Natur + Umwelt 01-24

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

NATURNAH GÄRTNERN AKTUELL Jeder Tropfen zählt! Fischotter: kein Abschuss

GUTER RAT Heizungsgesetz: Was sich ändert Ökotipp: Nisthilfen für Insekten

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Ihre Spende schafft neue Lebensräume für Wildkatzen  Unaufgeräumt

 Strukturreich

 Laubholzgeprägt

Mit Ihrer Hilfe kaufen wir Waldflächen und bringen Unordnung und Vielfalt hinein. Zwischen umgestürzten Bäumen, in Baumhöhlen, Unterholz und strukturreichen Waldrändern finden unsere Wildkatzen und zahllose andere seltene Waldtierarten eine Heimat.

SPENDENKONTO BUND NATURSCHUTZ IBAN: DE56 7002 0500 9300 0007 00

Bitte geben Sie auf dem Überweisungsträger Ihre Mitgliedsnummer mit an. Dies hilft uns Verwaltungskosten zu sparen. Bei Spenden über 300 Euro erhalten Sie eine Spendenquittung. Für Zuwendungen bis 300 Euro gilt der Bankbeleg für das Finanzamt.

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Foto: WildMedia, AdobeStock · Design: WVD Dialog Marketing

WILDKATZENWÄLDER VON MORGEN


Natur +Umwelt 1 | 24 › INHALT 3

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Foto: Thomas Stephan

INHALT 22

Foto: Winfried Berner

Foto: Stefan Rossmann

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AKTUELLES 4/5 Aktuelle Meldungen 6 Kommentar 7 Gerettete Landschaft 8/9 Aktuelles aus Bayern 10/11 BN-Jahresschwerpunkt Wasser 12/13 Was ist los in der Landwirtschaft?

TITELTHEMA

14/15 Naturnah Gärtnern 16/17 Im Einklang mit der Natur 18 Interview mit Thomas Kleinworth 19 Vielfalt im Garten 20/21 BUND-Gärten porträtiert 22/23 Tipps und Produkte AKTION

24 Eichhörnchen-App 25 Wege für Wildkatzen NATUR IM PORTRÄT 26 Pflanzenporträt: Schneeheide 27 Libelle und Schmetterling des Jahres

28/29 Schutz für gefährdete Arten

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

30/31 Bedroht: Frühjahrs-Feenkrebs 32/33 Wälder bei Maulbronn AUS DEM BUND

34 Denkmalschutz und Umwelt 35 Atomwaffen? Nein! INTERNATIONALES

36 FoE-Versammlung 37 Klimakonferenz

URLAUB & FREIZEIT

38 Reise: Norwegen 39 Wanderung: Saupurzel

AUS DEM VERBAND

40 Bundesdelegiertenversammlung 41 Editorial des Vorstands 42–45 Meldungen 46 Bildung 47 Naturschutzpreis 48 Porträt 50 Jubiläen 51–57 Regionalseiten 58/59 Junge Seite SERVICE 60 Ratgeber 61 Ökotipps 62 Leserbriefe 63 Medien und Reisen 66 Ihre Ansprechpartner*innen/ Impressum

LIEBE LESERINNEN UND LESER, hat sich auch Ihr Start ins neue Jahr eher beschwerlich gestaltet? Gründe dafür gab es jedenfalls genug. Kälte, Glätte, aggressive Infekte, wiederholt tagelanger Stillstand bei der Bahn. Dazu die teils massiven Proteste mit Traktoren und Lkw in unseren sowieso von Abgasen geplagten Städten. Der BUND setzt sich seit Langem für die bäuerliche Landwirtschaft ein und fordert, das Höfesterben zu stoppen. Mit welchem Recht stellt sich nun der Bauernverband an die Spitze des Protests? Hätten er und viele ihm treu ergebene Agrarminister*innen nicht jahrzehntelang eine sozial-ökologische Wende in der Landwirtschaft blockiert, gäbe es heute weit mehr Perspektive für viele Betriebe. Der Fahrplan für diese Wende liegt längst vor, lasst sie uns endlich einleiten. Überhaupt lohnt ein Blick nach vorne, der Frühling ist nah! Schwerpunkt dieser Ausgabe ist das naturnahe Gärtnern. Was können Sie im Garten oder auf dem Balkon für mehr natürliche Vielfalt tun? Im Titelthema präsentieren wir Ihnen unter anderem eine Auswahl reizvoller Naturgärten, betreut von BUND-Aktiven.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES

AKTUELLES Foto: Paul L. Wagner/Greenpeace

6. Juli vor dem Agrarministerium in Berlin: Gemeinsamer Protest für eine Landwirtschaft frei von Gentechnik

FREIFAHRT FÜR GENTECHNIK? Im Juli schlug die EU-Kommission vor, die Gentechnik künftig so zu (de)regulieren, dass Verbraucherschutz, Wahlfreiheit und das Vorsorgeprinzip in Europa massiv geschwächt würden. So plant sie die Kennzeichnung, die Risikoprüfung und Rückverfolgbarkeit von bis zu 95 Prozent

aller neuen gentechnisch veränderten Organismen komplett zu streichen. Seit dem Herbst beraten darüber nun das Europäische Parlament und der Rat der EUAgrarminister*innen. Aus dem Rat kamen kritische Fragen zu den Auswirkungen für die gentechnikfreie Landwirtschaft und

zu Patenten und Umweltfolgen. Doch der Umweltausschuss des Parlaments sprach sich im Januar für die Deregulierung aus, und damit gegen eine Kennzeichnung und Risikoprüfung. Kann die Aufweichung der Gentechnikgesetze noch verhindert werden? Noch dauert die Debatte im Rat und Parlament an, noch hat das Parlament selbst nicht entschieden. Fordern Sie mit dem BUND, die Gentechnik weiter vorsorglich zu begrenzen und die gentechnikfreie Landwirtschaft zu bewahren.

www.bund.net/gentechnik-petition

BUND BEIM CCC oder indigene Proteste gegen eine digitale Infrastruktur in Nordeuropa. Nachhaltigkeitsexpertin Maja Göpel hob hervor, dass die Digitalisierung demokratisch geprägt sein müsse, mit viel Unterstützung aus der Technik- und Umweltbewegung.

Foto: Nikos Roussos

Nach vier Jahren fand er erstmals wieder statt: der »Chaos Communication Congress«. Zwischen Weihnachten und Neujahr trafen sich in Hamburg Tausende Hacker*innen, Technikbegeisterte und digital Aktive – und mittendrin der BUND. Denn eines ist klar: Digitalisierung geht nicht ohne Umweltschutz. Auf dem größten deutschen Hackerkongress gab es viel zu besprechen. Sei es die Mitarbeit an der Corona-Warnapp, die Kritik an der Spionage-Software Pegasus oder eben der Umwelt- und Klimaschutz. Die »Talks« zu Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit fanden viel Zulauf, egal, ob sie um sparsame Rechenzentren kreisten

Das Congress Center Hamburg (CCH) wurde für die Zeit des Hackerkongresses in CCC umbenannt.

Janine Korduan vom BUND stellte eine Studie zum Umweltverbrauch der Chemieindustrie vor. Und Kollegin Friederike Hildebrandt moderierte ein Gespräch über den sinnvollen Einsatz von Technik im Umwelt- und Klimaschutz. Ob künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos oder die digitalisierte Landwirtschaft: Was als technische Lösung vermarktet wird, verdient immer einen kritischen Blick. Das Interesse war groß. Der BUND ist darum auch nächstes Mal wieder dabei.

media.ccc.de


Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES 5

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus dem Naturund Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

CO2

Grünes Band Natur- + Kulturerbe? Im Januar schlug das Auswärtige Amt der UNESCO das Grüne Band als neues Weltnaturerbe vor. Darauf hat der BUND lange hingearbeitet. Im Dezember entschied die Kulturministerkonferenz außerdem den Weg dafür zu ebnen, das Grüne Band zugleich als Weltkulturerbe zu erklären. Dies wäre Deutschlands erstes »gemischtes« Welterbe und eine besondere Auszeichnung für den BUND. Er hat das Grüne Band – den 1400 Kilometer langen Biotopverbund entlang der einstigen innerdeutschen Grenze – am 9.12.1989 im oberfränkischen Hof ins Leben gerufen.

Weniger CO2 ausgestoßen: Deutschland hat 2023 laut »Agora Energiewende« so wenige Treibhausgase ausgestoßen wie seit den 1950er Jahren nicht mehr. Demnach sank die CO2-Emission um 73 auf 673 Millionen Tonnen, der größte Rückgang binnen eines Jahres. Ein nachhaltiger Gewinn für den Klimaschutz sei das aber noch nicht. Denn nur rund 15 Prozent des Rückgangs gingen auf dauerhafte Einsparungen zurück, wie den Ausbau von Wind- und Solarkraft oder eine effizientere Nutzung von Energie. Hauptgrund sei, dass die Produktion der energieintensiven Industrie eingebrochen ist. Wenn deren Emissionen aber nur in das Ausland verlagert werden, ist für das Klima nichts gewonnen.

­ Klimaklage gewonnen: Nach einer Klage des BUND forderte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die Bundesregierung am 30. November zu mehr Klimaschutz auf. Dazu unsere Geschäftsführerin Antje von Broock: »Die Regierung muss nun rasch nachlegen. Was sie im Gebäude- und im Verkehrssektor bisher plant, ist zu wenig. Nur mit konkreten Sofortprogrammen sind die gesetzlichen Klimaziele zu erreichen.« Aus BUND-Sicht heißt das: Tempolimit jetzt, das Dienstwagenprivileg abschaffen, Steuervorteile für Diesel und Kerosin beenden und klare Vorgaben zur energetischen Gebäudesanierung.

Rekord bei Strom aus Sonne und Wind: Gleichzeitig hat mit erneuerbarer Energie erzeugter Strom 2023 erstmals mehr als die Hälfte des deutschen Verbrauchs gedeckt. So entfielen im vergangenen Jahr knapp 52 Prozent unseres Bruttostromverbrauchs auf erneuerbare Energien, fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Doch die Wärmeversorgung muss auch klimagerechter werden. Dafür muss noch weit mehr erneuerbare Energie gewonnen werden. Gerade bei der Windkraft wurden die Ausbauziele deutlich verfehlt.

Gegen den Flächenverbrauch. Mit mehr als 50 000 gesammelten Unterschriften hat der Volksantrag »Ländle leben lassen« einen ersten Erfolg verzeichnet.­ ­ Damit spricht sich der BUND Baden-Württemberg gegen den fortschreitenden ­Flächenfraß im Südwesten aus – gemeinsam mit NABU und Landes­natur­schutz­ verband. Das Quorum verpflichtet Landtag und Landesregierung, sich intensiv mit unseren Forderungen gegen eine weitere Bebauung wertvoller Lebensräume und fruchtbarer Ackerböden zu befassen. Unser Dank gilt allen, die unterschrieben und Unterschriften gesammelt haben!


6 Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES › Kommentar

OLAF BANDT

KOMMENTAR

ist der Vorsitzende des BUND.

DEMOKRATIE VERTEIDIGEN Nur in einer vielfältigen und weltoffenen Gesellschaft kann der BUND seine Ziele verfolgen und die natürlichen Lebensgrundlagen schützen. Deshalb beteiligt sich der BUND in diesen Wochen bundesweit an Demonstrationen für eine starke, wehrhafte Demokratie.

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er BUND ist überparteilich, aber nicht unparteiisch. Er versteht sich als Anwalt der Natur und Anwalt der Demokratie. Unsere Demokratie erscheint heute so gefährdet wie lang nicht mehr. Wir alle, die wir uns in einem großen Umweltverband engagieren, sind nun gefragt. Die Versammlung unserer Bundesdelegierten hat im November mit großer Mehrheit beschlossen, dem Rechtsruck in Deutschland und Europa nicht weiter sprachund tatenlos zuzusehen. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, unsere demokratischen Errungenschaften beherzt zu verteidigen. Rechtsextreme versuchen derzeit gegen unser demokratisches Miteinander zu mobilisieren. Dringliche Schritte für mehr Klimaund Naturschutz werden als Zumutung abgewertet. Respektlosigkeit, Anfeindungen und das Leugnen ökologischer Fakten beginnen die gesellschaftliche Stimmung zu prägen. Menschenrechte werden offen in Frage gestellt. BUND-Aktive geraten vor Ort unter Druck, wenn sie sich für den Schutz der Natur und des Klimas einsetzen. Die AfD rüttelt an den Grundfesten unserer Gesellschaft. Sie treibt die öffentlichen Debatten immer weiter nach rechts. So stehen rassistische, antisemitische oder islamophobe Übergriffe schon heute auf der Tagesordnung. Massenhafte Deportationen sind bisher noch bloßes Wunschdenken der extremen Rechten. Doch sollte die – etwa im Herbst bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg – Mehrheiten gewinnen und Regierungskoalitionen bilden, könnte daraus irgendwann Wirklichkeit werden.

Dass zuletzt viele Hunderttausend Menschen im ganzen Land dagegen auf die Straße gegangen sind, macht mir Mut. Hieran sollten wir anknüpfen. Der BUND steht ein für eine starke, vom Mitmachen bestimmte Demokratie. Wir sind Teil einer lebendigen Zivilgesellschaft, die sich für ein zukunftsfähiges Land in einer umweltfreundlichen, sozial gerechten und friedfertigen Welt einsetzt. Wir tun dies mit lokaler Naturschutzarbeit, mit ausführlichen Stellungnahmen, mit Demonstrationen oder Klagen und Kampagnen für den Klimaschutz, und das immer im Dialog mit allen demokratischen Parteien. Dazu gehört auch, die Zögerlichkeit der Bundesregierung beim Umwelt- und Naturschutz stetig zu kritisieren. Damit wir dies auch in Zukunft tun können, benötigt es unser Engagement. Bitte setzen auch Sie sich für eine starke Demokratie ein, für die Menschenrechte und den Schutz dieses Planeten – ein unverzichtbarer Dreiklang. Lassen sie uns gemeinsam vorsorgen, damit wir nicht eines Tages in einem Land aufwachen, wo unsere vielfältige Umweltarbeit als unpatriotisch, zersetzend oder strafwürdig gebrandmarkt wird. Es ist nun an der Zeit, sich dem Vormarsch der Rechtsextremen entgegenzustellen, entschlossen, solidarisch und in unserer ganzen Vielfalt. Wir machen uns stark für einen sozial-ökologischen Wandel und eine klimagerechte Zukunft. Ich bin überzeugt davon, dass Toleranz, Offenheit und Vielfalt für unsere Gesellschaft ohne Alternative sind. Bitte unterstützen auch Sie nach Möglichkeit entsprechende Initiativen.


Einst umgaben Streuobstwiesen die Gemeinde Golmbach im Landkreis Holzminden. Diesen Gürtel wieder zu schließen nahm sich der BUND Niedersachsen vor. Inmitten des FFH-Gebiets Rühler Schweiz pflanzte er auf zwei Hektar insgesamt 90 Kirschbäume sowie 20 weitere Obstbäume regionaler Herkunft. Damit schuf er neuen Lebensraum für Siebenschläfer und Großen Abendsegler, Gartenrotschwanz und weitere, teils gefährdete Arten. Seit 2010 engagiert sich der Landes­verband mit Neupflanzungen, Landschaftspflege und Artenschutz sowie Schulungen und Workshops dafür, möglichst viele Streuobstwiesen zu bewahren.

Foto: Gernot Liebau

GERETTETE LANDSCHAFT


8 Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES

Foto: Ralf Straußberger

FÜR BESSERE REGIONALPLANUNG

MASSIVE KAHLSCHLÄGE IM SPESSART Nach intensiven Recherchen hat der BUND Naturschutz Kahlschläge und kahl­schlagähnliche Eingriffe auf mindestens 327 Hektar Fläche im Fürstlich Löwenstein’schen Park im Landkreis MainSpessart festgestellt. Der BN fordert die Behörden auf, dagegen vorzugehen. Ein naturschutzfachliches Gutachten bestätigte Verstöße gegen das Bundesnatur­ schutzgesetz und gegen die Vogelschutzrichtlichtlinie. »Das ist ein wohl bislang in dieser Größenordnung einzigartiger Naturfrevel, der seit 22 Jahren im Europäischen Vogelschutzgebiet Spessart stattfindet«, erklärt Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN. »Wir sind erschüttert über die unglaublichen Ausmaße«, so Erwin Scheiner, Vor-

sitzender der BN-Kreisgruppe Main-Spessart. »Die Kahlschläge laufen immer nach dem gleichen Muster ab: alte, ökologisch wertvolle Buchenwälder werden kahlgeschlagen und durch Douglasienanpflanzungen in Nadelholzforste umgewandelt.« Auf Grundlage des Gutachtens beantragte der BN bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde, die forstwirtschaftlichen Maßnahmen im Vogelschutzgebiet zu untersagen, bis eine Natura-2000-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde. Aus Sicht des BN trägt die Bayerische Staatsregierung eine erhebliche Mitverantwortung für derartige Waldverwüstungen und muss nun endlich ein Kahlschlagsverbot im bayerischen Waldgesetz festschreiben.

Im November wurde die Einführung der Regionalplanung in Bayern 50 Jahre alt. Diesen Anlass nutzte die Initiative »Wege zum besseren Landesentwicklungsprogramm (LEP)«, der 15 Raumakademien, Kammern und Verbände angehören, um zu gratulieren – nicht jedoch, ohne entscheidende Verbesserungen einzufordern. Für den BUND Naturschutz, der der Initiative ebenfalls angehört, erklärte der Vorsitzende Richard Mergner: »Das LEP ist ein zentraler Hebel, um die großen Herausforderungen konkret und vor Ort anzugehen: die Klimakrise, das Artensterben, den Flächenfraß, eine zukunftsfähige Landwirtschaft, bessere Mobilität und vieles mehr. Doch das LEP in seiner jetzigen Form wird diesen Herausforderungen überhaupt nicht gerecht und bedarf einer dringenden Komplett-Überarbeitung.« Die Initiative fordert, dass das LEP bei dieser Reform gleich in ein Gesetz gegossen wird, um verbindliche Ziele festzulegen. So könnte zum Beispiel eine verbindliche Begrenzung des Flächenverbrauchs gesetzlich festgeschrieben werden.

Ende November hat der Verwaltungsgerichtshof München dem Eilantrag des BUND Naturschutz und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen die Verordnung zum Abschuss von Fischottern stattgegeben. Damit hat das Gericht in letzter Minute den zum 1. Dezember 2023 drohenden Abschuss von Fischottern an Teichanlagen verhindert. BN-Vorsitzender Richard Mergner erklärt: »Der Beschluss zeigt deutlich: Die Konflikte lassen sich mit einer handwerklich und juristisch fragwürdigen Abschuss-Verordnung nicht lösen, das vertieft nur die Gräben zwischen Naturschutz und Teichwirt-

schaft und setzt die Betriebe einer großen Rechtsunsicherheit aus. Wir brauchen einen anderen Weg und andere Instrumente, die eine Koexistenz extensiver Fischzucht mit streng geschützten Arten im Gewässerumfeld möglich machen.« Seit August 2023 erlaubte die Artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung der Bayerischen Staatsregierung unter bestimmten Voraussetzungen die Entnahme von Fischottern in einer bestimmten Gebietskulisse in Ostbayern ohne Einzelgenehmigung. Dies widerspricht EURecht. Daher hatten die DUH und der BN Klage erhoben.

Foto: Marcus Bosch

KLAGE STOPPT FISCHOTTER-ABSCHUSS


Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES 9

KAMPENWANDBAHN: NEUBAU GESTOPPT

Foto: Michael Schekatz

Erfolg für die Natur: Der BUND Naturschutz hatte gegen die Genehmigung für einen Neubau der Kampenwandbahn Klage erhoben. Das Verwaltungsgericht München hat im November zu Gunsten des BN entschieden. Die Genehmigung des Landratsamtes wurde aufgehoben. Bisherige nächtliche Sonderfahrten sind nicht zulässig. »Dies ist ein wichtiger Erfolg für unsere sensible Bergwelt«, freut sich BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner. »Durch das Urteil ist kein Neubau und Ausbau der Kapazität an der Kampenwand möglich, da die Eingriffe in die Natur und Umwelt nicht abzusehen sind.« Aus der Begründung des Gerichts geht zudem hervor, dass die bisher durchgeführten Sonderfahrten in der Nacht einer Genehmigung bedürfen. »Ich bin froh, dass das Gericht dies klargestellt hat«, erklärt Rainer Auer, BN-Kreisvorsitzender aus Rosenheim. »Wir fordern, dass der Betreiber die Nachtfahrten vorerst komplett einstellt. Insbesondere für die empfindlichen Birkhühner, dessen Bestand durch das nächtliche Halli-Galli massiv gefährdet ist, ist das Urteil eine gute Nachricht.« Gemeinsam mit dem BN hatten sich die Bürgerinitiative »Rettet die Kampenwand« und der Verein zum Schutz der Bergwelt engagiert.

UMWELTSCHÄDEN MÜSSEN SANIERT WERDEN heblichen Anteilen trockengefallen und geschützte Bio­topkomplexe zerstört worden. Die BN-Kreisgruppe Garmisch-Par-

tenkirchen forderte das Straßenbauamt Weilheim auf, nun endlich ein Sanierungskonzept zu erstellen und umzusetzen.

Zwei trockengefallene Bachläufe im Umfeld des Kramertunnels

Fotos: Andreas Keller

Bayern muss die Umweltschäden, die durch den Bau des Kramertunnels in ­Garmisch entstanden sind, sanieren. Ein entsprechendes Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes hat das Bundesverwaltungsgericht im November bestätigt. Der Freistaat Bayern ist nun verpflichtet, ein Sanierungskonzept für die entstandenen Umweltschäden aufzustellen. »Der Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts ist ein großer Erfolg für den Naturschutz in Bayern«, erklärt der BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner. »Nach jahrelanger Verzögerungstaktik muss der Freistaat Bayern nun endlich handeln und den Schaden sanieren.« Der BN hatte ohne Erfolg gegen den Tunnelbau in seiner jetzigen Form geklagt. Durch den Tunnelbau sind große Mengen Grundwasser in den Tunnelstollen eingetreten und der Grundwasserspiegel am Berg ist deutlich abgesunken. Die dortigen Feuchtbiotope sind dadurch zu er-


JEDER TROPFEN ZÄHLT !

Saubere, naturbelassene Gewässer wie dieser Bach im Bayerischen Wald werden in Bayern immer seltener.

Wasser ist in diesem Jahr das Schwerpunktthema des BUND Naturschutz. Gründe dafür gibt es viele, unter anderem die Folgen der ­Klimakrise und der schlechte Zustand vieler Gewässer in Bayern.

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on Anfang an war der BUND Naturschutz in seiner über 100-jährigen Geschichte ein starker Anwalt für Bayerns Gewässer und die Arten, die im und am Wasser leben. Doch durch Verbauung, Verschmutzung und die Folgen der Klimakrise besteht hier mehr Handlungsbedarf als je zuvor. Packen wir es an! Die Notwendigkeit von Wasserschutz ist offensichtlich für jeden Menschen, denn Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Niemand will verunreinigtes Wasser trinken. Und jeder Mensch weiß, dass zu wenig Wasser ebenso bedrohlich ist wie zu viel Wasser. In den vergangenen Jahren war das Thema immer wieder groß in den Schlagzeilen, sei es durch Dürresommer oder Hochwasserereignisse. Hier treffen Fehler der Vergangenheit im Umgang mit Gewässern auf die Folgen der Klimakrise. Ein Umdenken ist dringend erforderlich, damit wir nicht immer öfter solche Schlagzeilen lesen oder sogar selbst davon betroffen sind. Bayern ist (noch!) reich an Wasser: Es gibt hunderte von Seen; Bäche und Flüsse bilden ein Netz von rund 100 000 Kilometern. Doch der Mensch arbeitet seit langer

Zeit gegen das Wasser an: Quellen werden gefasst, Bäche und Flüsse begradigt und einbetoniert, Moore entwässert. Die Flächenversiegelung schreitet ungebremst voran, sodass Regenwasser nicht mehr allmählich versickern kann, sondern schnell abläuft und sich in den Betonrinnen der Fließgewässer zu gefährlichen Hochwasserwellen aufbaut. Dieser Ablauf und geringere Niederschläge haben vielerorts in Bayern zu einem massiven Verlust an Grundwasser geführt.

WASSER IN DIE FLÄCHE! Was wir brauchen, ist ein komplettes Umdenken: ein Abschied von menschlicher Bau- und Kontrollwut. Nicht länger gegen die Natur, sondern mit der Natur arbeiten. Rein technische Ansätze wie die vom bayerischen Umweltministerium geplante Wasserleitung vom Bodensee nach Franken sind keine Lösung! So wie das Wasser in vergangenen Jahrzehnten aus der Fläche »vertrieben« wurde, muss es wieder in die Fläche zurückgeholt werden. Dafür gibt es viele mögliche Maßnahmen, für die der BN sich seit Langem einsetzt: Wir müssen unsere Fließgewässer wo im-

mer möglich von ihren Betonkorsetts befreien und renaturieren, Moore wieder vernässen und endlich die ungebremste Flächenversiegelung und die massenhafte Entnahme von Tiefenwasser durch Unternehmen beenden!

