, Fernstraßen auszubauen. Diese Autohörigkeit ist völlig aus der Zeit gefallen, angesichts der gegenwärtigen Klima- und Naturkrise.«

Foto: Julius Schrank/Greenpeace

FAIRE MOBILITÄT


6 Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus dem Naturund Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Zahllose Gartenschläfer gemeldet. Der ausgedehnte Spätsommer hat dieses Jahr auch die kleine Schlafmaus lange putzmunter gehalten. So erhielt der BUND noch bis zuletzt viele Hinweise zu ihr, unter www.gartenschlaefer.de. Jede Meldung hilft, das Verbreitungsgebiet der in Deutschland stark gefährdeten Art besser zu erfassen. Gemeinsam mit der Uni Gießen und der Senckenberg Forschungsgesellschaft setzen wir uns im Projekt »Spurensuche Gartenschläfer« für die Erforschung und den Schutz des hübschen Nagers ein. Mit etwas Glück erreicht uns noch vor seinem Winterschlaf die zehntausendste Beobachtung.

Kein Öl vom Yasuní-Nationalpark. Per Volksentscheid haben die Ecuadorianer*innen entschieden, dass im größten Nationalpark des Landes keine fossilen Brennstoffe mehr abgebaut werden dürfen. Umweltaktive und Indigene hatten dafür jahrelang gekämpft. Mit 59 Prozent fiel die Zustimmung deutlich aus. Und dies, obwohl die Regierung des krisengeschüttelten Staates und Ölkonzerne vor einem Verlust von 1,2 Milliarden Dollar Einnahmen und mehr als Hunderttausend Arbeitsplätzen gewarnt hatten. Ein historischer Erfolg für die Naturschätze Ecuadors.

Polen stimmt für Demokratie und Umwelt. Auch dank hoher Wahlbeteiligung gelang es am 15. Oktober, der bisher regierenden PiS die Mehrheit zu entziehen. Acht Jahre lang hatte die Partei das rechtsstaatliche Fundament Polens ausgehöhlt und Justiz und staatliche Medien für eigene Zwecke missbraucht. Die PiS verfolgte eine stark rückwärtsgewandte Umweltpolitik (pro Atomkraft, Verschmutzung und Ausbau der Oder etc.), vielfach in offener Ablehnung der EU-Umweltgesetze. Mit dem Sieg der Opposition verbindet sich die Hoffnung, dass die Umweltbewegung unserer Nachbarn bald wieder freier agieren kann.

Beste deutsche Naturfilme 2023 prämiert. Am 9. Oktober verlieh die Deutsche NaturfilmStiftung in Wieck am Darß die wichtigsten Preise für hiesige Natur- und Umweltfilme. In der Kategorie »Wildnis Natur« gewann »Nashörner – Mit Herz und Horn« von Rosie Koch und Roland Gockel. Bester Film in der Kategorie »Mensch und Natur« wurde »Holy Shit – Entscheidend ist, was hinten rauskommt« von Rubén Abruña. Weitere Preise gingen an »Unsere Meere – Naturwunder Nordsee«, »Wildwechsel – Tiere auf Achse«, »Wildes Argentinien – Gefährliche Küste« und »Kaktus Hotel«. Mehr dazu: www.deutscher-naturfilm.de

Weltnaturerbe erweitert: Neben 33 Kulturstätten nahm die UNESCO Ende September auch neun Naturwunder neu auf die Liste ihres Welterbes. Es sind dies das Waldmassiv Odzala-Kokoua im Kongo, der Nyungwe-Nationalpark in Ruanda, der Bale-Mountains-Nationalpark in Äthiopien, die Wüste ’Uruq Bani Ma’arid in Saudi-­ Arabien, die winterkalten Wüsten von Turan und die Tugay-Wälder im Tigrowaja-­ Balka-Naturreservat (beide Zentralasien), Karst und Höhlen im Nordappenin, die kanadische Insel Anticosti sowie Vulkane und Wälder im Norden der Antillen-Insel Martinique. Mehr dazu: www.unesco.de/ neue-welt­erbestaetten-2023


Foto: Klaus Leidorf

GERETTETE LANDSCHAFT

Wo die bayerische Rhön nach Westen abfällt, fließt der Wildbach Sinn in Richtung Main. Die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen setzt hier seit 2002 ein großes Schutzprojekt um. 70 Hektar konnte sie im Tal der Sinn bisher erwerben – viel Platz für den Bach, sich frei zu entwickeln. Mit Mäandern, Kiesbänken und Altwässern entstanden neue Lebensräume. Überdies lässt die Kreisgruppe mehr als 50 Hektar ganzjährig mit Rindern beweiden. Die mannigfaltige Natur nutzen zahllose Insekten und selten gewordene Vögel. So brütet in den Seggenrieden der Feldschwirl, in den Hecken mehrere Neuntöter. Selbst der Baumfalke findet hier ausreichend Nahrung, um seine Jungen aufzuziehen.


8 Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES › Kommentar

RICHARD MERGNER Landesvorsitzender

KOMMENTAR

ZURÜCK ZUR VERNUNFT !

BEATE RUTKOWSKI Stellvertretende Landesvorsitzende

Nach all dem populistischen Getöse und Gepolter im Wahlkampf braucht Bayern jetzt eine Rückkehr zu einer vernünftigen S­achpolitik, auch und gerade in den Belangen des Umwelt- und Naturschutzes.

A

m 8. Oktober hat Bayern einen neuen Landtag gewählt. Dieser Wahltag ist eine Zäsur für Bayern. Denn nach aktuellem Stand der Dinge wird die größte Oppositionsfraktion im bayerischen Landtag die AfD sein. Diese Partei leugnet die menschengemachte Klimakrise, setzt auf Atomkraft und verfolgt Ziele, die denen des BUND Naturschutz massiv entgegenstehen und die Demokratie insgesamt gefährden. Der BUND Naturschutz hat sich im Wahlkampf überparteilich engagiert und Themen des Natur- und Umweltschutzes in die politische Debatte getragen. Leider haben wir aber in den letzten Monaten eine beispiellose Zuspitzung erlebt, in der unter anderem mit groben Unwahrheiten und dem Herbeireden von Stadt-­ Land-Konflikten Natur- und Umweltschutzthemen diskreditiert, gar nicht diskutiert oder mitunter sogar als Feindbilder aufgebaut wurden. Zurückkehrende Tiere wie Fischotter oder Wolf sind zu Sündenböcken erklärt und als Teil eines heraufziehenden Kulturkampfs instrumentalisiert worden. Leider verfangen diese Zuspitzungen zunehmend in der Breite der Gesellschaft und schüren Ängste. Die Probleme, die es in der nächsten Legislaturperiode zu lösen gilt, sind jedoch komplexer und nicht mit einfachen Scheinlösungen beherrschbar. Stattdessen braucht Bayern jetzt einen klaren politischen Kurs und eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung der demokratischen Kräfte, um unsere Lebensgrundlagen zu bewahren. Nach dem stark emotional statt faktenorientiert geführtem Wahlkampf muss es eine Rückkehr zu lösungsorientierter Sachpolitik geben. Wir brauchen die Achtung der Menschenwürde, der na-

MARTIN GEILHUFE Landesbeauftragter

türlichen Schöpfung, Respekt und Anstand sowie ein klares Bekenntnis zur Demokratie und zur bayerischen Verfassung. Fake News und Hetze dürfen nicht weiter die politische Agenda bestimmen. Für die Sicherung der Lebensgrundlagen sind Demokratie und freie Medien besonders wichtig. Wir sind zuversichtlich, dass die Regierungsparteien den Natur- und Umweltschutz wieder als Grundlage und zentrale Aufgabe für ein zukunftsfähiges Bayern verfolgen und die Chancen darin sehen. Eine regionale ökologische Landwirtschaft, die Ausweisung von Schutzgebieten wie Nationalparken und eine bürgerbeteiligte Energiewende sind Notwendigkeiten und Chancen für alle Bürgerinnen und Bürger. Der BUND Naturschutz wird sich daher weiterhin konsequent und mit der Kraft unserer 266 000 Mitglieder und den aktiven Kreis- und Ortsgruppen mit Vorschlägen und Forderungen an die Abgeordneten der demokratischen Fraktionen und die Staatsregierung wenden, um die Lebensgrundlagen zu bewahren.

Richard Mergner Landesvorsitzender

Beate Rutkowski Stellvertretende Landesvorsitzende

Martin Geilhufe Landesbeauftragter


Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES 9

Schon im März hatte die BN-Kreisgruppe einen Besuch von Ministerpräsident Söder und Landwirtschaftsministerin Kaniber in Straubing genutzt, um gegen die Ansiedlung des Batteriewerks zu protestieren.

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„Klimaschutz Foto: Hans Bender

beginnt bei uns!“ Annabelle, naturstrom-Kundin

100 HEKTAR FLÄCHENVERBRAUCH Im September fand in Straßkirchen (Landkreis Straubing-Bogen) ein Bürgerentscheid statt, bei dem die geplante Ansiedlung eines BMW-Batteriewerkes eine Mehrheit bekam. Der BN ist enttäuscht. Nun werden wohl über 100 Hektar besten Ackerbodens versiegelt werden. »Leider konnte sich die Vernunft nicht durchsetzen«, bedauert der BN-Vorsitzende Richard Mergner und warf der Staatsregierung vor, bei der Suche nach dem besten Standort versagt zu haben. »Die E-Mobilität ist wichtig für einen CO2-­ armen Individualverkehr und deshalb ist auch ein Batteriewerk gut für den Industriestandort Bayern«, so Mergner. Doch nun wird ausgerechnet im niederbayerischen Gäuboden, dessen Böden zu den besten Europas gehören, eine riesige Fläche dem Ackerbau entzogen. Auf die Gemeinde Straßkirchen kommt eine enorme zusätzliche Verkehrsbelastung zu. Der BUND Naturschutz wird dranbleiben, versprach der Vorsitzende: »Wir werden die Planungen genau verfolgen und auf eine möglichst flächensparende Umsetzung des Werkes drängen. Ein riesiger ebenerdiger Parkplatz gehört sicherlich nicht dazu.«

NICHT ZUKUNFTSSICHER Die Staatsregierung und der Bayerische Bauernverband unterzeichneten im September einen »Zukunftsvertrag Landwirtschaft«. Ein Bekenntnis zu den Zielen des Bienen-Volksbegehrens sucht man darin vergeblich. Die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der BUND Naturschutz in Bayern (BN) und der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) kritisieren, dass der Vertrag keine Lösungen bereit hält, um die Landwirtschaft in Bayern nachhaltig und damit zukunftssicher zu gestalten. Es geht in erster Linie um ökonomische Themen. Einen Weg hin zu einer weniger industrialisierten Landwirtschaft mit ihrem hohen Gift- und Düngereinsatz zeigt das Vertragswerk nicht auf. Auch ein Bekenntnis zu den Zielen des Bienen-Volksbegehrens sucht man vergeblich. Dabei hat sich die Staatsregierung zur Erreichung dieser Ziele verpflichtet.

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10 Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES › Ressource Wasser Die Mainschleife bei Unterbrunn – ein Beispiel für eine gelungene, abschnittsweise Flussrenaturierung

VERSORGUNG IN GEFAHR

Wasser ist in Bayern ungleich verteilt. Der Süden galt bislang als wasserreich und der Norden als wasserarm. Doch mittlerweile ist klar: Nicht nur in Nordbayern wird Wasser verstärkt zum Problem, auch im Süden fallen die Pegel immer wieder auf besorgniserregende Niedrigstände. Was können wir tun, um die Ressource Wasser zu schützen?

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anganhaltende Dürreperioden, Stark­ regen- und Hochwasserereignisse sind Folgen der Klimakrise, die wir bei den Maßnahmen zur Sicherung der Wasserversorgung berücksichtigen müssen. Klar ist, dass man jetzt schnell handeln muss, um Bayern zukunftssicher aufzustellen. Trinkwasser ist lebensnotwendig. Wasser und Gewässer sind Lebensräume, Erholungsgebiete und von zentraler Bedeutung für den Naturhaushalt. Ohne Wasser kein Leben. Trotzdem sind wir über Jahrzehnte viel zu sorglos mit der Ressource Wasser umgegangen. Der überwiegende Teil des Trinkwassers in Bayern stammt aus dem Grundwasser. Dieses speist sich in erster Linie aus Regenwasser, das durch mehrere Bodenschichten sickert. In der jüngsten Vergangenheit traten auffallend häufig Jahre mit deutlich zu wenig Niederschlägen auf. Die Grundwasserstände sind vielerorts massiv gesunken. Der Nutzungsdruck auf das Grundwasser steigt – sei es durch landwirtschaftliche Bewässerung, industrielle Nutzungen oder als Verwendung für

Mineralwasser. Dabei sollte völlig klar sein, dass das Grundwasser in erster Linie als Trinkwasser für die Bevölkerung zur Verfügung stehen muss.

ORTSNAHE VERSORGUNG »Der Wasserbedarf der öffentlichen Wasserversorgung ist vorrangig aus ortsnahen Wasserversorgungen zu decken«, so ist es im Wasser13.07.2021 haushaltsgesetz verankert. Das ist auch aus ökologischer Sicht sinnvoll: Eine dezentrale Versorgung ist gegenüber äußeren Einflüssen resilienter. Was man vor Ort hat, muss nicht erst unter Einsatz von vielerlei Ressourcen herangeschafft werden. Das fördert auch die Achtsamkeit und das Verantwortungsbewusstsein in der lokalen Bevölkerung. Denn leider belasten in einigen Gegenden Bayerns Verunreinigungen unser Grundwasser, etwa durch Einträge von Stickstoff oder Pestiziden, was dann eine aufwendige und teure Aufbereitung des Trinkwassers erforderlich macht. Diese Kosten belasten die Verbraucher.

Die Lösung kann aber nicht sein, sich nicht um das örtliche Grundwasser zu kümmern, wie das derzeit häufig genug geschieht, und solche Gebiete mittels Fernwasser oder Tiefengrundwasser zu versorgen. Unsere Landbewirtschaftung muss gerade in Einzugsbereichen von Trinkwasser so betrieben werden, dass Grundwasserbelastungen erst gar nicht entstehen. Die ortsnahe Versorgung muss immer oberste Prämisse sein. Tiefengrundwasser muss tabu sein, denn es ist die eiserne Reserve für die nächsten Generationen. Die Fernwasserversorgung ist nur dann eine Option, wenn alle Einsparungs- und Sanierungsmöglichkeiten

Fotos: Günter Wörth

Foto: Jonas Kaufmann

UNSER WASSER BRAUCHT SCHUTZ


Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES › Ressource Wasser 11

ausgeschöpft sind. Auch dann ist anzustreben, dass Fernwasser die örtliche Versorgung ergänzt. Nur wenn auch diese Option nicht möglich ist, ist die Komplettversorgung mit Fernwasser vertretbar.

Längst ist offensichtlich, dass nicht ausschließlich die Klimakrise schuld daran ist, dass unsere Wasserversorgung unter Druck geraten ist oder wir vermehrt mit Hochwasser und trockenfallenden Gewässern zu kämpfen haben. Die im Herbst 2020 einberufene Expertenkommission »Wasserversorgung in Bayern« hat in ihrem Bericht vom Juni 2021 klargestellt: Die Entwässerung der Landschaft ist mittlerweile eine Belastung und keine Errungenschaft mehr. Folgerichtig wird unter anderem empfohlen, dass die Wasserspeicherfähigkeit der bayerischen Landschaft wiederhergestellt werden muss. Oberstes Ziel muss sein, Wasser wieder besser in der Fläche zurückzuhalten. Hierfür wird vor allem der Begriff des »Schwammprinzips« genutzt. Unsere Kulturlandschaft und unsere Siedlungen müssen wieder in der Lage sein, Wasser zu speichern. Auf diese Weise können sowohl Hochwasser- als auch Dürreereignisse abgefedert werden und das Wasser versickert wieder verstärkt an Ort und Stelle. Das hilft in der Katastrophenvorsorge, und die Grundwasservorräte wer-

Hochwasser nach Starkregen in Selbitz im Juli 2021. Im August 2022 sieht es ganz anders aus – Dürre und Trockenheit beherrschen die Stadt Selbitz.

Quelle: Klimareport 2021

SCHWAMMPRINZIP

Eine besorgniserregende Entwicklung: die Grundwasserneubildung in Bayern in den vergangenen Jahren

den wieder mit Wasser gespeist. Ein Beispiel dafür, wie Kommunen hier aktiv werden können, ist Selbitz. Nach einem Hochwasser 2021 (siehe Bilder unten) hat die Stadt das Projekt »Schwammflur Selbitz« ins Leben gerufen.

ENTWÄSSERUNG STOPPEN Hoffnung macht, dass wir die Wiederherstellung unseres natürlichen Landschafts­ wasserhaushaltes in der eigenen Hand haben. Dazu müssen wir als erstes die flächendeckende Entwässerung unserer Kulturlandschaft stoppen und rückgängig machen. Mit der aktuellen Praxis lassen wir über Drai10. 08. 2022 nagen und Gräben unsere Landschaft im wahrsten Sinne leerlaufen. Das dadurch abfließende Wasser fehlt im Grundwasser und erhöht zusätzlich die Gefahr von Hoch­wasser­ereignissen. Neben dem Stopp der Entwässerung brauchen wir wieder vermehrt natürliche Feuchtgebiete wie Moore und Auen, denn auch diese Flächen dienen dem Wasserrückhalt und fördern einen natürlichen Landschaftswasserhaushalt. Zudem sind sie ein Segen für die Biodiversität. Weiterhin müssen wir aufhören, immer mehr Boden dauerhaft zu versiegeln. Die im Jahr 2018 im Koalitionsvertrag gesteckten Ziele der Staatsregierung zum

Flächensparen (maximal 5 Hektar pro Tag) sind krachend gescheitert. Je mehr Fläche verloren geht, desto mehr Wasser fließt unwiederbringlich ab. Diese negative Bilanz geht in erster Linie zulasten unseres Grundwassers. Die Gesellschaft im Ganzen muss aber auch sparsamer mit Wasser umgehen. Das gilt für Privatpersonen, aber vor allem für intensive Wassernutzer, etwa aus der Landwirtschaft oder Industrie. Aus Sicht des BUND Naturschutz darf es keine gebührenfreien Wasserentnahmen mehr geben. Stattdessen ist ein für wasserökologische Maßnahmen zweckgebundenes Wasserentnahmeentgelt einzuführen. Dies kann ein wichtiger Hebel sein und wird auch in der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union empfohlen. Bayern ist eines der letzten Bundesländer, das noch keine entsprechende Gebühr eingeführt hat. Alle diese Beispiele zeigen Möglichkeiten, wie wir den natürlichen Landschaftswasserhaushalt wieder­herstellen und damit negative Effekte der Klimakrise abfedern können. Die Verantwortlichen in der Politik müssen endlich den Mut und die Vernunft aufbringen, sie umzusetzen! Jonas Kaufmann, Renate Götzenberger (lf)


12 Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES › Neues Straßenverkehrsgesetz

Noch erschwert das Straßenverkehrsgesetz die Umgestaltung der Städte für alle, die ohne Auto mobil sein wollen.

STRASSENVERKEHR

KOMMT IN DIE GÄNGE ! Gut, dass das Straßenverkehrsgesetz endlich erneuert wurde. Doch die Reform der Bundesregierung greift eindeutig zu kurz.

er sich zu Fuß oder auf dem Rad durch unsere Städte bewegt, merkt es tagtäglich. Der Straßenraum ist in den meisten Fällen aufs Auto ausgerichtet. Ampelschaltungen und Tempovorgaben wurden so gewählt, dass vor allem der motorisierte Straßenverkehr fließt. Ein wichtiger Grund dafür ist das Straßenverkehrsgesetz. Dieses Gesetz zielt noch immer ganz wesentlich auf die »Leichtigkeit« des (Pkw-) Verkehrs. Deutlich ist ihm seine über 100-jährige Geschichte als Kraftfahrzeuggesetz anzumerken. Zügig mit dem Auto voranzukommen, hat demnach unverändert Vorrang vor den Bedürfnissen all derer, die zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren oder mit Bus und Bahn unterwegs sind.

für alle müssen sich als gleichwertige Ziele gesellen: der Schutz des Klimas, der Umwelt allgemein und der Gesundheit; und die städtebauliche Entwicklung. Bislang darf eine Kommune in Wohngebieten oder vor Schulen Tempo 30 anordnen, künftig zusätzlich an Spielplätzen oder Fußgängerüberwegen. Doch sonst müssen im Straßenraum erst viele Unfälle passieren oder aber Lärm, Feinstaub oder Stickoxide bestimmte Grenzwerte überschreiten. Ähnlich hohe Hürden gibt es bei der Einrichtung von Radwegen. Fast tausend Städte, Gemeinden, Landkreise und ein Regionalverband haben sich darum zu der Initiative »Lebenswerte Städte und Gemeinden« zusammengetan. Sie fordern mehr Entscheidungsfreiheit bei der Anordnung von Tempolimits. Hinter diesem Ziel versammeln sich Politiker*innen aus allen demokratischen Parteien. Sie verbindet die Überzeugung, dass die Menschen vor Ort am besten wissen, wo Tempolimits Sinn ergeben.

RUNTER VOM GAS

SPIELRÄUME NÖTIG

Der BUND will dies ändern. Mit Verbänden wie dem ADFC fordern wir das Gesetz zu ergänzen. Zu der unbestritten wichtigen Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs

Im Oktober beschlossen Bundesregierung und Bundestag eine aus BUND-Sicht schwache Reform des Straßenverkehrsgesetzes. Zwar sollen Kommunen etwas

JENS HILGENBERG leitet die Verkehrspolitik des BUND-Bundesverbands.

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mehr Befugnisse erhalten. Das jedoch reicht bei Weitem nicht aus. Denn auch zukünftig wird die Leichtigkeit des Autoverkehrs nur unwesentlich eingeschränkt, um Menschen zu Fuß, per Rad oder Bahn das Leben zu erleichtern. Damit bleibt den Kommunen weiter der Spielraum vorenthalten, ihren Verkehrsraum jenseits der Wohngebiete eigenverantwortlich und nach den Wünschen derer zu gestalten, die dort leben.

