Brauerei Forum 12/2015

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Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

Ausgabe 12 | 18. Dezember 2015 | 30. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466 In dies

er Ausg

 Ulrich Rust ist neuer Präsident der VLB Berlin  Brau Beviale 2015: VLB-Stand war wieder Treffpunkt der

internationalen Braubranche  VLB Berlin forscht mit Rasterelektronenmikroskop  Nachrichten ehem. VLBer

www.brauerei-forum.de

abe: I f GB a k t u e ll – Br e nn e r e i e n I n f o r m at i o n und Sp e ir ituos n f ür e n - He rstelle r


Juliane Rahl

Olaf Hendel Wiebke Künnemann

Dieter Prokein

Ihre Redaktion Brauerei Forum

3. VLB-Fachtagung Ladungssicherung Kompakte Veranstaltung für die Getränkebranche und Spediteure 1. und 2. Juni 2016 in Bielefeld Tagungsort: Hotel Bielefelder Hof, Am Bahnhof 3, D-33602 Bielefeld

● Stabilität von Fahrzeugaufbauten – Code-XL-Fahrzeuge für Getränke ● Möglichkeiten der Nachprüfungen von Fahrzeugzertifikaten ● TUL-Belastungen beim Getränketransport ● Ladeeinheitensicherung von Displayware und Bierfässern Live-Vorführung verschiedener fahrdynamischer Tests mit einem Lkw auf dem Gelände des Verkehrssicherheitszentrum (VSZ) Bielefeld

Gemeinsame Abendveranstaltung für Networking und Erfahrungsaustausch

Online-Anmeldung und weitere Informationen unter:

www.vlb-berlin.org/lasi2016 VLB Berlin, Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) – Seestraße 13 – 13353 Berlin Tel. (030) 450 80-239 – Fax (030) 450 80-129 – fim@vlb-berlin.org


Inhalt

 Menschen & Unternehmen 4

Neuer EBC-Präsident gewählt / Warsteiner-Gruppe: Stephan Fahrig wechselt zur Bitburger Braugruppe / Ziemann-Holvrieka: Klaus Gehrig feiert 25-jähriges Jubiläum / Karlsberg-Holding: Uli Grundmann verlässt Unternehmen

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VLB aktuell: Ulrich Rust ist neuer Präsident der VLB Berlin

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 Technik & Technologie 6

BrauBeviale 2015: VLB-Stand wieder Treffpunkt der internationalen Braubranche

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VLB aktuell: Bericht 4. European MicroBrew Symposium der VLB in Nürnberg

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VLB aktuell: Esau & Hueber baut neue Studienbrauerei

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VLB aktuell: Anwendungen der Rasterelektronenmikroskopie an der VLB Berlin

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Neue Fachbücher: Beer Styles from Around the World / GGB-Jahrbuch 2015 / Wasser in der Getränkeindustrie

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Brauer-Schule: Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende – Kohlenhydrate

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Bericht VLB-Oktobertagung: Neue Chancen durch Prozessoptimierungen

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VLB aktuell: VLB-Seminare in Moskau – Highlight auf der Beviale Moscow 2015

 IfGB aktuell 20

13. IfGB-Forum zu Gast bei Kuemmerling

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14. IfGB-Forum 2016 in Bozen / Destillateur-Aufbaukurs – Erste Plätze sind vergeben

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IfGB/VLB: Craft-Distilling-Session im Forum der BrauBeviale – Craft Distillery oder traditionelle Spezialitätenbrennerei? / BSI: Politischer Gästeabend / DLG: Qualitätsprüfung Spirituosen

Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik/ Logistik der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, ist der neue VLB-Präsident. Der Verwaltungsrat der VLB Berlin hat ihn Anfang Dezember zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt

6 Gut besucht war erneut der VLB-Stand auf der BrauBeviale in Nürnberg im November. Wie in den vergangenen Jahren auch trafen sich dort die nationalen und internationalen Brauer, Getränkehersteller und Zulieferer

 Betriebswirtschaft 26 Bericht 18. VLB-Forum: Getränkebranche setzt auf Automatisierung

 ehem. VLBer

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Prof. Dr. Karl Wackerbauer verstorben

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VLB aktuell: VLB-Mitgliederversammlung 2015: Kontinuierliches Wachstum auch in 2014

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Studienjahrgang 1960/62: 34. Semestertreffen in München / Schwedens Braumeister­ vereinigung feierte 100-jähriges Jubiläum / Marion Hofmann verstorben

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DBMB Berlin-Brandenburg: Treffen an der VLB Berlin / Versuchsanstalt der Hefeindustrie: VH zieht um nach B erlin-Adlershof / Vereinigung ehem. VLBer: Einladung zur Mitgliederversammlung im April 2016

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VLBer Jahrgang 1965/67: Nach 50 Jahren Rückkehr in die Seestraße 13

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VLB aktuell: Hohe VLB-Auszeichnung für Prof. Dr. Reinhold Schildbach

Seit 2013 ist die VLB Berlin im Besitz eines Rasterelektronenmikroskops. Das Gerät wird abteilungs­übergreifend für unterschiedlichste Fragestellungen im Bereich der Grundlagenforschung genutzt

 Sonstiges 34

Impressum / Lösungen Brauer-Schule / DBMB Berlin-Brandenburg: Jahreshauptversammlung

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Veranstaltungskalender

Titelbild: Kieselgur unter dem Elektronenmikroskop, aufgenommen vom VLB-Fachgebiet Bioprozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie (BEAM) innerhalb des Forschungsins­titutes für Biotechnologie und Wasser (FIBW)

15 Auch der zweite Tag der 102. Oktober­ tagung bestach durch ein vielseitiges Programm. Es bestand aus sieben Vorträgen aus den Bereichen Mikrobiologie und den neuesten Projekten in der Brau- und Getränkeindustrie

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Menschen & Unternehmen  Personalien

European Brewery Convention

Neuer EBC-Präsident gewählt Tiago Monteiro Brandão ist der neue Präsident der European Brewery Convention (EBC). (F.) Dies hat der EBC-Vorstand bei seiner Sitzung am 3. November 2015 in Brüssel bekanntgegeben. Er ist der Nachfolger von Dr. Stefan Lustig, tech-

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Tiago M. Brandão

Ziemann-Holvrieka

Warsteiner-Gruppe

Klaus Gehrig feiert 25-jähriges Jubiläum

Stephan Fahrig wechselt zur Bitburger Braugruppe

Insgesamt 25 Jahre bei Ziemann tätig und in dieser Zeit vom Auszubildenden zum CEO aufgestiegen – Klaus Gehrig ist eine der prägendsten Persönlichkeiten und wichtige Konstante der jüngeren Ziemann-Geschichte. Klaus Gehrig

nischer Geschäftsführer der Brau Holding International, München. Damit wurde in der 68-jährigen Geschichte der EBC zum ersten Mal ein Portugiese zum Präsidenten gewählt. Brandão (41) ist Human Resources Director bei der Unicer Bebidas SA in Portugal. Dort hat er zuvor als Direktor für Forschung & Entwicklung bzw. Innovationen sowie als Qualitätsmanager gearbeitet. Brandão hat an der De Monfort Universität (Leicester, UK) Biotechnologie studiert (M.Sc.) und eine Ausbildung zum Brauingenieur an der Scandinavian School of Brewing in Kopenhagen absolviert. Er lebt und arbeitet in Porto.

(F.) Klaus Gehrig nahm 1984 seine Ausbildung zum Metallbauer in Bürgstadt auf. Nach Fachoberschule und Bundeswehr folgte von 1989 bis 1993 ein Maschinenbaustudium, das Gehrig als Dipl.-Ing. (FH) abschloss. Danach ging er zurück zu Ziemann, wo er von 1993 bis 2003 in Bürgstadt in verschiedenen Positionen und zuletzt als Technischer Direktor tätig war. 2003 wurde Gehrig zum Geschäftsführer (COO) in Ludwigsburg bestellt. Seit 2015 fungiert er zudem als CEO der Ziemann Holvrieka GmbH. Aufgrund seiner Vita kennt Gehrig beide Standorte detailliert und damit alle Zusammenhänge. Hinzu kommen sein analytisches Denken sowie seine persönliche Belastbarkeit und Beständigkeit. All das verbindet sich bei ihm zu einer tief empfundenen Identifikation sowie Verpflichtung gegenüber dem Wohle des Unternehmens, seinen Mitarbeitern und nicht zuletzt seiner Branche – der weltweiten Brauindustrie.

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Stephan Fahrig, Geschäftsführer Finanzen und Administration der Warsteiner-Gruppe, verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch. (F.) Er hat sich für eine neue Herausforderung, außerhalb des Unternehmens entschieden und plant seine Karriere bei dem Mitbewerber, der Bitburger

Braugruppe, fortzuführen. Bis zur Neubesetzung der Stelle wird Stephan Fahrig für das Unternehmen weiterhin beratend tätig sein. „Wir bedanken uns für die gemeinsamen Jahre und sein hohes Engagement“, so Catharina Cramer, Geschäftsführende Gesellschafterin der Warsteiner-Gruppe.

Karlsberg-Holding

Uli Grundmann verlässt Unternehmen Uli Grundmann, Geschäftsführer der Karlsberg Holding GmbH und Karlsberg Brauerei GmbH, wird zum Jahresende den Karlsberg Verbund auf eigenen Wunsch verlassen und als selbständiger Unternehmensberater arbeiten. Dabei wird er weiterhin die einzelnen Unternehmen des Karlsberg Verbundes bei wichtigen strategischen Projekten beraten und unterstützen. (F.) Uli Grundmann hat seit 1994 die Karlsberg Brauerei durch große Markterfolge und innovative Produkte – wie Mixery und Desperados – in die Spitzengruppe der deutschen Brauereien geführt. „Seine große Erfahrung und sein innovatives Denken haben es Karlsberg ermöglicht, neue Vertriebswege und Produktsegmente zu erschließen. Währenddessen hat er sich große

Wertschätzung nicht nur in unserem Unternehmen, sondern in der gesamten Branche erarbeitet“, so Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei KG Weber. Zudem hat Uli Grundmann maßgeblich zur Entwicklung der Unternehmenskultur beigetragen. So hat er den Karlsberg Verbund durch die Umsetzung moderner Organisations-und Führungsmethoden und die Weiterentwicklung der Unternehmenswerte nachhaltig mitgeprägt. Weiterhin hat er in den vergangenen fünf Jahren sichergestellt, dass die einzelnen Unternehmen des Karlsberg Verbundes über Ländergrenzen und Unternehmensbereiche hinaus noch intensiver zusammengewachsen sind. „Wir danken Uli Grundmann für seine großartigen Leistungen und seinen unermüdlichen Einsatz für unser Unternehmen“, so Christian Weber.


Menschen & Unternehmen   VLB aktuell

Ulrich Rust ist neuer Präsident der VLB Berlin Der Verwaltungsrat der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. hat Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik/Logistik der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Rust tritt die Nachfolge von Dr. Mike Eberle an, der dieses Ehrenamt am 4. Dezember zur Verfügung stellte. (oh) Auf seiner turnusmäßigen Sitzung am 4. Dezember in Gerolstein hat der Verwaltungsrat der VLB Berlin Ulrich Rust zum Vorsitzenden des obersten Organs der VLB Berlin gewählt. Rust löst damit den bisherigen VLBPräsidenten Dr. Mike Eberle ab, der dieses Amt seit 2014 innehatte. Eberle wechselte im Herbst zur Carl Kühne KG nach Hamburg und hatte seinen Rücktritt als VLB-Präsident bereits auf der VLB-Mitgliederversammlung am 5. Oktober für den Dezember angekündigt. Ulrich Rust (52), gebürtiger Bremer, schloss das Studium der Lebensmitteltechnologie mit Vertiefungsfach Brau- und Getränketechnologie an der TU Berlin 1991 als Diplom-Ingenieur ab. Anschließend trat er in die Brau und Brunnen-Gruppe ein, wo er an verschiedenen Standorten in leitenden Funktionen für die Bereiche Qualität, Technologie, technisches Controlling, Umwelt und Technik verantwortlich war. 1999 beendete er zusätzlich ein Aufbaustudium zum Technischen Betriebswirt an der Fachhochschule Köln. 2001 wurde er Werksleiter der Kölner Verbund Brauereien, verantwortlich für Technik und Logistik. 2006 wechselte er innerhalb der RadebergerGruppe und wurde Mitglied der Geschäftsleitung für das Ressort Technik bei der Dortmunder Actien Brauerei. Seit 2007 ist Ulrich Rust Geschäftsführer Technik und Logistik bei der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG. Mit einem Absatz von 6,6 Mio. hl und 760 Mitarbeitern ist das Unternehmen einer der führenden Mineralbrunnen Deutschlands im Premium-Segment. Mit der VLB Berlin ist Rust auch nach seinem Studium immer in enger Verbindung geblieben. So ist er seit 1997 Mitglied im Technisch-Wissenschaftlichen Ausschuss (TWA) der VLB. Mit seiner Ernennung zum TWA-Vorsitzenden im Jahre 2008 wurde er gleichzeitig Mitglied im VLB-Verwaltungsrat. Dort bekleidete er zuletzt die Position

des stellvertr. Vorsitzenden und war maßgeblich am Zustandekommen des neuen Kooperationsvertrags der VLB mit der Technischen Universität Berlin beteiligt. „Die VLB ist eine Institution, die schon viele Generationen hervorragend ausgebildeter Techniker und Ingenieure hervorgebracht hat und eng mit der TU Berlin kooperiert. Nicht nur national, sondern auch international genießt sie ein sehr hohes Ansehen“, so Ulrich Rust. „Für mich ist es eine große Ehre und Freude, als Vorsitzender gemeinsam mit dem Verwaltungsrat-Team die Zukunft der VLB Berlin gestalten und lenken zu können.“ Als erste Amtshandlung verabschiedete Rust seinen Vorgänger Mike Eberle und wünschte ihm im Namen der VLB Berlin für die Zukunft alles Gute. Der Verwaltungsrat der VLB Berlin e.V. setzt sich damit seit 4. Dezember 2015 wie folgt zusammen:

• Ulrich Rust, Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Gerolstein (Vorsitzender) • Gerhard Theis, Karlsberg Holding GmbH, Homburg (stellvertretender Vorsitzender, Schatzmeister) • Peter Himmelsbach, Haus Cramer Management GmbH, Warstein • Dr. Stefan Lustig, Brau Holding International GmbH & Co. KGaA, München • Horst Müller, EFES Beverage Group, Istanbul/Türkei • Wolfgang Janssen, Radeberger Gruppe KG, Frankfurt am Main Der Verwaltungsrat ist neben der Mitgliederversammlung und der Geschäftsführung das 3. offizielle Organ der VLB Berlin. Er wird alle 4 Jahre von der Mitgliederversammlung neu gewählt und umfasst maximal 7 Sitze. Der Verwaltungsrat nimmt in erster Linie Kontroll- und Lenkungsfunktionen wahr und beschließt über die grundsätzlichen Angelegenheiten der VLB wie z.B. die jährliche Haushaltsplanung, die Bestellung der Geschäftsführer, Erwerb/Verkauf von Grundstücken oder Beteiligungen.

