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Bündner Wald

Versammlung Graubünden Wald

Jahrgang 78 | April 2025

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Un cordiale benvenuto a Poschiavo – Herzlich willkommen –In cordial bainvegni a tuts

100% Valposchiavo: Ein Projekt für Nachhaltigkeit und lokale Entwicklung

Von Angesicht zu Angesicht mit der Vergangenheit

Die Valposchiavo als Modellregion für nachhaltigen Tourismus

Wenn der Schutzwald Unterstützung braucht

Kraftwerk Robbia: Herzstück der Wasserkraftproduktion in der Valposchiavo

Ein kleines Juwel

TERRA NOSTRA setzt sich für die Landschaft der Valposchiavo ein

Il Premio Wakker 2025 di Patrimonio svizzero assegnato al comune die Poschiavo GR

Das Wiedererwachen historischer Wegverbindungen

Die Kastanie – zwischen Geschichte, Kultur und Nachhaltigkeit

La selva di noci di Cotöngi

Das Olivenbaumprojekt in der unteren Valposchiavo

Brixen, Südtirol – ein Fest für den Schutzwald

Jahresbericht 2024 des Vereins Graubünden Wald

Erläuterungen des Kassiers zur Erfolgsrechnung und Bilanz

Generalversammlung 2025 des Vereins Graubünden

Vorschau «Bündner Wald» Juni 2025

Titelbild: Blauer als der Himmel –der Lagh da Saoseo. (Bild: Adobe Stock/Silvano Rebai)

Blick auf den Lago di Saoseo und die Puschlaver Bergwelt.
(Bild: Diego Battilana)

Editorial

Liebe Leserschaft des «Bündner Walds», der diesjährige Versammlungsort liegt für viele nicht gleich um die Ecke. Doch auf dem Weg dorthin werden wir mit vielen schönen Eindrücken belohnt und somit lohnt es sich, die Reise in die Val Poschiavo anzutreten. Wie heisst es so schön: Wer eine Reise macht, kann auch etwas erzählen.

In diesem Sinne hat das Tal ganz besondere Landschaften und Personen, die sich für die Talschaft Val Poschiavo einsetzen. Angefangen bei dem Giardino dei Ghiacciai di Cavaglia, welcher am Fuss des Berninamassivs und des Piz Palü liegt. Dort erhält der Besucher spannende Einblicke in die Geschichte der Gletscherformation und die daraus entstandenen Gletschermühlen, ein ganz spezielles Naturphänomen. Talabwärts, mit der Bahn

«I fahra da Hirsch nid durch d’Stuba.»

oder Auto, sind die imposanten Schutzwerke nicht zu übersehen. Diese sind für die Bevölkerung der Val Poschiavo nicht wegzudenken. Auf dem Weg fällt dem forstlichen Auge auf, dass sich die Waldgesellschaften in einem schönen Übergang befinden und eine Vielfalt an verschiedenen Baumarten bieten. Die Gemeinde Brusio mit der Ortschaft Cavaione hat eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Ebenso wurden in dieser Gemeinde erste Versuche mit Olivenanbau auf alten Trockensteinmauern gestartet, und dies mit Erfolg! Das Puschlav hat zahlreiche spannende Projekte und viele touristische Attraktionen zu bieten. Ein Tal, welches sich stetig weiterentwickelt – viel Spass beim Lesen!

Redaktorin Laura Brunner

Genauso logisch ist es, Respekt und Toleranz im Wald zu fördern.

Mehr dazu, was Fairtrail dafür macht:

Un cordiale benvenuto a Poschiavo Herzlich willkommen

In cordial bainvegni a tuts

È un grande onore per me poter dare il benvenuto alle partecipanti e ai partecipanti all’assemblea generale di Graubünden Wald a Poschiavo, benvenuti tra di noi. Vi invito, a lato dei lavori assembleari, di farvi una vostra opinione riguardo al nostro territorio e alle sue offerte.

Il comune di Poschiavo conta circa 3400 abitanti e ha una superficie di circa 190 km². Gran parte di questo territorio è occupato da bosco che gioca un ruolo, anzi diversi ruoli essenziali per la vita del nostro comune. Il bosco di protezione diventa sempre più importante e viene messo sotto pressione dai cambiamenti climatici. Il bosco fornisce legname d’opera e legna da ardere, in particolare per la produzione di cippato. Questo serve ad alimentare sia il teleriscaldamento comunale che impianti privati. Il bosco ha una funzione primaria quale zona di svago per il tempo libero dei nostri cittadini, per le bellissime passeggiate offerte ai nostri turisti e anche quale habitat per una miriade di piante, insetti e animali. Alcuni aspetti verranno approfonditi nei contributi di questa pubblicazione, in particolare anche il ruolo e i compiti dell’azienda forestale comunale. Le associazioni e l’iniziativa privata, abbinata al fatto che molti cittadini del comune sono disposti a prestare lavoro di volontariato, hanno un peso rilevante nella vita comunitaria. Esse propongono attività culturali, si impegnano alla creazione di infrastrutture, al mantenimento di particolari chicche del nostro territorio o creano nuove opportunità. Tutto questo viene messo a disposizione degli associati, ma anche di tutte le persone che vivono in valle o che ci fanno visita. Nell’attuale volume vengono presentati alcuni progetti già realizzati o in fase di realizzazione. Il comune da solo non sarebbe in grado di sviluppare e realizzare una tale quantità di progetti. Il suo compito è quello, nel limite del possibile, di facilitare il lavoro dei promotori, di mettere a disposizione il territorio comunale e in maniera minore, di sostenere anche economicamente i progetti.

La collaborazione tra pubblico e privato è stata, e lo è sempre ancora, essenziale anche per progetti come 100% Valposchiavo. Ci si lavora da più di dieci anni e si continua a svilupparlo. Questo porta a lavorare il prodotto agricolo in loco, a creare nuovi prodotti locali e infine a consumare i prodotti nei nostri ristoranti o acquistarli nei negozi di paese. Il valore aggiunto rimane in valle.

Vorrei ancora attirare la vostra attenzione al premio Wakker 2025 che Patrimonio Svizzero ha voluto attribuire al Comune di Poschiavo. Un bellissimo riconoscimento non dovuto solo alla manutenzione della sostanza storico-architettonica, ma anche grazie all’iniziativa di tutta la popolazione che ha saputo creare un tessuto culturale di tutto rilievo. Poschiavo è un comune che mette a disposizione un’ampia infrastruttura. Qui si può lavorare, mantenere un’altissima qualità di vita e anche passare le proprie ferie a contatto con la natura.

Giovanni Jochum. (Foto: Comune di Poschiavo)

Der Forstbetrieb der Gemeinde Poschiavo

Mit einem modernen und funktionsfähigen Forstwerkhof, einem Team von motivierten und professionellen Mitarbeitern und einem guten Maschinenpark ist der Forstbetrieb in Poschiavo effizient und rationell organisiert. Nur so können die vielfältigen Aufgaben von der Waldpflege über den Unterhalt von Berg- und Talstrassen bis hin zu Wanderwegen und Schutzbauten optimal erfüllt werden.

Organisation und Aufgaben

Der Hauptsitz des Forstbetriebs befindet sich in Viale. Die Tätigkeiten, welche im Zusammenhang mit der Waldbewirtschaftung stehen, wechseln sich mit einer Vielzahl anderer Arbeiten ab, die unabhängig voneinander sind. Für diese Eigenschaft wurde das Forstunternehmen 2009 mit dem Binding-Preis

für den Wald ausgezeichnet. Das Jahresthema lautete «Diversifizierte Forstbetriebe: ein Modell für die Zukunft». Anhand der Daten aus der forstlichen Betriebsabrechnung (Forst-BAR) kann festgestellt werden, dass rund 40 % des Umsatzes aus der Forstwirtschaft stammt. Dies stuft den Forstbetrieb per Definition als «stark diversifiziert» ein.

Betriebsleiter

Diego Battilana

Sekretariat Revier Nord Sandro Carozzi

Spezialaufgaben:

- Hackschnitzelproduktion und Lieferung

Revier Mitte

Diego Battilana

Spezialaufgaben:

- Betriebsleitung

- Personalführung

- BAR / FIBU

Revier Süd Moreno Costa

Spezialaufgaben:

- Führung Werkgruppe

- Produktion Nebenprodukte für Eigengebrauch und Verkauf

Forstgruppe:

- 1 Forstwart-Vorarbeiter

- 2 Forstwarte

- 4 Waldarbeiter

- 2 Lernende

Werkgruppe:

- 1 Gruppenleiter

- 2 Mitarbeiter

Fläche der Gemeinde Poschiavo.
(Bild: GeoGR) Organigramm des Forstbetriebs Poschiavo.

Die Waldungen der Gemeinde Poschiavo sind in drei Reviere unterteilt: Nord, Mitte und Süd. Jedes Revier wird von einem der drei Förster des Forstbetriebs betreut. Dazu gehören Aufgaben wie die Waldpflege sowie der Unterhalt von Strassen, Wegen und Schutzbauten. Um diese vielfältigen Aufgaben zu bewältigen, steht den Revierförstern ein Team von Mitarbeitern und ein gemeinsamer Maschinenpark zur Verfügung, die je nach Bedarf eingesetzt werden. Zusätzlich zu ihren hoheitlichen Aufgaben haben die Förster spezifische Aufgabenbereiche, die sie für den gesamten Forstbetrieb übernehmen. Diese sind im Organigramm aufgeführt. Die Hauptaufgaben des Forstbetriebs umfassen die Waldbewirtschaftung, die Kontrolle und den Unterhalt von Schutzbauten und Bächen, den Unterhalt von 150 km Bergstrassen sowie von 270 km Wanderund Bikewegen. Zudem ist der Forstbetrieb für die

Produktion und Lieferung von Holzschnitzeln zuständig. Seit 2020 ist die Werkgruppe, die nach einer internen Reorganisation der Gemeinde dem Forstbetrieb angegliedert wurde, für verschiedene Arbeiten im Talboden verantwortlich. Diese Arbeiten umfassen sowohl den Sommer- als auch den Winterdienst der Strassen sowie die Pflege öffentlicher Gärten und Spielplätze. Darüber hinaus unterstützt der Forstbetrieb bei Bedarf auch andere Betriebe des Technischen Dienstes, wie die Kläranlage, Schulen oder die Fernwärme. Die eigene Forstgruppe, welche aus einheimischem und geländekundigem Personal besteht, ist vor allem bei Unwettern von grosser Bedeutung. Dies hat sich bis anhin als sehr wertvoll erwiesen und wird in Zukunft noch wichtiger werden. Insbesondere hinblickend auf die zunehmende Häufigkeit und Intensität von extremen Wetterereignissen.

Der Forstbetrieb auf einen Blick: der Forstwerkhof in Viale mit Personal und Fahrzeugen. (Bild: Diego Battilana)

Der Maschinenpark

Der Forstbetrieb verfügt über einen modernen und effizienten Maschinenpark. Angesichts des steilen Geländes, aber auch des ausgezeichneten Erschliessungsnetzes, erfolgt die Holzbringung in erster Linie mit der mobilen Seilkrananlage Valentini V600 (mit Wyssen-Laufwagen). Der 17 t schwere JCB-Bagger mit Holzgreifer (derzeit nicht mit Prozessor ausgestattet) stellt das Holz am Abladeplatz zum Abtransport bereit (fertig aufrüsten, sortieren und poltern).

Der New-Holland-Traktor mit Seilwinde ist vielseitig einsetzbar, sowohl für spezielle Holzerntearbeiten als auch für die Instandhaltung der Strassen im Sommer. Die Möglichkeit, ihn mit einem Schneepflug auszurüsten, macht ihn auch im Winter zu einem wertvollen Hilfsmittel für den Winterdienst. Der MAN-Lastwagen mit Nachläufer sorgt für den Transport des geschlagenen Holzes im Holzschlag selber bis zum Holzlagerplatz und kann bei Bedarf mit einem Kipper für andere Transportaufgaben ausgestattet werden. Der Aebi-Transporter ist ein weiteres wichtiges Fahrzeug, welches sowohl der Forst- als auch der Werkgruppe für

verschiedene Unterhaltsarbeiten dient. Für den Strassenunterhalt kommen der 1,7 t-Kubota-Bagger und die Bomag-Walze zum Einsatz, während die mechanische Kehrmaschine der Werkgruppe für die Reinigung der Talbodenstrassen sorgt. Das Holder Geräteträgerfahrzeug dient speziell für den Winterdienst der Trottoirs. Schliesslich verfügt der Forstbetrieb über fünf Fahrzeuge für den Transport von Personen und Geräten. Eines davon ist im Winter mit einer Streuvorrichtung für den Winterdienst ausgerüstet.

Der Wald der Gemeinde Poschiavo

Die Gemeinde Poschiavo verfügt über eine Waldfläche von 6858 ha, wovon 5 810 ha als produktiv definiert werden. Der Schutzwald beträgt mehr als 80 % der Waldfläche. Dieser hohe Anteil zeigt, dass der Wald für die Existenz des Tals eine fundamentale Rolle spielt. Ohne seinen Schutz wäre es unmöglich, die Sicherheit der Siedlungen und der Verkehrswege zu gewährleisten.

Die untermontane Höhenstufe zwischen 1000–1200 m ü. M. ist durch Laubhölzer geprägt, gefolgt von der Fichte zwischen 1200 und 1800 m ü. M. auf der montanen und subalpinen Höhenstufe. Die Lärche ist vor allem in den subalpinen und obersubalpinen Höhenstufen ab 1600 m ü. M. bis zur Waldgrenze zu finden. Die Weisstanne kommt nur auf der montanen Höhenstufe in einzelnen Nord- bis Ost-Expositionen und besonders feuchten Gebieten vor. Und die Arve ist auf der obersubalpinen Stufe ab 1600 m ü. M. und vor allem in der Val di Campo zu finden.

Im Jahr 2024 wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald und Naturgefahren mit der Bestandesaufnahme für die Erstellung des neuen Betriebsplans begonnen. Dieses wichtige Planungsinstrument ermöglicht dem Forstbetrieb einen aktuellen Überblick über den Zustand der Wälder, deren Struktur und Handlungsprioritäten. Nach Abschluss der Arbeiten und seinem Inkrafttreten wird der Betriebsplan zwölf Jahre lang gültig sein.

Mobilseilbahn Valentini V600 mit JCB-Bagger. (Bild: Diego Battilana)

Waldbewirtschaftung

Die vereinbarte jährliche Nutzugsmenge des Forstbetriebs beträgt aktuell 10 0 00 m³, wie in der neuen Leistungsvereinbarung für den Zeitraum 2025–2028 mit dem Amt für Wald und Naturgefahren festgelegt wurde. Von 2020 bis 2024 wurde die Nutzungsmenge von 12 0 00 auf 7200 reduziert Diese Massnahme war notwendig, um die durch den Sturm «Vaia» von 2019 verursachten Schäden (43 0 00 m³ Schadholz) zu kompensieren. Zusätzlich haben mehrere Dürrejahre, insbesondere in den Jahren 2021 und 2022 dazu geführt, dass die Schäden durch den Borkenkäfer zunahmen. Aufgrund dessen ist eine Rückkehr auf die ursprüngliche Nutzungsmenge von 12 0 00 m³ vorerst nicht möglich. Ungefähr ein Drittel der Holzschläge wird vom Forstbetrieb selbst durchgeführt. Das Fällen erfolgt motormanuell und die Holzbringung mit dem mobilen Seilkran, je nach Situation mittels Sortimentsoder Ganzbaumverfahren. Beim 2-Seilsystem muss die Seilkrananlage bergwärts installiert werden. Die Baumstämme werden auf dem Platz mit dem Bagger sortiert und falls nötig manuell aufgerüstet. Anschliessend wird das Holz mit dem LKW abtransportiert. Die restlichen zwei Drittel der Holzschläge werden an lokale Forstunternehmen vergeben. Der Grossteil des Holzes wird stehend verkauft, während das Brennholz hauptsächlich vom Forstbetrieb der Gemeinde am Abladeplatz der Seilbahn abgeholt wird. Brennholz wird vorwiegend für die Produktion von Hackschnitzeln genutzt. Zwangsnutzungen, die durch Sturmschäden oder Borkenkäferbefall anfallen, werden in der Regel vom Forstbetrieb selbst gerüstet und mit Hilfe des Helikopters abtransportiert.

Das Holz aus der Region Valposchiavo ist nahezu ausschliesslich für den Export nach Italien bestimmt. Zwischen 2022 und 2024 verblieben lediglich 6 % des Nutzholzes aus Fichten und Lärche im Tal. Davon werden 2 % (hauptsächlich Lärche) vom Forstbetrieb für die Herstellung von Nebenprodukten wie Querabschläge oder Bretter und Balken für den

Lagerhalle für Hackschnitzel in La Calchera.

(Bild: Diego Battilana)

Bau von Brücken verwendet. Das im Tal verbleibende Nutzholz, das in der Regel von guter Qualität (meist B/C) ist, wird von kleinen Sägewerken gesägt und von einheimischen Schreinereien verarbeitet. Um die Verarbeitung und Verwendung von lokalem Holz zu fördern, wird derzeit an der Gründung des Labels «Legno 100 % Valposchiavo» gearbeitet. Dieses Projekt befindet sich noch in der Anfangsphase und wird im Rahmen des «Aktionsplans Holz», welcher vom Bundesamt für Umwelt ins Leben gerufen wurde, erarbeitet. Ziel ist es, alle Akteure des Holzsektors in der Valposchiavo einzubeziehen, um das einheimische Holz von der Ernte über die Verarbeitung bis hin zum Verkauf der Endprodukte aufzuwerten.