PARKEN UND CITYMAUT In die Straßenverkehrsordnung, die das Gesetz ergänzt, ließen sich nun noch Maßnahmen einbeziehen, die dem Autoverkehr den Vorrang nehmen. Dies wäre wichtig, um Fußgängerinnen, Radfahrer und den öffentlichen Verkehr zu stärken. Mehr Gestaltungsspielraum brauchen Kommunen zudem für die Bewirtschaftung ihrer Parkfläche (einschließlich Bewohnerparken), schon um soziale Aspekte besser zu berücksichtigen. Ferner sind Reformen nötig, um eine Citymaut erheben oder Null-Emissionszonen schaffen zu können, in die Autos nur noch fahren dürfen, wenn sie ein Elektromotor antreibt.


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14 Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES

FAHRTZIEL NATUR

Vorbildlich mobil dank einer Gästekarte: Der Nationalpark Sächsische Schweiz gewann den Fahrtziel Natur-Award 2023. Ausgezeichnet wurden auch das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen und der Schweizerische Nationalpark.

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it »Fahrtziel Natur« werben BUND, Nabu, VCD und Deutsche Bahn dafür, nachhaltigen Tourismus und umweltfreundliche Mobilität zu verknüpfen. Für besondere Fortschritte auf dem Weg dorthin würdigen wir alle zwei Jahre einzelne unserer 24 Partnerregionen. Diesjähriger Preisträger ist der Nationalpark Sächsische Schweiz – für seine »Gästekarte mobil« und den weiteren Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel. Sie alle können jetzt per Gästekarte kostenlos genutzt werden. Dadurch wählen die Gäste nachweislich schon bei der Anreise häufiger Bahn und Bus. Der Gewinner bekam ein Kommunikationspaket im Wert von 25 000 Euro.

Foto: R. Kranert

PREISWÜRDIG Die Gewinner des Fahrtziel Natur-Awards aus der Sächsischen Schweiz (Bildmitte) mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke

Falls Sie sich von dem Rundum-Angebot überzeugen wollen: Gerade im Winterhalbjahr lohnt eine Reise in die Sächsische Schweiz. Der Nationalpark ist dann viel weniger überlaufen. Türmt sich nicht gerade der Schnee auf den Wegen, können Sie das Elbsandsteingebirge in aller Ruhe durchwandern. Dazu lockt eine Vielzahl weiterer Wintererlebnisse.

ALPINE VORBILDER Ausgezeichnet wurde ferner das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen. Hier bietet nach Bad Hindelang auch Oberstdorf seinen Gästen die kostenlose Mobilität auf Gästekarte. Und Bad Hindelang hat sein ohnehin gutes Busangebot um zwei

elek­trische Rufbusse erweitert, unter dem Slogan »EMMI mobil«. Weil er für seine Übernachtungsgäste die Mobilität auf Gästekarte eingeführt hat, erhielt der Schweizerische Nationalpark einen Sonderpreis. Als wichtiger Impulsgeber für autofreie Mobilität hat er die Gründung von Fahrtziel Natur im Kanton Graubünden maßgeblich unterstützt. Der Mitgründer von Fahrtziel Natur und BUND-Vorsitzende Olaf Bandt freute sich: »Seit 2001 fördern wir nachhaltigen Tourismus und autofreie Mobilität im Umfeld unserer schönsten Naturlandschaften. Es ist toll, erneut drei vorbildliche Fahrtziel Natur-Gebiete auszeichnen zu können.« sz Anzeige

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Ökologisch Bauen & Renovieren Mit den Themenbereichen: Planung /Grundlagen, Musterhäuser, Grün ums Haus, Gebäudehülle, Haustechnik und Innenraumgestaltung Auf 244 Seiten finden Sie: ■ Berichte über verschiedenste Bau- und Sanierungsprojekte ■ Öko-Tipps und Anregungen zur persönlichen Energiewende ■ Artikel über den aktuellen Stand der Energie- und Haustechnik ■ Vergleichstabellen zu Heizkosten, Dämmstoffen, Förderung ■ Weiterführende Literaturhinweise und unzählige Web-Links für 9,90 Euro am Kiosk, in BUND-Geschäftsstellen und direkt beim Verlag: www.ziel-marketing.de als E-Paper

Schwammstadt-Projekt, Bild: Buwog

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Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTUELLES 15

KOMMENTAR

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WAS DEN BUND ZUSAMMENHÄLT Unser Verbandsrat wurde geschaffen, um Anliegen aus einzelnen Bundesländern eine starke Stimme zu geben. Hier wird der Ausgleich zwischen »­ großen« und »kleinen« Landesverbänden gesucht und gefunden.

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SYLVIA PILARSKY-GROSCH ist die Vorsitzende des Verbandsrats s ­ owie des BUND in Baden-Württemberg.

reimal im Jahr kommen im Verbandsrat 16 Ehrenamtliche aus allen Landesvorständen sowie eine Jugendvertretung live zusammen. Und zwischendurch wird fleißig virtuell gearbeitet. Besonders beschäftigt uns derzeit, wie wir alle Landesverbände finanziell konsolidieren, die Mitgliederzahlen erhöhen und unsere Aktiven vor Ort stärken können. Nur so kann eine zukunftsfähige Verbandsentwicklung gelingen.

schlagskraft. Schweißtreibender Naturschutz auf der Streuobstwiese, am Strand oder beim klassischen Amphibienschutz findet vielfach gesellschaftliche Anerkennung. Doch Aktivitäten gegen neue Straßen, Megaställe oder Neubaugebiete werden oft kontrovers diskutiert. Hier ist der Rückhalt der Gruppe für einzelne BUND-Aktive unverzichtbar, gibt Kraft und Motivation. Und den wollen wir im Verbandsrat unbedingt weiter stärken.

Gerade beim ersten Punkt herrscht große Ungleichheit. Unser gemeinsames Ziel ist es, alle Landesverbände langfristig finanziell unabhängig zu machen. Dazu ist es dringend notwendig, mehr Mitglieder zu werben. Die überzeugten BUNDler*innen aus Ehren- und Hauptamt sind hierbei eine wichtige Stütze. Schließlich sind die Mitgliedsbeiträge die finanzielle Grundlage dafür, dass der BUND unabhängig von Unternehmen ist, worauf wir wirklich stolz sein können. Nun muss es »nur« noch auf breiter Linie klappen, dass unsere Aktiven nicht zu bescheiden in ihrem Engagement sind, sondern überall vor Ort sichtbar auftreten und den Mitgliedsantrag für weitere Mitstreiter*innen immer dabei­ haben. Wie dieses Bewusstsein dauerhaft verankert werden kann, ist Teil unserer Überlegungen.

Für dies und manch anderes brauchen wir ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis im BUND. Immer wieder erstaunt und erfreut mich die gute Diskussionskultur im Verbandsrat. Wir geben uns gegenseitig Einblick in die politischen Verhältnisse der Bundesländer und lernen viel voneinander. Was weiß schon die BUND-Vorsitzende von Baden-Württemberg mit langjährigem grünen Ministerpräsidenten über die Umwelt- und Natur­schutzarbeit in Sachsen, wo die AfD laut Umfragen derzeit stärkste Kraft wäre?

Zu den wichtigsten Aufgaben der Landesverbände gehört es, die Aktiven in ihren Gruppen zu unterstützen. Denn das Herz des BUND pocht in den vielen Gruppen vor Ort, die klassische Naturschutzarbeit leisten und die Kommunalpolitik kritisch begleiten. Die Aktiven geben dem BUND Sichtbarkeit und politische Durch-

Auch im Verbandsrat spielen politische Fragen eine große Rolle. Mit BUND-Projekten wie den »Wildkatzenwäldern von morgen« oder der »Spurensuche Gartenschläfer« lässt sich eine positive öffentliche Grundstimmung für Natur- und Umweltschutz erzeugen, die auch politisch nicht ignoriert werden kann. Das wiederum ist eine wichtige Basis dafür, auch an besonders dicken Brettern wie der Verkehrs- und Klimapolitik immer weiter zu bohren – und sich hoffentlich irgendwann länderübergreifend über einen Durchbruch freuen zu können.


Auch wenn man’s früher schon im Schulunterricht nicht hören mochte: Alles ist Chemie. Wer Natur und Umwelt ernsthaft schützen will, muss einen scharfen Blick auf die Welt der Stoffe haben. Umso mehr, als heute in rasch wachsendem Tempo immer mehr Chemikalien in die Umwelt gelangen, mit teilweise verheerenden Folgen. Die Chemie muss stimmen, forderte der BUND am 27. September vor dem Kanzleramt. Anlass war die Weltchemikalienkonferenz, die in diesem Herbst in Bonn stattfand. Die deutsche Chemie­industrie ist mächtig und verschlingt eine Unmenge von Ressourcen. Darum hat das Gebot einer natur- und klimaverträglichen Chemikalienpolitik hierzulande besondere Brisanz. Lesen Sie in unserem Titel­thema, warum wir einen gänzlich neuen Umgang mit problematischen Chemika­lien finden müssen.


Foto: Andi Weiland


RESSOURCENSCHUTZ

DIE CHEMIE MUSS STIMMEN Langlebige und biologisch schlecht abbaubare Chemikalien sind eine ernsthafte Gefahr für die Erde. Um unsere Lebensgrundlagen zu retten, muss die Chemiebranche rasch nachhaltiger werden.

leitet die Abteilung Stoffe und Technologien.

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eulich, die Familie saß am Esstisch, hörten wir die erfreuliche Meldung: Die Ozonschicht sei auf gutem Weg, sich zu erholen. Bleibe es bei der heutigen Entwicklung, dürfte die Schutzschicht in großen Teilen der Welt bis 2040 wiederhergestellt sein. Der Ausstieg aus der Produktion vieler das Ozon schädigender Stof­fe, beschlossen 1987 im Montreal-­ Protokoll, komme auch dem Klimaschutz zugute. Die Hoffnung der Kinder war mit Händen greifbar. Kurz stand die Frage im Raum: Wäre die Klimakrise dann beendet? Das nun leider nicht. Doch tatsächlich hält die Chemieindustrie Ausgangsstoffe für nahezu alle Industriezweige bereit. Die Weichen, die wir hier stellen, sind von zentraler Bedeutung für das Wohl oder Wehe unseres Planeten.

ALARMIERENDE ENTWICKLUNG Rund 350 000 verschiedene Chemikalien werden heute vermarktet. Viele der Kunststoffe, Arzneimittel, Industriechemi­kalien oder Pestizide haben problematische Eigenschaften. So warnten Wissenschaftler*innen jüngst, dass die Verschmutzung der Umwelt durch gefährliche und langlebige Chemikalien außer Kontrolle geraten sei.

Foto: Sansert Sangsakawrat – Gettyimages

ULRIKE KALLEE

Tatsächlich ist das Ausmaß der Verschmutzung alarmierend. Um uns herum verschwinden Schmetterlinge, Wildbienen und zahllose andere Insekten aufgrund von Pestiziden. Hormonelle Schadstoffe gefährden die Fortpflanzung von Mensch und Tier. Fluorchemikalien werden von Wind und Wasser über den ganzen Globus verteilt, verschmutzen unsere Wasserreserven und überdauern Jahrhunderte. Sie finden sich in der Tiefsee und in Hochgebirgen ebenso wie in uns Menschen, in Tieren und Pflanzen. Auch langlebiges Plastik gehört zu den Problemstoffen. Die Müllstrudel in den Weltmeeren sind nur die sichtbare Spitze des weltweiten Plastikberges.

WACHSENDE PROBLEME Seit 1950 stieg die Chemikalienproduktion weltweit um das 50-fache. Bis 2050 ist noch einmal eine Verdreifachung vorhergesagt. Damit wachsen die Probleme. Nicht nur die Endprodukte chemischer Prozesse bedrohen die Umwelt. Auch die fossilen Ausgangsstoffe der Chemieindustrie, also Erdöl und Erdgas, gefährden das Klima und die natürliche Vielfalt.

Mikroplastik am Strand: Chemikalien und ihre Produkte durchdringen inzwischen die Biosphäre.


Natur +Umwelt 4 | 23 › TITELTHEMA 19

Der Chemiesektor verschlingt mehr Energie als jeder andere Industriezweig und ist verantwortlich für 18 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Damit hat die Branche ganz entscheidenden Anteil an der Klimakrise. Neben Energiekonzernen und der Metallindustrie sind Chemiewerke außerdem die größten Wasserverbraucher im Land. Mit schwerwiegenden Folgen für das Grundwasser und die Böden.

CHEMIEWENDE GEFORDERT Es ist also höchste Zeit, dass Politik und Industrie die Umweltprobleme anpacken. Wie der Bundeskanzler und die Chemie-

lobby derzeit agieren, gibt jedoch wenig Anlass zur Hoffnung. So klagte die Chemiebranche zuletzt lautstark darüber, dass ihre Produktion sinke und zu viele Gesetze sie gängelten. Direkt im Kanzleramt drängte sie auf subventionierten Strom. Dabei erreichten die Umsätze der Branche im letzten Jahr ein Rekordhoch. Seit 2009 verzeichnet der Chemiesektor einen Anstieg um 80 Prozent. Die eigentliche Herausforderung kam in Berlin hingegen nicht zur Sprache; nämlich den Verbrauch von Energie und Ressourcen drastisch zu verringern und die Produktion nachhaltig auszurichten.

Die heimische Chemieindustrie muss aufpassen, dass sie den nötigen Wandel nicht verschläft. Mehr denn je muss sie nachhaltige Produkte liefern, die sich nicht langfristig in der Umwelt anreichern. Und sie muss sich fragen lassen, welche ihrer Produkte wirklich noch nötig und sinnvoll sind. Eine aktuelle Studie des BUND zeigt, dass allein ein Fünftel dessen, was die Chemieindustrie an fossiler Energie und Rohstoffen verbraucht, in die Herstellung von Plastikverpackungen fließt.

Foto: Oliver Baldes

Vom 25. bis 29. September fand in Bonn die Weltchemikalienkonferenz statt. Der BUND forderte zusammen mit seinen Verbündeten im Netzwerk IPEN (International Pollutants Elimination Network) mehr Geld und Verbindlichkeit im Kampf gegen die globale Umweltverschmutzung durch Chemikalien.


20 Natur +Umwelt 4 | 23 › TITELTHEMA

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PFAS

DIE ZEIT IST REIF

SORGSAM VORGEHEN

Die gute Nachricht lautet: Gesetze wirken! Ähnlich wie damals beim Ozonloch muss die Politik jetzt schnell und konsequent handeln. Um Innovationen in Richtung Umwelt und Gesundheit zu lenken, müssen zuallererst die Ewigkeits­chemikalien PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) EU-weit reguliert werden. Nötig ist ferner, die Chemikalienverordnung REACH der EU ehrgeizig zu reformieren. Außerdem muss die Bundesregierung gesetzliche Anreize schaffen, um den Energie- und Ressourcenverbrauch rasch zu senken. Eben dazu hat sich die Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet. Als BUND sagen wir: Die Zeit ist reif für ein ambitioniertes Ressourcenschutzgesetz. Andernfalls lassen sich unsere Ziele zum Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt nicht mehr erreichen.

Das Beispiel Ozonschicht zeigt, wie abhängig wir von einer intakten Umwelt sind. Ohne die Ozonschicht wäre ein Leben auf der Erde – so wie wir es kennen – nicht möglich. Missernten, Hautkrankheiten und Erderwärmung, vor all dem bewahrt uns dieser Schutzschild. Auch Wasser, Böden und Wälder sind natürliche Ressourcen, mit denen wir äußerst sorgsam umgehen müssen. Verschmutzen wir sie weiter wie bisher, sind sie für lange Zeit »verbraucht« und stehen heutigen und künftigen Generationen immer weniger zur Verfügung.

CHEMIEKONZERNE MIT RIESENDURST Viele Regionen Deutschlands leiden unter Wassermangel. Im Zuge der Klimakrise müssen wir uns auf häufigere und längere Dürreperioden einstellen. Wasser ist ein zunehmend kostbarer Rohstoff, mit dem wir sehr sparsam umgehen sollten. Dies gilt besonders für die größten industriellen Wasserverbraucher. Neben Energieversorgern und der Metallindustrie sind das die Chemiewerke. Ihren Durst stillen sie mit Grundwasser und Flusswasser. In welchem Ausmaß, zeigen Recherchen des BUND-Arbeitskreises Wasser in Nordrhein-Westfalen. So darf allein der von »Bayer« geprägte Chemiepark Krefeld-Uerdingen jedes Jahr 178 Millionen Kubikmeter Wasser entnehmen. Das kommt dem Verbrauch aller 3,8 Millionen Berli-

ner*innen nahe. Und dem rheinaufwärts gelegenen Chemiepark Dormagen sind 116 Millionen Kubikmeter erlaubt. Diese Unmengen Wasser werden zur Kühlung und Produktion verwendet. Was nicht verdunstet, wird erwärmt und belastet mit Salzen und anderen Stoffen zurück in die Flüsse geleitet. Unser Arbeitskreis fordert transparenter zu machen, wer wie viel Wasser nutzt. Auch die Chemieindustrie muss Wasser sparen. Zudem müssen Genehmigungen für die Einleitung von Abwasser an künftige Trockenzeiten angepasst werden. Sonst wiederholt sich womöglich, was diesen Sommer in Brandenburg geschah. Da leitete die BASF in Schwarzheide ihr Abwasser noch in die Schwarze Elster ein, als der Fluss bereits komplett ausgetrocknet war.

Vor dem Chemiepark Krefeld-Uerdingen (von links): Kurt Eggeling, Angelika Horster, Monika Raschke, Birgit Lutzer und Christoph Becker vom Arbeitskreis Wasser in NRW

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Mehr zum Thema Eine interaktive Karte des AK zeigt die üppigen Wasserrechte in Teilen NRWs: www.klaerwerk-­krefeld.org/ wasserbuch/index.php; Kontakt zum Arbeitskreis: birgit.lutzer@bund.net


Natur +Umwelt 4 | 23 › TITELTHEMA 21

WIE MIT CHEMIKALIEN UMGEHEN?

BESSER VORSORGEN Der BUND fordert einen ganz anderen Umgang mit Chemikalien und Stoffströmen. Wie nötig das ist, zeigte die Weltchemikalienkonferenz in Bonn.

MARKUS GROSSE OPHOFF Diese Ausgabe der »pö« erschien im Dezember 2022 in Kooperation mit dem BUND. Gedruckt und online zu beziehen über: www.politische-oekologie.de

ist der Sprecher des BUNDArbeitskreises Umwelt­ chemikalien/Toxikologie.

E

nde September fand in Bonn die »International Conference on Chemicals Management« statt. Kaum jemand bekam dies mit, in den Medien gab es nur wenige Berichte. Ihr Ergebnis: die Bonner Erklärung zum weltweiten Management von Chemikalien. Sie enthält die Vision eines Planeten »ohne Schäden durch Chemikalien und Abfälle für eine sichere, gesunde und nachhaltige Zukunft«. Und sie hält fest, dass »Umweltverschmutzung weltweit der größte Risikofaktor für Krankheiten und vorzeitigen Tod ist«. Dabei fand der gesamte Lebensweg Betrachtung, von den Grundchemikalien über Materialien und Produkte bis hin zu Abfällen. Ein besonderes Augenmerk galt hochgefährlichen Pestiziden.

FRÜH REAGIEREN Obwohl völkerrechtlich nicht bindend, ist diese Erklärung ein Schritt voran. Und doch wird sie der Größe des Problems nicht gerecht. Denn erforderlich ist heute ein grundsätzlich anderer Umgang mit Chemikalien und Stoffströmen. Der BUND hat dies in seiner neuen Position »Herausforderungen für eine nachhaltige Stoff-

politik« beschrieben. Schon in den 1970er und 1980er Jahren erkannte man: Ist die Wirkung bestimmter Stoffe auf die Umwelt erst zweifelsfrei nachgewiesen, kann es zu spät sein zu handeln. Deshalb verankerte man im nationalen und internationalen Recht das Prinzip der Vorsorge. Um Schäden zu vermeiden, sollte reagiert werden, sobald triftige Gründe zur Besorgnis vorliegen. Eine zentrale Bedeutung kommt hierbei langlebigen, schlecht abbaubaren Chemikalien zu. Sie dürfen so wenig wie möglich in die Umwelt gelangen. Auch Sub­ stanzen und Materialien, die ursprünglich als ungefährlich galten, können sehr problematisch werden. Das zeigten beispielhaft die Fluorchlorkohlenwasserstoffe FCKW, die Fluorchemikalien PFAS und das heute allgegenwärtige Plastik. Einmal in die Umwelt gelangt, sind diese »Ewigkeits-Chemikalien« – wenn überhaupt – nur mit großem Aufwand zurückzuholen.

dass Mikroplastik die Wolkenbildung beeinflusst sowie ins Gehirn eindringt und dort Demenz verursachen kann. Es ist also aller Anstrengung wert, die Einträge derartiger Stoffe in unsere Umwelt zu vermindern.

MEHR REGULIEREN Neue Chemikalien sollten möglichst schnell abbaubar sein, unschädlich sein und zudem ohne fossile Rohstoffe auskommen. Dies gilt auch und gerade für den Bereich unserer Gewässer. Wir finden dort zahlreiche Mikroschadstoffe, die schwer abbaubar sind. Zugunsten der Wasserqualität sollten Hunderte von Stoffen strenger reguliert werden, von Industriechemikalien über Pestizide bis hin zu ­Medikamenten. Und zuallererst Stoffgruppen wie die Fluorchemikalien PFAS oder Totalherbizide wie Glyphosat, deren Gefährdungspotenzial erwiesen ist.

EINTRAG VERMINDERN Zunehmend erweist sich, dass langlebige Stoffe ernste Schäden verursachen. Erst jüngst ergaben wissenschaftliche Studien,

www.bund.net/ umweltchemikalientoxikologie


22 Natur +Umwelt 4 | 23 › TITELTHEMA

STUDIE

UNSER PLASTIKPROBLEM Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Nachhaltigkeit und Wegwerfmentalität passen nicht zusammen. Beim Plastik wird dieser Widerspruch ganz besonders deutlich.

Der riesige Energieverbrauch der Chemieindustrie im Vergleich

JANINE KORDUAN ist die BUND-Expertin für ­Kreislaufwirtschaft.