Amtsübergabe in Gerolstein: Ulrich Rust, frisch gewählter Präsident der VLB Berlin, verabschiedet seinen Vorgänger Dr. Mike Eberle Brauerei Forum  – Dezember 2015

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Technik & Technologie   Veranstaltung

VLB-Stand wieder Treffpunkt der internationalen Braubranche Auch in diesem Jahr war unser Stand auf der BrauBeviale in Nürnberg wieder ein stark frequentierter Treffpunkt der nationalen und internationalen Brauer, Getränkehersteller und Zulieferer. Ein voller Erfolg war ebenfalls das inzwischen 4. European MicroBrew Symposium am Vortag der Messe.

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(jr) Die Abteilungsleiter und Experten aller VLB-Forschungsinstitute und Abteilungen waren während der drei Messetage zugegen, um mit Partnern, Kunden und Absolventen ins Gespräch zu kommen. Neben Informationsaustausch und Fachgesprächen wurden am VLB-Stand wieder etliche Projektbesprechungen durchgeführt. Zudem nutzten viele Besucher aus der ganzen Welt die Gelegenheit, den Kontakt zur VLB aufzunehmen, weil sie sich für das Fortbildungsprogramm interessieren oder Rat und Unterstützung für die eigene Brauerei brauchen. Auch die Vertreter der verschiedenen Branchenverbände statteten der VLB auf der BrauBeviale einen Besuch ab. Das Ganze war stets begleitet von einem frisch gezapften Berliner Pilsner oder einer Rixdorfer Fassbrause, beides von der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei der Radeberger Gruppe. Craft Distilling / Craft Spirits im Forum Auch für die Spirituosenbranche ist die VLB ein bekannter Ansprechpartner. So gab es im Forum der BrauBeviale ein Vortragsprogramm mit dem Titel „Craft Distilling/Craft Spirits“, das von Wiebke Künnemann (IfGB, VLB Berlin) moderiert wurde. Sie selbst trug eine

Präsentation mit dem Titel „Regional, originell, hochwertig und handwerklich – Craft Distillery oder traditionelle Spezialitätenbrennerei?“ zu der mit etwa 100 Gästen gut besuchten Veranstaltung bei. Auch Johannes Fuchs (FISAS, VLB Berlin) beteiligte sich mit einem interessanten Vortrag zum nationalen und europäischen Lebensmittelrecht, das nicht nur für die großen Spirituosenhersteller relevant ist, sondern auch und gerade für CraftDestillateure, die meist über keine eigenen Lebensmittelrechtsabteilungen o.ä. verfügen. European MicroBrew Symposium – Inzwischen im 4. Jahr erfolgreich Das am Vortag der BrauBeviale stattfindende European MicroBrew Symposium wurde in diesem Jahr bereits zum 4. Mal durchgeführt und hat mittlerweile seinen sicheren Platz im Kalenderjahr sowie in Nürnberg gefunden. Am 9. November fanden sich rund 150 Craft- und Mikrobrauer in der Tagungshalle im Messezentrum ein. Das vielfältige Vortragsprogramm deckte Bereiche ab wie Märkte, Produktentwicklung, Bieraroma, Qualität, Abfüllung und Brauereibetrieb, -anlagen sowie -technologie, wobei der Fokus jeweils auf dem Brauen im kleineren

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VLB Tagungen März 2016 103. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung Internationale Fachtagung für die Brau- und Getränkewirtschaft 7. bis 9. März 2016, Stadthalle Soest Mit Unterstützung von

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Maßstab lag. Nicht nur die Zahl der Gäste hat sich in diesem Jahr deutlich erhöht (2014: ca. 100), sondern auch die internationale Vielfalt ist größer geworden. So waren die Teilnehmer diesmal aus 35 Ländern angereist (2014: 25).

Fotos: VLB Berlin

Abbildungen Der VLB-Stand war Anlaufpunkt für Geschäftspartner und Freunde der VLB aus der ganzen Welt: 1 Steffen Dittmar, Sächsischer Brauerbund, Holger Eichele und Hans-Georg Eils, beide Deutscher Brauer-Bund, Josef Fontaine (v.l.) 2 Manfred Staruß, ehem. VLBer, Roberto Biurrun, Josef Fontaine, beide VLB Berlin mit Wolfgang Burkart, Verlag W. Sachon, Mindelheim, und

Peter Krämer, CCU Chile 3 Eine Gruppe der Lotte Chilsung Beverage Company, Südkorea, traf sich mit Deniz Bilge und Jan Biering, VLB Berlin 4 Delegation der Long Sun Brewing Company, Taiwan, mit Josef Fontaine und Georg Wenk, VLB Berlin 5 Manager und Mitarbeiter der Polar-Brauerei, Venezuela, mit Roland Pahl und Roberto Biurrun, beide VLB Berlin 6 Gebhard Sauseng, Anton Paar, Österreich, und Nils Rettberg, VLB Berlin 7 Auch Experten aus der Spirituosenbranche fanden sich auf dem VLB-Stand ein. Hier: Vertreter der AgrAlko AG, München, mit Johannes Fuchs, Wiebke Künnemann und Josef Fontaine, alle drei VLB Berlin

– mit begleitender Fachausstellung –

www.vlb-berlin.org/frueh2016

19. VLB-Logistikfachkongress Der Branchentreff rund um die Getränkelogistik 14. bis 16. März 2016, Eindhoven, NL Mit Unterstützung von

– mit begleitender Fachausstellung –

www.vlb-berlin.org/logistik2016

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VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel. (030) 450 80-215, Fax (030) 450 80-210 E-Mail: brewmaster@vlb-berlin.org

Änderungen vorbehalten

Anmeldung und Information


Technik & Technologie   Veranstaltung

4. European MicroBrew Symposium der VLB in Nürnberg Am 9. November, wieder einen Tag vor der BrauBeviale, fand in Nürnberg das mittlerweile 4. European MicroBrew Symposium statt. Rund 150 Craft- und Mikrobrauer kamen zu den Vorträgen zu aktuellen Themen ins Messezentrum. (Brauerei Lemke, Berlin) schilderte, was es bedeutet, in die eigene Craft-Brauerei eine Abfüllanlage zu integrieren.

Fotos: oh

Das 4. European MicroBrew Symposium war so gut besucht wie nie: ca. 150 Gäste kamen aus 35 Ländern nach Nürnberg

(jr) Das 4. European MicroBrew Symposium der VLB deckte mit seinem vielfältigen Vortragsprogramm Bereiche ab wie Märkte, Produktentwicklung, Bieraroma, Qualität, Abfüllung und Brauereibetrieb, -anlagen sowie -technologie. Der Fokus lag dabei jeweils auf dem Brauen im kleineren Maßstab. Nicht nur die Zahl der Gäste hat sich in diesem Jahr deutlich erhöht (2014: ca. 100), sondern auch die internationale Vielfalt ist größer geworden. So waren die Teilnehmer diesmal aus 35 Ländern angereist (2014: 25).

links: Die Pausen boten den Teilnehmern Gelegenheiten, sich auszutauschen und über technologische Innovationen zu informieren

rechts: Oli Lemke schilderte seine Erfahrungen mit einer eigenen Abfüllanlage

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Craft-Brauer und ihre Erfolgsgeschichten Ebenfalls wieder international war auch die Gruppe der Referenten: Stewart Bowman (BrewDog) aus Schottland zum Beispiel referierte über die „CraftBier-Bewegung“ im Vereinigten Königreich und über die Erfolgsgeschichte seiner Brauerei. Einen Einblick in die Stone Brewing Co. aus Kalifornien, USA, sowie deren Entscheidung, sich auch in Europa niederzulassen und in Berlin eine Brauerei zu errichten, gab Stone Brewmaster Mitch Steele. Oli Lemke

Neuigkeiten aus der Forschung und Praxis Andere Referenten widmeten sich u.a. den aromagebenden Rohstoffen Hopfen und Malz und beleuchteten die Unterschiede zwischen den USamerikanischen und italienischen Craft-Brauereien hinsichtlich der verwendeten Anlagen. Beiträge von VLBMitarbeitern mit wissenschaftlichem Bezug standen natürlich auch auf dem Programm. Die Pausen und der anschließende Abend im Foyer der Tagungshalle boten den Teilnehmern Gelegenheiten, bei kleinen Snacks ihre Erfahrungen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und nicht zuletzt verschiedenste Bierspezialitäten zu kosten. Die meisten Teilnehmer besuchten an den darauffolgenden Tagen die BrauBeviale und kamen dabei auch auf das ein oder andere Bier am VLB-Stand vorbei. Das 5. European MicroBrew Symposium findet am 7. November 2016 wieder unmittelbar vor der BrauBeviale 2016 in Nürnberg statt.


Technik & Technologie   VLB aktuell

Esau & Hueber baut neue Studienbrauerei Die Pilotbrauerei des neuen Aus- und Fortbildungszentrums der VLB Berlin wird von Esau & Hueber geplant und gebaut. Die Firma aus Schrobenhausen erhielt im Oktober den Zuschlag. Da das Projekt vom Land Berlin gefördert wird, war der Auftragsvergabe ein Ausschreibungsverfahren vorausgegangen. (oh) Im Zuge des Ausbaus des neuen Aus- und Fortbildungszentrums der VLB Berlin an der Seestraße 13 wird auch eine komplett neue Pilotbrauerei errichtet. Die Anlage ergänzt das bislang bestehende 2-hl-Sudwerk und den Maschinenpark im Bereich der Abfüllung und Mälzerei der VLB. Für die Würzebereitung entsteht ein komplett neues Sudwerk einschließlich Heißwasserversorgung für 5 hl Ausschlagwürze mit Läuterbottich und Maischefilter sowie einer Walzen- und einer Hammermühle. Der Gärkeller wird mit zwei ZKTs je 20 hl und weiteren ZKTs mit 5 hl Volumen sowie einigen liegenden Tanks einschließlich

CIP-Anlage ausgestattet. Für die Filtration und Bierbereitung werden Drucktanks, ein Separator, ein Kieselgur-Anschwemmfilter und eine Crossflow-Mikrofiltration installiert. Eine High-Gravity-Anlage sowie ein Kurzzeiterhitzer komplettieren die Ausstattung. Die gesamte Anlage wird mittels automatischer Steuerung bedient. Ein weiterer Auftrag für die Erstellung des Fliesenbodens im neuen Technikum ging an die Firma Körkemeyer. Die Planung für die neue Pilotbrauerei hat im Oktober begonnen, die Fertigstellung ist für Mitte 2016 avisiert. „Die neue Brauerei wird das Schmuckstück unseres neuen Aus- und Fort-

bildungszentrums werden und unsere Kapazitäten insbesondere auch im Bereich der Weiterbildung enorm vergrößern“, so VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. Peter Amler, Geschäftsführer von Esau & Hueber, ergänzt: „Wir freuen uns, diesen wesentlichen Baustein für die Zukunft der VLB liefern zu dürfen. Mit Sicherheit ist dieser Auftrag einer der bedeutsamsten in unserer Unternehmensgeschichte.“ Die Maßnahme wird vom Land Berlin im Rahmen der Gemeinschafts­ aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) mit 2,1 Mio. € zu 90 % gefördert. Sie ist Teil des derzeit in Umsetzung befindlichen Projektes „Ausbau des VLB Aus- und Fortbildungszentrums Seestraße 13“.