VERSCHMUTZUNG REDUZIEREN Gleichzeitig müssen wir den Arten im und am Wasser helfen. Die Zerstörung ihrer Lebensräume durch Begradigung, Querbauwerke und Verschmutzung muss beendet werden. Ein großer Schritt dahin ist, dass wir unsere Landwirtschaft so reformieren, dass die bäuerlichen Betriebe mit weniger Pestiziden und Kunstdünger arbeiten können. Aber auch die Verschmutzung unserer Gewässer durch Industrie und Straßenverkehr muss reduziert werden. Denn verunreinigtes Oberflächenwasser von heute ist verunreinigtes Grundwasser der Zukunft! Den meisten Menschen ist inzwischen klar: Es ist nicht selbstverständlich, dass Wasser in guter Qualität und ausreichender Menge immer zur Verfügung steht. Wir müssen aktiv werden, um gemeinsam unser Wasser zu schützen. (lf)

Foto: stock.adobe.com – Andreas

HANDLUNGSBEDARF


Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES › Jahresschwerpunkt Wasser 11

IM INTERVIEW

WECKRUF

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ls einen »Weckruf« bezeichnet der Klappentext Uwe Ritzers Sachbuch. Der SZ-Journalist hat sich als Investigativreporter einen Namen gemacht, unter anderem mit Berichten über krumme Geschäfte in der Energiewirtschaft und die Enthüllung des ADAC-Manipulationsskandals. Sein neues Buch zeigt den engen Zusammenhang zwischen Ökonomie und Ökologie beim Thema Wasser. Natur+Umwelt: Herr Ritzer, warum haben Sie gerade zum Thema Wasser so intensiv recherchiert und ein Buch geschrieben? Uwe Ritzer: 2019 habe ich über den Mineralwasserkonflkt im Altmühltal geschrieben. Damals wurde mir bewusst, dass da was schief läuft. Je mehr ich recherchierte, desto mehr wurde mir die Dringlichkeit dieses Themas klarer. Wasser wird nach Energie unser größtes, wichtigstes Ressourcenthema in den nächsten Jahren werden. Es ist Aufgabe eines Journalisten, Themen transparent zu machen und der Öffentlichkeit darzulegen. Die Idee zu diesem Buch kam letztlich vom Verlag. N+U: Wie waren die Reaktionen auf die Veröffentlichung? Uwe Ritzer: Auffällig war, dass die Aufmerksamkeit sehr groß war, wenn das Wetter trocken und heiß war oder an Orten, an denen es bereits einen Wasserkonflikt gibt. Dann war der Zuspruch bei meinen Lesungen und Vorträgen sehr groß. Leider unterliegen viele Menschen einer Täuschung und meinen, das Thema Wassermangel ist durch, sobald es regnet.

N+U: Wie massiv schätzen Sie als Wirtschaftsjournalist die wirtschaftlichen Folgen des sich anbahnenden Wassernotstands bei uns ein? Uwe Ritzer: Das muss man differenziert betrachten. Wenn man, wie in Nassenfels im Landkreis Eichstätt, einen Sportplatz auf Moorboden baut, ist das verantwortungslos. Bei meinen vielen Lesungen und Vorträgen hat sich aber auch der Eindruck verfestigt, dass bei vielen Vertretern von öffentlichen Wasserversorgern das Thema längst angekommen ist. Die erzählen mir, wie sie ihren Stadt- und Gemeinderäten schon vor zehn Jahren erzählt haben, dass man sich mehr um das Wasser kümmern müsse, weil es knapper wird. Es habe aber niemand hören wollen. Ich glaube, je mehr Bürgerinnen und Bürger sich für ihr Wasser interessieren und engagieren, desto mehr wird es auch in die Politik getragen. Die Lüneburger sind ein Musterbeispiel dafür, wie es gehen kann: Sie haben CocaCola die Lust auf eine weitere Brunnenbohrung ausgetrieben. Dabei hat man es aber nicht belassen, sondern weitergemacht mit vielen Aktionen und einem runden Tisch zum Thema Wasser. Es ist mir sehr sympathisch, dass die Menschen sich konstruktiv mit dem Thema befassen und sich engagieren. Bei der Politik habe ich das Gefühl, dass das Thema auf dem Schirm ist, aber es wird auf die lange Bank geschoben. Vieles muss jedoch heute getan werden, damit es in zehn oder 15 Jahren Wirkung zeigt! In Bayern suggeriert die Staatsregierung, dass es mit dem Bau einer Fern-

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In Deutschland wird das Wasser knapp. Uwe Ritzer, Wirtschaftskorrespondent der Süddeutschen Zeitung, hat dazu 2023 das Buch »Zwischen Dürre und Flut« veröffentlicht. Wir sprachen mit dem Journalisten.

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wasserleitung vom Bodensee eine technische Lösung gibt, aber so einfach geht’s halt nicht. Das ist wahnsinnig aufwendig, dauert lange und ist sehr teuer. N+U: In Ihrem Buch beschreiben Sie, was passieren muss, um unser Wasser zu schützen und einem Notstand vorzubeugen. Vieles davon ist bekannt, kaum etwas davon passiert. Wie kommen wir vom Wissen ins Handeln? Uwe Ritzer: Man muss wissen: Für die meisten Großunternehmen, die das meiste Wasser brauchen, gibt es keine Anreize, Wasser zu sparen. Weil sie dafür nichts oder fast nichts zahlen. Wie dringlich das Thema wird, sehen Sie daran, dass Konzerne aus der Lebensmittelbranche zuletzt reihenweise Mineralbrunnen aufgekauft haben. ALDI Altmühltaler, Red Bull und der Safthersteller Rauch die Baruther Urstromquelle, Edeka die Siegsdorfer Petrusquelle. Diese Unternehmen haben längst auf dem Schirm, dass der Rohstoff Wasser knapper wird, also sichern sie sich Zugänge. Gleichzeitig haben sie selbst Versorgungssicherheit, schalten den Zwischenhandel aus und sind freier in der Preisgestaltung. N+U: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Ritzer. Interview: Luise Frank

Faktencheck Uwe Ritzer: Zwischen Dürre und Flut. Deutschland vor dem Wassernotstand. Was jetzt passieren muss. Penguin Verlag 2023. 20 Euro


12 Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES › Bauernproteste

Foto: Heini Inkoferer

Mit der »Wir haben es satt«-Demonstration am 20. Januar in Berlin setzte ein Bündnis aus ­Bäuerinnen und Bauern, Verbraucher*innen, Naturund Umweltschützer*innen und vielen weiteren ­Gruppierungen ein Zeichen nicht nur dafür, die Krise der Landwirtschaft an ihren wahren Wurzeln zu ­bekämpfen, sondern auch für Toleranz, Respekt und Anstand.

LANDWIRTSCHAFT

UMSTEUERN! Warum eine jahrzehntelang verfehlte Agrar­ politik mit Wut auf Deutschlands Straßen ­endete und welche Chancen sich für eine überfällige Transformation ergeben. HARALD ULMER BN-Agrarreferent

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m 8. Januar starteten die bundesweiten Proteste von Bäuerinnen und Bauern, die sich zu den größten ihrer Art seit vielen Jahren entwickelten. Auslöser waren die Einsparungen, die im Bundeshaushalt notwendig wurden. Grund dafür war das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse. Dafür kündigte die Bundesregierung an, die Subventionen für Agrardiesel zu streichen und eine Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Maschinen einzuführen.

Diese Ankündigung der Bundesregierung im Dezember 2023 kommentierte der BUND Naturschutz kritisch und zeigte Verständnis für den Ärger und die Wut der Bäuerinnen und Bauern. Denn ökologisch schädliche Subventionen im Bundeshaushalt, zum Beispiel das Dienstwagenprivileg und die Pendlerpauschale, mit denen insgesamt 4 Milliarden Euro eingespart werden könnten (beim Agrardiesel stehen ca. 440 Millionen Euro zur Debatte), wurden nicht angefasst. Außerdem stehen Alternativen zu fossil betriebenen Traktoren noch gar nicht ausreichend zur Verfügung. Der ursprüngliche Plan, den Bäuerinnen und Bauern die Subventionen gänzlich und plötzlich zu streichen, kam zu einem

Zeitpunkt, als öffentliche Zahlungen aus Agrar- und Umweltprogrammen, die im Dezember üblich sind, verschoben wurden. Gleichzeitig zeigte sich das Wirtschaftsjahr 2023 im Vergleich zum »Superjahr« 2022 bei den Einnahmen für viele landwirtschaftliche Betriebe deutlich schlechter. Die Hau-Ruck Aktion der Bundesregierung brachte hier das Fass zum überlaufen und dient nun als Steilvorlage für alle Gegner*innen der Berliner Koali­ tion, die die Situation ausnutzen.

SPÜRBARE KLIMAKRISE Der BUND Naturschutz hält aber das vorgelegte Kompromissangebot der Bundesregierung mit einer Beibehaltung der KfzSteuerbefreiung und einem nur schritt­ weisen Abbau der Dieselsubventionen für akzeptabel. Unbestreitbar handelt es sich bei der Steuervergünstigung des Agrardiesels um eine klimaschädliche Subvention, die Innovationen verlangsamt. Die Landwirte selbst bekommen die Klima­ krise massiv zu spüren, ob durch Überschwemmungen wie zuletzt oder die Trockenheit im Sommer 2023. Deswegen braucht es auch von ihnen Offenheit für Transformationsprozesse. Die Steuervergünstigung des Agrardiesels verhindert unmittelbar die Einführung alternativer Antriebe in der Landwirtschaft wie Elektro- oder Pflanzenölantrieb. Diese Energieformen können Landwirte selbst auf ihren Flächen erzeugen, anstatt weiterhin am Tropf der fossilen Industrie und den Schwankungen von Weltmarktpreisen zu hängen. Selbst für sich sorgen zu können – das muss Landwirt*innen doch auch stolz machen. Der Wegfall der Dieselbegünstigungen macht bei einem durchschnittlichen Familienbetrieb mit 50 Hektar rund 1200 Euro pro Betrieb und Jahr aus. Wenn dieser Betrag zur Existenzgefährdung führt,


Fotos: stock.adobe.com – Andreas, Bozena_Fulawka, ExQuisine, Euthymia

Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTUELLES › Bauernproteste 13

3,9 %

36,1 %

30,2 %

Brotgetreide­ erzeugnisse

Kartoffeln

Rübenzucker

600 Tsd. 560 Tsd. 520 Tsd. 480 Tsd. 440 Tsd.

21,9 %

38,8 %

43,4 %

Fleisch, Fleischwaren

Milch, Milcherzeugnisse

Eier

400 Tsd. 360 Tsd. 320 Tsd. 280 Tsd. 240 Tsd. 200 Tsd. 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2015 2018 2021

Erlösanteile der Landwirtschaft an Verbraucherausgaben 2019

wie teilweise von Politik und Bauernverband argumentiert wurde, dann muss in diesen Betrieben etwas gehörig falsch gelaufen sein. So waren die vergangenen Jahre für die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland sogar Rekordjahre. Der Einkommensbericht des Deutschen Bauernverbandes weist im Wirtschaftsjahr 21/22 einen Gewinn pro Familien-Arbeitskraft von 56 700 Euro aus. Dass dabei die Gewinner aber vor allem große Ackerbaubetriebe waren, weist schon auf die eigentlichen Ursachen der Probleme in der Landwirtschaft hin. Die Ursache für die Heftigkeit der Proteste liegt daher woanders: Es hat sich nach einer seit über 30 Jahren verfehlten Agrarpolitik des »Wachse oder Weiche« viel aufgestaut, das jetzt ein Ventil findet. In dieser Analyse ist sich der BN mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL), dem Bund deutscher Milch­­ viehhalter (BDM) und den Bioverbänden einig. Der BUND Naturschutz setzt sich seit Jahrzehnten für die Rettung der bäuer­ lichen Landwirtschaft ein, weil Dumpingpreise des Handels und eine verfehlte Agrarpolitik mit Milliardensubventionen ­ nach Betriebsgröße bäuerliche Familienbetriebe unter Druck setzen. Zur Einordnung: Zwei bis drei Cent mehr oder weni-

Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland seit 1991

ger pro Liter Milch wirken sich stärker aus als sogar der ursprüngliche Vorstoß der Bundesregierung. Im Januar haben BN und AbL Forderungen für eine nachhaltige Veränderung der Agrarpolitik vorgestellt. Dazu gehört vor allem, die Marktstellung der Landwirt*innen so zu verbessern, dass die Erzeugerpreise nicht weiter von Lebensmittel­ konzernen und Verarbeitungsunternehmen diktiert werden. Umweltmaßnahmen müssen gerecht entlohnt werden, statt nur den höheren Aufwand zu ersetzen. EU-­Subventionen müssen gerecht verteilt werden, statt über Flächenprämien vor allem Großbetriebe zu fördern. Außerdem muss der Umbau der Tierhaltung nach den Empfehlungen der Borchert-Kommission umgesetzt werden.

ZURÜCK ZUR SACHLICHKEIT! Es ist lobenswert, dass sich die Veranstalter der Proteste klar gegen Rechts distanzieren, aber CSU und die Freien Wähler, insbesondere der FW-Vorsitzende Hubert Aiwanger, missbrauchten die Gelegenheit zu einer Generalabrechnung mit der Ampelregierung und der Forderung nach Neuwahlen. Dabei haben die Bundestagsabgeordneten von CDU und CSU im Rechnungsprüfungsausschuss selbst für das Ende der Agrardieselsubvention votiert.

Genau diese Doppelzüngigkeit zwischen Versprechungen und Handeln, ist es was die Bäuerinnen und Bauern auf die Straße bringt. So hatte die CSU von 2005 bis 2018 das Bundeslandwirtschaftsministerium inne. Genügend Zeit, um die wahren Ursachen für die jetzigen Proteste zu beheben. Doch das dramatische Bauernhofsterben wurde weder in Bayern noch bundesweit gestoppt. Im Gegenteil – durch ihre auf Weltmarkt und auf Profitmaximierung orientierte Agrarpolitik mit einer Subventionsverteilung nach dem Gießkannen­ prinzip waren CSU und der Bauernverband eher Teil des Problems als die Lösung. Der BN bittet alle Beteiligten, sich zu mäßigen, zur Sachlichkeit zurückzukehren und gemeinsam eine faktenbasierte, lösungsorientierte und konstruktive Politik zu betreiben, die die Gesellschaft eint statt sie weiter zu spalten. Ausgrenzung, Herabwürdigung und Hass zerstören Gesellschaft und Demokratie. Es ist höchste Zeit, gemeinsam dort weiterzumachen wo bereits an guten Lösungen für die Transformation der Landwirtschaft gearbeitet wurde, wie in der Zukunftskommission Landwirtschaft oder der Borchert-Kommission. Nun sind konkrete Umsetzungen, unterstützt durch entsprechende Finanzmittel, gefragt.


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hemisch-synthetische Pestizide zählen zu den Hauptgründen des Artensterbens. Darum kämpft der BUND schon lange dafür, ihren Einsatz in allen

Bereichen stark zu verringern. In Grünanlagen und Gärten sollten die Giftstoffe ganz tabu sein. Solange sich der Gesetzgeber hier nicht zu einem Verbot durchringt, bleibt nur dafür zu werben, von Glyphosat und anderen Pflanzen-, Pilz- und Insektengiften die Finger zu lassen. Wer gerne gärtnert, ob im (Klein-)Garten oder auf dem Balkon, kann noch mehr tun, als Pestizide zu ächten. Auf den nächsten Seiten zeigen wir Ihnen, wie Sie der natürlichen Vielfalt mehr Raum geben können. Und wir stellen Ihnen eine Reihe besonders grüner Gärten vor – wie den des BUND in Herten (Foto). Vielerorts engagieren sich unsere Aktiven langjährig und im Ehrenamt, um zu veranschaulichen, was in naturnahen Gärten möglich ist. Lassen Sie sich anregen!

Foto: GettyImages – vector_ann

Naturnah Gär tnern


Foto: Ulla Alfes


16 Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA

BESSER GÄRTNERN

Steht Ihnen etwas Grün zur Verfügung, auf dem Sie frei schalten und walten können? Dann lassen Sie hier doch die Natur zur Entfaltung kommen.

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ist die Pestizid-Expertin des BUND.

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s ist kalt draußen. Noch tut sich in den meisten Gärten nicht viel, nur vereinzelt blühen Christrosen und erste Schneeglöckchen. Doch auch der Winter ist Gartenzeit. Denn Sie können schon planen. Was soll wo wachsen? Woher bekomme ich Saatgut und Pflanzerde? Wie sorge ich für Essbares aus dem Garten, frei von Pestiziden? Und wie locke ich Bestäuber und sonstige Nützlinge an? Schon lassen sich erste Pflanzen auf der Fensterbank vorziehen. An die Arbeit also, der Frühling kommt! Ein Kleingarten oder Hausgarten, ja selbst ein Balkon kann zu einem Ort werden, wo Tiere Schutz und Nahrung finden. Die ausgeräumte Agrarlandschaft bietet kaum mehr Platz zum Leben. Da fehlt es an Baumgruppen und Hecken, Steinhaufen

oder Blühstreifen. Auf den riesigen Monokulturen landet zu viel Mineraldünger. Pestizide kommen hier weiter großflächig zum Einsatz. Etliche von ihnen wirken sehr negativ auf die verbliebenen Wildbienen und Schmetterlinge, Wasserorganismen, Regenwürmer oder Vögel.

Foto: Gunther Wurschi/ Ulla Alfes

CORINNA HÖLZEL

GARTEN OHNE GIFT Zumindest für einen Teil der Arten, die von Äckern und Feldern vertrieben wurden, bieten naturnahe Gärten ein Refugium. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass Sie in Ihrem Garten auf Pestizide


Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA 17

verzichten. Jäten und hacken Sie besser, oder vertreiben Sie Schadinsekten mit Nützlingen und mit Pflanzendüften. Einheimische und widerstandsfähige Sorten am richtigen Standort machen, gestärkt durch Pflanzenjauchen und in der richtigen Mischkultur und Fruchtfolge, die Chemiekeule überflüssig. Auch darum fordert der BUND die Bundesregierung auf, den Einsatz chemischsynthetischer Pestizide in Haus- und Kleingärten zu verbieten. Zu oft wenden ungeschulte Menschen diese Gifte falsch an und sind Kinder, Schwangere oder Ältere sowie Haus- und Wildtiere gefährlichen Wirkstoffen direkt ausgesetzt.

VIELFALT ANLOCKEN Gärten und Balkone sollten Sie überdies ohne Mineraldünger und torfhaltige Erde bewirtschaften. Und greifen Sie auf Saatgut und Pflanzen mit Bio-Siegel zurück. In einer Untersuchung angeblich »bienenfreundlicher« Zierpflanzen entdeckte der BUND in 32 von 35 Pflanzen Rückstände von Pestiziden, darunter auch für Bienen hochgiftige. Statt zu helfen, können Sie Insekten damit zusätzlich schaden. Naturnahes Grün dagegen lockt neben Insekten auch Vögel, Igel und vielleicht sogar Gartenschläfer an. Wie beglückend,

Die Ampelregierung versprach im Koalitionsvertrag, »Glyphosat Ende 2023 vom Markt zu nehmen«. Doch bei den Abstimmungen in Brüssel enthielt sich Deutschland. Da glyphosathaltige Mittel nun wieder erlaubt sind, plant das Agrarministerium ihre Anwendung national zu b ­ eschränken. Der BUND fordert, Glyphosat überall zu verbieten, wo es nichtchemische Alternativen gibt. Gewässer benötigen breitere Randstreifen, Insekten genug pestizidfreie Refugien im Agrarland.

Tiere im eigenen Garten zu beobachten! Zumal manche überaus nützlich sind: So bestäuben Bienen unser Obst und Gemüse und sichern uns Jahr für Jahr eine hochwertige Ernte. Vögel und Igel, Kröten, Eidechsen oder Insekten wie Marienkäfer, Florfliegen und Laufkäfer halten zudem Schadinsekten in Schach. Locken Sie diese Nützlinge an, indem Sie ihnen Lebensräume bieten. Vielfältige Strukturen sind dafür unerlässlich. Ob Steinhaufen, Totholz, Nistkästen oder wilde Winkel – je mehr natürliche Abwechslung Ihr Garten bereithält, desto besser.

ZORRO IM GARTEN Der Gartenschläfer mit seiner ZorroMaske gilt als stark gefährdet. Neben der Klimakrise und dem Verlust geeigneter Lebensräume und Nahrungsquellen setzen ihm Pestizide schwer zu. Das haben BUND, Universität Gießen und die Senckenberg-Gesellschaft herausgefunden, im Projekt »Spurensuche Gartenschläfer« (gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt). Pestizide schaden Säugetieren wie dem Gartenschläfer gleich dreifach.

In der Broschüre »Naturnahes Gärtnern« gibt der BUND zahlreiche Tipps, wie Sie Probleme im Garten ohne Pestizide lösen können. Flyer wie »Wildbienen schützen« und »Schmetterlinge schützen« informieren Sie, wie Sie diese Tiere gezielt unterstützen können. Gärten und Balkone haben ein riesiges Potenzial für den Artenschutz, wenn sie im Einklang mit der Natur genutzt werden. Da es sie millionenfach gibt, könnten sie einen großen Biotopverbund bilden und somit wesentlich zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen.

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Mehr zum Thema Die BUND-Broschüren »Naturnahes ­Gärtnern«, »Wildbienen schützen« und »Schmetterlinge schützen« können Sie gratis herunterladen oder gedruckt bestellen: www.bund.net/publikationen

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Das Totalherbizid Glyphosat wird weltweit häufiger eingesetzt als jedes andere Pflanzengift. Es vernichtet alles Grün und damit die Lebensgrundlage vieler Tiere. Speziell die Insekten verschwinden, und mit i­hnen Vögel, Fledermäuse oder auch Fische. Dennoch ließ die EU-Kommission ­Glyphosat im November für weitere zehn Jahre zu – obwohl die Mehrheit der Mitgliedstaaten zweimal nicht zustande kam und die EU-Bürger*innen auch mehrheitlich dagegen sind.

RIESIGES POTENZIAL

Foto: Kers

GLYPHOSAT UND KEIN ENDE

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Wo sie zum Einsatz kommen, gibt es weniger Insekten als Nahrung. Über die Insekten reichert sich Gift in den Tieren an. Und direkt bedroht ist der Gartenschläfer dort, wo Rattengift ausgelegt wird. Um keine weitere Tierart zu verlieren, verzichten Sie bitte auf jedes Gift im Garten.

www.gartenschlaefer.de


18 Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA

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Herr Kleinworth, welche Bedeutung haben Kleingärten für unsere Natur, speziell die Stadtnatur? Der Kleingarten wird als Rückzugsraum in der Stadt immer wichtiger. Von Käfern über Tag- und Nachtfalter bis zu Vögeln konzentrieren sich viele Arten heute in Kleingärten, weil das städtische Umfeld immer lebensfeindlicher wird. Kleingärten haftet mitunter etwas Enges an. Doch Nachwuchssorgen scheinen Sie nicht zu haben. Was zeichnet heute Ihre Klientel aus? Vor allem, dass sie sehr vielfältig ist, von Alleinstehenden bis zur Großfamilie und von Jung bis Alt. Der Altersdurchschnitt ist zuletzt deutlich gesunken, die Nachfrage ist riesig gerade bei jungen Familien, die sonst nicht so leicht ins Grüne kommen. Manche bevorzugen noch das Gärtnern im rechten Winkel, andere orientieren sich mehr an der Natur. Was uns alle verbindet, ist das Ziel, Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anzubauen. Das bleibt eine wichtige Vorgabe. Und gerade das wollen die Leute heute wieder – selbst etwas ökologisch erzeugen und ernten. Wohin entwickeln sich die Kleingärten in einer Welt, deren Vielfalt schwindet und deren Klima sich rasant verändert? Als Verband raten wir immer mehr dazu, auf Pflanzenschutzmittel aller Art zu verzichten. Von Herbiziden im Kleingarten haben wir uns schon vor Jahren verab-

Wir wollen grüner werden Thomas Kleinworth ist gelernter Gärtner und sitzt als Fachberater im Präsidium des Bundesverbands der Kleingartenvereine Deutschlands. Das BUNDmagazin sprach mit ihm. schiedet. Viel Potenzial sehen wir darin, ein Zukunftskonzept wie die Kreislaufwirtschaft, die man in Gärten erfahren kann, mit Kindern und Jugendlichen zu teilen. Der BUND fordert Pestizide im Privatgarten zu verbieten. Was meinen Sie? Die Diskussion im Verband geht tatsächlich stark in die Richtung, auf chemischsynthetische Pestizide verzichten zu können. Doch wer seinen Salat anbaut, will ihn natürlich auch ernten – ganz ohne Schneckenkorn geht das für manche noch nicht. Und wer weiß, welche neuen Schädlinge uns die Zukunft bringt und wie man denen dann beikommt … Sind denn die Prinzipien des naturnahen Gärtnerns mit dem Regelwerk der Kleingärten vereinbar? Das Verhältnis ist schon viel entspannter geworden. Unser Bundesgesetz schreibt den Anbau von Obst und Gemüse für den Eigenbedarf vor. Doch wie man das gärtnerisch umsetzt, ist jedem freigestellt. Klar ist: Im Mittelpunkt steht nicht der Wildwuchs, sondern immer das Gärtnern. Zu diesem Zweck hat man uns das Land

ja überlassen. Dass man den Nützlingen dabei natürliche Nischen bietet, wird in der Tat gefördert. Müssen Kleingärten in Ballungsräumen bald als gefährdete Lebensräume gelten? Gerade in den Metropolen wird der Ruf nach mehr Wohnungsbau lauter, die Flächenkonkurrenz steigt. Wir weisen Kommunen immer darauf hin, erst gewerbliche und andere Brachen zu nutzen, bevor es an die Kleingärten geht. Ein gutes Argument hat sicher, wer seinen Garten naturnah bewirtschaftet und eine große Vielfalt nachweisen kann. Auch deshalb empfehlen wir den Vereinen, der Natur mehr Raum zu bieten als in Freizeitgärten mit Rasen, Rosen und Koniferen. Warum kooperiert Ihr Verband mit dem BUND? Wir wollen uns zu einem grüneren Verband entwickeln. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Ihnen sind uns da sehr wichtig. Zudem sehe ich bei unseren politischen Zielen eine große Schnittmenge. ch/sz

Foto: GettyImages – MarkSwallow

INTERVIEW


Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA 19

VIELFALT IM GARTEN

Weniger tun, mehr lassen

Bildcollage: J+R, GettyImages

Ein Garten voller Abwechslung bietet einer Fülle von Tieren und Pflanzen Unterschlupf. Das ist gut für die Natur. Und gut auch für Ihre Nutzpflanzen. Denn ungeliebte Schnecken oder Insekten gewinnen dadurch seltener die Oberhand. Hier ein Überblick der artenreichsten Lebensräume im Garten.