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eit Jahrzehnten kämpft der BUND dafür, dass in Deutschland mehr Abfall vermieden und Produkte lange verwendet werden, bevor sie in der Tonne landen. Jede Form der Sortierung, Behandlung, Verwertung und Verbrennung kostet Rohstoffe und Energie. Wertvolle Ressourcen müssen darum möglichst nachhaltig im Kreislauf bewirtschaftet werden, mit langlebigen und giftfreien Produkten und kurzen Wegen. Besonders problematisch ist vor diesem Hintergrund unser Umgang mit Plastik. Plastik steckt in zahllosen Alltagsdingen, von der Kosmetik über Spielzeug und Verpackungen bis hin zu Sportplatzbelägen. In welchem Ausmaß die deutsche Chemieindustrie Plastikprodukte herstellt, hat der BUND kürzlich recherchiert. Unsere Studie »Blackbox Chemieindustrie« beleuchtet umfassend ihre Produktion und ihren Energie- und Ressourcenverbrauch.

VOR ALLEM PLASTIK

ENORMER BEDARF

Als erster Umweltverband suchten wir Antworten auf Fragen wie: Welche Firma stellt wo in Deutschland was genau und in welcher Menge her? Welche Chemikalien werden hierzulande verbraucht, importiert oder exportiert? Und wie viel Energie und Ressourcen werden für die Produktion welcher Produkte verwendet? Nun liegt dazu eine Studie vor. Demnach stellt die deutsche Chemieindustrie mengenmäßig vor allem Plastik her. Plastik für Verpackungen, für die Automobil­ industrie und den Bausektor. Plastik für Haushaltswaren, Textilien und Elektrogeräte. ­ Am meisten Energie verschlingen dabei die Ausgangsstoffe der Produktion – wie Ethylen, Propylen und Chlorgas für Kunststoffe wie Polyethylen, Polypropylen und Polyvinylchlorid. Die Energie dazu liefert in aller Regel das klimaschäd­liche Erdgas.

Der Energiehunger der Chemieindustrie ist tatsächlich immens. Sie nutzt fossile Rohstoffe nicht nur als Energiequelle, sondern in noch größerem Umfang für die Produkte selbst (vor allem Erdöl). 2020 verbrauchte die hiesige Chemieindustrie 383 Milliarden Kilowattstunden – ohne vorgelagerte Prozesse beispielsweise in Ölraffinerien und ohne Verluste bei extern bezogener Energie. Das entspricht mehr als der Hälfte des Strom- und Wärmeverbrauchs aller deutschen Privathaushalte. Die chemische Industrie beansprucht damit rund ein Viertel des gesamten industriellen (End-) Energiebedarfs. Ihr Verbrauch übersteigt den der Zement- sowie der Eisen- und Stahlindustrie zusammen (als zweit- und drittgrößte Verbraucherin). Und diese Energie verwendet und verschwendet die Chemieindustrie eben


Natur +Umwelt 4 | 23 › TITELTHEMA 23

auch, um einen Berg meist kurzlebiger Einwegverpackungen herzustellen. Ein Viertel des EU-Plastiks wird hierzulande produziert. Fast die Hälfte davon machen Einwegverpackungen aus. Mit den Lebensmittelverpackungen riskieren wir überdies unsere Gesundheit – durch die vielen unbekannten Substanzen. 350 davon hat die EU als besonders besorgniserregend eingestuft. Sie gehen in Lebensmittel über und werden von uns aufgenommen. Darunter auch die Ewigkeitschemikalien PFAS und weitere Stoffe, die im Verdacht stehen, etwa Fettleibigkeit oder Diabetes auszulösen.

VOR SCHEINLÖSUNGEN HÜTEN Die Plastikindustrie will weiter wachsen und ihre Produktion bis 2050 mindestens verdreifachen. Dies würde die Ressourcenkrise und somit das Klimadesaster und Artensterben weiter anfeuern. Den Vorwurf der Umweltschädigung versucht man mit Scheinlösungen zu entkräften.

So sollen die fragwürdige Deponierung von CO2 im Untergrund und ein Tausende Kilometer langes Netz von CO2-­Pipelines das Klimagas aus der Welt zaubern. Auch so genanntes »Bio-Plastik« oder Papierverpackungen werden als nachhaltig beworben. Sie sind es aber nicht, weil der Anbau ihrer Rohstoffe viel Fläche und Dünger und Pestizide benötigt. Riesige Monokulturen zerstören u. a. in Brasilien und Indonesien die Artenvielfalt. Einweg ist und bleibt eine Sackgasse, auch weil wir uns aus der Krise nicht hinausrecyceln können. Jeder Re­ cyclingvorgang kostet Material – das ist reine Physik – und beansprucht einen ständigen Nachschub von neuem Material.

rasch weniger Einwegverpackungen herzustellen. Gemeinsam mit unserem starken Bündnis »Exit Plastik« setzen wir uns dafür ein, dass Mehrweg und Unverpackt in allen Bereichen zum Normalfall wird – ob bei Getränken und Lebensmitteln, bei To-­goAngeboten oder in der Kosmetik. Hersteller und Händlerinnen müssen verpflichtet werden, eine zukunftsfähige Infrastruktur für Mehrweg aufzubauen. Sie dürfen ihre Verantwortung nicht länger auf uns Kund*innen abwälzen. Überall, auch beim Discounter, muss es künftig leichter, günstiger und bequemer werden, unserem Umweltgewissen zu folgen und jegliche Einwegverpackung zu vermeiden.

EINFACHER ZU MEHRWEG Statt die Müllverbrennung und damit die wachsende Plastikproduktion durch die Einlagerung von CO2 grün zu lackieren oder Einweg durch Einweg zu ersetzen, fordert der BUND in Berlin und Brüssel,

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Mehr zu ... der neuen BUND-Studie unter: www.bund.net/blackbox-chemieindustrie

Ex und hopp: Säcke voller Plastikmüll. Das meiste davon wird immer noch verbrannt.

Foto: blickwinkel/fotototo

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Gar nicht schön: Einwegbecher an der Nordsee


24 Natur +Umwelt 4 | 23 › TITELTHEMA

GLYPHOSAT

CORINNA HÖLZEL

GEFAHR FÜR MENSCH UND UMWELT

ist die Pestizidexpertin des BUND.

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orläufig wurde die Entscheidung nur auf November verschoben. Sollten sich die Mitgliedsstaaten auch dann nicht einigen, kann die EU-Kommission allein über die weitere Zulassung von Glyphosat entscheiden. Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung, auf Druck der FDP. Der BUND setzt sich weiter für ein Verbot des gefährlichen Totalherbizids ein. Denn Glyphosat schädigt unsere natürlichen Lebensgrundlagen enorm. Bekanntlich vernichtet es alle Wildpflanzen, die auf und neben Feldern wachsen. Damit verlieren viele Insekten ihre Nahrungsgrundlage, viele unserer Kulturpflanzen ihre Bestäuber. Auch die Zahl der Fledermäuse oder Gartenschläfer, Vögel und Fische wird, sofern sie sich von Insekten ernähren, weiter schwinden. Glyphosat ist zudem giftig für Wasserorganismen, speziell Amphibien. Nachweislich beeinträchtigt es auch diverse Wildbienen und Florfliegen und schädigt die Mikro­organismen im Boden, dessen Fruchtbarkeit damit sinkt.

Noch zehn Jahre für den Unkrautvernichter Glyphosat? Diesem Vorschlag der EU-Kommission wollten die Mitgliedsstaaten am 13. Oktober zum Glück nicht folgen. Vom Tisch aber ist das Totalherbizid deshalb noch nicht. FRAGLOS SCHÄDLICH

ES GIBT ALTERNATIVEN

Inzwischen ist Glyphosat breit in der Umwelt verteilt. Regen spült es in Bäche und Flüsse, es dringt in den Boden und ins Grundwasser. Rückstände finden sich in Lebensmitteln und in der Luft. Auch in unserem Körper ist es längst nachweisbar. Laut WHO und vielen unabhängigen Studien ist der Wirkstoff wahrscheinlich krebserregend. In den USA klagen Zehntausende Menschen, die an Krebs leiden, gegen den Glyphosat-­ Hersteller Bayer. Neue Studien zeigen negative Folgen für das Nervensystem und bringen Glyphosat mit Parkinson, Nieren­ erkrankungen und einer Schädigung der Darmflora (auch bei Tieren) in Verbindung.

Warum hält der Bauernverband und mit ihm viele konventionelle Landwirt*innen trotz allem an diesem Breitbandgift fest? Weil sie durch die stetige Intensivierung ihrer Betriebe in starke Abhängigkeit von Mineraldüngern und Pestiziden geraten sind. Und weil die, die sie beraten, oft einseitig auf Pestizide setzen. Doch mit Giften wie Glyphosat beraubt sich die Landwirtschaft ihrer Existenzgrundlage. Dabei gibt es bewährte Alternativen. Mit vielfältigen Fruchtfolgen und Mischkulturen lassen sich unerwünschte Wildkräuter vorsorglich unterdrücken. Grubbern und striegeln sind mechanische Methoden, die im biologischen und vielfach im konventionellen Landbau seit Jahrzehnten Erfolg versprechen.

POLITIK MUSS HANDELN Die Landwirtschaft selbst und wir alle sind auf intakte Ökosysteme angewiesen: auf bestäubende Insekten, sauberes Wasser, fruchtbare Böden. Deshalb muss die Bundesregierung mehr als bisher auf ein deutliches Weniger an Pestiziden drängen. Glyphosat und ähnlich gefährliche Stoffe gehören eingeschränkt und verboten. Für ihren Umstieg verdienen Landwirt*innen Beratung und finanzielle Unterstützung.

13. Oktober vor dem Bundesumweltministerium: Der BUND demonstriert mit seinem Vorsitzenden Olaf Bandt dafür, das Totalherbizid dauerhaft zu verbieten.

Foto: Stefanie Loos

Aktiv werden Fordern auch Sie weniger P ­ estizide und unterzeichnen Sie unsere Petition: aktion.bund.net/besser-ohne-gift


Natur +Umwelt 4 | 23 › TITELTHEMA 25

Foto: Ralf Roletschek, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

BENEDIKT JACOBS ist der BUND-Experte für Ressourcenschutz.

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lle 12 bis 15 Jahre verdoppelt die Chemieindustrie ihre Produktionsmenge. Derart weiter zu wachsen ist im Rahmen der planetaren Grenzen nicht möglich. Um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, muss die Branche ihr Geschäftsmodell auf eine nachhaltige Produktion ausrichten. Konkret heißt das: Sie muss weniger und sichere Chemikalien herstellen, die sich nicht in der Umwelt anreichern. Zirkuläres Wirtschaften kann entscheidend dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch zu verringern. Dies aber nur, wenn die Industrie weniger und dafür langlebige Produkte liefert. Deshalb begrüßt es der BUND, dass die Bundesregierung auf dem Weg ist, dieses Potenzial zu heben, indem sie eine nationale Strategie zur Kreislaufwirtschaft erarbeitet.

VERSCHWENDUNG STOPPEN Doch auch die Kreislaufwirtschaft hat Grenzen. Selbst wenn Produkte lange verwendet und repariert werden, können Kreisläufe nicht komplett geschlossen und primäre Rohstoffe nur teilweise durch sekundäre Rohstoffe ersetzt werden. Eine weitere Strategie wird hier nicht reichen. Es muss viel mehr passieren. So fordert der BUND die Ressourcenverschwendung in allen Bereichen zu stoppen, auch und speziell in der Chemieindustrie. Dafür muss die Bundesregierung ein Ressourcenschutzgesetz auflegen. Das Klimaschutzgesetz hat es vorgemacht: Erst mit einem übergreifenden Rechtsrahmen mit Schutzzielen, Fristen, einem Reduktionspfad, Kontrollen, Sanktionen und Berichtspflichten kommt Bewegung hin zum Wandel. Zudem brauchen wir eine deutliche Verringerung von Einwegverpackungen. Dafür müssen nationale und europäische Gesetze sorgen, mit dem Ziel, mehr Abfall

Die Chemiekonzerne zählen zu den größten Abnehmern fossiler Brennstoffe in Deutschland. Im Bild die Bohrinsel im Ölfeld Mittelplate, direkt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

RESSOURCENSCHUTZ

SINNVOLL VERWENDEN ... … statt maßlos verschwenden: Mit ihrem Hunger auf Energie und Ressourcen bedroht die Chemieindustrie unsere natürlichen Grundlagen. Der BUND fordert ein Gesetz zum Schutz der Ressourcen.

zu vermeiden. Eine Mehrwegpflicht für To-go-Angebote wäre ein erster Schritt.

REFORM NÖTIG Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft brauchen wir Materialien, die frei sind von Schadstoffen. Um die Chemieindustrie zukunftsfähig zu gestalten, muss die Politik ihr einen klaren Rahmen setzen. Gesetze müssen modernisiert und stärker am Prinzip der Vorsorge ausgerichtet werden. Das zeigt der Skandal um die Ewigkeitschemikalien PFAS deutlich. Mehr als zehntausend dieser Verbindungen kommen derzeit zur Anwendung. Und ihre Konzentration in der Umwelt steigt welt-

weit. Fachleute aus fünf EU-Staaten haben eine Beschränkung dieser gefährlichen Stoffgruppe vorgeschlagen. Sie muss nun baldmöglichst umgesetzt werden. Ohne eine Neufassung der EU-Chemikalienverordnung REACH aber lassen sich Problemstoffe nicht wirksam regulieren. Die Reform muss hier vereinfachen und beschleunigen, damit die überforderten Behörden entlastet sind. Im Sinne einer Welt frei von Schadstoffen sollte sie darauf abzielen, gefährliche Stoffe aus dem Verkehr zu ziehen und nachhaltige Chemikalien und Produkte zu ermöglichen. Bleibt diese Reform aus, wäre ein nachhaltiger Umbau der Chemieindustrie grundsätzlich in Frage gestellt.


Foto: stock.adobe.com – behewa

26 Natur +Umwelt 4 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Pflanzenporträt

PFLANZENPORTRÄT

MEISTERWURZ Wie wäre es, sich eine Heilpflanze des Mittelalters in den Garten zu holen? Ihre vielsagenden Namen wie Kaiserwurz, Remedium divinum oder Ginseng des Westens l­ assen aufhorchen.

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eute ist das Berggewächs aus der Pflanzenheilkunde fast verschwunden. Ursprünglich wuchs die Meisterwurz nur im Alpenraum in Hochstaudenfluren, Grünerlengebüschen und nährstoffreichen Bergwiesen. Längst ist sie in Gärten angekommen und im Flachland und den Mittelgebirgen ausgewildert, auf kühlen und gleichmäßig wasserversorgten Standorten. Ihre Blüten werden reichlich von Insekten besucht und als Sonnendeck genutzt, eine Bremsenart dient als Bestäuber. Sie ist die einzige Futterpflanze für Oreina gloriosa, einen grün schillernden Blattkäfer. Die Ausbreitung erfolgt durch unterirdische Ausläufer und Segelflieger-Samen. Sie be­sitzt ein weit verzweigtes Netz an stark aromatisch riechenden Rhizomen. Der Geschmack ist bitter und scharf – ein unerwartetes Geschmackserlebnis, wenn man in die Wurzel beißt. In der Küche können Blätter und vor allem die Wurzel als Würze (Alpenpfeffer) in Salaten und Suppen, als Durstlöscher, Blüten als essbare Deko, Samen getrocknet im Müsli und zum Backen genutzt werden, tradi­ tionell zur Aromatisierung von Kräuter­ likören und Käse. Vor allem die Wurzeln, aber auch Samen, Blätter und Blüten sind reich an

ätherischen Ölen mit vielen Bitter- und Gerbstoffen. Dieser antiviral und antibiotisch wirkende Mix stärkt die Abwehrkräfte (bei Erkältung, Bronchitis, Fieber), hilft bei Entzündungen, gegen Krankenhauskeime, bei Magen- und Darm-Erkrankungen, bei Lebensmittel- und sonstigen Vergiftungen – also ein wunderbares Vorbeugungs- und Notfallmittel, zu Hause und in der Reiseapotheke. Genutzt wird die Meisterwurz direkt als Wurzel gekaut, frisch oder getrocknet, als Tee, Tinktur, Blatt- oder Wurzelbrei, Dampfbad, als Wurzelamulett oder Räuchermittel (Alpen-Weihrauch). Bei ersten Symptomen von Erkältungen stoppt die Wurzel die exponentielle Vermehrung von Viren. Diese Superwurz galt und gilt als Zauberpflanze für Haus, Hof, Mensch und Tier, verleiht Schutz, Ausdauer und Kraft und bildet einen Schutzmantel für Körper, Geist und Seele.

IRMELA FISCHER Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

MEISTERWURZ Imperatoria ostruthium (Linné 1735), Peucedanum ostruthium (Koch 1824) • Doldenblütler – Apiaceae bzw. Umbelliferae (Schirmträger) • mit drei verschieden tief geteilten und gestielten glänzenden Teil­ blättern wie ein auf die Spitze ­gestellter Kegel, der sich nach oben öffnet, von einer bauchigen Blattscheide umschlossen • Achtung: Verwechslung mit ­giftigen Doldenblütlern möglich, deshalb genau bestimmen! • Vorsicht: wirken bei Berührung in Verbindung mit UV-Licht photo­ sensibilisierend • gut in Gärten an kühlen, feuchten Stellen kultivierbar, mehrjährig • nicht verwenden in der Schwangerschaft, bei Entzündungen der Magen- oder Darmschleimhaut oder bei Gallensteinen! Ernten nur außerhalb von Schutzgebieten!


Brauner Feuerfalter vor altem Grenzturm an der Elbe

GRÜNES BAND

BALD WELTERBE? Bis zum Jahresende beschließt die Konferenz der Kulturminister, ob das Grüne Band als UNESCO-Weltnaturerbe auf die deutsche Vorschlagsliste kommt. LIANA GEIDEZIS leitet den BUND-Fachbereich Grünes Band.

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universellen Wert für die Menschheit sein. Das vom BUND initiierte Grüne Band ist der längste durchgängige Biotopverbund Deutschlands und Europas. Die ehemalige deutsch-deutsche Grenze mit anliegenden Schutzgebieten ist ein Rückgrat des Naturschutzes. Sie ist essenziell dafür, unsere biologische Vielfalt langfristig zu sichern. Mit ihr manifestiert sich auch die Erinnerung an die Folgen des Kalten Kriegs.

uf diesen Schritt hat der BUND lange hingearbeitet, gemeinsam mit dem Thüringer und Bundesumweltministerium sowie weiteren beteiligten Ländern. Würde auch die UNESCO später zustimmen, bestünde noch bessere Aussicht, das Grüne IN OST UND WEST Band für alle Ewigkeit zu bewahren. Als weiterer Schritt sollen zudem die KulturUm als Welterbe anerkannt zu werden, elemente dieses lebendigen Monuments muss eine Stätte von außergewöhnlichem unserer Geschichte identifiziert werden. ANZ_GB_BM 4.qxp_Layout 1 04.10.21 11:18 Seite 1

Foto: HMUKLV

Foto: Helmut Schlumprecht

Natur +Umwelt 4 | 23 › NATUR IM PORTRÄT 27

Seit August ist das Grüne Band Hessen ein ­ ationales Naturmonument. Darüber freuen sich N (v. l.) der BUND-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger, ­Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Hessens Umweltministerin Priska Hinz und der Thüringer Umweltstaatssekretär Burkhard Vogel.

Ziel ist es, das Grüne Band als »gemischte Welterbestätte« mit Natur- und Kulturwerten zu nominieren. Es wäre die erste ihrer Art in Deutschland. Wichtige Voraussetzung eines Welt­ erbes ist dessen Schutz. Über vier Fünftel des 1393 Kilometer langen Grünen Bands sind schon als Nationales Naturmonument geschützt. Vorreiter waren hier Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Als erstes westliches Land hat nun Hessen mit seinen gut 8000 Hektar am Grünen Band nachgezogen – beispielhaft für die übrigen Anrainer im Westen. Flächen am Grünen Band, die sich im Besitz des BUND befinden, sind bereits langfristig gesichert. Für einen lückenlosen Schutz setzen wir uns weiter ein. Anzeige

das Grüne Band: jetzt UNTERSTÜTZen!

Nur gemeinsam können wir Deutschlands d erhalten! größten länderübergreifenden Biotopverbun

Werden Sie jetzt Patin oder Pate für das Grüne Band! Ab einer Spende von 5 Euro im Monat schützen Sie die Lebenslinie an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Bei Fragen zur Patenschaft wenden Sie sich an Ihre Ansprechpartnerin beim BUND:

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SVENJA KLEMM Tel. 0 30 / 2 75 86-4 29 • svenja.klemm@bund.net

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www.bund.net/patenschaften Foto: © Ute Machel


28 Natur +Umwelt 4 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN

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ie Zwergbirke (Betula nana L.) ist im Vergleich zu ihren baumhohen Verwandten ein echter Winzling. Das Eiszeitrelikt wird nur 15 bis 30 Zentimeter groß, selten auch bis zu 60 Zentimeter. Die Kleinwüchsigkeit ist auch das wesentliche Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Strauch-Birke (Betula humilis), die mit immerhin ein bis zwei Metern deutlich größer ist. Die Zwergbirke ist buschig mit rundlichen, gezähnten dunkelgrünen Blättern, die auf der Unterseite heller sind. Sie vermehrt sich vor allem vegetativ über die Wurzeln, in wärmeren Gebieten aber auch über Samen. Betula nana kann bis zu 90 Jahre alt werden. Dabei erreichen ihre Stämmchen aber nur Durchmesser von maximal 40 bis 46 Millimeter.