Produktion und Lieferung von Hackschnitzeln

Seit einigen Jahren verbleibt fast das gesamte Brennholz im Tal. Ca. 94 % davon werden für die Hackschnitzelproduktion verwendet. Mit dem Bau der Fernheizung Santa Maria (FHSM) im Jahr 2010 hat die Hackschnitzelproduktion und -lieferung eine immer wichtigere Rolle für den Forstbetrieb. In den letzten Jahren wurden das Netz und die Anla-

ge des FHSM mehrmals ausgebaut. Von 2020 bis 2024 stieg die Hackschnitzellieferung von 3500 auf 6800 Sm³. Parallel dazu stiegen die Wärmeproduktion und der Wärmeabsatz der HFSM von 1,9 Mio. auf 4,4 Mio. kWh. Mit der nächsten Ausbauetappe wird die geplante Hackschnitzelversorgung auf 8500 Sm³ ansteigen. Ein weiterer Ausbau ist nicht vorgesehen, denn die Anlage wird damit ihre maximale Leistung erreicht haben und der Vorrat an einheimischem Hackschnitzel wird ausgeschöpft sein. Um die gewünschte Absatzmenge liefern zu können, wird es notwendig sein, auch das grüne Astmaterial weiter zu verwerten. Im Rahmen eines Interreg­Projekts (IT­CH) wird die Anschaffung eines mittelgrossen Hackers geprüft. Dieser soll für das Hacken der Asthaufen aus den Holzschlägen, die entlang der Forststrassen gelagert sind, dienen. Neben der FHSM beliefert der Forstbetrieb auch private Anlagen und die eigene Anlage beim Forstwerkhof. Um die ständige Verfügbarkeit von Hackschnitzeln zu gewährleisten, verfügt der Forstbetrieb über eine Hackschnitzelhalle. Diese befindet sich auf dem Holzlagerplatz in La Calchera, unweit des Forstbetriebs in Viale.

Ausbildung von Forstwartlernenden und Ausbildung in Schulen Momentan befinden sich zwei Lernende in der Ausbildung zum Forstwart im Betrieb. Auch die Ausbildung in Schulen hat im Forstbetrieb eine lange Tradition. So werden seit Anfang der 1990er­Jahre in Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Brusio jährlich zwei Ausbildungstage in der Oberstufe, die sogenannten «Waldtage», durchgeführt. Die Schüler werden über die verschiedenen Aspekte des Waldes unterrichtet. Sie erhalten Einblick in die verschiedenen Funktionen des Waldes bis hin zu den Tätigkeiten des Forstdienstes. Weiters werden die Schüler in die Theorie sowie in die praktischen Arbeiten im Wald eingeführt, wie z. B. der Unterhalt eines Weges oder die Jungwaldpflege. Der Höhepunkt ist zweifellos das Fällen eines Baums durch den Lernen­

den. Dieser darf den Baum unter Aufsicht des Ausbildners fällen.

Ein Blick in die Zukunft

An Herausforderungen für die Zukunft mangelt es nicht, wie auch die Vergangenheit gezeigt hat. Die Waldbewirtschaftung, die durch den fortschreitenden Klimawandel immer stärker unter Druck gerät, erfordert eine ständige Anpassung der waldbaulichen Bewirtschaftungsmethoden. Die Bedeutung des Waldes für seine Produkte, für Erholungszwecke, aber auch für die Erhaltung der Artenvielfalt, wird zunehmen. Auch die Pflege des Gebiets wird bei immer häufigeren und extremen Wetterereignissen eine Herausforderung für die Zukunft darstellen. Die Schutzbauten müssen erhalten und gegebenenfalls erweitert werden. Löschbecken werden eine wichtige Rolle spielen, um bei Waldbränden sofortige Massnahmen zu ergreifen. Aber auch die Zufahrtswege zu den Infrastrukturen sowie für die Bewirtschaftung des Gebiets müssen instand gehalten werden. Denn dies ist für die Gemeinde Poschiavo mit ihrem dichten Strassennetz keine unwichtige Aufgabe. Um all diese Herausforderungen zu meistern, braucht es wie bisher die fachliche und finanzielle Unterstützung des Kantons. Der Forstbetrieb braucht die richtige politische Unterstützung, um mit einer effizienten Organisation, mit geschultem Personal, modernen und leistungsfähigen Infrastrukturen und Maschinen weiterhin arbeiten zu können.

Diego Battilana ist Forstingenieur und Betriebsleiter des Forstbetriebs der Gemeinde Poschiavo.

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100 % Valposchiavo: Ein Projekt für Nachhaltigkeit und lokale Entwicklung

Die Valposchiavo, eine grüne und bergige Region im Kanton Graubünden, hat in den letzten zehn Jahren ein ehrgeiziges und innovatives Projekt hervorgebracht, das in der Lage ist, die lokalen Produktionsrealitäten unter einer einzigen Marke zu vereinen: das Projekt, oder besser gesagt, die Vision 100% Valposchiavo.

Dieses Projekt ist nicht nur als kommerzielle Initiative zu betrachten, sondern ein echtes Modell für territoriale Entwicklung, das darauf abzielt, die biologische Landwirtschaft zu unterstützen, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Produktionsketten zu fördern und das wirtschaftliche Wachstum zu fördern, ohne die sozialen und ökologischen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren.

Das Konzept der daraus entstandenen Marken «100% Valposchiavo» und «Fait sü in Valposchiavo» beschränkt sich nicht nur auf die Identifizierung einer Reihe von Produkten, die aus dem Gebiet stammen und mit zwei charakteristischen Marken versehen sind, sondern drückt eine umfassende Vision der Nachhaltigkeit aus. Jedes Produkt, das das Markenzeichen «100% Valposchiavo» trägt, hat eine Verarbeitung sowie die Herkunft, die eng mit dem Tal verbunden ist, und wertschätzt somit die lokalen natürlichen Ressourcen. Insbesondere sind mehr als 97 % der landwirtschaftlichen Fläche in der Valpo -

schiavo biologisch, was diese Initiative nicht nur zu einer Gelegenheit macht, die typischen Produkte zu fördern, sondern auch eine regionale Antwort auf die Umweltprobleme und die steigende Nachfrage nach gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln darstellt.

Eine soziale und kooperative Vision

Ein herausragendes Merkmal der Vision «100% Valposchiavo» ist ihr sozialer und kooperativer Ansatz. Das Projekt hat die Schaffung von mehreren echten Wertschöpfungsketten ermöglicht, die mehr als 70 lokale Unternehmen umfassen, die in Landwirte, Verarbeiter, Händler und Gastronomen unterteilt sind. Diese Akteure haben nicht nur die Möglichkeit, sich individuell zu entwickeln, sondern können durch Kooperation Ressourcen, Kompetenzen und Strategien teilen und ein kohärentes und integriertes Produktionsökosystem schaffen.

Das Ziel ist es, die Synergie zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Gastronomie zu fördern, Sektoren, die oft getrennt arbeiten, die jedoch im Fall der Valposchiavo in der Lage waren, ein System zu entwickeln. Dieser Ansatz hat zu einer gesteigerten Sichtbarkeit des Gebiets und seiner Produkte geführt, nicht nur auf dem lokalen Markt, sondern auch für Touristen und Besucher, die heute zunehmend von der Qualität und Authentizität der angebotenen Produkte angezogen werden.

Die Vision beschränkt sich nicht darauf, einen wirtschaftlichen Vorteil für die einzelnen Unternehmen zu schaffen, sondern hat auch einen bedeutenden

Marken der Produkte aus der Valposchiavo.

sozialen Einfluss, indem sie ein Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinschaft fördert und eine Kultur der Zusammenarbeit propagiert, die entscheidend ist, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Positive wirtschaftliche Auswirkungen und Entwicklungspotenzial

In den ersten zehn Jahren seines Bestehens hat das Projekt «100% Valposchiavo» sehr positive Ergebnisse erzielt. Die Anzahl der beteiligten Unternehmen ist gestiegen, ebenso wie die Anzahl der mit dem Markenzeichen «100% Valposchiavo» und «Fait sü in Valposchiavo» zertifizierten Produkte. Heute sind mehr als 200 Produkte mit dem ersten Markenzeichen zertifiziert, während mehr als 80 die Zertifizierung «Fait sü in Valposchiavo» erhalten haben, was einen grossen Erfolg in Bezug auf Qualität

und Anerkennung darstellt. Das steigende Interesse nach diesen Produkten, sowohl von Gästen, die das Tal besuchen, als auch von Einheimischen, hat zu einem Anstieg der Verkaufszahlen beigetragen und die lokale Wirtschaft gestärkt.

Der von der Vision verfolgte Ansatz, der Nachhaltigkeit und Innovation kombiniert, hat auch einen positiven Einfluss auf den Tourismus, mit einer zunehmenden Zahl von Gästen, die immer mehr Interesse daran zeigen, die typischen Produkte des Tals zu entdecken und zu geniessen. Darüber hinaus hat die Initiative auf kantonaler, nationaler und internationaler Ebene an Bedeutung gewonnen, indem sie Schulen und Institutionen einbezogen und andere Organisationen angesprochen hat, die die Bedeutung eines Projekts erkennen, das wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit miteinander vereint.

Blick auf die landwirtschaftlich genutzten Wiesen und den Lago di Poschiavo. (Bild: Valposchiavo Turismo)

Trotz der erzielten Erfolge steht die Vision «100% Valposchiavo» weiterhin vor wichtigen Herausforderungen. Eine davon besteht darin, das Interesse und die Begeisterung aller lokalen Akteure, sowohl der Bevölkerung als auch der Unternehmen, aufrechtzuerhalten. Der Wettbewerb zwischen Akteuren, die, obwohl sie Teil eines gemeinsamen Projekts sind, manchmal auf lokaler Ebene konkurrieren, birgt das Risiko, Rivalitäten zu schaffen, die die Zusammenarbeit behindern. In diesem Zusammenhang ist das wahre Ziel, den gemeinsamen Vorteil in den Vordergrund zu stellen, die Unsicherheiten des Einzelnen zu überwinden und das Tal als Ganzes weiter wachsen zu lassen.

Die lokalen Produkte der Valposchiavo: Ein Reichtum an Aromen und Traditionen Die Valposchiavo, mit ihrer privilegierten Lage und ihrem günstigen Klima, hat schon immer eine fruchtbare Region für Landwirtschaft dargestellt. Das Projekt «100% Valposchiavo» hat es verstanden, diesen natürlichen Reichtum zu sammeln und hervorzuheben, indem es eine Vielzahl von Produkten präsentiert, die Zeugnis einer Tradition ablegen, aber auch von der Fähigkeit zeugen, sich den modernen Anforderungen des Marktes anzupassen und zu innovieren.

Zu den unbestrittenen Protagonisten dieses Angebots gehören Milchprodukte und Bio-Eier. Die in der Valposchiavo produzierte Milch ist von hoher Qualität, dank der einheimischen Viehrassen und der biologischen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Betriebe. Die Cooperativa Caseificio Valposchiavo, die am Projekt «100% Valposchiavo» teilnimmt, produziert frische, gereifte und halbgereifte Käsesorten, die alle durch einen authentischen Geschmack ausgezeichnet sind, der eng mit dem Gebiet und seiner Geschichte verbunden ist.

Neben den Milchprodukten ist ein weiteres grundlegendes Produkt der Valposchiavo das Fleisch. Rindfleisch, Schweinefleisch, Pferdefleisch, Eselfleisch, Ziegenfleisch, Lammfleisch, Puten- und Geflügelfleisch, häufig aus lokalen Zuchtbetrieben stammend, wird von den vier Metzgereien verarbeitet, die zu den am meisten nachgefragten Produkten gehören. Das Fleisch wird nach traditionellen Rezepten verarbeitet, die die lokalen Traditionen lebendig halten und den Verbrauchern ein einzigartiges gastronomisches Erlebnis bieten.

Die Valposchiavo ist auch ein Land voller Kräuter und aromatischer Pflanzen, die zur Herstellung von natürlichen Tees mit wohltuenden und heilenden Eigenschaften verwendet werden. Unter diesen stechen insbesondere Tees auf Basis von Kamille, Melisse

Die Brasciadela ist das urtümliche Puschlaver Ringbrot. (Bilder: Rosalie Aebi (links), Valposchiavo Turismo (rechts))

und Minze hervor, die zunehmend für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt werden. Der Weizenanbau ist ein Beispiel dafür, wie Tradition und Kultur des Tals mit der Pflege und Aufwertung des Gebiets zusammenfliessen. Mehl und Pasta sind weitere Exzellenzen des Tals, mit lokal produzierten Mehlsorten, die verwendet werden, um eine Vielzahl von Produkten zu schaffen, von Ravioli bis zu Pizzoccheri, die die gastronomische Tradition des Valposchiavo bewahren. Die Gemüseproduktion ist sehr vielfältig: von Kartoffeln über Karotten, bis hin zu Kohl, Zucchini und Tomaten, die alle nach biologischen Methoden angebaut werden. Diese frischen Gemüsesorten sind für die Familien und die lokalen Küchen von entscheidender Bedeutung und tragen dazu bei, die Verbindung zur Erde lebendig zu halten. Darüber hinaus gibt es auch Honig und Marmeladen, die mit der im Tal wachsenden Frucht wie Heidelbeeren, Erdbeeren und Himbeeren zubereitet werden. Auch Obst, wie Äpfel, Birnen und Pflaumen, hat eine lange Tradition in der Valposchiavo. Das Projekt hat es ermöglicht, eigene Obstplantagen auszubauen und frische und natürliche Säfte zu produzieren. Es fehlen auch nicht speziellere Produkte wie Olivenöl und Bier. Das Olivenöl, obwohl nicht traditionell, ist ein Beispiel dafür, wie die Valposchiavo sich für Innovationen geöffnet hat, mit dem Anbau von Oliven in Gewächshäusern, die ein Öl mit feinem und edlem Geschmack produzieren. Das Handwerksbier, das von lokalen Brauereien produziert wird, ist ein weiteres Beispiel für die Fähigkeit des Tals, Exzellenzen zu erzeugen, die selbst anspruchsvolle Gaumen zufriedenstellen. Liköre und Wein sind schliesslich ein Zeichen der Kunstfertigkeit der lokalen Handwerker bei der Herstellung von alkoholischen Getränken, die die Geschichte und Tradition der Valposchiavo und der Valtellina erzählen.

Eine Zukunft, die auf Professionalisierung und Integration blickt

Zehn Jahre nach seiner Gründung hat die Vision «100% Valposchiavo» ein grosses Entwicklungspo­

tenzial bewiesen. Die Zukunftsperspektiven betreffen insbesondere die Professionalisierung des Modells über die Anfangsphase hinaus und die weitere Konsolidierung des Netzwerks der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Unternehmensrealitäten. In diesem Wachstumsprozess kommt den Branchenverbänden eine Schlüsselrolle zu, die immer mehr in die Planung und das Management der Zukunft einbezogen werden müssen, zusammen mit den Unternehmen, der lokalen Politik und der Bevölkerung.

Die grösste Herausforderung für die kommenden Jahre wird darin bestehen, sicherzustellen, dass alle Beteiligten die gleichen Ziele teilen und entschlossen den eingeschlagenen Weg fortsetzen, die Schwierigkeiten überwinden und die Motivation hochhalten. Wenn das Projekt weiterhin auf Zusammenarbeit und Integration von Kompetenzen setzt, wird es möglich sein, die Sichtbarkeit der lokalen Produkte weiter zu steigern und neue wirtschaftliche und soziale Wachstumschancen für die Valposchiavo zu entwickeln.

Fazit

Das Projekt «100% Valposchiavo» hat mit seiner globalen Vision und der Fähigkeit, die verschiedenen Produktionsrealitäten des Tals zu vereinen, ein Beispiel dafür geliefert, wie Tradition, Nachhaltigkeit und Innovation miteinander kombiniert werden können. Der Erfolg der letzten zehn Jahre zeigt, dass es möglich ist, ein solides System zu schaffen, das nicht nur das Wachstum der einzelnen Unternehmen fördert, sondern auch das Wohl der Gemeinschaft und den Umweltschutz unterstützt. Die Zukunft der Valposchiavo geht daher durch die Fortsetzung dieses positiven Modells, das auf Qualität, Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit setzt.

Von Angesicht zu Angesicht mit der Vergangenheit.

Der Gletschergarten von Cavaglia ist ein magischer Ort. Es ist ein spezielles Geschenk, das uns die Natur nur selten macht und uns erlaubt, in ihre Vergangenheit einzutauchen. Genau das ist der Zauber dieses Ortes: Während wir die Gletschertöpfe von Cavaglia betrachten, erzählt uns die Natur ihre Geschichte. Es ist die Geschichte von Gletschern, von mächtigen Bergen und Tälern, die entstanden sind. Es ist die tausendjährige Geschichte der Alpen, und die Gletschermühlen sind nichts anderes als die Fussspuren, die der Gletscher hinterliess, als er Cavaglia durchquerte. Eine Erinnerung von Millionen von Jahren, die uns der Gletscher erzählt.

Romeo Lardi
Cavagliasco Schlucht.
(Bild: Milena Keller Gisep)

Gletschermühle erste Reihe.

