Bündnerwald Dezember 2024

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Bündner Wald

Zertifizierter Wald Jahrgang 77 | Dezember 2024

Mit Hand und Herz am Holz

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Inhalt

FSC® Schweiz: 20 Jahre Engagement für die Schweizer Wälder –und Sie können mitgestalten!

PEFC – das Zertifizierungssystem für Waldbesitzer

Drei Förster aus drei unterschiedlichen Regionen zum Thema

Wald- und Holzzertifizierung aus der Sicht des Amtes für Wald und Naturgefahren (AWN)

Waldzertifizierung im Zürcher Kleinprivatwald

Verein Artus – Zertifizierung

Wie CO²-Speicherzertifikate für den Holzbau die Stammholzbewirtschaftung fördert

Schweizer Wald – der Schlüssel zur CO²-Senke

Von der Natur lernen: Warum Biodiversität mehr bringt als Zertifikate

Der Sturm Vaia und seine Folgeschäden – ein Austausch in Südtirol mit GR Wald

Bündner Waldaktie: eine gute Geldanlage für alle Wald- und Holzprofis

39 Skipostenlauf fürs Forstpersonal

Die Preisträger sind bekannt

Vorschau «Bündner Wald» Februar 2025

Titelbild: (Bild: Rolf Giger)

(Bild: zVg Timber Finance)

Editorial

Geschätzte Leserschaft des «Bündner Wald», das Jahr neigt sich dem Ende zu und die letzte Ausgabe zum Thema Zertifizierung flattert ins Haus. Eindeutig wurde ein nicht ganz einfaches Thema für den Abschluss gewählt. Denn sobald das Wort FSC zur Sprache kommt, gehen die Meinungen ziemlich auseinander. Einige stehen absolut hinter diesem Label, andere sind aus der Zertifizierung ausgestiegen und andere wiederum denken sich, wieder mal ein Label mehr im Umlauf. Dem Label FSC begegnet man wahrscheinlich am häufigsten. Sei es auf der Verpackung, auf Papier und natürlich auch auf dem verarbeiteten Holz. Die grossen Sägewerke sind auf FSC-zertifiziertes Holz angewiesen. Hingegen können einige kleine lokale Betriebe, welche das Holz so quasi unter der Hand verkaufen, auf das FSC-Label verzichten. Hier ist vor allem wichtig, dass es Schweizer Holz ist. Nebst diesen grossen Zertifizierungssystemen oder besser gesagt Labels gehört natürlich auch das PEFC-Label dazu. Doch bei uns im Kanton Graubünden findet man kaum ein Wald, welcher PEFC-zertifiziert ist. Nun was wollen uns diese Label überhaupt vermitteln, brauchen wir diese Zertifizierungssysteme oder reicht es aus, wenn wir auf lokale Herkunft des Holzes Wert legen und dies als Schweizer Holz verkaufen? Ein grosses Anliegen von FSC ist, eine nachhaltige Waldwirtschaft mit sozialen Strukturen zu gewährleisten. Dem widerspricht wahrscheinlich niemand. Jedoch sind diese Voraussetzungen bereits im Waldgesetz verankert und auch das kantonale Waldgesetz des Kantons Graubünden legt grossen Wert auf eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Somit könnte man annehmen, dass eine zusätzliche Zertifizierung nicht mehr nötig wäre? Und spätestens ab diesem Zeitpunkt teilen sich die Ansichten zu diesem Thema. Doch lassen wir dies mal so im Raum stehen und werfen einen Blick zu den CO²-Speicherzertifikaten. Dass der Wald grosse Mengen an CO² speichern kann und sich dies bei einem teilweisen Nutzungsverzicht positiv auf die Biodiversität im Wald aus-

wirkt, ist bekannt. So entstanden die CO²-Zertifikate. Doch mit der zunehmenden Klimaveränderung, sprich, Extremereignisse wie Stürme, Feuer usw. können sich solche Flächen, welche mit CO²-Geldern finanziert wurden, über Nacht in Luft auflösen. Die daraus resultierenden Folgen kennen wir alle, die der Käfer. So mussten die CO²-Zertifikate nochmals neu überdenkt werden. Damit hat sich die Timber Finance, welche erst vor Kurzem das weltweit erste CO²-Speicherzertifikat für den Holzbau lancierte, beschäftigt. Aber auch die Prättigau/ Landschaft Davos Forst GmbH oder der Verein Klimaschutz Schweiz befassen sich seit ein paar Jahren mit spannenden CO²-Projekten.

Die ganze Zertifizierungsgeschichte wirft viele Fragen auf, welche jedoch nicht immer ganz einfach zu beantworten sind. Auf jeden Fall wünsche ich viel Spass beim Lesen!

Redaktorin Laura Brunner

Geschätzte Leserschaft, Autor/innen, Abonnent/innen und Inseratekunden

Ein herzliches Dankeschön für Ihre Treue, Ihre Mitwirkung und Ihr Interesse am «Bündner Wald». Ihnen allen wünschen wir frohe Festtage, gute Gesundheit und viel Licht und Freude im neuen Jahr!

Die «Bündner Wald»-Trägerschaft und Redaktion.

(Bild: Cristina Fisler)

FSC® Schweiz: 20 Jahre Engagement für die Schweizer Wälder –und Sie können mitgestalten!

Bereits seit zwei Jahrzehnten setzt sich FSC® Schweiz für eine ökologische, sozial förderliche und wirtschaftlich rentable Bewirtschaftung der Schweizer Wälder ein. Das FSC-System entwickelt sich kontinuierlich weiter und Sie können es mitgestalten: Eine gute Gelegenheit dazu bietet die Überarbeitung des Nationalen FSC-Waldstandards im Jahr 2025.

Am 29. Mai dieses Jahres feierte FSC Schweiz sein 20-Jahr-Jubiläum bei der dpsuisse (Verband der Print- und Druckindustrie) in Aarau. Auftakt des Jubiläumstags bildete eine Waldführung durch das FSC-zertifizierte Eichenwaldreservat Buechwald in Küttigen, Aargau. Der Revierförster Martin Blattner erklärte den Mitgliedern, wie die nachhaltige Bewirtschaftung des FSC-Waldreservats aussieht. So werden die ökologisch wertvollen, einheimischen Eichenarten etwa nur in kleiner Stückzahl genutzt und auf der gesamten Fläche (224 ha) jährlich ca. eine Hektare mit Jungeichen verjüngt.

Zur Entstehung von FSC Schweiz

Das 20-Jahr-Jubiläum in Aarau bot auch eine gute Gelegenheit, einen Rückblick auf die Anfänge des unabhängigen Vereins zu werfen. FSC Schweiz Gründungsmitglied Damian Oettli vom WWF Schweiz nahm die Mitglieder mit auf eine kleine Zeitreise in die Jahre vor und nach der Gründung des Vereins. Bereits im Jahr 1997 waren in der Schweiz die ersten FSC-zertifizierten Produkte zu finden. Dank Initiativen von Zertifizierern, dem WWF Schweiz, Coop und dem BUWAL (BAFU) stieg deren Anzahl in den darauffolgenden Jahren weiter an. Ein Beispiel einer solchen Initiati -

Revierförster Martin Blattner erklärt die naturnahe Bewirtschaftung des FSC-Waldreservats Buechwald in Küttigen (AG). (Bilder: FSC ® Schweiz) Briefmarken von WWF.

ve ist die Beilage von FSC-Briefmarken in der sechsten Ausgabe des Newsletters WWF Aktuell 2002.

Hoher Zertifizierungsgrad in der Schweiz ist keine Selbstverständlichkeit

In den darauffolgenden Jahren ist die freiwillige Waldzertifizierung in der Schweiz stark angestiegen. Heute sind 49 % der produktiven Waldfläche oder knapp 545 00 0 Hektare FSC-zertifiziert. Daraus kommen mehr als die Hälfte der Schweizer Holznutzung. Nicht mehr zertifiziert ist der Nationalpark im Val Müstair und weitere Teile im Engadin. Auch nie zertifiziert waren eher zuwachsschwache und nur extensiv bewirtschaftete Gebiete im Tessin und im Wallis sowie die Bündner Südtäler. Die starke Verbreitung der FSC-Zertifizierung in der Schweiz ist nicht selbstverständlich, vor allem wenn man die kleinteilige Eigentumsstruktur in der

Schweiz betrachtet. In vielen Ländern mit hohem FSC-Anteil ist der Staatswald ein wichtiger Faktor, da bereits wenige politische Entscheide zur Zertifizierung grosser Flächen führen.

Wie FSC die Verwendung von Schweizer Holz unterstützt

Mit einem Anteil von über 50 Prozent an der Schweizer Holznutzung ist der Anteil an FSC-zertifiziertem Holz überdurchschnittlich gross. In unseren Nachbarländern, wo das meiste Importholz herkommt, stammt verhältnismässig deutlich weniger Holz aus FSC-zertifizierten Wäldern. Um die Nutzung von Schweizer Holz zu fördern, ist es deshalb sinnvoll, neben Holzherkunft Schweiz auch das FSC-Label zu verlangen.

FSC Schweiz ist es ein grosses Anliegen, die lokale FSC-Wertschöpfungskette zu unterstützen. Des-

Karte FSC in Graubünden.
(Grafik: SELVA)

Runder Tisch am 26. November 2024 zum Austausch zwischen Angebot und Nachfrage von Schweizer FSC-Holz. (Bild: FSC ® Schweiz)

halb führte FSC Schweiz am 26. November 2024 einen Roundtable zum Austausch zwischen Anbieter/innen und Abnehmer/innen von FSC-zertifiziertem Holz aus der Schweiz durch. Vertreter/innen aus dem Wald, der Holzverarbeitung und wichtige Endabnehmer/innen wie Migros, Jumbo und Swiss Krono kamen miteinander ins Gespräch und tauschten über Herausforderungen und Chancen von Schweizer FSC-Holz aus.

Wildverbiss und Naturverjüngung

Ein Kernanliegen des FSC ist die langfristige Erhaltung von gesunden Wäldern. Der Nationale FSC-Waldstandard verlangt, die Artenvielfalt zu bewahren, wodurch gleichzeitig die Resilienz des Waldes gestärkt wird. Widerstandsfähige und diverse

Wälder sind bekanntlich besser gegen die immer stärker spürbaren Auswirkungen des Klimawandels wie Trockenheit und andere Extremwetterereignisse gewappnet.

Die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel ist essenziell, um die Wälder und ihre Funktionen langfristig zu erhalten, insbesondere auch die Schutzfunktion, die in Graubünden eine zentrale Rolle spielt. Um die Klimaresilienz der Wälder zu fördern, setzt FSC Schweiz auf eine schonende und naturnahe Waldbewirtschaftung. So fördert FSC beispielsweise das Schaffen von mehrschichtigen Mischbeständen oder die Förderung der natürlichen Waldverjüngung.

Im Kanton Graubünden stehen Förster/innen im Bereich der Naturverjüngung jedoch vor einer gro-

Zur Förderung der natürlichen Waldverjüngung schlägt FSC Schweiz Massnahmen zur Regulierung des Wildbestands vor. (Bild: FSC® Italien)

ssen Herausforderung. Die hohe Schalenwilddichte macht es in vielen Gebieten des Kantons (fast) unmöglich, eine zufriedenstellende Naturverjüngung zu erzielen. Die Anforderungen an die Nachhaltigkeit und die Minimalanforderungen im Schutzwald (NaiS) können nicht mehr überall eingehalten werden. Aufgrund dieser Herausforderung traten Bündner Waldeigentümer/innen mit einem Antrag zur Ergänzung des Nationalen FSC-Waldstandards an FSC Schweiz. Dieser verlangte, dass die natürliche Waldverjüngung auf 75 % der Waldfläche ohne den Einsatz von Schutzmassnahmen erfolgt. Die Standardentwicklungsgruppe (SDG) von FSC Schweiz hat den Antrag geprüft und ist zum Schluss gekommen, dass die Anforderung in der Praxis nicht überall in den Fristen umsetzbar

ist. Um dem höchst relevanten Thema dennoch gerecht zu werden, hat FSC Schweiz in Rücksprache mit Vertreter/innen aus Forst und Jagd einen alternativen Vorschlag erarbeitet. Dieser sieht vor, dass künftig gezielte Massnahmen zur Regulierung des Wildbestands eingefordert werden müssen, um den Wildverbiss zu reduzieren. Die SDG hat diesem Vorschlag am 19. November 2024 zugestimmt. Er wird nun in die Überarbeitung des Nationalen Waldstandards im Jahr 2025 einfliessen. Im Rahmen dieses Prozesses wird eine öffentliche Konsultation stattfinden, deren Feedback in die Standardentwicklung einbezogen wird. Der überarbeitete Standard tritt voraussichtlich im Jahr 2027 in Kraft, nach Prüfung durch FSC International.

Gestalten Sie den Nationalen Waldstandard mit! Die Entwicklung des FSC-Waldstandards ist ein transparenter und partizipativer Prozess, bei dem alle Interessierten beitragen können. Förster/innen und Waldeigentümer/innen, die einen Indikator ergänzt oder einen bestehenden angepasst haben möchten, können einen Antrag an FSC Schweiz stellen. Die Standardentwicklungsgruppe prüft dann wie beim Antrag zur natürlichen Waldverjüngung, ob dieser im Standardentwicklungsprozess berücksichtigt werden kann. Dabei evaluiert sie unter anderem, ob der Antrag mit den FSC-Prinzipien und -Kriterien konform ist und er in der Praxis umsetzbar und überprüfbar ist.

Wie bereits erwähnt, werden neue Standards öffentlich konsultiert. Durch ihre Teilnahme an der Kon-

sultation können Waldbesitzer/innen und Förster/ innen dazu beitragen, dass die FSC-Zertifizierung praxistauglich ist und die regionalen Besonderheiten der Waldbewirtschaftung berücksichtigt werden. FSC Schweiz ermutigt deshalb alle Interessierten, sich aktiv am Prozess der Standardüberarbeitung zu beteiligen und so zu einer zugleich nachhaltigen wie auch praktikablen Forstwirtschaft beizutragen. Über den Start der Konsultation wird FSC Schweiz rechtzeitig informieren. Eine weitere Möglichkeit, die FSC-Zertifizierung in der Schweiz aktiv mitzugestalten, bietet eine Mitgliedschaft bei FSC Schweiz.

Ökosystemleistungen in Wert setzen

Neben der Möglichkeit, die Standards aktiv mitzugestalten, bietet FSC auch die Möglichkeit, die

FSC unterstützt dabei, die Erholungsfunktion des Waldes in Wert zu setzen.
(Bild: FSC ®)

vielfältigen Leistungen der Wälder auszuzeichnen und wirtschaftlich zu nutzen. Mit der Zertifizierung von FSC-Ökosystemleistungen (ÖSL) können sogenannte Claims (Aussagen) gemacht werden. Mit konkreten Aussagen zu Kohlenstoffspeicherung, Biodiversitätsschutz, Wasserschutz oder auch Erholungswert werden die Dienstleistungen des Waldes messbar gemacht.

Die Claims selbst haben selbstverständlich keinen direkten Einfluss auf die Ökosystemleistungen des Waldes, bieten Waldbesitzer/innen aber die Möglichkeit, diese Leistungen sichtbar zu machen und für Sponsoring-Projekte zu nutzen. Dabei stellen Unternehmen oder Privatpersonen finanzielle Mittel zur Verfügung, um die Bereitstellung von Ökosystemleistungen zu unterstützen.