BLUMENWIESE STATT RASEN

NISCHEN SCHAFFEN

NISTHILFEN

Lassen Sie Wildkräuter sprießen und mähen Sie Ihren Garten selten und möglichst spät. Achten Sie bei Saatgut auf regionale Herkunft und ökologische Produktion. Lassen Sie trockene Stauden auch mal über Winter stehen. Und nutzen Sie für Ihre Blumen- und Gemüsebeete das robuste Inventar der Bauerngärten.

Schaffen Sie in Ihrem Garten Schlupfwinkel für Tiere: wilde Ecken, die nicht ständig genutzt werden, wie eine Brennnesselflur für Schmetterlinge, locker geschichtete Kompost-, Laub- oder Reisighaufen, dickes Totholz wie einen modrigen Baumstumpf. Oder altes Mauerwerk und Lesesteinhaufen.

Wo es Vögeln und Insekten an natürlichen Nistmöglichkeiten fehlt, können Nisthilfen für einen gewissen Ersatz sorgen. Damit diese auch halten, was sie versprechen, informieren Sie sich vorab, etwa unter www.bund.net/vogelschutz oder in unserem Ökotipp auf Seite 19.

HECKEN SCHÜTZEN

TEICH ANLEGEN

ÄPFEL UND BIRNEN

Eine Hecke aus heimischen Laubgehölzen wie dem Weißdorn liefert einer Vielzahl von Vögeln und Insekten Nahrung, Nistplätze und Schutz. Meiden Sie exotische Gehölze und Zuchtsorten aus dem Gartencenter, vor allem das sterile Immergrün der Koniferen.

Richtig angelegt, kann ein Gartenteich zu einem Magnet der Artenvielfalt werden. Möglichst groß sollte er sein, mit unterschiedlich tiefen Zonen, eher flachen Ufern und bestückt mit heimischen Wasserpflanzen. Bei ausreichend Sonnenlicht werden sich typische Tiere wie Libellen und Frösche von selbst einstellen.

Blühende und fruchtende Obstbäume bieten Insekten im Frühling und Herbst reichlich Nahrung. Davon profitieren Vögel wie Star und Gartenrotschwanz, die in stattlichen Bäumen auch Bruthöhlen finden. Pflanzen Sie Halbstämme – und lassen Sie Ihre Obstbäume alt werden!


Foto: Images – Svetlana-Cherruty

20 Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA

GÄRTNERN IM BUND

Gar tenreich

Aktive des BUND pflegen bundesweit eine Vielzahl von Gärten. Sie bieten Grün, wo ringsum oft alles bebaut ist, dienen der Umweltbildung und dem Schutz der Artenvielfalt. Hier eine kleine Auswahl. BAD LANGENSALZA

> kontakt@bund-umweltzentrum.de, https://badlangensalza.bund.net/ naturgarten, Tel. 0 36 03/81 31 25

Foto: Gunther Wurschi

Der Natur!Garten des BUND ist ein Refugium im alten Stadtkern von Bad Langensalza in Thüringen. Seit 1990 wächst und gedeiht es hier auf 1600 Quadratmetern. Sein Bauerngarten bietet Obst- und Gemüsebeete, eine Kräuterbank, klassische Blumenbeete, eine kleine Sammlung von Färberpflanzen und einen Bereich für die Umweltbildung. Zu entdecken gibt´s ferner ein »Beet der Flatterlinge«, einen Teich mit Sumpfwiese, eine Benjes-Hecke sowie den größten Mirabellenbaum und Holunderstrauch der Stadt. Im Rahmen einer gründlichen Neugestaltung kamen kürzlich über tausend einheimische oder für Bauerngärten typische

Blumenzwiebeln, Stauden und Gehölze hinzu. Zu Ostern öffnet der Garten wieder, bei freiem Eintritt. Dann lädt der BUND-­ Ortsverband speziell Kinder dazu ein, die Natur spielerisch zu erleben und zu erforschen. Und er regt alle Gäste dazu an, auch den eigenen Garten möglichst naturnah zu gestalten. Ein Besuch lohnt sich! Durch den Garten erreichen Sie ein begehbares Stück des Wehrgangs und zwei Türme der alten Stadtmauer. Im Rundturm finden Sie einen Raum der Stille und im Eckturm Platz zum Lesen. Zu dem weitgehend barrierefreien Garten gehört auch ein kleines Café.

Ausschnitt des Gartens in der Altstadt von Bad Langensalza

HUSUM Ebenfalls schon seit 1990 kümmert sich die BUND-Ortsgruppe Husum um einen über 2000 Quadratmeter großen Garten in einer Kleingartenkolonie. Er beherbergt einen kindgerechten Teil, einen naturnahen Nutzgarten und eine Obstbaumwiese. Zu entdecken sind ein Bauern- und Gemüsegarten, Hochbeete, Heilkräuter, diverse Nisthilfen, eine Trockenmauer, ein Gartenteich und manches mehr.

Treffen der Kreisgruppe im Husumer Garten

Dank seiner abwechslungsreichen Gestaltung birgt der BUND-Garten eine große biologische Vielfalt. Die Ehrenamtlichen unter Leitung von Telse Ronneburger möchten beispielhaft zeigen, wie Gärten im Einklang mit der Natur bewirtschaftet werden können. Drei Blockhäuser mit Grasdach und Solaranlage sowie eine überdachte Sitzrunde für 30 Kinder stehen für die Umweltbildung zur Verfügung. Neben den eigenen Kindergruppen besuchen viele Schulklassen, Kindergärten oder Geburtstagsrunden den ganzjährig geöffneten Garten. Sie lernen dort eine Wildkräuter-Pizza herzustellen, Apfelsaft zu pressen oder zu schnitzen. > telse.ronneburger@t-online.de, www.bund-nordfriesland.de/ garten-husum, Tel. 0 48 64/13 24


Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA 21

HERTEN

Jetzt im Februar/März prägt die Weide viele Angebote. Sie ist der Lieblingsbaum von Sigrun Zobel: »Mit dem Bau von Weidenhütten und Weiden-Lehmöfen hat der BUND einst diesen Schotterplatz belebt. Seitdem begleitet die Weide unsere pädagogische Arbeit.« Sie hat auch der Kräuterschule SALIX den Namen geschenkt. Ein Tipp: Wer hier Mitglied ist, zahlt nur ermäßigte Kursgebühren. > Sigrun Zobel, Tel. 0 23 66/8 22 49, bund-naturerlebnisgarten@t-online.de, www.bund-recklinghausen.de/herten

MEHR GÄRTEN Daneben gibt es eine stattliche Anzahl weiterer BUND-Gärten. So pflegen Ehrenamtliche der Kreisgruppe Nürnberg-Stadt zwei Heilkräutergärten. Die Gärten am Hallertor und im Hesperidengarten sind ein Teil der historischen Grünanlagen und öffnen wieder am 1. April. Am Hallertor treffen sich die Aktiven jeden Freitagnachmittag zu Pflegeeinsätzen und stehen dann auch für Auskünfte bereit. Führungen können Sie mit der Kreisgruppe vereinbaren. > Tel. 09 11/45 76 06, info@bund-naturschutz-nbg.de Im schwäbischen Remshalden betreuen Ehrenamtliche seit vielen Jahren einen »Weltgarten«. Beete mit dem Umriss der Kontinente beherbergen Kulturpflanzen, die dort ihren Ursprung haben. Ein Großteil des Gartens ist als Wildblumenwiese angelegt, hier leben Schmetterlinge, Wildbienen und Zauneidechsen, am Teich Libellen, Grünfrösche und Ringelnattern. > www.bund-remshalden.de/weltgarten Ein echtes Highlight im Südwesten ist zudem das »Grüne Klas­sen­zimmer« der Ökostation Freiburg. Es bietet mit einem Bio-, Kräuter- und Schmet­ terlingsgarten sowie anderem mehr viel Abwechslung für Schulklassen und Kitagruppen. > www.oekostation.de

Und in Bremen etwa betreut der BUND neben einem Gemeinschafts- und zwei Schulgärten seit 2022 auch einen Bienenund einen Insektenschaugarten. Vor allem Erwachsene bekommen hier auf vielen Veranstaltungen gezeigt, dass der Schutz der biologischen Vielfalt selbst auf kleiner Fläche möglich und wichtig ist. > Tel. 0421/ 7 90 02-0, info@bund-bremen.net sz

Foto: Peter Schuster

Herten: Sozialarbeit im Grünen

Pflege der Grünanlage am Nürnberger Hallertor

Foto: Ökostation

Foto: Ulla Alfes

Mitten im Ruhrgebiet, zwischen Recklinghausen und Gelsenkirchen, liegt der weitflächige NaturErlebnisGarten des BUND Herten. Auf dem ehemaligen Parkplatz der Zeche »Schlägel & Eisen« gründeten Sigrun Zobel, Roland Kerutt, Uwe Arndt und andere Ehrenamtliche vor mehr als 25 Jahren einen außerschulischen Lernort. Seither bietet er Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (und seit 2016 auch Geflüchteten) auf rund 18000 Quadratmetern unterschiedlichste Erlebnisse. Hier sind wilde Natur und reichhaltige Gartenkultur mit allen Sinnen zu erfahren, bei Aktionstagen oder Ferienfreizeiten. Viel Sozialarbeit findet da statt, in Bezug auf eine gesunde Ernährung und das, was der große Garten abwirft. Bis weit in den Dezember liefert er Kapuzinerkresse und Wildkräuter – für eine Suppe zum Gartenhelfertreffen – oder Quitten und Äpfel.

Mitten im Grünen: der wilde Biogarten der Ökostation im Sommer. Darüber der Weltgarten in Remshalden.


22 Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA

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ten-, igel- und vogelfreundlich gestaltet, sieht sich nicht selten Kritik ausgesetzt. Wie also die Besitzer*innen naturnaher Gärten unterstützen?

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Foto: stock.adobe.com – ifiStudio

GARTEN FÜR VÖGEL UND IGEL

GÄRTNERN IM BN

Natur gar ten? Ja, bitte! Es gibt sie leider immer noch: Menschen, die sich über vermeintlich »unordentliche« Gärten beschweren. Da kam eine gute Idee der BN-Kreisgruppe Ebersberg gerade recht.

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er seine Verantwortung für die Artenvielfalt auch vor der eigenen Haustür wahrnimmt und auf englischen Rasen, Thujenhecke und Mähroboter verzichtet, hat dank dieser Idee nun die Möglichkeit, das öffentlich zu machen: Ein Schild für den Gartenzaun weist die gar zu ordnungsliebende Nachbarschaft oder auch Spaziergänger*innen mit einem Augenzwinkern darauf hin, dass es sich hier nicht um einen ungepflegten, sondern um einen naturnahen Garten handelt. Die Idee zu diesem Schild hatte 2019 die damals neugegründete Ortsgruppe Kirchseeon des BUND Naturschutz. Im Nachgang des Volksbegehrens für Artenviel-

falt suchten die BN-Aktiven nach Möglichkeiten, neben Bäuerinnen und Bauern auch die Gartenbesitzer*innen ins »Boot des Artenschutzes« zu holen. Dr. Annelies Schneider, damals Vorsitzende der Ortsgruppe Kirchseeon, erinnert sich an eine Begegnung an einem Infostand zum Volksbegehren: »Da kam ein Landwirt auf mich zu und fragte: Und was tut ihr in euren Privatgärten?« Das machte Annelies Schneider nachdenklich, denn tatsächlich gibt es viele Gärten, die alles andere als ein Beitrag zur Artenvielfalt sind: englischer Rasen, der ständig von einem Mähroboter kurz gehalten wird, ­ oder gar Schotterflächen und Steinmauern. Und wer den eigenen Garten insek-

Am Anfang stand, wie so oft, nur eine Idee: ein Schild für den Gartenzaun. Gesagt, getan – ein Schild wurde gestaltet, mit Fotos aus Gärten in der Region. Alles ehrenamtlich. Schließlich wurden die Schilder bei einer örtlichen Druckerei produziert und gegen eine Spende angeboten. Und sofort zeigte sich: Es war die richtige Idee zur richtigen Zeit. Vor allem nach einem Radiobeitrag wurde die Kreisgruppe regelrecht überrollt von der Nachfrage. Über die Homepage kommen Nach­fragen aus ganz Deutschland. Fast 5000 Schilder hat die Kreisgruppe Ebersberg mittlerweile gegen Spende verschickt, auch viele andere BN-Kreisgruppen beteiligten sich. Ein toller Erfolg für naturnahe Gärten! Mittlerweile gibt es die Schilder in drei Ausfertigungen, entweder mit einem Igel, einem Zaunkönig oder einem Stieglitz. »Unsere Schilder sind für Leute gedacht, die ihre Gärten nicht nur als DraußenWohnzimmer, sondern als Lebensraum für Tiere und Pflanzen betrachten«, erklärt Regina Wegemann von der Geschäftsstelle der BN-Kreisgruppe. Das Igel­­schild ist besonderes beliebt und wird gerne von Igelstationen angefragt. »Da viele Gartenfreunde sehr großzügig für ihre Schilder spenden, schicken wir den Igelhelfern die Schilder auch mal umsonst und können so deren wertvolle Arbeit unterstützen«, freut sich Regina Wegemann. Inzwischen hat auch die BN Service GmbH das Schild in einer Variante aus Aluminium ins Sortiment genommen (siehe nächste Seite). Die Auswahl für alle naturfreundlichen Gartenbesitzer*innen ist also noch größer geworden. (lf)

ebersberg.bund-naturschutz.de/ gartenschild


Natur +Umwelt 1 | 24 › TITELTHEMA 23

ZUM WEITERMACHEN

Und Ihr Garten? Der BUND Naturschutz bietet Tipps, Infos und tolle Produkte, um den eigenen Garten in eine kleine Arche Noah der Artenvielfalt zu verwandeln.

EINKAUFEN Der BN-Shop bietet eine Auswahl an Büchern rund um die naturnahe Gartengestaltung, verschiedene BN-Broschüren und mehr – zum Beispiel regionales Saatgut. Einfach mal reinklicken:

Fotos: Hein

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www.bnonlineshop.de

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INFORMIEREN »Tatort Garten – Ödnis oder Oase« heißt eine Fotoausstellung der Kreisgruppe Landshut, in der naturnahe Gärten eindrucksvoll kahlen Schotter- und Stein-»Gärten« gegenübergestellt werden. Die Ausstellung tourt seit ihrer Erstellung erfolgreich durch Bayern und wird auch an andere BNKreisgruppen ausgeliehen. Infos und Kontakt: Heinrich Inkoferer, h.inkoferer.bn@fn.de Viele Kreisgruppen des BUND Naturschutz haben Schaugärten, bieten auf ihren Streuobstwiesen Baumschnittkurse an oder laden ein zum Urban Gardening. Schauen Sie doch mal nach, was Ihre Kreisgruppe bietet:

www.bund-naturschutz.de/ueber-uns/organisation/ kreisgruppen-ortsgruppen


Foto: Wiesner

24 Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTION

Dieser putzige Besuch auf dem Balkon könnte in der Eichhörnchen-App gemeldet werden.

MITMACHEN

BRÜCKEN BAUEN Der BUND Naturschutz hat seine App zum Erfassen von Eichhörnchen überarbeitet. Ab sofort kann man auch verkehrstote Tiere melden. ­Dadurch können Gefahrenbereiche identifiziert und Eichhörnchen-Brücken gebaut werden.

S

eit April 2020 sammelt der BUND ­Naturschutz mit Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern Daten über Eichhörnchen. Durch jede Beobachtung erfahren wir mehr darüber, wo sich die Tiere aufhalten und wie sich ihre Zahl regional verändert. Nun wurde die App umfassend überarbeitet. Mit aktuell über 51 200 Meldungen und 66 000 gemeldeten Tieren konnte der BN schon vielen spannenden Fragen nachgehen. Jetzt geht das Projekt einen Schritt weiter: Der BN will herausfinden, wo besonders oft Eichhörnchen überfahren werden und wo Eichhörnchen-Brücken über Straßen helfen können.

DAS IST NEU IN DER APP Die App »Eichhörnchen in Bayern« hat ein umfangreiches Upgrade erhalten und kann ab sofort kostenlos im Google Play Store und im App Store aktualisiert oder neu runtergeladen werden. In der neuen Version der App kann man jetzt beispielsweise jedem gesichteten Eichhörnchen eine eigene Fellfarbe zuordnen und hat mehr Auswahlmöglichkeiten bei den Aktivitäten; hier sind die Optionen »Eichhörnchen läuft über Straße« und »Eichhörnchen tot« hinzugekommen. Diese Informationen sollen helfen, sogenannte Road­kill-Hotspots zu identifizieren, an denen Eichhörnchen wegen fehlender Bäu-

me gezwungen sind, Straßen am Boden zu überqueren. Daneben gibt es einen neuen Bereich mit interaktiven Statistiken, mit denen man die gemeldeten Beobachtungen präzise auswerten kann und spannende Einblicke in die Erkenntnisse des Citizen-Science-Projekts erhält.

EICHHÖRNCHEN-BRÜCKEN FÜR BAYERN Eichhörnchen überqueren Hindernisse wie Straßen und Wege, indem sie von Baum zu Baum springen. Ist dies aber nicht möglich, da die Bäume zu weit auseinander stehen und die Kronen nicht geschlossen sind, müssen die Tiere zwangsläufig auf den Boden ausweichen. Beim Überqueren von Straßen ist die Gefahr für Eichhörnchen groß, von einem Auto erfasst zu werden. Mit Hilfe der neuen App lassen sich solche Gefahrenbereiche identifizieren und im Idealfall entschärfen, indem an geeigneten Bäumen entlang vielbefahrener Straßen spezielle Seilbrücken einen gefahrlosen Übergang ermöglichen. Doch um diese Stellen zu finden und geeignete Schutzmaßnahmen einzuleiten, braucht es die Unterstützung der breiten Öffentlichkeit. Als Bürgerforscher*in kann jede und jeder direkt bei sich vor Ort mithelfen, Eichhörnchen melden und das Projekt zu einem Erfolg machen. Jede Beobachtung zählt. Vielen Dank! Martina Gehret, Holger Lieber

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Mehr zum Thema Die Ergebnisse der bisherigen Beobachtungen gibt es hier: www.bund-naturschutz.de/eichhoernchen-ergebnisse


Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTION 25

Unter den zahlreichen Aktiven in Heyda war auch Benno Fürmann.

Foto: Martin Jehnichen

FÜR DIE WILDKATZE

NEUE WANDERWEGE Pflanzarbeiten in der kalten Jahreszeit sind nur etwas für Hart­gesottene. Umso erfreulicher, dass an unserem Pflanzfest in Heyda am 12. November rund 180 Freiwillige teilnahmen. Mit Handschuhen und Spaten packten sie mit an, um den ersten sächsischen Wildkatzenkorridor fertigzustellen.

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rojektpartner vor Ort sind die Familie von Carlowitz als Landbesitzerin und die Gemeinde Lossatal. Mit dabei war auch der Schauspieler und Buchautor Benno Fürmann, dem eine intakte Natur sehr am Herzen liegt. 1600 heimische Büsche und Bäume pflanzten wir an diesem Tag. Der neue Wanderkorridor führt 720 Meter am Flüsschen Lossa entlang – ein erster Schritt, um die Waldgebiete

Dahlener Heide und Wermsdorfer Wald wieder zu verbinden. Die bedrohte Wildkatze braucht solche Strukturen. Sie helfen ihr, sich gefahrlos in einer Landschaft wieder auszubreiten, die von großen Ackerflächen und Straßen zerschnitten ist. Ihr Lebensraum sind strukturreiche Laub- und Mischwälder, im Idealfall mit heckenreichen Säumen. Und auch die sind heute Mangelware in

Deutschland. Darum ist der BUND hier ebenfalls aktiv: In sechs Bundesländern gestalteten wir vergangenes Jahr »Wildkatzenwälder von morgen«. Gemeinsam mit Partnern und vielen Freiwilligen pflanzten wir unter anderem 5250 Bäume und Sträucher und formten damit Waldränder naturnah um. Christiane Bohn

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Mehr zum Thema www.bund.net/wildkatze; in Sachsen hilft uns der Freistaat durch die E ­ LERFörderung. Die Wildkatzenwälder unterstützt das Bundesprogramm ­Biologische Vielfalt. Anzeige

NACHHALTIG DIGITAL UNTERWEGS

ONLINE-CHECK: DIGITALER FUSSABDRUCK Shopping, Streaming, Social Media – jeder Klick im Netz hinterlässt eine Spur. Auch für Umwelt und Klima hat der zunehmende Digitalkonsum Folgen. Das geht auch anders! Mach‘ jetzt den neuen Online-Check. Finde mehr über deinen digitalen CO2-Fußabdruck heraus. Erfahre, mit welchen einfachen Möglichkeiten er sich reduzieren lässt.

KLIMASCHUTZ BEGINNT IM ALLTAG.

B u n d e s v e r b a n d

Die Verbraucher Initiative e.V.


26 Natur +Umwelt 1 | 24 › NATUR IM PORTRÄT › Pflanzenporträt

PFLANZENPORTRÄT

Rosa Farbtupfer im Schnee: Bereits ab Januar ­verströmen sie ihren süßen Honigduft und sind vor allem für Wildbienen wie Mauer- und Schmal­bienenarten eine wichtige Futterquelle.

D

ie Blüten der Schneeheide leuchten an Berghängen, aus lichten Kiefernwäldern oder Schwemmfächern von Flüssen. Aus den Blüten ragen rotbraune Staubbeutel heraus, die an den Klöppel einer Glocke erinnern, einen tollen Farbkontrast bilden, an der Spitze Pollen absondern und als Farbmale den Weg zum Nektar weisen. Fransenflügler fungieren als Bestäuber, das Grün ist wichtiges Raupenfutter für Heidekrauteulchen und Heidekraut-Blütenspanner. Die Schneeheide (Erica carnea) ist ein immergrüner, ausdauernder Zwergstrauch, flach wurzelnd, polsterbildend und buschig, mit Kapselfrüchten, deren Samen als Körnchenflieger vom Wind verbreitet werden. Als einzige Erica-Art verträgt sie auch basische Böden. Dank der Symbiose mit einem Wurzelpilz ist sie sehr winterhart und kaum anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Die Mykorrhizaer ch s i pilze umhüllen das feine Fo to : I r m e l a F Wurzelgeflecht, verbessern die Wasseraufnahme, geben Stickstoff und Phosphor ab und die Pflanzenwurzeln teilen ihre nährreiche Zuckerlösung mit dem Pilzgeflecht. Schneeheide-Kiefernwälder sind aufgrund des Artenreichtums (seltene Schmet­­ terlinge, Vögel, viele Insektenarten) geschützte Biotope und ob geringer

Verbreitung (Fichtelgebirge, Bayerischer Wald, Voralpen und Alpenraum) gefährdet. Regelmäßige Pflege und Beweidung fördern den Bestand.

GLÜCKSBRINGER Von den heimischen Arten werden frische oder getrocknete blühende Triebspitzen in Kräuteröl, -essig, Sirup, Spirituosen, Bier und Tee verwendet. Das Kraut bringt erstarrte Prozesse wieder in Gang, wirkt harntreibend, krampflösend, entzündungshemmend und desinfizierend. Bei Harnwegsinfekten, die durch Verkühlung hervorgerufen wurden, helfen warme Sitzbäder und Tee. Der Blütentee mit Honig hilft beim Einschlafen, Schneeheide als Räucherwerk hilft beim Loslassen und unterstützt in Zeiten des Übergangs und Neubeginns. In der Mythologie ist die Schneeheide als magische Schutzpflanze und Glücksbringer zugleich bekannt: Kränze aus Heidekraut sollen Hexen abwehren, Zweige im Stall das Vieh beruhigen, gute Milch bringen, im Vorratskeller Lebensmittel frisch halten und unterm Kopfkissen Wünsche wahr werden lassen. IRMELA FISCHER Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

ERICA-ARTEN • Besenheide Calluna vulgaris: ­einzige Art der Gattung Calluna, schuppenförmig an den Ästchen eng anliegende, eingerollte, ledrig gegenständige kurze Blätter, ­ nur auf sauren Böden, Blüte ­Spät­sommer bis Herbst, Bestand ungefährdet • Schneeheide Erica carnea: als einzige Erica-Art auch auf basischem Boden, nadelförmige Blätter jeweils zu viert in Quirlen an verholzten Stengeln mit herausragenden Staubbeuteln, Blütezeit Januar bis Mai, Vorwarnliste • Glockenheide Erica tertalix: mit rosa endständigen Doldentrauben, auf sehr feuchten Moor-Stand­ orten, in Bayern Rote Liste 3 Weltweit gibt es über 800 Erica-­ Arten, nur wenige davon sind in ­Europa heimisch; alle sind Heidekrautgewächse. Für Garten und Balkon bieten sich viele farbenfrohe Zuchtarten an, alle sind Insektenweiden. Verwendung: nur gering dosiert und über kurze Zeit, nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit (enthält viele Gerbstoffe, darunter Arbutin).

Foto: adobe.stock.com – SciseD Alfio

SCHNEEHEIDE


SCHMETTERLING DES JAHRES

LIBELLE DES JAHRES

Der majestätische M ­ osel-Apollofalter ist der Schmetterling des Jahres 2024 – eine rare U ­ nterart, ernannt vom BUND und der Naturschutzstiftung des BUND NRW.

Foto: Daniel Mü

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ller

Die Raupe ernährt sich von der Weißen Fetthenne.

Männchen an Flockenblume

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ieser Apollofalter ist ein Juwel unserer Schmetterlingsfauna. Er kommt ausschließlich in Deutschland vor, und das nur an den Steilhängen des unteren Moseltals in Rheinland-Pfalz. In den unwegsamen Felsen sollte er sicher sein. Wären nur ringsum die Weinberge nicht ...

