re.vision 2009

Page 10

Der ehemalige Geschäftsführer der Bucerius Law School, Markus Baumanns, hat einmal versprochen, dass Kinder, die aus einer Verbindung von zwei erfolgreichen Absolventen hervorgehen, bei späterem eigenem Studium an unserer Hochschule von den Gebühren befreit sind.

IST DAS GERECHT, RECHT ODER RICHTIG?“ fragt Hartmut Henninger, Absolvent des Jahrgangs 2000

„Es ist legitim, durch die Erhebung oder den Erlass von Studiengebühren Steuerungsfunktionen auszuüben – zumindest wenn man, wie die Bucerius Law School, eine privatrechtlich organisierte Einrichtung ist. Also „Recht“ ist es gewiss, eine solche Art von „Preisgeld“ auszuloben. Und Ziele, die kinderfreundlich sind, haben doch wohl die Vermutung für sich, auch „richtig“ zu sein? Oder zweifeln Sie daran? Mir scheint, Sie wollen hier eher auf den Aspekt der Gerechtigkeit abzielen: Zwei erfolgreiche Absolventen der Law School werden es später gewiss nicht nötig haben, solche Wohltaten in Anspruch zu nehmen. Und überdies: Wer stellt sicher, dass der Zeugungseifer übermütiger Studiosi nicht am Ende das (Finanzierungs-)Konzept der gesamten Hochschule sprengt? Man denke an endlose Generationen von sich reproduzierenden Mitgliedern der großen Bucerius-Familie im von Geldsorgen freien Verdrängungswettbewerb mit den nicht Ebenbürtigen! Ich kann Sie beruhigen, lieber Herr Henninger: Es drohen weder Ungerechtigkeit noch andere Gefahren. Meine Recherchen haben zwar ergeben, dass es die „Baby-Prämie“ tatsächlich gibt. Sie entsprang offenbar dem noblen Bestreben, den anfangs durch bauliche Umstände noch arg gebeutelten Pionierjahrgängen der Law School das notwendige „Zusammenrücken“ etwas leichter zu machen. Und mag sie womöglich auch einer Bierlaune entsprungen sein: Sie gilt. Allerdings: Sie bezieht sich allein auf das erste Kind, welches den Schößen zweier erfolgreicher Bucerianer entspringt. Außerdem muss der hoffnungsvolle Nachwuchs selbstverständlich dieselben Aufnahmehürden nehmen, die für Sprösslinge anderer Eltern bestehen. Sollten Ihre Erwägungen ganz praktischer Natur sein, gebe ich Ihnen aber auch Folgendes zu bedenken: Wer weiß schon, ob nicht gerade dieses kleine Wesen am Ende lieber Pädagogik, Ethnologie oder Kommunikationsdesign studiert? Stellen Sie mir doch im nächsten Jahr vielleicht folgende Frage: Von zwei erfolgreichen Absolventen der Law School zum Juristen erzogen zu werden – ist das gerecht, Recht oder richtig?“

DR. PETER RAWERT ANTWORTET:

Peter Rawert (50) arbeitet als Notar in Hamburg. Er lehrt an der Universität Kiel und an der Bucerius Law School. Sie können die Urteilskraft unseres Kolumnisten gerne herausfordern: Schreiben Sie unter dem Stichwort „Gerecht, Recht oder richtig“ an: re.vision@law-school.de

Was machen Sie da, Herr Hauser? „Jetzt bekomme ich gleich eine Ohrfeige: In dieser Szene aus „Top Dogs“ spiele ich Michael Neuenschwander, den gerade entlassenen Freizeit-Koordinator eines Großkonzerns. Der Projektleiterin Julika Jenkins, gespielt von Julia Hornung, erklärt er die richtige Vorhand nur, um ihr auf die Pelle rücken zu können. Im Buch steht dieser Vorfall nicht – wir haben ihn für unsere Inszenierung erarbeitet.“

LAW-SCHOOL-SPIRIT IST…

…länger als eine Viertelstunde für ein Mittagessen auf den andern zu warten

STUDENTEN | LEBEN

EINSICHTEN AUS 365 TAGEN

10

RE.VISION 2009

10-11st-leben.indd

10

06.11.2009

17:09:32 Uhr


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.