Von der prähistorischen bis zur heutigen Zeit

Um die Geschichte der Gletschermühlen von Cavaglia zu entdecken, müssen wir einen Zeitsprung von mehr als anderthalb Millionen Jahren in die Quartärzeit und die darauffolgenden Vergletscherungen machen. Die letztere von denen (Würmische Vergletscherung) formte das Relief der Valposchiavo. Während der letzten Vergletscherung, vor etwa 11 0 00 Jahren, hat der Palü-Gletscher, welcher vom Pru dal Vent herabkam, ein Gletscherbassin (Cavaglia-Ebene) geformt. Durch die Umformung des Tals entstand die Gletscherschwelle der Motti di Cavagliola. Genau hier hat das Schmelzwasser des Gletschers unter dem grossen Druck der Eismasse in einer wirbelnden und rotierenden Bewegung Steine und Sand mitgerissen und zahlreiche Löcher in den Fels gegraben.

Die Erforschung dieses erstaunlichen Phänomens verdanken wir den Forschungen des Geologen Prof. Aldo Godenzi aus Poschiavo in den 1950er-Jahren. Ein weiteres Zeugnis dieser Eiszeit sind die beeindruckenden Schluchten, die der Cavagliasch-Bach in den Felsen gegraben hat.

Die Mühlen kommen zum Vorschein Wenn die Geschichte der Gletschermühlen von Cavaglia Tausende von Jahren alt ist, so ist die ihrer Entdeckung knapp zwei Jahrhunderte alt.

Im Jahr 1859 schrieb Georg Leonhardi, ein reformierter Pfarrer aus Brusio, als Erster über diese runden Hohlräume, die durch die jahrtausendelange Erosionsarbeit der Gletscher in den Fels gehauen wurden. Danach folgten einige andere, und im Jahr 1995 schrieb Professor Pietro Beritelli von der Tourismus-

(Bild: Milena Keller Gisep)

fachschule Samedan die erste Analyse über die touristische Bedeutung der Gletschertöpfe von Cavaglia.

Aus der Liebe zur Natur entsteht der Verein Gletschergarten Cavaglia

Die Liebe zu ihrem Tal vereint alle Einwohner der Valposchiavo, und 1994 begann eine Gruppe von Freiwilligen mit der Entleerung der Gletschermühlen, nachdem sie die Zustimmung des kantonalen Amtes für Natur- und Umweltschutz sowie der Gemeinde Poschiavo erhalten hatten. So wurde am 6. November 1998 in einem Saal des Albergo Croce Bianca in Poschiavo der Verein Gletschergarten Cavaglia (GGC) gegründet. Im Jahr 2023 feierte der Verein sein 25-jähriges Bestehen, und zu den ersten Gründungsmitgliedern sind inzwischen nicht weniger als 4000 weitere hinzugekommen.

Dank Spenden und freiwilligen Mitarbeitern des Gletschergarten-Komitees sowie von Gruppen, Or-

ganisationen und Vereinen hat die GGC seit 1999 zahlreiche Arbeiten ausgeführt. Die Säuberung der Gletschermühlen, die Schaffung eines Weges und die spektakuläre Route durch die Cavagliaschlucht konnten realisiert werden.

So viel Schönes nur einen Katzensprung entfernt: die Gletschermühlen entdecken Vom Bahnhof der Rhätischen Bahn in Cavaglia (1693 m) erreicht man in 10 Minuten die Gletscherstufe Motti di Cavagliola, wo die Gletschermühlen besucht werden können. Der Weg ist ausgeschildert und erfordert keine besonderen Schwierigkeiten. Auf dem Weg zu den Gletschermühlen kann man einen einzelnen Findling bewundern, der ein besonderer Zeitzeuge für die tausendjährige Präsenz des Gletschers in der Ebene von Cavaglia darstellt. Nach der Besichtigung der ersten Gletschermühlen führt der Weg zu einem spektakulären Aussichtspunkt.

Aussichtspunkt GGC.
(Bild: Milena Keller Gisep)

Von dort kann man die Valposchiavo und die umliegenden Berge bewundern. Auf dem Rückweg kann das Habitat von verschiedenen Pflanzen besichtigt werden, bevor der Weg über eine Treppe hinunter nach Puntalta führt, wo sich weitere Gletschermühlen befinden. Hier besteht die Möglichkeit, über eine einfache Treppe durch die spektakuläre Cavagliaschlucht zu gehen und dabei die Brücke der Eisenbahnlinie zu unterqueren.

So viel Schönes vor der Haustür: die Vegetation des Gletschergartens

Die Gletschermühlen sind nicht das einzige Naturwunder, das Cavaglia seinen Gästen bietet. Denn auch die alpine Vegetation in ihrer ganzen Schönheit und Einzigartigkeit kann bewundert werden. Allen voran die weisse Blüte des seltenen Siebensterns, der in Cavaglia und nur an zwei weiteren Orten in der Schweiz vorkommt. Neben den zahlrei­

chen Legföhren sind im Habitat von Cavaglia auch Pionierpflanzen zu beobachten. So wie die zwischen den Felsen versteckte Primel, die Leimkräuter mit ihren fantastischen Blütenpolstern und die weissen Büschel des Scheuchzer Wollgrases.

Cavaglia, eine wunderbare Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart

In Cavaglia gibt es eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Es gibt eine Verbindung zwischen der Geschichte der Alpen und der Geschichte von Alpenregionen wie der Valposchiavo, die in der gleichen Geschichte koexistieren mussten und konnten.

Romeo Lardi ist Präsident des Vereins Giardino dei Ghiacciai di Cavaglia.

Weitere Informationen auf www.ggc.swiss

Orrido di Cavaglia.
(Bild: Simone Ronzio)

Die Valposchiavo als Modellregion für nachhaltigen Tourismus

Valposchiavo, das charmante Tal im Süden Graubündens, hat sich als leuchtendes Beispiel für nachhaltigen Tourismus etabliert und strebt danach, den langsamen Tourismus weiterzuentwickeln. Damit beweist die Valposchiavo, dass Tourismus und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sein müssen.

In einer Studie der Fachhochschule Graubünden mit dem Titel «Klimaverantwortung übernehmen», die im Herbst 2024 vorgestellt wurde, schnitt die Tourismusdestination Valposchiavo sehr gut ab. Zwei Gründe spielten dabei eine besondere Rolle: Mit dem Projekt «100% Valposchiavo» setzt die Region auf lokale Produkte und kurze Wertschöpfungsketten, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch den Gaumen der Besucher erfreuen. Zum anderen ist die Anreise mit dem Zug über die Berninastrecke nicht nur ein Erlebnis mit zum Greifen naher Sicht auf die Wälder, Gletscher, Seen und Berge, sondern sie sorgt selbstverständlich auch für einen geringen CO²-Ausstoss.

Es darf der berechtigte Eindruck entstehen: Wer die Valposchiavo besucht, reist nicht nur, sondern erlebt eine tiefgehende Verbindung zu einer intakten, ursprünglichen Welt.

Von diesem Verständnis des sanften Tourismus profitieren nicht nur die Gäste, sondern auch die Einheimischen, da die Wertschöpfung weitgehend lokal und regional wirksam wird.

Sanfter Tourismus – mehr als ein Trend Während bekannte und beliebte Städte wie Rom, Mailand, Zürich, Genf oder zahlreiche Touristenmagnete in Italien und Spanien mit ihren Bettenhochburgen zwar ein Dichteerlebnis an Eindrücken und schnelle Erreichbarkeit bieten, zeigt der Tourismustrend sowohl in Italien wie auch in Graubünden in Richtung eines sanften Tourismus, auch als Slow Tourism oder nach-

haltiger Tourismus bezeichnet. Als verstecktes Juwel in den Schweizer Alpen bietet das Tal in der Tat ideale Voraussetzungen für einen langsamen, nachhaltigen und authentischen Tourismus. In einer Welt, die von Hektik und Massentourismus geprägt ist, setzt das Tal auf ein behutsames Wachstum, das die natürliche Umgebung schützt, die lokale Kultur bewahrt und den Gästen tiefgehende Erlebnisse bietet.

Gäste, die die Valposchiavo besuchen, schätzen den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, die Authentizität der erhaltenen Baustruktur und die Ursprünglichkeit unserer Wälder, die mit interessanten Wander- und Bikewegen durchzogen sind.

Die Mehrheit unserer Beherbergungsstrukturen sind familiengeführte Hotels und Gaststätten, die aus Überzeugung für die Valposchiavo eintreten und selbst zu Markenbotschaftern der Valposchiavo werden.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Tourismus, Landwirtschaft und Handel schafft eine Kreislaufwirtschaft, von der alle profitieren. So wird der Tourismus zur treibenden Kraft für die lokale Wirtschaft und die ländliche Entwicklung.

Diese Bemühungen blieben nicht unbemerkt: Valposchiavo wurde von der Welttourismusorganisation UNWTO im Jahr 2021 als eines der «Best Tourism Villages» ausgezeichnet und gehört noch heute zu einem der derzeit 44 ausgewählten Orte weltweit. Dennoch braucht solche Entwicklung immer wieder Unterstützung und Anerkennung. So erhält die Gemeinde Poschiavo im Jahr 2025 den renommier-

Ortstypische Terrassierung im Puschlav durch Trockenmauern. (Bild: Valposchiavo Turismo)

ten Schweizer Wakkerpreis als Auszeichnung dafür, dass sie sich erfolgreich gegen den Trend der Abwanderung aus Berggebieten stellt. Betont wurden dabei die Eigenständigkeit, Baukultur und nachhaltige Entwicklung, die zu einem zukunftsweisenden Modell für Bergregionen zählen. Historische Gebäude und zeitgenössische Architektur, innovative Projekte, sowie ein vielfältiges Kulturangebot sorgen für eine besondere Lebensqualität und wirken der Abwanderung entgegen.

Projektbezogene und gezielte Entwicklung

Die Tourismusorganisation Valposchiavo Turismo nimmt an unterschiedlichen Projekten Teil, die von der neuen Regionalpolitik von Bund und Kanton unterstützt werden. Auf diese Weise entstand auch die Einmaligkeit, dass die Tourismusorganisation als Marketingorganisation Markeninhaberin der Marken «100% Valposchiavo» und «Fait sü in Valposchiavo» ist und sich mit einem Gremium um die Gewährleistung der Qualitätskontrolle hinsichtlich der Markenvorgaben kümmert. Im Jahr 2025 feiern wir das zehnjährige Bestehen dieser Marken, die einmal als ein Projekt begannen.

Blick auf den markanten Hausberg Sassalbo.

(Bild: Rosalie Aebi)

Ziel der bestehenden Projekte ist es, die Destination immer mehr in Richtung des Qualitätstourismus weiter zu entwickeln. In konkreten Messzahlen bedeutet dies: längere Aufenthalte (mehr als drei Tage und damit sogar über dem Durchschnitt in Graubünden) und Aufenthalte abseits der starken Sommermonate zu entwickeln. In die Karten spielen der Destination, dass man im November bisweilen bis in die Monatsmitte hinein noch in alpiner Höhe wandern kann, oder im Februar und März bereits erste Ausflüge insbesondere im Südabschnitt des Tales im Bereich der Gemeinde Brusio möglich sind, wenn sich bereits der Frühling meldet. Nicht zu verachten: der Ort Viano hat im Durchschnitt sieben Sonnenstunden pro Tag und ist auch aufgrund seiner Ursprünglichkeit eine Wanderung wert.

Langsamer Tourismus setzt auf Qualität statt reine Quantität. Seien es Wanderer, seien es Radfahrer: auf entlegenen Wegen, mit weitem Panorama bis hin zu den Gletschern des Berninamassivs, in die norditalienischen Alpen oder bis zum Ortlergebirge kann der Blick schweifen, wenn man die Höhen der Valposchiavo erklimmt oder auf einem der Panoramawege mit dem Bike entlangfährt.

Dennoch ist die quantitative Messbarkeit auch ein Thema: Die Übernachtungszahlen in der Hotellerie gingen in den vergangenen zehn Jahren von knapp unter 50 0 00 bis in die starken Jahre 2020–2021 mit deutlich über 80 0 00, was die Hoffnung auf einen anhaltenden Trend geweckt hat, mit der Vision, eines Tages auf das Jahr verteilt 100 0 00 Übernachtungen zu erreichen. Die Destination langsam und nachhaltig zu entwickeln, ist eine Herausforderung. Insbesondere verläuft sie über die Schaffung neuer Angebote etwa im Bereich des Gesundheits- und Sporttourismus oder gezielte Aufenthalte zu Kulturwochenenden mit Konzerten, Museumsbesuch, Lesungen usw. Dabei spielen die persönlichen Kontakte zu den Gästen, die überzeugt sind von der

Schönheit des Tales und manchen unentdeckten Orten, eine besondere Rolle. Nachhaltige Tourismusentwicklung setzt auf die Nutzung vorhandener Infrastruktur und Synergien. Ein enger Austausch besteht mit Pontresina Tourismus über den Verein «Bernina Glaciers», der den Naturerlebnisraum zwischen Engadin und Valposchiavo kommunizieren und achtsam entwickeln möchte: Beide Destinationen profitieren voneinander und legen Wert auf naturnahes Erleben. Ebenso bestehen Kooperationen ins angrenzende Veltlin, das dem kulinarischen Angebot der Valposchiavo in manchem zu ähneln scheint. Nicht zuletzt ist dies bedingt durch die gemeinsame Geschichte des Schmuggels (Contrabbando), was seit einigen

Das weltbekannte Kreisviadukt von Brusio lässt sich auf einem Spaziergang aus der Nähe betrachten.
(Bild: Rhätische Bahn/Giorgio Murbach)

Jahren Ende April im Rahmen des Festivals des «kulturellen Schmuggels» («Contrabbando culturale») erlebbar wird, mit Geschichten und Traditionen, die beide Landstriche verbindet.

Lokale Akteure als Teil des Erfolgs

Die Valposchiavo verdankt neben den Beherbergungsbetrieben den hochengagierten lokalen Akteuren und Organisatoren kultureller Veranstaltungen und Initiativen, den strategisch wichtigen Museen (Geschichte und Tradition, Kunst, Ethnographie, Tabak), sowie der lebendigen Gruppe rund um das Thema Radfahren und Biken in der Valposchia­

vo, dass sie zum vielfältigen Bild und zum Erfolg der Destination beitragen. Auf diese Weise kann man regelrecht von einem fortdauernden Sport ­ und Kultursommer in der Valposchiavo sprechen, der die Monate von Ende Mai bis in den Spätherbst hinein reich befüllt. Einige assoziative Slogans und Schlagworte, die die Valposchiavo als Destination bezeichnen, dürfen Lust wecken, uns zu besuchen, denn wir sind natürlich und überraschend nahe, und bei uns darf man das Unerwartete erwarten.

Thomas Fries ist Direktor von Valposchiavo Turismo.

Einführung

Wenn der Schutzwald Unterstützung braucht

Dort wo der Schutzwald an seine Grenzen kommt, sorgen Schutzbauten für die Sicherheit vor gravitativen Naturgefahrenprozessen. Die Val Poschiavo ist bezüglich Naturgefahren besonders exponiert, weshalb 85% der Waldungen Schutzwälder sind und die Dichte an Schutzbauten rund doppelt so hoch ist, wie im kantonalen Vergleich. Ein Zahlenvergleich verdeutlicht die Bedeutung von Schutzmassnahmen für die Valposchiavo.

Die bedeutendste Schutzbaute des Kantons Graubündens ist der Schutzwald. Rund zwei Drittel der Waldungen im Kanton schützen Dorf- und Stadtbewohner, verstreute Siedlungen sowie Verkehrsträger – in der Valposchiavo [1] sind es sogar 85%

aller Waldungen. Die Waldungen werden nach dem national anerkannten Schutzwaldpflegekonzept «Nachhaltigkeit im Schutzwald» (NaiS) aufgebaut, gefördert und erhalten. Aber auch der beste Schutzwald kommt irgendwann an seine Grenzen, wenn die Naturgefahrenprozesse beispielsweise in Form

Schutzwald entlang der Berninapassstrasse im Abschnitt Pisciadell bis Val Urezza. (Bild: AWN, G. C. Feuerstein)

Der kantonale Schutzbautenkataster GR (infProtect).

von Lawinen oberhalb seines natürlichen Ausbreitungsgebiets starten, oder wenn die Ausmasse der Prozesse die Schutzwirkung schlicht überfordern. Allerspätestens dann kommt der risikobasierte integrale Umgang mit Naturgefahren zum Tragen [BAFU, 2018]. Raumplanerische, organisatorische und technische Massnahmen wirken risikobezogen effizient zusammen. Im nachfolgenden Beitrag wird der Fokus auf die technischen Massnahmen in der Valposchiavo gerichtet.

Schutzbauten müssen wie jedes bauliche Werk kontrolliert, unterhalten, wo nötig instandgesetzt und eines Tages auch ordentlich rückgebaut oder allenfalls durch neue Werke ersetzt werden [SIA Norm 469]. Das Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden hat den gesetzlichen Auftrag [IRMV, Art. 4 lit. b)], die Schutzbauten in einem entsprechenden Kataster zu führen und die Kontrollen und Inspektionen zu koordinieren. Dazu dient das System infProtect der Firma Unitsolution AG in Basel, das sämtliche Schutzbauwerke im Kanton Graubünden umfasst.

(Bild: AWN, G. C. Feuerstein)

Schutzwälder und Schutzbauten ermöglichen ein Leben im Gebirge

Der Kanton GR zählt per Ende 2024 insgesamt 39 345 Einzelbauwerke, gruppiert in 2075 Verbauungsgebieten, die jeweils ein anerkanntes Schutzziel in irgendeiner Weise schützen [2]. Das können Lawinenstützwerke, Steinschlagschutzbarrieren, Holzkästen zur Stabilisierung von Einhängen oder auch Entwässerungsleitungen und Schächte sein, um nur einige wenige Beispiele aufzuzählen. Zählt man deren Werklänge zusammen, entsteht eine stolze Zahl von fast 1000 km (963,39 km), wobei diese Zahl unterschätzt wird, da in der Datenbank noch nicht bei allen Werken deren Länge erfasst ist.