BESONDERE VERANTWORTUNG Eigentlich ist die Zwergbirke ein echtes Nordlicht – ihre Hauptvorkommen liegen unter anderem im Norden Europas, Asiens und Nordamerikas. Sogar in den eisfreien Gebieten Grönlands kommt sie vor. In Mitteleuropa tritt sie nur in sogenannten reliktischen, also vom Hauptverbrei-

Sie ist klein und zäh, Temperaturen bis zu 30 Grad minus kann sie locker ab und mit Nährstoffarmut kommt sie bestens zurecht. Nicht leiden kann sie hingegen, wenn ihr ­Konkur­renten die Sonne nehmen. Die Rede ist von der Z ­ wergbirke, einem erstaunlichen ­kleinen Gewächs, das im Landkreis Weilheim-­ Schongau seine wichtigsten Vorkommen hat. tungsgebiet getrennten Vorkommen auf. Die bedeutendsten mitteleuropäischen Bestände finden sich im bayerischen Voralpenland, weshalb der Freistaat auch die Hauptverantwortung für den Erhalt der Art in Mitteleuropa trägt. Und die wiegt schwer, denn die Art ist in Bayern mit nur noch wenigen Vorkommen stark bedroht. Die wichtigsten bayerischen Vorkommen liegen im Landkreis Weilheim-Schongau und bestehen teils aus mehreren tausend Individuen. Sie werden überwiegend durch den BUND Naturschutz betreut. Was ihren Lebensraum angeht, ist die Zwergbirke als Spezialist für Extremstandorte einerseits hart im Nehmen. So er-

trägt die Licht- und Pionierbaumart problemlos Temperaturen von bis zu minus 30 Grad und kommt mit wenig Nährstoffen aus. Empfindlich reagiert sie aber auf Beschattung oder Trockenheit. Im bayerischen Alpenvorland wächst Betula nana deshalb vor allem in intakten Hochmooren und in sogenannten Übergangsmooren, die sowohl vom Regen- als auch vom Grundwasser beeinflusst sind. In Mooren mit gestörtem Wasserhaushalt hingegen verdrängen konkurrierende und beschattende Gehölze wie Spirke, Waldkiefer und Fichte die Zwergbirke. Text und Interview: Heidi Tiefenthaler

ZWERGBIRKE Foto: stock.adobe.com – jojoo64

Foto: Manfred Drobny

DER SELTENE WINZLING

Betula nana L.

Familie: Birkengewächse (Betulaceae) Schutzstatus: besonders geschützt nach Bundesartenschutzverordnung Gefährdung: in Bayern stark g ­ efährdet


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SEHEN, WIE DAS MOOR WEITERLEBT Die wichtigsten bayerischen Vorkommen der Zwergbirke liegen im Landkreis Weilheim-­Schongau. Die dortige Kreisgruppe setzt sich seit 40 Jahren für diese botanische Besonderheit ein. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Helmut Hermann.

Was sind das für Arbeiten, die da von den Aktiven geleistet werden? Es sind vor allem zwei Hochmoore, die wir seit Jahrzehnten renaturieren, das Schwarzlaichmoor und die ­Bernrieder Filz. Wir haben uns von Kern­bereichen, die noch einigermaßen ­intakt waren, vorgearbeitet. Wo es möglich war, haben wir die Wassergräben per Hand verschlossen, die größeren dann mit dem Bagger. Pro Moorgebiet haben wir ungefähr 100 Stau-

werke gebaut. Als das passiert war, ging es ums Entbuschen, also das Entfernen von Bäumen und Büschen. Heute sind die wesentlichen ­Flächen saniert und wir h ­ aben nach 40 Jahren wieder Moore mit einem ­intakten Wasserhaushalt. Welche Erfolge Ihrer Arbeit sehen Sie? Man sieht, wie das Moor weiterleben darf. Überall, wo saniert und entbuscht wurde, nimmt die Zwergbirke wieder zu. Aber es geht ja nicht nur um die Zwergbirke. Auf jeder u ­ nserer Flächen gibt es spezielle Preziosen, die wir fördern: auf einer ist es die Zwergbirke, auf der anderen die Feuer­ lilie, die Kalk­aster oder Sumpfgladiole. In unserem Landkreis gibt es viele Highlights, die Zwergbirke ist eines davon.

Foto: stock.adobe.com – irottlaender

Natur + Umwelt: Der Zwergbirkenschutz hat eine lange ­Tradition im Landkreis Weilheim-Schongau … Helmut Hermann: Ja, ich habe das ­Engagement bereits von meinem Vorgänger übernommen, der schon mit Entstehen der Kreisgruppe in den 1970er-Jahren damit angefangen hat.


Foto: Hans Glader/BIA


Bedroht Hatten Sie schon mal das Glück, eine Sumpfohreule zu ­beobachten? Die tagaktive Jägerin fliegt auf schlanken Schwingen bis in die Dämmerung über Feuchtwiesen, ­Mooren und Heiden. Trifft einen unvermittelt der Blick aus ihren großen gelben, schwarz umrandeten Augen, mag es ­einem fast etwas unheimlich werden. Dabei hätte die tarnfarbene Eule mehr Grund zur Furcht. Wie so viele Vögel des Offenlandes leidet sie unter der ­intensiven Landwirtschaft. In Deutschland brütet die ­Sumpfohreule regelmäßig nur noch auf den Inseln im ­Wattenmeer, im Binnenland ganz vereinzelt in mäuse­ reichen Jahren. Etwas häufiger erscheint sie als Wintergast aus dem Norden. Brut- wie Zugvögel dieser charismatischen Art sind heute bei uns vom Aussterben bedroht.


32 Natur +Umwelt 4 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Lech

Foto: stock.adobe.com/ARochau

Foto: Wasserwirtschaftsamt Donauwörth

Der Lech südlich von Augsburg früher (1911) und heute

EINZIGARTIGE CHANCE

ZUKUNFTSPROGRAMM FÜR DEN LECH Von der Quelle bis zur Mündung legt der Lech mehr als 250 Kilo­ meter zurück. In Österreich windet er sich noch frei durch aus­ gedehnte Schotterbänke. In Bayern hingegen bestimmen Stauseen das Bild. Der BN hat ein Zukunftsprogramm für den bayerischen Lech erarbeitet – damit das Leben in den Alpenfluss zurückkehrt!

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inst prägte der Alpenfluss Lech mit seinen weiten Schotterbänken und schäumenden Flussengen, artenreichen Auen und stillen Altwassern das gesamte Lechtal. Dort, wo die Täler weit waren und Platz boten, konnte sich der Fluss ungebändigt ausbreiten, etwa nördlich von Füssen oder im Lechfeld zwischen Landsberg und Augsburg. An einem Ort nahm er Erde, Sand und Kies mit sich. An einem anderen lagerte er es neu an und bildete so weitläufige, verflochtene Fluss­ landschaften. Die Lechauen, geformt durch die Kraft und Bewegung des Flusses, boten Tieren und Pflanzen ein extrem vielfältiges Mo-

saik an unterschiedlichen Lebensräumen auf engstem Raum. Als Lebensader verband das Lechtal die Alpen mit der Alb und war Wanderweg für zahlreiche Tierund Pflanzenarten. Auch heute noch hat der Lech eine herausragende Bedeutung für die bayerische Natur – auch wenn seine ökologischen Funktionen stark eingeschränkt sind. Denn mit Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die Menschen, den wilden Fluss zu bändigen. Sie verbauten und begradigten ihn zum Schutz vor Hochwasser und um Land zu gewinnen. Kraftwerke und Stauseen wurden angelegt, um die Energie des Wassers für den Menschen nutzbar zu machen.

THOMAS FREY BN-Regionalreferent für Schwaben

Und so säumen heute von der Landesgrenze bei Füssen bis zur Mündung in die Donau 43 Querbauwerke den bayerischen Lech. Was früher ein ungezähmter Wildfluss voller Leben war, gleicht heute an vielen Stellen einem trägen Kanal. Die letzten auf längerer Strecke nicht gestauten oder ausgeleiteten Flussabschnitte finden sich heute – ein großer Erfolg der Arbeit des BUND Naturschutz – im Landkreis Weilheim-Schongau (Litzauer Schlei­fe) und im Stadtwald Augsburg. Zwei kurze freie Fließstrecken gibt es am Füssner Lech und unterhalb des Landsberger Wehrs. Der BN möchte, dass der Lech sein ökologisches Gleichgewicht wieder zurückerhält. Er soll seine wichtige Funktion als Lebensader zwischen Alpen und Alb wieder ausfüllen können. Deshalb haben sechs BN-Kreisgruppen im Einzugsgebiet des Lechs über zwei Jahre hinweg das Zukunftsprogramm Lech erarbeitet. Es ist ein Fahrplan für das 21. Jahrhundert und skizziert, wie die Renaturierung des Alpenflusses gelingen kann. Damit stellt der BUND Naturschutz der bayerischen Politik eine fachlich fundierte


Natur +Umwelt 4 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Lech 33

Grundlage für das dringend nötige Handeln zur Verfügung.

MEHR DYNAMIK Klar ist: der Lech muss wieder naturnäher werden. Der Fluss braucht wieder mehr Dynamik. Es geht unter anderem darum, die natürlichen Wasserstandsschwankungen sowie die alpenflusstypische Umlagerung von Grobmaterial wieder zu ermöglichen. Außerdem muss die sogenannte Geschiebedurchgängigkeit wiederhergestellt werden. Das heißt, der Fluss muss wie im natürlichen Zustand Sand, Kies und Geröll mit sich schieben können, was heute durch zahlreiche Querbauwerke verhindert wird. Und der Lech braucht wieder mehr Platz: Seitenverbauungen müssen aufgelöst und Auen wieder an den Fluss angebunden werden. Die BN-Gewässerexpertin Dr. Christine Margraf erklärt: »Der Lech ist einer der energetisch am intensivsten genutzten Flüsse Bayerns. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Allerdings bietet das Auslaufen der Wasserkraftkonzessionen in den kommenden Jahrzehnten die Möglichkeit, die jetzige Form der Wasserkraftwerke und Stauseen grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen. Um mehr Dynamik in den Fluss zu bekommen, müssen die Wasserkraftwerke und Flussabschnitte zwischen den Staustufen teilweise massiv umgebaut werden. Und es muss auch

wieder Abschnitte geben, in denen dem Naturschutz Vorrang vor einer energetischen Nutzung eingeräumt wird. Nicht jeder heutige Kraftwerksstandort muss auch in Zukunft einer sein und andere Kraftwerkstypen können einen ökologischen Mehrwert bieten.« All diese Maßnahmen stellen weder Energiewende noch Klimaschutz in Frage. Die Klima- und die Biodiversitätskrise müssen gemeinsam gelöst werden. Klima­­schutz und Energiewende brauchen keinen Ausbau der Wasserkraft. Wenn wir Energie einsparen, sie effizienter nutzen und das enorme Potenzial an Sonnenund Wind­energie stark ausbauen, ist auch der Verzicht auf einige Megawatt Leistung rea­lisierbar. Jetzt ist die Bayerische Staatsregierung gefragt. Sie muss ein Zielkonzept für den bayerischen Lech aufstellen. Zentrale Bestandteile darin sind: Deiche verlegen, Staumauern um- oder rückbauen, Auen anbinden, Geschiebedurchgängigkeit herstellen, Biotope vernetzen. Dem Lech seine ökologischen Funktionen wieder zurückzugeben, ist ein Jahrhundertprojekt. Wir müssen jetzt damit beginnen.

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Mehr zum Thema Das vollständige Zukunftsprogramm ­bayerischer Lech gibt’s im Internet unter: www.bund-naturschutz.de/ zukunftsprogramm-lech

LICCA LIBER – FREIER LECH Im Stadtwald Augsburg, einem der größten Naturschutzgebiete Bayerns, darf der Lech heute noch ­fließen, allerdings kanalisiert. Jetzt wird dort vom Freistaat Bayern ­eines der größten Flussrenaturierungsprojekte Bayerns geplant. Das Projekt »licca liber« (freier Lech) entwickelte sich aus dem Widerstand des BN und anderer Naturschutzverbände gegen frühere ­Pläne von E.ON. Das Unternehmen wollte im Naturschutzgebiet mehrere Wasserkraftwerke bauen. Zehn Jahre lang wurde für »licca liber« geplant. Doch ausgerechnet bei der Vorstellung der Re­natu­ rierungs­pläne im Sommer 2023 verkündete der heute verstaatlichte Energiekonzern UNIPER, dass er auch aktuell wieder den Bau eines neuen Wasserkraftwerks mitten in der Renaturierungsstrecke im Naturschutzgebiet prüft. Der BN lehnt die Kraftwerkspläne ab und hofft, dass die Re­­na­tur­ie­ rung des Lechs nun bald in die Umsetzung kommt.

Datenquelle: Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de; Fotomontagen: Georg Kestel

Das Beispiel Stausee Lechbruck zeigt: Vom dynamischen Wildfluss Lech ist nichts übrig geblieben (links). Das Auslaufen der Kraftwerkskonzessionen bietet die Chance, Naturschutz und Energieerzeugung zumindest teilweise zu verknüpfen. Während ein Teil des Flussbetts weiterhin als Stausee genutzt wird, darf sich in einem anderen von einem Damm abgetrennten Teil, der Lech wieder sein eigenes Bett suchen (Simulation rechts).


SCHWALM UND NETTE

Auwald im Mühlenbruch – die feuchten Wälder der Schwalm­ niederung sind einzigartig in NRW.

Fotos: D. Jansen (2)

FEUCHTGEBIET AM TROPF Die Schwalmniederung an der niederländischen Grenze zählt zu den wichtigsten Feuchtgebieten in Nordrhein-Westfalen. Dabei hat ihr der nahe Braunkohletagebau längst das Wasser abgegraben.

BUND-Experte Dirk Jansen

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insichtlich der europäischen Schutz­ gebiete entlang der Schwalm geizt das Landesamt für Natur nicht mit Superlativen: »Der über weite Strecken naturnahe Komplex von Fließgewässern und Sumpf-, Bruch-, Quell- und Auenwäldern ist in dieser Größe und in solch gutem Zustand in Nordrhein-Westfalen einzigartig. Er ist damit von landesweiter und bundesweiter Bedeutung und hochgradig schutzwürdig.« Was die Behörde an dieser Stelle unterschlägt: Nur dank einem enormen technischen Aufwand fließt hier überhaupt noch Wasser. Nordwestlich von Erkelenz im Kreis Heins­berg entspringt in einem Bruchwald die Schwalm. Ein großes Schild weist am Waldrand auf naturkundliche Besonderheiten hin. Einige Meter entfernt, im Waldesinneren, quillt Wasser aus dem Boden. Nur wer im Dämmerlicht genau hinsieht, erkennt: Die Quelle ist gar keine, das Wasser dringt aus einem breiten Metallrohr.

Und nicht Grundwasser tritt hier zutage, sondern Grubenwasser. Weil es chemisch gereinigt wurde, spricht der Kohlekonzern RWE tatsächlich von »Ökowasser«. Damit der nur 13 Kilometer entfernte Tagebau Garzweiler und die anderen Tagebaue nicht volllaufen, muss RWE unentwegt riesige Wassermengen abpumpen, 20 Milliarden Kubikmeter bisher. So sank der Grundwasserspiegel rapide, und das in weitem Umkreis. Auf etwa 3200 Quadratkilometern, einem Zehntel NRWs, wären alle vom Grundwasser abhängigen Feuchtgebiete längst trockengefallen, würde das abgepumpte Wasser nicht über Brunnen und Rohre, Sickerschlitze und Direkteinleitungen großflächig wieder verteilt.

LANGZEITSCHÄDEN Auch die Schwalmniederung hängt seit Jahrzehnten an diesem Tropf. Und wird noch über Generationen daran bleiben. Dirk Jansen, der BUND-Geschäftsleiter in

NRW, beschäftigt sich schon ewig mit den Umweltschäden des BraunkohleTagebaus. Er schätzt, dass nach dem geplanten Kohle-Aus 2030 die Pumpen noch 300 Jahre laufen müssen, um das Grundwasser wieder auf ein naturverträgliches Niveau zu heben. Die Rückstellungen von RWE werden dafür kaum ausreichen. Um die Kosten langfristig zu decken, fordert der BUND eine Stiftung einzurichten. »Bis heute vermissen wir eine volkswirtschaft­ liche Gesamtbilanz der Kohleförderung, mit allen Langzeitfolgen für Klima, Wasserhaushalt und Kulturlandschaft«, so Jansen.

MIT RHEINWASSER FLUTEN? Besonders aufwendig wird es, die Tagebaue nach ihrer Schließung zu fluten. Um die riesigen Gruben in Garzweiler und im benachbarten Hambach zu füllen (200 und 360 Meter tief), wird eine 45 Kilometer lange Leitung zum Rhein gelegt.


Natur +Umwelt 4 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Feuchtgebiet am Tropf 35

DÜSSELDORF Foto: D. Jansen

MÖNCHENGLADBACH

SCHWALM

Illustration: JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Dichte Wälder begleiten die Schwalm und ihre Nebenbäche.

DÜSSELDORF MÖNCHENGLADBACH

Foto: Arend Dechow

TAGEBAU GARZWEILER

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TAGEBAU GARZWEILER

Bergbaubedingte Grundwasserabsenkung seit 1955 im oberen Grundwasserleiter Schlechter Zustand

Naturpark Schwalm-Nette

Braunkohletagebau DÜSSELDORF

Mithilfe von Rheinwasser soll der Tagebau Garzweiler zu einem der größten Seen Deutschlands werden.

MÖNCHENGLADBACH

SCHWALM

Jansen denn auch auf all die Fragen zu Bei Dormagen will man dafür 40 Jahre der irren Dimension und den Folgen der lang Wasser entnehmen, sechs Milliarden Rekultivierung im rheinischen Revier. Kubikmeter insgesamt. Was dieser AderUm die geschundene Region nach dem lass wohl für einen Fluss im Klimastress Kohleausstieg zu reanimieren, fordert der bedeutet? Im August maß der Rheinpegel BUND die verbliebenen Lebensräume ab stellenweise nur noch vier Zentimeter … großzügig zu verbinden. Mit einem Allerdings ist die Flutung eine VorausTAGEBAU2030 GARZWEILER Anschluss auch ans waldreiche Gewässersetzung dafür, dass die Kohlegruben system der Schwalm. standsicher bleiben und ihre Böschungen nicht abrutschen. Und dass Feuchtgebiete wie die Schwalmniederung überdauern. FEUCHTES MOSAIK »Keine einfachen Antworten« sieht Dirk Ruhig liegt das Mühlenbruch in der Spätsommersonne. Die Schwalm schlängelt sich hier durch einen Erlen- und Eschenwald. Nebenbäche und Stillgewässer, offene Moorböden, Seggenriede und Weiden-Faulbaumgebüsche bilden ein kleinräumiges Mosaik. An vielen Stämmen haben die Nagezähne der Biber ihre Spuren hinterlassen. Insekten sirren und brummen herum, hier und da klopft ein Specht. Ansonsten regt sich wenig an diesem Nachmittag. Auch wenn sie sich gerade rarmachen: Speziell für Vögel und Amphibien ist die Niederung von herausragendem Wert. Foto: blickwinkel/F. Teigler

SCHWALM

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Auswirkung des Kohletagebaus auf die Menge des Grundwassers im Westen NRWs. Der Naturpark Schwalm-Nette umfasst diverse nationale und europäische Schutzgebiete.

Atlantische Pflanzen wie das Kleine Helmkraut sind eine Besonderheit der Schwalmniederung.

Eine weitere Besonderheit sind üppige Vorkommen atlantischer Pflanzen wie Königsfarn und Kleines Helmkraut.

UNSICHERE ZUKUNFT Die Schwalm ist ein Refugium für viele Arten geblieben – weil und obwohl ihr seit Jahrzehnten künstlich Wasser zugeführt wird. Ihr Umland ist dicht besiedelt und intensiv bewirtschaftet. Dies steigert noch ihre Bedeutung für den Naturschutz und die Naherholung in der Region. Zwar soll der Strukturwandel nach dem Aus für die Kohle selbstredend nachhaltig passieren. Doch Dirk Jansen hat Zweifel: »Etliche Kommunen planen bereits große Gewerbegebiete auf dem frei werdenden Grund.« Der BUND wird die Rekultivierung des Reviers daher aufmerksam begleiten. Damit die Schwalm sich in ferner Zukunft wieder aus echtem Quellwasser speist. Severin Zillich

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Mehr zum Thema ... unter www.bund-nrw.de/braunkohle – mit Informationen und Hintergründen zur Situation im rheinischen Kohlerevier.


36 Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTION

So einfach funktioniert’s: Foto machen …

… Foto hochladen …

… ... und in vielen Fällen gleich die Information bekommen, um welche Art es sich handelt.

Bestimmungsergebnis

Fotos: Martina Gehret

Fundort und Datum aus Bild

MITMACHEN

ZUSAMMEN MEHR ENTDECKEN Der BUND Naturschutz hat sich mit der Naturmelde­ plattform Observation.org zusammengeschlossen. So ­können alle Naturbegeisterten noch schneller und einfacher Arten die heimische Flora und Fauna kennenlernen – und gleichzeitig der Wissenschaft helfen. MARTINA GEHRET Verantwortlich für BN-Mitmachprojekte

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bservation International bietet mit Observation.org eine benutzerfreundliche Plattform, auf der man Beobachtungen von Flora und Fauna sammeln und teilen kann – ganz einfach mit dem Handy. Das ermöglicht es, noch besser über den Zustand unserer Natur und Umwelt informiert zu sein und gezielte Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Im Gegensatz zu anderen Meldetools bietet Observation.org durch seine fortschrittliche Bilderkennungstechnologie nicht nur eine sehr gute Erkennung von Tier- und Pflanzenarten, sondern auch eine Überprüfung dieser Ergebnisse durch Expert*innen für die jeweilige Artengruppe. Irrtümer werden so aufgeklärt, und

die eigene Artenkenntnis wird geschult. Durch diese Partnerschaft haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich aktiv an der Datenerfassung und dem Artenschutz zu beteiligen. Man kann seine eigenen Beobachtungen hochladen, an Projekten teilnehmen und mit anderen Naturschutzbegeisterten in Kontakt treten. Mit Hilfe der Plattform und mobiler Apps, die in Verbindung mit Observation.org verwendet werden, lassen sich auch bayernweite Projekte, etwa die Suche nach bestimmten Arten zu festgelegten Zeiten, einfach umsetzen. In naher Zukunft wird es sogar eine bayerische Unterseite von Observation.org geben. Der BUND Naturschutz ist überzeugt, dass diese Kooperation eine gute Unterstützung dabei sein wird, die Natur besser zu verstehen und zu schützen.

EUROPAWEIT AKTIV Observation.org wurde 2004 gegründet und ist die größte Naturbeobachtungsplattform Europas mit Sitz in den Niederlanden.


Foto: Wolfgang Piepers

Natur +Umwelt 4 | 23 › AKTION 37

GEH AUFS GANZE FÜR DIE WANZE In Deutschland leben rund 900 Wanzen­arten, und weltweit sind es mehr als 45 000 Arten. Eine Arten-Gruppe, die nicht so viele M ­ enschen kennen, die aber auf jeden Fall eine nähere B ­ ekanntschaft wert ist. Ein weiterer deutscher Partner von Observation.org, das LWL-Museum für Naturkunde in Münster, möchte mit Hilfe von Observation.org und der App ObsIdentifiy die Vielfalt dieser zu Unrecht vernachlässigten Gruppe näher erforschen. Der BN macht dabei gerne mit und unterstützt dieses Projekt. Bis zum 31. Dezember 2023 heißt es d ­ eshalb »Geh aufs Ganze für die Wanze«. Teil­ nehmen an dem Projekt können alle, die Bilder von Wanzen über die Webseite observation.org oder über die App-Challenge O ­ bsIdentify hochladen.