In der Schweiz wurden bisher noch keine entsprechenden Projekte umgesetzt. Dazu müsste die ÖSL-Zertifizierung zuerst im Nationalen FSCWaldstandard integriert werden, wobei die Teilnahme am Programm freiwillig wäre. Für die Zukunft könnten Ökosystem-Claims aber durchaus eine Möglichkeit sein, von der auch Forstbetriebe im Kanton Graubünden profitieren könnten. Besonders der Erholungsfunktion des Waldes kommt in den Bündner Wäldern eine besondere Bedeutung zu, die möglicherweise in Zusammenarbeit mit Tourismusanbieter/innen in Wert gesetzt werden könnten. Auch die Biodiversitätsleistungen des Bündner Waldes sind bemerkenswert und würden sich für entsprechende Projekte anbieten. FSC Schweiz freut sich über Feedback bezüglich der Integrierung der ÖSL-Zertifizierung in den Nationalen FSC-Waldstandard.

Bereits mehrere ESP-Projekte wurden in Deutschland umgesetzt. Zum Beispiel im Stadtwald Boppard am Rhein. Dort fördert das Unternehmen ROLLER die Naturwaldentwicklung auf 20 ha und nachhaltige Wiederbewaldungsmassnahmen auf weiteren 25 ha Waldfläche. Zudem unterstützt ROLLER die Gestaltung naturnaher Waldränder, die als natürliche Schutzbarriere des Waldes dienen. In fünf Jahren werden durch diese Initiativen etwa 1500 Tonnen CO² gespeichert.

Gerade in Zeiten vielfältiger Herausforderungen für die Waldbewirtschaftung ist es wichtig, dass alle Akteur/innen zusammenarbeiten und ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen, um die Wälder als wertvolle Natur- und Wirtschaftsressource zu erhalten. Und wer kennt die Bündner Wälder besser und kann sie besser schützen, als die Bündner Förster/innen und Waldeigentümer/innen selbst? Um ein lokal praktikables FSC-System sicherzustellen, ist Ihre Mitgestaltung zentral.

Nadine Hafner ist Projektleiterin von FSC® Schweiz.

(Bild: FSC ® Schweiz)

PEFC – das Zertifizierungssystem für Waldbesitzer

Zwar kann man mit Recht auf die Tradition der nachhaltigen Forstwirtschaft und die strenge Forstgesetzgebung in der Schweiz verweisen, aber noch besser ist es, die Nachhaltigkeit seiner Waldbewirtschaftung mit einem international anerkannten Zertifikat zu belegen. Eine PEFC-Zertifizierung unterstreicht das Engagement und die Bereitschaft, sich für das Ökosystem Wald einzusetzen. Als Alleinstellungsmerkmal bezeugt das Zertifikat die gute forstliche Arbeit, die von den Waldbesitzern geleistet wird. Ein geschütztes Markenzeichen, das als Kommunikationsinstrument dem Waldbesitzer hilft, mit Kritikern und Skeptikern in Dialog zu treten.

Die PEFC-Zertifizierung

Der PEFC-Council, mit heutigem Sitz in Genf, wurde im Jahr 1999 ursprünglich als pan-europäische Initiative gegründet. Das «Programme for the Endorsement of Forest Certification schemes» steht seit mittlerweile 25 Jahren für einen transparenten und anerkannten Nachweis für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Waldbewirtschaftung weltweit. PEFC ist ein unabhängiger, nicht staatlicher und nicht gewinnorientierter Verein, der die nachhaltige Waldbewirtschaftung durch Zertifizierung fördert. Seit seiner Gründung hat sich PEFC global zur flächenmässig grössten Zertifizierung für nachhaltige Waldbewirtschaftung entwickelt. Aktuell sind 295 Millionen Hektar Wald in 44 Ländern PEFC-zertifiziert (Abb. 1). Die PEFC-Zertifizierung beginnt mit der nachhaltigen Waldbewirtschaftung, endet hier aber noch lange nicht. Denn auch Endverbraucher sollen Holz- oder Papierprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft am PEFC-Gütesiegel erkennen können. Dafür ist die Chain of Custody (CoC)-Zertifizierung von PEFC etabliert worden. Sie gewährleistet die lückenlose Rückverfolgung des zertifizierten Rohstoffs vom Wald bis zum Endprodukt. Hier wird jedes Unternehmen in der Verarbeitungskette durch unabhängige Zertifizierungsstellen geprüft und der

Fluss des PEFC-zertifizierten Materials nachvollzogen. Aktuell sind über 28 00 0 Betriebsstätten nach dem PEFC-CoC-Standard zertifiziert.

Abb. 1: PEFC-zertifizierte Waldflächen weltweit (Stand Dezember 2023, Quelle Jahresbericht PEFC)

Abb. 2: Die CoC-Lieferkette, hier am Beispiel für Bauholz, fängt immer mit dem Rohstoff Holz aus zertifizierten Wäldern an und endet beim letzten verarbeitenden Unternehmen.

Die PEFC-Zertifizierung in der Schweiz PEFC Schweiz wurde 2001 unter dem Namen «Lenkungsgremium Q/PEFC» gegründet. Im Jahr 2009 wurde das Lenkungsgremium von Vertretern der Holzindustrie Schweiz, der Forstunternehmer Schweiz und der Lignum in Zürich in den Verein PEFC Schweiz überführt. Seitdem ist Lignum, Holzwirtschaft Schweiz das geschäftsführende Organ von PEFC Schweiz. Neben den Gründungsmitgliedern werden heute auch Wald Schweiz und der SPKF als Mitglieder geführt. Seit der Gründung haben sich hierzulande über 200 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer der PEFC-Zertifizierung angeschlossen. Damit sind bereits rund 18 % der Schweizer Waldfläche (das entspricht rund 218 00 0 Hektaren Wald) in 13 Kantonen PEFC-zertifiziert. Die grössten PEFC-zertifizierten Waldflächen finden sich im Kanton Waadt, wobei hervorzuheben ist, dass die Romandie mit rund 110 00 0 Hektaren insgesamt die Hälfte der PEFC-zertifizierten Waldflächen aufweist. Weisse Flecken auf der «PEFC-Karte» sind unter anderen z. B. die Kantone Tessin, Graubünden oder St. Gallen. In den letzten Jahren ist die PEFC-zertifizierte Waldfläche konstant, ohne nennenswerte Ab- oder Zunahme. Im Rahmen der CoC-Zertifizierung sind mittlerweile alle Landesteile mit Unternehmen vertreten. Von den aktuell 217 zertifizierten Betriebsstätten finden sich mittlerweile auch sieben im Kanton Graubün-

den. An einer CoC-Zertifizierung zeigen die Schweizer Unternehmen vermehrt Interesse; hier zeigt sich ein kontinuierliches Wachstum. Somit wird es auch für diese Unternehmen immer wichtiger, dass ihre Bedürfnisse mit PEFC-zertifiziertem Schweizer Holz befriedigt werden können. Denn nur mit zertifiziertem Holz kann die gesamte Lieferkette (vgl. Abb. 2) gewährleistet werden.

Grundsätze des Schweizer PEFCWaldstandards

Die PEFC-Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung orientieren sich eng an den 1993 in Helsinki auf der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa beschlossenen Kriterien, zu denen konkrete Vorgaben für die Umsetzung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung gemacht werden.

Für die PEFC-zertifizierte schweizerische Waldwirtschaft heisst das:

1. Kahlschläge sind nicht zulässig.

2. Statt Monokulturen werden Mischbestände aus standortgerechten Baumarten gefördert.

3. Das flächige Spritzen mit Pflanzenschutzmitteln ist verboten. Einzige Ausnahmen sind einerseits die punktuelle Behandlung von Holzpoltern ausserhalb von Grundwasserschutzzonen, falls keine anderen wirtschaftlich tragbaren Massnahmen möglich sind, anderseits behördlich angeordnete Massnahmen.

4. Forstmaschinen müssen ausgewiesene Gassen nutzen und dürfen den Waldboden nicht flächig befahren.

5. Maschinen dürfen im Wald nur mit biologisch abbaubaren Schmierstoffen betrieben werden.

6. Totholz muss erhalten werden: zur Steigerung der Artenvielfalt und als Lebensraum.

7. Wildbestände sind zur Sicherung der Waldverjüngung anzupassen.

8. Im Wald werden keine gentechnisch veränderten Organismen eingesetzt.

Schon lange erfüllen die allermeisten Schweizer Waldbesitzer verantwortungsbewusst die aufgelisteten Regeln. Somit ist es meistens ein Leichtes, sich dafür mit dem PEFC-Label auszeichnen zu

lassen. Und sollte man bei der einen oder anderen Vorschrift noch nicht ganz fit sein, können normalerweise rasch praxisgerechte Lösungen gefunden und umgesetzt werden. Hier liegt die Stärke von PEFC: die pragmatische Verbindung von Umweltanliegen mit den Möglichkeiten unserer Wald- und Holzwirtschaft – zum Nutzen beider Seiten. Im Turnus von fünf bis maximal sieben Jahren stellt PEFC Schweiz die PEFC-Standards sowie die Verfahren auf den Prüfstand. Die PEFC-Regeln für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sollen laufend verbessert werden: beispielsweise sollen neue wissenschaftliche Erkenntnisse sowie gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigt, zukunftsweisende Handlungsfelder von PEFC analysiert sowie Vorschläge

Abb. 3: Ausgangsmaterial für die CoC-Zertifizierung von Unternehmen ist der gelabelte Ausgangsrohstoff Holz, welcher nur von den zertifizierten Waldbesitzern bereitgestellt werden kann.

aller am Wald interessierten Gruppen einbezogen werden (Abb. 3).

Ablauf der PEFC-Waldzertifizierung

Einzelne Waldbesitzer können ein Zertifikat erhalten, wenn sie ihren Betrieb so einrichten, dass sie die Standards für die Waldbewirtschaftung (so heissen die nationalen Wald-Standards bei PEFC in der Schweiz) umsetzen und einhalten. Dafür muss der Betrieb entsprechende Verfahren und Abläufe für die Bewirtschaftung definieren. Ausgangspunkt für die Bewirtschaftungsverfahren ist die Erstellung einer Planung hinsichtlich wesentlicher Zielsetzungen und Massnahmen in der Waldbewirtschaftung. Neben den unmittelbaren Bewirtschaftungsverfahren ist es erforderlich, dass der Betrieb zumindest einmal im Jahr selbst prüft, ob die Standards eingehalten sowie Ziele und Massnahmen umgesetzt werden. Die Betriebsleitung bewertet diese Prüfung und leitet gegebenenfalls erforderliche Anpassungsmassnahmen ab. Wenn der Forstbetrieb die entsprechenden Bewirtschaftungsverfahren eingerichtet hat, kann er sich direkt mit einer Zertifizierungsstelle in Verbindung setzen und einen Termin für die Zertifizierung vereinbaren. Informationen zu den Zertifizierungsstellen erhalten Forstbetriebe bei der PEFC-Geschäftsstelle. Die Zertifizierungsstelle besucht im Rahmen ihres Audits sowohl die Verwaltung des Forstbetriebes als auch kurzfristig ausgewählte Standorte, um die Einhaltung der Standards zu prüfen. Nach positivem Verlauf des Audits erhält der

Forstbetrieb sein Zertifikat, das ihm die Einhaltung der PEFC-Vorgaben bestätigt (Abb. 4).

Zertifizierung einer Gruppe von Waldbesitzern Eine Vereinfachung des Zertifizierungsverfahrens und eine Reduzierung der damit verbundenen Kosten sind für die Forstbetriebe durch die Teilnahme an einem Verfahren auf Ebene einer Gruppe möglich. Bei einem solchen Verfahren muss der teilnehmende Forstbetrieb dieselben qualitativen Standards der Waldbewirtschaftung einhalten, kann aber durch die Gruppenbeteiligung den Aufwand für organisatorische Aspekte reduzieren.

Die einfachste Form der Beteiligung an einer Gruppenzertifizierung ist für einen Forstbetrieb, sich einer bereits bestehenden zertifizierten Gruppe anzuschliessen. Mitglieder in Zertifizierungsgruppen können sowohl einzelne Forstbetriebe als auch Organisationen von Waldbesitzern (forstliche Zusammenschlüsse) werden. Der zertifizierungswillige Forstbetrieb bzw. die Organisation muss bei der Gruppenvertretung einen Antrag auf Mitgliedschaft stellen und sich im Rahmen einer vertraglichen Regelung zur Einhaltung der Gruppenregelungen verpflichten. Bei jedem Teilnehmer wird in der Regel innerhalb der Laufzeit des Zertifikates ein internes Audit (Prüfung durch die Gruppe) durchgeführt und gegebenenfalls nach einer entsprechenden Auswahl auch ein Audit durch die Zertifizierungsstelle. Für Interessenten an einer PEFC-Gruppenzertifizierung steht der Verein ARTUS als Ansprechpart-

Abb. 4: Ablauf der Waldzertifizierung.

Abb. 5: Die Nachfrage nach PEFC-zertifizierten Produkten (hier Bauholz) steigt.

ner zur Verfügung. Als Trägerin der Gruppenzertifizierung Waldbewirtschaftung erbringt ARTUS eine Dienstleistung für Waldeigentümer aus den angeschlossenen Kantonen. Dies ermöglicht die Zertifizierung des Waldes sowie den Vertrieb von Produkten aus dem Wald, welche den entsprechenden Qualitätsanforderungen genügen. Zu diesem Zweck betreibt ARTUS ein Managementsystem. Die

Dienstleistung wird von ARTUS im Rahmen seines statutarisch festgelegten Zwecks erbracht. ARTUS fördert die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Interessierte Waldbesitzer können sich der Gruppe anschliessen, sofern sie die dafür nötigen Voraussetzungen mitbringen und sich verpflichten, die Anforderungen der betreffenden Standards und des Managementsystems von ARTUS einzuhalten. Besteht für einen Waldbesitzer nicht die Möglichkeit, sich einer bereits zertifizierten Gruppe anzuschliessen, besteht die Möglichkeit, mit anderen Forstbetrieben gemeinsam eine neue Zertifizierungsgruppe zu bilden.

Die Kosten der Zertifizierung setzen sich aus den eigentlichen Auditkosten (Kosten für die Arbeit einer akkreditierten Zertifizierungsunternehmung sowie allfällige Kosten für die Zertifizierungsgruppe) sowie den Gebühren von PEFC Schweiz zusammen.

Warum eine PEFC-Zertifizierung für den Wald? Die Erlangung von Marktvorteilen stellt ein wesentliches Ziel unternehmerischen Handelns dar. Zertifizierte Produkte erfahren eine höhere Nachfrage und können zu einem höheren Preis veräussert werden. Aktuell lässt sich eine signifikante Anzahl von Unternehmen und öffentlichen Auftraggebern beobachten, die Holzprodukte präferieren, welche mit dem PEFC-Siegel ausgezeichnet sind. So verweist die Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) in einer ihrer Empfehlungen auf die Verwendung von nachhaltig produzierten Holzprodukten. Im Verein ecobau haben sich Bauämter von Bund, Kantonen und Städten zusammengeschlossen mit dem Zweck, das ökologische, kreislauffähige und gesunde Bauen breit zu verankern. Hier wird auf Hölzer und Holzwerkstoffe aus nachhaltiger Produktion mit dem Nachweis einer Zertifizierung Wert gelegt. Architekten, Planer und Bauherren, die eine nachhaltige Erstellung ihrer Bauprojekte anstreben, können beim Einsatz von Holzbauprodukten bequem auf das PEFC-Siegel setzen. Neben grossen Holzwerk-

stoffproduzenten wie der Swiss Krono AG setzen auch vermehrt grosse Holzbauunternehmungen wie die Renggli AG oder die Häring AG mit internationaler Ausrichtung auf eine PEFC-Zertifizierung. Im Rahmen der PEFC-CoC-Zertifizierung wird aber nicht nur Bauholz zertifiziert, sondern sämtliche Produkte, die auf dem Rohstoff Holz basieren. So können z. B. auch Möbel, Cellulose, Textilen usw zertifiziert werden. Die gestiegene Nachfrage nach Energieholz (z. B. Pellets, Hackschnitzel) führt auch in diesem Sektor zu einer erhöhten Nachfrage nach zertifiziertem Holz. So gibt es mittlerweile mehrere Westschweizer Energieversorgungsunternehmen, welche PEFC-zertifiziert sind (Abb. 5).

