Die bizarren Buchen im Valle di Lodano Vor dem Blattaustrieb sind die Buchen im Valle di Lodano im Maggiatal voller Poesie. Die vielfältigen Stammformen sind aus einem Wald hervorgegangen, der über Jahrhunderte intensiv genutzt worden war. Nun soll das Naturwaldreservat auf dem Gebiet der Bürgergemeinde Lodano Teil des UNESCO-Weltnaturerbes der europäischen Buchenwälder werden. Lukas Denzler
Für viele Deutschschweizer gehören Kastanienwälder zum Tessin und zu Südbünden wie der Merlot und Veltliner. Die Selven mit ihren markanten Fruchtbäumen zeugen von der Kastanienkultur auf der Alpensüdseite. Viel ist in den letzten Jahren unternommen worden, um diese Kulturlandschaften zu erhalten; sie sind Teil der regionalen Identität. In den Tessiner Tälern dominiert hingegen oft eine andere Baumart. Bisweilen sind ganze Bergflanken mit Buchen bestockt. Die Bäume wachsen auf den kargen Böden oft nur langsam, erreichen manchmal aber eindrückliche Dimensionen. Die bizarren Stammformen sind geprägt durch die vorherrschenden Umweltbedingungen und die harten Wuchsverhältnisse.
Knorrig, kauzig und krumm …
(alle Bilder: Lukas Denzler)
Harte Lebensbedingungen Ebenso hart waren die Lebensverhältnisse für die Bevölkerung in den Tessiner Bergtälern bis zum Zweiten Weltkrieg. Obwohl alle denkbaren Flächen land- und alpwirtschaftlich genutzt wurden, gab es nicht für alle genug zu essen. Und die Familien waren kinderreich. Viele Tessiner wanderten deshalb aus. Zunächst in die europäischen Metropolen, später auch nach Kalifornien und Australien. Der Tessiner Schriftsteller Plinio Martini beschreibt die Verhältnisse im Maggiatal in seinem Buch «Il fondo del sacco» eindrücklich. Die Geschichte
32
BuWa1901_032 32
14.02.19 13:43