Die Region Südbünden zählt 10 355 Werke davon, die insgesamt 265 km Länge ausmachen (auch hier gilt zu vermerken, dass diese Zahl unterschätzt wird). Die Gemeinden Poschiavo und Brusio zusammen verfügen insgesamt über 2441 Werke, die ein Leben und Verkehren in einem Tal in den Alpen überhaupt ermöglichen und wiederum in 122 Verbauungsgebieten zusammengefasst sind. Die Ge-

Anzahl Werke im Kanton sowie Valposchiavo

VP

Vergleich der gesamten Anzahl Werke nach Naturgefahrenprozess für den Kanton GR und der Valposchiavo (Gemeinden Poschiavo und Brusio zusammen).

meinde Poschiavo zählt im kantonalen Vergleich übrigens nach der Gemeinde Davos die zweitmeisten Schutzbauwerke auf ihrem Territorium. Während im Kanton GR die meisten Werke vor Lawinen schützen, sind es in der Valposchiavo vorallem die vielen Bachverbauungen, die zusammen mit den Hangverbauungen 65% aller Werke ausmachen (Vergleich Kanton 53%). Die tiefere Lage des Tales bringt es mit sich, dass der Lawinenverbau

mit einem Anteil von 24% im Vergleich zum kantonalen Wert von 40% nicht sehr ausgedehnt ist – dieser beschränkt sich im Wesentlichen auf die grossen Verbauungen LV Alp Grüm sowie LV Sena. Interessant ist das Verhältnis der Anzahl Werke zur betroffenen Grundfläche des Territoriums, d. h. Anzahl Werke pro Quadratkilometer Fläche des Kantons GR bzw. der Valposchiavo, sowie das Verhältnis zur jeweiligen Einwohnerzahl:

Meist gezählte Werkarten Entwässerungsleitung, Betonsperren Trockenmauern und Betonsperren

Etwas Statistik im kantonalen Vergleich.

Im Kanton Graubünden stehen im Durchschnitt auf jedem Quadratkilometer 5 ½ Schutzbauwerke. In der Valposchiavo ist diese Dichte fast doppelt so hoch und zeigt die hohe Bedeutung der Schutzbauwerke für das Leben in diesem Gebirgstal. Noch deutlicher kommt dieser Vergleich mit der Einwohnerzahl zutage, wobei nur die ständige Wohnbevölkerung gezählt wird. Im stark touristisch geprägten Kanton werden auch alle Gäste mitgeschützt, aber in dieser Statistik nicht mitgezählt. Für die Valposchiavo kommt noch der Effekt der im Oberengadin tätigen Grenzgänger hinzu, welcher ebenfalls nicht in diesen Zahlen abgebildet ist. Somit schützen in der Valposchiavo jeweils zwei Schutzbauwerke ungefähr einen Einwohner, während es kantonal betrachtet etwa fünf Einwohner sind. Der hohe Schutzwaldanteil von 85% unterstreicht seinerseits die hohe Exposition der Talschaft gegenüber den gravitativen Naturgefahrenprozessen.

Diese Zahlen lassen vermuten, dass der Kontrollund Unterhaltsaufwand zur uneingeschränkten Gewährleistung der Schutzfunktion sowie zum Substanzerhalt beträchtlich ist. Alle diese Werke werden periodisch durch die Revierförster, Mitarbeitenden der Verkehrsträger oder externen Fachspezialisten kontrolliert. Auch wenn seit zwei Jahren umfassend digital kontrolliert wird, kann der zeitraubende Gang ins Gebiet nicht verhindert werden. Betrachtet man die Erstellungsjahre, so ist bis auf die gehäuften Werke der 1920er-Jahre eine regelmässige Bautätigkeit feststellbar, d. h. dass bis auf die nunmehr 100-jährigen Trockensteinmauern in der LV Alp Grüm die Bausubstanz rel. regelmässig verteilt ist, weshalb kein gehäufter Ersatz zu erwarten ist. Auf relativ engem Raum, vom hochalpinen Gelände am Berninapass bis zu den Nuss- und Kastanienselven in Brusio gibt es nicht nur viele Schutzbauwerke, sondern einige davon sind auch besonders. Hier eine Auswahl davon:

Die HB Val Varuna in Kombination mit einem grossen Lawinenauffangwerk und den 124 Betonsperren sowie unzähligen weiteren stabilisierenden Massnahmen des Hauptgerinnes und dessen Seiteneinhängen ist das grösste Verbauungsgebiet der Gemeinde Poschiavo. (Bild: Printscreen aus infProtect, AWN)

In Brusio sind die Sturzprozesse allgegenwärtig und so musste im 2009 die Rhätische Bahn nördlich des weltberühmten Kreiselviadukts infolge eines Felssturzes am 14. Dezember 2008 mit rund 40 000m3 Sturzmaterial auf die Dammkrone eines als Notmassnahme erstellten Schutzdammes verlegt werden. (Bild: AWN, G. C. Feuerstein)

Auch die Gemeinde Poschiavo ist an verschiedenen Stellen gegenüber Sturzprozessen exponiert, z. B die Zentrale der Repower AG in Robbia. Diese wird seit 2023 mit Hochenergienetzen von 8000 kJ Auffangenergie geschützt.

(Bild: AWN, G. C. Feuerstein)

Folgerungen und Ausblick

Mit den stetig wachsenden Ansprüchen an die Mobilität wächst auch die Anforderung an den Schutz der Verkehrsträger. Der Klimawandel seinerseits verstärkt gem. [Jacquemart, M. et. al. 2024] die Steinschlagaktivität im hochalpinen Bereich und hat

Ein sehr ähnliches Konstruktionsprinzip ist derzeit im Bau mit einem über 250 m langen Steinschlagschutzdamm in Campascio, wo ab dem Sommer 2025 auch hier die Rhätische Bahn auf dessen Krone entlang fahren wird. Mit einem zweistelligen Millionenkostenvolumen zählt diese Baustelle nach Brienz zu den aktuell kostenintensivsten des Kantons.

(Bild: AWN, G. C. Feuerstein)

Der Berninapass ist berühmt für seine berüchtigten Winde und entsprechenden Schneeverwehungen auf der Passstrasse sowie auf dem Trassee der RhB. Zu deren Eindämmung stehen unter anderen 76 Kolkkreuze à 4 m Werkhöhe am Berninapass. (Bild: AWN, F. Guler)

eindeutig die Zahl der Starkniederschläge erhöht. Dadurch können Murgänge häufiger und unter Umständen aus bislang nicht betroffenen Gebieten hervorgehen. Trockene Lawinen werden eher rückläufig sein, während Nassschneelawinen zunehmen. Die tendenziell feuchtere Konsistenz des Schnees

Im Sinne des integralen Ansatzes im Umgang mit Naturgefahren spielen auch in der Valposchiavo organisatorische Massnahmen, wie die künstliche Lawinenauslösung eine wichtige Rolle. Auf dem Gemeindegebiet stehen sechs Sprengmasten der Firma Wyssen avalanche control AG.

(Bild: AWN, G. C. Feuerstein)

Alles wird bekanntlich «smarter» – so auch zunehmend die Schutzbauwerke selbst. Mit dem Einsatz von Guard­Überwachungssystemen der Firma Geobrugg AG können Ereignisse rasch detektiert und einige Umweltparameter erhoben werden. Im Rahmen laufender Forschungsprojekte werden diese zunehmend in das Erhaltungsmanagement der Schutzbauten integriert.

(Bild: AWN, G. C. Feuerstein)

und einhergehend die erhöhten spezifischen Gewichte führen zu neuen Belastungssituationen von Lawinenschutzwerken, die wiederum auf zunehmend kaum, oder nur mehr schwach gefrorenen Böden stehen. Der Substanzerhalt erfährt dadurch neue Herausforderungen, die schon heute vereinzelt feststellbar sind. Die wichtige Schutzfunktion der Wälder könnte in tieferen Lagen zudem unter dem Klimawandel Einbussen erleiden, was die Bedeutung von Schutzbauten zusätzlich erhöhen, allenfalls sogar deren Ausweitung zur Kompensation zur Folge hätte [Moos, C. et. al 2023].

Gian Cla Feuerstein ist Regionalleiter und Schutzbautenspezialist Region Südbünden des Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) in Zuoz.

Referenzen

BAFU (2018) Umgang mit Risiken aus Naturgefahren – Strategie 2018. Herausgeber Schweizerische Eidgenossenschaft – Nationale Plattform Naturgefahren PLANAT.

IRMV, Verordnung zum Integralen Risikomanagement bei Naturgefahren (2020), Nr. 920.150. Jacquemart, M. et. al. (2024) Detecting the impact of climate change on alpine mass movements in observational records from the European Alps. Erschienen in Earth-Science Reviews, Volume 258, November 2024, 104886. Moos, C. et. al. (2023) Mountain protectiv forests under threat? An in-depth review of global change impacts on their protective effect agains natural hazards. Front. For. Glob. Change 6: 1223934. doi: 10.3389/ffgc.2023.1223934.

SIA, Norm 469 (1997) Erhaltung von Bauwerken. Schweizer Norm SN 588 469. Herausgeber Schweizerischer Ingenieur- und Architekten-Verein, Zürich.

[1] Der Begriff Valposchiavo umfasst in diesem Artikel immer die beiden tangierten politischen Gemeinden Brusio und Poschiavo.

[2] Alle folgenden Zahlen verstehen sich in Anlehnung an Abfragen aus dem Kataster per Ende 2024.

Kraftwerk Robbia: Herzstück der Wasserkraftproduktion in der Valposchiavo

August 2024: Das Kraftwerk Robbia wird nach der Gesamterneuerung der Zentrale und des gesamten dazugehörigen Triebwassersystems zum zweiten Mal eingeweiht. Zuvor war es während 110 Jahren ununterbrochen in Betrieb gewesen.

Robbia war das grösste Erneuerungsprojekt in der Geschichte von Repower: Die Arbeiten dauerten vier Jahre, von 2020 bis 2024, und das Investitionsvolumen betrug 115 Millionen Franken.

Durch die Sanierung erhöht sich die jährliche Stromproduktion im Kraftwerk um zehn Prozent auf rund 120 GWh.

Ein Blick in die Geschichte

Das Kraftwerk Robbia nahm seinen Betrieb im Jahr 1910 auf. Es war das zweite Kraftwerk der heutigen Repower. Um die Anlage in Robbia mit genügend Wasser versorgen zu können, wurde in den Jahren 1909 bis 1912 auf dem Berninapass ein Speicherbecken realisiert. Zwei Gewichtsstaumauern mit Natursteinverkleidung wurden am nördlichen Ende des Lago Bianco sowie am südlichen Ende des Lago della Scala hochgezogen und über einen unterirdischen Kanal miteinander verbunden. Bis zum Bau der oberen Stufen Palü und Cavaglia wurde das Wasser aus dem Lago Bianco ungenutzt durch das Val Pila abgelassen und erst nach der Cavagliaebene gefasst, von wo aus es ins Triebwassersystem der Zentrale Robbia gelangte. Mit dem Bau der Kraftwerke Palü und Cavaglia in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts fand die erste Erweiterung des Kraftwerks Robbia statt. Mit dem Einbezug des Wassers aus dem Val di Campo und dem Val Laguné wurde während des Zweiten Weltkriegs die Versorgungssicherheit erhöht. Dafür musste eine zusätzliche Druckleitung gebaut werden.

Die Erneuerung

Zu den Hauptelementen der Erneuerung gehörten unter anderem die zwei Wasserfassungen Salva (1713 m. ü. M.) und Braita (1700 m. ü. M.), die im Rahmen der Arbeiten an neue Vorgaben des

Landschafts- und Hochwasserschutzes angepasst wurden. Die zwei Fassungen, die auch die Fischgängigkeit sicherstellen, sind durch einen 1500 Meter langen Unterwasserkanal mit 120 cm Durchmesser verbunden. In Braita wurden zudem ein Ausgleichsbecken und ein Gebäude für die Betriebsapparate errichtet. Nach Braita wechselt das Triebwassersystem die Talseite: Durch eine drei Kilometer lange Überleitung, deren Nutzwassermenge von 1,4 auf 3,2 m³/s erhöht wurde, geht es zur westlichen Seite. Eine bedeutende Stelle im ganzen System ist Puntalta, wo die Überleitung von Braita her endet und

Bei der vollständigen Renovierung des Kraftwerks Robbia (2020–2024) wurden die drei Maschinengruppen durch moderne Maschinen ersetzt. (Bilder: Repower)

die Druckleitung steil den Hang hinunter bis Robbia beginnt. In Puntalta wurden auch das Wasserschloss und die Apparatekammer erneuert. Die zwei Röhren der Druckleitung Balbalera wurden durch eine einzige, grössere ersetzt (Durchmesser zwischen 1,3 und 1,6 m). Sie führt das Wasser 600 Meter den Hang hinunter bis nach Robbia, wo es die Turbinen antreibt. Wie in den Umweltverordnungen vorgesehen, wurden im Rahmen der Arbeiten verschiedene Revitalisierungsmassnahmen umgesetzt, insbesondere dem Fluss Poschiavino entlang und im Gebiet Braita. Auf den verschiedenen Baustellen waren teilweise bis zu 100 Personen gleichzeitig im Einsatz. Während der gesamten Arbeiten ereignete sich kein einziger schwerer Unfall.

Heute zeigt sich das Kraftwerk Robbia von aussen in seiner ursprünglichen, aber aufgefrischten Mauerstruktur. Innen machen die drei neuen, feuerroten Maschinengruppen, in denen sich drei Peltonturbinen drehen, eine gute Figur. Auch das Mauergemäl­

de von Turo Pedretti, das der Maler zusammen mit seinen Söhnen erschaffen hatte, wurde erhalten. Der Boden wurde neu gemacht, wobei die gleichen Bodenplatten wie die Originalplatten aus dem Jahr 1910 zum Einsatz kamen.

Wichtigste Zahlen

Nutzgefälle ca. 600 m

Nutzwassermenge 6,3 m3/s

Installierte Turbinen3 Pelton, horizontal

Installierte LeistungMax. 34,5 MW

Jährliche Produktionca. 120 GWh

Die Wasserkaskade in der Valposchiavo

Dank ihrer natürlichen Wasserspeicher und ihrer geografischen Beschaffenheit ist die Valposchiavo seit über einem Jahrhundert ein Tal der Wasserkraftproduktion par excellence. Die Wasserkraftwerke

Das Wasserfassungssystem Salva nach der Erneuerung.

der Valposchiavo produzieren jährlich mehr als 380 GWh Strom, was dem Stromverbrauch der Städte Chur und St. Moritz zusammen entspricht. Ausser Robbia umfasst die Wasserkaskade Valposchiavo weitere Anlagen.

Zuoberst auf dem Berninapass, auf 2230 m. ü. M., liegt der Lago Bianco, der gegen Norden vom Staudamm Arlas und gegen Süden vom Staudamm Scala begrenzt wird. Es handelt sich im Tal um das grösste Speicherbecken für die Wasserkraftnutzung. Das Wasser wird ein erstes Mal in den Kraftwerken Palü auf 1938 m. ü. M. und Cavaglia auf 1706 m. ü. M. genutzt. Beide Zentralen wurden in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts errichtet. Architekt beider Gebäude war der Bündner Nicolaus Hartmann, Mitbegründer des Bündner Heimatschutzes. Die Fassaden sind nur knapp verputzt, sodass der Steincharakter in dieser rauen und gebirgigen Gegend sehr dominant wird. Anschliessend fliesst das Wasser durch Leitungen bis zum Talboden, wo es in

Robbia turbiniert wird. Weiter südlich, in Le Prese, befindet sich das zweitgrösste natürliche Speicherbecken, das seit Anfang des 20. Jahrhunderts für die Wasserkraftproduktion genutzt wird. Von dort gelangt das Wasser über ein grosses Gefälle zuerst ins Kraftwerk Campocologno 1 und dann ins Kleinkraftwerk Campocologno 2. Dieses zweite Kraftwerk nutzt das Restgefälle zwischen dem Kraftwerk Campocologno 1 und der Landesgrenze und kann somit nur betrieben werden, wenn gleichzeitig auch das Kraftwerk Campocologno 1 in Betrieb ist. Das Kraftwerk Campocologno war das erste Kraftwerk der heutigen Repower. Es wurde zwischen 1904 und 1907 erbaut und stellte zu jenem Zeitpunkt einen Europarekord dar: Kein Wasserkraftwerk europaweit nutzte ein höheres Gefälle, was technisch interessierte Gäste aus aller Welt in die Valposchiavo lockte.

Mehr zur Wasserkaskade Valposchiavo und zu den Repower-Anlagen:

Die Wasserkaskade in der Valposchiavo startet mit dem Speichersee Lago Bianco auf dem Bernina Hospiz.