Die Zertifizierung schafft Vertrauen bei Konsumenten und Geschäftspartnern, da sie die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder glaubwürdig nachweist. Die PEFC-Zertifizierung gewährleistet zudem wirtschaftliche Sicherheit, insbesondere in Zeiten von Marktschwankungen. In den Nachbarländern Deutschland, Österreich und Italien ist das PEFC-Label stark nachgefragt. So wurden in Deutschland bereits rund 1700 CoC-Zertifikate ausgestellt, in Österreich rund 550 und in Italien rund 850. In Frankreich sind rund 2000 Unternehmen entlang der gesamten Verarbeitungskette CoC-zertifiziert. Werden Waldbesitzer in der Westschweiz zu den Motiven einer PEFC-Zertifizierung befragt, ist eines der Motive, sich den Marktzugang nach Frankreich offen zu halten.

PEFC und die EUDR

Derzeit wird davon ausgegangen, dass die European Deforestation Regulation (EUDR) ab Juni 2026 für alle Unternehmen Geltung besitzen wird. Allerdings ist der politische Prozess noch nicht abgeschlossen, sodass sich diesbezüglich noch Änderungen ergeben können. Die EUDR will sicherstellen, dass eine Reihe von Waren, die in der EU in Verkehr gebracht werden, nicht länger zur Entwaldung und Waldschädigung in der EU und anderswo in der Welt beitragen. Unter die neue Verordnung fallen

Palmöl, Rindfleisch, Soja, Kaffee, Kakao, Kautschuk sowie Holz und daraus hergestellte Erzeugnisse. Mit der neuen Verordnung werden strenge Vorschriften für Unternehmen festgelegt, die relevante Produkte in der EU in Verkehr bringen oder aus der EU ausführen wollen. Marktteilnehmer und Händler müssen nachweisen, dass die Erzeugnisse sowohl entwaldungsfrei als auch legal (im Einklang mit allen im Erzeugerland geltenden einschlägigen Rechtsvorschriften) sind. Gemäss der EUDR-Verordnung können Zertifizierungssysteme im Rahmen des Risikobewertungsverfahrens verwendet werden. Eine PEFC-Zertifizierung kann daher bei der Umsetzung der EUDR erheblich helfen. PEFC International hat ein spezielles PEFC-EUDR-Modul entwickelt, das Unternehmen dabei unterstützt, die Anforderungen der EUDR zu erfüllen. Dieses Modul bietet PEFC-zertifizierten Betrieben klare Verfahrensschritte, um ein Sorgfaltspflichtsystem zu etablieren, das den Vorgaben der EUDR entspricht.

Ratsch ist Geschäftsführer von PEFC Schweiz.

Gunther

Label Schweizer Holz

Schweizer Holz ist der natürliche und stetig nachwachsende

Rohstoff unseres Landes. Das Label Schweizer Holz ist das verlässliche Zeichen für Holz aus der Schweiz, für die vollumfängliche Wertschöpfung in der Schweiz –und für einen verantwortungsvollen, nachhaltigen Umgang mit Holz und Wald. Das Label Schweizer Holz hat mehr als 600 Mitglieder aus der gesamten schweizerischen Holzkette, darunter auch 25 aus dem Kanton Graubünden – und es werden ständig mehr.

Christoph Spinnler

Lignum, Holzwirtschaft Schweiz ist der Dachverband der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft.

Lignum hat 2010 das Label Schweizer Holz ins Leben gerufen, um die gesamte Schweizer Wald- und

Holzbranche langfristig zu stärken. Das Label ist eine eingetragene Marke und gehört der Lignum. Wichtige Partnerorganisationen für das Label Schweizer Holz sind der Verband der Waldeigentümer WaldSchweiz, Holzbau Schweiz, Holzindustrie Schweiz (HIS), Forstunternehmer Schweiz (FUS), der Verband Schweizer Forstpersonal (VSF), der

Holzpolter mit dem Label Schweizer Holz. (Bild: Lignum)

Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM), der Verein Senke Schweizer Holz (SSH-PBS) und der Fachverband des Handel, Holzwerkstoffe Schweiz (HWS).

Waldgesetz als Grundlage

Das «Bundesgesetz über den Wald» bildet das Fundament für das Label und gibt feste Rahmenbedingungen und Regeln vor. Das Schweizer Waldgesetz gilt als eines der strengsten der Welt. Die nachhaltige und schonende Waldpflege und -nutzung, die Biodiversität und die umwelt- und klimafreundliche Verarbeitung im Fokus. Diese strengen Vorgaben zeichnen das Label Schweizer Holz aus und machen es qualitativ einzigartig.

Holz aus dem Schweizer Wald ist bezüglich illegalen Holzeinschlags unbedenklich: Durch die flächendeckende Aufsicht und Kontrolle des Forstdienstes ist

sichergestellt, dass in der Schweiz die gesetzlichen Vorschriften zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Holznutzung eingehalten und überprüft werden. Dies gewährleistet, dass das Risiko einer illegalen Holznutzung in der Schweiz vernachlässigbar ist. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) bestätigt dies im Faktenblatt «Nachhaltigkeit von Schweizer Holz», das im November 2023 in einer überarbeiteten Fassung publiziert wurde [1]. Es ist dies auch der Grund, weshalb das Label Schweizer Holz bei den Waldbesitzern keine Kontrollen durchführt und der administrative Aufwand für Waldbesitzende minimal ist.

Wie funktioniert das Label Schweizer Holz?

Alles Holz, das in der Schweiz und in Liechtenstein gewachsen ist und hier verarbeitet wird, darf das Label Schweizer Holz tragen. Das rote Label ist der

Holzpolter mit Informationstafel im Rahmen der Waldkampagne 2023.
(Bild: Lignum)

Schweizer Pass für einen der wenigen Rohstoffe, die unser Land hervorbringt.

Produkte mit dem Label Schweizer Holz sind konform mit den Vorgaben der Swissness-Gesetzgebung; dies bedeutet, dass 60 % der Wertschöpfung in der Schweiz erfolgen, darunter auch der «massgebliche» Verarbeitungsschritt, also jener, der dem Endprodukt seine typische Form verleiht. Das ist z. B. bei einem Besenstiel das Drechseln. Das Label Schweizer Holz steht damit für Schweizer Qualität und sichert Arbeitsplätze, besonders in den strukturschwachen Regionen der Schweiz. Da der Wald in der Schweiz wie erwähnt flächendeckend durch die Forstdienste kontrolliert werden, müssen sich die «Urproduzenten», also die Waldbe-

sitzenden, nicht extra zertifizieren lassen, sondern sind automatisch berechtigt, das Label zu verwenden.

Betriebe der restlichen Holzkette können das Label Schweizer Holz erwerben, werden dazu aber auditiert und müssen jährlich eine Mengenbilanz ausweisen. Diese gibt Aufschluss darüber, woher sie das Schweizer Holz beziehen und ermöglicht die lückenlose Rückverfolgung bis zum Urproduzenten. Es dürfen ausschliesslich Label-Mitglieder das Label Schweizer Holz für die eigene Kommunikation einsetzen. Die Anwendung und Nutzung des Logos ist somit registrierten Mitgliedern vorbehalten.

Das Label Schweizer Holz darf von Mitgliedern für Briefe, Firmenbroschüren, digitale Kommunikati-

Der Neubau des Ausbildungszentrums auf dem Waffenplatz Thun erhielt für die Verwendung von Schweizer Holz eine Objektauszeichnung. (Bild: Roger Baumer, Sqwer)

onsmittel oder Ähnliches verwendet werden. Der Absender muss als Kommunikator deutlich erkennbar sein. Für reine Werbezwecke kann die Markenund Labelinhaberin das Logo fallweise Dritten zur Verfügung stellen.

Was bietet das Label Schweizer Holz?

Das Label Schweizer Holz betreibt die dreisprachige Website holz-bois-legno.ch. Dort finden sich umfangreiche Informationen und zahlreiche Dokumente rund um das Label und die Verwendung von Schweizer Holz, beispielsweise für Ausschreibungen. Ebenso ist eine Karte mit allen Mitgliedern des Labels vorhanden, auf der die Zertifikate der Betriebe und der zertifizierte Leistungsumfang pro Betrieb eingesehen werden können.

Objektauszeichnungen

Alle Mitglieder des Labels Schweizer Holz können Objekte auszeichnen lassen, für die Schweizer Holz verwendet wurde. Dabei wird die verbaute Menge Schweizer Holz berechnet und ausgewiesen. Auch Bauherrschaften ohne Labelmitgliedschaft steht es offen, Objektauszeichnungen zu beantragen. Objektauszeichnungen sind ein wichtiges

Kommunikationsinstrument für das Label Schweizer Holz und dessen Nutzer. Ausgezeichnet werden können auftragsbezogene Objekte als Ganzes, namentlich Gebäude, Gebäudeteile oder auch Schreinerarbeiten.

Kampagnen für die ganze Holzkette

Neben den zahlreichen Angeboten im Internet führt Schweizer Holz auch Kampagnen für die Mitglieder durch. So finden am 12. und 13. September 2025 die «Tage des Schweizer Holzes» statt, an denen Betriebe der Holzkette in der ganzen Schweiz dem Publikum ihre Türen öffnen und zeigen, wozu Holz fähig ist. Für diese Veranstaltung wird eine schweizweite Werbekampagne durchgeführt und die teilnehmenden Betriebe erhalten Unterstützung bei der Planung und Durchführung – materiell, logistisch und kommunikativ. Machen Sie mit! Eine Anmeldung ist noch bis Ende 2024 möglich auf: tsh25.ch

Christoph Spinnler ist für das Marketing von Schweizer Holz verantwortlich.

[1] www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ wald/fachinformationen/holzverwendung.html

Drei Förster aus drei unterschiedlichen Regionen zum Thema Zertifizierung

Kenneth Danuser ist Betriebsleiter des Forstreviers Cazis und der Sägerei Dalin. Die Wälder im Forstrevier Cazis werden nach den Standards von FSC bewirtschaftet. Mario Lucchinetti ist Betriebsleiter des Forstbetriebs Bregaglia und bewirtschaftet seit 2021 den Gemeindewald von Bregaglia nach den FSC­Vorschriften. In der Val Müstair ist Jörg Clavadetscher Betriebsleiter und ist nach 15 Jahren FSC­Zertifizierung aus der Zertifizierung ausgestiegen.

Kenneth Danuser aus der Gemeinde Cazis zur Zertifizierung

Die Gemeinde Cazis hat eine Waldfläche von 1197 ha und ist seit 2004 FSC-zertifiziert. Welche Waldflächen sind davon betroffen, Gemeindewald oder auch Privatwald?

Neben dem gesamten öffentlichen Wald sind 16,5 Hektare Privatwald zertifiziert.

Wie stehen die Privatwaldbesitzer dazu?

Welchen Nutzen haben sie von einer FSC-Zertifizierung?

Die Privatwaldbesitzer erwähnen insbesondere, dass so sichergestellt wird, dass ihr Wald mit einer verantwortungsvoll ausgeführten Waldbewirtschaftung gepflegt wird. Diese Gewissheit zu erhalten, ist für die meisten sehr wichtig. Zusätzlich ist es ihnen auch noch wichtig, dass sie Zugang zu Holzmärkten erhalten, welche das Label FSC unterstützen. Vom Wald bis zum Endverbraucher.

Das Forstrevier Cazis ist seit 20 Jahren FSC-zertifiziert. Was waren die damaligen

Beweggründe für eine Zertifizierung?

Den öffentlichen Waldbesitzern war bei der Anmeldung, und ist heute noch, wichtig, dass durch eine Zertifizierung offengelegt wird, dass im Forstrevier eine verantwortungsvoll durchgeführte Waldbewirtschaftung stattfindet. Wie auch den Privatwaldbesitzern war auch den öffentlichen Waldbesitzern wichtig, dass der Zugang zum Holzmarkt so offen wie möglich sein soll.

Würdest du heutzutage diesen Schritt nochmals wählen?

Ja. Ganz klar!

Welche Vor- und Nachteile einer Zertifizierung siehst du für den Forstbetrieb Cazis?

Klare Vorteile sehe ich im Bereich Holzvermarktung. Aufgrund der FSC­Mitgliedschaft haben wir ein grösseres Kundenportfolio. Wir bescheinigen somit eine qualitativ geprüfte Waldbewirtschaftung gegenüber den Kunden.

Benötigt es wirklich eine FSC-Zertifizierung, die eine nachhaltige Waldwirtschaft regelt, wenn das Waldgesetz diese Vorgaben bereits vorschreibt?

Ja. Es ist eine neutrale Überprüfung, welche bescheinigt, dass Vorgaben eingehalten werden. Das gibt dem Waldbesitzer Sicherheit über sein wohlüberlegtes Tun.

Bist du der Meinung, dass es eine FSC-Zertifizierung benötigt oder genügt es, dass das Holz unter dem Label Schweizer Holz verkauft wird?

Das FSC­Label ist ein «Ökolabel» und darf nicht verwechselt werden mit dem Herkunftslabel Schweizer Holz. Darum bin ich der Meinung, dass es beides braucht.

Wie hast du die Audits von FSC erlebt?

Welche Erinnerung hat dich besonders geprägt?

Ich habe einige internen und externen Audits schon mitgemacht. Sämtliche Audits habe ich als wertvollen Austausch mit den Auditoren erlebt. Wir konnten uns präsentieren und darlegen, wie wir arbeiten.

Man hört immer wieder, dass Forstbetriebe aus der Zertifizierung aussteigen. Der Grund liegt meist am erhöhten administrativen Aufwand. Wäre dies auch ein möglicher Grund aus der Zertifizierung auszusteigen?

Keineswegs! Der Aufwand ist äusserst minim. Ich erstelle im Jahresablauf maximal fünf Dokumente, welche speziell für FSC bestimmt sind. Alle anderen Auditpositionen, welche wir vorzeigen müssen, haben wir sowieso schon vorliegend.

Die Sägerei Dalin wird auch vom Forstbetrieb Cazis betrieben. Dort sägt ihr aber kein FSC­Holz ein. Weshalb? Das eingesägte Rundholz wäre FSC-tauglich.

Doch die jährliche Einschnittmenge ist sehr gering. Es hat sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht gelohnt. Bei dem Entscheid damals, waren nur finanzielle Argumente ausschlaggebend, welche die Gemeinde zu diesem Austritt der Säge bewegte.

Hat FSC zu strenge Auflagen für eine kleine Sägerei wie die Sägerei Dalin?

Das Holz stammt ja aus dem gleichen Forstrevier, welches FSC-zertifiziert ist. Die Auflagen sind kein Grund, es waren rein finanzielle Überlegungen.

Würdest du dich heutzutage wieder für eine FSC­Zertifizierung entscheiden?

Ja! Ich bin weiterhin überzeugt, dass die Waldbesitzer damit gestärkt werden. Sie können gegenüber Dritten darlegen, dass die Waldbewirtschaftung ökologisch, sozial förderlich und wirtschaftlich rentabel ausgeführt wird. Damit kann gewährleistet werden, dass die nächsten Generationen auch noch von gesunden Wäldern profitieren können.

(Bilder: Kenneth Danuser)

Welches Fazit ziehst du nach 20 Jahren

FSC-zertifizierter Forstbetrieb?

Dass wir mit voller Überzeugung weiterhin als FSC-zertifizierter Betrieb und mit FSC-zertifiziertem Rundholz auf dem Markt präsent sind.

Mario Lucchinetti aus der Gemeinde Bregaglia zur Zertifizierung

Ihr seid ein grosser Betrieb mit 6543.5 ha Wald und habt euch im Jahr 2021 dazu entschlossen, den Gemeindewald FSC zu zertifizieren. Weshalb habt ihr diesen Weg gewählt?