Freuen sich auf das gemeinsame Projekt: Sebas­ tian Kappler, Esau & Hueber, Dr. Josef Fontaine, VLB, Christoph Sedlaczek, Peter Amler, Hans Nerb, (alle Esau & Hueber), Dr. Roland Pahl, VLB (v.l.) Brauerei Forum  – Dezember 2015

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Technik & Technologie   VLB VLB-Oktobertagung aktuell

Anwendungen der Rasterelektronenmikroskopie an der VLB Berlin Dr. Martin Hageböck, Dr. Martin Senz (FIBW, BEAM), Stefan Reimann (FIBW, WMT), Benjamin Ende (FISAS) und Patricia Diniz (FIBGP)

Seit 2013 ist die VLB Berlin im Besitz eines Rasterelektronenmikroskops (REM) des Typs JSM 6610LV (Jeol USA, Inc.). Seine Anschaffung – Kosten von mehr als 300 000 € – wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit einem Investitionszuschuss gefördert (IZ130010). Das Gerät wird abteilungs­ übergreifend für unterschiedlichste Fragestellungen im Bereich der Grundlagenforschung genutzt. Vor allem durch die direkte und hochpräzise Visualisierung kleinster Strukturen liefert es entscheidende Erkenntnisgewinne. Einer der Gründe für die hohe wissenschaftliche Kompetenz der VLB Berlin als einem der führenden Institute für die Brau- und Getränkeindustrie weltweit.

Tab. 1: Gegenüberstellung der Rasterelektronen- und Lichtmikroskopie

Wie schon sein Name vermuten lässt, arbeiten Elektronenmikroskope mit Elektronen bzw. Elektronenstrahlen. Letztere werden dazu genutzt, um Untersuchungsobjekte abzutasten bzw. zu rastern. Die dadurch entstehenden Sekundär- und Rückstreu­ elektronen werden im Hochvakuum nicht nur detektiert. Vielmehr liefern sie auch Mess­werte, die anschließend durch spezielle Computerprogramme zu virtuellen Abbildungen umgewandelt werden. Das Prinzip ermöglicht einzigartige Einblicke in die Oberflächenstrukturen von Materialien in höher Auflösung und Vergrößerung, die anders nicht zu bekommen wären. Vor diesem Hintergrund hat die Erfindung der Elektronenmikroskopie eine völlig neue Dimension in der gesamten Analytik eröffnet. Deutlich wird dies an der VLB vor allem durch die Möglichkeiten der integrierten ener-

Anregung des Objektes Auflösevermögen / Vergrößerungsfaktor Resultat Probenaufbereitung

Beispiele für Spezialverfahren

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giedispersiven Röntgenanalyse (EDX, Bruker Nano GmbH). Diese erlaubt eine schnelle Elementaranalyse der jeweiligen Probe. Möglich sind dabei punktuelle oder flächige Aufnahmen von gesamten Spektren zur qualitativen oder quantitativen Auswertung der Elementzusammensetzung. Darüber hinaus lässt sich aber auch die Elementarverteilung in der Probe bestimmen. Grundsätzlich müssen zu untersuchende Proben jedoch leitfähig, vakuumbeständig, fettfrei und vor allem trocken sein. Für biologische Proben ist dies mit einer teils aufwändigen Probenaufbereitung verbunden. Dabei werden jedoch oftmals die ursprünglichen Strukturen der Probe durch Artefaktbildung zerstört. An der VLB kann dies durch eine Kryo-Einheit (Gatan USA Inc.), die im Elektronenmikroskop integriert ist, verhindert werden. Dieser zusätzliche Einbau ermöglicht den

Rasterelektronenmikroskop

Lichtmikroskop

Elektronenstrahl

Lichtstrahl

∼ 1 nm bis zu 1 000 000

∼ 1 nm bis zu 2000

schwarz-weiß Bilder Software für Datenauswertung nötig

farbige Bilder

teils aufwändig, Proben müssen trocken, leitfähig und vakuumbeständig sein

wenig aufwändig, Proben können direkt vermessen werden

Röntgenanalyse (EDX), Environmental Scanning Electron Microscope (ESEM); Scanning Electron Microscope with Polarization Analysis (SEMPA)

Phasenkontrast-, Floureszenz-, Polarisationsund Konfokalmikroskopie

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Transfer und die Betrachtung von tiefgefrorenen Proben. Sie haben den wesentliche Vorteil, dass die komplexe Aufbereitung von biologischem Material entfallen kann. Weiterhin können durch einen gezielten Gefrierbruch aber auch interne Strukturen freigelegt und sichtbar gemacht werden. Grundlagenforschung Aufgrund des hohen Stellenwertes der Forschung an der VLB sowie des eigenen wissenschaftlichen Anspruchs ist das umfassend ausgestattete REMSystem der VLB für einzelne komplexe Fragestellungen unverzichtbar. Dies gilt u.a. für die Grundlagenforschung. Sie wird im Bereich der Mikrobiologie von Dr. Martin Senz verantwortet. Als promovierter Biotechnologe leitet er das VLB-Fachgebiet Bioprozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie (BEAM) innerhalb des Forschungsins­ titutes für Biotechnologie und Wasser (FIBW). „Seit Anfang 2014 nutzen wir das REM erfolgreich für unsere Unter­ suchungen“, sagt Senz. „Vor allem wenn wir genaue Strukturen für eine erfolgreiche Charakterisierung abbilden müssen, liefert die direkte Darstellung mittels REM eine unersetzbare Bewertungsmöglichkeit“. Beispiele hierfür seien etwa die Herstellung von Endosporenpräparaten oder die gezielte Immobilisierung von Mikroorganismen an Ober­f lächen. Gute Dienste leistete das REM in den vergangenen 24 Monaten aber auch dem Fachgebiet Wasserqualität, -Management und -Technologie (WMT). Hier wurde im Rahmen des Forschungsprojekts AiF IGF 487 ZN


Technik & Technologie

Abb. 1: Darstellung unterschiedlicher Zellmorphologien eines LactobacillusStammes mittels elektronenmikros­ kopischer Aufnahmen. Basierend auf der Nährmedienbehandlung und -komposition können unterschiedliche Zellgrößen und Stabilitäten der stäbchenförmigen Bakterien für anschließende Prozessierungsschritte wie der Gefriertrocknung und Lagerung erreicht werden; ein Forschungsgebiet, das insbesondere für Hersteller von Starterkulturen und Probiotika von Interesse ist [1] untersucht, ob metallische Werkstoffe durch verschiedene Desinfektionsmittel beeinträchtigt werden. Dafür wurden bestimmte Werkstoffe unter

Abb. 2: Elektronenmikroskopische Darstellung unterschiedlicher Behandlungen zur Konditionierung von Erbsenmehl. Die mittels unterschiedlicher Verfahren desinfizierten Mehle werden anschließend für die gezielte Feststofffermentation zur Aufwertung des Nährstoffprofils verwendet. (A) Vorbehandlung mittels Kaltplasma [2] (2,45 GHz; 20 Slm; 3 x 30 Schuss, Oberflächen-Temp. 20 °C); (B) Vorbehandlung mittels trockener Hitze (98 °C, 10 min). Im Gegensatz zur Hitzebehandlung (A) kann beim Kaltplasmaverfahren (A) keine Verkleisterung der enthaltenen Stärke beobachtet werden

definierten Bedingungen in die Chlorbasierten Desinfektionsmittel ECAAnolyt oder Chlordioxid ausgelagert. Anschließend wurden die Werkstoffe

auf Veränderungen ihrer Oberflächentopografie untersucht. Hintergrund für dieses Projekt war die übergeordnete Frage, wie die vor Ort erzeugten

Abb. 3: Relevante REMDarstellungen eines Prüfkörpers des Werkstoffes 1.4301 (CrNi(Mo)-Stahl) zur Bewertung der Korrosivität vor-Ort erzeugter, Chlorbasierter Desinfektionsmedien (Forschungsvorhaben AiF IGF 487 ZN). Dargestellt sind die geschliffene (A) und unbehandelte (B) Oberfläche. Zudem ist der Materialverlust durch Lochfraß nach elektrochemischer Untersuchung und Auslagerung in Anolyt mit 30 mg Cl2/L und 220 mg Cl-/L (C), sowie Spaltkorrosion (D) an einem geschliffenen Prüfkörper nach Auslagerung in Anolyt mit 30 mg Cl2/L und 220 mg Cl-/L, sichtbar gemacht Brauerei Forum  – Dezember 2015

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Technik & Technologie gischer Besiedelung an Material­ oberflächen • Charakterisierung von Zelleigenschaften und Zellmorphologien • Werkstoffprüfung, u.a. Elementzusammensetzung von CrNi(Mo)-Stählen • Vorhersage des Korrosionsverhaltens und Bewertung der Korrosionsgefahr von Edelstählen in Abhängigkeit des verwendeten Desinfektionsmittels • Identifizierung von „Fremdkörpern“ in Getränken durch Differenzierung zwischen organischen Getränkebestandteilen und anorganischen Rückständen (Glas, Kunststofffasern, etc.) • Lokalisierung von Enzymen, z.B. in Obstproben über das Metallion im aktiven Zentrum Diese Lis­te hat allerdings nur vorläufigen Charakter. Dies liegt daran, dass viele der zuvor beschriebenen Zusatzfunktionen des REM Abb. 4: Identifizierung eines anorganischen Rückstandes in einem Getränk mittels REM-EDX Analyse. (A) erst seit kurzem zur Verfügung isolierter Rückstand aus einer Fruchtsaftflasche (400-fache Vergrößerung), (B) Qualitative Elementzusamstehen. Daher konnten sie bisher mensetzung des Rückstandes (EDX-Analyse), (C) Mapping-Analyse des Rückstandes noch nicht in alle Forschungsmethoden integriert werden. Da sich dies mittelfristig aber ändert, wird das Chlor-basierten Desinfektionsmittel Werkstoffe auf ihre massenprozen- Anwendungsspektrum des REM an der ECA-Anolyt oder Chlordioxid im Hin- tuale Elementzusammensetzung zu VLB künftig weiter wachsen. blick auf ihre Korrosivität zu bewer- überprüfen. Nachfolgend sind einige ten sind. Zusätzlich war es mit REM in Anwendungsbeispiele für das REM an Literatur Kombination mit der EDX möglich, die der VLB dargestellt: [1] Senz, M., van Lengerich, B., Bader, im Forschungsprojekt verwendeten • Charakterisierung mikrobioloJ. and Stahl, U. (2015) Control of cell morphology of probiotic Lactobacillus acidophilus for enhanced cell stability during industrial processing. International Journal of Food Microbiology. 192, 34-42 [2] Schnabel, U., Niquet, R., Krohmann, U., Winter, J.,Schlüter, O., Weltmann, K.-D., Ehlbeck, J. (2012) Decontamination of microbiologically contaminated specimen by direct and indirect plasma treatment. Plasma Processes and Polymers, 9 (6), 569–575 Kontakt Dr. Martin Hageböck m.hageboeck@vlb-berlin.org Tel. 030 / 450 80 157

Abb. 5: Identifizierung eines anorganischen Rückstandes in einem Getränk mittels REM-EDX Analyse. (A) isolierter Partikel aus einer gereinigten Bierflasche (nach Flaschenwaschmaschine) (380-fache Vergrößerung), (B) durch die punktuelle qualitative Analyse der Elementzusammensetzung des Rückstandes (EDX-Analyse) konnte dieser als Glaspartikel identifiziert werden

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Technik & Technologie  Fachbücher

Beer Styles from Around the World. Stories, Ingredients & Recipes. Von Horst Dornbusch, 380 S., zahlr. farbige Abb., Paperback, Cerevisia Communications, West Newbury, MA, USA, 2015, ISBN 978-0-984449-2-2, 49,95 $ (BF) Lust auf Bier macht das neueste Werk von Dornbusch, dem deutschamerikanischen Bierexperten. Auf Englisch geschrieben, stellt das Buch Beer Styles from Around the World mehr als 150 Biersorten vor. Diese reichen vom belgischen Abbey Blonde Ale über das englische Mild Ale bis hin zum bayerischen Zwickelbier. Beschrieben werden klassische Bierrezepte vor

allem aus dem 19. und 20. Jhd., aber auch zeitgenössische von Craft Brauern. Da die Bierrezepte genau erläutert werden, lassen sie sich authentisch nachbrauen. Grundlage für Beer Styles from Around the World sind zwei ebenfalls von Dornbusch geschriebene Bücher. Das eine heißt The Ultimate Almanac of Word Beer, das andere Die Biersorten der Brauwelt. Ersteres erschien 2010, letzteres auf Deutsch 2014. Dieses deutsche Buch gilt bereits jetzt als Klassiker im Bereich der Bierrezepte, als Referenzwerk für Brauereien und engagierte Hobbybrauer. Deshalb dürfte auch Dornbuschs neuestes Buch zum Klassiker werden, vor allem in der englisch-sprachigen Brauergemeinde.

Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. (GGB) 2015, 360 S., zahlr. schwarz-weiße Abb., Paperback, ISSN 1860-8922, 15 € (BF) Mit ihrem neuesten Jahrbuch hat die Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens wieder einmal ein interessantes Werk vorgelegt. Es besticht durch die große Bandbreite unterschiedlicher Themen rund um das Brauwesen. So erhellen die Autoren etwa die Geschichte von kleineren und größeren Brauereien oder berichten über eigene Erfahrungen aus der Arbeitswelt als Brauer. Auch die kulturgeschichtlichen Ausflüge im Zusam-

Wasser in der Getränkeindustrie, Hrsg.: Dr.-Ing. Glas, Karl u. Marcus Verhülsdonk, 240 S., zahlr. Abb., Hardcover, Nürnberg, Fachverlag Hans Carl GmbH, 2015, ISBN 978-3418-00817-2, 79,00 € In dem Buch berichten Fachleute aus Wissenschaft und Praxis über neue Erkenntnisse aus der Gesetzgebung sowie den Aufbereitungsverfahren für Trinkwasser. Thematisiert werden auch die spezifischen Verfahren der Produktwasservorbereitung bis hin zur Abwasserbehandlung in Getränkebetrieben. Die Entstehung des Werkes wurde angeregt durch das jährliche Wasserseminar für die Lebensmittelund Getränkeindustrie, das von der

menhang mit Bier sind sehr lesenswert. Aus dem Inhalt: • Die Entwicklung der modernen Betriebskontrolle unter Ferdinand von Stockhausen und Richard Koch • Eine cerevisiologische Mittelmeerkreuzfahrt vor 100 Jahren – Teil 3 • Die Geschichte der Königlichen Domänen-Brauerei in Proskau mit ihren Niederlassungen in Gogolin, Schönwitz und Oppeln • Die Actien-Brauerei Dormagen: Ein Beitrag zur Dormagener Bier- und Unternehmensgeschichte • Die Tradition der Kulmbacher Mönchshofbräu • Zur Geschichte der Brauereien in Steinach/Thüringen

Arbeitsgruppe Wassertechnologie am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik der TU München vorbereitet und geleitet wird. Das Buch ist der Extrakt dieser Wasserseminare, das von einem Autorenkollektiv erarbeitet und von den beiden Herausgebern ergänzt und zusammengetragen wurde. Kernstück der sehr verständlichen Darstellung ist die Trinkwasseraufbereitung. Am Ende des Buches werden Wasserkreisläufe genannt, um mit geringem Aufwand noch Brauchwasser aus dem Abwasser einzelner Verarbeitungsstufen zu nutzen. Das Buch kann einem breiten Leserkreis in der Getränkeindus­trie empfohlen werden. Dr. G. Arndt Brauerei Forum  – Dezember 2015

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Technik & Technologie   Brauer-Schule

Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Kohlenhydrate Kohlenhydrate oder Saccharide bilden eine biologisch und chemisch bedeutsame Stoffklasse. Als Produkt der Photosynthese machen Kohlenhydrate den größten Teil der Biomasse aus. Mono-, Di- und Polysaccharide (u.a. Stärke und Cellulose) stellen zusammen mit Fetten und Proteinen den quantitativ größten Anteil an der Nahrung.

Zuckerkristalle unter dem Polarisationsmikroskop

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

1. Kohlenhydrate als Hauptinhaltsstoff von Braumalz sind bei der Herstellung von Würze und Bier für uns Brauer sehr bedeutsam. Ein wichtiges Kohlenhydrat des Braumalzes ist für den menschlichen Organismus nicht verdaulich. Um welches handelt es sich? a) Glucose b) Maltose c) Amylose d) Amylopektin e) Cellulose 2. α-1,6-Bindungen in Kohlenhydraten limitieren die Abbauvorgänge bei der Maischarbeit. Welches der Kohlenhydrate enthält solche Bindungen? a) Maltose b) Raffinose c) Amylose d) Amylopektin e) Cellulose 3. Die Pentosen bestehen im Vergleich zu den Hexosen nur aus fünf Kohlenstoffatomen. Sie sind deshalb auch nicht vergärbar. Welches Saccharid ist eine Pentose? a) Glucose b) Maltose c) Arabinose d) Lactose e) Raffinose 4. Bei vielen Kohlenhydraten sind die Glucosemoleküle α-glycosidisch verbunden. In welchem Polysaccharid sind die Moleküle dagegen β-glycosidisch gebunden? a) Amylose b) Amylopektin c) Cellulose d) Glycogen e) Pektin

Foto: wikipedia

Brauerei Forum: Brauer-Schule 2015

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Die Brauer-Schule 2015 steht Abonnenten und VLB- Mitgliedern als PDF-Datei zur Verfügung. redaktion@brauerei-forum.de

5. Damit die Gärung schnell einsetzt, sollte eine Anstellwürze genügend Angärzucker enthalten. Welcher der genannten Zucker ist ein solcher Angärzucker? a) Glucose b) Maltose c) Maltotriose d) Raffinose e) Amylose 6. Wie bereits erwähnt, benötigt die Hefe für die Gärung Zucker. Welcher Alkohol entsteht dabei? a) CH3OH b) CH3 – CH2OH c) CH3 – CH2 – CH2OH d) CH3 – CH2 – CH2 – CH2OH e) (CH3)2 – CH – CH2OH 7. Die IUB-IUPAC-Nomenklatur empfiehlt „Glucose“ als Schreibweise. Welcher Trivialname bzw. welche Abkürzung oder Bezeichnung bezieht sich nicht auf die Glucose? a) Fructose b) Dextrose c) Traubenzucker d) Glc e) α-D-Glucopyranose 8. Nennen Sie alle amylolytischen Enzyme (mit den entsprechenden Temperaturoptima), die bei der Maischarbeit wirken können, wenn Sie bei 52 °C einmaischen. Diese Frage ist entsprechend den neuen Prüfungsvorschriften für Brauer und Mälzer frei zu beantworten. Fachrechnen 1. Berechnen Sie stöchiometrisch, wie viel CO2 im Lagertank entsteht, wenn 250 hl Jungbier von einem wirklichen Gärkellervergärungsgrad von 52 % auf einen wirklichen Ausstoßvergärungsgrad von 64 % vergoren werden. Die Anstellwürze hatte einen Spindelwert von 11,5 % und eine Dichte von 1,046 kg/L. Die Dichte des CO2 liegt bei 1,98 kg/m3. Atommassen: H = 1, C = 12, O = 16 (Volle L) (Lösungen S. 34)

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Technik & Technologie   VLB-Oktobertagung

Neue Chancen durch Prozessoptimierungen Am Dienstagmorgen (6. Oktober) standen zwei Themenblöcke auf der Agenda der 102. VLB-Oktobertagung. Zunächst ging es um Prozessoptimierungen auf Basis mikrobiologischer Maßnahmen. Anschließend wurde über Aktuelle Projektneuheiten aus der Brau- und Getränkeindustrie berichtet. Durch das Programm führte Wolfgang Janssen von der Radeberger-Gruppe, Frankfurt am Main. (dp) „Für uns Führungskräfte in der deutschen Brau- und Getränkeindus­ trie stellen sich jeden Tag neue Herausforderungen.“ Mit diesen Worten von Wolfgang Janssen begann der zweite Tag der jüngsten VLB-Oktober­tagung. Bevor der Vorsitzer den Referenten das Wort erteilte, erinnerte er daran, dass sich auch Führungskräfte fortbilden müssten. „Deshalb sind wir hier, um unser Wissen durch neue Aspekte zu bereichern. Einmal durch die interessanten Vorträge, aber auch im Informationsaustausch mit Kollegen.“ Anschließend traten Dr. Martin Senz und Dr. Martin Hageböck gemeinsam ans Rednerpult. Sie erläuterten die Möglichkeiten der Flowcytometrie in der Forschung und Entwicklung von Hefefermentationen. Beide Referenten gehören zum Fachbereich „Bioprozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie“ (BEAM), Senz als dessen Leiter, Hageböck als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Das Fachgebiet bildet einen inhaltlichen Schwerpunkt im neuen VLB-Forschungs­institut für Bio­technologie und Wasser (FIBW). Es wurde gegründet, um das Leis­ tungsspektrum der VLB Berlin auch im Hinblick auf die angewandte Biotechnologie zu erweitern. Nach langen Planungen im Vorfeld ist das neue Institut, geleitet von Dr. Katrin Schreiber, seit 1. Mai 2015 voll arbeitsfähig. Vor diesem Hintergrund bot der Vortrag nicht nur interessante Einblicke, womit sich der Fachbereich Bioprozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie genau beschäftigt. Vielmehr zeigte er auch, welch hohe wissenschaftliche Kompetenz dort im Bereich der Analytik und Problem­lösung vorhanden ist. Zunächst jedoch skizzierte Hageböck die Flowcytometrie. Der Begriff bezeichnet eine automatisierte Zellvermessung in einem Flüssigkeitsstrom. Das Verfahren ermöglicht es, die Partikeleigenschaften bis hin zu physiologischen Zuständen von Zellen anhand von physikalischen und molekularen Merkmalen zu untersu-

chen. Für Letzteres werden die Zellen zunächst mit einem speziellen Fluor­ eszenzfarbstoff markiert. Dadurch können anschließend merkmalsabhängige Fluoreszenzintensitäten detektiert werden. Herzstück ist dabei das sogenannte fluide System mit seiner hydrodynamischen Fokussierung. Es dient zunächst dazu, die in einer Pufferlösung befindliche Probe zu vereinzeln. Sie wird dann verschiedenen Laserstrahlen zugeführt und durch Bestrahlung angeregt. Dadurch sendet die Probe selbst Signale aus, die als Lichtstreuung bzw. als Fluoreszenz von Detektoren erfasst werden. Je nach den ermittelten Daten lassen sich dann weitreichende Schlussfolgerungen auf die Größe und Eigenschaften der Zellen treffen. Wie Senz weiter erläuterte, bietet die Flowcytometrie als analytisches Verfahren entscheidende Vorteile. Dazu zählt besonders ihre Schnelligkeit. So können in kürzester Zeit bis zu 100 000 Zellen untersucht werden. Dies stellt sicher, dass die Ergebnisse auch repräsentative Daten der Grundgesamtheit darstellen. Hinzu kommt als weitere Stärke der Flowcytometrie ihre hohe Selektivität und Sensitivität. Da zahlreiche Fluoreszenzfarbstoffe zur Verfügung stehen, lassen sich Zellen auf verschiedene Merkmale hin isoliert oder in Kombination untersuchen. Im Einzelnen nannte hier der Referent das Zellwachstum, die metabolische Aktivität, das Membran­potenzial und die Membranintegrität. Allesamt Zellparameter, die unterschiedliche mikrobiologische Prozesse entscheidend beeinflussen können. „An der VLB hat sich die Flowcytometrie seit langem bewährt. Als fester Bestandteil von Forschung und Entwicklung kommt sie bei unterschiedlichsten Untersuchungen zum Einsatz“, sagte Senz. So z.B. bei der Flockulationsbestimmung und Prozessoptimierungen, etwa bei der Produktion von Lipidhefen bzw. bei der Anreicherung von Glutathion in Hefezellen. Abschließend unterstrich der Referent

das enorme Potenzial des Verfahrens bei der Optimierung und Kontrolle von Bioprozessen. Allerdings sei der Aufwand für die Entwicklung von Nachweismethoden innerhalb der Flow­ cytometrie nicht zu unterschätzen. Einsatzmöglichkeiten ionisierter Luft in der Mälzerei und zur Hefevitalisierung in der Brauerei nannte sich der Vortrag von Dr. Roland Pahl (FIBGP) VLB Berlin. Bevor er hierzu Ergebnisse aus zwei Forschungsprojekten erläuterte, stellte er klar, dass

Wolfgang Janssen moderierte die Veranstaltung am Dienstag­ vormittag

Einzelne Zellfunktionen lassen sich durch unterschiedliche Fluor­ eszensfarbstoffe identifizieren: Martin Hageböck

Die Flowcytometrie eignet sich hervorragend für die Kontrolle der Qualität und Produkt­ sicherheit: Martin Senz Brauerei Forum  – Dezember 2015

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Technik & Technologie ionisierte Luft (IL) kein neues Phänomen ist, sondern völlig natürliche Ursachen hat. So besteht Gas (O2) nicht immer aus dipolaren oder neutralen Molekülen. Stattdessen kann es auch geladene positive oder negative Ionen aufweisen. Als „natürliche“ Quellen für die Entstehung von Ionen gelten kosmische und UV-Strahlungen sowie Blitzentladungen. Eine hohe Dichte von Ionen lässt sich u.a. auch in der Nähe von Wasserfällen und am Meer nachweisen. Wie Pahl weiter ausführte, sind geladene Ionen als Oxidationsmittel („kalte Verbrennung“) hoch reaktiv.

Mit dem Einsatz von ionisierter Luft lässt sich die Gärdauer verkürzen: Roland Pahl

Zu große Nennweiten bei den Rohrleitungen begünstigen die Verbreitung von pathogenen Keimen: Alfons Ahrens Daher können sie Mikroorganismen und Viren nachhaltig deaktivieren und so u.a. zur Desinfektion beitragen. Einsatzmöglichkeiten wären etwa die Aufbereitung von Raumluft, aber auch der medizinische Bereich (Entkeimung von Oberflächen, Behandlung von Kranken). Weitere Anwendungsfelder sieht der Referent zudem bei der Bier- und Getränkeproduktion, wo ionisierte Luft zur Entkeimung von Einwegpackmitteln eingesetzt werden kann bzw. zur Desinfektion bei der Abfüllung (Rinser, Füllmaschine, Flaschenreinigungsmaschine und Pas­teur). Ähnliches gilt auch für die Mälzerei. Hier kann ionisierte Luft zum einen zur Vorbehandlung von Gerste (Abtöten von Mikroorganismen) genutzt werden. Zum anderen aber auch beim Keimen, um das Wachstum von Schimmelpilzen zu begrenzen bzw. die Keimfähigkeit insgesamt zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund wurde in