RELIKT DER KÄLTE Mit bis zu 75 Millimetern Spannweite zählt »Parnassius apollo vinningensis« zu den größten unserer Tagfalter. Die Vorderflügel tragen schwarze Flecken, die Hinterflügel zwei rote Augenflecken mit schwarzem Rand und weißem Kern. Beim Männchen ist der Hinterleib oberseits dicht behaart. Sein Aussehen legt es nahe: Der Apollofalter ist ein Eiszeitrelikt. In der letzten Kaltzeit konnte er sich von den Gebirgen Zentralasiens bis nach Europa ausbreiten. Mit der Rückkehr der Bäume blieben ihm die Steinfluren der Mittel- und Hochgebirge. Viele dieser Lebensräume verbuschten mit der Zeit. So verschwand der Apollofalter außerhalb der Alpen fast überall wieder. Doch im Moseltal konnte sich eine räumlich und genetisch isolierte Unterart bis heute halten.

OPFER DER PESTIZIDE? Die aber ist nun akut gefährdet. Schon Ende der 1970er Jahre stand der MoselApollo kurz vor dem Aussterben. Im Weinbau verwendete Insekten- und Milbengifte hatten ihn beinahe ausgelöscht. Erst eine gezieltere Bekämpfung der Rebschädlinge rettete den Falter. Doch seit 2012 wurde er abermals sehr selten. Als Hauptgrund vermutet der BUND den exzessiven Einsatz von Pestiziden in den benachbarten Weinbergen. Von Mai bis Juli spritzen Hubschrauber hier etwa alle zehn Tage Pestizide, über die ganze Saison 20 (!) verschiedene. Weil die sich dabei weit verteilen, ist das eigentlich verboten. Doch an der Mosel gibt es eine Ausnahmegenehmigung. Dazu BUND-Experte Jochen Behrmann: »Der übermäßige Gifteinsatz und speziell das Versprühen per Hubschrauber müssen rasch aufhören. Nur so ist der einzigartige Apollofalter zu retten.«

www.bund.net/ schmetterling-des-jahres

Die Libelle des Jahres 2024 ist die Mond-Azurjungfer. Gekürt haben die bundesweit seltene Kleinlibelle der BUND und die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO). Wegen der steigenden ­Temperaturen droht diese Azurjungfer europaweit auszusterben. Ihr ursprünglicher Lebensraum sind naturnahe Kleingewässer mit Wasserpflanzen, oft in Mooren. Doch die sind zuletzt deutlich geschwunden. So trocknen die Gewässer in langen Dürrezeiten immer häufiger aus. Außerdem reichern sich im verbliebenen Wasser Nähr- und Schadstoffe an, aus der Landwirtschaft und (über die Luft) aus dem Verkehr. Um die Mond-Azurjungfer zu schützen, fordern BUND und GdO ein Artenhilfsprogramm. Wo die ­Libelle noch existiert, muss sie unbedingt erhalten werden. Anders als im norddeutschen Tiefland sind die spärlichen Vorkommen in Süddeutschland schon fast erloschen.

Foto: Michael Frank

SELTEN SCHÖN

Foto: Gerd Heup

Foto: Tim Laußmann

Natur +Umwelt 1 | 24 › NATUR IM PORTRÄT › Libelle und Schmetterling des Jahres 27

Beide Geschlechter der Art sind übrigens leicht mit verwandten Kleinlibellen zu verwechseln. Das blau-schwarze Männchen (Foto) kennzeichnet u. a. eine halbmondförmige Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibssegment, das meist dunkel gefärbte Weibchen die Form der Vorderbrust. www.bund.net/ libelle-­des-jahres


28 Natur +Umwelt 1 | 24 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz

Trockenheit und schwindende Lebensräume bedrohen den Grasfrosch.

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN

A

m Anfang stand das Einmachglas mit einigen sorgsam gehüteten Kaulquappen. Das faszinierende Erlebnis der Metamorphose unserer Frösche war für viele BN-Aktive der Einstieg in den Naturschutz. Fast immer handelte es sich dabei um die Kaulquappen des Grasfroschs. Vorsichtig hatte man als Kind einige Eier aus den glibberigen Laichballen geborgen, die im März an jedem Teich oder Tümpel zu finden waren. Mit Spannung wurde der Schlupf der Larven beobachtet, aufmerksam ihr Wachstum verfolgt, um schließlich nach dem Erscheinen der Vorderbeine die »Hüpferlinge« mit leichtem Bedauern freizulassen. Heutzutage wird Kindern dieses Erlebnis schwergemacht. Dabei ist nicht das gesetzliche Verbot der Entnahme einiger

Eier aus dem Tümpel das Hauptproblem. Viel schwerwiegender ist, dass der Grasfrosch, früher eine Allerweltsart, die in Wäldern und Wiesen überall zu finden war, zu den Verlierern der Klimakrise gehört und stark abgenommen hat. Eine Studie, an der Amphibienfachleute des BUND Naturschutz beteiligt waren, belegte dramatische Bestandseinbrüche in drei Untersuchungsgebieten in Mittelfranken, Niederbayern und Oberbayern. In diesen Regionen sind über 90 Prozent der Grasfroschbestände in den letzten 20 Jahren zurückgegangen oder erloschen. Die Abnahme war am stärksten in warmen und trockenen Regionen. Die Abnahme des Grasfroschs wirkt sich auf ganze Ökosysteme aus, denn die ehemals häufige Art war für viele Fische, Reptilien, Säuger und Vögel eine leicht verfügbare Beute. Heute fällt der Grasfrosch als Basisnahrung für diese Arten vielerorts praktisch aus. Immer häufiger ist das Frühjahr warm und trocken und dadurch versiegen die

Foto: Heide Frobel

Die Bestände des ­Grasfroschs in Bayern sinken dramatisch. Die Art leidet ganz besonders unter den Folgen der Klimakrise. Richtig angelegte ­Teiche in naturnahen Gärten können helfen.

Foto: adobe.stock.com – weblogiq

VERLIERER DER KLIMAKRISE

Laich des Grasfroschs

Laichgewässer des Grasfroschs oft, ehe die Kaulquappen die Metamorphose beenden können. Wo doch Jungfrösche an Land gehen, fehlt ihnen in den sommerlichen Hitzeperioden die nötige feuchte Umgebung, so dass die meisten Jungfrösche ihr erstes Lebensjahr nicht überstehen. Gerade außerhalb der Wälder wirken sich Hitze und Trockenheit dramatisch aus: Junge Frösche hüpfen über Wiesen und Äcker zu neuen Gewässern. Ist die Landschaft ausgetrocknet, endet diese Wanderung mit dem Tod. Wandern weniger Frösche, verstärkt dies zudem die Verinselung der Lebensräume. Neue Gewässer, wie sie auch der BN regelmäßig ­anlegt, werden von Grasfröschen immer seltener gefunden.

VERSTECKE ANBIETEN Der BN engagiert sich für den Grasfrosch, indem er sich für die Renaturierung von Bächen und Flüssen, für naturnahe Uferränder und die Duldung von Biberstauen einsetzt, denn dort erholen sich Grasfroschbestände. Aber auch Gartenbesitzer*innen können helfen: Die Art profitiert auch von naturnahen Gärten, insbesondere wenn sie an Wälder oder Wiesen angrenzen und Gewässer in der Nähe sind. Wichtig ist es, im Sommer für schattige und feuchte Verstecke zu sorgen, also dichten Staudenbewuchs unter Gehölzen zuzulassen und vor allen Dingen Asthau-


Natur +Umwelt 1 | 24 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz 29

Foto: Thomas Stephan

GRASFROSCH (Rana temporaria)

Ordnung: Froschlurche (Anura) Familie: Echte Frösche (Ranidae) Schutzstatus: besonders ­geschützte Tierart (Bundesartenschutzverordnung) Gefährdung: Vorwarnliste (Rote Liste)

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EIN SUMPF FÜR FRÖSCHE

Im Landkreis Mühldorf hat der BN auf einer ehema­ligen ­Ackerfläche im Tal bei Jettenbach eine feuchte Aue entstehen lassen. Rinder und Wasserbüffel sorgen dafür, dass die ­ Fläche nicht z ­ u dicht beschattet wird. Grasfrosch und andere Amphibien finden hier ideale Laichgewässer. Natur+Umwelt: Wie kam es denn zu diesem ungewöhnlichen Projekt? Andreas Zahn: Zum Glück stand die BN Kreisgruppe bereit, als der brachgefallene Talraum bei Jettenbach vor fast 30 Jahren für Naturschutzzwecke zur Verfügung gestellt wurde. Es ist uns gelungen, eine Beweidung mit Rindern und seit über zehn Jahren zusätzlich mit Wasserbüffeln zu etablieren, wodurch viele wegweisende Erfahrungen mit Beweidung in Auen gesammelt werden konnten. Auch im Hinblick auf die Förderung von Amphibien durch Beweidung ist das Projekt vorbildhaft. Wie haben sich die Maßnahmen auf die Grasfrosch-Population ­ausgewirkt? Dank einer Renaturierung des im Tal fließenden Baches konnte der Grundwasserspiegel angehoben werden. Im Frühjahr stehen Teile des Auwaldes unter Wasser, und die Tümpel sind gut gefüllt. Das gefällt dem Grasfrosch, wie der BN durch die jährliche Zählung der Laichballen belegen konnte. Ihre Zahl nahm von zehn Laichballen im Jahr 1996 auf 305 im Jahr 2018 zu. Dabei bevorzugen die Frösche die Gewässer in der Weide. Außerhalb des Weidezaunes findet der BN bei den jährlichen Zählungen keinen Grasfroschlaich. Hier ist die Vegetation zu dicht und das Wasser zu beschattet für eine optimale Entwicklung des Laichs.

Foto: Andreas Zahn

fen an halbschattigen oder schattigen Stellen anzulegen. Im Inneren der Haufen hält sich die Feuchtigkeit lange und sie bieten nicht nur dem Grasfrosch, sondern auch seiner Nahrung, etwa Käfern und Spinnen, einen Unterschlupf. Entscheidend ist eine dicke Astschicht. Einzelne dekorative Baumstubben oder dicke Äste bieten hingegen kaum gute Rückzugsmöglichkeiten. Im Gartenteich bitte auf Fische verzichten, da sie Grasfroschkaulquappen »zum Fressen gern« haben. Aber auch Molche und Libellenlarven können dafür sorgen, dass der Froschnachwuchs nicht überlebt. Ein dichter Bestand an Unterwasserpflanzen wie Laichkraut, Horn- und Tausendblatt kann den Kaulquappen Deckung bieten. Seerosen helfen hier nicht. Man kann sogar einen zweiten Teich anlegen, der im Herbst geleert und erst zu Laichzeit des Grasfroschs Ende Februar gefüllt wird, so dass die Kinderstube im Frühjahr erst mal ohne Feinde ist. Schließlich ist es auch wichtig, direkt am feuchten Teichrand Verstecke für die an Land gehenden Jungtiere zu schaffen, etwa schwere Rindenplatten oder hohl aufliegende Steine, damit Amsel und Krähe die kleinen Frösche von ihrer Speisekarte streichen müssen.

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Andreas Zahn, BN-Artenschutzreferent und Vorsitzender der Kreisgruppe Mühldorf am Inn

Hier gefällt’s dem Grasfrosch: Tümpel auf der BN-Rinder- und Büffelweide in Jettenbach.

Der Grasfrosch ist vermutlich nicht die einzige Art, die unter der Klimakrise zu leiden hat … Das stimmt, auch die wilde Weide in Jettenbach hat es aufgrund der Klimakrise besonders schwer. Im Frühjahr ist es mittlerweile oft so trocken, dass die Wasserstände in der Aue zu schnell sinken. Das ist für die Weide und den Grasfrosch gleichermaßen schlimm: Entweder vertrocknet bereits der Grasfroschlaich oder die Kaulquappen können ihre Entwicklung nicht mehr abschließen. 2023 wurden nur noch 103 Laichballen gezählt. Der BN überlegt derzeit, welche Maßnahmen zu einer Verbesserung der Wassersituation führen könnten. Wer die wilde Weide besuchen will, hat dazu am 13. Juli Gelegenheit. Die Kreisgruppe des BN bietet im Rahmen des jährlichen Wasserbüffelfestes Führungen über die Weide an.

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Nähere Informationen auf der Homepage der Kreisgruppe unter: muehldorf.bund-naturschutz.de


Foto: Uwe Manzke/www.laubfrosch-hannover.com


Bedroht Seit Millionen Jahren gibt es ihn. Und doch gilt er heute als stark g ­ efährdet. Der ­urzeitliche Frühjahrs-Feenkrebs (Eubranchipus grubii) erwacht zum Leben, wenn ab Januar erstes Hochwasser i­ n ­naturbelassene Auen strömt. Binnendeichs schwimmt er dann in Tümpeln meist mit dem Bauch nach oben. Viele durch­ziehende Vögel nutzen ihn als will­kommenen Imbiss. Wo der Mensch Flüsse begradigt und Auen entwässert, das Grundwasser senkt und die Temperatur erhöht, verschwindet die kältebedürftige Art. In Nord- und O ­ stdeutschland ist der kleine Krebs noch relativ häufig – etwa entlang der Spree, Havel, Elbe, Mulde und Weißen Elster; stellenweise auch an Aller, Leine, Hunte oder Ems. Im ­Süden aber, an den stark regulierten Nebenflüssen von Donau und Rhein, ist er selten geworden. Der BUND kämpft für lebendige Flüsse und Auen, seinen Lebensraum seit Urzeiten.


SCHUTZ ALTER WÄLDER

STRUKTURELLES VERSAGEN

Foto: K. Timmerberg

Das waldreiche FFH-Gebiet Stromberg bei Maulbronn steht auch wegen seiner Buchenwälder unter europäischem Schutz. Doch die Forstwirtschaft fällt hier seit Jahren einen Großteil der alten Bäume. Eine BUND-Gruppe wehrt sich.

Nach dem Holzeinschlag ist der einst ­intakte Buchenwald am Wertholzplatz auf Jahrzehnte hin vernichtet.

G

eht es Ihnen auch so? Die fortwährende Zerstörung alter Wälder zählt zum Traurigsten, was an Nachrichten über die Weltlage zu uns dringt. Ein Mix aus Profitgier, fehlender staatlicher Kontrolle und (oftmals) krimineller Energie lässt bis heute wertvollen Wald verschwinden, und damit eine immense Artenvielfalt. Ob in Rumänien, in den borealen Wäldern Eurasiens oder am Amazonas: Im Nu ist vernichtet, was in Jahrhunderten wuchs, und das meist unwiederbringlich. Auch in Deutsch­land sind viele BUND-Aktive mit Raubbau im Wald konfrontiert. Etwa im württembergischen Maulbronn. Urwald oder Primärwald, das gibt es hierzulande schon lang nicht mehr. Dennoch bergen alte Laubwälder nicht selten das Potenzial, die frühere Vielfalt zurückzugewinnen. So man sie denn in Frieden lässt.

Meist ist es die Fauna-Flora-HabitatRichtlinie, die dazu dient, den Zugriff der Forstwirtschaft dauerhaft zu begrenzen. Für derart geschützte Wälder gilt dann ein »Verschlechterungsverbot«. Theoretisch. Etliche Wälder im FFH-Gebiet Stromberg bei Maulbronn bieten heute trotzdem nur einen Abglanz ihrer einstigen Vielfalt.

ILLEGALE ABHOLZUNG Es war 2013, als Daniela und Klaus Timmerberg erstmals großflächige Baumfällungen im FFH-Wald bemerkten. Betroffen war die Mehrzahl der alten Buchen und Eichen. Die Maschinen der Forstarbeiter lichteten den Wald stellenweise so stark auf, dass der Lebensraum diverser Fleder-

Hüterin des Waldes: die Maulbronner BUNDGruppe mit Daniela Dörr-Timmerberg, Steffen Mauch, Klaus Timmerberg und Peter Wilhelm

mäuse, Vögel und anderer geschützter Tiere auf lange Sicht zerstört wurde. Für das im BUND-Ortsverband Maulbronn aktive Paar war klar: Diese Praxis verstößt gegen europäische Gesetze. Umgehend wendete es sich an das Forstamt und die Naturschutzbehörden vor Ort. Es folgten persönliche Gespräche mit den Verantwortlichen, schriftliche Eingaben und Ortstermine. Doch all dies blieb ohne Folgen. Obwohl der Schaden offenkundig war, bestritt man forstlicherseits jede Verantwortung.


Foto: Brigitte Heinz

Illustration: J+R

Natur +Umwelt 1 | 24 › NATUR IM PORTRÄT 33

FFH-Gebiet 8

Foto: K. Timmerberg

Das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Stromberg misst rund 11 800 Hektar.

Bisher verschont blieb der Forchenwald. Hier kommen noch Bechstein-Fledermaus, Großes Mausohr und andere Fledermäuse vor.

Schließlich schickte der Ortsverband eine offizielle Umweltmeldung an das zuständige Landesministerium. Daraufhin reagierte das Regierungspräsidium in Karlsruhe mit der Maßgabe, die FFHWälder rund um Maulbronn in Zukunft schonender zu bewirtschaften.

NEUE VERLUSTE Doch an der forstwirtschaftlichen Praxis änderte sich nichts, die Wälder wurden so intensiv genutzt wie jeder Wirtschaftswald. Dadurch kam es in den Folgejahren zu weiteren massiven Eingriffen. Weder wurden sie an die gesetzlichen Ziele des Schutzgebietes angepasst noch bezog man die Naturschutzbehörden oder den BUND mit ein. Durch den Einschlag verloren europaweit geschützte Arten wie Hirschkäfer, Mittelspecht, Großes Mausohr und Bechstein-Fledermaus ihren Lebensraum.

Wo vorher gesunder Laubwald stand, ragen heute nur mehr einzelne Altbuchen und -eichen aus dem Dickicht der Jungbäume. Ein eindeutiger Verstoß gegen das europäische Recht. 2021 trafen sich die Maulbronner Aktiven erneut mit den Verantwortlichen, und wieder schied man weitestgehend im Dissens. Zwar gab die Forstverwaltung zu, dass der Wald hier und da gelitten habe. Doch dafür könne er ja an anderer Stelle weiterwachsen, hieß es lapidar. Für den Vorsitzenden der BUND-Gruppe ist die Sache klar: »Alle forstlichen Eingriffe müssen künftig auf ihre Verträglichkeit mit den Schutzzielen geprüft und angepasst werden. Bevor dies nicht in jedem Einzelfall passiert, darf im FFH-Gebiet kein weiterer Baum gefällt werden«, so Steffen Mauch. Bislang entstandene Schäden müssten zudem ausgeglichen werden.

Die Wochenstube des Großen Mausohrs im ­ aulbronner Kloster gehört zu den größten in M ­Südwestdeutschland. Letztes Jahr zählten BUNDAktive dort 800 Weibchen und etwa 500 Jungtiere.

In ihrer Not bat die Gruppe den BUNDLandesverband Baden-Württemberg zu prüfen, ob die Praxis der Forstwirtschaft rechtmäßig sei. Und der verspricht die Waldzerstörung nun notfalls juristisch aufzuarbeiten. Rückendeckung gibt ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Bautzen. Es verbot der Stadt Leipzig das ­­FFH- und Vogelschutzgebiet Leipziger Auensystem ohne vorherige Ver­träg­lich­keits­prüfung forstlich zu nutzen. Dabei müssten auch Umweltverbände wie der BUND frühzeitig beteiligt werden.

KEIN EINZELFALL Zurück nach Maulbronn. Ein Hinweis ist Klaus Timmerberg nämlich noch wichtig: Die Missstände vor Ort seien nicht dem Revierleiter anzulasten. Denn der würde von seiner Betriebsführung schlicht alleingelassen. »Die Waldzerstörung ist das Ergebnis eines strukturellen Versagens der Forstverwaltung. Maulbronn ist kein Einzelfall, sondern nur ein zufällig gut dokumentiertes Beispiel.« Was wiederum ein Beispiel dafür ist, wie gut Naturschutzverbände daran tun, sich lokal zu verankern. Wo kein Kläger, da ist bekanntlich auch kein Richter. Severin Zillich

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Mehr zum Thema Ausführlich dokumentiert finden Sie die beschriebenen Vorgänge unter: www.bund-m.de/ffhwald


Foto: E. Hoffmann

34 Natur +Umwelt 1 | 24 › AUS DEM BUND

Nach getaner Arbeit stoßen die Jugendlichen aus Nordhorn an.

NACHHALTIGKEIT

GEMEINSAM VORAN Umweltbildung und Denkmalschutz passen gut zusammen. Deshalb unterstützt der BUND das Schulprogramm »denkmal aktiv«. SYLVIA PILARSKY-GROSCH ist die Vorsitzende des BUND-Verbandsrates.

S

eit vielen Jahren ist der BUND Partner des Programms »denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule« der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Dabei geht es um Umwelteinflüsse auf Denkmäler, um die naturfreundliche Gestaltung von deren Umgebung und anderes mehr. So hat die BUND-Ortsgruppe Grafschaft Bentheim zusammen mit Schüler*innen des Evangelischen Gymnasiums in Nordhorn Pläne entwickelt und umgesetzt, wie

der Klukkert-Hafen am Nordhorn-AlmeloKanal ökologisch und sozial genutzt werden kann. Lernschritte waren die Gründe und Folgen der Moorentwässerung und die natürliche Bedeutung von Gewässern. Die Jugendlichen pflanzten eine Hecke, setzten eine Trockensteinmauer und gestalteten Biotope. Kulturgeschichtlich interessierte Lehrkräfte und Schüler*innen konnten somit ganz direkt und durch praktische Arbeit für ökologische Themen gewonnen werden.

MIT ERFOLG Für den notwendigen sozial-ökologischen Wandel müssen viele gesellschaftliche Gruppen sich zusammentun. Kultursinnige

und im Naturschutz aktive Menschen können beide die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen. Der BUND arbeitet an vielen Stellen mit dem Kulturbereich zusammen. Unser jüngster Erfolg: Deutschland hat – auf eine gemeinsame Anregung von BUND und Deutschem Kulturrat hin – das Grüne Band als Welterbe der UNESCO vorgeschlagen.

JETZT BEWERBEN Aber auch jedes Schulprojekt im ökologisch-kulturellen Bereich ist ein Mosaikstein, um gesellschaftliche Gruppen für neue Anliegen zu öffnen. »denkmal aktiv« wurde im vergangenen März unter die Top 20-Initiativen des »Nationalen Preises Bildung für nachhaltige Entwicklung« gewählt. Diese Bildung findet während des Unterrichts noch zu wenig Platz. Deshalb sind BUND-Gruppen an vielen Schulen aktiv und sprechen Kinder und Jugendliche an, für die der Schutz von Natur und Umwelt noch keine Selbstverständlichkeit ist. Der BUND freut sich, wenn viele Schulen an der jährlichen Ausschreibung des Programmes teilnehmen. Für die zahlreichen Lehrkräfte und noch mehr Eltern unter unseren Aktiven: Ab 5. März können sich Schulen wieder mit Projekten für das kommende Schuljahr bewerben.

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Mehr zum Thema Informationen zu »denkmal aktiv«, zur Teilnahme und zur Förderung von Jahresprojekten an Schulen finden Sie hier: www.denkmal-aktiv.de/teilnahme


Natur +Umwelt 1 | 24 › AUS DEM BUND 35

ATOMWAFFEN? NEIN DANKE! Seit einem Jahr ist der BUND Mitglied der Internationalen Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen, kurz ICAN.

JULIANE DICKEL leitet die Atompolitik des BUND.

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eschlossen hat den Beitritt einstimmig unser höchstes Gremium, die Bundesdelegiertenversammlung. ICAN ist ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen aus 122 Ländern. Unser gemeinsames Ziel lautet, dass alle Staaten dem Vertrag über ein Verbot von Atomwaffen beitreten – und dass dieses Verbot dann auch in Kraft tritt. Für ihre Arbeit erhielt ICAN im Jahr 2017 den Friedensnobelpreis. Anlässlich des Beitritts erklärte der BUNDVorsitzende Olaf Bandt: »Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die atomare Bedrohung wieder stark in die Öffentlichkeit gerückt. Atomanlagen als Kriegsziele, die Gefahr eines atomaren Super-GAU und eine mögliche Eskalation hin zu einem Atomkrieg beunruhigen viele Menschen. Wir fordern die Regierung auf, dem Verbotsvertrag beizutreten – als ein klares Bekenntnis gegen diese Massenvernichtungswaffen.«

Foto: H. Haßel/ICAN

FÜR EIN VERBOT

Aktive von ICAN im November vor dem Auswärtigen Amt in Berlin

zweiten Vertragsstaatenkonferenz. Dafür wurde sie jedoch aus der FDP kritisiert. Als Mitglied müsste Deutschland alle Atomwaffen im eigenen Land verbieten, was die Atombomben der USA in Büchel/ Rheinland-Pfalz einschließt. Doch an dieser »nuklearen Teilhabe« will die Bundesregierung weiterhin festhalten. Was heißt, dass deutsche Soldatinnen und Soldaten trainiert werden, um im Ernstfall Atombomben abwerfen zu können.

MILITÄRISCH UND ZIVIL Laut dem Atomwaffensperrvertrag von 1970 sollen sich alle Staaten mit Atomwaffen bemühen, eine Abrüstung in die Wege zu leiten. Der Verbotsvertrag hingegen verpflichtet dazu, die Atomwaffen schnell abzuschaffen. Dies lehnen die betroffenen Staaten ab und modernisieren aktuell sogar ihr nukleares Arsenal.

Erstmals betrachtet der Verbotsvertrag auch die Opferhilfe, also medizinische, psychologische und gesellschaftliche Fürsorge. Denn bis heute leiden Menschen unter den Spätfolgen der oberirdischen Atomtests der 1950er und 1960er Jahre. Auch die Sanierung der verstrahlten Umwelt ist Teil des Vertrags. Die militärische und zivile Nutzung der Atomkraft sind untrennbar verknüpft. Das hat erst jüngst Emanuel Macron bestätigt. Der Präsident des Atomwaffenstaates Frankreich will die unwirtschaftliche Atomkraft stärker über die EU finanzieren – um mittels der Atomkraft die Klimakrise und das Artensterben zu bekämpfen, so sein Argument. Dabei wirkt die Atomkraft nur als Bremse für den Ausbau erneuerbarer Energien. Der BUND lehnt die gefährliche zivile wie auch die tödliche militärische Nutzung der Atomenergie strikt ab. Anzeige

NUKLEARE TEILHABE Der Vertrag über ein Atomwaffenverbot existiert seit 2021. 92 Staaten haben ihn bisher unterzeichnet. Deutschland gehört nicht dazu, die Bundesregierung nimmt aber als Beobachterin an den Sitzungen teil – wie zuletzt Ende November an der

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36 Natur +Umwelt 1 | 24 › INTERNATIONALES

Während einige vor allem die Besetzung des Gaza-Streifens kritisieren, pochen andere auf mehr Verständnis für Israel und warnen vor einem wachsenden Antisemitismus.