Das Hauptziel der Zertifizierung war es, die Absatzmöglichkeiten auf dem Schweizer Holzmarkt zu steigern. Bei vielen Abnehmern in Graubünden oder in der Schweiz wurde FSC als Lieferbedingung verlangt. Für uns war es wichtig, unsere Absatzkanäle zu erweitern und etwas unabhängiger vom Holzmarkt in Italien zu werden. Ein zusätzlicher Grund war, dass wir dank FSC gewisse Qualitätsstandards erfüllen (die meisten sind sowieso gesetzlich vorgeschrieben), die durch eine unabhängige Institution überprüft werden. Somit erbringt der Waldeigentümer einen Nachweis, sich besonders um den Umweltschutz und Mitarbeiterschutz zu bemühen.

Wie viele ha Wald sind FSC-zertifiziert? Und welche Waldfunktionen sind in diesen Wäldern hauptsächlich davon betroffen? Zertifiziert sind die 4999 ha Gemeindewald. Die Zertifizierung ist unabhängig von den Waldfunktionen. Es wird die gesamte Waldfläche des Eigentümers zertifiziert.

Gibt es bei den Waldfunktionen Unterschiede betreffend Zertifizierung?

Die FSC-Standards gelten eher als Leitplanke auf einer übergeordneten Ebene. Diese haben

nur indirekte Auswirkungen auf die jeweiligen Waldfunktionen und dessen Bewirtschaftungskonzepte. Die Standards von FSC sollten viel mehr als Teil der Unternehmenskultur gesehen werden und unabhängig von der Waldfunktion über den gesamten Betrieb erfüllt sein. Die meisten Standards erfüllt man mit dem Einhalten der gesetzlichen Vorgaben und einer nachgeführten Dokumentation.

Wie gross ist der Anteil FSC-Flächen der Privatwaldbesitzer? Können sich diese auch zertifizieren lassen? Welchen Nutzen haben sie davon?

Bei uns im Betrieb sind keine Privatwaldeigentümer zertifiziert. Es gäbe aber die Möglichkeit, diese im Gemeindebetrieb zu integrieren. Via vereinfachte Zetrifizierung wie Meldeformular bei der Selva, können Privatwälder mit zertifiziert werden.

Worin liegen die Vor- und Nachteile einer Zertifizierung für die Gemeinde Bregaglia? Den grössten Vorteil für die Gemeinde sehe ich vor allem darin, dass eine unabhängige Qualitätsprüfung des Betriebs stattfindet. Dies hilft auch, die eigene Dokumentation aktuell zu halten und diese periodisch zu überarbeiten. Ein weiterer Vorteil, den wir in der Schweiz nur beiläufig wahrnehmen ist: Wir leisten mit unserem Betrieb einen Mehrwert zugunsten der Umwelt, der Mitarbeitenden und der lokalen Bevölkerung und erbringen den Nachweis für unser nachhaltiges Handeln. Vermutlich ist die geringe Beachtung damit verbunden, dass in der Schweiz ein sehr strenges Waldgesetz gilt. Unsere Forstwirtschaft ist schon so um ein vielfaches umweltverträglicher, als in einigen anderen Ländern mit anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die grössten Nachteile sind klar die Kosten für die Zertifizierung. Da leider keine höheren Holzpreise oder direkte Wettbewerbsvorteile daraus ent-

(Bilder: Andrea Giovanoli)

stehen. Die Zertifizierung bringt teilweise auch höhere administrative Aufwände mit sich.

Hast du als Betriebsleiter einen Mehraufwand durch die FSC-Zertifizierung?

Bei den Audits und dessen Vorbereitungsarbeiten habe ich schon einen administrativen Mehraufwand. Wobei dieser mir auch hilft, einige Dokumente periodisch zu aktualisieren wie beispielsweise das Sicherheitskonzept. Dieses wäre ja auch ohne Zertifizierung zu aktualisieren.

Wohin geht das zertifizierte Holz? Exportiert ihr dieses in das Nahe Italien? Ich verkaufe das Holz mit Zertifizierung nur an Kunden weiter, die dieses explizit verlangen und auch bereit sind, etwas mehr dafür zu bezahlen. Viel Holz wird ohne FSC-Siegel nach Italien verkauft. Da dies nicht explizit gewünscht und gefragt ist. Wichtig ist das FSC-Siegel bei den Schweizer Abnehmern. Die grösste Menge dieses Holzes liefern wir nach Resurses.

Würdest du nach drei Jahren diesen Schritt zur FSC-Zertifizierung nochmals wählen?

Auch wenn sich keine Preissteigerung mit der FSC-Zertifizierung erzielen lässt, sehe ich den Mehrwert für den Waldeigentümer vor allem bei der unabhängigen Qualitätskontrolle. Auch bezüglich Absatzsteigerung auf dem Schweizer Holzmarkt haben wir unsere Ziele dank der FSC-Zertifizierung erreicht. Der Liefervertrag mit Resurses war nur dank der Zertifizierung möglich.

Würde es auch genügen, das Holz nur mit dem Label Schweizer Holz zu verkaufen?

Für uns in der Waldbranche ist Schweizer Holz das wichtigere Label, da es sichtbar macht, woher das Holz stammt und ein Bewusstsein beim Konsumenten schafft, ein einheimisches Produkt zu kaufen. Bei FSC hingegen ist die Herkunft nicht ersichtlich, es handelt sich hierbei nicht unbedingt nur um europäisches Holz. Aus Sicht der Sägereien, die im europäischen Wirtschaftsraum handeln, ist vermutlich das FSC-Siegel wichtiger, da es international anerkannt ist.

Was kannst du deinen Kollegen für die Entscheidung mit auf den Weg geben, ob der Betrieb zertifiziert werden soll oder nicht?

Eine Zertifizierung, um eine Preissteigerung zur erzielen macht keinen Sinn. Der Mehrwert liegt bei der unabhängigen Qualitätsprüfung. Dies sollte auch dem Waldeigentümer offen kommuniziert werden.

Was ziehst du für ein Fazit zur FSCZertifizierung?

International ist FSC ein anerkanntes Label. Leider sind die Zertifizierungsbedingungen sehr unterschiedlich. FSC Schweiz erfüllt hierbei viel strengere Auflagen als FSC aus Tropenländern. Dies kann Konsumenten täuschen, die sich ein FSC-Produkt kaufen und eine Forstwirtschaft gemäss Schweizer Model erwarten. Mit Sicherheit leistet FSC einen wichtigen Beitrag, die weltweite illegale Holzhauerei zu stoppen, und trägt zum Schutz der Wälder bei. Diese wichtige Aufgabe erfüllt in der Schweiz das Forstgesetz und der gut funktionierende Forstdienst auf allen Ebenen. Daher ist FSC für Schweizer Forstbetriebe nicht zwingend notwendig. Hingegen für die weiterverarbeitende Industrie ist es ein wichtiges Label, um sich im internationalen Markt zu behaupten. Dies schafft ein Wettbewerbsvorteil und erzeugt einen finanziellen Mehrwert. Leider findet dieser wie so oft nicht den Weg zum Waldeigentümer.

Jörg Clavadetscher aus der Gemeinde Val Müstair zur Zertifizierung

Die Gemeinde Val Müstair hat sich erst seit Kurzem dazu entschlossen, aus der FSCZertifizierung auszusteigen. Die Gemeinde war 15 Jahre FSC zertifiziert. Was waren die Gründe?

Ursprünglich war ich überzeugt von der Wirkung des FSC als Verkaufsargument und erhoffte mir auch etwas bessere Holzpreise dank dem Label. Meine damalige Sichtweise war rückbli-

ckend wohl etwas naiv, in der Meinung, dass bei FSC überall, also international, mit gleichen Ellen gemessen wird.

Das Val Müstair grenzt nahe an das Südtirol. Wäre es da nicht sinnvoller, das Holz, welches exportiert wird zu zertifizieren? Oder exportiert ihr nicht mehr ins Ausland?

Oh doch, vor allem die Fichte exportieren wir nach wie vor zu nahezu 100 % ins Südtirol. Unser dortiger langjähriger Abnehmer beliefert mit seinen Schnittwaren hauptsächlich den Italienischen Markt. Dort ist FSC weitgehend unbekannt und nicht relevant. PEFSC oder ein Herkunftsnachweis sind für ihn viel wichtiger.

Hast du die Audits als Mehraufwand empfunden, denn oft hört man, dass dies ein Grund war, aus der Zertifizierung auszusteigen?

Bei den Audits hängte sehr viel von der Kontrollperson ab. Alles in allem empfand ich die Audits wirklich nur als Mehraufwand. Ein beträchtlicher Teil der Kontrollkriterien bezogen sich aus meiner Sicht auf Vorschriften und Gegebenheiten, welche die Fachleute der SUVA kontrollieren, aber nicht die Sache irgendeines Zertifizierungsbüros sein sollten.

Worin siehst du die Vor- und Nachteile, sich als Forstbetrieb zertifizieren zu lassen?

Na ja, einige Nachteile aus meiner Sicht nannte ich oben schon. Wirkliche Vorteile konnte ich in den 15 Jahren FSC-Mitgliedschaft für unseren Betrieb leider nicht erkennen (sonst wären wir wahrscheinlich auch heute noch dabei). Die Holzpreise waren nicht besser als vor- und nachher, die Bewirtschaftung ist auch nicht anders und die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern sich wegen dem FSC-Label auch nicht.

(Bilder: Jörg Clavadetscher)

Dem Wald spielt es keine Rolle, ob er nun zertifiziert ist oder nicht. Wie sehen die Meinungen dazu in der umliegenden Gemeinde Zernez aus, wenn die Gemeinde Val Müstair nicht mehr FSC zertifiziert ist? Hierzu müsstest du wohl die Gemeinde Zernez befragen. Von meinen Berufskollegen des Unterengadins spüre ich aber nicht immer und überall eine grosse Überzeugung betreffend FSC-Mitgliedschaft …

Würdest du vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt eine Zertifizierung nochmals in Betracht ziehen?

Argumente und vor allem die Ausgangslage können sich immer wieder ändern. Daher will ich dies auch bestimmt nicht kategorisch ausschliessen.

Verkauft ihr das Holz nun unter dem Label Schweizer Holz? Ja, denn der Herkunftsnachweis ist für mich wichtiger als ein FSC-Siegel aus gewissen fernen Ländern, welche nicht immer sehr vertrauenswürdig erscheinen, aber das Holz mit FSC reinwaschen wollen.

Welches Fazit ziehst du aus der langjährigen Zertifizierung der Gemeinde Val Müstair?

Das meiste scheint gesagt/geschrieben zu sein. In grossen Waldbeständen unseres Planeten könnte FSC etwas Positives bewirken. Wo Gesetze mit Füssen getreten werden, ist es aber für FSC bestimmt auch sehr schwierig (um nicht zu sagen unmöglich), etwas Grosses zu erreichen. Unsere westliche Gesellschaft, welche auf Umwelt- und Klimaschutzthemen sensibilisiert ist, blendet aber im Supermarkt manchmal aus, dass ein Ökolabel international oftmals nicht dasselbe ist. Ich wage zu behaupten, dass die schweizerische Fichte ohne FSC-Siegel weit ökologischer und sozial vertretbarer auf den Markt kommt als manches FSC-Holz von irgendwo. Ich will mich aber mit dieser Aussage nicht falsch verstanden wissen. Ich bin nicht gegen FSC! Für unseren Wald und unser Holz erachte ich aber ein Herkunftslabel als aussagekräftiger und für den Endkunden ehrlicher.

Wald- und Holzzertifizierung aus der Sicht des Amtes für Wald und Naturgefahren Graubünden (AWN)

Wald- und Holzzertifizierung dient als Instrument, nachhaltiges Handeln im Wald auszuweisen, Werte- und allfällige Preisvorteile für Holz am Markt zu sichern und indirekt die (Schutz-)Waldpflege zu fördern. Anerkannte Zertifikate stehen für Nachhaltigkeit, für Sicherstellung der Waldfunktionen, für verantwortungsvolles Handeln und für haushälterischen Umgang mit der Ressource Holz.

Die nachhaltige Waldbewirtschaftung und damit die Holzproduktion, ist in Graubünden durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die forstliche Planung gesteuert und gesichert. Betrachtet man Kriterien und Prinzipien verschiedener Waldzertifikate und Label, könnte mit Blick auf die geltenden Rahmenbedingungen der Eindruck entstehen, dass diese in der Schweiz und in Graubünden, überflüssig sind. Eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung ist seit Langem streng geregelt und implementiert.

Um einen Mehrwert, z. B. im Zusammenhang mit dem Marktzugang als Verkaufs- und Kaufargument, zu erreichen, müssen Zertifikate transparent, ehrlich und glaubwürdig sein. Für das AWN ist es wichtig, dass Kriterien und Prinzipien nachvollziehbar und umsetzbar sind und nicht im Widerspruch zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung stehen. Ein Zertifikat, ein Label rund um Wald und Holz darf nicht nur schnelllebige Partikularinteressen befriedigen, oder nur wirtschaftliche Interessen verfolgen, sondern soll für nachhaltiges Handeln und Wertschöpfung entlang der gesamten Wald- und Holzwirtschaft (Holzkette Graubünden) stehen.

Es ist nicht die Kernaufgabe des AWN, Waldzertifizierung, Zertifikate und Labels jeglicher Art im Zusammenhang mit Wald und Holz zu fördern. Das Amt achtet darauf, dass sich die entsprechenden Angebote an den Grundprinzipien und den Rahmenbedingungen der nachhaltigen Waldbewirt-

schaftung orientieren und diese einhalten. Denn mit der nötigen Sorgfalt entwickelte und angewandte Zertifizierungen, Zertifikate und Label können wesentlich dazu beitragen, Werte und Nutzen von Wald und Holz der Öffentlichkeit, der Gesellschaft glaubwürdig zu vermitteln und die Wertschöpfung zu steigern. Wie wir uns im Zusammenhang mit der Waldbewirtschaftung gewohnt sind, gilt es auch im Umgang mit gut gemeinten Zertifikaten und Label, langfristig zu denken und den Werten treu zu bleiben.

Urban Maissen ist Kantonsförster und Lukas Kobler stellvertretender Kantonsförster des Amtes für Wald und Naturgefahren Graubünden.

Holzpolter. (Bild: Jürg Hassler)

Waldzertifizierung im Zürcher Kleinprivatwald

Die Zertifizierung des Zürcher Kleinprivatwaldes ist eine Herausforderung. Sie gelingt, weil die Organisation von unten nach oben angelegt ist.

Was viele nicht wissen, der Kanton Zürich ist ein Privatwaldkanton. 60 % der Wälder sind privat. Zu den Privatwäldern zählen wir alle Wälder von Waldeigentümern ohne Steuerhoheit. Darunter zählen Korporationen, Privatwaldverbände, Waldvereine und Kleinprivate. Die Zertifizierung von 18 00 0 nicht organisierten Kleinprivatwaldeigentümer/innen stellt eine besondere Herausforderung dar.

Die FSC®-Waldzertifizierung begann im Kanton Zürich um das Jahr 2000. Von Beginn an boten wir Kleinwaldeigentümer/innen die Zertifizierung an, auch Nicht-Mitgliedern. Wer dabei sein möchte,

ist dabei, wer nicht überzeugt ist von der Zertifizierung, ist nicht dabei.

Kleinst-Strukturen

Heute sind im Kanton Zürich 2100 Kleinprivate mit einer Waldfläche von knapp 5000 Hektaren zertifiziert. Die zertifizierten Flächengrössen variieren zwischen 0,01 und 28 Hektaren. Die durchschnittlich zertifizierte Fläche beträgt 2,3 Hektaren. Entgegen den Erwartungen hat die zertifizierte Fläche in den letzten Jahren im Kleinprivatwald zugenommen.