Repower-Anlagen

Gesamterneuerung Robbia – der Film

Zukünftige Projekte

Im Zentrum der Geschäftsstrategie von Repower steht die Wasserkraft, und das Unternehmen ist ein strategischer Partner des Kantons Graubünden, wenn es um Energiethemen geht. In ihrem Ursprungskanton arbeitet die Gruppe an Erneuerungs- und Optimierungsprojekten auf der gesamten Wasserkraftkaskade der Valposchiavo. Konkret startete Repower 2024 das Projekt Miralago. In Miralago am Lago di Poschiavo fasst Repower das Wasser für die Stromproduktion im Kraftwerk Campocologno. In den nächsten drei Jahren werden sämtliche Anlagen der Wasserfassung in Miralago komplett erneuert und modernisiert. Dabei wird die Restwassermenge des Flusses Poschiavino deutlich erhöht und die Fischgängigkeit wiederhergestellt. Zur Sicherstellung der Fischgängigkeit wird ein sogenannter Dotiersee gebaut, der ein konstantes Restwasser von 300 Liter pro Sekunde im obersten Teil des Poschiavino sicherstellt. Als Folge der Sanierung von Miralago steht künftig weniger Wasser für die Stromproduktion in den Kraftwerken Campocologno 1 und 2 zur Verfügung. Die jährliche Stromproduktion wird sich um rund 25 GWh verringern. Die Bauarbeiten dauern bis 2027 und kosten insgesamt 45 Millionen Franken.

Über Repower

Repower ist seit 120 Jahren als Stromproduzentin, Verteilnetzbetreiberin und Energiehändlerin tätig. Die Schlüsselmärkte sind die Schweiz und Italien. Der Hauptsitz ist in Poschiavo (Graubünden). Weitere Niederlassungen befinden sich in Bever, Ilanz, Küblis, Landquart, Grono, Zürich und Mailand. Repower ist von der Produktion über den Handel bis zur Verteilung und zum Vertrieb entlang der ganzen Stromwertschöpfungskette sowie zusätzlich im Gasgeschäft tätig. Repower ist die grösste Energieversorgerin im Kanton Graubünden, wo sie mehrere Wasserkraftwerke besitzt und betreibt. In Italien gehört Repower zu den grossen Anbietern von Strom und Gas für Unternehmen. Zum Portfolio der Unternehmung in Italien gehören mehrere Wind- und Solarparks sowie ein Gaskombikraftwerk. Der Erhalt und Ausbau der Erneuerbaren ist fester Bestandteil der Strategie von Repower. Dasselbe gilt für die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens in den Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.

120 Jahre Repower

Die Wiederinbetriebnahme des erneuerten Kraftwerks Robbia im Juni 2024 fiel mit dem 120-JahrJubiläum von Repower zusammen, die in der Valposchiavo aus dem Pioniergeist der damaligen Zeit entstanden ist. Zum Jubiläum hat Repower ein Buch publiziert. Journalistinnen und Historiker rollen darin die wichtigsten Etappen in der langen Unternehmensgeschichte auf. Nebst Erfolgsgeschichten, die mit Rekordergebnissen im Jahr 2023 gekrönt wurden, fehlt auch die kritische Analyse nicht.

Paolo Raselli, Unternehmenskommunikation Repower.

Ein kleines Juwel

Die lange Reise mit dem Zug nach Brusio und die anschliessende Fahrt im Rufbus nach Cavaione lohnt sich! Ein Dorf, welches zur Geschichte der Schweiz beiträgt und spektakuläre Terrassenlandschaften mit zahllosen Trockenwiesen, gespickt mit alten Kirschbäumen und einem Dutzend «Crot» bietet. Diese urtümlichen Rundbauten aus Trockenmauerwerk kommen in der Schweiz nur im Puschlav vor.

Das kleine Dorf Cavaione, das auf dem Berg oberhalb von Brusio liegt, wird das ganze Jahr über von etwa zehn Personen bewohnt. Es ist eine kleine Ortschaft, die sich durch eine sehr beeindruckende Terrassenlandschaft und eine einzigartige Geschichte auszeichnet. Es war nämlich das letzte Dorf, das zur Schweiz kam. Bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Einwohner dieses Bergdorfes keine Nationalität. Erst vor 150 Jahren, am 12. Juli 1875, erhielten die Einwohner von Cavaione das Schweizer Bürgerrecht. Jedes Familienoberhaupt erhielt eine vom Bürgermeister und dem Gemeindeschreiber von Brusio unterzeichnete Einbürgerungsurkunde. Es war die letzte «Masseneinbürgerung» in der Schweiz. Zu dieser Zeit hatte Cavaione 21 Familien und 103 Einwohner.

Was ist so speziell an diesem Ort?

Das Gelände von Cavaione ist extrem steil, aber sehr fruchtbar, und so ist es nicht verwunderlich, dass die damaligen Bewohner von Cavaione ein Netz von Terrassen angelegt haben, das von über 16 km Trockenmauern gestützt wird, um ihr Land besser bewirtschaften zu können. Diese dienten früher für den Ackerbau, welcher aber nach den Weltkriegen aufgegeben wurde. Das Resultat der darauffolgenden Grünlandbewirtschaftung waren äusserst artenreiche extensive Wiesen, die letztlich im Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden aufgenommen wurden. Doch neuere Entwicklun-

gen gefährdeten die einmalige Situation. Einige Trockenwiesen fielen brach oder wurden als Schafweiden genutzt und die Artenvielfalt nahm ab. Zudem setzten der Weidegang und mangelnder Unterhalt den Trockenmauern zu. Dies wiederum erschwerte die Mähnutzung auf den steilen Terrassen. Somit waren die Flächen und seine Kulturgeschichte dem Untergang gewidmet.

Es sind aber auch die speziellen «Crot» (Steinbauten), welche für Cavaione und das Val Poschiavo typisch sind, die diese Landschaft prägen. Diese zeichnen sich durch ein gewölbtes Dach aus und werden für die Lagerung von Käseprodukten verwendet.

Wiederbelebung

Um diese Terrassenlandschaft wieder zu beleben und die Bewirtschaftung in eine für Biodiversität und Landschaft optimale Richtung zu lenken, wurde 2016 die Stiftung Cavaione gegründet. Vor Ort gut verankert, vernetzt mit den motivierten Landwirten und mit viel Engagement, wurde ein Aufwertungsprojekt im Wert von über einer Million Franken umgesetzt. Finanziert durch die Patenschaft für Berggemeinden, die Gemeinde Brusio, das Amt für Natur und Umwelt, der Fonds Landschaft Schweiz und weitere Organisationen.

Seither wurden verschiedene Massnahmen, um die einzigartige Landschaft mit ihrer biologischen Vielfalt und Kultur zu schützen und aufzuwerten, vorgenommen. Die brachliegenden TWW-Flächen

wurden wieder in die Nutzung genommen und die beweideten Terrassen wurden in eine extensive Mähnutzung überführt. Zusätzlich wurden 1,4 km Trockenmauern wiederhergestellt sowie das alte Dorfschulhaus als Gruppenunterkunft renoviert. Die standortangepasste Wiesennutzung auf den sanierten Terrassen wird heute durch Grundbucheinträge und Bewirtschaftungsverträge gesichert. Die Landwirte können dank der neuen Unterkunft bei der aufwendigen Heuernte durch Freiwillige

unterstützt werden. Derzeit saniert die Gemeinde Brusio im Rahmen eines Forstprojekts 3 km Strasse zwischen den Ortschaften Betin und Bastian. Nach Abschluss der Arbeiten soll die zweite Etappe des Projekts Cavaione in Angriff genommen werden. Es lohnt sich, die Gegend von Cavaione und seine Naturschätze näher zu erkunden, welche reich an Geschichte und Kultur sind.

Luca Plozza und Michael Dipner, Stiftung Cavaione.

Cavaione und Brusio. (Bild: Damiano Mäder)
Wiederhergestellte Trockenmauern. (Bild: Luca Plozza)
Terrassenlandschaft. Bis ca. 1950 für den Ackerbau bewirtschaftet. (Bild: Luca Plozza)
Wiederhergestellter Crot in Bratel, Cavaione. (Bild: Luca Plozza)

TERRA NOSTRA setzt sich für die Landschaft in der Valposchiavo ein

Der Verein TERRA NOSTRA wurde im Herbst 2017 gegründet, mit dem Ziel, die Landschaft in der Valposchiavo aufzuwerten, entsprechende Projekte zu realisieren und zu unterstützen sowie die Bevölkerung zu sensibilisieren. Zudem möchte der Verein den Anbau von Nischenkulturen und alten einheimischen Arten fördern

Wiederherstellung von Trockensteinmauern

Eines der anspruchsvollsten Projekte des Vereins war zweifellos die Sanierung von Trockenmauern. 2019 bis 2024 wurden 823 m² Trockenmauern restauriert, die sich auf 13 Objekte im ganzen Tal verteilten. Das Hauptziel nebst der eigentlichen Wiederherstellung bestand darin, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Rettungssituationen zu schärfen. Laut unserer Meinung haben wir das Ziel in die­

sem Sinne erreicht. Viele Menschen legen Wert auf diese Schlüsselelemente der Landschaft des Puschlavs und pflegen sie gezielt.

Die Sicherstellung einer ökologischen und landschaftsschonenden Bewirtschaftung war für TERRA NOSTRA ein zentraler Punkt. Dazu gehört nicht nur die Beurteilung des strukturellen Zustands der Mauer, sondern auch die sorgfältige Berücksichtigung des ökologischen und landschaftlichen Kontexts, in

Die Trockenmauern von Campascio – auf diesen Terrassen werden Olivenbäume angebaut. (Bild: Martina Menghini Cortesi)

denen die Mauer eingebettet ist. Bei der Ausschreibung für die Auswahl der Unternehmen, welche die Mauern sanieren sollten, wurde stets auf folgende Kriterien geachtet: Unter welchem Aspekt des Umweltschutzes wurden die kürzlich abgeschlossenen Projekte abgeschlossen, wie gross die Bereitschaft des Unternehmens ist, Lehrlinge auszubilden und ob sie Wert auf die Zusammenarbeit mit Landwirten legten. Weitere wichtige Punkte waren zudem die Transparenz hinsichtlich der Herkunft des verwendeten Steinmaterials sowie die Qualifikation und Erfahrung bei der Sanierung von Trockenmauern. Zudem sollten die Kosten nicht höher sein als in der Offerte angegeben.

Während den Sanierungen wurde viel in die Sensibilisierungs- und Ausbildungsarbeit der Maurer gesteckt. Bei der Sanierung ist es wichtig, die Mikrohabitate nicht zu vernichten und, wenn möglich, die spontan auf den Mauern wachsende Vegetation zu erhalten oder wiederherzustellen. Der Aushub und Umgang sowie Einbau der Steine muss so ausgeführt werden, dass die lokalen Ökosysteme nicht gestört werden. Denn auch nach der Instandsetzung der Trockenmauern sollte die Tierwelt auch weiterhin ungestört leben können.

Das Amt für Natur und Umwelt des Kantons Graubünden, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (LS), der Lotteriefonds des Kantons Zürich, die Gemeinde Poschiavo, der Verein TERRA NOSTRA und zahlreiche Privatpersonen haben dieses Projekt mit insgesamt fast 286 0 00 Franken unterstützt. Bei der Sanierung von Trockenmauern geht es nicht nur um die Rückgewinnung einer Bautechnik, sondern auch um ein nachhaltiges Umdenken in der Landnutzung. Ein gut geplanter und durchgeführter Eingriff, der das ökologische Gleichgewicht und den landschaftlichen Wert respektiert, kann dazu beitragen, ein ebenso kulturelles wie ökologisches Erbe zu erhalten. In der Valposchiavo gibt es noch viele weitere sanierungswürdige Objekte, und TERRA NOSTRA hofft, auch diese für die Zukunft wiederherstellen zu können.

Baumschnitt- und Veredelungskurse, «Früchte für alle» und alte Samen

Mit mit dem Frühlingserwachen bietet TERRA NOSTRA jedes Jahr Baumschnittkurse an. Ein kurzer theoretischer Teil führt schnell zur Praxis in kleinen privaten Obstgärten. Vom Beschneiden von Hochstämmen bis zum Veredeln von Kirschbäumen und Wildapfelbäumen. Die Kurse stossen jedes Jahr auf grosses Interesse, und der Verein wird sie auch weiterhin anbieten.

Im Jahr 2019 hat der Verein TERRA NOSTRA mit Andy Schmid im Projekt «Früchte für alle» mitgewirkt. Im Rahmen dieses Projekts wurden fünf kleine, öffentlich zugängliche Obstgärten im Tal angelegt, welche die Wanderer dazu einladen, eine Pause einzulegen, einen frisch gepflückten Apfel zu essen und im Garten zu verweilen. Zwei dieser fünf Obstgärten werden in Zukunft von TERRA NOSTRA gezielt für Baumschnittkurse genutzt.

Apropos Frühling und Erwachen: Seit einigen Jahren bietet TERRA NOSTRA in Zusammenarbeit mit der Biblio.ludo.teca La Sorgente einen «Saatguttausch» an. Es können interessante, manchmal schon fast vergessene, einheimische Samen getauscht werden und im eigenen Garten ausgesät und im nächsten Jahr wieder geteilt werden. Auf diese Weise können Arten, die bedroht sind, bewahrt werden.

Die Bedeutung der Sensibilisierung

Ein weiteres Ziel von TERRA NOSTRA ist es, das Bewusstsein von Themen, welche das Tal umfassen, in der Bevölkerung zu verankern. In diesem Sinne setzt sich der Verein für die Einbringung von thematischen Referaten und Informationsaustausch ein. So ist auch in diesem Zusammenhang die Sensibilisierungskampagne gegen invasive Neophyten zu nennen, welche die biologische Vielfalt in unserem Umfeld zunehmend bedrohen.

Elisa Bontognali ist Präsidentin des Vereins TERRA NOSTRA.

Il Premio Wakker 2025 di Patrimonio svizzero assegnato al

comune di Poschiavo GR

Poschiavo ha saputo trasformare la sua posizione periferica in un’opportunità. Grazie alla sapiente combinazione di autonomia, cultura della costruzione e sviluppo sostenibile, questo comune dei Grigioni rappresenta oggi un modello per il futuro delle regioni di montagna. Gli edifici storici e l’architettura contemporanea, i progetti innovativi e un’offerta culturale variegata contribuiscono a migliorare la qualità della vita e permettono di contrastare il calo demografico. Per questa riuscita combinazione di tradizione, progresso e senso del bene comune, Patrimonio svizzero ha assegnato il Premio Wakker 2025 al comune di Poschiavo.

Un borgo alpino dal fascino mediterraneo Situato nel cuore delle Alpi e influenzato dalla cultura mediterranea, Poschiavo ha una storia affascinante, ossia quella di un importante crocevia commerciale tra i Grigioni e l’Italia. Dopo un significativo declino economico alla fine del XVIII secolo, causato dall’occupazione napoleonica della Valtellina, molti abitanti emigrarono in cerca di fortuna nelle metropoli europee, spesso come pasticcieri. Questa emigrazione, tuttavia, si trasformò in un’opportunità: gli emigrati inviarono denaro alle famiglie rimaste e, al loro ritorno, portarono con sé nuove competenze e influenze culturali. Questo scambio di risorse e idee favorì la prosperità e un’evoluzione urbana visibile ancora oggi negli eleganti «Palazzi patrizi» che impreziosiscono il borgo. Questi edifici, insieme all’evoluzione storica di Poschiavo, ancora ben visibile nella sua struttura urbana, hanno consentito al comune di ottenere l’iscrizione all’inventario federale degli insediamenti svizzeri da proteggere di importanza nazionale (ISOS).

Tutela e sviluppo una storia architettonica unica

Poschiavo è un esempio virtuoso di gestione consapevole del patrimonio architettonico. Il comune ha

catalogato meticolosamente il proprio patrimonio e ha elaborato e introdotto regolamenti edilizi che ne garantiscono una gestione accurata e uno sviluppo di qualità. Le nuove costruzioni seguono i principi dell’architettura tradizionale, preservando l’estetica del borgo. Anche al di fuori del centro abitato, la stretta connessione tra cultura e natura è evidente: i tradizionali maggenghi, un tempo fondamentali per l’economia agricola alpina, sono ancora oggi utilizzati e tutelati.

L’indipendenza come ricetta del successo L’isolamento geografico di Poschiavo ha favorito lo sviluppo di un modello di autonomia regionale. Il comune offre ai suoi abitanti una vasta gamma di servizi essenziali, tra cui un ospedale, un sistema di teleriscaldamento, scuole e una biblioteca. Inoltre, l’intraprendenza locale sostiene una vivace offerta culturale, con concerti, mostre d’arte, spettacoli di danza e proiezioni cinematografiche. Questa autonomia è un elemento cruciale per contrastare lo spopolamento, una sfida comune a molte regioni di montagna. Poschiavo dimostra che una comunità forte e una pianificazione avveduta sono dei pilastri essenziali per mantenere una buona condizione di vita.

Il paesaggio coltivato come risorsa

La Valposchiavo vanta una straordinaria varietà naturale: dal paesaggio del Bernina al Giardino dei Ghiacciai di Cavaglia, fino ai pittoreschi laghi alpini, la regione regala panorami mozzafiato. Tuttavia, Poschiavo non si limita alla tutela dell’ambiente naturale: il comune si impegna attivamente nella valorizzazione del patrimonio coltivato, riportando in uso i tradizionali terrazzamenti agricoli, oggi nuovamente dedicati alla coltivazione di ortaggi, piante da frutta ed erbe aromatiche. Poschiavo è inoltre un pioniere dell’agricoltura biologica, con oltre il 90% delle superfici agricole certificate bio. Nell’ambito del progetto Smart Valley Bio, la comunità promuove un modello di economia circolare che mantiene l’intera catena di valore produttiva nel territorio, dalla coltivazione alla trasformazione e commercializzazione.

Una comunità con prospettive

Poschiavo dimostra in modo esemplare come le regioni periferiche possano valorizzare il loro potenziale. Grazie alla sapiente combinazione di gestione consapevole del patrimonio architettonico, autonomia locale, agricoltura sostenibile e impegno civico, il comune è riuscito a contrastare il calo demografico e a garantire un’elevata qualità della vita.

