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Pflanzensoziologie für Förster?

Maienfeld, Försterschule, April 1983. Im Stundenplan lese ich: Bodenkunde und Botanik. Ich konnte ehrlich gesagt mit diesen Fächern nicht viel anfangen. Holzernte und Feinerschliessung, ja damit konnte ich etwas anfangen! Mittlerweile sind ein paar Jahre vergangen und ich habe gelernt, dass die Pflanzensoziologie eben die Grundlage für den Waldbau und dieser dann schlussendlich auch für die Holzernte entscheidend ist.

Arnold Denoth

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Meine ersten Erfahrungen mit Pflanzengesellschaften

Meine Sporen als «Jungförster» habe ich im Kanton Zürich abverdient. Damals wurden eben dort unten die Wälder flächendeckend pflanzensoziologisch kartiert. Ein Buchlein mit den Titel «Die Waldstandorte im Kt. Zürich» entstand. Eine wichtige Fragestellung war: Wie viel Prozent Fichtenanteil vertragen die verschiedenen Pflanzengesellschaften. Als Förster hatte ich dann ein gutes Instrument in der Hand, um dem Privatwaldbesitzer die verschiedenen Pflanzengesellschaften in seinem Wald zu zeigen – und dies mit einer wunderschönen farbigen Karte – und um ihn vielleicht zu überzeugen versuchen, nicht wieder alle Lücken in seinem Wald mit Fichten auszupflanzen. Mit diesem guten «Büchlein» gelang es mir in den meisten Fällen, wenigstens auf einem Teil der Verjüngungsflächen die Naturverjüngung zu bevorzugen und auch da und dort Edelbaumarten zu pflanzen.

Holzschlag 1996 God Laret, 1500mü. M., SHang, beweidet. Mit Muck geschürft und ca. 10 Jahre Eingezäunt.

(Bild: A. Denoth)

Waldbau mit Berücksichtigung der Pflanzengesellschaften

Wenn wir von Waldbau und Pflanzengesellschaften reden, kommt unweigerlich ein Name ins Spiel: Dr. HansUlrich Frey genannt HUF. Seit Jahrzehnten versucht er uns in vielen Kursen die Waldgesellschaften näherzubringen. Mich interessierten vor allem die praktischen Anwendungen, die in einer Anzeichnung endeten. Die verschiedenen Lichtbedürfnisse der einzelnen Waldgesellschaften im Bezug auf die Verjüngunseinleitung sind dabei

Verjüngung mit etwas «Schattenvorhang» unten im Bild: eingezäunte Fläche S-Hang.

(Bild: A. Denoth)

ebenfalls diskutiert worden. Bei der Anzeichnung der Holzschläge versuchten wir, Regionalforstingenieure und Revierförster, den verschiedenen Ansprüchen an Licht gerecht zu werden und das in den verschiedenen Kursen Gelernte umzusetzen. Die Verjüngung der Lärche liegt mir besonders am Herzen. Diese Baumart gehört zum Engadin und muss wo immer möglich gefördert werden.

Schlussgedanken/Fazit

Nach über 30 Jahren Förstertätigkeit darf ich sagen, einiges in Sachen Waldbau gelernt zu haben. Aber ehrlicherweise muss ich auch gestehen, dass ich Fehler gemacht habe. Gott sei dank ist der Wald aber sehr flexibel und erträgt auch eine «Falschanzeichnung», nur dauert es länger, bis die Verjüngung einsetzt … besonders bei zu grossen Öffnungen und dies vor allem auf der Sonnenseite des Tals. Auf sehr trockenen Standorten kommen wir manchmal nicht darum herum, mit technischen Massnahmen nachzuhelfen, besonders dort, wo auch noch Beweidung stattfindet. Ein Grundwissen über die Pflanzensoziologie erleichtert dem Waldbauer die Entscheidungen und ist in der praktischen Anwendung somit sehr wertvoll.

Arnold Denoth ist Förster und arbeitet für die Gemeinde St. Moritz. Zusätzlich ist er Co-Präsident des Verbands Schweizer Forstpersonal