Das

unkontrollierte Befahren von Waldboden kann im Privatwald ein Problem sein. (Bilder: IWA-Wald und Landschaft AG, Felix Keller

Die Zertifizierung bringt dem Privatwald etwas bei der Holzvermarktung, nicht aber bei der Nutzung des Waldes durch Erholungssuchende.

Dezentrale Organisation von unten nach oben

Bei der Organisation spielen die Forstreviere oder in der Sprache der Zertifizierung die Ressource Management Units (RMU), die zentrale Rolle. Von den knapp 60 RMUs im Kanton Zürich haben 39 zertifizierten Kleinprivatwald angemeldet.

Die Revierförster/innen verfügen über die «Labelhoheit» und bestimmen, wer in ihrer RMU zertifiziert sein kann. Adressen, Parzellendaten und schriftliche Verträge werden bei den RMUs verwaltet. WaldZürich meldet die Daten bei Bedarf der nationalen Zertifizierungsgruppe Artus. Die Kommunikation der

Gruppe Artus verläuft via die Region Zürich-Schaffhausen, über die RMUs zu den Kleinprivaten.

Vorteile bei Holzvermarktung und Waldklimaschutzprojekten

In Bezug auf die Ökosystemleistungen bringt die Waldzertifizierung dem Privatwald im Bereich Versorgungsleistungen etwas bei der Vermarktung des Holzes und im Bereich Regulationsleistungen allenfalls vereinfachte Nachweise bei Waldklimaschutzprojekten. Im Bereich der kulturellen Leistungen des Waldes, z.B. bei der Erholungsnutzung, bringt die Zertifizierung dem Privatwald nichts.

Audits im Kleinprivatwald

Im Rahmen der Audits sind die Arbeitssicherheit und das Befahren der Böden die dominierenden Themen im Kleinprivatwald.

Kosten

Wer Holz im zertifizierten Privatwald nutzt, bezahlt in der Region Zürich-Schaffhausen pro Kubikmeter Stammholz 30 Rappen zuzüglich MWST. In Jahren, in denen Privatwaldeigentümer/innen kein Holz nutzen, entstehen ihnen keine Kosten.

Felix Keller, dipl. Forstingenieur ETH, IWA-Wald und Landschaft AG/Geschäftsführer WaldZürich, Verband der Waldeigentümer.

Wald-Klimaschutzprojekte der PLD

Die PLD (Prättigau / Landschaft Davos Forst GmbH), Mitglied von Wald-Klimaschutz Schweiz, hat 2020 im Auftrag der öffentlichen Waldeigentümer der Region Prättigau-Davos ein Klimaschutzprojekt zur langfristigen Sicherung von Kohlenstoffspeicherung im Wald entwickelt.

Bewährtes Projekt im öffentlichen Wald

Die Forstbetriebe der Gemeinden erbringen im Rahmen des Klimaschutzprojektes erhebliche gemeinwirtschaftliche Leistungen für die Allgemeinheit in den Bereichen Biodiversität, Wasserqualität, Erholung, Schutz vor Naturgefahren und Klimaschutz, die nicht adäquat abgegolten werden.

Mit den Einnahmen aus dem Klimaschutzprojekt wird das Defizit im Wald verringert sowie die Finanzierung von zusätzlichen Massnahmen zur Erbringung der anderen Waldleistungen ermöglicht und gesichert. Massnahmen sind zum Beispiel Schutzwaldpflege und Wegunterhalt. Vom Projekt werden deutliche Impulse für die regionale Waldwirtschaft erwartet, sowie eine positive Wirkung auf die ökonomische Situation der Forstbetriebe und auf die Arbeitsplätze. Da die Klimasenkenleistung aus dem Wald auf dem verpflichtenden CO²-Markt nicht

gehandelt wird, können durch freiwillige Projekte und solche Klimaschutzbeiträge durch die monetäre Anerkennung dieser Leistungen finanzielle Anreize für die Waldeigentümer geschaffen werden, damit diese weiterhin enorm wichtige Investitionen tätigen, welche die biologische Diversität erhalten oder sogar erhöhen.

Über den öffentlichen Wald wurde das Projekt zusammen mit den Gemeinden der Region Prättigau/ Davos erfolgreich umgesetzt. Über das Projekt verpflichten sich die Waldeigentümer zu einer Vorratshaltung, die deutlich über dem standortsgegebenen Vorrat liegt, und erbringen damit eine wesentliche Senkenleistung zusätzlich. Diese Leistung wird angerechnet und in Wert gesetzt. Unsere Wälder generieren also auch in Zukunft eine grössere Senkenleistung, die zudem als solche ausgewiesen und vertraglich über mehrere Jahrzehnte gesichert wird. Die Abgeltung finanziert einerseits die zusätzliche Senkenleistung, andererseits aber auch zusätzliche Massnahmen, welche diese langfristig erhalten, sowie hilft das unternehmerische Risiko, bestehend aus der verpflichteten Vorratshaltung, einzugehen.

Privatwaldprojekt lanciert

Im Jahr 2023 fällten die Gesellschafter der PLD einen wegweisenden Grundsatzentscheid über die Erweiterung des laufenden Wald-Klimaschutzprojektes bzw. zur Weiterverfolgung eines weiteren Projektes im Privatwald der Region Prättigau und Davos. Das Privatwald-Projekt hat ebenfalls eine Laufzeit von 30 Jahren und soll ein zusätzliches Angebot auch für private Waldeigentümer schaffen. Mit der zusätzlichen

Eingriff zur Auerhuhn-Förderung, Luusbüel in Jenaz.

Stangenholzpflege im Litziwald in Jenaz, mit der Förderung von Lärchen und Kirschbaum.

Einnahmequelle durch die Vermarktung und Inwertsetzung «nicht holziger» Waldleistungen kann eine Verbesserung der finanziellen Situation der Waldeigentümer erzielt werden. Beim Projekt mitzumachen, heisst aber keineswegs, auf die Nutzung des eigenen Waldes zu verzichten – im Gegenteil: Es gibt praktisch keine Einschränkung bei der Holznutzung. Die Waldleistungen werden dauernd aufrechterhalten, der Wald weiterhin bewirtschaftet und das eigene Holz genutzt. Das Privatwald-Projekt der PLD erstreckt sich wie die bereits laufenden Wald-Klimaschutzprojekte über die öffentlichen Waldungen über einen Projektperimeter im Gebiet Prättigau und Davos. Für die Umsetzung und damit eine wirtschaftliche Machbarkeit ausgewiesen werden konnte, war eine Mindestfläche von 1000 Hektaren Privatwald erforderlich; letztlich konnten 1150 Hektaren vertraglich gebunden werden. Das Projekt wurde erfolgreich geprüft, validiert und zertifiziert.

Durchforstung Runngalätsch in Jenaz, Förderung von Lärchen-Mischwald sowie Stabilitäts-, Qualitäts- und Vitalitätspflege.

Prättigauer Erfolgsmodell

Die Wald-Klimaschutzprojekte der PLD verfolgen einen solidarischen Ansatz und werden summarisch über die gesamte Projektfläche beurteilt. So wird nicht nur ein allfälliges Risiko solidarisch getragen, auch die Auszahlung der Erträge an die Waldeigentümer wird solidarisch vorgenommen. Natürlich stehen auch die Prättigauer Wald-Klimaschutzprojekte vor grossen Herausforderungen. Der Verkauf der Zertifikate ist sehr anspruchsvoll. Als PLD sind wir aber überzeugt von der nachhaltigen und positiven Wirksamkeit dieser Projekte. Sie fördern die aktive Bewirtschaftung des Waldes, stärken seine Widerstandsfähigkeit und helfen bei der Anpassung an den Klimawandel – für einen zukunftsfähigen Prättigauer und Davoser Wald.

Nina Gansner ist Vorsitzende der Geschäftsleitung und Felix Wyss ist als Geschäftsführer in der PLD Forst tätig.

Waldzertifizierung Gruppe SELVA

Waldzertifizierung als Verbandsaufgabe

SELVA, Verband der Waldeigentümer Graubünden 70 Jahre nach ihrer Gründung im Jahre 1919 hat eine ausserordentliche GV der SELVA im Herbst 1989 beschlossen, den Verband der Waldeigentümer neu auszurichten. Während dieser 70 Jahre standen der Handel mit und die Vermittlung von Rohholz im Mittelpunkt der Tätigkeiten der SELVA. Die Neuausrichtung der SELVA zielte auf verschiedene Dienstleistungen, die die SELVA in Zukunft für ihre Mitglieder erbringen soll sowie auf die Bearbeitung vielfältiger Anliegen und Interessen der Waldeigentümer in Graubünden. Zeitgleich mit der Neukonzipierung der SELVA fanden auch immer mehr Umweltthemen gesellschaftliches Gehör. Die grossen Waldthemen gegen Ende des letzten Jahrhunderts waren das «Waldsterben» in Europa und der Raubbau bzw. die Zerstörung der Urwälder global. Der Wald als naturnaher Lebensraum, dem es Sorge zu tragen gilt, rückte vermehrt ins Bewusstsein vieler Menschen. Eines der heute weltweit bekanntesten Umweltlabel ist das Bäumchen der Organisation FSC®. Der Forest Stewardship Council zeichnet mit seinem Label die nachhaltige, natur- und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung und die daraus resultierenden Produkte aus Holz aus. Der FSC wurde 1992 gegründet und ist weltweit eines der führenden Waldzertifizierungssysteme. Rund 200 Millionen Hektaren Wald in 80 Ländern sind heute FSC-zertifiziert. Das gesellschaftliche Interesse an Umweltzertifizierungen veranlasste um die Jahrhundertwende zunehmend auch die Waldeigentümer in der Schweiz, ihre Waldbewirtschaftung mit einem branchenunabhängigen, umfassenden Label auszeichnen zu lassen und so einer breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren, dass ein rücksichtsvoller Umgang mit den natürlichen Ressourcen nicht nur im von der Zerstörung bedrohten Regenwald notwendig ist, sondern auch im eigenen Land als selbstverständlich gilt und seit Langem betrieben wird.

Im Rahmen des SELVA-Pilotprojektes «Parallelzertifizierung» nahm die Waldzertifizierung auch in

Graubünden ihren ersten Anlauf. Waldeigentümer aus dem ehemaligen Forstkreis 7 (Castrisch, Safien, Valendas und Versam) sowie Forstkreis 2 (Trimmis, Bischöflicher Wald, Haldenstein, Trimmis, Untervaz und Zizers) waren die Pioniere, die sich an diesem Projekt beteiligten und auch vom Amt für Wald und Naturgefahren unterstützt wurde. Parallelprojekt deshalb, weil gleichzeitig das internationale FSC-Label und das nationale Q-Label getestet wurden. Fünf Jahre später erfolgte die Rezertifizierung des FSC-Labels. Mangels Interesses der Waldeigentümer wurde das Q-Label ab 2005 nicht weiterverfolgt. Stattdessen nahm die Beteiligung an der FSC-Zertifizierung rasch zu. Es folgten Rezertifizierungen in den Jahren 2010 und 2015. Im Laufe der Jahre haben sich die öffentlichen Waldeigentümer aus dem Kanton Glarus sowie ein Teil der öffentlichen Waldeigentümer im Oberwallis der SELVA-Gruppenzertifizierung angeschlossen, sodass die SELVA aktuell rund 165 00 0 Hektaren FSC-Wald, vertreten durch 58 Revierforstämter, im Rahmen einer Gruppenzertifizierung betreut. Die SELVA tritt bei dieser Gruppenzertifizierung als Schnittstelle zwischen dem Gruppenmanagement einerseits und den Waldbesitzern andererseits auf. Der Verband der Waldeigentümer erledigt die Administration der Gruppe, plant und organisiert die Audits, führt selbst interne Audits durch, informiert mittels Newsletter und unterstützt die Gruppenmitglieder bei der Einhaltung der FSC-Prinzipien und Kriterien. Dank der Gruppenzertifizierung kann das FSC-Label zu moderaten Preisen erworben werden. Die Zertifizierung eines einzelnen Waldeigentümers käme bedeutend teurer zu stehen. Bis ins Jahr 2018 war die FSC-Gruppe SELVA eine von sieben selbstständigen Gruppenzertifizierungen in der Schweiz mit einem eigenen Zertifikat. Diese sieben Gruppen schlossen sich 2018 zusammen und gründeten den Verein ARTUS. Der Verein erlangte darauf ein FSC-Zertifikat, welches aktuell rund 516 00 0 Hektaren Schweizer Wald in 20 Kantonen abdeckt. National wird diese grosse Gruppenzertifizierung vom

Gruppenmanagement, bestehend aus drei Personen, verantwortet.

Die Zeichen der Zeit und die neue Verbandsausrichtung veranlassten die SELVA vor über 25 Jahren, ihren Mitgliedern auch den Zugang zur FSC-Zertifizierung auf einfache Art und Weise zu ermöglichen. Von Anfang an und unter der Regie des ehemaligen Geschäftsführers Paul Barandun versuchte die SELVA, ein für die Waldeigentümer und die verantwortlichen Revierforstämter möglichst einfaches und praktikables Zertifizierungsprozedere aufzubauen bzw. im Interesse der Waldeigentümer Einfluss auf die Entwicklung der Gruppenzertifizierung zu nehmen. Die Annahme, FSC-zertifiziertes Holz würde in Zukunft einen positiven Einfluss auf die Holzerlöse haben, war ein gewichtiges Motiv für die Teilnahme an der FSC-Zertifizierung. Leider war dieser Einfluss wenig nachhaltig, weil die Verkäufer sich nicht durchsetzen konnten. In der Zwischenzeit drohen nicht Mehr- sondern Mindererlöse, wenn das FSC-Label nicht ausgewiesen werden kann. Die SELVA steht trotzdem hinter der Waldzertifizierung, wenn diese heute auch kaum noch einen positiven Einfluss auf die Holzerlöse hat. Es ist gerade in Zeiten eines schwierigen Holzmarktes wichtig, sich alle

möglichen Absatzkanäle offenzulassen. Wir müssen weiterhin dafür kämpfen, dass die besondere Qualität von Gebirgsholz mit einem höheren Verkaufspreis honoriert wird.

In der Schweiz ist genügend FSC-Holz vorhanden. Dass heute zahlreiche Produkte aus Holz in den Baumärkten zwar das FSC-Logo tragen, das Holz aber aus anderen Ländern stammt, stimmt nachdenklich. Die Waldwirtschaft hat ihren Anteil bezüglich Umweltlabel geleistet, in der weiterverarbeitenden Holzkette nimmt leider die Teilnahme an der FSC-Zertifizierung rasch ab, sodass kaum FSC-Produkte auf dem Markt erscheinen! Und die gesellschaftliche Bedeutung einer intakten Umwelt und eines verantwortungsvollen Umganges mit den natürlichen Ressourcen nehmen zu. Dank einer auf einem hohen Niveau stattfindenden Waldbewirtschaftung in der Schweiz und dank der Möglichkeit der Gruppenzertifizierung kann das FSC-Label zu einem erträglichen Preis erlangt werden und der verantwortungsvolle Umgang mit dem Wald kann auf glaubwürdige Weise der Gesellschaft gegenüber kommuniziert werden.

SELVA, Verband der Waldeigentümer Graubünden

Blick in einen nicht zertifizierten Wald (Schweizerischer Nationalpark). (Bild: Schweizerischer Nationalpark, Hans Lozza)

Verein Artus – Zertifizierung Schweizer Wald

Einleitung

Der Verein Artus ist ein Zusammenschluss kantonaler Waldeigentümerverbände, der die Interessen seiner Mitglieder im Bereich der Waldzertifizierung vertritt. Mit einer Gesamtfläche von rund 516 00 0 Hektaren Wald ist Artus der grösste Vertreter der Waldeigentümer in der Schweiz. Alle Mitglieder teilen sich eine gemeinsame Zertifikatsnummer. Die Hauptaufgaben des Vereins liegen in der Verwaltung und Förderung der Zertifizierung durch anerkannte Standards und Wissenstransfers untereinander zur Erleichterung von Aufgaben und neuen Herausforderungen.