Il Premio Wakker

Patrimonio svizzero conferisce ogni anno il Premio Wakker. Esso rende onore ai Comuni che si impegnano nel favorire, con accortezza, uno sviluppo

dell’abitato e degli insediamenti, in linea con gli attuali orientamenti pianificatori. Tale impegno contempla, in particolare, la promozione della qualità architettonica delle nuove costruzioni, ma anche un approccio rispettoso della sostanza edilizia storica, come pure una pianificazione esemplare, attenta alle esigenze ambientali.

Il Premio è stato assegnato per la prima volta nel 1972 grazie a un lascito dell’uomo d’affari ginevrino Henri­Louis Wakker. Negli anni successivi la donazione è stata alimentata da altri legati che hanno permesso a Patrimonio svizzero di continuare a conferire il riconoscimento fino ai giorni nostri.

La cerimonia ufficiale di premiazione si terrà il 23 agosto 2025 nell’ambito di una celebrazione pubblica.

Ringraziamento del Comune

Il Podestà Giovanni Jochum ringrazia: «Sono particolarmente contento e fiero che il Comune di Poschiavo riceva il Premio Wakker 2025. Un premio scaturito da una valutazione a 360 gradi di quanto è stato fatto nel corso degli ultimi anni a Poschiavo: uno sviluppo di alta qualità.»

Per il Comune di Poschiavo: Michele Zanetti.

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Devon House.
(Foto: Comune di Poschiavo) Mulino Aino.
(Foto: Comune di Poschiavo)

Das Wiedererwachen historischer Wegverbindungen

Der «Giro dei Secoli» ist ein Rundgang, der durch verschiedene Wegabschnitte führt und über mehrere Jahrhunderte angelegt wurde. Dank umfassenden Sanierungsmassnahmen, welche vom Verein il Risveglio iniziiert wurden, ist dieser wieder vollständig begehbar. Er bildet einen wichtigen Bestandteil der Puschlaver Kulturlandschaft und steht exemplarisch für das reiche kulturelle Erbe der Region.

Das Projekt Giro dei Secoli («Rundgang durch die Jahrhunderte») wurde durch einen Ideenwettbewerb des Kantons Graubünden im Jahr 2019 angeregt und prämiert.

Die Projekteingabe sah vor, verschiedene historische Wegabschnitte zu sanieren und zu einem Rundgang zu vereinen. Realisiert wurde das Projekt vom Verein il Risveglio.

Die einzelnen Teilabschnitte des Rundgangs wurden über verschiedene Jahrhunderte angelegt.

Nach umfassenden Sanierungsarbeiten an Trockensteinmauern, Pflästerungen und Trassees ist dieser nun vollständig begehbar und steht exemplarisch für das reiche landschaftliche und kulturelle Erbe der Region.

Ausgangspunkt ist die romanische Kirche San Pietro, die sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof befindet. Hier beginnt der Tröcc il Risveglio, ein Spazierweg, der ab 1889 vom Verschönerungsverein il Risveglio als Promenaden- und Lustanlage angelegt wurde. Der Weg windet sich spielerisch über mehrere Serpentinen bis zum Aussichtspunkt Miravalle. Von hier führt die Via al Castel, ein steiler, über 250 Meter langer und jahrhundertealter, gepflästerter Weg, zum Maiensäss Castellasc. Er ist ein eindrucksvolles Beispiel mittelalterlicher Wegbaukunst.

Der steile Abstieg über den Camin Castellasc verläuft zwischen einer Begrenzungsmauer und dem imposanten Burgfelsen. Daran schliesst sich die Scalinata an, eine im Jahr 2025 errichtete Trep-

Ca��in Castellasc Scalinata

Tröcc il Risveglio

Der «Giro dei Secoli» besteht aus Wegabschnitten, die aus verschiedenen Epochen stammen.

Tröcc il Risveglio
al Castel
Miravalle
Castellasc
Tröcc il Risveglio �ia al Castel

penanlage, die in der Falllinie des Geländes verläuft und mit unzähligen Stufen das steile Terrain überwindet.

Den Abschluss bildet der Sentiero Örtin. Entlang dieses Weges befindet sich die historisierende Anlage Ortini, die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.

Die Gesamtdistanz beträgt 2,3 km bei einem Höhenunterschied von 550 Metern. Die Gehzeit beträgt ungefähr 1,5 Stunden.

Der Verschönerungsverein il Risveglio setzte sich ab 1889 für die Pflege der Landschaft, des Ortsbildes und der Kultur in und um Poschiavo ein. Im Jahr 2020 wurde der Verein unter demselben Na-

men neu gegründet, mit dem Ziel, historische Verkehrswege und Kunstbauten in der Valposchiavo instand zu setzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Giacomo Paravicini ist Mitinitiator des Projekts «Giro dei Secoli».

Der Tröcc il Risveglio.
(Bilder: Cornel Oswald)
Die Via al Castel. (Bild: Gianni Paravicini) Der Camin Castellasc. (Bild: Giacomo Paravicini)

Die Kastanie – zwischen Geschichte, Kultur und Nachhaltigkeit

Der Kastanienanbau in den subalpinen Regionen hatte eine fundamentale historische Bedeutung für die Kultur und den Alltag der dort lebenden Gemeinschaften. Über Jahrhunderte hinweg ernährten Kastanien die Bevölkerung, während das Holz unzählige Verwendungszwecke fand. Die Kastanie hat einen unauslöschlichen Eindruck in unserer Geschichte hinterlassen.

Seit der Antike war die Kastanie, auch als «Brotbaum» bekannt, eine tragende Säule der Selbstversorgung in Gegenden, in denen die klimatischen und Bodenverhältnisse für ihren Anbau geeignet waren. Ihr hoher Nährwert, kombiniert mit der hervorragenden Haltbarkeit in getrockneter Form, ermöglichte es den Menschen, die Monate von Ende Winter bis Juni zu überstehen, in denen frische Produkte nicht verfügbar waren und zugleich die übrigen Nahrungsmittelvorräte zur Neige gingen. Der Pro­Kopf­Verbrauch konnte bis zu 150 Kilogramm Kastanien pro Jahr betragen. Das Kastanienholz war ebenso geschätzt – sowohl im Bauwesen als auch für die Herstellung von Werk­

zeugen und Möbeln. Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft des Baumes war seine Fähigkeit, auch auf kargen Böden zu gedeihen, auf denen andere Kulturen nicht möglich waren. Die trockenen Blätter wurden als Einstreu für das Vieh in den Ställen verwendet, während das Holz eine hervorragende Energiequelle darstellte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte diese Kultur jedoch einen erheblichen Niedergang. Verschiedene Faktoren trugen zu diesem Prozess bei, darunter die Landflucht, bessere wirtschaftliche Perspektiven und veränderte Essgewohnheiten. Zudem begünstigte das zunehmende Auftreten neuer Krankheiten

Kastanienernte in Campocologno mit den typischen Körben. (Bilder: Valposchiavo Turismo/Roberto Moiola)

auch in unseren Breitengraden das allmähliche und unaufhaltsame Vergessen der Kastanie.

In den italienischsprachigen Tälern Graubündens hat sich der Kastanienanbau in den letzten Jahrzehnten dank gezielter Massnahmen von Gemeinden, Kanton und Bund wiederbelebt. Diese Initiativen ermöglichten die Wiederherstellung der Kastanienhaine. Im Valposchiavo gibt es etwa 40 Hektar Kastanienwälder, von denen 21 bewirtschaftet werden. Eine Besonderheit liegt im Eigentumsrecht: Die Kastanien wurden von Privatpersonen auf öffentlichem Grund gepflanzt, gemäss dem alten Recht des «Jus Plantandi».

In der Gemeinde Brusio begann man um das Jahr 2000 mit dem organisierten Handel von frischen Kastanien, dank einer Gruppe lokaler Kastanienbauern. In diesem Zusammenhang ist auch das Kastanienfest zu erwähnen, das zusammen mit der Kastanienwoche eine wichtige gesellige Veranstaltung darstellt und dieser edlen Frucht die ihr gebührende Anerkennung verleiht. Gleichzeitig werden wertvolle Traditionen wiederbelebt, insbesondere die Zubereitung der köstlichen «Caldarroste» (geröste­

te Kastanien), wodurch die alte Kunst des «Marunat» wiederentdeckt wird.

Jede Initiative zur Rettung der Kastanie vor dem Vergessen trägt dazu bei, eine Tradition zu bewahren, die uns buchstäblich vor Not und Hunger bewahrt hat – und das in Zeiten, die noch gar nicht so lange zurückliegen.

Piero Pola, geboren und aufgewachsen in Campocologno, wo er noch immer lebt und als Direktionsassistent im Gesundheitszentrum Valposchiavo arbeitet. Die Leidenschaft für den Kastanienanbau hat er von seinem Vater geerbt, und widmet sich mit grosser Hingabe dem Familienhain, der etwa dreissig Kastanienbäume umfasst. Piero Pola ist ein überzeugter Verfechter dieses Themas und seit jeher als «Marunat» bei verschiedenen Kastanienveranstaltungen im Valposchiavo aktiv. Zudem bietet er Führungen durch die Kastanienhaine an.

Die typische Kastanie aus der unteren Valposchiavo heisst «Tudiscia».

La selva di noci di Cotöngi

Sul versante tra Selvaplana e Ginetto si trova la selva di noci di Cotöngi al piede della sponda sinistra del Brusiese.

Franco Crameri, Giorgio Renz, Roberto Paravicini

Le selve di noci rappresentano una rarità in Svizzera e sono giuridicamente equiparabili alle selve castanili. Nonostante il loro carattere fortemente influenzato dall’uomo, sono considerate parte della superficie forestale. Per questo la cura e il mantenimento di questi habitat agroforestali sussidiati dall’Ufficio foreste e pericoli naturali e le superfici beneficiano di una categoria a sé nel piano di sviluppo del bosco cantonale. La selva di Cotöngi comprende 44 noci e quattro alberi di ciliegio, che sono di proprietà privata, mentre 16 noci e tre alberi di ciliegio sono di proprietà del Comune di Brusio.

Molti noci di Cotöngi sono centenari (i più vecchi si trovano ai confini est ed ovest della selva), presentano del legno morto, chiome larghe ed espanse, lunghe e fusti sinuosi. La diversità strutturale di Cotöngi, grazie agli elementi elencati precedentemente, alla corteccia esterna particolarmente strutturata dei noci maturi e la struttura agroforestale tipicamente aperta, è di grande valore per la biodiversità. Alberi vecchi possono sviluppare, laddove

v’era una ferita o una rottura di un ramo, habitat preziosi come per esempio piccole caverne (in tedesco «Mulmhöhlen»). Queste sono di vitale importanza per diversi ordini e classi di animali come per esempio: pipistrelli, uccelli e insetti. Tra le specie più famose o rare in Svizzera vi sono la nottola comune (Nyctalus noctula), la civetta capogrosso (Aegolius funereus) e lo scarabeo eremita (Osmoderma eremita, estremamente raro in Svizzera, attualmente ritrovato solo a Soletta e Ginevra).

La selva di noci è attrattiva anche da un punto di vista paesaggistico e dello svago. Cotöngi è un ecotono molto vicino all’abitato (un ambiente di transizione) tra il bosco di pendio, più denso e chiuso, e le praterie terrazzate all’esterno della selva. Nella selva vi sono anche molti segmenti di muri a secco ed un piccolo ruscello.

Il sottobosco della selva è gestito a pascolo estensivo per cavalli. La copertura erbacea ha un buon valore foraggero, si tratta infatti di un prato grasso dal terreno relativamente profondo.

Vista da est.
(Foto: R. Paravicini)
Vista da nord.
(Foto: R. Paravicini)

Oltre al valore ecologico e paesaggistico, il noceto di Cotöngi possiede un grande potenziale nella valorizzazione del suo frutto: la noce. Le antiche piante, producono noci di alta qualità, caratterizzate da un gusto intenso e una ricca componente oleosa. Questi frutti, se raccolti e trasformati con metodi rispettosi della tradizione, possono diventare un prodotto di nicchia, apprezzato sia a livello locale che oltre i confini regionali.

Le possibilità di utilizzo sono molteplici: dal consumo diretto alla trasformazione in farina o prodotti da forno artigianali. La torta di noci grigionese in particolare, potrebbe rappresentare un’eccellenza locale, valorizzando le varietà tradizionali e la qualità delle noci di Cotöngi. Un altro prodotto interessante che potrebbe essere realizzato è il nocino, una bevanda alcolica tradizionale che, seguendo le antiche ricette popolari nelle valli del sud, potrebbe conquistare un posto di rilievo nel panorama dei numerosi prodotti di qualità realizzati in valle.

Un’ulteriore opportunità degna d’attenzione è anche l’integrazione della raccolta delle noci con attività didattiche o esperienziali, coinvolgendo la comunità locale e promuovendo il valore culturale del noceto.

In un momento in cui cresce l’interesse per prodotti locali e sostenibili, la valorizzazione delle noci di Cotöngi potrebbe diventare non solo una risorsa

economica, ma anche un simbolo di connessione tra paesaggio, agricoltura e biodiversità.

I noci sottostanno ai diritti della «jus plantandi». Il Comune ha concesso al privato di piantare noci sul proprio terreno e di usufruire dei loro prodotti. Gli alberi della selva appartengono quindi ai privati, nonostante il terreno sia comunale.

Ogni albero è stato rilevato tramite GPS, numerato e raffigurato su un piano. In questo modo, ogni persona può sapere quale sia il proprio albero. Nel 2021 è stata fatta un’esposizione pubblica sui diritti di piantagione. In seguito alle opposizioni ricevute, gli atti sono stati aggiornati di conseguenza e inseriti nel registro fondiario. Chi intende vendere o acquistare alberi deve comunicarlo al registro fondiario, dove viene modificato il nome del proprietario.

La gestione della selva è regolata da un contratto di affitto stipulato tra il Comune e un agricoltore, incaricato di far pascolare il bestiame e di mantenere pulita l’area. Inoltre, una volta all’anno, l’azienda agricola esegue uno sfalcio per rimuovere arbusti ed erbacce. Durante il periodo di raccolta delle noci, stabilito tra il 20 settembre ed il 20 ottobre, la selva deve essere completamente a disposizione dei proprietari, in buono stato e priva di bestiame al pascolo.

La potatura viene effettuata in base allo stato della chioma dell’albero. L’ultimo intervento risale al 2009.

Noceto con ringhiera per l’esposizione del bestiame. (Foto: G. Renz)
Vista da sud con muri a secco. (Foto: G. Renz)

Oltre al rilevamento e alla cura degli alberi presenti, negli ultimi anni nel popolamento esistente è stata piantata anche una dozzina di giovani noci. I lavori di piantagione sono stati eseguiti dalla Azienda forestale del Comune di Brusio dal servizio forestale. Tutti gli alberelli sono muniti di una protezione singola per prevenire danni causati dal bestiame al pascolo e dalla brucatura. La piantagione di nuovi alberi è una misura di compensazione frequente a favore della natura e del paesaggio nell’ambito d’autorizzazioni di dissodamento.

La revisione del piano di sviluppo del bosco estenderà il perimetro della selva esistente con una fascia altrettanto ampia in direzione delle terrazze parzialmente riforerstate al piede del pendio. In questo modo, si intende garantire il sostegno finanziario per

recuperare le vecchie selve nei prossimi anni. Un tale recupero comporta lavori importanti al terreno ed al sottobosco. La fitta vegetazione arbustiva e pioniera tra i vecchi alberi da frutto dev’essere rimossa. Il terreno viene adattato per permettere un buon pascolo e facilitare la gestione della selva, senza però comprometterne le caratteristiche naturali della morfologia. L’area così preparata può quindi essere piantumata con nuovi noci a distanze adeguate. Come ulteriori possibili misure, nel perimetro è prevista la sistemazione dei muri a secco. Anche il piccolo ruscello presente nella selva può venire valorizzato. Il suo attuale corso rettilineo può essere leggermente adeguato o dotato di tratti con acqua stagnante. Le malattie più comuni del noce sono causate da differenti agenti patogeni: insetti, oomiceti, funghi

Corteccia.
(Foto: R. Paravicini)
Protezione singola.
(Foto: R. Paravicini)

e batteri. La mosca del noce (Rhagoletis completa) può causare ingenti perdite del raccolto. Le femmine nel periodo estivo depongono le uova all’interno del mallo del noce. In seguito le larve si nutrono direttamente del mallo, fino a disseccare le noci e farle marcire.

Il mal dell’inchiostro (Phytophthora sp.) beneficia del riscaldamento globale diffondendosi anche nell’arco alpino. Il patogeno penetra attraverso le radici e causa necrosi nerastre sotto la corteccia simili a fiamme che compromettono il trasporto di acqua e nutrienti, portando alla morte dell’albero. Alla base del tronco si osserva spesso l’emissione di un essudato di colore nero-marrone, simile all’inchiostro. Al momento in Svizzera colpisce in particolare il castagno, ma la vicina penisola segnala anche noci e ciliegi colpiti da questo devastante oomicete. Il marciume radicale fibroso (Armillaria mellea) non è una malattia specifica del noce, ma comune a numerose specie di alberi da frutta e forestali. Il fungo infetta e danneggia le radici e le parti basali del tronco. Il micelio si sviluppa sotto la corteccia e interessa i tessuti del floema. Una pianta colpita da Armillaria mellea si riconosce perché assume un aspetto poco vitale, il fogliame diventa giallo, i germogli sono poco vigorosi, la chioma diventa trasparente ed il deperimento è lento e graduale. La presenza di micelio feltroso color crema sotto la corteccia è la prova del nove per diagnosticarne l’infezione. In autunno, attorno all’albero infetto, compaiono i corpi fruttiferi, chiamati anche «chiodini». La maculatura batterica del noce (Xanthomonas juglandis) può interessare tutti gli organi verdi della pianta causando imbrunimenti, disseccamenti, deformazioni e maculature o striature scure dei fiori con successivo avvizzimento e distacco. Alte temperature ed umidità favoriscono il proliferare del battere che penetra nell’ospite principalmente attraverso ferite, cicatrici fogliari e gli stomi.