Sie wurde entwickelt, um Naturbeobachtungen zu sammeln, zu teilen und für den Naturschutz zu nutzen. Weltweit konnten bisher mehr als 42 Millionen Beobachtungen durch 18 000 registrierte, ehrenamtliche Bürgerwissenschaftler*innen gesammelt werden. Ein starkes IT-Team ist rund um die Uhr damit beschäftigt, die Plattform weiterzuentwickeln, modern und benutzerfreundlich zu gestalten. Observation.org deckt eine breite Palette von Arten ab, darunter Vögel, Säugetiere, Insekten, Pflanzen und viele mehr. Dies macht sie zu einer wertvollen Ressource für die Überwachung der Biodiversität. Weltweit konnten bisher mehr als 230 Millionen Beobachtungen durch fast 380 000 registrierte, ehrenamtliche Bürgerwissenschaftler*innen gesammelt werden.

TEILNAHME AN PROJEKTEN MÖGLICH Die Plattform fördert die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen zwischen Naturbegeisterten und Fachleuten. Benutzer können sich in Gruppen organisieren und an Projekten teilnehmen, die spezifische Arten und Regionen betreffen. Observartion.org bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche, die es einfach macht, Beobachtungen hochzuladen und zu durchsuchen. Die kostenlosen Apps ObsIdentify, iObs, ObsMapp ermöglichen es Nutzer*innen, Beobachtungen direkt vor Ort zu erfassen und Arten, die sie fotografiert haben, zu identifizieren. Hierfür wird eine Bilderkennungstechnologie verwendet. Diese KI bietet eine hervorragende Möglichkeit, unbekannte Arten zu bestimmen, ohne aufwändige Recherchen durchführen zu müssen. Die sicher erkannten Arten können anschließend mit nur einem Klick auf Observation.org hochgeladen werden. Die Leistung der Bilderkennungstechnologie ist von der Qualität der Fotos und der Verfügbarkeit von Trainingsdaten für die erkannten Arten abhängig. Je mehr Fotos und validierte Daten der Techno-

logie zum »Trainieren« zur Verfügung stehen, umso besser wird die Arterkennung. Observation.org legt großen Wert auf den Schutz der Privatsphäre und ermöglicht es den Nutzer*innen, ihre Daten je nach Bedarf zu anonymisieren.

ÜBERPRÜFT VON FACHLEUTEN Trotz Bilderkennungstechnologie werden alle eigehenden Daten von freiwilligen Expert*innen überprüft. Diese Validierung zielt darauf ab, die Qualität der gesammelten Daten sicherzustellen und die Plattform als wertvolles Werkzeug für den Naturschutz und die Biodiversitätsüberwachung zu unterstützen. Dennoch ist Observation.org kein Ersatz für die nach wie vor nötige und sinnvolle Meldung insbesondere von gefährdeten Arten in die staatliche Artenschutz-Kartierung. Dafür gibt es auch weiterhin eine zentrale Datenbank für Behörden, Planungsbüros und Naturschutzverbände.

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Mehr zum Thema Oberservation.org Machen Sie mit und melden Sie sich an – es gibt viel zu entdecken!

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38 Natur +Umwelt 4 | 23 › INTERNATIONALES

nde November startet in Dubai die diesjährige UN-Klimakonferenz. Die Vereinigten Arabischen Emirate zählen dank riesiger Ölvorkommen zu den reichsten Ländern der Welt. Geleitet wird die Konferenz von Sultan Ahmed Al Jaber, dem Vorsitzenden des Ölkonzerns Adnoc. Noch schlechtere Rahmenbedingungen sind kaum vorstellbar für eine Konferenz, mit der sich die Weltgemeinschaft so schnell wie möglich aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen befreien muss. Der Weg dorthin ist noch weit. Für 2022 meldeten die Öl- und Gaskonzerne die größten Gewinne ihrer Geschichte, mehr als doppelt so hoch wie im Jahr zuvor.

VORBILDER Gut, dass aus unserem Netzwerk Friends of the Earth auch Zeichen der Hoffnung kommen. So gingen im September mehr als 600 000 Menschen für eine rasche und gerechte Energiewende auf die Straße, rund die Hälfte davon in Deutschland, darunter viele BUND-Aktive. Zudem bekam unsere Schwesterorganisation »Friends of the Earth Mosambik« den europäischen »Silver Rose Award« –

Foto: FoE Mosambik

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Vom Mphanda-Nkuwa-Staudamm bedroht: Treffen einer Gemeinde in der Provinz Tete mit unseren Partnern von Friends of the Earth Mosambik

KLIMASCHUTZ

RAUS AUS DEN FOSSILEN! für ihren unermüdlichen Einsatz gegen fossile Brennstoffprojekte und Landraub in Mosambik. Ihr Kampf für die Stärkung lokaler Gemeinschaften, Umweltschutz und Menschenrechte dient als Inspiration für einen sozial gerechten Wandel in Afrika und weltweit. Wir gratulieren! Ebenso freuen wir uns mit unserem dänischen Partner NOAH. Der feierte kürzlich einen bedeutenden Sieg. Das norwegische Öl- und Gasunternehmen

Blue-Nord zog einen Antrag zurück, etwa 5,2 Milliarden Kubikmeter fossiles Gas aus der Nordsee zu fördern. NOAH hatte sich mit Verbündeten dagegen gewehrt. Susann Scherbarth

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Mehr zum Thema Unter Hashtags wie #EndFossilFuels und #FastFairForever verbinden sich weltweit Umweltaktive, um eine Zukunft frei von fossilen Brennstoffen zu gestalten.

UN-NACHHALTIGKEITSGIPFEL

ZIELE BESSER UMSETZEN

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or acht Jahren verständigte sich die Weltgemeinschaft auf 17 Nachhaltigkeitsziele bis 2030. Sie verknüpfte dabei zentrale Entwicklungs-, Umwelt- und Klimaschutzziele. Denn um weltweit Armut und Hunger zu beenden, muss der Raubbau an natürlichen Ressourcen und fossilen Rohstoffen gestoppt werden.

Sieben Jahre bleiben, um die Ziele zu erreichen. Doch die Halbzeitbilanz beim New Yorker UN-Gipfel im September fiel verheerend aus. Ökologische und soziale Krisen haben beim Kampf gegen Hunger und Ungleichheit zu empfindlichen Rückschritten geführt. Wesentliche planetare Grenzen sind überschritten. Bei den meisten Zielen ist die Welt weit ab vom Kurs, sie bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Immerhin: Die Vollversammlung der UN einigte sich darauf, die Ziele nun rascher umzusetzen. Doch dafür braucht es mehr politischen Willen und eine solide Finanzierung.

Vor diesem Hintergrund aktualisiert die Bundesregierung die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Der BUND fordert hierin stärkere Ziele für den Ressourcenschutz aufzunehmen, sowie Schritte zu weniger Verbrauch und mehr Lebensqualität in Bereichen wie Mobilität, Landwirtschaft, Bauen und Wohnen. Und er fordert die Strategie verbindlich zu verankern, etwa durch ein wirksames Klimaschutz- und Ressourcenschutzgesetz. Christine Wenzl

www.bund.net/policy-brief-­ nachhaltigkeit-suffizienz


Foto: xhemal xherri ppnea

Natur +Umwelt 4 | 23 › INTERNATIONALES 39

Gabriel Schwaderer und Richard Mergner (rechts) beim Besuch der Baustelle Großflächige Naturzerstörung am Bauplatz vor der Lagune. Mit dabei: Münchens Flughafengesellschaft

MIT DEUTSCHEM KNOW-HOW

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n einem der letzten unverbauten Abschnitte der albanischen Adriaküste liegt die Narta-Lagune. Sie ist Teil des Deltas der Vjosa, die dieses Jahr zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas erklärt wurde. Direkt an der Lagune treibt Albaniens Regierung den Bau des VloraAirports voran – mit Hilfe der Münchner Flughafengesellschaft. Der Flughafen entsteht in einem herausragenden Schutzgebiet mit großer Bedeutung für den Vogelzug. Entsprechend laut protestieren Umweltverbände und auch die EU gegen seinen Bau.

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Mit einer Spannweite von mehr als drei Metern ist der Krauskopfpelikan der größte Süßwasservogel der Erde. Die Narta-Lagune ist (noch) ein wichtiger Nahrungsplatz der gefährdeten Art.

Schmelzfeuer

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Licht, Wärme & Kerzenrecycling

Die Flugzeuge würden da direkt hindurchfliegen.« Gabriel Schwaderer ergänzte: »Ein Flughafen mitten im Schutzgebiet ist ein Irrsinn, da mag ihn die albanische ­ Regierung noch so kreativ herauszonen.«

AM BAU BETEILIGT

HEFTIGE KRITIK

Im August machten sich Richard Mergner, der Vorsitzende des BUND Naturschutz und Gabriel Schwa­ derer von EuroNatur vor Ort ein Bild. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die »Munich Airport International GmbH« A ­ lbanien bei dem Bau zumindest berät. Richard Mergner drängte die Anteilseigner – Bayerns Landesregierung, den Bund und die Stadt München – für einen Rückzug der Gesellschaft zu sorgen. »Wir haben in der Lagune Flamingos, Pelikane und viele rastende Vögel gesehen.

Auch Europaparlament und Europäische Kommission kritisierten den Bau heftig und forderten Albanien auf, das Projekt umgehend zu stoppen. Immerhin verhandelt das Land mit Brüssel derzeit über einen Beitritt zur EU. Nach der Auskunft des albanischen Premierministers Edi Rama soll die Münchner Flughafengesellschaft den Vlora-Airport sogar betreiben. Dem hat das bayerische Finanzministerium bisher widersprochen.

Zu bestellen im BUNDladen

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BESSER REISEN

Foto: Azimut Tours

MEHR ERLEBEN

Auch 2024 bietet BUND-Reisen wieder viele umweltfreundliche Wandertouren an. Lassen Sie sich vom neuen ­Katalog anregen.

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orweg: Was zeichnet die BUND-­ Reisen aus? Alle Ziele erreichen Sie um­ weltbewusst per Bahn, Bus oder Schiff. Mit dem Verzicht aufs Fliegen und der so deutlich besseren CO2-Bilanz entlasten Sie das Klima. Zudem sind Sie bei BUND-Reisen umweltbewusst in Kleingruppen unterwegs und nächtigen meist in privat geführten Hotels und Gästehäusern. Begleitet werden Sie von vorwiegend einheimischen Naturbegeisterten und engagierten Fachleuten, die ihr Wissen mit Herzblut weitergeben.

WOHIN DES WEGES? Die Pilotreise »Wintermärchen im Allgäu« kam dieses Jahr so gut an, dass wir 2024 erneut mit dieser Reise beginnen werden. Auf Schneeschuhen werden wir wieder in der Mala Fatra (Slowakei) oder im Nationalpark Sumava (Tschechien) unterwegs sein. Das Villnöstal, das Rofangebirge und Ziele im Osten Polens steuern wir auch 2024 an. Für den Sommer hat sich das Team von BUND-Reisen viele neue Reisen einfallen lassen. Ambitionierte Wanderer werden

Foto: Gerhard von Hinten

Im kommenden Jahr geht es mit BUND-Reisen erstmals ins bulgarische Rila-Gebirge.

bei den Hüttentouren im bulgarischen Rila-­Gebirge oder auf dem GR10 in den Pyrenäen auf ihre Kosten kommen. Pionierarbeit war die Entwicklung einer Pauschalreise auf die Schwäbische Alb, ein »Fahrtziel Natur«-Gebiet. Sie führt zu Naturschätzen des gleichnamigen Biosphärenreservates. Besichtigt wird auch die weltweit älteste figürliche Darstellung einer Frau, die »Venus vom Hohle Fels«. Der Naturpark Trudner Horn mag nicht allen ein Begriff sein. Sicher aber wird diese Wanderreise nach Südtirol gleicher­ maßen Pflanzen-, Geologie- und Kultur­ begeisterten gerecht. Auch steuern wir den Geopark »Bletterbachschlucht« an. Ausgeweitet haben wir das Angebot in Spanien, neu dabei ist Katalonien. Und Peter Rottner, BUND-Geschäftsführer in Bayern, wird im Frühjahr wieder die Reise »Andalusien und ein bisschen Portugal« leiten.

VIELSINNIG REISEN Im Urlaub beim Naturschutz mit anpacken, das kann man bei uns seit 2013. Zwei solche Reisen stehen auch im kommenden

Historische Kleidonia-Brücke im griechischen Epirus

Jahr zur Wahl. So bietet das Bio­sphä­ren­ reservat Mittelelbe engagierten Aktiven erneut beglückende Natur­erfahrungen und Gruppenerlebnisse. Eine derartige Reise begleitete in diesem Herbst ein Filmteam. Eindrücke davon erhalten Sie ab Januar auf unserer Webseite. Die Abwehrkräfte stärken und auch beim Reisen auf mehr Achtsamkeit hinwirken, das war dieses Jahr sehr gefragt. Darum sind Reisen, die das aufgreifen, auch 2024 wieder im Programm. Fahren Sie also mit uns ins Chiemgau und in den Nationalpark Harz! Harry Karpp

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Mehr zum Thema Das vollständige Angebot finden Sie unter www.bund-reisen.de, Tel. 09 11/ 5 88 88-20, info@bund-reisen.de. BUND-Reisen ist Mitglied im »Forum Anders Reisen«, kooperiert mit www.fahrtziel-natur.de und trägt das TOURCERT-Siegel.



42 Natur +Umwelt 4 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Wanderung

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

Wie das Naturdenkmal »Großer Pfahl» ursprünglich ausgesehen hat, werden wir nie erfahren, denn schon seit dem 19. Jahrhundert wurden immer wieder Teile weg­gesprengt und zu Schotter verarbeitet.

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on der heutigen Attraktion des Bayerwaldstädtchens Viechtach wäre nichts mehr übrig, wenn Naturschützer nicht seit den 30er und bis in die 50er Jahre immer wieder interveniert hätten. Das harte Quarzgestein war ein begehrter Schotter für den Straßenbau – und in der strukturschwachen Region war man um jeden Arbeitsplatz froh. Seit 1939 stand der Große Pfahl unter Naturschutz, doch der Quarzabbau ging weiter. Erst 1993 war endgültig Schluss. Bei Viechtach ragen die Quarzfelsen an manchen Stellen wie senkrechte Wände bis zu 30 Meter hoch auf. Schon seit dem 19. Jahrhundert fand dort Quarzabbau statt. Seit den 1930er Jahren finden sich in den »Blättern für Naturschutz«, der da-

INFOS ZUR WANDERUNG • Ausgangspunkt: Parkplatz nördlich der B 85 (ca. 2 km vom Bahnhof Viechtach) • Länge/Gehzeit: 4,5 km / 1 Stunde (erweiterbar auf 10 km über ­großen Rundwanderweg Nr. 4) • Wegcharakter: teils befestigte Wege, teils gut erkennbare Steige • Einkehr: entlang des Weges keine / Viechtach

maligen Mitgliederzeitschrift des BN, immer wieder Klagen, dass man dort ohne Not besonders spektakuläre Felsen weggesprengt hatte. Doch Klagen und Appelle beeindruckten die Schotterwerke nicht. 1936 schließlich gelang es, das Bezirks­ amt Viechtach zu einer Intervention zu bewegen: Es stellte Teile des Pfahls unter Schutz und untersagte Sprengungen und Bohrungen.

LÄRM IST VERSTUMMT 1939 wurde der Große Pfahl offiziell Naturschutzgebiet – allerdings nur die steil aufragenden »Außenwände« des Pfahls und ihr Umgriff: Im Inneren durfte der Quarzabbau weitergehen. Bis in die Nachkriegszeit gab es immer wieder Bestrebungen, den gesamten Großen Pfahl samt seiner Außenwände abzuräumen, um alles verwertbare Quarzgestein zu Geld zu machen – dank beharrlichen Wider­stands ohne Erfolg. Endgültig eingestellt wurden die Steinbrucharbeiten im Großen Pfahl erst 1993. Bis dahin bestand das Kuriosum, dass inmitten eines Naturschutzgebietes Spreng­ arbeiten stattfanden und das Gestein in der »Quetsch« mit ohrenbetäubenden Lärm zu Schotter gebrochen wurde. Das Schutzgebiet wurde also buchstäblich von innen ausgehöhlt. Heute zeugt davon eine riesige, tief eingeschnittene Wanne.

Foto: Winfried Berner

AUSGEHÖHLT Ein Teil der spektakulären Quarzfelsen konnte erhalten werden.

Ein voller Erfolg für den Naturschutz ist der Große Pfahl also nicht. Doch heute bietet sich den Besuchern ein friedliches Bild: Der mörderische Lärm der Brechwerke ist verstummt, den früher allgegenwärtigen Gesteinsstaub hat der Regen in den Boden gewaschen, und die Natur ist mit Erfolg dabei, sich die bizarre »Riesenbadewanne« zurückzuerobern. Ihre steilen Wände bieten Nistplätze für Felsenbrüter, die Tümpel am »Wannenboden« locken Amphibien. Natur aus zweiter Hand – aber was für eine! Ein schöner, abwechslungsreicher Rund­­weg führt um das, was vom Großen Pfahl übriggeblieben ist. Schon oberhalb des Parkplatzes an der B 85 locken wilde Felszinnen und lassen einem nur noch die Wahl, nach links oder nach rechts zu gehen. Wir empfehlen, dem Rundweg entgegen dem Uhrzeigersinn zu folgen, weil man dann gleich zu Beginn des gut einstündigen Rundwegs einen Eindruck von dem ehemaligen Schotterwerk und seinen Folgen bekommt. Uli Rohm-Berner, Winfried Berner

Mehr entdecken Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner: Gerettete Landschaften Wanderführer, Verlag Rother, 14,90 Euro Bestellung: www.bn-onlineshop.de


Natur +Umwelt 4 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Reise 43

A

Foto: istock

uf dieser Reise entdecken wir den atlantischen Süden Spaniens – und ein Eckchen Portugal. Wir durchstreifen Dörfer und Städte, wandern im Wald, am Fluss und an der Küste. Wie immer reisen wir mit der Bahn an, die weite Strecke wird mit einer Übernachtung in Paris schon zum Urlaub. Weiter geht es nach Sevilla. Im Altstadtviertel Barrio Santa Cruz lassen wir uns durch das Labyrinth von Gassen und Plätzen treiben, bewundern die maurisch beeinflusste Architektur. Durch die Stadt fließt der Guadalquivir; er ist der längste Fluss Andalusiens und ein Leitfaden auf dieser Reise. Zunächst aber wechseln wir in die Sierra de Grazalema, ein Mittelgebirgsmassiv, dessen Gipfel auf 1000 Meter ansteigen. Weißgekalkte Häuser leuchten an den Hängen. Wir entdecken weite Wälder, Kanareneichen, Lorbeer- und Erdbeerbäume sowie Stechpalmen, Korkeichen wachsen hier. Eine Besonderheit sind die »Pinsa­ pos«, die Igeltannen, sie bilden das botanische Herzstück des Naturparks. Über schroffen Kämmen und Gipfeln sehen wir Löwengeier kreisen. Weiter geht es an die Costa de la Luz und nach Tarifa, dem südlichsten Punkt des europäischen Festlands. Obwohl erst März, ist es hier frühlingshaft warm. Kein Wunder, Afrika ist nahe. Von den Sand­ dünen bei Bolonia sehen wir – über die Straße von Gibraltar hinweg – nur 14 Kilometer entfernt die marokkanische Küste liegen. Ein Highlight der Reise ist der Nationalpark Doñana. Wir erreichen ihn über eine

Ein Highlight der Reise: Flamingos in freier Wildbahn beobachten

UMWELTFREUNDLICH REISEN

AM GROSSEN FLUSS Wadi al-Kabir, so nannten die Mauren den Wasserlauf, der das Gesicht Andalusiens geprägt und geschaffen hat. Kaiseradler, Iberischer Luchs und viele Zugvögel haben hier ihren Lebensraum. Bootsfahrt auf dem Guadalquivir von Süden aus. Der Fluss hat hier ein Mosaik aus Habitaten entstehen lassen. Hinter den Wanderdünen und Sandstränden liegen Marschland, Lagunen, Pinienwälder, Korkeichenhaine und Heide. Der Unterlauf ist eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Europas. Hier rasten rund sechs Millionen Zugvögel im Jahr. Rosa Flamingos, Löffler und Reiher stehen im flachen Wasser. Im Park lebt auch der Iberische Luchs, eine hoch bedrohte Art, zu deren Schutz der Nationalpark Großes leistet.

MPOSANTE WASSERFÄLLE Wir machen einen Abstecher nach Portugal, in den Naturpark Vale do Guadiana im Alentejo und wandern an den »Pulo do Lobo«, den Wolfssprung. Hier quetscht sich der Fluss zwischen imposanten Felsen hindurch und fällt über 20 Meter tief in Wasserfällen und Stromschnellen hinab. Zum Reisen gehört das Essen. Die Küche Südeuropas ist so abwechslungs-

reich wie ihre Landschaften und von den Mauren beeinflusst, die viele Früchte und Gewürze hierher brachten. Natürlich gibt es Fisch in allen Varianten, berühmt sind der luftgetrocknete Schinken und die kalte Suppe Gazpacho. Allmählich heißt es den Weg nach Norden einschlagen. Noch ein Tag im quirligen Sevilla, bevor uns der Zug über Madrid nach Deutschland bringt. Das Licht Andalusiens und seine Farben nehmen wir in der Erinnerung mit zurück. Lucia Vogel

REISETERMIN 24. März – 7. April 2024 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 www.bund-reisen.de


44 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

BN AKTIV + NAH KLÄRSCHLAMM VERBRENNEN? SCHADET DEM KLIMA!