Gruppenbild der Friends of the Earth in New Orleans

FRIENDS OF THE EARTH

ZIELEN VERPFLICHTET Im November trafen sich in New Orleans die Mitglieder der »Friends of the Earth« (FoE) zu ihrem zweijährlichen Treffen. Mit dabei war einer der Gründer unseres Netzwerks.

A

ls Akteur der Zivilgesellschaft sieht sich der BUND in der Verantwortung, vermittelnd aufzutreten und sich lösungs­orientiert für Frieden, Menschenrechte, Klimaschutz und biologische Vielfalt einzusetzen. Für uns steht das

humanitäre Völkerrecht im Vordergrund, von antisemitischen Haltungen distanzieren wir uns klar. Die Uneinigkeit der Staatengemeinschaft bezüglich des Nahostkonfliktes spiegelt sich auch in unserem Netzwerk wider.

Allseits gute Noten bekam in New Orleans dagegen der laufende Strategie­prozess. Unsere Partner in Albanien und Ecuador erhielten die volle FoE-Mitgliedschaft. FoE Armenia gilt nun als ein assoziiertes Mitglied. Und Hemantha Withanage wurde für weitere zwei Jahre zum Vorsitzenden gewählt. Außerdem lernten wir Edwin Matthews kennen, einen der ersten FoE-Direktoren in den USA. Er war 1970 und 1971 maßgeblich an der Gründung unserer Schwesterverbände in Frankreich und Großbritannien sowie der Friends of the Earth International beteiligt. So verfasste er die erste Satzung und die ersten Statuten der internationalen Föderation. Unser Netzwerk lasse traditionell unabhängige Gedanken und Ansichten zu, sagte Edwin, sei dabei aber einem übergeordneten Ziel verpflichtet – nämlich die Erde und ihr Leben wirksam zu schützen. »Ich schätze all eure Bemühungen und gratuliere euch zu dem, was ihr und wir in den letzten Jahrzehnten erreicht haben«, gab er uns zum Abschied mit. Susann Scherbarth

LICHT UND SCHATTEN Kurz vor Weihnachten nahm ein wichtiges Gesetz zum Naturschutz auf Ebene der EU eine entscheidende Hürde. Gleichzeitig würgte das europäische Parlament eine Initiative ab, die den Pestizideinsatz halbieren sollte. Nach der knappen Zustimmung des Parlaments im Sommer hat das wichtige Renaturierungsgesetz der EU g ­ eräuschlos eine weitere Hürde genommen. Dank intensiver Verhand-

lungen konnten sich die Mitgliedstaaten und das Parlament auf einen gemeinsamen Text einigen. Damit befindet sich das Gesetz auf der Zielgeraden. Es soll etwa dazu führen, bis 2030 auf 20 Prozent der EU-Fläche Ökosysteme wieder­her­zustellen, an Land wie im Meer. Den M ­ itgliedstaaten gelang es noch den Schutz der Moore zu stärken. Fast zeitgleich ließen die Rechts-Konservativen im EU-Parlament mit knapper Mehrheit ein Gesetz scheitern, das den

Pestizideinsatz halbieren sollte. Nach der Wiederzulassung von Glyphosat ist dies ein neuerlicher Rückschlag im Kampf für eine Welt frei von Agrar­ giften. Das zeigt die hohe Bedeutung der Europawahl am 9. Juni. Setzen Sie mit Ihrer Stimme ein deutliches Zeichen für eine ehrgeizige Umweltpolitik und mehr Naturschutz auf europäischer Ebene! André Prescher-Spiridon

Flagge: Pixabay/OpenClipart-Vectors

Foto: FoEI

GRATULATION


Natur +Umwelt 1 | 24 › INTERNATIONALES 37

KLIMAKONFERENZ

BALD 3 GRAD WÄRMER ? MEHR TEMPO Mit mehr als 2400 Akkreditierten war die Kohle-, Öl- und Gaslobby viermal so stark vertreten wie im Vorjahr. Auch sie war in Feierlaune. Viele Schlupflöcher erlauben es der fossilen Industrie nämlich weiterzumachen wie bisher. Die Emissionen werden also auch künftig steigen. Im derzeitigen Tempo steuern wir auf eine um drei Grad erhitzte Welt zu. Die Folgen für Mensch und Natur wären katastrophal. Es muss mehr passieren für den Klimaschutz bis zu der nächsten Weltklimakonferenz, die Ende November in Aserbaidschan stattfinden wird. Foto: FoEI

B

is zum 13. Dezember fand im Ölstaat Dubai die 28. Weltklimakonferenz ­ statt. Der Druck und die Erwartungen im Vorfeld waren hoch. Das Ergebnis wurde von vielen gefeiert. Immerhin ist in der Abschlusserklärung zum ersten Mal ein Übergang weg von fossilen Brennstoffen erwähnt sowie erneuerbare Energien und Energieeffizienz als Teil der Lösung. Zudem wurde mehr Entschädigung als je zuvor für dauerhafte Klimaschäden zugesagt. Dies ist ein Fortschritt im Vergleich zu bisherigen Konferenzen – und doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vom 1,5-Grad-Pfad und von mehr Klimagerechtigkeit ist die Staatengemeinschaft noch weit entfernt. Speziell den Menschen im globalen Süden ist damit wenig geholfen.

Protest gegen fossile Klimakiller vor dem Konferenzgebäude in Dubai. Mit dabei Friends of the Earth

Während die Bundesregierung in Dubai für einen Ausstieg aus fossiler Energie warb, stiehlt sie sich hierzulande aus der Verantwortung. Sie muss dringend ihre Politik korrigieren und, wie gerichtlich und vom BUND gefordert, Sofortprogramme für einen klimaverträglichen Verkehr und Gebäudebereich vorlegen. Susann Scherbarth

CO 2 SPEICHERN?

BLENDWERK Foto: Stefan Jehle

Meist wird CO2 abgeschieden und unterirdisch gespeichert, um die Öl-Ausbeute aus Lager­stätten zu erhöhen. Dass dies zum Klimaschutz beiträgt, wie die Öl- und Gaskonzerne seit Jahren behaupten, ist Greenwashing.

EU AUF IRRWEG Protest des BUND Baden-Württemberg vor dem Bundesparteitag der Grünen in Karlsruhe

D

ie Mehrheit der Staaten auf der Weltklimakonferenz wollte verbindlich aus den fossilen Energien aussteigen. Staaten wie Australien, Großbritannien, Norwegen, Saudi-Arabien oder die USA verhinderten dies mit Verweis auf CCS (Carbon Capture and Storage).

CCS ist ein tückisches Blendwerk. Konzerne und Staaten können ihre Klimaziele scheinbar ohne fossilen Ausstieg erreichen – zumindest auf dem Papier. In der Realität scheitern die meisten CCS-Projekte. Denn CO2-Endlager sind technisch problematisch und könnten nur einen Bruchteil der nötigen Menge aufnehmen. Zudem tragen ihre Kosten und Risiken wir alle. Statt das fossile Wachstum der großen Verschmutzer (wie Plastik- oder Zement-

industrie) zu stoppen, will die EU bei ihren Klimazielen für 2040 stark auf CCS setzen. So plant sie die Mitgliedstaaten zu verpflichten, Deponien auszuweisen und eine europaweite CO2-Infrastruktur zu errichten. Damit könnten ganze Industriezweige weitere Jahrzehnte unbehelligt mit Öl und Gas produzieren. Diese »strategische« Infrastruktur würde beschleunigt gebaut, die industrielle Nachfrage nach Öl und Gas wäre gesichert. Selbst fossile Kraftwerke soll es über 2040 hinaus noch geben. Außerdem plant die EU den Transport und Handel des Gefahrguts CO2 zu einem profitablen Geschäftsmodell zu machen – was den mächtigen Öl- und Gaskonzernen zugutekäme, die das CO2 erst verursachen. Eine grundfalsche Weichenstellung. Kerstin Meyer


38 Natur +Umwelt 1 | 24 › URLAUB & FREIZEIT › Reise

REISETERMIN

Foto: Tobias Kostial

27. Juli – 9. August 2024

Traumhaft schöne Landschaften entdecken in Norwegens Gebirgen

Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 www.bund-reisen.de egen ist kein Noch ein Wort zu den Kosten. Norw hier für die e wurd m Zude land. Reise günstiges erei gewählt, ­Anfahrt nicht die günstigste Reed in die Klima­ ­sondern eine, die sich auf dem Weg im Preis sich gt neutralität befindet. Das schlä ssen mit. Gewi gute das reist aber r ­nieder. Dafü

UMWELTFREUNDLICH REISEN

AUF RENTIERPFADEN Eine neue Reise lädt ein zu Bergabenteuern in den norwegischen Gebirgen Rondane und Dovrefjell.

D

ie Morgensonne bringt die raue Landschaft des Rondane-Gebirges zum Leuchten. Talgrund und Berghänge sehen aus wie mit grün-gelbem Samt überzogen. Es sind die dicken Polster der Rentierflechten, die sich hier ausbreiten. Es ist der fünfte Tag unserer Reise und wir sind unterwegs hinauf zum Vinjeronden. Wir ziehen die klare Bergluft in die Lungen. Der Steig führt über kreuz und quer liegende Steinplatten. »Im Grunde ist der Rondane-Nationalpark ein riesiger Haufen aus versteinerten Sedimenten«, sagt Wanderleiter Tobias Kostial. »Das war alles Meeresboden.« Für trittsichere Wandersleute ist der Aufstieg ein alpiner Genuss. Wir werfen einen Blick zurück; das Hochtal, das wir zuvor durchwandert haben, liegt nun tief unter uns. Nach zwei Stunden erreichen wir das Plateau des Vinjeronden, 2044 Meter über dem Meeresspiegel. Vom Gipfel aus

können wir die niedrigeren Lagen am Rondvatnet erkennen, dem Startpunkt unseres Abenteuers, und blicken hinüber zu den vergletscherten Bergketten von Jontunheimen. Der Wind bläst. Schnell die Handschuhe übergestreift. Norwegen ist nicht für warme Temperaturen bekannt. Aber deshalb sind wir auch nicht gekommen, sondern für die spektakuläre Landschaft mit beeindruckenden Gipfelformationen und gewellten Hochebenen.

ELCHE, WÖLFE UND BÄREN Auf unserer 14-tägigen Wanderreise durch­ queren wir das Rondane-Gebirge und den südlichen Teil des Dovrefjells. Auf alten Verbindungswegen und Rentiersteigen erleben wir eine Weite, wie wir sie in Deutschland nicht kennen. Sich auf einer Höhe von 2000 Metern zu bewegen, bedeutet Wanderungen in hochalpinem Gelände. Der Rondane-Nationalpark, Norwegens ältester Nationalpark, erstreckt

sich über 963 Quadratkilometer und birgt zehn Zweitausender. In seinem Zentrum liegt der schmale See Rondvatnet. In diesem Ökosystem haben viele Wildtiere ihr Zuhause. Neben dem Vielfraß, dem Stein­adler und dem Gerfalken sind in den angrenzend bewaldeten Tälern Elche anzutreffen. Immer wieder gibt es Sichtungen von Wölfen und Bären. Eine große Rolle spielt hier der Bestandsschutz der wilden Rentiere, deren Herde im Rondane über 4000 Tiere zählt. Wir verlassen Rondane und machen uns auf zum Dovre-Nationalpark, eine arktisch geprägte Kuppenlandschaft. Alpenschneehühner, Goldregenpfeifer und Schneeammern leben in dieser kargen Welt. Mit etwas Glück sehen wir in der Ferne die Herde Moschusochsen, die hier umherzieht. Im anschließenden Dovre­ fjell-­Sundalsfjella-Nationalpark liegt Norwegens höchster Berg außerhalb des Jotunheimen-Massivs – die Snøhetta, die »Schneehaube«. Ihren auffällig halbrund geformten Gipfel versuchen wir zu besteigen. Abends kehren wir hungrig, aber erfüllt von den Eindrücken des Tages, in Hütten des Norwegischen Bergsteigervereins ein. Wir lassen uns im großen Speisesaal einheimische Gerichte schmecken und machen es uns später in der guten Stube gemütlich. Lucia Vogel


Blick vom Saupurzel nach Norden zum Kalbenstein

EIN ZUHAUSE FÜR FLEDERMÄUSE Schon des Namens wegen muss man einmal auf dem Saupurzel gestanden sein. Dass es dort wieder Fledermäuse in beachtlicher Zahl gibt, ist ein Verdienst der BN-Ortsgruppe Karlstadt.

A

m beeindruckendsten sind die Trockenmagerrasenflächen des 302 Hekt­ ar großen Naturschutzgebiets »Grain­­­berg-Kalbenstein und Saupurzel« im zeitigen Frühjahr, wenn eine Blumenpracht aus Küchenschellen, Kugelblumen und Schlüsselblumen den später staubtrockenen Maintalhang zieren. Aber auch Raritäten wie das Graue Sonnenröschen, das Apeninnen-Sonnenröschen und die Spinnen-Ragwurz finden sich hier. Das Trockengebiet mit weniger als 600 Millimeter Niederschlag im Jahr ist auch FFH-Gebiet und Natura-2000-Areal: Es zählt zu den floristisch und faunistisch artenreichsten in ganz Franken. Hart umkämpft war es nie, weil sich die heißen und trockenen Muschelkalkhänge mit einer sehr dünnen Humusauflage für kaum etwas anderes eignen als für eine Schafund Ziegenbeweidung. Die ist genau das, was diese Landschaftsform braucht, um nicht zu verbuschen. Doch den Karlstädter Naturschützern fiel auf, dass die Fledermäuse dort immer weniger wurden. Es fehlten ihnen die Winterquartiere, weil immer mehr alte Häuser und Scheunen in Karlstadt teils renoviert,

teils abgerissen wurden. In der Ortsgruppe Karlstadt erinnerte man sich an zwei fast vergessene alte Bauwerke, die längst aufgelassen und zugeschüttet waren: An einen Brauereikeller, in dem früher das Eis aufbewahrt wurde, das im Sommer beim Brauen zum Herunterkühlen des heißen Suds benötigt wurde, und an einen ehemaligen Kalkbrennofen. Also grub die Ortsgruppe die alten Bauwerke aus und richtete sie als Fledermaus­ quartiere her. Sowohl den ehemaligen Eiskeller als auch den Kalkbrennofen findet man, wenn man von der B 27 (Eußenheimer Straße) direkt am Ortsrand nach

INFOS ZUR WANDERUNG • Ausgangspunkt: Bahnhof Karlstadt oder Parkplatz an der B 26 (oder beim Eiskeller) • Länge/Dauer: nach Belieben • Höhenunterschiede: Steigungen innerhalb des Hanges • Wegcharakter: Trampelpfade und befestigte Wege • Einkehr: Karlstadt

rechts auf die alte Bundesstraße abbiegt. Direkt an der nächsten Weggabelung liegt der Luftschacht zum Eiskeller, und etwas weiter oberhalb jenseits eines Ackerstreifens der Brennofen. Besichtigen kann man dort allerdings nicht viel, wenn man keine Fledermaus ist, denn die Zugänge sind auf diese kleinen Tiere zugeschnitten – und man will ja nicht stören. Wer die lautlosen Flieger trotzdem sehen möchte, muss sich an einem lauen Sommerabend in der Dämmerung in einiger Entfernung still hinsetzen und einfach warten. Wer Fotos machen möchte, muss sehr schnell sein – oder großes Glück haben. Ansonsten ist der ganze Hang ein wunderbares Areal zum Spazierengehen. Um die empfindliche Vegetation zu schützen, gilt allerdings ein Wegegebot. Und man sollte auch unbedingt auf den Wegen und Trampelpfaden bleiben, auch wenn es vor allem im Frühling noch so sehr lockt, zu den Inseln, nein, Feldern von Küchenschellen und Schlüsselblumen hinzugehen und sie sich aus der Nähe zu betrachten. Ulrike Rohm-Berner, Winfried Berner

Mehr entdecken Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner: Gerettete Landschaften Wanderführer, Verlag Rother, 14,90 Euro Bestellung: www.bn-onlineshop.de

Foto: Wolfgang Piepers

Foto: Winfried Berner

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN


40 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

BN AKTIV + NAH Die Delegierten formen das neue Logo des BUND.

Fotos: Jörg Farys

Voller Elan: die BUNDjugend in Bad Hersfeld

ZUSAMMEN VERÄNDERN Umweltprobleme können nur durch gemeinsames Handeln bewältigt werden – auf europäischer ebenso wie auf deutscher Ebene. Die Bundesdelegierten haben im November entsprechende Weichen gestellt. Damit befasste sich auch der Leitantrag des Vorstands, der bei der Bundesdelegiertenversammlung in Bad Hersfeld zur Abstimmung kam: Wir wollen die Europawahl, die im Juni stattfindet, zu einer Umweltwahl machen! Turnusgemäß verabschiedeten die Delegierten den nächsten Haushalt des BUND. Und sie positionierten sich zu aktuellen Themen wie dem Schutz der ­ Nord- und Ostsee vor der industriellen

Einlagerung von CO2 oder einem Verbot der gefährlichen per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Ein neuer Arbeitskreis zur »gesellschaftlichen Dimension der großen Transformation« soll die umfassenden Veränderungen, vor denen wir stehen, reflektieren und wissenschaftlich begleiten. Die jährliche Bundesdelegierten­ ver­ samm­­­lung des BUND ist der wichtigste Begegnungsraum für den Verband. Herausragendes Engagement wird hier gewürdigt. Ausgezeichnet wurden diesmal Andreas Faensen-Thiebes (BUND Berlin und Bundesschatzmeister), Helene Helix Heyer (Vorstand und Wissenschaftlicher Beirat), Maren Jonseck-Ohrt (Vorstand,

Verbands­rat und BUND Hamburg) sowie Jörg Nitsch (BUND Hessen, Sprecher Arbeitskreis Wald). Mit viel Applaus wurden zwei langjährige Arbeitskreis-Sprecher verabschiedet, der Verkehrsexperte Werner Reh und der Agrarexperte Tilmann Uhlenhaut. Es sind die Mitglieder und Aktiven, die das Gesicht des Verbandes prägen. Dieses Wir-Gefühl, das in Bad Hersfeld deutlich zu spüren war, will der Verband weiter stärken. Um den BUND sichtbarer und für noch mehr Menschen attraktiv zu machen, soll seine visuelle Erscheinung einheitlicher werden – und gleichzeitig etwas prägnanter. Das kompakte neue Logo haben die Delegierten gleich im Kurpark als Motiv für ihre Fotoaktion gewählt. (pk)


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 41

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NEUER REFERENT FÜR ENERGIE UND KLIMASCHUTZ Seit Mitte November hat der BUND Naturschutz einen neuen Referenten für Energie und Klimaschutz. Der gebürtige Nürnberger Kasimir Buhr engagiert sich schon seit seiner Schulzeit für den Umweltschutz und war deshalb auch bei der BUND-Jugend Bayern aktiv. Er studierte Biochemie und machte an der Technischen Universität München den Master. Weil ihm der Schutz von Umwelt und Klima auf den Nägeln brannte, nahm er eine Werksstudententätigkeit bei der europäischen Bürgerinitiative »Bienen und Bauern retten« an, danach war er als Referent für Energiepolitik beim Umweltinstitut München tätig. Über die Kreisgruppe München stieß der 32-Jährige schließlich zum BN-Landesverband. Erste Schwerpunkte seiner Arbeit werden nun die Begleitung des Ausbaus der Windenergie in Bayern sein, aber auch ein kritischer Blick auf die zahlreichen Wasserstoff-Projekte, die gerade überall im Freistaat aus dem Boden sprießen. Kasimir Buhr ist davon deutlich weniger angetan als Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Der neue BN-Referent ist sich sicher: »Heizen mit Wasserstoff ist viel zu ineffizient.« In seiner Freizeit trifft man Kasimir Buhr übrigens oft in der Natur an, bei einem Hobby, das er mit vielen BN-Aktiven teilt: Vogelbeobachtung.

der Beginn dieses Jahres wurde begleitet von massiven Protesten tausender Landwirt*innen. Auch wenn es vordergründig um die Subventionierung des Agrardiesels ging, sind die Probleme viel tiefgreifender. Die bäuerlichen Betriebe baden eine Politik aus, die – nicht erst seit der Ampelkoalition, sondern seit vielen Jahren – eine Industrialisierung der Landwirtschaft fördert: immer noch mehr Ertrag aus dem Boden holen, immer mehr Tiere, immer schnelleres Mästen zur Schlachtreife. Hinzu kommt der Preisdruck des Lebensmittel-Einzelhandels. Notwendig ist jetzt, dass über die Debatte um eine Einzelmaßnahme nicht das große Ganze vergessen wird: Wir brauchen im Agrarbereich grundlegende Reformen, die den Bäuerinnen und Bauern ein sicheres Auskommen bieten. ­Bäuerlich wirtschaften muss klimaschonende Erzeugung von Lebensmitteln mit dem Schutz von Natur, Kulturlandschaft sowie der Beachtung des Tierwohls verbinden. Genau dafür macht der BUND Naturschutz sich stark. Lesen Sie dazu auch die Seiten 12 und 13 in dieser Ausgabe. Das große Ganze behält der BN auch im Auge, wenn er sich überall in Bayern für die Natur stark macht, denn es geht nie »nur« um eine einzelne Umgehungstraße oder ein einzelnes Gewerbegebiet. Es geht um die Summe aller dieser Umweltschäden. In diesem Jahr wird der BUND Naturschutz 111 Jahre alt und hat in dieser Zeit dank des Engagements tausender Ehrenamt­licher viele Biotope vor dem Bagger gerettet und der

Natur Gutes getan, zum Beispiel durch Biotoppflege, Moorrenaturierungen oder die jährliche Amphibienrettung, ohne die es vielerorts in Bayern keine Frösche, Kröten und Molche mehr gäbe. Dafür können wir gar nicht oft genug »Danke!« sagen. Und der BN bleibt dran, auch wenn ­Umwelt- und Naturschutz in der verantwortlichen Politik gerade einen schweren Stand haben. Wir konnten dennoch Mitglieder hinzugewinnen und sehen weiterhin großes Interesse für die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als starker Anwalt der Natur ist der BN derzeit auch dringend nötig, denn die

Foto: Toni Mader

Foto: BN

LIEBE MITGLIEDER,

Neuauflage der Koalition aus CSU und Freien Wählern betreibt leider aktiv »AntiUmweltpolitik«. Bezüglich der Klima- und Biodiversitätskrise und was die Erhaltung unserer Heimat angeht, ist das Regierungsprogramm unambitioniert und in vielen Bereichen sogar rückschrittlich. Wir appellieren an Ministerpräsident Markus Söder und die neuen Landtagsabgeordneten, sich darauf zu besinnen, dass der Schutz unserer Lebensgrundlagen oberste Priorität haben muss, sei es durch die Reduzierung des Flächenverbrauchs oder den entschlossenen Ausbau Erneuerbarer Energien.

Doris Tropper

Richard Mergner

Beate Rutkowski

stv. Vorsitzende

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende


42 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

AKTIV AUF INSTAGRAM

– Robert Przybysz

Foto: Holger Lieber

Bienenfreundlich gärtnern mit unseren Ökotipps

Foto: stock.adobe. com

Natur Natur sein lassen: abgestorbene Fichten und nachwachsender Naturwald im Nationalpark Bayerischer Wald

EINGRIFFE IN NATIONALPARK BEENDET Borkenkäferbekämpfung mit Harvestern und massenhafter Holzentnahme – im Nationalpark! Eine Initiative konnte erreichen, dass diese Eingriffe beendet wurden und die Natur wieder Natur sein darf. Im Erweiterungsgebiet des Nationalparks Bayerischer Wald im Landkreis Regen gab es sogenannte Entwicklungsgebiete. In diesen wurde weiterhin Borkenkäferbekämpfung durchgeführt, laut Umweltministerium auch in Auerhahnbrutgebieten auch während der Brutzeit und mit Harvestern. Die Überführung der Entwicklungszonen in die Naturzone des Nationalparks sollte sich bis 2027 hinziehen. Bis dahin wäre aber auf der von den Maßnahmen betroffenen Flächen wahrscheinlich fast

kein Baum mehr gestanden. Die gefällten Bäume wurden auch nicht liegengelassen, sondern, bis auf einzelne Ausnahmen, komplett auf dem Holzmarkt verkauft und an Sägewerke geliefert. Peter Langhammer, Mitglied im BN-Arbeitskreis Wald, sowie der Regener Landtagsabgeordnete Toni Schuberl (Grüne) wurden aktiv und forderten sowohl bei der Leitung des Nationalparks als auch bei Umweltminister Thorsten Glauber, dass diese Maßnahmen sofort eingestellt werden. Mit Erfolg: Die notwendige Änderung der Nationalparkverordnung wurde vollzogen, sodass die insgesamt über 1600 Hektar in die Naturzone des Nationalparks überführt werden konnten.