Negli ultimi anni si è assistito alla diffusione di due piante invasive: la cespica annua (Erigeron annuus) e il poligono giapponese (Reynoutria japonica)

Fortunatamente, grazie a due interventi tempestivi, si è riusciti a eradicare il poligono giapponese. Tuttavia, la cespica annua rappresenterà un problema significativo nei prossimi anni. Sono già stati effettuati diversi interventi per tentare di eliminarla o quantomeno ridurne la diffusione, ma finora i risultati ottenuti sono stati piuttosto limitati.

Tra il 1980 ed inizio anni 2000, la selva di Cotöngi era regolarmente il teatro di un’esposizione di bestiame. Gli allevatori vi presentavano i loro migliori bovini per essere giudicati. La cerimonia di premiazione aveva anch’essa luogo tra i noci centenari. Questi riconoscimenti non solo conferivano prestigio all’allevatore, ma aumentavano anche il valore dell’animale e della sua discendenza. L’evento presso il noceto veniva accompagnato da feste e musica, rendendo l’esperienza un’occasione di celebrazione per l’intera comunità.

Franco Crameri, forestale Comune di Brusio; Giorgio Renz, ingegnere forestale regionale Bassa Engadina; Roberto Paravicini, ingegnere forestale regionale Val Poschiavo.

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Das Olivenbaumprojekt in der unteren Valposchiavo

In der Ortschaft Campascio, in der Gemeinde Brusio, nimmt ein Projekt Gestalt an, das drei grundlegende Elemente vereint: die Wiederherstellung alter Terrassen, den Anbau von Olivenbäumen und die Erzeugung von Olivenöl in der Region

Tiziano Iseppi

Die Idee, ein lokales Olivenöl herzustellen, entstand vor etwa zehn Jahren, als ich unter einem Olivenbaum spazierte, den mein Vater 30 Jahre zuvor gepflanzt hatte. Als ich bemerkte, dass der Baum reife Früchte trug, begann ich, mir ein neues Abenteuer vorzustellen. Zusammen mit einem Freund aus Tirano, der ebenfalls ein begeisterter Olivenbauer ist, absolvierten wir einen ersten Kurs als Olivenbauer in Osimo in den Marken, bevor wir unsere Ausbildung in einem zweiten Kurs in der Nähe von Vicenza vertieften. Ausserdem nahmen wir jedes Jahr an Baumschnittkursen in verschiedenen Orten der Toskana teil.

Dank dieser grundlegenden Ausbildungserfahrung begann ich, die ersten Olivenbäume auf den Terrassen in der Nähe der Kirche Sant’Antonio in Campascio zu pflanzen. Dort erwies sich der Boden für den Olivenanbau als ideal, begünstigt durch ein fast mediterranes Mikroklima, in dem die Wintertemperaturen selten unter null fallen. Um die Produktion zu beschleunigen, wählte ich zwei- und vierjährige Pflanzen der toskanischen Sorten Maurino, Frantoio und Leccio del Corno. Diese Auswahl war nicht zufällig. Sie werden nicht nur wegen des Ölgeschmacks geschätzt, sondern eignen sich auch hervorragend für die Bestäubung.

Ansicht der restaurierten Terrassen und der kleinen Kirche St. Antonius in Campascio. (Bild: Alessandro Belluscio)

Tiziano, während er das Wachstum der jungen Reben überprüft. (Bild: Alessandro Belluscio)

Vor drei Jahren konnte ich die ersten Oliven auspressen und das erste lokale Öl produzieren, wenn auch in begrenzten Mengen. Die Freude war jedoch immens. Dieses Ziel habe ich mit Nicolò Paganini von der Firma Piccoli Frutti geteilt, und dank seiner Zusammenarbeit hat das Projekt neuen Schwung erhalten. So entstand auch die Idee, die an die Olivenhaine angrenzenden Terrassen wiederherzustellen, die in den 1960er-Jahren aufgegeben wurden, als das Wirtschaftswachstum und die schwierigen Anbaubedingungen sie unattraktiv machten. Im Laufe der Jahrzehnte hatte die Spontanvegetation die Oberhand gewonnen, aber dank intensiver Rodungsarbeiten konnten mehr als 30 kleine Parzellen, die sich auf 15 Terrassen verteilen, wieder ans Tageslicht gebracht werden.

Mit der Unterstützung des Vereins Terra Nostra sammeln wir Geld für die Wiederherstellung der Trockenmauern, die durch Zeit und Witterung beschädigt wurden. Bereits im Dezember letzten Jahres wurden einige Trockenmauern saniert und uns neues Land für die Anpflanzung neuer Olivenbäume zurückgegeben, die im Frühjahr angepflanzt werden. Das Endziel besteht darin, einen Olivenhain mit mehr als 300 Pflanzen anzulegen.

Natürlich ist der Anbau von Olivenbäumen in den Bergen auch mit Herausforderungen verbunden. Die Gefahr von Winterfrösten und die Präsenz von Wildtieren wie Hirschen und Rehen können ein Problem

Am Ende der Pressung kommt das Öl aus der Zentrifuge, um anschliessend abgefüllt zu werden. (Bild: Tiziano Iseppi)

darstellen, da sie in den Olivenblättern eine wertvolle Nahrungsquelle finden. Die Höhe (650 m. ü. M.) verringert jedoch das Risiko der Olivenfliege, auch wenn die Früchte langsamer reifen.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Errichtung einer lokalen Ölmühle in den Räumlichkeiten der ehemaligen Molkerei. Dank des Gewinns des Agropreises im November 2021, der Unterstützung des Vereins 100% Valposchiavo und der privaten Finanzierung konnten wir eine hochmoderne Ölmühle erwerben. Die Nähe der Ölmühle zu den Anbauflächen ermöglicht es uns, die Oliven innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte zu pressen, was für ein hochwertiges Öl unerlässlich ist.

Das Endziel ist es, ein sortenreines Olivenöl zu erhalten. Durch das getrennte Pressen der verschiedenen Olivensorten können wir drei Ölsorten anbieten, die aus demselben Olivenhain stammen. In den nächsten zwei oder drei Jahren planen wir, das Projekt abzuschliessen, das nicht nur olio extravergine d’oliva, sondern auch andere Nebenprodukte hervorbringen wird. Doch lassen wir uns überraschen, was uns die Zukunft bietet!

Tiziano Iseppi ist in der Valposchiavo aufgewachsen, wo er heute als Buchhalter bei der Gemeinde Brusio arbeitet. In seiner Freizeit pflegt er seine grosse Leidenschaft für den Olivenanbau, eine Tätigkeit, die ihn tief mit der Natur verbindet.

Brixen, Südtirol – ein Fest für den Schutzwald

Bündner Waldarbeit wird bei der internationalen Helvetia Schutzwaldpreisverleihung in Südtirol mit zwei Preisen geehrt.

Pressemitteilung

Jedes Jahr rückt der «Schutzwaldpreis Helvetia» he rausragende Pr ojekte ins Rampenlicht, die sich für den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung des Bergwaldes im Alpenraum einsetzen. Die diesjährige Preisverleihung, organisiert vom Südtiroler Forstver-

Bündner Preisträger des Schutzwaldpreises 2025, Vertreter der Churer Preisträger: Stefan Becker, Corsin Jenal und GR Wald Präsident Walter Krättli, umrahmt von den Ehrenden: Jurymitglied Monika Frehner, Bürgermeister von Brixen Andreas Jungmann und Kantonsförster Stellvertreter Lukas Kobler. (Bild: Südtiroler Forstverein)

ein, fand in Brixen statt. Bereits zum 18. Mal ehrten die Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer Forstvereine (ARGE) und die Versicherung Helvetia die Schutzfunktion des Waldes. Ohne ihn wäre eine Besiedelung des Alpenraumes kaum denkbar. Doch nicht nur seine Schutzfunktion, auch sein Wert für Erholung und Holzwirtschaft rücken zunehmend in den Fokus.

Waldpflege als essenzielle Zukunftsaufgabe «Ein gesunder Schutzwald ist von unschätzbarem Wert für unsere Siedlungen, Infrastrukturen und Landwirtschaftsflächen», betonte der Südtiroler Forstwirtschaftslandesrat Luis Walcher. «Angesichts zunehmender Wetterextreme steigen die Anforderungen an den Schutzwald – und damit auch die Notwendigkeit, Bewusstsein dafür zu schaffen.»

Diese Bewusstseinsbildung war auch das Herzstück der Preisverleihung. Zahlreiche Initiativen wurden in den Kategorien «Erfolgsprojekte», «Schulprojekte», «Öffentlichkeitsarbeit – Schutzwaldpartnerschaften – Innovation» eingereicht. Eine internationale Expertenjury wählte aus zahlreichen Bewerbungen zwölf herausragende Projekte aus. Zudem wurde ein Pressepreis für journalistische Arbeiten zum Thema Schutzwald vergeben sowie ein Sonderpreis der Jury für ein besonders aussergewöhnliches Projekt.

«Erfolgsprojekte»: Wiederbewaldung der Hänge am Calanda – Graubünden Ein verheerender Waldbrand zerstörte im August 1943 477 Hektar Wald am Calanda. Die Wiederaufforstung dauerte bis in die 1960er-Jahre. Mit regionalem Saatgut wurden 1,8 Millionen Bäume gepflanzt und Massnahmen zur Stabilisierung des Bodens umgesetzt. Der Fokus lag auf angepassten

Der 1943 mit Brandherden übersäte und in dicke Rauchschwaden gehüllte Calanda. (Bild: AWN GR)

Der für die Projektumsetzung verantwortliche Regionalforstingenieur Giorgio Renz wird von Josef Geisler, Landeshauptmann-Stv. Tirol und Andreas Amann, Landesforstdirektor Vorarlberg beglückwünscht.

(Bild: Südtiroler Forstverein)

Weiterbildung im Schutzwald für Waldfachleute und Wissbegierige. Steine fallen, Bäume fangen.

(Bild: AWN GR, Giorgio Renz)

Baumarten, um widerstandsfähige Wälder zu schaffen. Die Pflege erfolgte detailliert geplant, mit gezielten Durchforstungen und Schutzmassnahmen. Das Projekt verlangte grosse Anstrengungen über zwei Förstergenerationen hinweg. Heute ist der Wald ein stabiler, artenreicher Schutzwald und ein beliebter Ort für Freizeitaktivitäten. Die Einreichung des Projektes würdigt die enorme geleistete Arbeit und soll das Bewusstsein für die weiterhin reale Gefahr von Grossbränden schärfen, insbesondere angesichts zunehmender Trockenheit durch den Klimawandel.

Kategorie «Öffentlichkeitsarbeit»: Waldbaulehrpfad Engadin-Val Müstair – Graubünden Der Waldbaulehrpfad Engadin-Val Müstair wurde im Rahmen des Weiserflächen-Konzepts Graubünden 2020 entwickelt, um waldbauliches Wissen langfristig zu sichern und eine praxisnahe Weiterbildung zu ermöglichen. Zwei Handbücher für Ober- und Unterengadin bieten thematische und ökologische Wegweiser sowie detaillierte Objektprofile, die gezielte Begehungen und Wissensvertiefung unterstützen. Beobachtungs- und Weiserflächen dienen als Labor zur Erprobung waldbaulicher Massnahmen, etwa zur Förderung von Stabilität, Biodiversität oder Klimaanpassung. Das Projekt fördert regionale Zusammenarbeit und inspiriert durch seine flexible Nutzbarkeit und nachhaltige Konzeption auch überregionale Nachahmungen. Ziel ist ein lebendiges Instrument, das durch Austausch und Feedback stetig weiterentwickelt wird.

Weitere Kategorien und Preisträger

Die übrigen Preise gingen in der Kategorie «Sonderpreis der Jury» an das Südtiroler Projekt VAIA – Musik gegen das Vergessen, in der Kategorie «Schulprojekte» an die Schüler als Schutzwaldbotschafter des Gymnasiums Sand in Taufers, und den Pressepreis erhielt die «Wald»-Sommerserie im «Sarganserländer». Das dritte, ebenso auszeichnungswürdige Bündner Projekt «Seilkranlehrmittel» wurde leider nicht nominiert.

Ein Preis mit Tradition und Zukunft

Der Schutzwaldpreis wird jährlich in einem der ARGE-Länder verliehen. Seit ihrer Gründung 1981 setzt sich die Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer Forstvereine mit Unterstützung der Versicherung Helvetia dafür ein, den Bergwald als naturnahen Lebensraum zu bewahren. Bayern, St. Gallen, Südtirol, Tirol, Vorarlberg, Kärnten, Liechtenstein und Graubünden arbeiten gemeinsam daran, die Zukunft unserer Schutzwälder zu sichern. – Gemeinsam geht besser.

Jahresbericht 2024 des Vereins Graubünden Wald

1. Vorstand

Zur Zeit des Verfassens des Jahresberichtes, Anfang 2025, können wir schon auf ein halbes Jahr Zusammenarbeit mit unseren zwei neuen Vorstandskollegen, Gian Barandun und Lorenzo Martino zurückblicken. Die Aufgaben des Kassiers und der Mitgliederverwaltung wurde an Gian Barandun übertragen. Lorenzo Martino ist Vertreter in der Forstpersonalkommission sowie Verbindungsmann zur Ausbildungskommission. Die Zusammenarbeit ist sehr gut angelaufen und einige Vorhaben wurden bereits eingeleitet oder gar schon umgesetzt. Es macht Freude weiter in einem gut funktionierenden, kollegialen Umfeld für die Bündner Waldbranche wirken zu können.

2. Aktivitäten

2.1 Jahresversammlung 2024

Die Gemeinde und der Forst Obersaxen organisierte für den Verein die tägige Vereinsversammlung im Restaurant Cuolm Sura des Skigebiets Obersaxen Mundaun. Neben den üblichen Traktanden beschäftigten insbesondere die Erhöhung der Abonnements- und Mitgliedschaftsbeiträge, welche nach kurzer Diskussion nach Antrag des Vorstandes moderat erhöht wurden. Ebenso prägend war die Verabschiedung von Mario Denoth und Mario Lucchinetti aus dem Vorstand. Für sie wurden Gian Barandun und Lorenzo Martino gewählt. Trotz des einsetzenden Regenwetters konnte man im Anschluss an das Mittagessen die Bahnfahrt auf den Piz Mundaun in Angriff nehmen und spannenden Informationen von Kevin Brunold, Geschäftsführer von Surselva Tourismus, sowie Carlo Janka, Vorstellung wohl nicht nötig, folgen.

2.2 Skipostenlauf

Endlich konnte nach dreimaliger Verschiebung am 24. Februar 2024 der legendäre Skipostenlauf in Sarn-Heinzenberg durchgeführt werden. Es durften 80 Teilnehmer des Bündner Forstpersonals gezählt werden, welche sich an diesem Tag ein Wettren-

nen lieferten. Bei eher garstigem Wetter, was für die Forstleute kaum ein Hindernis darstellt, konnte Flurin Guidon bei den Herren, Madlaina Fliri bei den Damen, Nando Guler bei den Lernenden und Flavio Prinoth bei den Kindern den Tagessieg nach Hause nehmen.

Dieser spezielle Tag findet für die Mitarbeiter und Familien der Waldbranche unter dem Patronat Verein Graubünden Wald statt. Dank den vielen Unterstützenden und Sponsoren aus dem ganzen Kanton konnten unter dem OK der Forst- und Werkbetriebe Cazis alle einen geselligen, aber auch spannenden Tag erleben.

2.3 Lehrabschlussfeier der Bündner Forstwarte Mitte Juni traten 21 angehende Forstwarte aus dem Kanton Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein den letzten Teil ihrer Lehrabschlussprüfung in Vaduz und Schaan FL an. Die traditionelle Lehrabschlussfeier, welche vom Verein Graubünden Wald organisiert wurde, fand in Laax statt.

Am 28. Juni trafen sich auf dem Crap Sogn Gion 18 frischgebackene Forstwarte, eine Forstwartin, ihre Angehörigen, Berufsbildner, Experten und Gäste, alles in allem rund 100 Personen, um den erfolgreichen Lehrabschluss zu feiern. Die Festredner Walter Krättli und Lukas Kobler würdigten in ihrer Rede die Leistungen der 19 erfolgreichen Absolvierenden und gratulierten ihnen zur bestandenen Lehrabschlussprüfung. Die feierliche Übergabe der eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse mit der Prämierung der drei besten Lehrabschlüsse wurde von Flurin Guidon angeleitet, wobei er tatkräftig von den Festrednern unterstützt wurde.

2.4 Verband Schweizer Forstpersonal (VSF)

2.4.1 Präsidentenkonferenz des VSF

Die Präsidentenkonferenz fand 2024 in digitalem Rahmen statt. Wir begrüssen dies sehr und ermutigen den Verband, dies auch künftig vermehrt ins Auge zu fassen. Aus Bündner Sicht ist die Demission von Arnold Denoth aus dem Co-Präsidium und dem

Vorstand des nationalen Verbandes zu erwähnen.