Illustration: BUND Naturschutz/Nicole Schmidt

In Bayern fallen jedes Jahr rund 270 000 Tonnen Trockenmasse Klärschlamm an. Früher wurde dieser oft als Dünger auf Feldern ausgebracht. Das ist kaum noch der Fall, weil Klärschlamm problematische Stoffe wie Medikamentenrückstände enthält. Der größte Anteil wandert heute in Kohlekraftwerke, Zementwerke und Müllverbrennungsanlagen. Doch

diese Verwertung ist bald nicht mehr möglich, denn in einigen Jahren muss Phosphor aus Klärschlamm zurückgewonnen werden. Was also tun mit dem Endprodukt unserer Kläranlagen? Die Bayerische Staatsregierung hält sogenannte Monoverbrennungsanlagen, in denen ausschließlich Klärschlamm verbrannt wird, für die beste

Lösung. Fünf Anlagen in Bayern sind derzeit in Betrieb oder im Bau, sechs weitere könnten folgen (siehe Grafik unten). Der BUND Naturschutz sieht das als vertane Chance, denn aus Gründen der Kreislaufwirtschaft und des Klimaschutzes ist Verbrennung die schlechteste Lösung. Auch bei der Verbrennung werden Schadstoffe wie Schwermetalle in die Umwelt freigesetzt. Deshalb klagt der BN gegen den Bau von zwei der geplanten Verbrennungsanlagen: in Straubing und in Gersthofen bei Augsburg. In Gersthofen ist eine Kapazität von 27 000 Tonnen Klärschlamm (gerechnet als Trockenmasse) vorgesehen und 40 000 Tonnen in Straubing. Unklar ist in beiden Fällen die Herkunft des Klärschlamms. Da solche Mengen nicht in der Region vorhanden sind, könnten diese von weit her kommen. Der nasse Klärschlamm soll energieintensiv und klimaschädigend getrocknet und verbrannt werden. Was fehlt, ist eine Phosphor­ gewinnung aus der Asche. Eine vom BN geforderte Prüfung von alternativen Methoden wurde nicht durchgeführt. Hintergrund für diese hohe Antragsund Bauaktivität ist die Pflicht für die Betreiber von Kläranlagen, ab 2029 in Großanlagen den Phosphor zurückzu­ gewinnen. Dieser wurde von der EU als »kritischer Rohstoff« eingestuft, bei dem Versorgungsengpässe drohen könnten. Allerdings: Eine vom BN in Auftrag


Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 45

ALTERNATIVEN GESUCHT Der BUND Naturschutz fordert daher, dass die Fristen aus der Klärschlammverordnung für die Kläranlagenbetreiber verlängert werden. Auch muss es eine verstärkte Förderung der Entwicklung von innovativen, nachhaltigen und umweltschonenden Verfahren geben, um künftig zu einer besseren Kreislaufwirtschaft aus dem Klärschlamm zu kommen. Eine weitere BN-Forderung ist, gar nicht erst so viele Schadstoffe, zum Beispiel aus der Industrie oder aus Gesundheitseinrichtungen, ins Abwasser gelangen zu lassen. Damit ressourcen- und umweltschonendere Verfahren eine Chance erhalten, spricht sich der BN für ein Moratorium beim Bau von Klärschlammverbrennungsanlagen aus. Als langfristig beste Lösung schlägt der BUND Naturschutz vor, menschliche Ausscheidungen vom übrigen Abwasser zu trennen. Bei einem solchen »ressourcenorientierten Abwassersystem« würde nicht nur weniger CO2 bei der Rückgewinnung des Phosphors anfallen, es könnte auch viel Wasser gespart werden. (lf)

­­ LIEBE MITGLIEDER, das Jahr 2023 geht allmählich zu Ende und wir können wieder einmal auf viele kleine und große Erfolge ­zurückblicken. Ob über 50 Hektar ­geretteter Reichswald in Nürnberg oder der gewonnene Bürgerentscheid in Pfaffenhofen gegen das Gewerbegebiet auf besten Ackerböden. Dennoch zeigte uns dieses Jahr mit ­neuen Hitzerekorden, verheerenden Waldbränden oder Starkregenereignissen, dass wir dringend ambitionierten Klimaschutz betreiben müssen. Doch das Thema Klimaschutz war 2023 kaum in der öffentlichen Wahrnehmung, zum einen aufgrund von bewaffneten Konflikten in der Welt, speziell in Bayern aber auch wegen der Landtagswahl. Der populistische Wahlkampf und die Ergebnisse der Wahl sind eine Zäsur. Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8. Der BUND Naturschutz wird mit ­aller Kraft darauf drängen, dass die neue bayerische Regierung zu einer lösungsorientierten Sachpolitik ­zurückkehrt. Viele Themen sind in diesem Jahr unbearbeitet liegen­ geblieben, gerade im Bereich Umweltschutz. Das muss sich ändern! ­Bayern braucht endlich ein wirksames Klimaschutzgesetz, braucht eine naturverträgliche Landwirtschaft, braucht den auch von Expert*innen geforderten Wasserrückhalt in der Fläche, braucht wirksame Maß­ nahmen gegen das fortschreitende Artensterben. Bayern braucht politisch Verantwortliche, die bereit sind, hier endlich wirksame Gesetze auf den Weg zu

bringen und die Notwendigkeit dieser Maßnahmen den Menschen verständlich zu erklären. Durch populistisches Getöse, das Umweltschutzpolitik in ­Frage stellt oder sich sogar darüber ­lustig macht, werden diese Themen nicht von der Agenda verschwinden – im Gegenteil, sie werden immer drängender werden! Am Thema Wasser­ versorgung hat sich das bereits deutlich gezeigt.

Foto: Toni Mader

gegebene Studie fand heraus, dass die Monoverbrennung mit nachfolgender Phosphor-Rückgewinnung aus Verbrennungsaschen besonders CO2-intensiv ist. Hinzu kommt: Es gibt noch keine funktionierende Phosphorgewinnung und die Entsorgung der Aschen ist derzeit noch völlig unklar. Andere Verfahren sind weniger klimabelastend als die Verbrennung. Hier ist aber teilweise die Verwendung der Endprodukte, die den Phosphor enthalten, als Dünger noch nicht geklärt. Es besteht also noch Regelungs-, Forschungs- und Förderungsbedarf von Bund und Ländern. Andernfalls drohen massive Fehlinvestitionen in eine rückwärts gerichtete Technologie. Einige Kommunen in Bayern wehren sich schon gegen die einseitige Ausrichtung auf zentrale Großanlagen, denn inzwischen kommen dezentral einsetzbare, umwelt- und rohstoffschonende Alternativen auf den Markt.

Der BUND Naturschutz lässt sich nicht von Bierzeltreden beeindrucken. Wir werden weiter auf allen Ebenen und mit allen Gremien des Verbandes unsere Aufgabe als unabhängiger Anwalt der Natur wahrnehmen. Dass wir Bayerns mitgliederstärkster Natur- und Umweltschutzverband sind, gibt den Forde­ rungen und Stellungnahmen des BN ein besonderes Gewicht. Jede und jeder von Ihnen, liebe Mitglieder, ist ein Teil dieses Gewichts. Für Ihre Mitgliedschaft und Ihre teils langjährige Treue möchten wir uns ganz herzlich bedanken! Wir wünschen Ihnen einen friedvollen Jahresausklang und ein gutes, erfolg­ reiches und gesundes neues Jahr!

Doris Tropper

Richard Mergner

Beate Rutkowski

stv. Vorsitzende

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende


46 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

Schöne Tradition: das alljährliche Fest für die ganze Familie im Nürnberger Reichswald

50 JAHRE REICHSWALDFEST

100 JAHRE MITGLIEDSCHAFT Das gab es noch nie beim BUND Naturschutz: eine Ehrung für 100-jährige Mitgliedschaft. Der Rekordhalter ist nicht etwa eine sehr langlebige Privatperson, sondern ein Unternehmen, die Wacker Chemie AG in Burghausen. Für diesen Rekord gab es bei der Jahreshauptversammlung der BN-Kreisgruppe Altötting eine Urkunde, überreicht vom Kreisgruppenvorsitzenden Gerhard Merches (im Bild links). Dr. Andreas Moser, Leiter der Umweltabteilung bei Wacker, nahm die Auszeichnung entgegen. Dass nicht nur Privatpersonen, sondern auch

aufmerksam zu machen. Ein ganzes Wochenende lang war ein buntes Programm geboten: Musik, Spiel und Spaß, Reden und Wanderungen. Auch das leibliche Wohl kam natürlich nicht zu kurz. Mit rund 36 000 Hektar bilden Sebalder, Lorenzer und Südlicher Reichswald eines der größten Waldgebiete um eine deutsche Großstadt. Andere Städte beneiden Nürnberg um diesen Schatz. Der Reichswald ist heute ein Zentrum des gefährdeten Mittelspechts, dank der vielen Eichen, die stehenbleiben und alt werden dürfen.

Foto: BN-Kreisgruppe Altötting

Es gibt ihn noch – den Nürnberger Reichs­­wald. Zu verdanken ist dies vor allem dem langjährigen Engagement vieler Bürger*innen sowie dem BUND Naturschutz und weiteren Verbänden, die immer wieder Versuche, den Wald zu roden und zu bebauen, abgewehrt haben. Zum 50. Mal konnte der BN in diesem Jahr einladen zum Reichswaldfest am Schmausenbuck, um auf die wertvolle Funktion des Waldgebietes als »grüne Lunge« Nürnbergs und als Naherholungsgebiet sowie Lebensraum für viele Arten

Kommunen und Firmen Mitglied im BUND Naturschutz sein können, ist wenig bekannt. Tatsächlich sind aktuell 707 Gemeinden und Kommunen Mitglied im BN und 837 Unternehmen. Unabhängig davon hält der BN an seiner Ab­lehnung jeglichen Sponsorings fest und finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, denn nur ein unabhängiger BN kann ein starker Anwalt der Natur sein.

In diesem Jahr deckte der BUND Naturschutz mehrere Naturfrevel auf und erstattete Anzeige. Der dramatischet Fall war die Zerstörung des Rappenalpbachs im Allgäu, der aktuellste Fall ereignete sich in Mittelfranken. Ein Bürger hatte Ende März beim BUND Naturschutz Alarm geschlagen. Im Bereich des Naturschutzgebietes Schambachried seien Baggerarbeiten im Gange. Die sofort verständigten ehrenamtlich Aktiven aus der BN-Kreisgruppe Weißenburg-­ Gunzenhausen sahen sich im Gebiet um und mussten feststellen, dass dort Gräben ausgebaggert und vertieft wurden, große Weiden mit Wurzelstöcken herausgerissen waren und der Grundwasserstand im Moor bereits um rund 20 Zenti-

Foto: Tom Konopka

Fotos: Toni Mader

SCHON WIEDER EIN UMWELTFREVEL!

meter abgesunken war. Dadurch wurden geschützte Biotope zerstört und das Moor durch Vertiefung von Gräben entwässert und schwer geschädigt (siehe Foto). Die BN-Aktiven waren sprachlos. Das Naturschutzgebiet Schambachried bei Treuchtlingen ist ein 100 Hektar großes, ökologisch wertvolles Niedermoor. Das Gebiet ist auch als europäisches ­Flora­-Fauna-Habitatgebiet (FFH-Gebiet »Schambachried«) geschützt. Dem schnel­len Eingreifen der örtlichen Naturschutzbehörde ist es zu verdanken, dass die Arbeiten gestoppt und der Wasserabfluss eingedämmt werden konnte. Noch am selben Tag wurden Erdpfropfen in die Gräben wieder eingebaut und der Wasser­ abfluss erst einmal gestoppt. Der BN erstattete beim Landratsamt Anzeige nach dem Umweltschadensgesetz. Das Verfahren läuft.


Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 47

EHRUNG FÜR ARTENREICHE WIESEN nach landwirtschaftlichen Kriterien wie Futterertrag und landwirtschaftliches Nutzungskonzept bewertet. Fünf Betriebe wurden schließlich für ihre besonders artenreichen Wiesen ausgezeichnet, nachdem eine Fachjury mit Expert*innen aus Naturschutz und Landwirtschaft die Flächen begutachtet hatte. BN-Vorsitzender Richard Mergner dank­ te allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wiesenmeisterschaft für ihren besonderen Einsatz: »Sie alle engagieren sich meisterlich für den Erhalt von artenreichen Wiesen und Weiden. Diese haben eine herausragende Bedeutung für die Biodiversität und den Schutz von Boden, Klima und Wasser. Für die arbeitsFoto: Inge Steidl

Artenreiches Grünland ist für die Erhaltung vieler selten gewordener Wiesenpflanzen und Insekten von enormer Bedeutung. Bei der Wiesenmeisterschaft werden bereits seit 2009 besonders engagierte Bäuerinnen und Bauern für den Erhalt und die Bewirtschaftung artenreicher Wiesen und Weiden ausgezeichnet. Im September wurden die diesjährigen Sieger geehrt. In diesem Jahr fand die Wiesenmeisterschaft im Gebiet der Ökomodellregionen Neumarkt in der Oberpfalz und Amberg-Sulzbach statt. 47 Betriebe haben sich in diesem Jahr an dem Gemeinschaftsprojekt von BN und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft beteiligt. Davon wurden 33 Wiesen zunächst nach einem Punktesystem für Artenvielfalt, Kulturlandschaftswert und

aufwändige Pflege dieses Grünlands verdienen unsere Bauern und Bäuerinnen gesellschaftliche Anerkennung und brauchen ausreichend finanzielle Förderung.«

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48 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

WÄLDER RETTEN!

Foto: Jörg Farys

Die Klimakrise macht insbesondere Wäldern massiv zu schaffen. Viele Wälder in Bayern sind geschädigt, mancherorts sind sie bereits abgestorben. Mit einer spektakulären Fotoaktion Anfang August hat der BUND Naturschutz im oberfränkischen Landkreis Kronach auf diese dramatische Situation aufmerksam gemacht. Besonders schlimm ist das »Waldsterben 2.0« im Frankenwald: Hier ist über 10 000 Hektar Fläche bereits kahl – apokalyptische Waldbilder mit Kahlflächen, soweit das Auge reicht! Wenn die Klimakrise weiter ungebremst fortschreitet, sind viele andere Wälder im Freistaat bedroht. Mit einer Bildaktion verdeutlichen rund 120 BN-Aktive, die auf Stümpfen der abgestorbenen Bäume stehen, die riesigen Dimensionen der Kahlflächen und des Waldsterbens. Die Botschaft wurde mit den Slogans »Wälder retten« und »Klima schützen« auf riesigen Bannern untermauert. »Die Klimakrise ist längst in Bayern angekommen, unsere Wälder ächzen unter der Hitze und Trockenheit. Insgesamt ist

der Zustand vieler Wälder absolut besorgniserregend«, erklärt der BN-Vorsitzende Richard Mergner. »Das Waldsterben 2.0 hier im Frankenwald ist ein Vorgeschmack dessen, was allen Wäldern in Bayern bei ungebremster Klimakrise droht. Unser Mitgefühl gilt den Waldbesitzern, deren Wälder der Klimakrise zum Opfer fallen und die Schäden in Milliardenhöhe zu verkraften haben. Noch gravierender sind die Schäden allerdings für

die gesamte Gesellschaft, denn die Wälder schützen unsere Lebensgrundlagen. Wenn wegen des Waldsterbens viele andere unersetzliche Funktionen der über 2,5 Millionen Hektar großen Wälder in Bayern nicht mehr erfüllt werden können, drohen massive Erosion und Überflutungen, Lebensraumverluste, Überhitzung und der Verlust des einzigen Netto-Kohlenstoffspeichers, den wir mit den Wäldern hierzulande haben.«

Foto: BN

BIOSPHÄRENREGION SPESSART

Vor dem CSU-Bezirksparteitag in Niedernberg am Untermain warb der BN zusammen mit den »Freunden des Spessarts« sowie dem LBV für eine Biosphärenregion Spessart: »Helfen Sie uns, die

Chancen zu nutzen, die eine Biosphärenregion für die Menschen, die Wirtschaft und die Natur im Spessart bietet«, so Steffen Scharrer, BN-Landes­ vorstandsmitglied und Vorsitzender der Kreisgruppe Miltenberg, gegenüber Markus Söder. Eine Online-Befragung ergab, dass sich mehr als 70 Prozent der Bevölkerung in der Region des Spessarts eine Biosphärenregion wünschen. Für die Einrichtung der nötigen Kernzone auf 3 Prozent der Gesamtfläche ist jedoch eine größere Naturwald-Ausweisung im Staatswald nötig. Die bestehenden Naturwaldflächen reichen nicht aus, um dieses Ziel zu erfüllen. Neben kommunalen Wäldern sind daher insbesonde-

re weitere Staatswaldflächen heranzuziehen. Dies wird aber durch einen Landtagsbeschluss erschwert, der vorgibt, dass bayernweit nicht mehr als 10 Prozent des Staatswaldes aus der Nutzung genommen werden dürfen. Dies sei laut Rechnung des Freistaates schon erfüllt. Jedoch wurden hier 14 000 bis 15 000 Hektar Latschengebüsch mit eingerechnet! Im Spessart beträgt der Naturwaldanteil aktuell nur 5 Prozent. Zudem sind die bestehenden Flächen in fast 300 Einzelflächen zersplittert. Der BN hofft nun mit seinen Unterstützern auf eine große politische Lösung, um die UNESCO-Mindestanforderung für eine Biosphärenregion zu erfüllen.


Foto: privat

Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 49

In einem breiten Bündnis warb auch der BN dafür, die Passauer Wälder vor Rodungen zu bewahren.

SCHUTZ PER STIMMZETTEL In diesem Jahr zeigten erfolgreiche Bürgerbegehren, dass die Bürger*innen manchmal weiter sind als die Kommunalpolitik, was Flächen- und Naturschutz anbelangt. Besonders schöne Erfolge gelangen in Passau und Nürnberg. In Passau konnte im September der Bürgerentscheid »Rettet die Passauer Wälder« mit 78,2 Prozent Zustimmung deutlich gewonnen werden. Ein Bündnis aus mehreren Bürgerinitiativen und Umweltverbänden, darunter auch der BN, hatte sich für den Schutz der Wälder stark gemacht. Auslöser waren Pläne für die Rodung von 3 Hektar Wald in der Gemeinde Patriching. Hier sollte – ohne echte Prüfung anderer Möglichkeiten ohne Rodung – ein Gewerbegebiet entstehen. Passau hat aber seit 2021 ein Klimaschutzkonzept, in dem eine nachhaltige Bewirtschaftung der Waldflächen festgelegt ist. Das erfolgreiche Bürgerbegehren macht nun auf ein Jahr befristet weitere Planverfahren unzulässig, wenn dafür die Rodung von Wäldern nötig ist. Die Wähler*innen haben damit ein Zeichen für mehr Klimaschutz und Flächenschutz auch auf kommunaler Ebene gesetzt. Für eine lebenswerte Stadt starteten im Frühjahr zahlreiche Nürnberger Vereine und Parteien ein Bürgerbegehren gegen weiteren Flächenfraß. Die BN-Kreisgruppe war dabei Haupt-Organisator. Wichtiges Ziel war es, die weiter ungebremste Vernichtung von Kulturlandschaft und

Grünflächen zugunsten von Bauland zu reduzieren. Bereits im Juni konnte ein vollkommen unerwarteter Erfolg verbucht werden: Der Nürnberger Stadtrat beschloss, den Text des Bürgerbegehrens wortgleich zu übernehmen. Damit zählt das Bürgerbegehren zu den erfolgreichsten der Stadtgeschichte. Der BUND Naturschutz Nürnberg hat damit sein Ziel erreicht: Der Nürnberger Stadtrat hat die Schonung von Grün-, Wald- und Ackerflächen allgemein und des Knoblauchslands, des Reichswalds, des Moorenbrunnfelds und der landwirtschaftlichen Flächen im Südwesten zur Grundlage der Bauleitplanung der Stadt Nürnberg gemacht. Die BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt freut sich sehr und wird weiter mit ganzer Kraft durch Beteiligung an den Bebauungsplanverfahren für den Erhalt von Grün­flächen und Stadtbäumen kämpfen.

BN-NEWSLETTER Sie möchten in Sachen Umwelt- und Naturschutz immer a ­ uf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir informieren über aktuelle Themen, Aktionen und Termine. www.bund-naturschutz.de/newsletter

Eine zutiefst persönliche Geschichte des Meeres Patrick Svensson lässt uns eintauchen in die Welt des Ozeans und der Menschen, die ihn erforschen. »Eine Ode an die Vielfalt und die Geheimnisse einer Lebenswelt, die wir im Begriff sind, zu zerstören.« hr2 Ü.: Thomas Altefrohne u. Hanna Granz 256 Seiten. Gebunden und als E-Book Foto: © Emil Malmborg hanser-literaturverlage.de


50 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Kreisgruppenjubiläen

Kreisgruppenvorsitzender Peter Zahn leitete bei der Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Amberg-Sulzbach eine Führung durch das BN-eigene Naturwaldreservat Rumpelmühle.

In den 70er Jahren wurden viele BN-Kreis­ gruppen gegründet, großen Zuwachs gab es 1973. Deshalb hatten heuer besonders viele Kreisgruppen Grund, dieses schöne Jubiläum zu feiern. Ein weiterer Bericht folgt im ­nächsten Heft.

Der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger sprach bei der Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Ansbach im Stadtschloss Herrieden.

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (3. vo. re.) und Landrat Hermann Ulm (re.) waren zur Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Forchheim gekommen.

Einen Plüschbiber hatte BN-Vorsitzender RIchard Mergner zum Jubiläum der Kreisgruppe Freuyung-Grafenau mitgebracht.

Vorausschauend: Die Kreisgruppe Augsburg bat zum Jubiläum um gute Wünsche für die nächsten 50 Jahre.

Zum Jubiläum der Kreisgruppe Kulmbach sprach BN-Vorsitzender Richard Mergner auf dem Gelände der Umweltschule in Schlömen.

Der Musiker Hans-Jürgen Buchner (am Mikro), besser bekannt als Kopf der Gruppe Haindling, war zu Gast bei der Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Straubing. Die Kreisgruppe Altötting weihte zum Jubiläum mit der stellvertre­ tenden BN-Vorsitzenden Beate Rutkowski eine Infotafel auf einer BN-Fläche an der Alz ein.


Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Kreisgruppenjubiläen 51 Mit dieser Tafel erinnerte die Kreisgruppe Kitzingen an besondere Momente ihres 50-jährigen Bestehens.

Eine prächtige Jubiläumstorte gab es bei der Feier der Kreisgruppe Lichtenfels.

Der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe (4. vo. re.) war beim Würzburger Kreisgruppenjubiläum zu Gast.