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BN-NEWSLETTER Sie möchten in Sachen Umwelt- und Naturschutz immer a ­ uf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir informieren über aktuelle Themen, Aktionen und Termine. www.bund-naturschutz.de/newsletter

Foto: Clara White

SIEG FÜR DIE NATUR

Beim Presseortstermin (vo. re.): Richard Mergner (BN-Landesvorsitzender), Tom Konopka (Regionalreferent), Werner Mesnaric (BI), Helmut König (Kreis­ gruppe Höchstädt-Herzogenaurach) und Horst Eisenack (Ortsgruppe Herzogenaurach

Wieder einmal zeigte sich, dass in der Bevölkerung oft schon mehr Einsicht für konkreten Naturschutz vor Ort da ist als in Politik und Verwaltung. In Mittelfran-

ken lehnten die Bürger*innen eine Ortsumfahrung ab – zum zweiten Mal! Der Bürgerentscheid zur geplanten Ortsumfahrung Niederndorf-Neuses, Ortsteile von Herzogenaurach und Erlangen, wurde im Oktober am Tag der Landtagswahl zum zweiten Mal gewonnen. Der Entscheid wurde notwendig, weil sich die Straßenbaubefürworter*innen mit dem knappen Ergebnis (51 Prozent) eines Bürgerentscheides gegen die Straße im Jahr 2022 nicht abfinden wollten und bei der Stadt Herzogenaurach ein weiteres Bürgerbegehren eingereicht hatten. Sie haben sich verkalkuliert und ihr Bürgerbe-

gehren wurde zum Bumerang. Mit einer Mehrheit von 60 Prozent lehnten die Wahlberechtigten das Vorhaben nun klar ab. Ein engagiertes Bündnis »Stopp Südumfahrung« aus BUND Naturschutz, Bürgerinitiative HerzoSüd Bewahren, Interessensgemeinschaft der Eigentümer und Landwirte, VCD, Fridays for Future, Parents for Future und BBV hatte nochmals alle Register gezogen und über die Folgen der geplanten Straße breit aufgeklärt. Die Grünen, FDP, Freie Wähler und ödp halfen ebenfalls. Auch der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner unterstützte vor Ort. Ein toller Erfolg für die Natur!


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 43

NATURSCHUTZ UND LANDWIRTSCHAFT BN-Vorsitzender Richard Mergner, dass ihre Verbände für das Motto der Veranstaltung einstehen. Der emeritierte Professor Alois Heißenhuber von der TU München berichtete von der Zukunftskommission Landwirtschaft, anschließend bekamen die Teilnehmer*innen Einblicke in konkrete regionale Projekte, zum Beispiel blühende Biogasmischungen, die landwirtschaftliche Nutzung und Naturschutz erfolgreich verbinden. Am Nachmittag diskutierten die Anwesenden in Workshops die Frage: Wie können gemeinsame Verantwortung und das Potenzial für weitere Projekte und Kooperationen genutzt werden? Als Impulsbeitrag dafür stellte Lioba Degenfelder das Projekt »Ackerwert« vor, das Landbesitzer*innen und Pachtinteressierte zusamFoto: BN

Im Dezember fanden die ersten »Nürnberger Burggespräche« statt. Das Forum mit Workshop zum Thema »Landwirtschaft und Naturschutz – gemeinsam denken, leben und entwickeln« hat sich zum Ziel gesetzt, Landwirtschaft und Naturschutz im gegenseitigen Verständnis und Dialog miteinander zu verbinden. Es gibt sie – Projekte, aus denen im Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft neue, innovative Wege in eine nachhaltige Zukunft aufgezeigt werden. Dies im Spannungsfeld von Klima-, Arten-, Boden-, Wasser- und Ressourcenschutz sowie der Ernährungssicherung. Nach der Begrüßung durch den Veranstalter, die Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, vertreten durch Dieter Pasch, signalisierten Stefan Köhler, Umwelt- und Bezirkspräsident Unterfranken des Bayerischen Bauernverbandes, und

! rvice – e S r e s stenlo o k r e s eder! i l Un g t i M r für nicht nu

menbringt und bei dem Nachhaltigkeit als Kriterium in Pachtverträge integriert wird. Die angeregten Diskussionen wurden mit einer Ideensammlung für weitere Projekte abgeschlossen. Dieser erfolgreiche Auftakt soll als Reihe »Nürnberger Burggespräche« weitergeführt werden. Gerade in der aktuellen politischen Situation ist es wichtig, dass Vertreter*innen von Landwirtschaft und Naturschutz im Gespräch bleiben.

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Mehr zum Thema Mehr zum Projekt Ackerwert: www.ackerwert.de

Was muss ich für eine Balkonsolaranlage tun?

Wer ist für den Amphibienschutz an Straßen zuständig?

Was blüht denn da?

Sie haben Fragen zu den Themen Artenschutz, Naturschutz, Erneuerbare Energien, Energie sparen oder brauchen Hilfe bei der Bestimmung einer Art? Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns! Mo. bis Do. 10 bis 14:30 Uhr, Di. und Do. 16 bis 19 Uhr Tel. 0 91 23 / 7 02 76 10 frag-den-bn@bund-naturschutz.de

www.frag-den-bn.de www.bund-naturschutz.de


44 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Meldungen Der BN-Vorsitzende Richard Mergner (7. v. r.) neben Bauernpräsident Günther Felßner (8. v. r.), BN-Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Hubert Weiger (9. v. r.), die stellvertretende BN-Vorsitzende Beate Rutkowski (5. v. r.), Landesbäuerin Christine Singer (8. v. l.), sowie die anderen Teilnehmer*innen beider Organisationen.

FACHLICHER AUSTAUSCH

Foto: BBV

BN IM GESPRÄCH G

erade in Zeiten, in denen oft Feindbilder aufgebaut werden, ist es wichtig, mit allen Verbänden und Institutionen, die auf den Natur- und Umweltschutz Einfluss haben, im Gespräch zu bleiben.

BAYERISCHER BAUERNVERBAND Im November trafen sich in München die Mitglieder der Präsidentenkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes und der Vorstand des BUND Naturschutz. Die Teilnehmer*innen um BN-Vorsitzenden Richard Mergner und dem Bauernpräsidenten Günther Felßner tauschten sich im offenen Diskurs und bei freundschaftlicher Atmosphäre über die aktuellen und grundsätzlichen Herausforderungen der Landund Forstwirtschaft, auch im Hinblick auf die Aufgaben für den Umwelt- und Naturschutz aus. Das im letzten Jahr neu gewählte Gremium des BBV und die BN Delegation nutzen die Gelegenheit sich besser kennenzulernen und agrar- und umweltpolitische Themen anzusprechen. Im Gespräch wurden offen über kontroverse Positionen gesprochen, aber auch eine Reihe von gemeinsamen Interessen und politischen Anliegen deutlich. Dazu gehören der gemeinsame Wunsch, für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern einzutreten oder dem Flächenfraß in Bayern Einhalt zu gebieten. Künftig soll es regelmäßige Kontakte der Spitzengremien geben. Darüber hinaus soll ein regelmäßiger Austausch auf fachlicher Ebene weiter ausgebaut werden.

ALMWIRTSCHAFTLICHER VEREIN Ein Treffen mit Vertreter*innen des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) fand im Oktober im München statt. Für den BN nahmen der Vorsitzende Richard Mergner, seine Stellvertreterin Beate Rutkowski und BN-Wildtierexperte Uwe Friedel teil. Für den AVO nahmen der Vorsitzende Josef Glatz, Geschäftsführer Hans Stöckl und Schriftführerin Susanne Krapfl teil, begleitet von Peter Strohwasser von der Unteren Naturschutzbehörde Garmisch-Partenkirchen. Bei manchen Themen war man sich einig, so sollen zum Beispiel kleinbäuerliche Familienbetriebe erhalten werden. Beim Wolf hingegen scheiden sich die Geister. Der BUND Naturschutz tritt für ein Nebeneinander des nach Bayern zurückkehrenden Beutegreifers und der Almwirtschaft ein. Die Weidetierhalter*innen fordern hingegen, den strengen Schutz des Wolfes zu lockern, damit einfacher als bisher eine Abschussgenehmigung erteilt werden kann. BN-Vorsitzender Richard Mergner betonte im Gespräch das Verständnis für die Sorgen und Nöte der Almbäuerinnen und -bauern. Dissens besteht vor allem in der Frage, wo im alpinen Gelände Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune durch­führbar sind und wo nicht.

LANDESFISCHEREIVERBAND Bayerns Gewässer schützen – dieses gemeinsame Anliegen eint den BUND Naturschutz und den Landesfischereiverband Bayern. Über die Positionen der beiden

Der Almwirtschaftliche Verein zu Gast beim BN

Verbände tauschten sich BN-Vorsitzender Richard Mergner, seine Stellvertreterin Beate Rutkowski und die BN-Gewässerexpertin Christine Margraf bei einem Treffen mit LFV-Vertretern aus. Für den Fischereiverband nahmen Präsident Axel Bartelt, Geschäftsführer Sebastian Hanfland und Johannes Schnell, Leiter des Referats Fischerei, Gewässer- und Naturschutz, teil. Beide Seiten lehnen einen weiteren Ausbau der Wasserkraft in Bayerns Fließgewässern entschieden ab und unterstützen einen Rückbau von Querbauwerken, damit Bayerns Flüsse und Bäche wieder freier fließen können. Beide drängen auf die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, mit der der ökologische Zustand von Gewässern verbessert werden soll. In einem gemeinsamen Forderungskatalog hatten beide Seiten schon vor Jahren die Landwirtschaft aufgefordert, gewässerschonender zu arbeiten. Ein großer Streitpunkt ist der Fischotter, Uneinigkeit gibt es teilweise auch beim Biber. Hier warb der BN im Gespräch dafür, den Wasserbauer als Unterstützung zu sehen, weil seine Dämme und Burgen vielfältige naturnahe Gewässer schaffen.


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 45 Max Kainz, Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft, überreichte die Auszeichnung an Marion Ruppaner.

»BODENBOTSCHAFTERIN« ERNANNT

Der BUND Naturschutz und Greenpeace Bayern blicken mit großer Sorge auf den neuen Ressortzuschnitt der Bayerischen Staatsregierung. Die Umweltverbände be­ fürchten eine einseitige Ausrichtung des Staatswaldes auf rein wirtschaftliche Interessen und sehen die Gemeinwohlfunktionen der Staatswälder in Gefahr. Hintergrund ist, dass die Staatsforsten und die Jagd nun nicht mehr im Zuständigkeitsbereich des Landwirtschaftsministeriums liegen, sondern dem Wirtschafts- und Energieministerium unterstehen – und damit Hobbyjäger Hubert Aiwanger. »Das ist mindestens kurios, im schlimmsten Fall fatal für die Zukunft unserer bayerischen Wälder«, so der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Der BN und Greenpeace befürchten, dass die Staatsforsten in Zukunft mehr denn je wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden und der Holzeinschlag weiter intensiviert wird. Dabei erfüllt der Wald auch unersetzliche Gemeinwohlleistungen wie Hochwasserschutz, Klimaschutz, Bodenschutz und Schutz der Biodiversität, die nicht unter die Räder kommen dürfen. Beide Verbände sehen in der Zuständigkeitsverlagerung eine gefährliche Zäsur in der bayerischen Natur- und Umweltpolitik. Statt mehr wertvolle Laubwälder unter Schutz zu stellen, erteilt die Koalition nicht nur einem dritten Nationalpark, sondern weiteren Umweltschutzauflagen und geschützten Naturwäldern pauschal eine Absage.

Nach gut 38 Dienstjahren ging die Agrarreferentin des BUND Naturschutz, Marion Ruppaner, 2023 in den wohlverdienten Ruhestand. Aber natürlich engagiert sich jemand, dem die ökologische Landwirtschaft so sehr am Herzen liegt, auch weiterhin. Im Rahmen des »Bodentags 2023« wurde Marion Ruppaner im November zur »Bodenbotschafterin« ernannt. Die Interessengemeinschaft gesunder Boden veranstaltet diesen Tag jedes Jahr, um auf die Bedeutung eines gesunden, lebendigen Bodens aufmerksam zu machen. »Du hast diese Auszeichnung mehr als verdient«, freute sich Max Kainz, Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft, bei seiner Laudatio. Marion Ruppaner hatte das Thema gesunder Boden bereits im Blick, als sie 1985 ihre Stelle beim BUND Naturschutz antrat, denn die studierte Agrarwissenschaftlerin hatte sich in ihrer Diplomar-

Foto: stock.adobe.com – Lukas Gojda

SORGE UM BAYERNS WÄLDER

Foto: Uwe Nimmrichter ; IG gesunder Boden e.V.

beit mit den Prozessen im Boden beschäftigt. Beim BN brachte sie mit enormem Engagement den Ökolandbau vor­ an. »Damit hast Du auch einen besonderen Einsatz gezeigt«, betonte Max Kainz, »für den Schutz der Böden vor Zerstörung sowie für die Pflege und Förderung der Böden.« Die Jury der Interessengemeinschaft begründete die Wahl Marion Ruppaners mit ihrem hohen persönlichen Engagement und ihrem großen Wissen, aber auch mit ihrem unermüdlichen Einsatz als Netzwerkerin für eine Veränderung der Agrarpolitik.

BN-TELEFON­AKTION

»Grüß Gott. Ich rufe Sie im Auftrag des BUND Naturschutz an.« So oder so ähnlich melden sich demnächst nette Mitarbeiter*innen bei den BN-Mitgliedern. Grund für die Anrufe ist eine bayernweite Telefonaktion des BUND Naturschutz. Der Verband möchte seinen Mitgliedern zum einen für ihre Unterstützung danken und beispielsweise eventuelle Adressänderungen aufnehmen. Zu anderen bittet der BUND Naturschutz seine Mitglieder auch um eine freiwillige Beitragserhö-

hung. Die Mitgliedsbeiträge sind ein entscheidender Baustein für die Finanzierung der Arbeit des BUND Naturschutz. Sie helfen langfristig zu planen und ermöglichen es dem BUND Naturschutz, weiterhin unabhängig von Wirtschaftssponsoring zu bleiben. So können wir gemeinsam weiter Gutes für Natur und Umwelt tun. Schon jetzt herzlichen Dank für die Unterstützung!

www.facebook.com/bundnaturschutz www.instagram.com/bundnaturschutz www.twitter.com/bundnaturschutz www.youtube.com/@bundnaturschutz


46 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Bildung

Die passende Bowl für den Frühling: Saisonale Küche kann viel CO2 einsparen.

anbieten. Machen Sie mit und lassen Sie sich begeistern von den Ideen und Möglichkeiten klimaschonend und abwechslungsreich zu kochen. Am 7. März geht es los – wie immer am Abend. Geplant sind außerdem weitere Veranstaltungen und zwei unterschiedliche Kochkisten für den Einsatz an Schulen. Diese verleiht das BN-Bildungswerk nach Fertigstellung ebenso wie weitere Bildungsmaterialien an Schulen und Umweltpädagog*innen.

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Alle Infos www.bund.naturschutz.de/ umweltbildung

BLÜHPARADIES In Zusammenarbeit mit der Naturgärtnergruppe »Vielfalter« bepflanzten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BN-­­Naturerlebniszentrums (NEZ) einen 600 Quadratmeter großen »Klimagarten« am Biberhof (siehe Bild). Wo früher große Flächen von Asphalt versiegelt waren, entsteht nun ein Paradies für Insekten, Eidechsen und Menschen. Mit viel ehrenamtlicher Unterstützung und unter Anleitung von Landschaftsarchitekt Michael Borth wurden über 250 Arten von Stauden und Sträuchern gepflanzt und eingesät. Die Anlage des Klimagartens ist Teil des Projekts »Zukunfts­ grün«. Im vierjährigen Projektzeitraum wird das NEZ im Allgäu noch neun weitere Pi-

lotflächen angelegen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Vorträge, Exkursionen und Fortbildungen, darunter auch die Ausbildung neuer Blühbotschafterinnen und Blühbotschafter. Wer also seine Passion fürs Gärtnern mit Arten- und Klimaschutz verbinden will, ist hier gut aufgehoben.

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Alle Infos und Termine www.nez-Allgaeu.de

WASSER – BN-JAHRESTHEMA 2024 Unter dem Titel Auwald.Natur.Stadt. stellt die Umweltstation Ingolstadt 2024 eine bunte Mischung an Vorträgen und Exkursionen zusammen, um Ingolstadts Flusslandschaft aus verschiedenen Blickwinkeln vorzustellen. Alle Termine unter: www.umweltstationingolstadt.de/Veranstaltungskalender Kontakt: theobald@umweltstation-­ ingolstadt.de Die ganze Spannbreite dessen, was Wasser für uns und unsere Umgebung bedeutet, hat die o Umweltstation Würz- to: ad fo big obe . s to c k . c o m – burg im Blick. Sie lädt am 13. April ein zur Wanderung ins Wasserschutzgebiet Zell am Main. Welche Anpassungen sind in Privatgärten angesichts der Klimakrise sinnvoll? Dazu bietet das Ökohaus Würzburg ­Hilfestellung. Die Vorträge dazu finden am 29. Februar und 25. April statt. Wer mit der ganzen Familie einen spannenden Nachmittag am Bach erleben möchte, kann am 11. Mai zusammen mit dem Naturpädagogen Thomas ­Biechele-Kusch die Welt der Bachflohkrebse ­erforschen. Alle Termine: www.wuerzburg.bund-­ naturschutz.de/veranstaltungen Fo

Was wir essen, verändert die der Welt – davon ist Gastro-Coach und Buchautorin Estella Schweizer überzeugt. Mit der Änderung des Essverhaltens können wir unseren ernährungsbedingten ökologischen Fußabdruck um die Hälfte reduzieren! Jede*r Deutsche kann neuesten Studien zufolge allein durch das Essverhalten jährlich bis zu zwei Tonnen Klimagase einsparen. Das BN-Bildungswerk wird 2024 dank der Projektförderung durch das bayerische Umweltministerium vier Jahreszeitenkochshops mit Estella Schweizer online

Foto: Samuel Otto

Foto: Melanie Hahn

KOCHEN FÜR DIE ZUKUNFT

TERMINE

Ab März zeigt die Ortsgruppe Böhmfeld-Hitzhofen-Hofstetten gemeinsam mit dem Wasserzweckverband eine Ausstellung zum Thema Wasser. Themen sind der Wasserverbrauch vor Ort, der Einfluss des Klimawandels, globale Wassernutzung und virtueller Wasserverbrauch. Eröffnung ist am 8. März um 19 Uhr. Mehr Informationen unter: www.eichstaett.bund-naturschutz.de

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BILDUNG ­­­


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Naturschutzpreis 47

Bei der Preisverleihung: (vo.li.) BN-Vorsitzender Richard Mergner, Preisträger Roman Türk, die stellvertretende BN-Vorsitzende Beate Rutkowski und der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger

fererr Inkofere rich Inko Heinrich Foto Foto:: Hein

NATURSCHUTZPREIS 2023

EIN ANWALT DER NATUR

Mit dem Bayerischen Naturschutzpreis würdigte der BN im November Professor Roman Türks große Verdienste in der breiten öffentlichen Vermittlung von Naturschutzthemen und in der Verknüpfung von Wissenschaft und Naturschutzehrenamt.

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oman Türk war Leiter des Fachbereiches Organismische Biologie an der Universität Salzburg, Mitglied des Klimabeirats des österreichischen Umweltministeriums und Präsident des Naturschutzbundes Österreich. Als herausragender Wissenschaftler hat er sich ebenso wie im Ehrenamt weit über die Grenzen seines Landes hinaus für den Natur- und Umweltschutz engagiert. Neben Forschung und Lehre ist Prof. Türk auch im Ehrenamt tätig und hat sich hier speziell der Umweltbildung angenommen, bietet Führungen an oder hält Vorträge – auch an Schulen. Bei der feierlichen Preisverleihung in München betonte die stellvertretende BN-Landesvorsitzende Beate Rutkowski in ihrer Laudatio: »Du dienst als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Naturschutzehrenamt und verkörperst damit eine enge Verknüpfung, die auch für die Arbeit des BN wichtig ist. Du hast Dir zur Aufgabe gemacht, Naturschutzanliegen verständlich zu machen und dein Fachwissen in den Dienst des Naturschutzes zu stellen.« Professor Türks Fachgebiet sind Flechten. Diese sind wichtige Bioindikatoren, zum Beispiel für die Luftqualität. Roman Türk hat zahlreiche Publikationen über Flechten veröffentlicht und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. »Es gibt nur wenige Menschen, die die einzelnen Flechtenarten so eindeutig und treffsicher erkennen können wie Du und eine bisher nicht gekannte Art auch als etwas Neues erkennen können. Solche hervorragenden Artenkenner sind extrem selten«, so Beate Rutkowski. Der Geehrte freute sich sichtlich über die Auszeichnung: »Für mich persönlich ist der Naturschutzpreis die höchste Auszeichnung für meine umweltbezogene, wissenschaftliche Arbeit«, so Türk. Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner betonte: »Professor Türk ist Sprachrohr an die Politik für Naturschutzanliegen, die auch den BN beschäftigen. So engagiert er sich gegen den Abschuss von Fischottern oder für mehr Naturwälder, er forscht und schreibt zu Schwermetalleinträgen aus dem Straßenverkehr

oder für mehr Totholz in unseren Wäldern. Seit Jahren verbindet uns daher eine freundschaftliche Zusammenarbeit.« Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz. Der BN verleiht den Preis seit über 30 Jahren an hoch verdiente Persönlichkeiten für ihr herausragendes Wirken im Natur- und Umweltschutz. Felix Hälbich Anzeige


48 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Porträt

IM PORTRÄT

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»ICH KANN HARTNÄCKIG SEIN!«

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Wenn Ökonomie und Ökologie gegeneinander ausgespielt ­werden, verliert meistens die Natur. Aus dieser schmerz­ lichen Erfahrung heraus hat Heiner Müller-Ermann den ­BN-­Arbeitskreis Wirtschaft ins Leben gerufen.

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aturschutz ist oft ein harter Kampf gegen wirtschaftliche Interessen. Werden aber Naturschutz und Arbeitsplätze auch noch in ein konstruiertes Rennen gegeneinander geschickt, verliert meistens die Natur. Schmerzlich musste dies auch der Dorfener Heiner Müller-Ermann von der BN-Kreisgruppe Erding erleben. 25 Jahre lang war er Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Isental-Autobahn. »Nun prägt diese Niederlage in aller Brutalität die Landschaft.« Letztlich sei der Bau durchgesetzt worden, mit der Fantasiezahl von 55 000 bedrohten Arbeitsplätzen. Müller-Ermann hat festgestellt: »Immer wenn der BN eine Niederlage ein­ stecken musste, dann nicht, weil er als Umweltverband nicht fachkundig oder kämpferisch genug gewesen wäre, sondern weil es der Gegenseite gelungen war, das Gespenst der Arbeitslosigkeit aufzubauen.« Um diese Taktik zu durchbrechen, hat Müller-Ermann im BUND Naturschutz den Arbeitskreis Wirtschaft ins Leben gerufen. Da könnten sie diese Totschlagargumente widerlegen, denn Umweltschutz

schaffe fast immer Arbeitsplätze. »Wir Ökologen dürfen uns nicht einschüchtern lassen, wenn uns jemand mit gönnerhafter Art etwas über Wirtschaft erklären will«, betont der diplomierte Volkswirt und erfahrene Journalist, der seine berufliche Laufbahn bei der Süddeutschen Zeitung begonnen und dann viele Jahre als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk gearbeitet hat. Sich durch komplexe Sachverhalte zu wühlen, macht ihm Spaß. »Ich bin ein verdammt hartnäckiger Mensch«, sagt er und lacht. Aufgewachsen ist Müller-Ermann in Kronach im Frankenwald, nahe der deutsch-­­deutschen Grenze, die hier heute als Grünes Band verläuft. »Oberhalb der Stadt lagen paradiesische Kalkmager­ wiesen, Wacholderheiden und der Wald«, erinnert er sich. »Das waren unsere Abenteuerspielplätze.« Später, als jungem Erwachsenen, sei ihm bewusst geworden, wie schön diese Natur ist und wie schützenswert. Gerade hier muss er nun mit ansehen, wie seine Heimat durch kurzsichtige Wirtschaftlichkeitserwägungen zerstört wird. Gegen alle Gesetze der Ökologie hatte

man fast ausschließlich die ertragreichen und schnellwüchsigen Fichten angebaut. Geschwächt vom Trockenstress der Klimakrise, haben die Monokulturen keine Abwehrkräfte mehr. Große Flächen des Frankenwalds kollabieren. »Jetzt folgt auf den ökologischen Schaden der ökonomische Verlust, den Waldbesitzern brechen die Erträge ein«, weiß Müller-Ermann. Im BN-Arbeitskreis Wirtschaft liegt der Schwerpunkt zwar auf aktuellen Problemen, aber natürlich befasst man sich auch grundsätzlich mit einem Wirtschaften, das die Resilienz von Ökosystemen berücksichtigt. Wer Interesse hat, ist herzlich willkommen. Die Treffen sind meist online und Ökonomie muss man beileibe nicht studiert haben. Wer mit wachem Geist Erfahrungen im Arbeitsleben oder auch beim »Haushalten« macht, ist bestens geeignet. Margarete Moulin

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Mehr dazu unter: www.bund-naturschutz.de/ueber-uns/ organisation/arbeitskreise/wirtschaft


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50 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Kreisgruppenjubiläen

Zuwachs: Bei der 50-Jahr-Feier der Kreisgruppe Höchstadt-­ Herzogenaurach erklärten der stellvertretende Landrat Martin Oberle und der Bürgermeister von Röttenbach, Ludwig Wahl, den Beitritt des Landkreises und der Kommune zum BUND Naturschutz. Kreisgruppenvorsitzender Helmut König hat die Mitglieds­ anträge bereits in der Hand.

In den 70er-Jahren wurden viele BN-Kreisgruppen gegründet. Großen Zuwachs gab es 1973. Deshalb hatten im vergangenen Jahr viele Kreisgruppen Grund, dieses schöne Jubiläum zu feiern (wir berichteten). Hier weitere Feste aus ganz Bayern.

Großer Rahmen: Zu einem Festakt hatte die Kreisgruppe Landshut eingeladen – ­gekommen waren unter anderem der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger, der BN-Vorsitzende Richard Mergner, der stellvertretende Landrat Fritz Wittmann und Landshuts dritter Bürgermeister Thomas Haslinger. Kreisgruppenvorsitzende Kathy MühlebachSturm blickte zurück auf 50 Jahre Umweltschutz-Engagement des BN in der Region.