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einem Forschungsprojekt die desinfizierende Wirkung der IL während des Mälzungsprozesses untersucht. Einsatzgebiete waren die Vorbehandlung der Gerste vor dem Mälzen, die Weichwasserbehandlung sowie die Belüftung mit IL während der Keimung. Primäre Zielstellung war dabei, das Wachstum der Schimmelpilze zu begrenzen, wodurch das Gushing- und PYF-Potenzial verringert werden sollte. Zudem sollte die Keimfähigkeit der Gerste angeregt und die Malzqualität verbessert werden. Allerdings zeigten die Versuchsergebnisse, dass die keimabtötenden Effekte von ionisierter Luft hier eher begrenzt waren. Einzig beim Weichwasser gab es vielversprechende Ansätze, wie Pahl einräumte. Zudem konnte weder ein positiver noch ein negativer Effekt auf die Malzqualität festgestellt werden. Nach eigenen Angaben „bessere Ergebnisse“ präsentierte der Referent aber dann bei dem zweiten Forschungsprojekt, der Hefevitalisierung durch ionisierte Luft. Diese wurde in eine Propagationsanlage geleitet, um die Hefe zu belüften. Anschließend wurden Gärversuche gemacht und die Vitalität und Vitabilität der Hefe gemessen. Erfasst wurden der Extrakt­ gehalt und der gelöste Sauerstoff, der pH-Wert und die Zellzahl. Dabei zeigte sich, dass sich nicht nur die Vitalität (ICP) der Hefe verbesserte, sondern auch die Hefezellzahl anstieg. Hinzu kam eine Verkürzung der Gärdauer von sechs auf fünf Tage. Entscheidend war allerdings bei allen Parametern, das richtige Maß der Belüftung zu finden. Eine Zunahme der Ionenkonzentration in der Luft über ein bestimmtes Maß hinaus, verbesserte die Ergebnisse nicht mehr, sondern verschlechterte sie. „Dies entspricht genau dem Hormetischen Effekt, wonach die Dosis das Gift macht“, so Pahl. Als Ausblick versprach er, hierzu weitere Versuche durchzuführen, um die „gewonnenen Ergebnisse auf statistisch sichere Füße zu stellen.“ Als nächster Referent trat Dr. Alfons Ahrens vor das Auditorium, um als Leiter des Fachgebiets „Wasserqualität,  -Management und -Technologie (WMT)“ zu referieren. Das Fachgebiet stellt die zweite Säule des neuen VLBForschungsinstituts für Biotechnologie und Wasser dar, das sich somit mit seinem ganzen inhaltlichen Spektrum auf der jüngsten Oktobertagung präsentierte. Ahrens thematisierte den Hygiene­ gerechten Betrieb von Wasser/Abwasserinstallationen in der Brauerei. Der Vortrag zielte darauf ab, das

Bewusstsein zu schärfen, dass die Wasserversorgung und Abwasserbehandlung in Brauereien mit größter Aufmerksamkeit überwacht werden sollten. Hintergrund sind die Gefahren, die im Zusammenhang mit Wasser nicht auszuschließen sind. Kritische Bereiche sind etwa die Aufbereitung, der Leitungstransport und die Speicherung von Wasser sowie die Abwasserbehandlung. Hier können überall hygienische Probleme durch pathogene Mikroorganismen, Biofilmbildung und Biofouling entstehen. Hinzu kommen mikrobiologisch beeinfluss­ te Korrosionsschäden an Leitungen, Schweißnähten und Pumpen. Um hier Risiken möglichst auszuschließen, empfahl der Referent ein umfassendes Monitoring von Indikatorsignalen. Zur Verfügung stehen etwa physikalisch/ chemische Analysen bei flüssigen Medien. Diese dienen dazu, deren Korrosionspotenzial zu überprüfen. Bei der Biofilmbildung könnten Biosensoren zum Einsatz kommen, die mit Fluoreszenz oder Lasern arbeiten. Besser noch als alle Überwachung sei allerdings die vorbeugende Minimierung von Gefahren. Dazu gehört vor allem eine vorausschauende Planung sowohl bei der Konstruktion von Anlagen als auch beim Wassermanagement. Ersteres sollte sicherstellen, dass alle Anlagenteile und Probenahmestellen ausreichend zugänglich sind. Zu beachten ist außerdem eine entsprechende Werkstoffauswahl, um Maßnahmen zum Korrosionsschutz von vornherein überflüssig zu machen.

Die Brauerei Murau


Technik & Technologie

Nach den Vorträgen zur Prozess­ optimierung eröffnete Dr.  Marc Kusche, Wernesgrüner Brauerei, den zweiten Themenblock an diesem Morgen. Auf der Agenda standen nun die Aktuellen Projektneuheiten aus der Brau- und Getränkeindustrie. Eine davon stellte Kusche vor, der über die Optimierung der Würzekochung durch Austausch des Würzekochers berichtete. Der Vortrag zeigte einmal mehr, dass mit dem Einsatz neuester Brautechnologie in der Regel zahlreiche Vorteile realisiert werden können. Eine Erfahrung, die auch die Wernesgrüner Brauerei gemacht hat. Diese hatte sich nach vielen eigenen Versuchen dazu entschlossen, ihr altes Kochersystem von 1993 durch einen neuen Innenkocher zu ersetzen. Eingebaut wurde ein Stromboli von Krones, der auf der ganzen Linie überzeugte. „Ich würde es wieder machen“, sagte

der Referent ohne jede Einschränkung. Nach seinen Angaben sei mit dem neuen Innenkocher der Dampfverbrauch um ca. 30  % zurückgegangen. Verringert hätten sich außerdem der Verbrauch von Reinigungsmedien und Wasser. Den Return of Investment bezifferte er auf 2,5 Jahre. Abschließend wies er darauf hin, dass der neue Innenkocher auch beim Biergeschmack keinen Anlass zur Beanstandung bietet. So brachten Verkostungen des fertigen Biers nach DLG-Schema nahezu identische Ergebnisse. Dabei spielte es keine Rolle, ab das Bier mit dem neuen oder alten Kochersystem hergestellt worden war. Peter Gattermeyer, Krones, Freising, und Johann Zirn, Brauerei Murau, Öster­ reich, informierten über die Optimierung des Energiekonzeptes zur CO2neutralen Produktion am Beispiel der Brauerei Murau. Der Doppelvortrag stellte ein bisher wohl einzigartiges Projekt vor, bei dem zwei anspruchsvolle Ziele gleichzeitig erreicht wurden. So gelang es der Braurei Murau nicht nur, ihren Energieverbrauch um ca. 30 % zu senken, sondern auch bei der Produktion von Bier vollständig auf die Verbrennung von fossilen Energieträgern zu verzichten. Voraussetzung hierfür waren zunächst mehrere Faktoren wie ein neues Ener­giekonzept sowie die umfassende Modernisierung der Sudhaustechnik. Allerdings hätten diese Bedingungen allein den Erfolg des Projektes nicht sichergestellt. Dies war dann doch mehr den günstigen

Foto: Wikipedia

Beim Wassermanagement sah Ahrens u.a. Probleme durch Innenverschmutzungen. Deshalb sollten offene Anschlussstellen bei den Rohrleitungen, etwa bei Umbauten oder Montagen, immer ausreichend gegen Einträge geschützt sein. Insgesamt bot Ahrens‘ Vortrag eine Vielzahl von wichtigen Erkenntnissen, um die Wasserversorgung und Abwasserbehandlung in der Brauerei möglichst hygienegerecht zu gestalten. Dafür wird vor allem ein technisches Risikomanagement benötigt, das als wesentlicher Teil der Qualitätssicherung hilft, Probleme schon im Vorfeld zu vermeiden.

Die Werte des Strombolis haben uns überzeugt: Marc Kusche

Systeme mit Niedertemperatur und Heißwasser reduzieren Wärme­verluste: Peter Gatter­meyer

Viele reden nur über Klimaziele, man muss aber handeln: Johann Zirn Rahmenbedingungen geschuldet. Hinzu kam ein enger Schul­terschluss von allen Beteiligten. Dazu gehören auch die Stadtwerke Murau aus der gleich­namigen Stadt in der Steiermark. Als regionaler Energieversorger haben sie schon seit vielen Jahren eine führende Rolle bei der ökologischen Wärme- und Strom­erzeugung eingenommen. So wird der Strombedarf in Murau inzwischen zu 100 % aus Wasserkraft gewonnen. 2011 wurde zudem ein Biomasse-Heizkraftwerk in Betrieb genommen. Ausschließlich mit Holz beheizt, versorgt es u.a. die Murauer Brauerei seit April 2014 mit CO2-neutraler Wärme. Diese wird jetzt für den Betrieb des Sudhauses genutzt. Möglich wurde dies durch die Umstellung der Sudhaustechnik vom 160 °C heißen Dampfbetrieb auf Niedertemperatur. Engesetzt wird das EquiTherm Sys­ tem von Krones, was zu hohen Einsparungen beim Energieverbrauch geführt hat. „Dampfsysteme in Brauereien verursachen hohe Verteil-, Kondensat- und Nachdampfverluste“, sagte Zirn. „Bei uns beträgt jetzt die maximale TempeBrauerei Forum  – Dezember 2015

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Technik & Technologie ratur für die Prozesswärme 115 °C. Das reicht aus, weil die meisten Prozesse in einer Brauerei unter 100 °C ablaufen.“ Herzstück des EquiTherm Sys­tems ist ein einziger, zentraler Energiespeichertank. Da an ihn alle Verbraucher angeschlossen sind, dient er als Schnittstelle für alle Prozesse. Das Verfahren bietet zahlreiche Vorteile wie etwa die Reduzierung von Lastspitzen sowie die optimale Wärmeausnutzung durch Kaskadenschaltung. Im Ergebnis können so 750 000 l Heizöl jährlich

reichen, wenn der Getränkehersteller das Verpacken der Paletten ab einem bestimmten Durchsatz automatisiert. Welche technischen Lösungen CocaCola hier favorisiert, zeigte Schmalenbeck anhand von Beispielen. Demnach sind fünf verschiedene sekundäre Verpackungen für 1,5-l- und 2,0-l-NR-PETFlaschen verfügbar: • 1,5-l-Einzelflaschen auf Viertel­ paletten im Lochtray • 1,5-l-Twinpack auf Viertelpaletten • 1,5-l-Einzelflaschen auf Halb­p a­ letten im Jumbotray • 1,5-l-Twinpack auf Halbpaletten im Jumbotray • 2,0-l-Einzelflaschen auf Halbpaletten im Jumbotray Die Flaschen für die ready to sellPaletten kommen direkt von der Abfülllinie: Ralf Schmalenbeck

Selbst innerhalb des deutschen Reinheitsgebotes sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, um Spezialbiere zu brauen: Roland Andre eingespart werden. Gleichzeitig reduziert sich der CO2-Ausstoß der Brauerei Murau um 1900 t pro Jahr. Das Projekt wurde mit dem International FoodTec Award 2015 der DLG ausgezeichnet. Ralf Schmalenbeck, Coca-Cola Erfrischungsgetränke, Dorsten, erläuterte die Automatische Verpackung – Ready to sell-Paletten im Verpackungscenter Dorsten. Der Vortrag zeigte vor allem, welche Möglichkeiten CocaCola im Verpackungszentrum Dorsten hat, um Waren für Sonder­aktionen auf Paletten zu verpacken. Diese dienen im Einzelhandel als zusätzliche Stell­ fläche, meist im Rahmen von zeitlich befristeten Abverkäufen. Ziel ist es, so zusätzlichen Umsatz zu generieren. Dafür werden die Paletten bereits beim Getränkehersteller gepackt und fertig in den Markt geliefert (ready to sell-Paletten). Als Ergebnis verringert sich der Arbeitsaufwand beim Einzelhändler, gleichzeitig erhöht sich dessen Warenrotation. Optimale Abläufe lassen sich hier aber nur er-

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Die Verpackung der ready to sellPaletten erfolgt in Dorsten über die normalen Abfülllinien. Dafür mussten sie allerdings zunächst modifiziert werden. Damit lassen sich jetzt in einer Abfülllinie drei verschiedene Verpackungen parallel produzieren. Schmalenbeck: „Wir haben alle technischen Anforderungen einhalten können. Daher war keine Leistungsreduzierung des Füllers notwendig, um die ready to sell-Paletten zu produzieren.“ Abschließend wies der Referent darauf hin, dass mit dem automatischen Packen die Pack­kosten pro Viertelpalette um ca. 50 % gesenkt werden konnten. Den Abschluss der Technischen Veranstaltung bildete ein Beitrag zum Thema Craft Bier. Er zeigte sehr anschaulich, dass der allgemeine Trend zu Bier mit besonderem Charakter eine Vielzahl von neuen Chancen bietet. Dies gilt auch und gerade für kleinere Brauereien, obwohl sie meist stark regional verwurzelt sind und daher tendenziell eher konservative Kunden haben. Trotzdem lässt sich auch diese Klientel für neue Biersorten begeistern. Voraussetzung hierfür sind jedoch hochwertige Produkte. Diese müssen nicht nur besondere Geschmacks­ erlebnisse bieten, sondern auch Akzente bei der Kundenansprache setzen. Dies war die Hauptbotschaft von Roland Andre, Geschäftsführer der Distelhäuser Brauerei, Tauberbischofsheim-Dis­ telhausen. Er referierte zum Thema Mit CraftBie­r en neue Zielgrup-

pen erschließen – Erfahrungen einer mittelständischen Brauerei. Zunächst jedoch stellte der Referent die Distelhäuser Brauerei vor. Seit 1876 in Familienbesitz, hat sie heute 145 Mitarbeiter, der Jahresausstoß liegt bei ca. 180 000 hl. Produziert wird vorwiegend Bier, fast ausschließlich in MWFlaschen, der Fassbieranteil liegt bei ca. 30 %. Das Vertriebsgebiet erstreckt sich von Unterfranken (Würzburg) über Nordbaden (Tauberbischofsheim) bis hin zum Rhein-Neckarraum (Heilbronn, Ludwigsburg, Stuttgart). Zum Portfolio gehören die üblichen unterund obergärigen und saisonalen Biersorten (Winter- und Frühlingsbock, div. Festbiere). Hinzu kommen Alkoholfrei und Biermischgetränke sowie seit einigen Jahren auch Craft-Bier. Den Anfang machte hier 2013 „Distel Blond“, ein kalt gehopftes obergäriges Spezialbier mit citrus-fruchtigen Aromen vom Typ Pale Ale. Seit März 2015 gibt es zudem Black Pearl als klassisches Porter, Loch Ness als klassisches Stout sowie Lucky Hop als weiteres Indian Pale Ale. Andre: „Die Herausforderung bestand darin, ein besonderes Geschmacksprofil einzubrauen, ohne die traditionellen Biertrinker zu verschrecken.“ Eine Aufgabe, in die die Dis­telhäuser Brauerei zunächst hineinwachsen musste. Daher hatte sie schon vor vielen Jahren, den Kontakt zu Craft-Brauern gesucht. So entstand ein intensiver Austausch, der durch Kooperationen und gemeinsame Projekte geprägt war. Hinzu kamen zahlreiche Brau-Experimente in der eigenen Brauwerkstatt. Diese Ergebnisse wurden dann im eigenen Club auf jährlichen Partys getestet und später auch überregional präsentiert. Anlaufpunkte waren dabei die Grüne Woche, Craft-Bier-Messen und Bierfestivals. „Wichtig ist immer die sensorische Anpassung an den heimischen Geschmack“, erläuterte Andre, der dem CraftBier-Segment eine große Bedeutung bei­m isst. Dies gelte nicht nur für die Gewinnung von neuen jungen Zielgruppen und die Marktdifferenzierung. Vielmehr kann Craft Bier auch helfen, die Bierkompetenz in einem traditionellen Umfeld zu beweisen sowie höhere Margen zu erzielen.