Mit einer Feierstunde in der Natur samt Baumpflanzung beging die Kreisgruppe Aschaffenburg ihr Jubiläum.

Die Kreisgruppe Memmingen pflanzte zum Jubiläum eine Moorbirke.

Fotos: Rita Rott, Julika Schreiber, Steffen Jodl, Tom Konopka, Michael Gutsche, Wolfgang Hascher, BN-Kreisgruppen

Kreisgruppenvorsitzender Klaus Peter Murawski bei seiner Ansprache zum Jubiläum der Kreisgruppe Nürnberg-Stadt.

Zum Mittelpunkt des Fichtelgebirges und zu ausgewählten Biotopen ­führte eine Jubiläumsveranstaltung der Kreisgruppe Wunsiedel.

Eine Schwarze Maulbeere pflanzte die Kreisgruppe Bad Kissingen zum Jubiläum auf der Streuobstwiese Großenebrach. Wetterfeste Aktive: Einen Bilderbogen aus der Kreisgruppengeschichte gab es bei der Jubiläumsfeier in Landsberg.

Im Zeichen der Linde standen die Feierlichkeiten der Kreisgruppe Rottal-Inn.


52 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Porträt

Die Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Seefeld setzt sich für die Vielfalt ihrer oberbayerischen Heimat ein – etwa mit einer Petition zum Schutz des stark gefährdeten Kiebitzes. Frau Gentz, Sie leben im Landkreis Starnberg, einem idyllischen Erholungsraum südlich von München. Zumindest von Großindustrie blieb das »Fünfseenland« wohl weitgehend verschont? Das schon. Doch dass die Landschaft hier so erhalten blieb, ist zu einem guten Teil der BN-Arbeit zu verdanken. Allein im Aubachtal haben wir drei größere Bau­ projekte abgewehrt. Und der Druck durch geplante Gewerbegebiete bleibt hoch, viel wert­volles Land droht versiegelt zu werden. Für dieses Aubachtal kämpft Ihre Gruppe seit Jahren. Warum? Das Aubachtal ist eine wertvolle Bachaue mit uralter Eichenallee. Hier finden Vögel wie der Kiebitz noch Brutmöglichkeiten. 2016 begann ich mich um die drei verbliebenen Kiebitze zu kümmern. Tatsächlich wuchs die Kolonie rasch auf 13 Tiere an. Weil ich einen Teil der Schutzmaßnahmen dann drei Jahre nicht fortführen durfte, reduzierte sich die kleine Kolonie wieder um die Hälfte. Das war einer der Gründe, warum wir eine Petition gestartet haben. Mit welchem Ziel? Alle Kiebitzbetreuer, mit denen ich vernetzt bin, sind frustriert. Häufig werden Gelege der Kiebitze bei der Bewirtschaftung zerstört. Kommt eine Brut durch, holen sich Fuchs oder Dachs die Jungen meist, wenn sie fast flügge sind. Sieht man, wie die Vielfalt schwindet – und damit ja unsere Lebensgrundlage –, können wir uns einen bloß freiwilligen Artenschutz, wie er in Bayern typisch ist, nicht länger leisten. Darum die Petition.

Die Ortsvorsitzende im Aubachtal

IM GESPRÄCH MIT

CONSTANZE GENTZ Auf bestimmten Flächen muss der Artenschutz zur Pflicht werden. Sie haben auch einen jährlichen Landwirtschaftstag ins Leben gerufen. Tatsächlich haben wir schon viermal Landwirte und Umweltschützer im BUND-­ Bildungszentrum Wartaweil zusammengebracht. Wie lässt sich die Artenvielfalt fördern, und wo hakt es? Da braucht es Austausch und beidseitiges Verständnis. Mit der heutigen konventionell-intensiven Landwirtschaft geht unsere vielfältige Kulturlandschaft verloren. Unsere Aufgabe ist es, das wieder zu ändern. Der Kiebitzschutz ist ein winziges Puzzleteilchen, um das große Ganze ins Rollen zu bringen. Ihre Region zählt zu den mitgliederstärks­ ten des BUND in Deutschland. Hilft das? Sicher, allein in Seefeld haben wir eine unglaublich gute Gruppe, total gemischt von Jung bis Alt. Kürzlich erst sind viele junge Berufstätige zu uns gestoßen, die immer dabei sind bei Arbeitseinsätzen, mit einer unwahrscheinlichen Energie. Ohne diese

Gruppe wären alle unsere Aktionen gar nicht möglich. Gerade bei öffentlichen Angriffen und bei harten Diskussionen braucht es wirklich ein Team, das einen stärkt. Und ganz wichtig: Wir fechten nicht nur Kämpfe aus, sondern wir feiern zusammen, was wir erreicht haben. Was bewegt Sie zurzeit noch? Extrem wichtig ist mir die Umweltbildung. So versuchen wir mit der Grundschule derzeit Ideen für eine Projektwoche zu entwickeln. Anders als bei Naturführungen erwischt man mit der Umweltbildung in der Schule eben alle. Jeden Monat trifft sich auch unsere Kindergruppe. Die Kinder entdecken spielerisch den Wald, bauen eine Verbindung zur Natur auf und lernen sie wertzuschätzen. Über die Grundschule hatten wir sofort 30 Anmeldungen, der Bedarf ist da. Nur ehrenamtlich ist das irgendwann nicht mehr zu schaffen. Mein Wunsch an die Landesregierung: Steckt viel mehr Geld in die Umweltbildung und unterstützt uns Ehrenamtler besser! sz


Natur +Umwelt 4 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Bildung 53

BILDUNG ­­­

TERMINE DAS PROBLEM PLASTIK

Marktheidenfeld

steht der Bauwagen dank des großen Arbeitseinsatzes der Aktiven aus der Ortsgruppe Marktheidenfeld frisch renoviert hinter dem Jugendzentrum und wird gemeinsam genutzt. Sowohl Anna Stolz, Staatssekretärin im Kultusministerium, als auch Christoph ­Vogel, stellvertretender Landrat des Landkreises Main-Spessart, sowie Susanne Rinno, 3. Bürgermeisterin der Stadt Marktheidenfeld, waren gekommen und betonten die große Bedeutung der Bildungsangebote im Bereich der Nachhaltigkeit und

Stadtoase Kronach

bedankten sich für das langjährige Enga­ gement der Kreisgruppe. Conni Schlosser gab einen Einblick in das Projekt, von den ersten Überlegungen bis zur heutigen Neu-Einweihung des Bauwagens. Mit vielen spannenden Angeboten ist es gelungen, jedes Jahr über 2500 Menschen zu erreichen. Die Kreisgruppe wird durchgehend seit 2006 mit dem Qualitätssiegel »Umweltbildung.Bayern« ausgezeichnet. Auch in Kronach wurde das 20-jährige Jubiläum der Stadtoase prominent gefeiert. BN-Vorsitzender Richard Mergner bedankte sich für zwei Jahrzehnte phantasievolle Bildungsarbeit bei der Leiterin ­der Stadtoase und überreichte an Susanne Meier eine Dankurkunde. Dem Dank schlos­ sen sich mit Landrat Löffler und der Kronacher Bürgermeisterin Angela Hofmann die Vertreter der Kommunalpolitik ebenso an wie die Stadtsparkasse, die als Geburtstagsgeschenk einen Scheck über 500 Euro überreichte, um das Projekt weiter zu unterstützen. Die Unterstützer und Weggefährten feierten mit dem Stadtoase-Team bei Apfelkuchen und selbstgepresstem Apfelsaft und ließen die Erinnerung an eigene Abenteuer in der Stadtoase aufleben. Auch dieses Projekt ist fortlaufend mit dem Qualitätssiegel Umweltbildung ausgezeichnet.

Foto: Sam Wellnhofer

Foto: Michael Mustermann

Erna, Arne und die Stadtoase – Kronach und Marktheidenfeld feierten 20 Jahre fantasievolle und erfolgreiche Umweltbildung. »Kinder, wie die Zeit vergeht!« Das haben sicher viele der Gäste und Initiatoren gedacht, als sich in Marktheidenfeld und Kronach Alt und Jung, Bürgermeister, Abgeordnete und viele ehemalige Teilnehmer trafen, um den runden Geburtstag der der Umweltbildungsprojekte ERNA und ARNE zu feiern. Genau vor 20 Jahren startete die Kreisgruppe Main-Spessart unter dem damaligen Vorsitzenden Erwin Perchermeier mit großem Engagement, vielen innovativen Ideen und einem Bauwagen, genannt ERNA, ihr erstes Bildungsprojekt für Schulen, Kindergärten und Lehrkräfte. Nun

Foto: Michael Mustermann

JUBEL, TRUBEL, NACHHALTIGKEIT

Ob Folie oder Telefon, Zahnarztstuhl oder Möbelstück, Getränkeflasche oder Joghurtbecher – unser Alltag ist kaum vorstellbar ohne Kunststoffe. Wie ­wollen wir damit in Zukunft umgehen, was ist an Recycling möglich und was brauchen wir um die Flut an Wegwerfprodukten ­einzudämmen? Das BN-Bildungswerk lädt ein zu Online-Vorträgen, einem Workshop mit der Aktivistin und Buchautorin Nadine Schubert am 2. Dezember in Regensburg sowie zur Kinopremiere des Films »Plastik fantastic« zusammen mit der Ausstellungseröffnung am 11. Januar 2024 im Kino im Andreasstadel in Regensburg. Info: www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung Anmeldung: Bildungswerk@ bund-naturschutz.de

DONAUKONGRESS Unter dem Titel »Donau der Zukunft – Lebensraum für Mensch und Natur« gibt es am Samstag eine Reihe hoch­ karätiger Vorträge, unter anderem von Prof. Bernd Cyffka, Siegfried Geißler und Prof. Hubert Weiger. Am Sonntag informiert eine Exkursion über die Möglichkeiten der Donaurenaturierung in und um Ingolstadt. Wann: 2./3. Dezember 2023 Wo: Kollersaal der VHS Ingolstadt Anmeldung: www.ingolstadt. bund-naturschutz.de


54 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Oberpfalz

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Horst Schwemmer

NEUWAHL: Bei den Neuwahlen in der BN-Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab-­ Weiden ist Hans Babl Mitte Juni einstimmig als Vorsitzender wiedergewählt worden. Seine Stellvertreterin ist nun Barbara Kindl. BN-Regionalreferent Reinhard Scheuerlein, der den Wahlvorstand leitete, hatte zuvor darüber berichtet, wie sich die Festlegung von Vorranggebieten im Regionalplan Oberpfalz-Nord entwickelt.

Kreisvorsitzender Peter Zahn (li.) und Regionalreferent Reinhard Scheuerlein an der Bundesstraße 85, für die 13 Hektar Wald geopfert werden sollen

KREISGRUPPE AMBERG-SULZBACH

Der BUND Naturschutz wehrt sich gegen den geplanten Ausbau der Bundesstraße 85 im Kreuzungsbereich mit der Autobahn A 6 bei der Anschlussstelle Amberg-Ost.

B

ei einem Ortstermin Mitte September forderte der BN, endlich die Bahn­strecken in der Oberpfalz zu sanieren statt immer weiter auf unsinnige und teure Straßenausbauprojekte zu setzen. Außer dem vierspurigen Ausbau der Bundesstraße auf einigen hundert Metern Länge soll die Ausfahrt der A 6 zu einem »Kleeblatt« und somit zu einer Art »Autobahnkreuz« erweitert werden. Neben horrenden Kosten würde der geplante Ausbau über 13 Hektar Wald im Freihölser Forst zerstören und mehr als zehn Hektar Böden versiegeln. Und das, obwohl die Gutachter keine wesentliche Verkehrszunahme erwarten und der Verkehr im vorhandenen Ausbauzustand abgewickelt werden kann. Auch besteht dort kein Unfallschwerpunkt. Für den Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe Amberg-­

Sulz­bach Peter Zahn ist es daher völlig unverständlich, dass die Planer sich für die umweltschädlichste und mit 41,6 Millionen Euro sehr teure Alternative entschieden haben. In einem offenen Brief rief der BUND Naturschutz Oberpfälzer Abgeordnete dazu auf, sich stattdessen für mehr Geld für den dringend benötigten Bahnausbau in der Oberpfalz einzusetzen. Der Freihölser Forst ist durch Gewerbegebiete, Sandabbau und Straßenbau bereits stark dezimiert worden. Als Staatsforst ist er ein erschreckendes Beispiel für die Selbstbedienungsmentalität von Behörden und Kommunen beim Flächenverbrauch. Der BN kritisiert, dass dieses Waldgebiet wegen laxer Gesetze maßlosen Rodungen fast schutzlos ausgeliefert ist. Reinhard Scheuerlein (ht)

Foto: Christoph Bosch

BAHN SANIEREN STATT ENDLOS STRASSEN AUSBAUEN!

GERETTET: Die geplante Ortsumfahrung Teublitz ist Geschichte! Die Stadt­ räte von Teublitz, Burglengenfeld und Max­ hütte-­ Haidhof beschlossen im Juli, aus der Planung auszusteigen. Sie waren über das Raumordnungsverfahren offiziell über die zu befürchtenden Auswirkungen des Projektes informiert worden. Die BN-Kreisgruppe Schwandorf und der LBV hatten schon lange horrende Kosten und schwere Natureingriffe im Esel­weiher­ge­ biet vorausgesagt, wo streng geschützte Tierarten wie der Moorfrosch (Bild) vorkommen. Der BN begrüßt diesen Schritt, fordert nun aber auch konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation, wie etwa Tempo 30 und die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Schwaben 55

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Fotos: Maria Nolander

IM FLOW: Welche ökologische Wertig-

Zuwachs für die BN-Ökostation: der Kindergarten am Biberhof

BN-ÖKOSTATION SCHWABEN

keit haben die Bäche rund um Bad Wörishofen? Das wollte die dortige BN-Ortsgruppe genau wissen und untersuchte in diesem Sommer im Rahmen des bundesweiten Projekts »Flow« die Fließgewässer der Unterallgäuer Stadt. Bis auf eine Messstelle schienen diese in gutem ökologischen Zustand zu sein. Die Ergebnisse der chemischen Analysen durch ein Berliner Universitätslabor waren dann allerdings ernüchternd: Überall wurden ­ hohe Pestizidkonzentrationen festgestellt. Die Ortsgruppe wird sich nun für deren Reduktion einsetzen und die Ge­ wässer weiter beobachten.

Am 15. September eröffnete das Naturerlebniszentrum Allgäu des BUND Naturschutz seinen neuen Naturkindergarten in Sonthofen.

D

ie Einrichtung auf dem Biberhof wird vom Naturerlebniszentrum (NEZ) getragen. Es ist der erste Kindergarten in Trägerschaft einer BN-Organisation; für die Finanzierung des laufenden Betriebs kommt großteils die Stadt Sont­hofen auf. Seitdem verbringen bis maximal 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren ihre Kindergartenzeit draußen – jeden Tag und bei jedem Wetter, auch wenn es regnet oder schneit. Wie bei vielen Naturund Waldkindergärten steht auf dem Gelände ein beheizbarer großer Bauwagen. Dort können die Kinder und Erzieher*innen ihr Material lagern und sich bei sehr schlechtem Wetter zurückziehen. Anders als in Hauskindergärten gibt es wenig herkömmliche Spielsachen, stattdessen stehen vor allem Naturmaterialien zum Spielen zur Verfügung. Dies fördert Kreativität und Fantasie bei den Kindern.

Das Konzept des Naturkindergartens basiert auf der Erkenntnis, dass sich Kinder in der Natur besser bewegen, dass sie besser spielen und lernen können und ­bereits in jungen Jahren ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge entwickeln. Durch den ständigen Aufenthalt an der frischen Luft sind die Kinder zudem gesünder und widerstandsfähiger gegen Infektionskrankheiten. Auch die Unfallhäufigkeit ist in Naturkindergärten geringer als in Hauskindergärten. Thomas Frey (as)

i

Weitere Infos Das Naturerlebniszentrum Allgäu (NEZ) ist die schwäbische Ökostation des BN. In jährlich 800 bis 900 Veranstaltungen nehmen über 15 000 Menschen an Umweltbildungsaktivitäten teil. Infos: www.nez-allgaeu.de

Foto: Dr. Manfred Fischer

ERSTER BN-KINDERGARTEN

SONNENSTROM: Fotovoltaikanlagen im Freiland stehen manchmal im Konflikt zum Naturschutz. An anderen Stellen sorgen sie dagegen sogar für mehr Biodiversität. Für Neu-Ulm ist die BN-Kreisgruppe daher in diesem Sommer der Frage nachgegangen, wo Freilandanlagen sinnvoll sind und wo sie besser nicht gebaut werden sollten. Dafür übertrugen die BN-Aktiven das Positionspapier des Verbands auf die Flächen im Landkreis. Das Ergebnis ist eine Karte mit geeigneten Arealen und Tabuzonen. Die Kreisgruppe hofft, dass die Kommunen im Landkreis bei der Planung von PV-Anlagen diese fachliche Einschätzung berücksichtigen. Weitere Infos: https://bit.ly/Freiland-PV_Neu-Ulm IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: Florian Herrmann

AUSGETROCKNET: Der Schutz des

Aktive des BN und des Wasserbündnisses stoßen bei Allersberg auf einen verantwortungsvollen Trinkwasserschutz an.

KREISGRUPPE ROTH

Kammmolches im FFH-Gebiet »Weiherkette nördlich Weinzierlein« in der Gemeinde Zirndorf steht auf der Kippe. Seit längerem beobachten BN-Aktive, dass vier renaturierte Weiher nur noch mangelhaft mit Wasser versorgt sind. Zum Teil befindet sich bereits im Frühjahr kein Wasser mehr im untersten Weiher, hauptsächlich, weil am obersten mit behördlicher Genehmigung Wasser entnommen wird. Die Larven des Kammmolches, der in dem FFH-Gebiet besonders geschützt werden soll, sterben dadurch ab. Die BN-­ Ortsgruppe hat sich Januar an die zuständigen Behörden gewandt und wartet auf Rückmeldung.

Der Versandriese Amazon will bei Allersberg ein 19 Hektar großes Logistikzentrum in ­unmittelbarer Nähe zu einem Wasserschutz­ gebiet bauen. In der Region fürchtet man um die Trinkwasserversorgung.

I

n Mittelfranken spitzt sich die Wasserknappheit seit Jahren zu, der Regen im Juli und August dieses Jahres hat daran wenig geändert. Darauf wiesen Mitte ­August der BN und die Bürgerinitiative Allersberger Wasserbündnis bei einem Pressetermin am Brunnbach bei Allers­ berg hin. Mit dem dort geplanten Amazon-Logistikzentrum auf landwirtschaftlicher Fläche würde das direkt angrenzende Wasserschutzgebiet bedroht. Die für die Trinkwasserversorgung in Fürth zuständige infra Fürth spricht in ihren Stellungnahmen zu dem Projekt wiederholt von einem erheblichen Gefährdungspotenzial für die Wasserversorgung der gesamten Region und stellt fest, dass nach heutigem Stand

das Wasserschutzgebiet erweitert werden müsse und insbesondere auch aufgrund des Klimawandels nachhaltig zu schützen sei. Richard Mergner, BN-Landesvorsitzender, sagte dazu: »Das Wasserschutzgebiet versorgt hunderttausende Menschen mit gutem Trinkwasser, Fürth ist darauf angewiesen. In einem 2023 abgeschlossenen Raumordnungsverfahren hat die Regierung den Bau eines ICE-Werkes bei Harrlach wegen Gefährdung des gleichen Wasserschutzgebietes ausgeschlossen. Hier sollte nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.« Tom Konopka (ht)

Foto: Thomas Stephan

TRINKWASSER GEHT VOR

AUSZEICHNUNG: Mit der Reichswaldmedaille wurde Sophie Wurm, langjährige Ortsgruppenvorsitzende aus Feucht, ausgezeichnet. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BN, würdigte das Wirken der studierten Umweltwissenschaftlerin, ob beim Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald« 2004 oder bei Demos und Kundgebungen. Immer blieb Sophie Wurm hartnäckig, gegen Widerstände ging sie klug und strategisch vor. Höhepunkte ihres Erfolges waren sicher der Bürgerentscheid gegen das Gewerbegebiet Moser Brücke und die Bündelung des Widerstandes gegen das geplante ICE-Werk in Feucht. IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Niederbayern 57

Hans-Jürgen Buchner alias Haindling ­unterstützte die Kundgebung in Geiselhöring.

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

KREISGRUPPE STRAUBING

GEMEINSAM FÜR DEN GÄUBODEN Gegen den grassierenden Flächenverbrauch ­ im Gäuboden durch Industrie und Straßenbau protestierten Ende Juli die Kreisgruppen ­Regensburg und Straubing-Bogen zusammen mit Bürgerinitiativen.

D

ie Kundgebungen in Obertraubling und Geiselhöring standen unter dem Motto »Rettet den Gäuboden vor Flächen­ fraß«. Dessen hervorragende landwirtschaftliche Böden, wichtig für Ernährungssicherung, Wasserhaushalt und Klimaschutz, sind durch Verkehrsgroß­ projekte wie die geplanten Ortsumfahrungen von Geiselhöring oder Niedertraubling, aber auch durch Industrieansiedlungen bedroht. Ein Beispiel für enormen Flächenverbrauch durch Industrieansiedlungen ist das geplante Batteriewerk von BMW in Straßkirchen. Beim dortigen Bürgerentscheid Ende September stimmte leider eine Mehrheit für das Werk, doch der BN will nun wenigstens eine möglichst flächensparende und nachhaltige Umsetzung erreichen und setzt sich weiter gegen den ausufernden Straßenbau ein. So forderte der BN-Ehrenvorsitzende Hubert

Weiger, der auf beiden Kundgebungen sprach, auf Straßensanierung, Verkehrs­ beruhigung in den Ortschaften und mehr öffentlichen Nahverkehr im Gäuboden zu setzen. Prominente Unterstützung gab es in Geiselhöring vom Musiker Hans-Jürgen Buchner, besser bekannt als Haindling nach dem gleichnamigen Ort. Würde die Ortsumfahrung Geiselhöring gebaut, würden die Haindlinger Kirchen, eines der Wahrzeichen Niederbayerns, hinter acht Meter hohen Böschungen vverschwinden, kritisierte der Musiker in seiner Rede. Niederbayern ist Spitzenreiter beim Flächenverbrauch: Dort wohnen nur zehn Prozent der Bürger*innen Bayerns, doch werden hier täglich 2,5 Hektar versiegelt; das entspricht dreieinhalb Fußballfeldern und einem Viertel des Flächenverbrauchs in Bayern. Rita Rott (as)

denscheck über 500 Euro im Gepäck besuchte die Ortsgruppe Holledauer Eck aus dem Landkreis Landshut Anfang Juli das Grüne Band. Dort, an der deutsch-­ tschechischen Grenze bei Neureichenau, betreut der gebür­tige Landshuter Tobias Windmaißer ein Renaturierungsprojekt des BN. Auf der mehrere Hektar großen Waldlichtung, vor Jahrzehnten mit Fichten aufgeforstet, ent­stehen nun wieder ursprüngliche Feuchtwiesen mit ihrer artenreichen Flora und Fauna. Bei der mehrstündigen Wanderung sahen die BN-Aktiven erste Erfolge: Auf den von Fichten befreiten und wieder vernässten Wiesen wachsen Silberdisteln, Heidenelken und Arnika; für die im Gebiet heimische, sehr seltene Waldbirkenmaus wurden gezielt Hoch­stauden angepflanzt und eigens angelegte Tümpel (siehe Bild) waren schnell wieder von Fröschen besiedelt.