Unterstützung: Zum Jubiläum überreichten der dritte Bürgermeister Willibald ­Milde (li.) aus Wendelstein und der dritte Bürgermeister Karl Schnitzlein aus Roth Schecks der Kommunen an die Kreisgruppenvorsitzende Beate Grüner – zur Unterstützung der BN-Arbeit.

Große Töne: Das gab es wohl noch nie im BN – eine Jubiläumsfeier mit musikalischer Begleitung durch eine Alphornbläsergruppe wie bei der 50-Jahr-Feier der Kreisgruppe Oberallgäu in Kempten.

Volles Haus: Mit einem großen Festakt feierte die Kreisgruppe Hof ihr 50-jähriges Bestehen.

Fotos: Tom Konopka, Heini Inkoferer, Thomas Frey, Jörg Hacker, Julia Woller

Beim Froschkönig: Die 50-Jahr-Feier der Kreisgruppe Miltenberg bot Infos zu verschiedenen Projekten in der Region, wie dem Schutz des Laubfroschs.­ Der Einladung des Kreisgruppenvorsitzenden Steffen Scharrer (2.v.r.) waren nicht nur BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger (re.) und BN-Vorsitzender Richard Mergner (li.) gefolgt, sondern auch Scharrers Vorgänger Hartmut Schmitt (2.v.l.) und Hans-Jürgen Fahn.


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Oberfranken 51

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Die Waldexperten des BN bei der Exkursion im Frankenwald im letzten Herbst.

KREISGRUPPE KRONACH

WALDSTERBEN 2.0 Nach den apokalyptischen Bildern aus dem Frankenwald im letzten Sommer fordert der BUND Naturschutz einen klimaresilienten Umbau der betroffenen Wälder.

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ayerns Wälder kämpfen mit den Folgen des Klimawandels. Der fichtenreiche Frankenwald ist mit über 10 000 Hektar Kahlfläche besonders betroffen. Mitglieder des BN-Landesarbeitskreises Wald machten sich Ende vergangenen Jahres ein Bild vom Ausmaß des neuen Waldsterbens. Im Rahmen der Exkursion diskutierten die Fachleute des BN auch mit der Forstverwaltung, den Bayerischen Staatsforsten und Privatwaldbesitzer*innen über mögliche Auswege aus der Waldkrise. Die Aufgaben sind gewaltig: So müssen die großflächigen Fichtenmonokulturen in stabile, naturnahe Wälder umgebaut und mit klimaresilienteren Baumarten wie Weißtanne, Buche und Eiche verjüngt werden. Bereits geschädigte Areale mit ihren teils riesigen Kahlflächen sollten dabei nicht

vollständig geräumt werden, sondern sich natürlich wiederbewalden. Dazu gibt es mit Saatversuchen bereits gute Ansätze. Letztlich kann die Wiederbewaldung und Waldverjüngung aber nur gelingen, wenn Waldeigentümer*innen durch mehr Forstpersonal besser beraten und gefördert und die überhöhten Bestände an ­Rehen und Hirschen durch stärkere Bejagung reduziert werden. Die BN-Waldexperten befürchten, dass ein »Waldsterben 2.0« wie zuletzt im Frankenwald bei ungebremster Klimakrise letztlich allen 2,5 Millionen Hektar Wald in Bayern droht, mit gravierenden Folgen für die Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen. Sie fordern deshalb, Lehren aus der Lage zu ziehen und jagdliche und forstliche Defizite zügig zu beseitigen – nicht nur im Frankenwald. Ralf Straußberger (as)

nis, an dem sich auch die BN-Kreisgruppe beteiligt, setzte sich in Bamberg erfolgreich für den Erhalt der historischen Kastanienallee am Michaelsberg ein. Die 16 alten Bäume waren durch einen geplanten Straßenumbau gefährdet; nun sollen die meisten erhalten bleiben, so ein Kompromiss, auf den sich das Aktionsbündnis und die Stadt Ende 2023 einigten. Zuvor hatte das Bündnis über 3000 Unterschriften für den Erhalt der wertvollen Stadtbäume gesammelt und sie an die Stadt übergeben. Höhepunkt des Protests war Anfang Oktober ein Straßenfest, bei dem Künstler der Gruppe »Kronach leuchtet« die Bäume prächtig in Szene setzten.

Foto: Hans-Martin Issler

Foto: Dietmar Gross

EINDRUCKSVOLL: Ein breites Bünd-

BEDAUERLICH: Für die umstrittene Tank- und Rastanlage Drossenhausen an der Autobahn A 73 im Landkreis Coburg ist das Planfeststellungsverfahren seit September 2023 abgeschlossen. Die BNKreisgruppe hatte das Projekt abgelehnt, unter anderem, weil sie dadurch eine Verschärfung der Hochwassersituation im Lautertal befürchtet. Dass die Anlage jetzt trotz vieler Gegenargumente realisiert werden soll, ist beklagenswert. Nach eingehender juristischer Prüfung entschloss sich der BN jedoch, von einer Klage gegen den Beschluss abzusehen – die Aussicht auf Erfolg ist bei der aktuellen Rechtslage leider zu gering. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Jonas Kaufmann Tel. 09 11/ 8 18 78-24 jonas.kaufmann@bund-naturschutz.de


52 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Michael Kunkel

ZELLER QUELLEN: Das Trinkwasser-

Waldidyllen wie diese könnten bald zur geschützten Kernzone des künftigen Biosphärenreservats zählen.

KREISGRUPPEN IM SPESSART

schutzgebiet im Landkreis Würzburg soll von acht auf 66 Quadratkilometer erweitert und damit zum zweitgrößten Bayerns werden. Ein wichtiger Schritt zu mehr Trinkwasserschutz in der Region – doch es scheint, der Landkreis will ihn nicht gehen: Nachdem das Landratsamt das Verfahren zunächst verzögerte, verlangte der Umweltausschuss des Kreistages Ende 2023 etliche Ausnahmen, darunter für den Gipsabbau. Die BN-Kreisgruppe Würzburg hält dies für inakzeptabel und fordert, das Schutzgebiet wie geplant und ohne Einschränkungen auszuweisen.

Der Weg ist frei: Im Spessart könnte eine UNESCO-Biosphärenregion entstehen. Dies ergab eine Machbarkeitsstudie der Kommunen, die im November letzten Jahres vorgestellt wurde.

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ie Studie war von den Landkreisen Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg sowie der Stadt Aschaffenburg in Auftrag gegeben worden. Der BUND Naturschutz teilt die positive Einschätzung der Fachleute. Allerdings fehlen für die geschützte Kernzone noch ausreichend Waldflächen. Der BN fordert daher von Staatsminister Hubert Aiwanger, seine Blockadehaltung aufzugeben und mehr Naturwaldflächen im Staatsforst für die künftige Kernzone des Biosphärenreservats bereitzustellen. Bereits heute wird im Spessart der gesetzlich nötige Zehnprozentanteil von Naturwald an der Staatswaldfläche mit nur fünf Prozent deutlich unterschritten. Insgesamt begrüßt der BN die Ergebnisse der Studie: »Eine Biosphärenregion stärkt das gesamte Gebiet«, sagte der

BN-Landesvorsitzende Richard Mergner. Ökologische, ökonomische und soziale Interessen könnten so unter dem Leitbild einer naturschutzorientierten, nachhaltigen Regionalentwicklung gebündelt werden. Einer aktuellen Untersuchung des Bundesamts für Naturschutz und des Bundesumweltministeriums zufolge erzielen die 18 bereits bestehenden Biosphärenregionen in Deutschland eine touristische Wertschöpfung von fast zwei Milliarden Euro jährlich – für die Vorsitzenden der BN-­ Kreisgruppen Aschaffenburg, MainSpessart und Miltenberg, Dagmar Förster, Erwin Scheiner und Steffen Scharrer, ein weiterer Grund, auch im Spessart diesen Weg zu gehen. Der erste Schritt ist gemacht. Steffen Jodl (as)

Foto: Detlev Reusch

SINNVOLL UND MÖGLICH KEIN KIESABBAU! Für den im Landkreis Schweinfurt geplanten Nassabbau von Sand und Kies auf über 45 Hektar Ackerfläche läuft seit Oktober 2023 das Planfeststellungsverfahren. Das fragliche Areal am Sauerstücksee (siehe Bild) bei ­Grafenrheinfeld grenzt an das EU-Vogelschutzgebiet Maintal an. Jährlich sollen dort zwei Hektar Boden bis in acht Meter Tiefe ausgebaggert und die mit Grundwasser gefüllten Gruben anschließend größtenteils wieder verfüllt werden. Dafür wären insgesamt 132 Lkw-Fahrten pro Tag nötig – eine weitere Belastung neben den negativen Folgen für Grundwasser und Wasserhaushalt. Wie auch viele weitere Verbände und die betroffenen Gemeinden kämpft der BN seit 2019 dafür, das Vorhaben einzustellen. IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Schwaben 53

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Bei der Renaturierung der Weiher hilft der Biber, der sich dort schon wohlfühlt.

KREISGRUPPE MEMMINGEN-UNTERALLGÄU

AMPHIBIENPARADIES GESICHERT Im Jahr 2023 konnte der BN eine ehemalige Fischweiherkette im Hillental nordöstlich von Mindelheim ankaufen. Nun will die Kreisgruppe die Gewässer weiter renaturieren.

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ie Weiher wurden einst zur Fischund Krebszucht genutzt und erstrecken sich auf 1,7 Hektar Fläche. Sie könnten das Herzstück eines neuen Naturschutzgebiets bilden, das vor allem gefährdeten Amphibien zugutekommt. Schon heute sind die Teiche Heimat für Kröten, Frösche und Molche. Sogar der stark bedrohte, europaweit geschützte Kammmolch findet hier sein Sommerquartier. Durch die naturnahe Umgestaltung der Gewässer können sich die Amphibienpopulationen künftig ungehindert entwickeln. Auch für Arten wie Schwarzstorch oder Bekassine bieten die Weiher und deren Umfeld wertvollen Lebensraum. Und einen Teil der Renaturierungsarbeiten wird wohl der Biber durchführen, der sich an den Gewässern schon wohlfühlt.

Erfreulicherweise sieht der Landkreis Unterallgäu im Hillental Potenzial für ein neues Naturschutzgebiet. Nach ihrer Renaturierung könnten die BN-Weiher dessen Kernelement bilden. Durch eine Schenkung erhielt die Kreisgruppe einen weiteren Weiher, gelegen im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet »Illerdurchbruch zwischen Reichholzried und Lautrach«. Daran angrenzend befindet sich eine für das Allgäu bedeutende Kalktuffquelle mit ausgeprägten Sinterterassen. Diese entstehen, wenn sich Kalk aus dem Wasser an Moosen, Zweigen oder Steinen ablagert. Die so entstehenden Barren formen im Laufe der Zeit kleine Stau­ becken, aus denen das Wasser kaskadenartig abfließt — ein optimaler Lebensraum für Libellen, Lurche und Molche. Thomas Frey (as)

dungsprojekte erhielt die BN-Kreisgruppe Günzburg Ende 2023 vom Bayerischen Umweltministerium das Qualitätssiegel »Umweltbildung Bayern«. Die Auszeichnung gilt für die Jahre 2024 bis 2026. Seit 2021 bietet die Kreisgruppe ein Umweltbildungsprogramm für die unterschiedlichsten Altersstufen, im vergangenen Jahr zu den Ökosystemen Wald, Wiese, Wasser und Moor. Weitere Themen sollen dieses Jahr dazukommen. Weitere Infos: www.guenzburg. bund-naturschutz.de/umweltbildung

BAHNAUSBAU: Im Raumordnungsverfahren zur ICE-Neubautrasse Ulm-Augsburg bewerteten die BN-Kreisgruppen Augsburg, Günzburg und Neu-Ulm Anfang November 2023 die Varianten. Weil Trassen quer durch die Landschaft wertvolle Biotopverbundachsen und alte Wälder zerschneiden, stuft der BN für die Landkreise Augsburg und Günzburg nur die Streckenführung entlang der Autobahn

Foto: Thomas Frey

Foto: Fred Schüttler

AUSGEZEICHNET: Für ihre Umweltbil-

A 8 als natur- und raumverträglich ein. Dort könnten zudem neue Regionalbahnhöfe, wie ein Halt »Günzburg Süd« mit Anschluss an die Mittelschwabenbahn, die Nutzung deutlich steigern. Im Landkreis Neu-Ulm dagegen favorisiert der BN den Ausbau der bestehenden Trasse als naturschonendste Variante. IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


54 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Niederbayern

Mesmer

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Foto: Christian Stanzel

Foto: Cornelia

DER NATUR AUF DER SPUR: Unter

Aktive der Ortsgruppe Gangkofen bei der­ Rettungsaktion für die Bachmuschel

diesem Motto veranstaltete die Kreisgruppe Dingolfing-Landau anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens einen FotoWettbewerb für Kinder und Jugendliche. Dabei ging es darum, Tierspuren mit der Kamera festzuhalten – zum Beispiel Fährten, Fraßspuren oder Federn – und das Bild per E-Mail an die Kreisgruppe zu senden. Der Wettbewerb lief von Ende November bis 1. Februar. Eine unabhängige Jury nahm die Beiträge unter die Lupe. Die Gewinner*innen standen bei Redak­ tionsschluss noch nicht fest.

KREISGRUPPE ROTTAL-INN

Nach einem Muschelsterben blies die BN-­Ortsgruppe Gangkofen im Herbst 2023 zum Großeinsatz für die gefährdeten ­Bachmuscheln im Geiginger Bach.

N

achdem sie im Frühjahr etwa 600 tote Schalentiere in dem Gewässer gefunden hatten, schütteten die Aktiven des BUND Naturschutz im November das Bachbett mit Kies auf, um die Bedingungen für die überlebenden Muscheln zu verbessern. Vor rund 25 Jahren hatte Joe Engelhardt, Fließgewässerökologe und BN-Aktiver, im Kühbach und seinen Seitenbächen und Gräben die äußerst seltene Bachmuschel (Unio crassus) entdeckt – eines der letzten vitalen Vorkommen der streng geschützten Rote-Liste-Art im Hügelland von Isar und Inn. Seither kümmert sich die Ortsgruppe Gangkofen um die dortige Muschelpopulation. Insbesondere im ­Geiginger Bach kommt die Bachmuschel nahezu flächendeckend vor, mit einem ­ Schwerpunkt im Schatten eines Weidengehölzes.

Nach dem Muschelsterben im Frühjahr, möglicherweise bedingt durch einen Mangel an Substrat, brachten die Mitglieder der Ortsgruppe in Absprache mit den Naturschutzbehörden insgesamt zehn Kubikmeter Kies verschiedener Körnung in die ausgespülten Vertiefungen (»Kolke«) des Bachsystems ein. Bei höherem Wasserstand wird sich der Kies dann selbst verfrachten. Einmal verteilt, sollten so im Bachbett wieder Strukturen entstehen, die für die Fortpflanzung der Bachmuschel und ihres Wirtsfisches, der Elritze, geeignet sind. Ob die einmalige Einkiesung ausreicht, muss sich zeigen: Trotz verbesserter biologischer Durchgängigkeit rechnen die Gangkofener Naturschützer*innen mit einem hohen Substratdefizit im Bachbett und einer notwendigen Wiederholung der Aktion. Rita Rott (as)

Foto: ADAC/Sascha Dörrenbächer

MUSCHELN GERETTET

AUS DER ZEIT GEFALLEN: Mit einem offenen Brief wandte sich die BNKreisgruppe Passau im November 2023 gegen eine Neuauflage der »Central European Rally« durch Tschechien, Österreich und Niederbayern. Die Motorsportveranstaltung im Dreiländereck hatte im Oktober zum ersten Mal stattgefunden. Dass die Teams dabei auf eigens gesperrten öffentlichen Straßen fahren, ist eine enorme Belastung für Mensch und Natur und sendet nach Ansicht des BN in Zeiten des Klimawandels ein völlig falsches Signal. Besonders verärgert den BN der Versuch der Veranstalter, darunter der ADAC, die Rallye als nachhaltig zu vermarkten. Die Kreisgruppe will das für Herbst 2024 bereits terminierte Event »mit allen rechtlich möglichen Mitteln« verhindern. IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Oberbayern 55

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Durch Ingolstadt, wie hier am Klenzepark, fließt die Donau derzeit wenig naturnah.

KREISGRUPPE INGOLSTADT

MEHR FLUSS WAGEN Anfang Dezember 2023 fand der 32. Inter­ nationale Donaukongress des BN erstmals in Ingolstadt statt. Exemplarisch sind dort die Probleme des Flusses, aber auch Konzepte zur Renaturierung.

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nter dem Motto »Donau der Zukunft – Lebensraum für Mensch und Natur« stellten hochkarätige Fachleute Projekte vor, die Hoffnung auf eine ökologischere Zukunft für Bayerns zweitgrößtes Fließgewässer machen. In Ingolstadt setzt der BN auf eine Quervernetzung der Flussauen durch die Stadt. Die bayerische Donau ist stark begradigt, gestaut und eingedeicht. Auen wurden vernichtet, mit negativen Folgen für Arten­ vielfalt und Hochwasserschutz. Europaweit gibt es zwar längst verbindliche Vorgaben für die Renaturierung, doch in Bayern mangelt es an der politischen Priorität, kritisiert der BN. Geht es nach der Kreisgruppe Ingolstadt, soll sich das ändern: Bereits 2020 beauftragte sie den Landschaftsplaner Georg Kestel, ein Donaukonzept für die Stadt zu entwickeln. Es sieht vor, die euro-

päisch geschützten Donau-Auen im Westen, das Natuschutzgebiet Alte Donau und weitere FFH-Gebiete im Osten durch renaturierte, innerstädtische Uferflächen zu verbinden. Dort soll sich der Fluss ausbreiten können und zugleich Erholungsraum für die Ingolstädter Bevölkerung ent­ stehen. Die Stadt unterstützt das Konzept. Für den bayernweit nötigen Schutz des Flusses und seiner Auen hat der BN einen zehn Punkte umfassenden Handlungsplan erarbeitet. Die Kreisgruppe Ingolstadt plant auch 2024 ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm rund um die Donau, mit Ausstellungen, Wanderungen und Exkursionen. Annemarie Räder (as)

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Weitere Infos ingolstadt.bund-naturschutz.de/ brennpunkte-vor-ort/die-donau

Moor konnte die Kreisgruppe WeilheimSchongau Ende 2023 eine weitere wertvolle Fläche ankaufen. Der BN besitzt dort bereits ein hochwertiges Areal mit Mehlprimeln, Enzianen und Orchideen, hinzu kamen nun Flachmoore und artenreiches, extensiv genutztes Grünland mit Pfeifengras. Die Flächen liegen im europäischen FFH-Schutzgebiet »Moorkette von Peiting bis Wessobrunn«. Das Weitfilz ist eines der wenigen Moore Oberbayerns, in dem der zentrale Hochmoorbereich nicht entwässert wurde. Mit den umgebenden Streu- und Magerwiesen bildet es einen Biotopverbund, der für die Insekten im Moor essenziell ist.

Foto: Helmut Herrmann

Foto: Sam Wellnhofer

PEITINGER WEITFILZ: In diesem

TACHINGER QUELLMOORE: Seit Jahren pflegt die Kreisgruppe Traunstein dort zwei Flächen, Maisentalmoos und Moosmühle. Bei der Herbstmahd im November 2023 packten neben den Aktiven des BN wieder Schüler*innen des Annette-­ Kolb-Gymnasiums und viele Ehrenamtliche mit an. Das Mähgut musste auf den steilen Moorhängen von Hand gerecht und zur Sammelstelle gezogen werden. Der Erfolg: Löffelkraut und Orchideen breiten sich wieder aus – und jedes Jahr erleben Jugendliche praktischen Naturschutz.

ANSPRECHPARTNERINNEN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 01 70/4 04 27 97 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de Julika Schreiber (Region München) Tel. 01 70/3 58 18 70 julika.schreiber@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Ausgetrocknete Böden können bei Regen kaum Wasser aufnehmen.

KREISGRUPPE NEUSTADT/AISCH – BAD WINDSHEIM

ZWISCHEN DÜRRE UND FLUT Der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim will sich für Extremwetter wappnen und ­Bayerns erster klimaresilienter Landkreis ­werden. Die BN-Kreisgruppe ist in das Projekt aktiv eingebunden.

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er Klimawandel wirkt sich im Landkreis bereits aus: Nach dem Hochwasser 2021 kam die Dürre. Die Trockensommer 2022 und 2023 führten zu Ernte­ ausfällen. Mit nur 700 Litern Niederschlag pro Qua­ dratmeter und Jahr ist der Landkreis einer der trockensten in Bayern. Gleichzeitig nehmen Starkregen­ ereignisse zu, doch das Wasser kann in den ausgedorrten Böden nicht mehr versickern. Ende März vergangenen Jahres stieß daher der Vorschlag des Wasserwirtschaftsamts Ansbach für ein Konzept zur Klimaresilienz, das Wasserrückhalt und Wassernutzung regelt, auf Zustimmung im Landratsamt, aber auch bei der BNKreisgruppe, dem Amt für Ländliche Entwicklung und den Kommunen: Die Bürgermeister*innen von 13 Landkreisgemeinden beteiligen sich an dem Projekt.

Koordiniert vom Wasserwirtschaftsamt, be­schäftigten sich die Beteiligten in vier Workshops von Mai bis August mit Themen wie Gewässerschutz, Versickerung, bodenschonende Landwirtschaft und klimagerechter Waldumbau. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr vorgestellt werden. Das Thema »Wasser« ist seit fast 30 Jahren ein wichtiger Schwerpunkt für den BN im Landkreis: 1995 startete auf Initiative der BN-Ortsgruppe Scheinfeld das »Talauenprojekt«, das dezentralen Hochwasserschutz für die betroffenen Gemeinden mit der Renaturierung der Talräume verband. Weil in den damals angelegten Rückhalteflächen mehr Wasser versickert, werden die Böden gut durchfeuchtet, was dürrebedingter Austrocknung entgegenwirkt. Karin Eigenthaler (as)

Autobahn A 6 geplante Park- und WC-Anlage, ein riesiger Lkw-Parkplatz im Reichswald bei Feucht-Moosbach, ist vom Tisch. Dreizehn Jahre Kampf mit Kundgebungen, Bürgerversammlungen und fachlichen Einwendungen haben sich gelohnt – Mitte September 2023 zog die Autobahn GmbH ihren Planfeststellungsantrag zurück. Ein schönes Ergebnis für die Bürgerinitiative Moosbach-Birnthon, den BN, das Bündnis »Rettet den Reichswald« – und für die 50 000 Quadratmeter geretteten Wald.

Foto: Gerhard Schöller

Foto: Karin Eigenthaler

SIEG AUF GANZER LINIE: Die an der

HALBE SACHE: Schon lange beklagt die BN-Ortsgruppe Leutershausen im Landkreis Ansbach, dass Pflanzungen, die im Bebauungsplan festgeschrieben sind, nicht oder nur teilweise umgesetzt werden. So wartet die abgebildete Frei­ flächen-Fotovoltaikanlage seit Jahren auf einen »umlaufenden Pflanzstreifen von 5 Metern, bestehend aus einheimischen Sträuchern«. Das Problem betrifft auch Wohnbauten und Gewerbegebiete. Mancherorts wurde zwar gepflanzt, aber nicht gepflegt, so dass Bäume und Sträucher vertrocknet oder von Gras überwuchert sind. Nun erreichte die Ortsgruppe um den Vorsitzenden Gerhard Schöller Ende 2023 einen Stadtratsbeschluss: Alle städtischen Ausgleichs- und Ersatzflächen sollen erfasst und ausstehende Ausgleichsmaßnahmen sukzessive umgesetzt werden – ein toller Erfolg! IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 24 › BN AKTIV + NAH › Oberpfalz 57 Teilnehmende der Aktion vom BN, der Landwirtschaftsschule, der Wildlebensraumberatung und Naturpark-Ranger

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Roger Mayer

FEHLPLANUNG I: Geht es nach der

Schonende Heckenpflege durch Auslichtung statt Kahlschlag

KREISGRUPPE CHAM

HECKEN RICHTIG PFLEGEN

Stadt Neumarkt, sollen der Erweiterung des Gewerbegebiets Habersmühle neun Hektar Wald weichen. In ihrer Stellungnahme zum Bebauungsplan Ende Oktober 2023 kritisierte die BN-Kreisgruppe Neumarkt das Vorhaben als krasse Fehlplanung. Der Verlust könne durch die geplanten Kompensationsmaßnahmen keinesfalls ausgeglichen werden. Der Wald am Unterhang des Albanstiegs ist nicht nur für den Wasserhaushalt in der Umgebung wichtig, sondern auch als Kohlenstoffsenke, da in den Bäumen Kohlen­ dioxid gespeichert ist. Zudem befindet sich das Areal in einem landschaftlichen Vorbehaltsgebiet, in dem Natur und Landschaft besondere Bedeutung besitzen.

FEHLPLANUNG II: Bei Wörth an der

Z

usammen mit der Landwirtschaftsschule Cham, der Wildlebensraumberatung und Naturpark-Rangern schnitten Mitglieder der Kreisgruppe exemplarisch eine 250 Meter langen Hecke auf einem BN-Grundstück bei Runding schonend zurück. Bei der herbstlichen Heckenpflege »wird immer wieder übers Ziel hinausgeschossen, was für den Artenschutz gravierend ist«, beklagt Roger Mayer, stellvertretender BN-Vorsitzender im Landkreis Cham. Wichtig ist, dass Vögel und Insekten zu Beginn der Vegetationszeit immer noch dichtes Astwerk mit Blättern und Blüten vorfinden, als Nahrungsquelle, Fortpflanzungsstätte oder Zufluchtsort. Hecken sollten niemals komplett auf den Stock gesetzt, sondern nur abschnittsweise aus­gelichtet werden – insgesamt maximal ein Drittel der Gesamtlänge.