Technik & Technologie   VLB aktuell

VLB-Seminare in Moskau – Highlight auf der Beviale Moscow 2015 Das 6. Russische VLB MicroBrew Seminar für Gasthausbrauer und das 11. VLB-Seminar für die Brau- und Getränkeindustrie in Russland fanden in diesem Jahr mit großem Erfolg und in Kooperation mit der zum ersten Mal ausgerichteten Beviale Moscow statt.

Volle sensorische Konzentration

(jr) Vom 6. bis 9. Oktober 2015 nahmen etwa 130 Brauereiexperten aus den GUS-Staaten und anderen europäischen Ländern an dem 6. Russischen VLB MicroBrew Seminar für Gasthausbrauer und dem 11. VLB-Seminar für die Brau- und Getränkeindustrie in Russland teil. Neben komplexen und äußerst interessanten Tagungsprogrammen gab es für die Teilnehmer zahlreiche Gelegenheiten, sich auf der Beviale Moscow umzuschauen, die verschiedenen Aussteller zu besuchen, über die Seminarthemen hinausgehende Fachgespräche zu führen und nützliche Kontakte zu knüpfen.

Abwechslungsreiches Programm Beide VLB-Seminare begannen mit einer gemeinsamen fakultativen Sensorik-Session, bei der Craft-Biere verkostet wurden, die mit Hopfensorten von Yakima Chief produziert wurden. Die folgenden zwei Tage boten eine Vielzahl von Vorträgen, die für die jeweilige Zielgruppe relevante Themen hervorhoben. Für Brauereibesichtigungen war der letzte Tag vorgesehen. Aufgeteilt auf zwei Gruppen, erhielten die Teilnehmer eindrucksvolle Führungen zum einen durch die Ochakovo-Brauerei und zum anderen durch die Moscow Brewing Company.

Gelungene Premiere für die Beviale Moscow Als Kooperationspartner der NürnbergMesse, Ausrichter der Beviale Moscow, bot die VLB dieses Jahr ihre russischen Seminare als Teil des Messe-Rahmenprogramms an. Natürlich war die VLB auch mit einem eigenen über die gesamte Zeit sehr gut besuchten Messestand zugegen. „Das war eine richtige Punktlandung“, lautet des Resümee zur ersten Beviale Moscow von Thimo Holst, Projektleiter NürnbergMesse, nach der Veranstaltung. 112 Aussteller aus 17 Ländern präsentierten ein breites Portfolio entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Getränkeproduktion. 2667 Fachbesucher zeigten Interesse am direkten Austausch zu fachspezifischen Fragen. Sie reisten aus 31 Ländern an, vorrangig jedoch aus Russland selbst und den angrenzenden Nachbarstaaten wie Weißrussland, Kasachstan und der Ukraine. Die Experten aus Brauereien und Mälzereien, aus dem Getränkefachhandel, der Gastronomie und dem Gaststättengewerbe, aus den Bereichen Wein, Erfrischungsgetränke, Saft, Mineralwasser und Milch sowie aus dem Dienstleistungssektor und Forschungseinrichtungen diskutierten mit den regionalen und internationalen Anbietern über individuelle Lösungsansätze in allen Segmenten der Getränkeindustrie.

links: Auf eine gelungene Premiere: Alexander Mordovin, Barley, Malt and Beer Union, Moskau, Rolf Keller, Thimo Holst, beide NürnbergMesse, Josef Fontaine, Nils Rettberg, beide VLB Berlin, Markus Reetz, NürnbergMesse (v.l.) rechts: Der VLB-Stand war an allen Messetagen gut besucht

Fotos: jr

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IfGB aktuell   IfGB-Forum

13. IfGB-Forum zu Gast bei Kuemmerling Das 13. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei zog am 8. und 9. September rund 120 Experten der Spirituosenbranche nach Mainz. Der erste Tag beschäftigte sich mit den Rahmenbedingungen der Spirituosenproduktion und -vermarktung sowie dem -export. Unterschiedliche Aspekte eines modernen Spirituosenbetriebs war ein weiterer Schwerpunkt, der während der Besichtigung des Kuemmerling-Werks in Bodenheim praktische Anschauung erhielt. Der zweite Tag widmete sich den Themen Fasslagerung und Analytik sowie Authentizitätsprüfung versus Produktfälschung. Hauptsponsor

mit

Klaus Malinowsky

(WiK) Ludwig Clüsserath, Leiter Entwicklung Prozess- und Fülltechnik der KHS GmbH, Bad Kreuznach, stellte die neue KHS Füllerbaureihe für Spirituosen für mittlere und hohe Abfüllleistungen vor. Dazu gehören die Füllsysteme Innofill Glass DNRT (Druck Normaldruck Rechnergesteuert Trinox) und NDRT (Normaldruck Druck Rechnergesteuert Trinox). Die Variante DNRT zeichnet sich durch eine große Spannbreite an Anwendungen aus. Das jeweilige Füllverfahren ist am Bedienschirm wählbar. Zur Auswahl steht die Druckfüllung für karbonisierte Getränke wie RTD, Alcopops etc. und die drucklose Füllung z.B. für Spirituosen und Cocktails. Die Füllventilvariante NDRT bietet die drucklose Füllung für nicht karbonisierte Getränke. Im Folgenden präsentierte Clüsserath die Details der unterschiedlichen Flaschenfüllmaschinen. Als besonderen Vorteil erwähnte er die „stufenlose Höhenverstellung der Trinoxrohre über wartungsarme Linearantriebe.“ Die modular aufgebauten Füll­systeme gibt es kombinierbar für Wein, Schaumwein und Spirituosen. Eine Füllung ist je nach Getränk per Überdruck-, Normaldruck oder mit Vakuumunterstützung möglich. Der Durchsatz für Anlagen der Baureihe „Glass“ liegt bei einem Durchsatz von 7000 bis 70 000 Fl/h. Um

tropffreies Abfüllen zu gewährleisten, zieht ein leichter Unterdruck überständiges Produkt in den Ringkessel zurück. „Wir erzeugen nur Vakuum, wenn eine Flasche unter dem Füllventil steht“, so der Referent. Für die Abfüllung von Spirituosen und Likören hat KHS die Innofill-MFAbfülltechnologie entwickelt. Das Vakuumverfahren gewährt eine exakte Füllgenauigkeit und den geringen Einsatz beweglicher Teile, wodurch eine einfache, sichere Bedienung erfolgt und Wartungskosten gesenkt werden. Kurze Umstellzeiten und Flexibilität ermöglichen die automatische Füllhöhenverstellung. Die tropffreie Abfüllung minimiert Produktverluste. Die Ventilbewegung erfolgt über einen Faltenbalg aus PTFE. Es gibt keine Schiebedichtung und man vermeidet Abrieb. Diese Anlage stellte Clüsserath im Füll- und im CIP-Betrieb vor. Die Füllmaschine Innofill Micro ist mit einem Durchsatz von 5000 bis 20 000 Fl/h (700 ml) für kleinere Betriebe konzipiert. Die Kurzrohr-Füllmaschine ermöglicht eine sauerstoffarme Abfüllung im Überdruck und Normaldruck in Glasflaschen. „Die Zukunft liegt darin, schnelle Umrüstzeiten zu gewährleisten. Schwerpunkte sind außerdem Automation und werkzeugfreie Umrüstung.“

Jochen Weiler, GEWA Etiketten, Bingen, bot einen Vergleich von Nassleimund Selbstklebeetiketten. Bei der Entscheidung, welche Etiketten gewählt werden, sollte man Technik, Vertrieb und Marketing einbeziehen. „Sehr wichtig ist eine gute Jahresplanung. Damit erzielt man die größte Kos­ tenersparnis“, so der Referent. – Gold und Silber als Ausdruck von Wertigkeit spielen bei Spirituosenetiketten eine besondere Rolle. Heißfolien kommen dabei ebenso zum Einsatz wie Dreidimensionalität durch Blindprägung und / oder UV-Spotlack. Mit der Zusammenfassung von Druckaufträgen auch auf einem Bogen könne man viel Geld sparen. „Dies ist eine günstige Art des Etikettendrucks für kleinere und mittlere Auflagen.“ Rüstund Werkzeugkosten werden auf alle Positionen umgelegt. Dies ist für Selbstklebeetiketten kaum möglich. Papieretiketten ermöglichen außerdem die günstige Erstellung von Serien. Der Vordruck mit Veredelungen komme in hoher Auflage. Der nachträgliche Eindruck von Teilmengen erfolge dann Just-in-Time. Weiler erläuterte die unterschiedlichen Druckverfahren. Es gibt sehr aufwändige, vielschichtige Druckverfahren. Der klassische Offsetdruck arbeitet mit bis zu sechs Farben plus Klarlack.

Foto: Kuemmerling

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Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin Ein besonderer Vorteil von Nassleim­ etiketten ist, dass sie mit hoher Geschwindigkeit verarbeitet werden und kleine Unebenheiten der Flasche ausgeglichen werden können, die Selbstklebeetikettierung kann dies nicht. Selbstklebeetiketten können dafür im Offset- oder im Siebdruckverfahren erstellt werden. Offset ermöglicht feinste Raster und Verläufe bei höchster Auflösung. Ein besonderer Vorteil gegenüber Nassleimetiketten sind die geringeren Werkzeugkosten. Auch die Umrüstung der Etikettiermaschine ist beim Nassleimetikett aufwändiger. Der Siebdruck bietet höchste Deckkraft sowie kräftige und leuchtende Farben. Er ist gut geeignet für Spotund Relieflackierungen. Ein weiteres Verfahren für Selbstklebeetiketten ist der Flexo-Druck mit sehr guter Farbstabilität bei hoher Deckkraft. Flexo ist für glatte Papiere und Folien (No-Label-Look) geeignet. Der Digital-Offset-Druck ermöglicht den Druck feinster Raster und Verläufe und geringe Vorkosten. Seine individuelle Etikettenbedruckung stützt den Trend zur Individualisierung von Produkten. Alpha-numerische Codes und QR-Codes können inline gedruckt werden. Abschließend betonte Weiler: „Beide Etiketten haben ihre Vor- und Nachteile, daher werden auch beide Sys­ teme nebeneinander bestehen.“ Klaus Malinowsky merkte in der Abmoderation an: „Die Fehlerfindung ist bei Nassleimetikettierung viel einfacher als bei Selbstklebeetiketten.“ Gastgeber Klaus Malinowsky, Direktor Spirituosen der Henkell & Co.-Gruppe, stellte zur Vorbereitung auf die Werksbesichtigung die von ihm verantwortete Spirituosenproduktion im Rahmen der Henkell & Co.-Gruppe vor, die eine 100%ige Oetker-Tochter ist. Neben Nahrungsmitteln und Getränken engagiert sich die Oetker-

Gruppe auch in der Schifffahrt und anderen Sparten. Von den 10 934 Mio. € Umsatz 2014 stammten 697 Mio. € aus dem Segment Sekt, Wein, Spirituosen (davon 44,8 Mio. € allein Spirituosen). Der Referent ging auf die Gründung der Weinhandlung Henkell & Cie. 1832 ein und den Bau des repräsentativen Stammhauses in Wiesbaden-Biebrich (1907 bis 1909). „Heute ist die Henkell & Co.-Gruppe in 20 Ländern mit eigenen Unternehmen vertreten und exportiert in mehr als 100 Staaten“, erläuterte Malinowsky. Als nächstes stellte er das internationale Spirituosengeschäft der Gruppe vor. Seltsamer Zufall ist, dass die Spirituosenunternehmen Kuemmerling und Gorbatschow, die heute zur Henkell & Co.-Gruppe gehören, beide 1921 gegründet wurden. „Gorbatschow war schon vor der Wende (seit Mitte der 1970er-Jahre) deutscher WodkaMarktführer“, erläuterte der Referent. Kuemmerling ist dafür Marktführer im Miniaturflaschensegment. Lubuski Gin ist Marktführer im polnischen Gin-Markt und Scharlachberg ist eine der führenden braunen Spirituosen in Deutschland und Österreich. Das Unternehmen produziert als weitere Traditionsmarken den Korn Fürst-Bismarck, Pott-Rum und den Weinbrand Jacobi im Kuemmerling-Werk in Bodenheim bei Mainz. Bezogen auf seinen Betrieb sagte Malinowsky: „Wir haben alles voll automatisiert. Wichtig ist aber, dass immer auch eine Handübernahme möglich ist.“ Weitere Investitionen erfolgten in der Implementierung eines Energiemanagementsystem. Werkstore werden nun mit Strom aus dem Solarpanel gespeist. „Man muss findige Mitarbeiter haben, die Ideen entwickeln“, betonte Malinowsky. Und Chefs, die Eigeninitiative fördern. Die Zusammenfassung der Produktwassersysteme führten schließlich zur Reduzierung des Abwassers um 50 %.

