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Die neuen Bündner Waldbau-Gemeinschaften
Mit der Einführung des neuen Weiserflächenkonzepts regelt der Kanton Graubünden auch den internen waldbaulichen Wissenstransfer.
Viola Sala, Marco Vanoni
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Seit mehr als zehn Jahren werden in Graubünden NaiS-Weiserflächen eingerichtet. Die 64 im Jahr 2020 bestehenden Weiserflächen wurden aber in unterschiedlicher Art und Weise eingerichtet, dokumentiert und betreut. Als die Wirkungsanalysen näher rückten, beschloss das Amt für Wald und Naturgefahren daher, nicht nur diese letzte Phase von Weiserflächen zu regeln, sondern ein vollständiges Konzept zu erarbeiten, welches auch den Wissenstransfer gewährleistet.
Die neuen Waldbau-Gemeinschaften
Die Bündner Waldregionen (Abb. 1) wurden hauptsächlich nach politischen und geografischen Kriterien definiert. Das bedeutet, dass es innerhalb einer Region sehr unterschiedliche klimatische Bedingungen und auch waldbauliche Herausforderungen gibt. Nehmen wir als Beispiel vielleicht das offensichtlichste, die Gemeinde Poschiavo: Auf administrativer Ebene ist sie zu Recht ein Teil der Region 5. Analysiert man jedoch die Verhältnisse der Waldgesellschaften, stellt man sofort fest, dass sie mit dem Engadin sehr wenig gemeinsam hat. Mit den Regionen Mesolcina, Calanca und Bergell gibt es dagegen interessante Synergien. Synergien, die bereits von Frey, Bichsel und Preiswerk (1998–2004) festgestellt und hervorgehoben wurden, die die vier Teilregionen zu einer einzigen Region namens «Südtäler» zusammengefasst haben. Die Bündner Waldregionen waren also bisher nicht zielführend für einen optimalen waldbaulichen Wissenstransfer. Aus diesem Grund wurde beschlossen, waldbauliche Gemeinschaften (Abb. 2) zu bilden. Sie wurden durch eine Analyse der möglichen vorkommenden Waldgesellschaften auf Ebene der Subregionen, welche Frey, Bichsel und Preiswerk (2000) definiert haben, gruppiert. Die neu eingeführten Waldbau-Gemeinschaften ersetzen die Waldregionen nicht. Sie sind nur für waldbauliche Tätigkeiten (Weiserflächen, WaldbauWorkshops usw.) relevant.
Abb. 1: Die Bündner Waldregionen. Abb. 2: Die neuen Waldbau-Gemeinschaften.

Die neue Rolle der AWN-Zentrale bei den Wissenstransfers
Mit der Einführung des neuen Weiserflächenkonzepts wird unter anderem auch die Rolle der AWNZentrale neu definiert. Im Konzept werden drei Elemente konkretisiert: die NaiS-Weiserflächen, die Waldbau-Workshops und der waldbauliche Wissenstransfer, welche als gemeinsame Nenner die Generierung und Erweiterung neuer waldbaulicher Kenntnisse haben. Um diese drei Elemente auf kantonaler Ebene zu verlinken, wurde die Rolle der AWN-Zentrale neu definiert und gestärkt. Die Koordination und den Überblick auf Ebene der Gemeinschaft wird durch eine zuständige Person (in der Regel der Waldbiodiversitätsspezialist, in Mittelbünden die Waldbaukoordinatorin) gewährleistet. Mit der Regelung der Wirkungsanalyse wurde definiert, dass von der AWN-Zentrale eine zuständige Person an allen Wirkungsanalysen als unabhängiger Begleiter teilnehmen wird. Dadurch erhält eine Person auf kantonaler Ebene einen Überblick über das neue waldbauliche Wissen, das sich aus den Weiserflächen ergibt. Wichtig ist, dass dieselbe Person auch für die Organisation der Workshops verantwortlich ist. Dank diesem neuen «Akteur» will man sicherstellen, dass das neue Wissen in Wert gesetzt wird, zum Beispiel bei der Integration bei den Waldbau-Workshops oder bei einer sauberen Dokumentation, welche zentral gespeichert werden muss.
Waldbau-Workshops
Die neue Waldbau-Workshop-Organisation berücksichtigt die neuen Gemeinschaften, bietet aber auch die Möglichkeit, dass Revierförster und RFI wählen können, an welchem Workshop sie teilnehmen wollen. Dies bedeutet, dass trotz der Einführung von Waldbau-Gemeinschaften die Mitglieder von verschiedenen Gemeinschaften mit gemeinsamen Interessen sich in Workshops treffen können. Die persönliche Motivation sowohl bei der Teilnahme an den Workshops als auch bei der Einrichtung und Betreuung von Weiserflächen ist das zentrale Element für eine erfolgreiche waldbauliche Entwicklung im Kanton Graubünden.

Waldbau-Workshop im Engadin (2019) mit Teilnehmenden der heutigen Waldbau-Gemeinschaften 5 und 6.
(Bild: AWN)