Regelmässig finden Audits statt, wo ein erfahrener Forstmann die Anforderungen des Schweizerischen FSC®-Standards mit dem Betriebsleiter und seinem Team durchgeht und allfällige Ungereimtheiten bespricht, um Fehler zu vermeiden. Dies wird von den Amtsinhabern grösstenteils geschätzt, auch wenn dafür auch alle fünf Jahre ein ganzer Arbeitstag eingesetzt werden muss. Wichtig ist im Audit, dass die angestrebten Ziele des Betriebes angegangen werden und langfristig zu Verbesserungen führen; im Sinne von FSC: ökologisch, sozial und ökonomisch optimiert.

Mitglieder

Die Mitgliedsverbände des Vereins Artus umfassen folgende Organisationen:

– ARCF (Association Romande pour la Certification des Forêts), bestehend aus La Forestière VD, ForêtValais, ForêtNeuchâtel, ForêtJura, ForêtGenève und ForêtFribourg

– Berner Waldbesitzer, BWB

– SELVA, Graubünden

– BWSo (Waldverband Solothurn)

– WaldAargau

– WaldLuzern

– WaldZürich und WaldSchaffhausen

Ziele von Artus

Der Verein verfolgt mehrere zentrale Ziele:

1. Vereinfachung der Zertifizierung: Die Waldeigentümer sollen Zugang zu einer effizienten und kostengünstigen Zertifizierung erhalten.

2. Nutzung von Synergien: Im Bereich der Administration, des Controllings (einschliesslich Auditierungen) und des Gruppenmanagements werden Synergien angestrebt.

3. Kostensenkung: Die Zertifizierungskosten für Waldeigentümer sollen möglichst gering gehalten werden.

4. Zugang für alle Eigentümergrössen: Vom kleinsten privaten Waldeigentümer (weniger als 1 Hektare) bis hin zu grossen Eigentümern (bis zu 12 00 0 Hektaren) sollen alle die Möglichkeit zur Zertifizierung haben.

Leistungen von Artus

Artus bietet seinen Mitgliedern folgende Leistungen:

– Gruppenzertifizierung: Artus agiert als Vertragspartner für die Zertifizierung nach den Standards des Forest Stewardship Council® (FSC®) und des Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC).

– Dokumentation: Artus erstellt und aktualisiert alle erforderlichen Unterlagen für die Zertifizierungsorganisationen.

– Kommunikation: Die Korrespondenz mit den Zertifizierungsstellen wird von Artus übernommen.

– Interne und externe Audits: Artus organisiert interne Audits der Mitglieder sowie externe Audits, die von der Zertifizierungsorganisation gefordert sind.

Vorteile des Artus-Systems

Das System von Artus bietet verschiedene Vorteile:

– Flexibilität: Die zertifizierte Waldfläche sowie die Anzahl der Mitglieder können flexibel angepasst werden, ohne dass der Vertrag mit den Zertifizierungsorganisationen geändert werden muss.

– Informationsfluss: Artus stellt sicher, dass neue Mitglieder über ihre Pflichten informiert werden und die Zertifizierungsstellen stets die aktuellen Informationen über die Eigentümer und Waldflächen erhalten.

– Effizienz: Durch die grosse zusammenhängende Waldfläche unter einer Trägerschaft sinken der finanzielle und administrative Aufwand im Vergleich zur individuellen Betriebszertifizierung.

– Minimaler Aufwand für Mitglieder: Waldeigentümer müssen lediglich einmal jährlich ihre Flächenangaben und Veränderungen aktualisieren.

Fazit und Erfahrungen

Der Verein Artus bietet Waldeigentümern in der Schweiz eine effiziente und kostengünstige Möglichkeit zur Waldzertifizierung. Durch die Bündelung von Ressourcen und die Verwaltung grosser

Waldflächen unter einer gemeinsamen Trägerschaft können sowohl kleine als auch grosse Waldeigentümer von den Vorteilen der Zertifizierung profitieren. Im Bereich Touristik und Umweltmanagement ist FSC® eine anerkannte Marke mit hohem Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung. Anstoss für eine Neuzertifizierung geht meistens von den beratenden Gremien der Waldbesitzer aus, das sind oft die Förster/innen oder die Bürger/innen des Ortes. Es melden sich immer wieder Privatwaldbesitzer/ innen zur Zertifizierung an. Dafür gilt es dann den Förster zu finden, der bereit ist, die beratende Unterstützung im Sinne der Zertifizierung zu übernehmen. Mit der freiwilligen Waldzertifizierung sind wir solidarisch, mit weltweiter regulärer Forstwirtschaft und den Menschenrechten. Immer noch ca. 25 % des weltweit eingeschlagenen Holzes stammt aus illegalen Quellen. Davon kommt leider auch Holz in die Schweiz.

Karl Büchel ist Gruppenmanager, Felix Moor Administrationsverantwortlicher des Vereins Artus.

Liegendes Totholz.
(Bild: WaldAargau)

Wie CO2-Speicherzertifikate für den Holzbau die Stammholzbewirtschaftung fördern

Die Zukunft unserer Wälder und der Bauwirtschaft ist eng miteinander verbunden. Ohne Wald keinen Holzbau. Ohne Holzbau aber auch keine Stammholznutzung. Während bislang der Wald im Zentrum von CO2-Projekten stand, rückt der Holzbau seit 2022 ins Blickfeld von CO2-Investoren auf der Suche nach dauerhafter CO2Speicherung. Timber Finance lancierte 2024 das weltweit erste CO2-Speicherzertifikat für den Holzbau. Bündner Waldbesitzer und Bauherren sind eingeladen, über die Holzvermarktung Graubünden AG oder direkt teilzunehmen.

Rückblick

Bisherige CO²-Konzepte im Wald (Nature-based Solutions) fokussierten sich – getrieben vom rasanten Waldverlust in den Ländern des Südens – weltweit auf die Walderhaltung, wofür auch die von Forstfachleuten entwickelten CO² -Konzepte der 1. Generation entwickelt wurden. Diese Ansätze wurden später in unsere Wälder übertragen und auf unsere Verhältnisse angepasst, um einen Beitrag zur chronischen Unterfinanzierung des Waldes zu leisten. Nebst der langfristigen Erhaltung des Waldes sollte mit CO ² -Geldern die Kohlenstoffbindung im stehenden Holz entschädigt werden. Dies führte in der

ersten Phase zum forstwirtschaftlich unerwünschten Nutzungsverzicht. Inzwischen ist ein Vorratsabbau möglich, was zur Reduktion des im stehenden Holz gespeicherten CO² und dessen Entschädigung führt. Zwei Entwicklungen leiten seit 2022 ein Umdenken ein: Erstens die beachtlichen Waldschäden durch Käfer, Sturm und Feuer haben weltweit viele CO²-Waldprojekte unter Druck gesetzt, da sich die mit CO²-Geldern finanzierten Klimaleistungsversprechen über Nacht in Luft auflösten. Oder auch schwierig vorzunehmende CO²-Berechnungen zum «Naturprodukt» Wald, die nicht das erbrachten, was berechnet wurde.

Entwicklung von Schweizer CO2-Ansätzen in der Holzkette. (Quelle: Timber Finance)

Temporäre CO2-Speicherung im Wald Permanente CO2-Speicherung im Holzbau

Summenkurve der CO2-Aufnahme pro Hektar über die Zeit, im Bild links wieder abnehmend durch Käfer, Feuer, Sturm, zudem nur schwierig zu Schnittholz verarbeitbar. Bild rechts: Transformation der kumuliert höchsten CO2-Speicherleistung vom Wald in den Holzbau. (Quelle: Timber Finance)

Zweitens setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Bau- und Immobilienwirtschaft, die für 37 % der weltweiten Emissionen verantwortlich ist – ohne dass sie bislang in einem CO²-Pflichtmarkt wie die Luftfahrt oder der Schiffsverkehr unterstellt ist –auch dringend dekarbonisiert werden muss. Diese späte Erkenntnis hat damit zu tun, dass CO² historisch vor allem als Emission von fossilen Treib- und Brennstoffen (operational carbon) verstanden wird. In Baumaterialien steht jedoch der CO²-Fussabdruck des Materials im Vordergrund (embodied carbon). Und hier kommt der Holzbau ins Spiel, der eine deutlich bessere CO²-Bilanz aufweist als seine Konkurrenten Stahl und Zement, solange die nicht CO²-neutral hergestellt werden. Noch besser: Der Holzbau ist unter Einbezug der ganzen Kette vom Wald bis zum verbauten Holz von der IPCC [1], UNFCCC [2] oder auch der EU [3] als eine sogenannte Negativemissionstechnologie [4] (NE T) anerkannt, d. h. das CO ² wird im Wald sequestriert und dann über die Holzverarbeitungskette in ein Bauelement transformiert und final in der Tragkonstruktion im Holzbau permanent gespeichert. Und das ist das, was CO²-Investoren zukünftig suchen und bezahlen werden: 100 % Permanenz, sicher für mindestens 100 Jahre. Seit 2023 sinken die Preise für CO²-Verminderungsprojekte (Carbon Avoidance) und CO²-Vermittler sind zurückhaltend in der Aufnahme von weiteren

Waldprojekten. Als Zukunftsmarkt wird aktuell der CO²-Speichermarkt [5] (Carbon Removal) gesehen, also der CO²-Markt, wo nachgewiesen werden kann, dass das CO² für sehr lange sicher gespeichert werden kann. Denn Investoren haben begonnen, für ihre Restemissionen, die sie nie wegbringen werden, CO²-Speicherzertifikate zu kaufen. Dies in der Annahme, dass sie als limitiertes Gut an Wert zulegen werden, da nicht beliebt verfügbar.

Carbon Removals

Deshalb wird viel Geld in diverse technische Carbon Removal Lösungen wie Direct Air Carbon Capture und Storage (DACCS) oder Bioenergie Carbon Capture & Storage (BECCS) oder Pflanzenkohle bzw. Pyrolyse (PyCCS) und andere Ansätze investiert. Vergessen ging dabei das Naheliegendste: Timber Carbon Capture & Storage (TCCS), also der Holzbau in Verbindung mit dem Wald. Dabei ist die Holzbaukette die einfachste, schnell skalierbare Technologie, bei der im Gegensatz zu allen anderen Ansätzen nicht zuerst eine grosse Infrastruktur für die Absorption, Transformation und Speicherung des CO² gebaut werden muss. Wir haben das bereits alles: Wald, Holzindustrie und den Holzbau. Und das zu den geringsten Zusatzkosten pro gespeicherter Tonne CO². Und: Einzig der Holzbau bringt unter den CCS-Ansätzen zusätzlich wesentliche Substitu-

tionseffekte mit, indem er emissionslastige Baumaterialien ersetzt.

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass die Schweiz als weltweit einziges Land mit dem Verein Holzsenke Schweiz [6] ein CO²-Projekt im Holzbereich seit 2014 führt. Das Projekt setzt bei den Sägereien an und ist im regulierten Markt (compliance market) unterwegs, wo der Staat sich die Klimaleistung von Schnittholz anrechnet und über Abgaben auf Treibstoff entschädigt. Das Projekt ist gut und wichtig für die Schweizer Holzindustrie und wird 2030 vermutlich durch ein zeitgemässeres Setting abgelöst werden.

Neuer Ansatz

Unter den vorstehenden Prämissen hat Timber Finance [7] im 2022 begonnen, einen neuen Ansatz für CO ² -Holzbauspeicherzertifikate unter dem VCS-Standard [8] für den freiwilligen Markt zu entwickeln. Nach drei Jahren wurde die Methode mit viel Verzögerung im Herbst 2024 eingereicht und es wird erwartet, dass die Methodologie für den DACHRaum im Frühjahr 2025 nach einer weltweiten Ver-

nehmlassung (Public Consultation) anerkannt wird, wodurch die Projekte zertifizierungsfähig werden. Kernstück des neuen Ansatzes ist, dass die CO²-Speicherleistung (Carbon Removal) in der Tragstruktur des verbauten Holz’ gemessen, zertifiziert und über Jahre nachgewiesen wird. Zusätzlich kann dort nebst der Speicherleistung auch die Substitutionsleistung durch den Ersatz von Stahl und Beton validiert werden, was zu zusätzlichen CO²-Vermeidungszertifikaten (Carbon Avoidance) führt.

Damit setzt das Konzept auch bewusst beim Entscheider an, also bei denjenigen, die entscheiden, aus welchem Material die Baute erstellt werden soll (Pull-Effekt). Sie sollen für ihre Klimaleistung «in Holz zu bauen» entschädigt werden, solange wie die jährliche Holzbauquote nicht über eine bestimmte Prozentzahl steigt. Der Ansatz richtet sich – um Mitnahmeeffekte zu verringern – vor allem an institutionelle Bauherren von Renditeliegenschaften, die mehrheitlich aus Kostengründen immer noch auf Holzbauten «verzichten».

Doch was hat der Wald davon? Im Swiss Finishing, d. h. der Adaption der internationalen Methodolo-

CO2-Speicheransätze (Carbon Removals), ganz links der Holzbau (Timber in Construction). (Quelle: IPCC, Sixth Assessment Report)

(Bild: zVg Timber Finance)

gie auf Schweizer Verhältnisse, erhält der Bauherr für sein Bauprojekt nicht die ganze CO²-Entschädigung. Ein Teil der CO²-Vergütung – Stand heute Fr. 20–30/fm für am Polter gemessenes sägefähiges Stammholz – geht zurück in den Wald für spezifische, unterfinanzierte Waldmassnahmen zur Förderung der Stammholzproduktion ab Waldverjüngung bis Ernte. Damit will die Methodologie auch die Wettbewerbsfähigkeit des Stammholzes gegenüber dem Energieholz stützen, da immer mehr niedrigere Holzsegmente verbrannt und nicht verbaut werden. Damit soll ein Push-Effekt beim Anbieter erzielt und die langfristige Stammholzversorgung der Industrie unterstützt werden.

Pilotprojekte

Timber Finance hat im Herbst 2024 mit der Pilotphase begonnen, indem sie den Ansatz schweizweit an rund 20 Holzbauprojekten und an sechs Waldprojekten kalibriert. Hierfür arbeitet sie in Graubünden mit Partnern wie der Holzvermarktung Graubünden AG [9] (HVM) zusammen, die für ihre Vertragsgemeinden und Sägereien die Parameter der Rundholzpolter inkl. Bescheinigungen bereits für Abrechnungszwecke erfasst. Am Pilotprojekt nimmt auch Vincenzo Galati, der innovative Förster von Flims Trin Forst [10] teil, um erste Erfahrungen zu sammeln und zusätzlichen Wert in seinen Wald zu bringen. Der Ansatz von Timber Finance lässt sich auch gut

(Bild: zVg Timber Finance)

mit bestehenden Ansätzen im Wald z. B. derjenigen des Wald Klimaschutz Schweiz [11] kombinieren. Letzterer entschädigt stehendes Holz. Timber Finance liegendes und verbautes Stammholz.

Technisches

Wie bei allen CO²-Konzepten muss auch der Timber-Finance-Ansatz solide und anerkannte methodische Antworten zu den Kriterien Messbarkeit, Verifizierbarkeit, Additionalität, Doppelzählung und Permanenz liefern, um qualitativ die höchsten Anforderungen zu erfüllen und die besten Preise zu erhalten. Hierfür gibt es Standardorganisationen, die

Methoden akkreditieren und anerkennen. Timber Finance hat sich für den weltweit führenden Industrieansatz von VERRA [12] entschieden, da die Zertifizierung eben nicht im Wald, sondern im Bereich Bau (Construction) stattfindet.