Neu ist der Vorstand nicht mehr offiziell mit Bündner Beteiligung. Mit Christian Rüsch, der für den Appenzeller Forstverein im Vorstand einsitzt, ist dennoch ein Bündner Forstmann und ein engagiertes GR-Wald-Mitglied im nationalen Vorstand dabei. Das vollständige Protokoll der Präsidentenkonferenz ist auf der Website des Verbandes einsehbar.

2.4.2 Delegiertenversammlung und Verbandsjubiläum des VSF in Zürich

Der Verband Schweizer Forstpersonal (VSF) hat am Freitag, 13. September 2024, seine ordentliche Delegiertenversammlung durchgeführt. Da der VSF im Jahr 2024 sein 125-Jahr-Jubiläum gefeiert hat, hat er die Organisation der Delegiertenversammlung und eine parallel entsprechende Jubiläumsfeier gleich selbst übernommen. Am 13. September 2024 traf man sich im Restaurant Bellavista der ETH Hönggerberg in Zürich.

Graubünden Wald, vertreten durch Mitglieder der Forstpersonalkommission und des Vorstandes, war mit vier Delegiertenstimmen dabei. Das Jubiläum wurde mit dem Kabarettisten Michael Elsener kurzweilig gefeiert und anschliessend bei interessanten Themenposten im nahe gelegenen Waldlabor des gleichnamigen Vereins und einem Apéro würdig abgeschlossen.

Das Protokoll der DV ist auf der Homepage vom VSF abgelegt. Die nächste DV findet dieses Jahr am 12. September im Tessin statt.

2.5 ARGE

2.5.1 Vergabe alpiner Schutzwaldpreis

Am 22. März 2024 fand in Schaan, Liechtenstein, die Verleihung des 17. Alpinen Schutzwaldpreises Helvetia durch den Verein «ARGE Alpenländischer Forstvereine» statt. Nominiert waren insgesamt 11 Projekte aus den verschiedenen Mitgliedsländern des Vereins. Graubünden Wald hat in der Kategorie «Öffentlichkeitsarbeit, Innovation und Schutzwaldpartnerschaften» das Projekt «Coaz» vorgeschla-

gen. Das Projekt wurde mit dem ehrenvollen Sonderpreis der Jury ausgezeichnet.

Zum 100. Todestag und 200. Geburtstag von Johann Wilhelm Fortunat Coaz, dem ersten Eidgenössischen Oberforstinspektor, Nationalparkgründer und Bündner Forstmann, wurde zwischen 2017 und 2022 eine ganze Reihe von Aktivitäten initiiert und umgesetzt. Dank der grossen Initiative der beiden Bündner Forstleute Jürg Hassler und Sandro Krättli wurden unter anderem eine Jubiläumsschrift, eine Sonderausstellung im Rhätischen Museum, eine Holzstatue in Lebensgrösse und sogar ein Coazbier realisiert. Mit dem Sonderpreis der ARGE-Schutzwaldpreisverleihung Helvetia wird dieses beeindruckende Engagement der beiden Initianten und ihrer vielen Mitstreiter nun würdig geehrt.

2.5.2 Tagung der Vorstände der ARGE Alpenländischer Forstvereine Wie üblich trafen sich die Vorstände der ARGE-Mitgliedsvereine am kommenden Austragungsort der Schutzwaldpreisverleihung. So führte unser Weg nach Gais, in der Nähe von Brixen, Südtirol. Am Vorabend fand die Sitzung zur Besprechung der Preisverleihung und der Aktualitäten in den Ländern statt. Am Folgetag wurden anlässlich eines kurzen Rundgangs Schutzwaldbewirtschaftung, Rodung für den Kulturlandgewinn sowie Revitalisierung eines Kiesabbaugebietes zur Förderung des Hochwasserschutzes vorgestellt. Genau diese anderen, für uns teilweise undenkbaren Vorgehensweisen und Erfahrungen machen diesen Austausch so wertvoll.

3. Kommissionen

3.1 Redaktionskommission «Bündner Wald» Nach turbulenten und von personellen Wechseln geprägten Jahren ist in der Redaktionskommission wieder eine Konstanz zurückgekehrt. In der jährlichen Sitzung der Redaktionskommission standen viele spannende Themen zur abwechslungsreichen Gestaltung unserer Zeitschrift zur Auswahl. Der

Vertrag für die Digitalisierung des «Bündner Waldes» in Zusammenarbeit mit der Kantonsbibliothek und der ETH konnte unterzeichnet werden. Die Digitalisierung wird im Jahr 2025 erfolgen.

Inserat Florinett AG

Unser grosser Dank geht an die Redaktorinnen Susi Schildknecht und Laura Brunner, die mit grossem Engagement, innovativen und konstruktiven Inputs zur Attraktivität des «Bündner Wald» beitragen.

Medium: Bündner Wald

Version: 2017.11.03

3.2 Forstliche Aus- und Weiterbildungskommission OdA Wald

Koordinations- sowie Organisationsmehraufwand mit sich brachte.

Bei der Grundausbildung konnten die Lernenden in 38 überbetrieblichen Kursen die geforderten Handlungskompetenzen erlernen und festigen. Alle Angebote konnten unfallfrei und plangemäss durchgeführt werden. An der QV-Feier auf dem Crap Sogn Gion wurde im Juli, eine der kleinsten Klasse der vergangenen 20 Jahre ins Berufsleben verabschiedet. Die Lernendenzahlen sind nach wie vor konstant, man konnte im August 31 neue Lernende begrüssen.

Masse: 144x100mm (für Format A6 quer)

Schrift: Segeo UI, Segeo UI Semibold

2024 konnte die OdA-Wald GR in der Weiterbildung so viele Kurstage verbuchen wie noch nie.

Schriftgrösse: 9.5 - 13

Insgesamt konnten 357 Kurstage durchgeführt werden. Dies entspricht einer Zunahme von knapp 24% gegenüber dem Vorjahr, was ebenfalls einen

3.3 Forstpersonalkommission

Die Tätigkeit der Forstpersonalkommission beschränkte sich 2024 auf den Austausch mit dem nationalen Verband Schweizer Forstpersonal.

Mit Hand und Herz am Holz

Florinett AG:

Forstarbeiten & Rundholzhandel

Tel. 081 407 15 58

Bergholzzentrum

Sägerei

Tel. 081 407 11 74

Tonewood Switzerland

Instrumentenholz

Tel. 081 407 21 34

3.4 Arbeitsgruppe Wald und Wild

Die Umsetzung der Strategie «Lebensraum WaldWild 2021» war auch 2024 das Hauptthema in unserer Arbeitsgruppe. Wir stellen weiterhin fest, dass Zielsetzungen und Umsetzungsschritte der kantonalen Amtsstellen unterschiedlich kommuniziert werden. Als Folge davon werden sie von den Anspruchsgruppen unterschiedlich interpretiert. Gegenseitiges Verständnis und das Erreichen von Zielen werden so erheblich erschwert. Wir sind uns bewusst, dass es noch sehr viel Arbeit auf verschiedenen Ebenen braucht, bis sich im Wald Verjüngung von klimafitten Baumarten ohne Schutz und in genügender Anzahl etablieren kann. Nur schon an den entscheidendsten Stellen. – Wir bleiben dran.

3.5 Jahresbericht der Kommission Holzhauereimeisterschaften

Im Jahr 2024 fanden keine nationalen oder internationalen Wettkämpfe statt. Die vorgesehene Bündner Meisterschaft musste aufgrund organisatorischer Hürden auf 2025 verschoben werden. Es trainieren aktuell drei aktive Bündner Wettkämpfer im Verbund der losen Vereinigung «Bündner im Wettkampf», welche diesen eine Trainingsstruktur zur Verfügung stellt.

4. Mitglieder

Per 31. Dezember 2024 zählte der Verein 426 Einzelmitglieder und 88 Kollektivmitglieder. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme um 10 Einzelmitglieder und eine Abnahme um 2 Kollektivmitglieder. Die Frei- und Ehrenmitglieder verblieben unverändert bei 40 Personen. Gesamthaft zählt der Verein damit 546 Mitglieder.

5. Dank und Ausblick

Wir sind gewillt, aktiv und stark in die Zukunft zu blicken. Einige Voraussetzungen dazu haben wir in den letzten Jahren gemeinsam geschaffen. Die Frage nach mehr zeitgemässer Vereinsattraktivität

beschäftigen uns weiter. Dabei wäre es auch wichtig, eure Bedürfnisse zu erfahren. Ich ermutige jede und jeden von euch, eure Ideen und Anliegen uns zu melden.

Wir vom Vorstand danken vorab allen, die das Vereinsleben aktiv beleben. An vorderster Front sind das die Arbeitsgruppen- und Kommissionsmitglieder durch deren Wirken die Vereinsaktivität erst in Gang kommt. Sehr wichtig sind auch die stets zur Zusammenarbeit offenen Gemeinden, Betriebe und Unternehmen, welche unsere Anlässe durch ihre Organisation stützen und ermöglichen. Ebenso danken wir herzlich dem Amt für Wald und Naturgefahren, dessen Leitung uns als Verein Wertschätzung und Rückhalt entgegenbringt. Wir danken aber auch euch allen, die ihr mit eurer Vereinstreue Interesse an Zusammengehörigkeit, einer gemeinsamen, starken Berufsstimme und Berufsstolz bekundet. – Gebt euch auch 2025 einen Ruck und lasst euch blicken.

Untervaz, Februar 2025 Für den Vorstand

Walter Krättli

Ausgaben

Jahresrechnung 2024

Erläuterungen des Kassiers zur Erfolgsrechnung und Bilanz 2024

Liebe Mitglieder von Graubünden Wald

Im Budget wurde mit einem Defizit von Fr. 10 0 00.–gerechnet. Effektiv resultierte ein Verlust von Fr. 8404.55. Dadurch verkleinerte sich das Vereinsvermögen per 31. Dezember 2024 auf Fr. 57 3 83.47.

Kreditoren

Diese setzten sich aus folgenden Rechnungen zusammen: Bündner-Wald-Schlussrechnung, Kosten Homepage ARGE Alpenländische Forstvereine und Spesen Berufswettkämpfer.

Mitgliederbeiträge

An der GV 2024 wurde eine Mitgliederbeitragserhöhung beschlossen, welche für das Jahr 2025 verrechnet wird.

Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Graubünden

Im Rahmen der Leistungsvereinbarung mit dem Amt für Wald und Naturgefahren übernimmt Graubünden Wald unter anderem folgende Aufgaben:

– Berufsbildung (OdA Wald, QV-Feier, Prämierung der besten Lehrabschlüsse, Fachtagungen etc.)

– Berufswerbung (Berufswettkampf Holzerei, Förderung von Berufswettkämpfen, Mitwirkung bei Berufsschauen)

– Interkantonale und internationale Kontakte (VSF, ARGE Alpenländische Forstvereine)

Der direkt diesen Aufgaben zuweisbare finanzielle Aufwand belief sich im Jahr 2024 auf Fr. 12 477.70. Obwohl die budgetierte Bündner Meisterschaft Holzhauerei nicht stattfand, wurden Berufswettkämpfer für die Vorjahre entschädigt und das Budget überschritten. Die Lehrabschlussfeier fand auf dem Crap Sogn Gion statt. Die Kosten des Aperitifs wurden von der Gemeinde Flims übernommen. Herzlichen Dank! Das AWN unterstützte uns wie vereinbart laut Leistungsvereinbarung mit Fr. 15 0 00.00 in diesem Jahr und hat für die Jahre 2025 und 2026 eine Unterstützung in Höhe von Fr. 15 0 00.00 bzw. Fr. 17 5 00.00 in Aussicht gestellt.

Der Kassier: Gian Barandun, 28. Februar 2025

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Generalversammlung 2025 des Vereins Graubünden Wald

Programm und Anmeldung

Freitag, 9. Mai 2025

9.00 bis 9.30 Uhr

Casa Torre, Piazza Comunale, 7742 Poschiavo:

Eintreffen der Teilnehmer, Kaffee und Gipfel, Tageskasse

9.30 Uhr bis 11.30 Uhr

Beginn Jahresversammlung Graubünden Wald 2025 (Infos auch online einsehbar)

Traktanden

1 Eröffnung, Grusswort

2 Wahl der Stimmenzähler

3. Protokoll der GV 2024

4 Jahresbericht 2024

5 Jahresrechnung 2024 und Revisorenbericht

6 . Budget 2025 und Mitgliederbeiträge 2026

7 Tätigkeitsprogramm 2025

8 Wahlen

9 Ernennung von Frei- und Ehrenmitgliedern

10. Anträge

11. Mitteilungen Kommissionen/Arbeitsgruppen

12. Tagungsort 2026

13. Informationen des AWN GR

14. Varia

11.30 Uhr

Apéro

12.15 Uhr

Mittagessen (Ristorante Croce Bianca)

14.00 bis 16.00 Uhr

Besichtigung Erneuerung des Kraftwerks Robbia von Repower (Bus organisiert)

ca. 16.00 Uhr

Ausklang

Abendprogramm

17.30 Uhr

Besuch Brauerei Pacific und Kurzbesuch Borgo, Poschiavo

19.00 Uhr

Abendessen Ristorante Albrici Vortrag 100% Val Poschiavo

Übernachtung individuell, Vorschlag siehe Folgeseite

Samstag, 10. Mai 2025

9.00 bis 11.00 Uhr

Giardino dei Ghiacciai di Cavaglia (Gletschermühlen), Hin- und Rückfahrt mit dem Zug

11.00 Uhr

Abschluss und Möglichkeit, nach Bedarf gemeinsam Mittag zu essen

Weitere Informationen

Aus ökologischen Gründen bitten wir Sie, wenn möglich Fahrgemeinschaften zu bilden, bzw. mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen. Die Bezahlung erfolgt am Freitag, 9. Mai, an der Tageskasse vor Ort (Bar, Twint oder Kreditkarte).

Auskünfte

Diego Battilana: Tel. 081 839 04 08

Anmeldung

Rasche Anmeldung ist erwünscht, spätestens jedoch bis am 25. April 2025, online auf unserer Webseite oder mit beiliegendem Anmeldetalon auf der Folgeseite.

Anmeldetalon

Name Vorname

Adresse PLZ/Ort

Mobile E-Mail

Ort/Datum Unterschrift

Programm

Preis/Person bitte ankreuzen

Nur Jahresversammlung kostenlos 

Jahresversammlung mit Mittagessen Fr 5 0.– 

Jahresversammlung, Mittagessen und Nachmittagsexkursion Fr. 5 0.– 

Ganzes Freitagsprogramm (inkl. Abend, ohne Übernachtung) Fr 120.–  Gesamtprogramm Fr./Sa. (ohne Übernachtung) Fr. 130.– 

vegetarisches Mittagsmenu am Freitag, 9. Mai  vegetarisches Abendmenu am Freitag, 9. Mai 

Rasche Anmeldung ist erwünscht! Rücksendung bis spätestens 2 5. April 2025 an: Graubünden Wald, Postfach 17, 7450 Tiefencastel

Hier gehts zur Online-Anmeldung: www.graubuendenwald.ch/GVAnmeldung25 oder über nebenstehenden QR-Code.

Übernachtungsvorschlag

Im Hotel Suisse kann die Übernachtung zu ermässigten Konditionen wie folgt direkt reserviert werden: – Einzelzimmer Fr 75.– bis 95.– (inkl. Frühstück, exkl. Kurtaxe) – Doppelzimmer Fr 115.– (inkl. Frühstück, exkl. Kurtaxe)

Bitte selbstständig zu buchen unter:

Hotel Suisse: Tel. 081 844 07 88 oder E-Mail: hotel@suisse-poschiavo.ch (Kennwort: Graubünden Wald)

Vorschau «Bündner Wald» Juni 2025

Vorschau auf die nächsten Nummern:

August 2025: Waldbrand

Redaktion: Laura Brunner

Redaktionsschluss: 30. Mai 2025

Oktober 2025: GIS

Redaktion: Susi Schildknecht

Redaktionsschluss: 8. August 2025

Neophyten

Die kontinuierliche und weitverbreitete Ansiedlung von invasiven Neophyten im Wald gefährdet die Waldfunktionen, erschwert die bisher praktizierte Waldpflege und stellt den Waldbau vor neue Herausforderungen. Vielerorts ist ein effizientes und nachhaltiges Neophyten­Management im Wald unabdingbar. So weit die Schlussfolgerung im Tessiner Merkblatt zum Umgang mit invasiven Neophyten zur langfristigen Erhaltung der Waldfunktionen. Es warten spannende Berichte aus der Praxis, etwa was im Tessin und in der Mesolcina unternommen wird. Beseitigen? Wenn ja, wie? Und was kann ein einheimischer Welkepilz allenfalls zur Bekämpfung der Götterbäume beitragen?

Redaktion: Susi Schildknecht

Herausgegeben von Graubünden Wald und der SELVA

Verlag: © Somedia Production AG, CH­7007 Chur Sekretariat: SELVA, Bahnhofplatz 1, CH­7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva­gr.ch Redaktion: Susi Schildknecht, susi.schildknecht@bluewin.ch, Laura Brunner, redaktion@buendnerwald.ch. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern. Herstellung: communicaziun.ch, 7130 Ilanz. Erscheint sechsmal jährlich. Auflage: 1300 Exemplare Inserate: Somedia Promotion AG, Telefon + 41 (0) 81 650 00 70, thusis @ somedia.ch Abonnementspreise: CHF 70.– (inkl. MwSt. für Mitglieder Verein Graubünden Wald)

Abonnemente/Adressänderungen: Telefon 0844 226 226, mutationen@graubuendenwald.ch, www.buendnerwald.ch Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktion übereinstimmen. Schreibende, die zu oben stehenden Themen publizieren möchten, sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge der Redaktion einzureichen.

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