Eine logistische Besonderheit in Bodenheim ist die automatische LkwBeladung. Der Transport erfolgt mit eigenen Lkws nach Mainz-Kastell ins Hochregallager. Seit 1963 wird Kuemmerling in Bodenheim produziert. 2010 übernahm Henkell & Co. Standort und Marken in Bodenheim. Klaus Malinowsky, der Produktionsleiter von Wodka Gorbatschow, erhielt als Produktionsdirektor Spirituosen die Verantwortung für das gesamte Spirituosenportfolio der Henkell & Co.-Gruppe und verantwortete 2011 den Umzug von Wodka Gorbatschow aus Berlin nach Bodenheim. Die Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen auf einer Fläche von 24 500 m2 ermöglichten im Jahr 2015 die Verlagerung der Marken Pott, Scharlachberg, Sternmarke und Holborn nach Bodenheim, sodass nun alle Spirituosen der Henkell & Co.-Gruppe im KuemmerlingWerk produziert werden. 8000 bis 15 000 l/h Fertigprodukt kann gemischt und für die Abfüllung vorbereitet werden. Das Tanklager hat eine Gesamtkapazität von 2 150 000 l. Davon sind 10 Tanks á 14 000 l fürs Fertigprodukt, 39 Tanks á 30 000 l für Alkohol, 18 Tanks á 40 000 l für Rohstoffe und 2 Tanks á 60 000 l für Wasser. Der gesamte Prozess von der Alkoholannahme über Ausmischung, Reifung, bis zu den Rohrleitungen zur Abfülllinie ist computergesteuert und chargengeführt. Bis zu 1 Mio. Flaschen pro Tag können abgefüllt werden, mehr als 30 000 Flaschen pro Stunde und Linie. Der Standort Bodenheim produziert jährlich mit 61 Mitarbeitern und sechs Abfülllinien mehr als 100 Mio. FLK (Flaschenköpfe). Von der Modernität und Größe des Henkell & Co.-Spirituosenstandorts in Bodenheim konnten sich die Teilnehmer des 13. IfGB-Forums am Vormittag des zweiten Tages überzeugen. Fast alles durfte besucht werden, keine Frage blieb unbeantwortet.

Ludwig Clüsserath

Jochen Weiler

Co-Sponsoren

Fotos: WiK

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IfGB aktuell

Dr. Diedrich Harms

Christoph Uhde

Markus Eder

Den 2. Tag moderierte Dr. Diedrich Harms, Leiter des VLB-Forschungs­ instituts für Spirituosen, Analysetechnologie und Sensorik (FISAS). Christoph Uhde vom Biologischen Labor der VLB Berlin präsentierte Untersuchungen zur Optimierung von Hefestämmen. „Sind Reinzuchthefen wirklich rein? – Wir unterstellen, dass Hefestämme inhomogen sind“, so der Referent. Zur Vereinzelung von Hefezellen kam ein Mikromanipulator zum Einsatz. Es ist ein Gerät für mechanische Eingriffe an sehr kleinen Objekten, das ursprünglich aus dem medizinischen Bereich stammt. Unter dem Mikroskop wurden mit sehr feinen Glaskapillaren einzelne Hefezellen isoliert. Anschließend erfolgte eine molekulargenetische Identifizierung verschiedener Linien. Bei zwei Hefestämmen, die als Reinzucht gelten, zeigte sich, dass sie sehr inhomogen waren. Ein Stamm und ein Tochterstamm sind etwa in der Performance sehr ähnlich, ein anderer Tochterstamm fällt dagegen aus dem Rahmen. „Was kann der Tochterstamm besser als der Mutterstamm und kann man sich das zu Nutze machen?“, war eine Frage. Die Eigenheiten der Hefen kann man verwenden, z.B. für ein besonderes Geschmacksprofil. Manche Brauerei nutzt z.B. basierend auf den VLB-Forschungen heute einen Toch­ terstamm ihrer eigentlichen Haushefe. Die Studie stellt die Forschungsergebnisse mit Brauereihefen vor, die Studie mit Brennereihefen wird zeitnah abgeschlossen sein. Den Holzfassschwerpunkt eröffnete Markus Eder, Wilhelm Eder GmbH, Bad Dürkheim, mit Holzfassreifung von Spirituosen. Bei der Gegen­ überstellung amerikanischer und europäischer Eichen arbeitete er heraus: Die amerikanische Weißeiche zeichne sich durch ihre süßen und „toasty“ Aromen aus. Die europäischen Eichen stehen für süße und würzige Charaktere

bei hohem Tanninanteil. „Spannend sind die Aromen und Geschmacksbilder, die ein und dasselbe Stück Holz produziert, je nach Temperatur, Lagerdauer, Toasting etc.“ Heute diene der Fasseinsatz hauptsächlich der Aromatisierung. Das Toasten erzeuge eine Filterschicht. „Die Destillate sind heute so sauber, dass das eigentlich nicht mehr Not tut, weil die Stoffe, die früher damit abgefiltert wurden nicht vorhanden sind“, wandte er sich ans Publikum. Ganz neu ist das InfrarotToasting, wenn man keine Rauchnoten will. Da Deckel und Böden 25 % der Fassoberfläche ausmachen, werden sie heute mitbehandelt. Das Charring erfolgt mit Gas. „Crocodile ist schon richtig schwarz, der Alligator Charr ist auch mächtig schwarz. Aber dann muss ich auch den Raubrand auf dem Pot Still produzieren, um so viele Fuselöle zu haben, dass sie durch Lagerung auf so schwarzem Holz reduziert werden müssen.“ Die Nutzung vorbelegter Fässer ist ein Trend. „Sie ergeben tolle Geschmacksstile“, so Eder. Fässer, in denen zuvor Hochprozentiges gelagert war, z.B. mit 70 % vol., müssten sauber sein, ohne Schimmel, ohne Mikrobiologie, sagte der Fassexperte. Probleme machen eher die Weinfässer. „Im Sommer nehmen wir keine Sherryfässer an (Essigbakterien durch hohe Temperaturen). Fassreinigung ist ein wichtiges Element, aber auch die Trockenlagerung. „Ab 75 % Luftfeuchte haben Sie Schimmelpilz und die Sporen wandern ins Fass“, warnte er. Ein weiteres Problem: „Es gibt durch den Einstieg Asiens ins Geschäft fast keine vorbelegten Fässer mehr.“ Die Firma Eder hat auch Alternativprodukte im Portfolio wie z.B. Sherryfassgranulat. „Alternativprodukte lassen sich sensorisch fast nicht erkennen.“ Prof. Dr. Dominik Durner vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum

Rheinpfalz,Neustadt/Weinstraße, widmete sich dem Einfluss der Holzfasslagerung auf sensorische und analytische Eigenschaften. Heute wählen viele Brenner die Fasslagerung, um eigenständige Produkte zu kre­ieren. Für die Studie lagerte das Team von Prof. Durner verschiedene Obst-, Weinhefe- und Tresterbrände mit unterschiedlichen Alkoholgehalten in neuen und gebrauchten Holzfässern unterschiedlicher Art und Größe (groß: 225 l, klein: 20 l) über einen Zeitraum von vier Wochen bis zu einem Jahr. Die Extraktion der Holztannine und Phenole war bei hohem Alkoholgehalt deutlich stärker als bei geringem. Demgegenüber blieb die Extraktion der Aromastoffe aus dem Holz durch den Alkoholgehalt bei der Einlagerung des Destillats weitgehend unbeeinflusst. Prof. Durner empfahl eine Fasslagerung bei 70 % vol. In qualitativer Hinsicht profitierten alle untersuchten Obst- und Weinbrände von der Holzfasslagerung. Größere Fässer führten zu geringerem Alkoholverlust. 1 bis 5 % seien es im großen, 5 bis 10 % im kleinen Fass. Neben dem Alkoholverlust wurde auch der Sauerstoffeintrag überprüft. 60 mg pro Liter pro Jahr betrage er beim kleinen, 13 mg pro Liter im großen Fass. Die Destillate unterzog man einer sensorisch-deskriptiven Analyse. Bei der Untersuchung des Einflusses von Sauerstoff auf Mirabellenbrand zeigte sich z.B., dass dieser dem Destillat im gro­ ßen Fass den Alkoholgeruch nimmt, wodurch grasige und Bittermandelnoten in den Vordergrund treten. „Gelagert im Kleinfass tritt plötzlich ganz starker Oxidationsgeschmack auf, bei Verlust der Mirabellennote“, so der Referent. Das starke Toasting der Fässer verstärke Karamellnoten auf Kosten von Vanille. Bei Versuchen mit unterschiedlichen Hölzern, die alle gleich stark getoastet waren, zeigte sich, dass die durch die Pfälzer Eiche erzielten Aromen nah am

(wird fortgesetzt)

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Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin Profil der Limousin-Eiche sind. Während Kastanienholz die Apfelbrand-Aromen schwächte, verstärkten Fässer aus Maulbeere und Esche den Apfelbrandgeschmack. Beim Birnenbrand änderte sich die Qualität nicht, aber die Typizität der Birne verlor sich mit der Zeit. Ähnliches zeigte sich beim GewürztraminerTresterbrand. „Der Zwetschgenbrand profitierte nur bei einer einmonatigen Lagerung, danach fiel die Qualität rapide“, sagte der Referent. „Die Holzfasslagerung ist ein Gewinn und vor allem qualitätbringendes Stilmittel für die Obst- und Weinbrennerei. Ein zu starker Holzeinsatz kann allerdings die filigrane Aromatik einiger Obstbrände auch nachhaltig stören“, lautete das Fazit von Prof. Durner. Den Schwerpunkt Authentizitätsprüfung eröffnete Tim Fuchs (FISAS) mit einer neuen Nachweismethode kohlenhydrat-basierter Färbemittel in alkoholhaltigen Getränken. Zur Farb­ anpassung fassgelagerter Spirituosen dürfen im Einzelfall auch bestimmte Farbstoffe verwendet werden. Eine Farbanpassung mit Zuckercouleur ist selbst in der Scotch Whisky Regulation zugelassen. In Deutschland wird Karamell als Lebensmittel (nicht deklarationspflichtig) eingestuft, Zuckercouleur als zulassungsbedürftiger Lebensmittelzusatzstoff (deklarationspflichtig). Die Probenaufarbeitung war ein essentieller Schritt, um zu korrekten Ergebnissen zu gelangen. Dabei wurde eingangs eine Säulenchromatographie nach Molekulargewicht durchgeführt. Niedermolekulare Verbindungen wurden abgetrennt. Die hochmolekularen Verbindungen wurden durch Ultrafiltration aufkonzentriert. Schließlich wurde das Retentat entnommen und die optimale Verdünnung, Zentrifugationsdauer und Membranausschlussgrenze ermittelt. Das Retentat wurde schließlich im Vakuumtrockenschrank getrocknet. Zum Einsatz kam anschlie-

ßend die ATR-FT-IR-Spektroskopie mit Mikroskopie-Kopplung. Hierbei kommt die Infrarot-Spektroskopie in Kombination mit Fourier Transformation (FT), bei der kontinuierliche, aperiodische Sig­ nale in ein kontinuierliches Spektrum zerlegt werden, zum Einsatz. ATR (attenuated total reflection = abgeschwächte Totalreflexion). Da die Gesamtheit der Spektren zu unübersichtlich war, klärte man sie mittels multivariater Datenanalyse. Hauptkomponenten wurden herausgearbeitet, sodass sich die einzelnen Färbemittel deutlich gegeneinander absetzten. Was bei Softdrinks bereits bestens funktioniert, ist für Spirituosen noch in der Entwicklung. „Die Differenzierung der einzelnen Färbemittel-Arten ist generell möglich“, sagte Fuchs. Eine Fortsetzung der Studie werde zu einem stabileren Modell führen. Dr. Thorsten Bretschneider, Bacardi Nor­thern Europe, Hamburg, stellte Möglichkeiten für den Authentizitätsnachweis für Spirituosen vor, wobei er Möglichkeiten und Grenzen zur Bekämpfung von Produktpiraterie aufzeigte. Im Hinblick auf Todesfälle als Folge des Konsums gefälschter Spirituosen, sagte der Referent: „Mir sind (glücklicherweise!) nur Betrugsfälle bekannt.“ Entweder wurden andere (billigere) Produkte ausgeschenkt oder authentische wurden verdünnt. Bundesweite Untersuchungen in der Gastronomie zeigten 2004: 104 Proben – davon 35 (= 33,7%) falsch oder verdünnt. Untersuchung Berlin 2007: 21 Proben – davon 5 (= 23,8 %) falsch oder verdünnt. „Wir haben billige Diskos gehabt, die sauber und korrekt arbeiten und edle Clubs, die ausschließlich betrogen“, so der Referent. „Das Amt hat Zugriff auf die Flaschen in der Gastronomie, wir nicht“, so der Referent. Bei Rum und Whisky ist der Authentizitäts-Nachweis mittels Gaschromatographie nach Abdestillieren sehr gut