Genauso, verteilt auf drei Abschnitte, wurde die BN-Hecke an der Tappmühle bei Runding zurückgeschnitten. Durch das Auslichten haben Schlehe, Weißdorn und andere Sträucher Entwicklungsmöglichkeit. Totholz blieb teils stehen: Wildbienen und andere Insekten brauchen es für ihre Fortpflanzung und Fledermäuse und Vögel finden dort in Baumhöhlen Unterschlupf. In jedem Abschnitt wurde ein Reisighaufen als Winterquartier für Igel oder Amphibien angelegt. Einzelne große Bäume blieben stehen als Ansitzwarte für Vögel und prägende Elemente der Heckenlandschaft. Mit ihrer praktischen Demonstration warben die BN-Aktiven für den Lebensraum Hecke, der in seiner ökologischen Bedeutung häufig unterschätzt wird. Reinhard Scheuerlein (as)

Donau (siehe Bild) im Landkreis Regensburg soll ein riesiger Flutpolder entstehen. Im Raumordnungsverfahren für das über 770 Hektar große Projekt brachte der BN im September vergangenen Jahres massive Einwände vor. Er kritisierte den ausschließlich technischen Hochwasserschutz und sprach sich für ein ökologisches, ganzheitliches und dezentrales Schutzkonzept aus, das die Rückhaltung von Niederschlägen im gesamten Einzugsgebiet der Donau umfasst. Weitere Infos: www.bit.ly/ BN_Regensburg_Flutpolder

Foto: Reinhard Scheuerlein

Radikal zurückgeschnittene Hecken und ­Gehölze sind für die Aktiven im BN ein ­ häufiges Ärgernis. Wie es besser geht, zeigte die K ­ reisgruppe Cham im November 2023.

IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Fotos: Helge Bendl (5)

58 Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTIV › Junge Seite

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elch ein Monster! Das Ungetüm mit seinen Scherenhänden und den Ölfässern auf den Schultern ist groß und gefährlich. Doch die BUNDjugendlichen leisten Widerstand: Sie lassen es nicht zu, dass der Planet vor die Hunde geht. Während in Dubai übers Klima verhandelt wird, protestieren sie in Berlin gegen die zerstörerische Kraft fossiler Energien. In Dubai wäre das unmöglich gewesen: für Klimaschutz auf die Straße zu gehen und öffentlich gegen die mächtige Ölund Gas- und Kohlelobby aufzubegehren. »Laute Kritik an den Autoritäten ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht erlaubt«, so Karola Knuth vom Orgateam des »YouthHub«. In Berlin aber darf man seine Meinung ganz frei äußern. Hier also treffen sich im Dezember 50 Leute aus Deutschland und einigen Nachbarländern, um die Klimakonferenz eine Woche lang kritisch aus der Ferne zu begleiten.

sich Sofie vom Schulunterricht befreien lassen, um an dem Treffen teilzunehmen. »Es ist cool, konkret mitzuerleben, wie die internationale Klimapolitik funktioniert«, sagt sie. »Aber man muss sich genau auskennen, um zu verstehen, worüber da gestritten wird.«

STATT SCHULE

FACHJARGON

»Der YouthHub ist gut, um dazuzulernen und Menschen kennenzulernen, die wie ich in der Klimabewegung aktiv sind«, meint Sofie Effertz. Die 17-Jährige engagiert sich seit einem Jahr bei der BUNDjugend Berlin. Im Arbeitskreis Postwachstum dreht sich alles um Utopien für eine nachhaltige Zukunft. Für vier Tage hat

Also an die Arbeit! Es gilt die unendlich vielen Abkürzungen zu verstehen, den ganzen Fachjargon, die scheinbar minimalen, aber wichtigen Unterschiede in der Formulierung der Dokumente. Karola Knuth hat an Klimakonferenzen schon als Beobachterin teilgenommen und gibt eingangs einen Überblick.

JUNGE SEITE

VEREINT FÜRS KLIMA Engagiert gegen die fossile Lobby: Von Berlin aus begleiteten junge Aktive die UN-Klimakon­ferenz in Dubai. Neben Workshops organisierte die BUNDjugend auch Protestaktionen. Dann geht es in Fokusgruppen ans Eingemachte. Was hat es mit dem »global stocktake« auf sich? (Eine Bestandsaufnahme, was beim Klimaschutz schon erreicht ist.) Worum dreht sich die Diskussion bei dem »loss and damage fund«? (Ein Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste.) Und warum ist eine wenig erforschte Technologie wie »Carbon Capture and Storage« (die Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid) nicht mehr als ein Schlupfloch?

DER EINZIGE ORT Zu langsam, zu realitätsfern und unkonstruktiv: Beim YouthHub der BUNDjugend gibt es natürlich Kritik


Natur +Umwelt 1 | 24 › AKTIV › Junge Seite 59

zu Hause Druck aufbaut, hilft das: »Man muss die Minister pushen, damit sie noch ehrgeiziger werden.« Leert sich abends das Konferenzgelände, geht in Berlin deshalb noch niemand schlafen. Bis spät in die Nacht dient das YouthHub als Backoffice für die Jugendvertreter in Dubai, liefert Informationen und hilft Gespräche vorzubereiten. Ein anderer Teil des Teams überlegt sich griffige Slogans, malt Plakate und beschriftet ein großes Banner. Denn vor dem Eingang des Auswärtigen Amts planen BUNDjugend und BUND, Fridays for Future und Misereor eine Aktion.

LIEFERKETTEN Nachdem es im Dezember nach zweijährigen Verhandlungen endlich zu einer Einigung auf EU-Ebene kam, versucht die FDP noch auf den letzten Metern das Lieferkettengesetz zu stoppen, das sie selbst mitverhandelt hat. »Wir fordern den Bundeskanzler auf, nicht vor der Wirtschaftslobby einzuknicken und dafür zu sorgen, dass Deutschland dem Gesetz zustimmt«, sagt Janvi Devi vom Bundesvorstand. »Menschen und Umwelt im globalen Süden dürfen nicht länger von Unternehmen des Nordens ausgebeutet werden!«

WEG MIT DEN FOSSILEN!

an den zähen Verhandlungen in Dubai – zumal die Konferenz mit einem durchwachsenen Ergebnis endet. Will die Welt aber die Klimakrise gemeinsam lösen, gibt es dazu keine Alternative. »Es ist der einzige Ort, wo das geregelt werden kann. Sonst geht gar nichts voran«, sagt Karola Knuth. »Und man merkt, dass sich langsam etwas ändert. So bei der Entschädigung der Länder im Süden, die der Klimawandel besonders betrifft. Endlich fängt man nun damit an.« Um einen Einblick zu bekommen, gibt es regelmäßig Videocalls mit Expert*innen von NGOs, die an der Klimakonferenz teilnehmen. Erstmals sind auch junge Leute Teil der deutschen Delegation. Zu den Auserwählten zählt Dante Davis, der bei der BUNDjugend in Berlin das Klima-KreativProjekt ConnACTion betreut.

DRUCK AUFBAUEN Mit Leon Janas ist auch ein ehrenamtlich aktiver BUNDjugendlicher in Dubai vor Ort. »Wer bei den täglichen Besprechungen der Delegation dabei ist, erhält einen tieferen Einblick als die NGO-Beobachter«, erzählt der 23-Jährige. Als Jugendvertreter will er die Interessen der Zivilgesellschaft in die Konferenz tragen. »Wir sprechen weniger für unser Land als für junge Menschen aus aller Welt.« Wenn die Klimabewegung

»Nicht nur in Dubai drängt die Zivilgesellschaft auf wirksamen Klimaschutz. Auch hier in Deutschland schauen wir der Bundesregierung kritisch auf die Finger«, sagt Alina Reize. Mithilfe von zwei Mitstreitern schlüpft die BUNDjugendliche in ihr beeindruckendes Kostüm. Das überdimensional große Wesen hat ein Designer extra für die Aktion gestaltet. Das Monster trägt eine Kohlebaggerschaufel und viele Ölfässer auf dem Rücken, statt Augen funkeln im glutroten Gesicht die Zeichen von Euro und Dollar. Es verkörpert die Gewalt, die von fossiler Energie und ihrer Lobby ausgeht. Doch die jungen Leute, die sich zum Schutz des Klimas versammelt haben, weichen keinen Meter zurück. Am Ende der Performance wird das Monster unter lautem Protest vertrieben, als Signal für das Ende von Kohle, Gas und Öl – wie es Tage später nach langem Hin und Her auch die Klimakonferenz ansatzweise beschließen wird. Helge Bendl

SYSTEMWANDEL Vom 26. bis 28. April findet in Berlin das Festival SYSTEMwandel statt. Dabei kommen hundert junge Menschen zusammen – aus ganz Deutschland und unterschiedlichen Jugend- und Umweltgruppen. In Paneldiskussionen und mit ­Workshops, Spoken Word, Tanz und ­Musik diskutieren wir unter anderem ­darüber, dass es ohne Kapitalismuskritik keinen Klimaschutz geben kann. Jetzt anmelden: www.bundjugend.de/ termin/jugend-fuer-systemwandel

Aktiv werden

Hast du den Dachboden oder die Festplatte voller Bilder aus den vergangenen 40 Jahren BUNDjugend? Dann sende sie uns gerne anlässlich unseres Jubiläums 2024: vierzigjahre@bundjugend.de

Du willst als Teamer*in Workshops an Berufsschulen organisieren? Mit dem ConnACTion-Team kreative Performances auf die Beine stellen? Oder beim Systemwandel-Festival in B ­ erlin mitmachen? Mehr zu den ­Klimaprojekten der BUNDjugend gibt es auf www.bundjugend.de

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60 Natur +Umwelt 1 | 24 › SERVICE

HEIZUNGSGESETZ

WAS SICH ÄNDERT Rund drei Viertel der Gebäude in Deutschland werden noch immer mit Öl und Gas beheizt. Hier ein paar Tipps, wie Sie I­ hren Heizungskeller auf Klimakurs bringen. Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

S

eit Jahresbeginn gelten neue und heiß diskutierte Regeln im Gebäudeenergie- oder Heizungsgesetz. Demnach dürfen Sie nur mehr solche Heizungsanlagen installieren, die mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden. Darunter fallen Wärmepumpen, der Anschluss an ein Wärmenetz, Solarthermieanlagen oder bestimmte Hybridund Pelletheizungen. Außer in Neubaugebieten gilt diese Vorgabe jedoch erst, wenn Ihre Kommune einen Wärmeplan vorgelegt hat. Je nach Ortsgröße muss sie das bis spätestens Mitte 2028 leisten. Außerdem gibt es Übergangsfristen, etwa wenn Ihre Heizung kaputtgeht. Ab 2045 ist dann für alle fossilen Brennstoffe Schluss, auch in Heizungen, die vor 2024 eingebaut wurden. Um eine spätere Umrüstung zu vermeiden, Kostenfallen zu umgehen und das Klima zu schützen, empfiehlt der BUND: Gestalten Sie Ihre Heizung möglichst bald klimafreundlich!

KLIMA- UND KOSTENFALLEN Vor dem Wärmeplan dürfen Sie zwar noch Heizungen einbauen, die nur mit fossiler Energie betrieben werden, also Erdöl oder Erdgas. Doch sobald der Plan vorliegt, müssen Sie nachweisen, dass Ihre Heizung ab 2029 zu mindestens 15 Prozent, ab 2035 zu 30 Prozent und ab

2040 zu 60 Prozent mit Bioenergie oder Wasserstoff beliefert wird. Bevor Sie noch eine Gas- oder Ölheizung einbauen, müssen Sie sich sowieso beraten lassen. Denn die erwähnten Optionen für den Weiterbetrieb sind unsicher und teuer. So sind vermeintlich »grüne« Gase – auch mit Blick auf das Klima – eine Sackgasse. Die dafür nötige Biomasse ist nur begrenzt verfügbar. Und Wasserstoff muss mit enorm viel Energie hergestellt werden und ist oft nicht klimaneutral. Der BUND rät davon dringend ab.

HOLZ NUR, WENN ...

WIRKSAM WÄRME PUMPEN

INDIVIDUELL BERATEN

Neben dem Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz sind Wärmepumpen ein zentraler Baustein der Wärmewende. Sie können übrigens auch in Altbauten genutzt werden. Je wirksamer sie arbeiten, desto geringer wird Ihre Stromrechnung ausfallen. Und desto weniger erneuerbare Energie muss erzeugt, importiert und transportiert werden, um den Wärmebedarf in Ihren vier Wänden zu decken. Abgesehen von der Effizienz der Pumpe spielen dafür die Gebäudehülle und die Vor- und Rücklauftemperaturen im Heizsystem eine wichtige Rolle. Wählen Sie außerdem ein Gerät mit natürlichen Kältemitteln. Denn andernfalls belasten Sie die Umwelt mit den Ewigkeits-Chemikalien PFAS.

Egal, welche Heizung für Sie nun in Frage kommt: Besonders kostengünstig und klimafreundlich heizen Sie, wenn die Wärme nicht aus undichten Fenstern entweicht – und ungedämmten Dächern und Fassaden. Lassen Sie sich frühzeitig beraten, wie Sie Ihr Haus Schritt für Schritt ­klimafit bekommen. Ein »individueller Sanierungsfahrplan« hilft dabei, die Maßnahmen zeitlich, finanziell und energetisch optimal zu gestalten. Oliver Powalla

Unseren Wäldern geht es schon jetzt sehr schlecht. Bei der Verbrennung von Holz werden Treibhausgase und Feinstaub freigesetzt. Heizen Sie mit Holz und anderer Biomasse nur, wenn der Anschluss an ein Wärmenetz oder der Einbau einer Wärmepumpe nicht möglich ist. Als Brennstoff sollten nur saubere und hochwirksame Reststoffe dienen, etwa in Form von Holzhackschnitzeln oder Holzpellets. Ihre Heizung sollte zudem einen Feinstaub­filter haben.

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Mehr zum Thema Weiteres zu Fördermöglichkeiten, der Wärmeplanung oder Änderungen für ­Mieter*innen unter www.bund.net/ gebäudeenergiegesetz


Natur +Umwelt 1 | 24 › SERVICE 61

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INSEKTENSCHUTZ

HELFEN, ABER RICHTIG

„Klimaschutz beginnt bei uns!“

Foto: Brigitte Martin

Annabelle, naturstrom-Kundin

Eigenbau des BUND Darmstadt: Nisthilfe für Wildbienen

Viele Wildbienen verenden in der industriell genutzten Landschaft an Pestiziden und Nahrungsmangel. Mit bienenfreundlichen Hausgärten und Balkonen können Sie etwas gegensteuern. Ein besonnter Platz für eine Nisthilfe findet sich fast überall. Leider sind die meisten handelsüblichen »Insektenhotels« eher problematisch. Nutzen Sie darum das Angebot im BUNDladen – oder bauen Sie selbst eine Nisthilfe. Nisthilfen für Wildbienen und andere Insekten sind vor allem bei uns Menschen beliebt. Damit sie ihren eigentlichen Zweck erfüllen und Insekten zugutekommen, gilt es einiges zu beachten. Einmal ist da die Nisthilfe selbst. Bauen Sie keinen »Palast«, sondern besser kleine Einheiten aus abgelagertem Hartholz von Buche, Eiche und Esche. Dieses sollte absolut glatte Bohrungen aufweisen, die keinesfalls bis ins Stirnholz reichen. Zusätzlich können Sie Schilf und Bambus anbieten. Wie die Bohrlöcher sollten deren Röhren zwei bis zehn Millimeter breit und zehn bis zwölf Zentimeter lang sein.

UMGEBUNG ENTSCHEIDET Außerdem funktionieren Insektenhilfen nur, wenn das Umfeld dazu passt. Es muss den Bienen genug heimische Pflanzen und Nistmaterial bieten. Denn die fliegen je nach Art nur 50 bis 300 Meter weit. In diesem Radius um die Nisthilfe müssen sie ausreichend Nahrung finden: zuckerhaltigen Nektar sowie Pollen für die Larven. Sonst werden sie sich nicht fortpflanzen können. Übrigens interessiert sich nur ein kleiner Teil unserer fast 600 Wildbienenarten für Nisthilfen, drei Viertel nisten im Boden.

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Mehr zum Thema Eine Anleitung zum Bau einer Nisthilfe finden Sie unter www.bund-hessen.de/wildbienen. Mehr über Wildbienen erfahren Sie unter www.bund.net/wildbienen und www.wildbienen.info. Gute Nisthilfen: www.bundladen.de/tierwelt/bienen-hummeln

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62 Natur +Umwelt 1 | 24 › SERVICE › Leserbriefe

LESERBRIEFE

Zum Titelthema »Die Chemie muss stimmen« in N+U 4/2023 Nach der Lektüre des Sonderteils »Chemie muss stimmen« bin ich förmlich erschrocken. Als Mitglied in NABU und BN ist mir schon klar, dass Umweltverbände auf Missstände hinweisen müssen. Wenn hier aber eine vielleicht in den 1970er-Jahren angebrachte Argumentationsweise einfach undifferenziert fortgeführt wird, dann lässt mich das verärgert zurück. Ich teile viele der Argumente, aber drei Aspekte bitte ich zu bedenken: 1. Die Klimakrise wird ohne Chemie-Industrie mit Sicherheit nicht gelöst. Wir brauchen Hochleistungskunststoffe für Windräder, hochreines Silizium für Solarzellen und Computersteuerungen, Cobaltate oder Alternativen, um Lithium-Akkus herzustellen und vieles mehr. Ohne Chemie-Industrie sehe ich keine Hoffnung mehr für egal welches Grad-Ziel! 2. Nicht die Chemie-Industrie sorgt für den Verbrauch von Plastik oder sonstiger Produkte, sondern im Wesentlichen Verbraucher in der westlichen und asiatischen Welt. Allerdings ist sie für ihre Prozesse verantwortlich und die sind mir in Deutschland viel lieber als in China, Indien oder in sonst wenig regulierten Staaten(-Gemeinschaften). 3. Insbesondere die deutsche Chemie-Industrie hat sich überzeugend in eine ressourcenachtende Branche transformiert. Sie ist damit weltweiter Vorreiter für Klärtechnik, integrierte Prozesse sowie Resteverwertung und -entsorgung. Es sollten also junge Menschen motiviert werden, hier mitzuarbeiten, um diese Technologien und Standards weiter zu entwickeln. Als Chemiker, der sich in der Hochschullehre für wertegetriebene biotechnologische Lösungen und Umweltkompetenz einsetzt sowie sich persönlich im Artenschutz jahrelang engagiert, macht mich Ihr Außenbild der Chemie-Industrie betroffen. Michael Schrader, Freising

SCHREIBEN SIE UNS ! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Pettenkoferstr. 10a, 80336 München oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

ENERGIE EINSPAREN! Zum Thema Klimaschutz in N+U 4/2023 Die Ausgabe 04/23 ist interessant. Allerdings wird auch hier, wie zurzeit in der Politik und Öffentlichkeit, hauptsächlich von Erneuerbaren Energien gesprochen im Zusammenhang mit der Klimaproblematik. Wir haben selbst seit 30 Jahren Solarthermie und Fotovoltaik installiert und sind an Windkraft beteiligt, das heißt ich befürworte diese Methoden der Schadensminimierung. Allerdings kommt mir oft die Bedeutung der Energieeinsparung zu kurz. Jedes neue Windrad braucht viel Material und Energie, dazu eine Zufahrtstraße, bevor es für eine begrenzte Zeit Strom gewinnt, jede Fotovoltaikanlage braucht Rohstoffe und Energie zur Herstellung und Transport. Wirklich klimaschonend ist der Verzicht auf Energie, das Nichtkaufen von Produkten aller Art, die Weiternutzung von Gebäuden, Geräten, Fahrzeugen, Einrichtung, Kleidung usw. Maria Wittmann, Freising

GIGANTISCHER FLÄCHENVERBRAUCH Zum Beitrag über das geplante BMW-Batteriewerk in N+U 4/2023 Nachdem sich die Wahlberechtigten Straßkirchens mehrheitlich für den Bau einer Batteriefabrik der BMW AG entschieden haben, steht nun dem Bauvorhaben aus rechtlicher Sicht nichts mehr entgegen. Hier sollen dann mehr als 100 Hektar Boden höchster Güte unwiederbringlich einer landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. In der Sendung »Jetzt red i« des Bayerischen Rundfunks am 26. 06. 2023 hat sich Herr Mergner vehement gegen diesen Standort positioniert und Herrn Minister Bernreiter und der Firma BMW vorgeworfen, sich nicht hinreichend um alternative Flächen und intelligente Lösungen bemüht zu haben. BMW hat bereits vor einigen Jahren in Wallersdorf und damit in Sichtweite zu dem neu geplanten Werk eines der größten Logistikzentren weltweit in Betrieb genommen und hier schon eine Fläche von ca. 25 Hektar versiegelt. Zudem wird zurzeit wiederum in Wallersdorf eine riesige Logistikhalle nach der anderen errichtet. In Pilsting – ca. 11 Kilometer von Wallersdorf entfernt – entsteht eine Reihe von flächenintensiven Gewerbehallen, unter anderem von BMW genutzt. Immer wieder wird in der BUND-Zeitschrift an vielen Beispielen zu Recht der exorbitante Flächenverbrauch speziell in Bayern angeprangert. Vor der Abstimmung hat sich Herr Mergner in einer Pressemitteilung nochmals eindeutig gegen den anvisierten Standort des neuen Werks in Straßkirchen ausgesprochen. Leider haben die Bürger anders entschieden. Siegfried Ketterl, Rottersdorf

Foto: stock.adobe.com – Aamon

OHNE CHEMIEINDUSTRIE GEHT ES NICHT


Natur +Umwelt 1 | 24 › SERVICE › Medien und Reisen 63

MEDIEN

BODENATLAS Daten und Fakten über e ­ ine lebenswichtige Ressource Der Atlas kann kostenlos bestellt werden (auch in Klassensätzen). Oder als Download unter: www.bund.net/bodenatlas2024

Boden schützen Ohne intakten Boden können wir kaum gesunde Lebensmittel ­erzeugen, das Klima schützen und die Artenvielfalt bewahren. Doch EU-weit gelten bereits über 60 Prozent der Böden als ­geschädigt. Ursachen sind unter anderem die industrielle Landwirtschaft und die Folgen der Klimakrise wie Trockenheit und Bodenverluste. Gleichzeitig kommt Böden eine immer größere Bedeutung in der globalen Klimadebatte zu, samt heftiger Verteilungskonflikte um Land. Gefordert ist darum eine Politik zum Schutz des Bodens. Wie diese aussehen könnte, darauf gibt der Bodenatlas 2024 erste Antworten. Auf 50 Seiten und mit 53 Illustrationen beleuchtet er, wieso gesunde Böden für Mensch und Natur überlebenswichtig und zugleich umkämpft sind. Und wie landwirtschaftlich genutzte Böden langfristig zu schützen sind.

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24. März – 7. April 2024, Spanien Andalusien beeindruckt mit sonnenverwöhnten Landschaften, einer faszinierenden Geschichte und leckeren Speisen. Die Reise führt in waldreiches und bergiges Hinterland bis hin zu den

Foto: istock

ANDALUSIEN UND PORTUGAL

herrlichen Küstenlandschaften und zugleich wichtigsten Feuchtgebieten Spaniens an der Costa de la Luz.

PER KANU UND RAD 5. – 11. Mai 2024, Niederlande Mit Kanus, zu Fuß und per Rad erkundet die Reisegruppe ein Labyrinth aus Flüssen und Bächen: den De Biesbosch-Nationalpark in den

Niederlanden. Das größte Süßwasserdelta Europas zählt zu den artenreichsten Ökosystemen überhaupt. Dank Naturschutzmaßnahmen steht der Nationalpark seit den 90er Jahren wieder unter dem Einfluss der ­Gezeiten.

SCHWÄBISCHE ALB 12. – 18. Mai 2024, Deutschland Ein UNESCO-Biosphären­ gebiet, das zum Erleben und Entdecken einlädt: Blühende Streuobstwiesen, von Schafen beweidete Wacholderheiden und Buchenwälder durchziehen die Schwäbische Alb. Mit BUND-Reisen geht es in das malerische Städtchen Bad Urach, zu

Foto: G. Herrmann

2023, 272 Seiten, 22 Euro, Ludwig

Lasst uns was bewegen! »Frustrierte werden die Welt nicht retten«, heißt es in Bärbel Höhns neuem Buch. Der Hinweis ist ­angebracht, bekommt man doch präzise und gut lesbar die Entwicklung der großen ökologischen Sündenfälle seit Beginn der Industrialisierung auf den Tisch. Aber Bangemachen gilt nicht bei der 71-jährigen Ex-­ Ministerin, die sich speziell an die ­Ü-60-Jährigen wendet. Angesichts des Zustands dieser Welt sei speziell diese Generation gefordert. Möglichkeiten gibt es viele: von Umweltverbänden wie dem BN über Energiegenossenschaften bis zum Repair-Cafe. Andere haben das ja auch geschafft, zeigt Bärbel Höhn an verschiedenen Lebensläufen. BN-Gruppen können sie übrigens zu diesem Thema einladen, etwa in Kooperation mit einem Buchladen.

Foto: C. Starkloff

LASST UNS WAS BEWEGEN! Was wir jetzt für die Zukunft unserer Enkel tun können Bärbel Höhn

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­ iner Bootsfahrt durch die e Wimsener Höhle – die einzige mit dem Boot befahrbare Wasserhöhle Deutschlands – und zur berühmten ­Karstquelle »Blautopf«.

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66 Natur +Umwelt 1 | 24 › SERVICE › Kontakt und Impressum

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BUND Naturschutz Service GmbH Service-Partner des BUND Naturschutz in Bayern e.V. Eckertstraße 2 | 91207 Lauf a.d. Pegnitz | Tel. 09123 999 57– 0 | versand@bn-service.de

IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 0 89/5 14 69 76 12, natur-umwelt@­bund-naturschutz.de Redaktion: Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: 1/24 (28. Jahrgang): Hundsrose, Foto: Frank Hecker – blickwinkel Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

Druck und Versand: Fr. Ant Niedermayr GmbH & Co. KG, Regensburg Anzeigenverwaltung: Evelyn Alter, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30/2 80 18-149, Fax -400, alter@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 32. Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23/9 99 57-20, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 4-2023: 155.000 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im B ­ eitrag e ­ nt­­halten, für Nichtmitglieder V ­ ersandgebühr, ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE

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EUROPA

GRIECHENLAND

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