Foto: Heini Inkoferer

Foto: Christian Ertl

ERFOLG AM BAND: Mit einem Spen-

LEINEN LOS: Ein Motorschaden im vergangenen Jahr legte die »Takatuka« lahm. Anfang August konnte das Umweltbildungsschiff der BN-Kreisgruppe Deggendorf endlich wieder ablegen. Der Antrieb wurde auf zwei moderne Außenbordmotoren umgerüstet und das Schiff general­ überholt. Dabei leisteten Ehrenamtliche über 100 Arbeitsstunden. Für weiter nötige Reparaturen sammelt die Kreis­gruppe noch Spenden. Spendenkonto »Takatuka«: DE98 7415 0000 0380 0150 57 IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


58 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Oberbayern

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Foto: BN

NACHRUF: Am 4. August verstarb über-

Vorerst gerettet: das Douglaswäldchen bei Planegg

KREISGRUPPE MÜNCHEN

WENDE IN DER WALDPOLITIK?

raschend Dieter Kubisch im Alter von 73 Jahren. Der frühere Vorsitzende der ehemaligen Ortsgruppe Planegg-Gräfelfing war ein Urgestein des BN, der sich besonders im Würmtal als engagierter Umweltund Naturschützer hervortat, auch bei der Klage zum Douglaswäldchen (siehe Haupt­ beitrag). Als Eisenbahnspezialist brachte Kubisch seinen Sachverstand im Landesarbeitskreis Verkehr ein, wo er zu vielen BN-Positionen und umweltpolitischen Weichenstellungen des Verbandes beitrug. Wir verlieren mit Dieter Kubisch einen humorvollen, liebenswerten, aber auch streitfähigen Menschen, der für seine Ideale einstand und dabei kein Blatt vor den Mund nahm.

D

as Landratsamt München hatte zuvor der Firma Glück den Kiesabbau gestattet und im Zuge dessen erlaubt, über zwei Hektar des streng geschützten Bannwalds zu roden. Dagegen waren der BN und das Grünzug-Netzwerk Würmtal (GNW) gerichtlich vorgegangen. Endgültig wird zwar erst im Hauptsacheverfahren entschieden, doch die Chancen stehen gut, dass das Douglaswäldchen dauerhaft erhalten bleibt: Für den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) war nicht sichergestellt, dass als Ersatz für den abgeholzten Bannwald gleichwertiger neuer Wald entstehen würde – eine gesetzliche Vorgabe in Bayern. Das bayerische Waldgesetz stellt Bannwälder wegen ihrer Bedeutung für das Klima und den Wasserhaushalt in Ballungsräumen und waldarmen Gebieten unter besonderen Schutz.

Eben diesen Willen des Gesetzgebers habe das Landratsamt bei der genehmigten Rodung nicht ausreichend berücksichtigt, kritisierte der VGH. Besonders stieß den Richter*innen auf, dass das Landratsamt keinerlei Abwägung zwischen dem öffentlichen Interesse am Bannwald und jenem des Kiesabbauunter­ nehmens getroffen habe. Auch das Argument, es würde nur ein kleiner Teil des Walds geopfert, überzeugte sie nicht, weil der Bannwald sonst »im Wege einer Salami­ taktik seiner Funktion beraubt« werden könne. Mit dem Urteil bestätigte der VGH erstmals, dass grundsätzlich das öffentliche Interesse dem Profitinteresse an der Grundstücksnutzung überwiegt. Damit besteht Anlass zur Hoffnung auf eine Wende im staatlichen Waldschutz. Julika Schreiber (as)

Foto: STMUV

Das Douglaswäldchen bei Planegg bleibt vorerst erhalten. Ende Juli gab der Bayerische Verwaltungsgerichtshof dem BN recht und stoppte die geplante Rodung für den Kiesabbau.

GRATULATION: Für seine besonderen Verdienste um die Umwelt wurde Otmar Schaal (im Bild rechts) am 15. September von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber mit der bayerischen Staatsmedaille ausgezeichnet. Seit 32 Jahren leitet Schaal mit Sigi Ebner den Arbeitskreis Energie der BN-Kreisgruppe Pfaffenhofen und setzt sich dort für die Energiewende ein. Als Referent des Pilotprojekts gibt er sein fundiertes Wissen auch an Schüler*innen weiter. ANSPRECHPARTNERINNEN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 01 70/4 04 27 97 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de Julika Schreiber (Region München) Tel. 01 70/3 58 18 70 julika.schreiber@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Unterfranken 59

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Andreas Kiraly

NACHRUF: Der BN trauert um Winfried Rüb aus Neustadt am Main. Er verstarb Anfang August im Alter von 68 Jahren. Winfried Rüb leitete vier Jahre die Ortsgruppe Lohr und unterstützte diese später als stellvertretender Vorsitzender. Er engagierte sich als Beisitzer in der Kreisgruppe Main-Spessart, war aktiver Umweltbildner und Mitglied im BN-Arbeitskreis Klimahotspot Unterfranken. Der BN verliert mit Winfried Rüb einen wertvollen Natur- und Umweltschützer.

Der Trenzendorfer Weiher: gerettet für Laubfrosch & Co.

KREISGRUPPE HASSBERGE

Der geplante Neubau eines Radweges in der Gemeinde Oberaurach im Landkreis Haßberge ist vom Bayerischen Verwaltungsgericht ­gestoppt worden. Der BN hatte sich für eine Alternativlösung eingesetzt, die bereits als ­Radweg ausgewiesen war.

D

er Wegeneubau war zwischen Unterschleichach und Tretzendorf geplant und hätte rund zwei Fußballfelder Fläche im Naturschutzgebiet verbraucht, das dadurch irreparabel beeinträchtigt worden wäre. Für den Ausbau des bereits ausgewiesenen Radweges muss nun lediglich der Oberflächenbelag entsprechend verbessert werden. Das im Mai gefällte Urteil des Verwaltungsgerichts bestätigte die Position des BN, der 2018 Klage gegen den Radweg-­ Neubau eingereicht hatte. »Damit ist der Weg nun frei, um einen naturverträglicheren Ausbau des Radweges entlang des Erlebnisweges Tretzendorfer Weiher einleiten zu können«, äußert sich der BN-­

Kreisvorsitzende Dr. Klaus Mandery zufrieden. Eingriffe in das Naturschutzgebiet Tretzendorfer Weiher können so verhindert werden. Das Naturschutzgebiet wurde in den 1980er-Jahren von der BN-Kreisgruppe Haßberge als Amphibienschutzgebiet beantragt, insbesondere für die großen Populationen von Laubfrosch und Kammmolch, und von der Regierung von Unterfranken als solches ausgewiesen. Auch die Erhaltung der Lebensräume für den Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind seit 2008 als Schutz­ zweck aufgenommen. Steffen Jodl/ Klaus Mandery (ht)

Foto: Dr. Oliver Kaiser

SANIERUNG STATT NEUBAU

WASSER UND KLIMA: Bei der BN-Diskussion »WasserNOTland Bayern« am 25. Juli in Würzburg warnte Prof. Dr. Heiko Paeth (Uni Würzburg): »Wenn wir weiter business as usual machen, steigt die Jahresmitteltemperatur bis 2100 um 4,4 Grad Celsius.« Alfred Lanfervoss (Stadtwerke Würzburg) belegte den Rückgang der Grundwasserstände bei Würzburg. »Wasser muss daher wieder in der Fläche gehalten werden«, so Andrea Angenvoort-­ Baier (BN). Stefan Köhler (BBV) forderte, Böden zu entsiegeln. Für die rasche Erweiterung des Wasserschutzgebietes Zeller Quellen bei Würzburg argumentierte Patrik Friedl (Grüne). Eine geplante Überleitung von Bodenseewasser nach Franken bezeichnete Manfred Ländner (CSU) als »absoluten Nonsens«. IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de


60 Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Oberfranken

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Flächenverschwendung im Kellbachgrund: oben das Bezirksklinikum mit der Baustelle für die Ortsumfahrung Kutzenberg, zentral die Trasse, die zum ­Autobahnzubringer wird, am rechten Bildrand die bestehende Staatsstraße

KREISGRUPPE LICHTENFELS

STRASSENBAUORGIE

schaftspflegeverbandes, der Kommunen und der Naturschutzbehörden haben Anfang August mit dem BN und dem Kartierbüro bioadvice in Neunkirchen am Brand Schautafeln (Bild) und eine Broschüre über den Wiesenknopf-Ameisenbläuling vorgestellt. Vor Ort gibt es neben dem gefährdeten Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling auch ein Vorkommen des stark gefährdeten Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Die Falter besiedeln wechselfeuchte Magerwiesen, auf denen der Große Wiesenknopf wächst, den sie für die Eiablage benötigen. Der Lebensraum wird durch extensive Nutzung erhalten.

Foto: Wolfgang Willner

Foto: Jonas Kaufmann

EINWEIHUNG: Vertreter des Land-

V

or den Toren des Bezirksklinikums Obermain entstehen im Ebensfelder Ortsteil Kutzenberg neben der bestehenden Staatsstraße 2187 gerade ein überdimensionierter Autobahnzubringer sowie eine Ortsumgehung. Der idyllische Kellbachgrund wird dadurch zerstört. Bei einem Pressetermin Anfang Juli machte der BN auf diese sinnlose Landschaftszerstörung aufmerksam: »Steht man am Rande von Kutzenberg in Blickrichtung Staffelberg, so liegen einem auf kleinstem Raum eine Ortsumgehung, ein Autobahnzubringer, ein Feldweg, ein betonierter Radweg und die Staatsstraße direkt zu Füßen«, erklärte Ludwig Wendler, der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Ebensfeld. »Ohne Not wird der Kellbachgrund einer Straßenbauorgie geopfert – es hätte weitaus flächensparendere Lösungen gegeben.« Der Verlust von Lebens-

raum und Natur ist nicht mehr aufzuhalten. Im Sinne der Natur wäre es, wenn nach den Baumaßnahmen zumindest ein direkter Ausgleich an Ort und Stelle geschaffen wird, etwa durch Pflanzung von Heckenstrukturen. Besonders ärgerlich ist, dass Ebensfeld und seine Ortsteile beste Voraussetzungen für eine ökologische Verkehrswende haben – ganz ohne Straßenneubau: Der Bahnhof wird von sämtlichen Nahverkehrszügen bedient und ist Teil des Nürnberger Verkehrsverbundes VGN. »Eine Stärkung des ÖPNV, ausgerichtet am Ebensfelder Bahnhof, wäre sowohl flächensparender als auch ökologisch sinnvoller gewesen«, kritisierte Anton Reinhardt, Vorsitzender der BN Kreisgruppe Lichtenfels. Jonas Kaufmann (ht)

Foto: Jonas Kaufmann

Im Kellbachgrund bei Ebensfeld findet gerade eine beispiellose Flächenverschwendung durch Straßenbau statt.

JUBILÄUM: Die Kronacher Stadtoase hat Ende Juni ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Susanne Meier, Ideengeberin und Leiterin der Umweltbildungseinrichtung, veranstaltet dort fast täglich Umweltbildungsprogramme und macht die Stadtoase damit zu etwas Besonderem. Über 2000 Besucher können so jährlich angelockt werden. Entsprechend viel Lob und Glückwünsche gab es auf der Festveranstaltung. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Jonas Kaufmann Tel. 09 11/ 8 18 78-24 jonas.kaufmann@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 4 | 23 › BN AKTIV + NAH › Leserbriefe 61

LESERBRIEFE Zum Beitrag über das neue Heizungsgesetz in N+U 3/2023 Ihrem Beitrag kann ich zwar in weiten Teilen zustimmen, insbesondere hinsichtlich der hochemotionalen Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz, jedoch erscheint mir Ihre Argumentation am Ende zu einseitig: Es ist wohl richtig, dass man heute nicht weiß, »ob jemals genug Wasserstoff, Biogas oder ähnliches erzeugt werden kann«, doch erscheint die von Ihnen mit negativem Vorzeichen zitierte »Technologieoffenheit« die einzig richtige Alternative. Die ausschließliche Ausrichtung auf (elektrisch betriebene!) Wärmepumpen bedenkt nicht, wie man den enormen Strombedarf dafür (und die ebenfalls favorisierte Elektromobilität) erzeugen will. Das kann Deutschland sicher nicht alleine stemmen, sondern wird abhängig sein von Zuleitungen aus Weltgegenden, die dank ihrer Lage Wind- und Sonnenenergie in höherem Maße erzeugen können, wenn nicht gar Atomkraft zur Energiegewinnung nutzen. Wenn die Regierung, so wie Sie es fordern, »aus ihren Fehlern lernen« soll, dann muss sie vor allen Dingen lernen, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun, sprich: zuerst die Energieversorgung durchdenken und erst dann die Nutzung dieser Energie verpflichtend machen. Technologieoffenheit ist für eine ganze Weile wohl die einzig zielführende Alternative.

Foto: stock.adobe.com – Petrik

Ursula Engelhardt, Fürth

»WELSCHE NUSS« Zum Pflanzenporträt in N+U 3/2023 Die Bezeichnung »Welschnuss« kannten noch unsere Großeltern, heute nur noch die Schweizer. Er kommt nicht von Wall oder Walfisch, sondern von: Welsch, Walchen. In den lateinischen Ländern ist bloß diese »die Nuss« (nuce, noix,

SCHREIBEN SIE UNS ! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Pettenkoferstr. 10a, 80336 München oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

nuca …), in Deutschland ist wohl eher die Haselnuss der Inbegriff für »Nuss« (schmeckt nach Karton – sagen die Südländer). Aus Wikipedia: »Der Name Walnuss (von mittelhochdeutsch welsch nuz) der Frucht von Juglans regia bedeutet ursprünglich welsche (also von den Romanen her kommende) Nuss, da sie über Frankreich oder Italien ins Deutsche kam.« Georg Coulin, Augsburg

STRÄUCHER STATT BÄUME? Zum BUND-Fotowettbewerb »Allee des Jahres« in N+U 2/2023 In unserer Zeitschrift Natur+Umwelt Nr. 2/2023 haben Sie einen Bericht zu dem Wettbewerb unter dem Titel »Mehr Allen – mehr Grün – mehr frische Luft« veröffentlicht. Grundsätzlich sollte man bei Alleen unterscheiden, ob sie sich innerorts oder in Feld und Flur befinden. Im bebauten Gebiet sind Alleen hochwillkommen und tragen zu einem besseren Klima bei. Außerhalb des besiedelten Gebietes sollte man überlegen, ob die Anlage einer Allee angebracht ist. Ästhetisch ist eine Allee wunderschön, aber wir als Naturschützer sollten uns fragen, ob hohe Bäume als Straßenrandbepflanzung noch in unsere Zeit passen. Sie waren gewiss sehr schön, als man mit Pferd und Wagen so dahinfuhr. Auch heute habe ich bemerkt, dass bei neu gebauten Straßen als Straßenbegleitgrün junge Bäume gepflanzt werden. Die Straßenbauer wollten der Straße wohl ein grünes Mäntelchen verpassen. Ich bin der Meinung, wir als Naturschützer sollten uns dafür einsetzen, dass, wenn schon Straßenbegleitgrün gewünscht wird, Feldhecken unsere Straßen einrahmen sollten. Unsere blühenden und fruchtenden heimischen Heckenpflanzen wären gut geeignet. Außerdem stellen sie bei Unfällen eine weit geringere Gefahr dar. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass die Grundfläche, auf der die Hecke wächst, für Feldhase, Rebhuhn usw. einen Rückzugsort bietet. Für den Artenschutz bringt eine Allee recht wenig, eine Hecke wäre das bessere Modell. Allerdings müsste die Hecke gepflegt werden. Bei Ihrem oben genannten Wettbewerb sollten die dargestellten Gedanken berücksichtigt werden. Ein Abfeiern von Alleen nur aus ästhetischen Gesichtspunkten ist mehr ein Thema für eine Gartenzeitschrift. Heinz Hubertus, Sailauf

Foto: Karsten Kriedemann

Foto: mauritius images/Bernd Leitner

MEHR TECHNOLOGIEOFFENHEIT


62 Natur +Umwelt 4 | 23 › SERVICE

ÖKOTIPP Alle Ökotipps des BUND finden Sie unter:

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RICHTIG HEIZEN In viele Haushaltskassen reißt die Abrechnung der Heizkosten ein Riesenloch. Schon kleine Veränderungen erzeugen große Wirkung. Jedes Grad Raumtemperatur schlägt mit etwa sechs Prozent Heizenergie zu Buche. Prüfen Sie doch, ob einzelne Räume nicht weniger Wärme vertragen. Nachts, oder wenn Sie außer Haus sind, sollten Sie die Heizung eine Stufe hinunterdrehen. Mit programmierbaren Thermostaten können Sie Zimmer automatisch auf die richtige Temperatur bringen.

Gekippte Fenster sorgen kaum für Frischluft, kühlen aber Wände und Räume aus und treiben Ihren Energieverbrauch in die Höhe. Besser ist Stoßlüften, dreimal am Tag für rund fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern und Türen.

ENTLÜFTEN UND ABGLEICHEN

Heizwärme. Wer zur Miete wohnt, kann zugige Ritzen abdichten oder sich mit Dämmplatten hinter den Heizkörpern behelfen. Fürs Eigenheim empfehlen wir einen hydraulischen Abgleich durch Fachleute zu prüfen. Selbst neue Heizungsanlagen sind oft falsch eingestellt und lassen wertvolle Energie verpuffen. Zudem sind gerade ältere Umwälzpumpen oft überdimensioniert. Auch in eine neue Heizungsanlage oder Dämmung zu investieren, kann sich auszahlen, zumal Öl und Gas immer teurer werden. Jedes Haus ist anders und sollte fachlich begutachtet werden. Der Staat fördert individuelle Sanierungskonzepte. Geschulte Berater*innen kennen weitere Möglichkeiten der Förderung.

Möbel und Vorhänge vor Heizkörpern verhindern, dass sich Wärme ausbreitet. Halten Sie Ihre Heizkörper immer frei und entlüften Sie diese, wenn sie gluckern. Über ungedämmte Außenwände und schwach isolierte Dächer, Fenster, Kellerdecken und Leitungsrohre entweicht viel

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Natur +Umwelt 4 | 23 › SERVICE › Medien und Reisen 63

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Weckruf »Durstiges Land« von Annika ­Joeres und Susanne Götze ist ein aufrüttelndes Buch über eines der drängendsten Probleme unserer Zeit: knappes Wasser. Mit scharfem Blick für Details nehmen ­ uns die Autorinnen mit auf eine Welt­reise. Akribisch recherchiert und fesselnd beleuchten sie menschliche, ökologische und politische Aspekte der globalen Wasserkrise. Dieses Buch ist ein Weckruf. Es fordert uns auf, unsere Beziehung zum Wasser zu überdenken und zeigt die Dringlichkeit nachhaltiger Lösungen auf. Pflichtlektüre für alle, die sich um d ­ ie Zukunft unseres Planeten und eine unserer wertvollsten Ressourcen sorgen.

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LIGURISCHE KÜSTE 22. – 31. März und 4. – 13. Oktober 2024, Italien Felsige Küstengebirge, ­malerische Dörfer und eindrucksvolle Terrassenland-

rührte Winterlandschaften erfahren sie viel Interessantes über die Geologie des Rofangebirges und des Karwendel.

schaften – das sind die Merkmale der Cinque Terre im Südosten Liguriens. Das mediterrane Klima in Küstennähe lässt Feigen, Zitronenbäume, Oliven und Wein gedeihen. Auf den Höhen gibt es Wälder mit Kastanien und Flaumeichen. Auf steilen Klippen tauchen die fünf Dörfer aus dem tiefblauen Wasser des Mittelmeeres auf und bieten einen atemberaubenden Anblick.

NEU: RILA-GEBIRGE 14. – 26. September 2024, Bulgarien Das Rila-Gebirge in Bulga­ rien ist mit seinen über 2000 Meter hohen Gipfeln ein ­Naturparadies. Den Musala, der mit 2925 Metern den höchsten Gipfel dieses Bergmassivs darstellt, werden die Reisenden besteigen und dafür mit einem ­unvergesslichen Panorama

Foto: E. Danailov

Herausgegeben von Hubert Weiger und Olaf Zimmermann

Neue Perspektive Der BUND-Ehrenvorsitzende ­Hubert Weiger hat mit Olaf ­Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, einen Sammelband vorgelegt. Sein Untertitel: Wie der Kultur- und ­Naturbereich gemeinsam die UN-­ Nachhaltigkeitsziele voranbringen können. In dem Sammelband befassen sich Fachleute aus Kultur, Umwelt- und Naturschutz, Sozialverbänden, Gewerkschaften, Wirtschaft und Wissenschaft mit ­Fragen wie: Wie können die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden? Wie können Armut und Hunger beendet und gesundheitliches Wohl­ergehen für alle gewährleistet werden? Wie lässt sich der ­Zugang zu Wasser, Sanitäreinrichtungen und sauberer Energie ­sichern? Wie werden Städte nachhaltiger? Oder: Wie sind das ­Klima und die Ökosysteme zu schützen?

Foto: C. Unger

OHNE KULTUR KEINE NACHHALTIGKEIT

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belohnt werden. Der Rila-­ Nationalpark bietet zudem eine unvergleichliche ­Pflanzen- und Tiervielfalt.

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