Der Markt ist in Bewegung. Kurzfristig etwas unsicher, aber langfristig mit guter Perspektive. Es wird kein Weg an Carbon Removals vorbeiführen, d. h. der Entnahme und Speicherung von CO² aus der Atmosphäre. Hier ist die Holzkette als technologisch ausgereifte, schnell skalier- und umsetzbare Lösung gut positioniert, bis ihr ganzes Potenzial in der Schweiz von zusätzlich jährlich rund 1 Mio. fm aus dem Wald

Timber Finance entwickelt klimarelevante CO ² - und Finanzprodukte, um die Klimaleistung von Holz zu monetarisieren, d. h. in Wert zu setzen, um Holz für die CO²- und Finanzmärkte und Anleger investierbar zu machen. Nebst der weltweit ersten CO ² -Methodologie für den Holzbau lancierte Timber Finance 2023 als Berater einer führenden Kantonalbank ein Investmentprodukt [13], wo Anleger/innen an der Schweizer Börse diversifiziert in die boomende, CO ² -relevante Holzindustrie investieren können. Die Holzbranche, die einzige börsenkotierte Industrie, die mit ihren Produkten Negativemissionen ermöglicht.

Timber Finance ist offen für alle Interessierten. Werden Sie auch Vereinsmitglied.

Thomas Fedrizzi [ 14 ] ist als Kult. Ing. ETH und Finanzspezialist Co-Gründer von Timber Finance, arbeitet seit Jahren an der Schnittstelle zwischen der Wald- und Holzwirtschaft und den CO² - und Finanzmärkten und als Verwaltungsrat bei der Holzvermarktung Graubünden AG engagiert.

in den Holzbau transformiert wurde. Bündner Waldbesitzer und Bauherren sind eingeladen, mit ihren Projekten über die Holzvermarktung Graubünden AG oder direkt bei Timber Finance teilzunehmen.

Thomas Fedrizzi ist Co-Founder und Verwaltungsrat von Timber Finance.

Weitere Informationen

[1] https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/figures/ chapter-12/ccbox-8-figure-1

[2] https://unfccc.int/sites/default/files/resource/ a64-sb001-aa-a05.pdf

[3] https://climate.ec.europa.eu/eu-action/carbon-removals-and-carbon-farming_en

[4] https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/ themen/klima/dossiers/magazin-2022-2-dossier/ negativemissionstechnologien-notwendiges-standbein-der-klimapolitik.html

[5] https://about.bnef.com/blog/five-need-toknows-about-the-future-of-voluntary-carbon-offset-markets/

[6] https://ssh-pbs.ch/

[7] https://timberfinance.ch/carbon-solutions/

[8] https://verra.org/methodologies/methodology-for-mass-timber-constructions/

[9] https://www.hvm-gr.ch/co2

[10] https://www.flimstrinforst.ch/

[11] https://www.wald-klimaschutz.ch/

[12] https://verra.org/

[13] https://www.six-structured-products.com/de/ zertifikat/-CH1235763658

[14] https://www.linkedin.com/in/thomas-fedrizzi330a321b8/

Schweizer Wald – der Schlüssel zur CO2-Senke

Die Wald-Klimaschutz-Projekte von Wald-Klimaschutz Schweiz tragen wesentlich zum Umwelt- und Naturschutz bei, indem sie CO2-Emissionen durch nachhaltige Forstwirtschaft und Wiederaufforstung binden. Diese Projekte bieten den Forstbetrieben, die als Projekteigner fungieren, finanzielle und ökologische Vorteile, stärken die biologische Vielfalt und die Resilienz der Wälder gegenüber dem Klimawandel. Gerade auch in den gebirgigen Regionen der Schweiz konfrontiert der Klimawandel die Forstbetriebe mit spezifischen Herausforderungen, darunter Extremwetterereignisse und Schädlingsausbrüche, die durch steigende Temperaturen und veränderten Niederschlagsmuster intensiviert werden. Diese Bedingungen erfordern eine Anpassung der Waldbewirtschaftung, um die nachhaltige Leistung des Waldes als CO2-Senke sicherzustellen.

Wald-Klimaschutz-Projekte: klimaoptimierte Waldbewirtschaftung und Holznutzung

Die Wald-Klimaschutz-Projekte zeichnen sich durch ihre ganzheitlichen Ansätze aus, die sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele verfolgen. Sie verbessern die Biodiversität, indem sie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten schaffen oder erhalten. Sie tragen dazu bei, dass die Klimaleistungen des Waldes, wie die Sequestrierung, die Speicherung von CO² in Holzprodukten und die Substitution fossiler Rohstoffe, entscheidend zum Klimaschutz beitragen. Die Forstbetriebe, die ein Wald-Klimaschutz-Projekt ausarbeiten und zertifizieren lassen, können durch den Verkauf von CO²-Zertifikaten finanzielle Mittel generieren, die es ihnen ermöglichen, nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken zu implementieren. Diese Praktiken umfassen unter anderem die selektive Nutzung von Holz und die Erhaltung alter Baumbestände. Damit der Wald seine wichtigen Leistungen weiterhin erbringen kann, ist eine Anpassung des Waldes an den Klimawandel von grösster Bedeutung. Die Waldwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen, die mit hohen Anpassungskosten einhergehen.

Forstbetriebe, die ein Wald-Klimaschutz-Projekt ausarbeiten, zertifizieren lassen (auf eigene Kosten) und es 30 Jahre nachhaltig bewirtschaften, können dank des Verkaufs von CO²-Zertifikaten Mittel generieren, die es ihnen ermöglichen, nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken zu implementieren. Dadurch wird die Gesundheit und Vielfalt der Wälder langfristig gesichert.

Gemeinsam für den Wald als Klimaschützer Wie erwähnt, stehen die Schweizer Wälder und somit deren Waldeigentümer und Forstbetriebe unter enormem Druck. Der Klimawandel und dessen Auswirkungen laufen so rasch ab, dass zwischenzeitlich fraglich ist, ob im Wald die vielfältigen Waldleistungen wie die Holzproduktion, Schutz vor Naturgefahren oder Wald als sicherer Erholungsraum für unsere Gesellschaft weiterhin erbracht werden können, wenn keine umfangreichen Massnahmen eingeleitet werden. Die Fähigkeit der laufenden Senkeleistung des Waldes ist unbestritten, der Wald ist demnach ein entscheidender Akteur bei der aktiven CO²-Entnahme aus der Atmosphäre (auch Sequestrierung genannt), was sein Beitrag zum Klimaschutz

relevant macht. Bürgergemeinden, in deren Besitz sich über 40 % des Schweizer Waldes befinden, haben eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die Wälder für die Zukunft und den Klimaschutz fit zu machen.

Auch auf nationaler Ebene spielt der Wald eine entscheidende Rolle als CO²-Senke. Laut dem National Inventory Report 2023 beträgt die durchschnittliche jährliche CO²-Senkenleistung des Schweizer Waldes etwa 1,53 Millionen Tonnen CO². Diese Menge wird von der Schweiz in ihrer nationalen Klimabilanz berücksichtigt und an das Klimasekretariat in Bonn rapportiert. Die Waldeigentümer werden vom Bund, für die CO²-Senkenleistung die in der nationalen Klimabilanz angerechnet wird, allerdings nicht entschädigt. Waldeigentümer sehen dies kritisch, da aus ihrer Perspektive eine finanzielle Entschädigung für die Pflege und Nutzung des Waldes angebracht wäre.

Denn eine der grossen Herausforderungen für Waldeigentümer ist die Forderung nach einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder zugunsten der Klima-, Energie- und Umweltpolitik, bei einem sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Die schweizerische Forststatistik 2023 weist bei 649 aktiven Forstbetrieben in der Schweiz ein Defizit von fast 17,9 Millionen Franken aus, was pro Betrieb ein durchschnittliches Defizit von ca. 27 500 Franken pro Jahr bedeutet.

Unterstützung durch Wald-Klimaschutz

Schweiz

Wald-Klimaschutz Schweiz, gegründet 2019, unterstützt die Waldeigentümer durch die Initiierung und Verwaltung von CO²-Projekten, die mit einer geeigneten Bewirtschaftung einen CO²-Senkeneffekt erzielen. Diese Projekte gewährleisten weiterhin die Schutz-, Nutz- und Wohlfahrtsfunktionen des Waldes und leisten gemeinsam mit den Waldeigentümern einen nationalen Beitrag zum Klimaschutz. Wald-Klimaschutz Schweiz ist eine Plattform über die Waldeigentümer und Forstbetriebe

ein individuelles, auf sie zugeschnittenes CO²-Projekt realisieren können. Das Ziel des Vereins, eine klimaoptimierte Waldbewirtschaftung zu fördern. Die durch die klimaoptimierte Waldbewirtschaftung entstehenden Aufwendungen, Verzichte und Verpflichtungen werden durch den Erlös aus dem Verkauf von CO²-Zertifikaten finanziert. Dabei richten sich die Zertifikate primär an Unternehmungen in der Schweiz, die Klimaemissionen generieren. Die auf dem freiwilligen Markt angebotenen Zertifikate eignen sich zum Ausgleich nationaler Emissio-

Holznutzung im Gebirgswald mit Seilkrananlage in Davos. (Bilder: PLD-Davos)

Alpwaldungen Nüsäss auf dem Furnerberg.

nen in der Schweiz und bieten, neben dem Beitrag an den Klimaschutz, den Käufern auch die Chance die vielen positiven Marketingaspekte zu nutzen. Denn ein Schweizer Projekt mit einem/einer lokalen Förster/in, mit dem Wald vor der Haustür, der Möglichkeit mit Kunden und Angestellten Teamanlässe und Walderlebnisse anzubieten. Eine Portion Swissness, ermöglicht es Schweizer Unternehmen, Klimaschutz in der Heimat zu leben, anstatt Kompensationsprojekte im globalen Süden, welche nicht prüfbar sind, zu fördern. Mit den generierten Erträgen aus dem Zertifikat Verkauf können ökonomische Unsicherheiten und Herausforderungen, die sich der Schweizer Waldwirtschaft zahlreich stellen, abgefangen werden. Neben dem Umstand, dass die Projekte von den Abnehmern in der Schweiz besucht werden können, sind alle Projekte transparent

nach der Norm ISO 14064-2:2019 zertifiziert und durch den TÜV NORD auditiert.

Kaskatennutzung: Verlängert die Speicherung von CO2

Der Wald spielt nicht nur durch seine Sequestrierungsleistung eine wichtige Rolle im Klimaschutz, sondern auch durch die geschickte Nutzung seines Holzes. Geerntetes Holz speichert so lange CO², wie es in langlebigen Produkten wie Baumaterialien oder Möbelstücken genutzt wird. Besonders Bauholz, das über Jahrzehnte in Gebäuden gebunden bleibt, trägt erheblich zur Kohlenstoffspeicherung bei. Kurzlebigere Produkte wie Toilettenpapier haben hingegen eine geringere Speicherleistung. Zusätzlich leistet Holz als Substitutionsgut einen wichtigen Beitrag zur Klimabilanz. Der Einsatz von

Waldungen der Gemeinde Klosters-Serneus.

Holz statt konventioneller Materialien wie Beton oder Stahl im Bauwesen oder die Verwendung von Holz als erneuerbarer Energieträger anstelle fossiler Brennstoffe verbessert die Umweltbilanz erheblich. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Schweizer Wälder basiert auf einem Ansatz, der sowohl die Wachstums- und Speicherphase der lebenden Biomasse als auch die Nutzung des Holzes berücksichtigt. Dabei steht die Vision der Kaskadennutzung im Zentrum. Dieses Prinzip maximiert die Nutzungseffizienz des Rohstoffs Holz und trägt langfristig zur Verbesserung der Klimabilanz bei.

Bei der Kaskadennutzung wird Holz zunächst in langlebigen Produkten wie Bauholz mit minimaler Verarbeitung verwendet, wodurch der Kohlenstoff über viele Jahrzehnte gebunden bleibt. Anschliessend kann dasselbe Holz weiterverarbeitet werden,

etwa zu Holzwerkstoffen für den Innenausbau oder Möbelbau, wodurch der gebundene Kohlenstoff weiterhin über mehrere Jahre erhalten bleibt. In einer weiteren Stufe entstehen zellulosebasierte Produkte. Erst am Ende ihres Lebenszyklus werden diese Produkte als Rohstoff für die Energieerzeugung genutzt.

Dieses Prinzip der Mehrfachnutzung schont Ressourcen, reduziert Abfall und minimiert die Umweltauswirkungen – ein integraler Bestandteil des modernen Klimaschutzes.

Noch nicht am Ziel

Aus heutiger Sicht ist die Kaskadennutzung von Holz in der Schweiz noch nicht vollständig umgesetzt. Gemäss der schweizerischen Forststatistik werden gut 56% des nationalen Holzeinschlags di-

Wirkungsweise der generierten Mittel, aus dem CO2-Zertifikate Verkauf. (Grafik: Wald-Klimaschutz Schweiz)

rekt für die energetische Nutzung verwendet. Dabei wird das über Jahrzehnte im Holz gebundene CO² sofort wieder freigesetzt. Ein weiterer substanzieller Teil des eingeschlagenen Rundholzes wird ins Ausland exportiert, während Halbfabrikate und Fertigfabrikate aus Holz für die Bauindustrie hauptsächlich aus dem umliegenden Ausland importiert werden.

Um die Klimasenkenleistung des Waldes langfristig sicherzustellen, ist ein integraler Ansatz erforderlich. Einerseits muss die Waldbewirtschaftung darauf ausgerichtet werden, die Sequestrierungsleistung des Waldes sowohl kurz- als auch langfristig zu maximieren. Dies setzt die Pflanzung zukunftsfähiger und klimaresistenter Baumarten voraus. Solche Massnahmen erhöhen die Resilienz des Waldbestandes gegenüber klimatischen Veränderungen. Andererseits sollte die Holzproduktion so gesteuert werden, dass möglichst hochwertiges Holz heranwächst. Dieses Holz erfüllt die qualitativen Ansprüche der Sägeindustrie und kann den höchsten Kaskadenstufen zugeführt werden. Durch diese Strategie wird der Wert des Holzes gesteigert, die

Kaskadennutzung gefördert und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Schlussfolgerung

Die Projekte von Wald-Klimaschutz Schweiz sind entscheidend für die Klimaschutzstrategie der Schweiz. Sie ermöglichen es Forstbetrieben, trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, durch den Verkauf von CO²-Zertifikaten und die Implementierung nachhaltiger Praktiken, den Wald als wichtige Ressource für den Klimaschutz zu erhalten und zu nutzen. Diese Projekte bieten eine nachhaltige Finanzierungsquelle und unterstützen die lokale Wirtschaft, während sie gleichzeitig zur Erreichung der nationalen und internationalen Klimaziele der Schweiz beitragen.

Weitere Informationen www.wald-klimaschutz.ch

Petra Hirsig-Geiger ist Projektmanagerin von WaldKlimaschutz Schweiz. Simon Tschendlik ist Geschäftsführer Wald-Klimachutz Schweiz.

39. Skipostenlauf 2025 des Bündner Forstpersonals

Organisation: IG Forst Oberengadin

Der 39. Skipostenlauf findet am Samstag, 1. Februar 2025 in Zuoz statt.

Weitere Infos und das Anmeldeformular in dieser «Bündner Wald»-Ausgabe auf Seite 56.

Giesserei Chur AG

Modellbau

Tel. 081 286 90 50

Fax 081 286 90 59

E-Mail: info@giesserei-chur.ch

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Von der Natur lernen: Warum Biodiversität mehr bringt als Zertifikate

Wälder speichern CO2 und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Doch die Grenzen ihres Potenzials und der Nutzen von Kompensationszertifikaten werden oft missverstanden. Viel wichtiger ist das Zusammenspiel aus Klimaschutz, Biodiversitätsförderung und nachhaltiger Waldnutzung. Echte Emissionsreduktionen bleiben unverzichtbar.

Wälder sind wahre Wunderwerke der Natur: Sie nehmen durch Photosynthese CO² aus der Atmosphäre auf und speichern den Kohlenstoff in Holz und Boden. Doch ihr Beitrag zum Klimaschutz hat Grenzen. Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) speichert der Schweizer Wald rund 2,5 Millionen Tonnen CO² pro Jahr. Das entspricht nur etwa 5 %

der jährlichen direkten Emissionen der Schweiz – bei Berücksichtigung von Importen und Flugverkehr sogar deutlich weniger. Der grösste Teil dieser Speicherleistung geschieht ohne Zutun des Menschen, weshalb nun international diskutiert wird, dass diese gar nicht mehr als CO² Kompensationszertifikate angerechnet werden dürfen.

Das Naturwaldreservat Scatlé bietet zahlreichen Tieren und Pflanzen eine Heimat. (Bilder: Pro Natura Graubünden)

Moore übertreffen Wälder bei der CO²-Speicherung bei Weitem. Obwohl Moore weltweit nur etwa 3 % der Landfläche ausmachen, speichern sie mehr Kohlenstoff als alle Wälder zusammen. In der Schweiz könnten gut renaturierte Hochmoore rund 1,5 Millionen Tonnen CO² pro Jahr binden –auf einer Fläche von nur etwa 0,04 % des Landes. Anders als Wälder lagert der Kohlenstoff in Mooren über Jahrtausende hinweg im Torf und wird nur bei Entwässerung freigesetzt. Der Schutz und die Wie-

dervernässung von Mooren ist daher eine der effektivsten Strategien zur langfristigen Kohlenstoffspeicherung.

Die grösste Klimaleistung wird erreicht, wenn bestehende Wälder geschützt und nachhaltig bewirtschaftet werden. Natürlich gereifte, biodiverse Wälder bieten einen stabileren Kohlenstoffspeicher als Monokulturen, da sie resilienter sind. Gleichzeitig profitieren zahlreiche seltene Arten von solchen Lebensräumen. Der Wald allein kann das Klima nicht retten. Seine Senkenleistung ist begrenzt und nur effektiv, wenn sie von umfassenden Emissionsreduktionen begleitet wird. Gleichzeitig sollten effizientere CO²-Speicher wie Moore verstärkt gefördert und renaturiert werden. Wir brauchen die Natur für das Klima und den Klimaschutz für die Natur. Es braucht deshalb mehr denn je ein Zusammenspiel aus globalem Klimaschutz, Biodiversitätsförderung und nachhaltiger Waldnutzung.

Armando Lenz ist Geschäftsführer von Pro Natura Graubünden. Er hat an der Universität Basel zu den physiologischen Ursachen der Verbreitungsgrenzen von einheimischen Laubbaumarten, insbesondere der Frostresistenz, doktoriert.

Das Moor im Pro Natura Schutzgebiet bei Maloja speichert grosse Mengen CO2.

Termine 2025

Wann Was Wo

Termine SELVA

20. Februar 2025 Waldfachabend Domat/Ems

7. April 2025 Infoanlass «Effiziente Planung Vor- und Nachteile der Digitalisierung» Landquart

16. Mai 2025 SELVA GV Davos

28.Oktober 2025Infoanlass «Burnout im Wald» Tinizong

18. November 2025Betriebsleitertagung & SELVA Informationsveranstaltung Landquart

Termine Graubünden Wald

25. Januar 2025 Skipostenlauf Zuoz

13. März 2025 Exkursion Graubünden Wald: Folgen von Vaia Osttirol

14. März 2025 Helvetia Schutzwaldpreisverleihung Brixen Südtirol

9. bis 10. Mai 2025GV Graubünden Wald Poschiavo

16. Mai 2025 GV SELVA

21. bis 24. August 2025 Forstmesse Luzern

Oktober 2025 Holzhauereimeisterschaften Mesolcina Oktober 2025

Der Sturm Vaia und seine Folgeschäden – ein Austausch in Südtirol mit GR Wald

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse unserer Südtiroler Berufskolleginnen und -kollegen? In Verbindung mit dem Besuch der Schutzwaldpreisverleihung 2025 reisen wir gemeinsam nach Brixen und Umgebung und erfahren mehr dazu.

Datum: Donnerstag 13. bis Sonntag, 16. März

Ort: Brixen und Umgebung

Grobprogramm

Donnerstag: Anreise und Besichtigung von Brixen

Freitag: Besuch der Schutzwaldpreisverleihung 2025 mit Bündner Beteiligung

Samstag: Begleitete Fachexkursion zu den Vaia Sturm- und Folgeschäden

Sonntag: Rückreise

Interessiert? Für weitere Infos meldet euch bei: vorstand@graubuendenwald.ch

Blick von Campill nach nach St. Vigil/Engeberg.
(Bild: C. Rüsch)

Bündner Waldaktie: eine gute Geldanlage für alle

Wald- und Holzprofis

Das in Graubünden von über 25 Forstrevieren und Gemeinden getragene Unternehmen steht vor einem Wachstumssprung und öffnet sich erstmals für private und institutionelle Anleger/ innen. Nebst der Rund-, Industrie- und Energieholzvermarktung investiert das Unternehmen in Holzwärmeverbünde, um Gemeinden und grosse private Wärmebezüger mit einheimischer Energie aus dem Bündner Wald zu versorgen. Aktien können ab sofort bis 29. Januar 2025 gezeichnet werden.

Holzvermarktung Graubünden AG

Der Wald ist in Graubünden ein bedeutender Lebensraum mit regionaler Wertschöpfung und von hohem Wert in allen Belangen. Dessen Holz, einer der wenigen Bündner Rohstoffe, nimmt als klimafreundliches Baumaterial und erneuerbarer Energieträger eine immer wichtigere gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle ein.

Mittendrin ist die Holzvermarktung Graubünden AG (HVM) als Marktführerin tätig und versorgt Industrie, Handel und Energieanlagen mit nachhaltig produziertem Rund-, Industrie- oder Energieholz aus Bündner Wäldern. Dank dem waldnahen Aktionariat ist die HVM insbesondere in der Lage, die limitierte Ressource Holz auch langfristig für ihre

(Bilder: HVM)

Partner und Projekte abzusichern, was aus Sicht von Anleger/innen und Geschäftspartner/innen von besonderem Interesse ist.

Früher wurde Holz aus Graubünden oft exportiert, doch nun soll die Wertschöpfung vermehrt im Kanton selbst stattfinden. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt sich die Holzvermarktung Graubünden AG breiter auf. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist der Energieholzbereich und die geplanten Wärmeverbünde. «Aktuell sind drei Projekte in Bearbeitung, das fortgeschrittenste befindet sich im Engadin, bei dem wir als Aktionär beteiligt sind», erklärt Ben Wohlwend, der Geschäftsführer. Bei diesem Vorhaben, das auch grössere Gemeinde-Liegenschaften und Hotels einbezieht, soll eine Holzschnitzelanlage errichtet werden, mit der im Endausbau jährlich rund 400 000 Liter Heizenergie eingespart werden kann. Es wird ausschliesslich regionales Holz zu Schnitzeln verarbeitet, welches für die Sägeindustrie ungeeignet ist. Ein weiterer Vorteil dieser einheimischen, gesicherten Energiequelle ist, dass man nicht auf Importe und schwankende Energiemärkte angewiesen ist sowie die höhere Wertschöpfung für die Region.

Die Holzvermarktung Graubünden AG ist jedoch auch in anderen Bereichen tätig, so im Bereich von CO²-Projekten, bei denen zwei unterschiedliche Strategien verfolgt werden: eine für stehendes Holz im Wald und eine für verbautes Holz im Holzbau. Im Bereich des verbauten Holzes fungiert das Un-

ternehmen als Vermittler zwischen Bauherrschaften, Forstbetrieben, Holzbaufirmen und Sägereien, beim stehenden Holz werden die Waldeigentümer unterstützt, sodass Senkenleistungen ihrer Wälder erfasst und belohnt werden können.

Holz hat definitiv eine Zukunft. Besonders hervorzuheben ist, dass Holz kein Spekulationsgut ist. Die Holzbranche ist generell eine stabile Branche mit wenigen Schwankungen. Wer nun in eine Waldund Holzaktie investiert, hat die Möglichkeit, an der Wertschöpfung des Bündner Waldes teilzuhaben. Die Aktie hat seit der Unternehmensgründung im Jahr 2019 bereits 18 % zugelegt. Das Unternehmen plant, zukünftig Dividenden auszuschütten. Aktien können ab sofort gezeichnet werden. Der Zeichnungsschein und die Platzierungsunterlagen sind über den nachstehenden QR-Code erhältlich. Die Zuteilung erfolgt nach Eingang der Zeichnung. Die Aktie eignet sich für alle Geschäftspartner der Holzvermarktung Graubünden AG sowie für Anleger/innen mit Bezug zum Bündner Wald, Holz und natürlichen Ressourcen, aber auch als nachhaltige und klimapositive Geldanlage.

Hier gehts zum Download der Zeichnungsunterlagen:

39. Skipostenlauf fürs Forstpersonal

Aus organisatorischen Gründen musste der Skipostenlauf vom 25. Januar auf den 1. Februar verschoben werden!

Datum und Ort

Samstag, 1. Februar 2025, Skigebiet Zuoz

Veranstaltung

Riesenslalom und Postenarbeit

Zeit

9 bis 10 Uhr

Startnummernausgabe Parkplatz Chastlatsch

9.30 bis 10.30 Uhr Besichtigung RS 10.45 Uhr

Start Riesenslalom Ab circa 14.30 Uhr Rangverkündigung

Zugelassene Sportgeräte

Alle Arten von Schneesportgeräten – alles, was einem Ski ähnlich sieht.

Wettkampfbedingungen

Teilnahmeberechtigt sind alle im Bündner Forstdienst oder bei Forstunternehmen tätigen Personen und deren Frauen, Männer, Freunde, Freundinnen

und Kinder sowie Mitglieder von Graubünden Wald.

Kategorie

Damen, Herren, Lernende, Kinder

Anmeldung

Bis 17. Januar 2025 mit unterem Anmeldetalon an: Forstbetrieb Pontresina Samedan Cho d’Punt 56 7503 Samedan

Oder auf der Homepage von Graubünden Wald.

Startgeld

Damen und Herren: 15 Franken Lernende: 10 Franken Kinder: gratis Bezahlung des Startgelds sowie spezielle Tageskarten bei der Startnummernausgabe. Nachmeldungen an der Tageskasse mit 5 Franken Zuschlag.

Preis für spezielle Tageskarte

Erwachsene, Jugendliche und Lernende: 15 Franken Kinder bis 6 Jahre: gratis

Mögliche Zahlungsarten

Bargeld und Twint

Anmeldetalon: 39. Skipostenlauf in Sarn für das Bündner Forstpersonal

Name Vorname

Ort Jahrgang

Sportgerät Telefon

Ort/Datum Unterschrift

 Ich brauche eine Tageskarte

 Ich habe eine Tageskarte

Bis 17. Januar 2025 an: Forstbetrieb Pontresina Samedan, Cho d’Punt 56, 7503 Samedan, E-Mail: info@alpinwald.ch

Die Preisträger sind bekannt

Prix Lignum 2024 – Sonderpreis «ZusammenWachsen»

Aus Graubünden wurden 63 Projekte beim Prix Lignum eingereicht, welche automatisch beim kantonalen Sonderpreis «ZusammenWachsen» teilgenommen haben. Die 44 «Holzbauten» und 19 «Schreinerarbeiten» wurden von einer eigenen Jury bewertet. An der Preisverleihung vom 11. Oktober 2024 zeichnete Graubünden Holz in den beiden Kategorien «Holzbauten» und «Schreinerarbeiten» jeweils einen ersten, zweiten und dritten Rang pro

Kategorie aus. Zusätzlich hat die Jury zwei Anerkennungen pro Kategorie verliehen.

Denken Sie auch an die Zukunft! Bereits in drei Jahren findet der Prix Lignum 2027 mit einem kantonalen Sonderpreis von Graubünden Holz statt. Mehr Details zum Prix Lignum 2024 – Sonderpreis «ZusammenWachsen» finden Sie auf graubuendenholz.ch/ prix-lignum.

Impressionen Prix Lignum 2024 – Sonderpreis «ZusammenWachsen»

Preisträger Kategorie «Schreinerarbeiten»

Anerkennung: 40 Jahre Jubiläums Modell. Akustische Gitarre, Chur.

1. Rang: Arvenmöbel, Sent.
3. Rang: Gesamtsanierung Haus 8, Klinik Beverin, Cazis.
2. Rang: VADÈS, Sent.

Anerkennung: sitzKULTUR, Samedan.

Preisträger Kategorie «Holzbauten»

Ferienhaus Navens, Pitasch. (Bilder: Dani Ammann Photography)

2. Rang: Wohn- und Atelierhaus Lind, Urmein.
Hotel Post Andeer, Andeer.
3. Rang: Casa Tujals, Schlans.
1. Rang: Neubau Zugang Marienkirche Davos, Davos Platz.

Für jeden Einsatz haben wir die passende Maschine.

• Eco-log 590e mit Traktionswinde

• Eco-log 560e mit Mehrbaumaggregat

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• Eco Log 574 F mit 800er Bereifung

• Hacker Albach Diamant 2000

• Spezialschlepper mit 9+13t Seilwinde und starkem Kran mit Greifersäge

• Bobcat mit Seilwinde und Zubehör

Ihr Spezialist für die vollmechanisierte Holzernte am Hang!

Volktrans GmbH

Neulöserweg 5

7205 Zizers

Tel: 079 246 52 16

Mail: info@volktrans.ch www.volktrans.ch

Vorschau «Bündner Wald»

Februar

2025

Vorschau auf die nächsten Nummern: April 2025: Versammlung Graubünden Wald

Redaktion: Laura Brunner

Redaktionsschluss: 7. Februar 2025

Juni 2025: Neophyten

Redaktion: Susi Schildknecht

Redaktionsschluss: 11. April 2025

Wasser

Der Ursprung jedes Gewässers bildet einen besonderen Lebensraum, die Quelle. Spannend ist es, dass Quellen nicht nur weit oben in den Bergen entspringen, sondern auch im Wald zu finden sind. «Ohne Wasser kein Leben» – jeder Baum kann zur Speicherung von Wasser beitragen. Doch was geschieht, wenn der Speicher voll ist? Welche Folgen hat dies auf die Umwelt beziehungsweise auf uns Menschen? Was können wir unter dem Aspekt des Klimawandels bezogen auf den Wasserhaushalt erwarten? Die erste Ausgabe im Jahr 2025 startet mit einem spannenden Thema.

Redaktion: Laura Brunner

Herausgegeben von Graubünden Wald und der SELVA

Verlag: © Somedia Production AG, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva-gr.ch Redaktion: Susi Schildknecht, susi.schildknecht@bluewin.ch, Laura Brunner, redaktion@buendnerwald.ch. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern. Herstellung: communicaziun.ch, 7130 Ilanz. Erscheint sechsmal jährlich. Auflage: 1400

Exemplare Inserate: Somedia Promotion AG, Telefon + 41 (0) 81 650 00 70, thusis @ somedia.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (inkl. MwSt. für Mitglieder Verein Graubünden Wald)

Abonnemente/Adressänderungen: Telefon 0844 226 226, abo @ somedia.ch, www.buendnerwald.ch Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktion übereinstimmen. Schreibende, die zu oben stehenden Themen publizieren möchten, sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge der Redaktion einzureichen.

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