möglich. Das funktioniere selbst bei Mischgetränken. Bei Wodka ist Gaschromatographie nicht einsetzbar, da es an leicht flüchtigen Verbindungen fehlt. Der Einsatz von Markern in Spirituosen ist umstritten. Dies sind Subs­ tanzen (ungewöhnliche Saccharide, Ionen oder Aromastoffe), die idealerweise nur im eigenen Produkt nachweisbar sind. Wichtig ist, im Vorfeld abzuklären, ob der Marker Lebensmittel oder Zusatzstoff ist. Dies werde von Herstellern und Lebenmittelüberwachung oft unterschiedlich bewertet. Auch die Kostenfrage sollte geklärt sein. Dr. Bretschneider betrachtete unter diesen Aspekten Maltotriose und Rubidiumchlorid. „Wenn es unklar ist, lieber nicht, außerdem ist es teuer. Wir haben uns dagegen entschieden“, so der Referent. Eine Aromatisierung käme bei Rum und Whisky nicht in Frage, bei Wodka könnte es eine Option sein. „Die unterschiedliche Ionenzusammensetzung des Wassers, mit dem Spirituosen auf Trinkstärke eingestellt werden, kann zum Nachweis verwendet werden“, so der Referent. „Ionenchromatografie geht aber nur, wenn man es regelmäßig macht, sonst hat man keine verlässlichen Daten.“ Auch über die Leitfähigkeit könne man arbeiten. „Wodkaproduzenten mit eigenen Quellen arbeiten so.“ Damit lassen sich Fälschungen erkennen. Abschließend empfahl er beim Nachweis von Produktpiraterie nicht auf Betrug, sondern auf Markenrechtsverletzung zu klagen. Dies mache die Angelegenheit für den Täter teuer, weil die erste Instanz das Landgericht ist. Gewerbsmäßige Markenrechtsverletzung kann zu drei Jahren Haft führen und das Urteil kann in der Presse veröffentlicht werden. Das 14. IfGB-Forum findet mit Unterstützung der Distillerie Roner und dem Konzentrathersteller iprona vom 5. bis zum 7. September 2016 in Bozen statt.

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Prof. Dominik Durner

Tim Fuchs

Dr. Thorsten Bretschneider

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IfGB aktuell   IfGB-Forum

IfGB

14. IfGB-Forum 2016 in Bozen

Destillateur-Aufbaukurs – Erste Plätze sind vergeben

Vom 5. bis zum 7. September 2016 tagt die deutschsprachige Spirituosenbranche in

Der Aufbaukurs für Destillateure 2016 findet vom 20. Juni bis zum 1. Juli statt. Die ersten Anmeldungen liegen vor.

Südtirol. Hauptsponsor ist die Brennerei Roner, die zur Betriebsbesichtigung und anschließendem Begrüßungsabend nach Tramin an der Weinstraße einlädt. Der Co-Sponsor Iprona richtet das Vorabendtreffen aus und öffnet in Lana seine Türen für die Tagungsteilnehmer. Das Vortragsprogramm werden beide Unternehmen mit Fachvorträgen bereichern.

Hauptsponsor

Co-Sponsor

(WiK) „Die Idee, in Südtirol zu tagen, stammt von unserem Bereichsleiter Spirituosenanalytik Dr. Rolf Hardt und von Günther Roner“, erläutert IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. „Wir sind begeistert, dass uns die Brennerei Roner eingeladen hat und wir zusätzlich den Konzentrat­hersteller Iprona als Sponsor gewinnen konnten“, ergänzt Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. Die­se Konstellation ermöglicht es, erstmals ein Vorabendtreffen anzubieten. Getagt wird am 6. und 7. September im Hotel Four Points by Sheraton Bolzano. Das Programm ist noch im Entstehen. Es wird natürlich Themen rund um Grappa und Obstbrände aufgreifen. Karin Roner wird einen Übersichtsvortrag zum eigenen Unternehmen halten. Stefan Schwanzer, Iprona, und Kollegen werden zu Fruchtkonzentraten aus Gefrierkonzentration sowie zu Grundstoffen für alkoholhaltige Mixgetränke, wie z.B. Liköre und Cocktails, sprechen. Vollkommen unabhängig von der Region, aber der Aktualität folgend, ist eine Rum-Session geplant. Haupt-Sponsor Roner Die Wurzeln der Roner-Brennereien reichen mit Gottfried Roners Grappadestillation in das Jahr 1946 zurück. Wurzel- und Kräuterdestillate kamen hinzu, schließlich eine Obstbrennerei. Mitte der 1960er-Jahre übernahm die 2. Generation: Andreas Roner als Geschäftsführer und Präsident. Günther Roner, der den Meisterkurs am IfGB

Foto: iprona

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absolviert hat, als Brennermeister / Produktionsleiter und Vize-Präsident. 1965 wurde die Grappabrennerei am heutigen Standort in Tramin errichtet. 1972 folgten die Obstbrennerei nebst Abfüllung. Kontinuierliche Investitionen führten zur Modernisierung und Erweiterung des Unternehmens. 2001 wurde Roner als erste italienische Brennerei nach ISO 9001/2000 zertifiziert und im Jahr 2010 mit der Auszeichnung als „Destillateur des Jahres“ beim Internationalen Spirituosen Wettbewerb (ISW) ausgezeichnet. 2007 übernahm Karin Roner die Geschäftsführung. Zum Erfolgsrezept der Destillerie Roner gehört es, die Tradition zu wahren und offen zu sein für moderne Technologien und Produkte. Hinzu kommt eine klare Qualitätsorientierung. Co-Sponsor Iprona Die Firma Iprona AG wurde 1981 gegründet und befindet sich in Lana, inmitten der Südtiroler Bergwelt und eines der größten geschlossenen Obst­anbaugebiete Europas. Heute zählt Iprona zu den internationalen Unternehmen in der Fruchtverarbeitung, -veredelung und -vermarktung. Die Produktpalette umfasst neben Konzentraten und Püree/Pulpkonzentraten aus Beerenobst und tropischen Früchten auch natürliche Farbstoffe (vor allem aus Holunder), Extrakte und speziell auf Kundenwünsche zugeschnittene Fruchtmischungen und Getränkegrundstoffe.

(F.) Charakteristisch für diese Fortbildung ist die enge Verzahnung von Vorlesungen mit fachpraktischem Unterricht im Labor und in der Preussischen Spirituosen Manufaktur. Im Kurs werden praxisbezogenes Wissen und Fähigkeiten aufgefrischt und ausgebaut. Auch Meisteranwärter nutzen dies, um sich auf den IfGB-Kurs Fach- und Handlungsspezifische Qualifikationen für Destillateurmeister 2017 vorzubereiten. Im Jahr 2015 war der Aufbaukurs für Destillateure komplett ausgebucht. Der Run auf diese Fortbildung hält an. Nicht nur die Interessenten der Warteliste haben sich bereits für 2016 angemeldet.

Meisterkurs 2017 Der nächste Kurs Fach- und Handlungsspezifische Qualifikationen für Destillateurmeister ist für Spätsommer / Herbst 2017 geplant. Um sich auf die fachspezifischen Kurse zu fokussieren, wird das IfGB auch künftig keine Basisqualifikationen für Industriemeister anbieten. www.ifgb.de

Fotos: WiK


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin   Nachrichten IfGB / VLB Berlin

Craft-Distilling-Session im Forum der BrauBeviale – Craft Distillery oder traditionelle Spezialitätenbrennerei? Am 11. November führte das VLB-Forschungsinstitut für Spirituosen, Analysetechnologie und Sensorik (FISAS) im Rahmen des BrauBeviale-Forums eine Vortragsveranstaltung zum Thema Craft-Distilling durch. IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann hatte dazu Christoph Keller, Monkey 47, Hans-Gerhard Fink, Finch-Whisky, und Johannes Fuchs, VLB-FISAS eingeladen. (WiK) Künnemann eröffnete die Veranstaltung mit einem Übersichtsvortrag. Whisky und Gin sind die Treiber der aus den USA herübergeschwappten CraftDistilling-Welle. „Craft, Handwerk, ist das nicht das, was kleine Brennereien und Spirituosenmanufakturen seit Jahrhunderten tun?“, fragte die Referentin. In Amerika definieren Unabhängigkeit und Unternehmensgröße Craft. In der deutschen Szene zählen Regionalität, Authentizität und Naturbelassenheit. Die American Craft Spirits Association gibt Standards vor, während die deutsche Szene bisher weitgehend unorganisiert ist. Inzwischen greifen selbst Global Player den Trend auf. Hans-Gerhard Fink ging auf die Kunst ein, in Deutschland Whisky zu produzieren und stellte seinen Verband Deutscher Whiskybrenner vor. Chri-

stoph Keller von der Brennerei Stählemühle erzählte die Geschichte des erfolgreichsten deutschen Gins „Monkey 47“, aber auch wie man sich mit feinen Obstbränden etabliert. Innovative Spirituosen kommen auf den Markt. Auch für diese gilt die Spirituosen-Verordnung. Was man beachten muss, damit Produkte auch verkehrsfähig sind, erläuterte Johannes Fuchs, VLB Berlin. Die Abschlussdiskussion zeigte, dass viele deutsche Unternehmen, die aufgrund ihrer Originalität und Innovationskraft als „Craft“ klassifiziert werden könnten, sich eher als mittelständische Spezialitätenbrennerei identifizieren. Der große Erfolg der diesjährigen Veranstaltung findet seine Fortsetzung im 1. International MicroDistilling Symposium am 7. November 2016 in Kooperation mit der BrauBeviale.

BSI

betrug 2014 rund 675 Mio. Flaschen. Damit ist der deutsche Spirituosenmarkt weiterhin der Größte in der EU. Dr. Michael Meister, MdB (CDU), Bundesministerium der Finanzen, sagte in seinem Grußwort zu, dass es in seinem Ministerium zurzeit keine Pläne für eine Erhöhung der Verbrauchsteuer auf alkoholhaltige Getränke gebe. Der Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser (CDU) ging u.a. auf die Forderung des EU-Parlamentes ein, für alkoholische Getränke eine Kalorienangabe einzuführen. Im Blick auf die anstehende Reform des EU-Spirituosenrechts unterstrich er, dass sich die Bundesregierung für den Erhalt der hohen Qualitätsstandards für die einzelnen Spirituosenkategorien einsetzen werde. Weitere Grußworte sprachen Brigitte Zypries, MdB (SPD), Bettina Bundszus, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sowie Wolfgang Kubicki, Mitglied des SchleswigHolsteinischen Landtages (FDP). Am 12. November erörterte das 14. Spirituosen-Forum des BSI „Denk­anstöße – Zwingen Veränderungen zum Umdenken?“ mit führenden Referenten aus Politik, Kirche und Instituten.

Politischer Gästeabend Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI) hat am 11. November 2015 seinen traditionellen Politischen Gästeabend im Berliner Hotel Adlon durchgeführt. Rund 220 Gäs­te aus Politik, Bundesministerien, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Medien lauschten Politikern von CDU, FDP und SPD zu aktuellen Themen der Spirituosenbranche und bedachten die Präventionsaktivitäten des BSI mit Anerkennung. (BF) Christof Queisser, Präsident des BSI, GF Rotkäppchen Mumm, wies darauf hin, dass Spirituosen nicht nur zur Lebensfreude und zum Genuss beitragen, sondern auch einen ernst zu nehmenden Wirtschaftsfaktor darstellen: Der Spirituosenumsatz in Deutschland betrug im Jahr 2014 rund 4,6 Mrd. €. Die Einnahmen des Bundes aus Brannt­ weinabgaben beliefen sich auf rund 2,1 Mrd. €. Der Pro-Kopf-Konsum lag bei 5,4 Litern. Das Gesamtmarktangebot

Abschlussdiskussion: Christoph Keller, Johannes Fuchs, Wiebke Künnemann und Hans-Gerhard Fink (v.l.)

Craft-Distilling-Session mit großer Resonanz

DLG

Qualitätsprüfung Spirituosen Das Testzentrum Lebensmittel der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat seine Internationale Qualitätsprüfung für Spirituosen 2016 ausgeschrieben. (F.) Der wissenschaftliche Expertentest besteht aus Laboranalysen und Deklarationskontrollen an der VLB Berlin sowie einer umfangreichen sensorischen Qualitätsprüfung. Spirituosen, die diese umfangreichen DLG-Tests bestehen, erhalten die Auszeichnung „DLG-prämiert“ in Gold, Silber oder Bronze. Die internationale „Craft“-Bewegung hat auch die Spirituosen-Branche erreicht. Für Spezialitäten-Brennereien stellt das große Interesse an heimischen Rezepten, authentischen Spezialitäten und unverwechselbaren Qualitäten eine neue Profilierungs­chance dar. Mit der Internationalen Qualitätsprüfung bietet die DLG auch diesem SpirituosenTrend eine aufmerksamkeitsstarke Plattform. Anmeldeschluss ist der 1. Februar 2016.

Anmeldung DLG-Testzentrum T.Burkhardt@ DLG.org www.DLG.org/ spirituosentest

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Betriebswirtschaft   VLB-Forum

Getränkebranche setzt auf Automatisierung Neueste Trends im Bereich Getränkelogistik und -management präsentierte des 18. VLB-Forum Getränkeindustrie & Getränkehandel. Zu der Veranstaltung, die im Rahmen der jüngsten VLB-Oktobertagung am 5. und 6. Oktober stattfand, kamen rund 100 Teilnehmer. Sie erlebten im Hotel Berlin ein vielseitiges Programm mit 12 Vorträgen. Den Vorsitz hatte am Montag der ehemalige VLB-Präsident Dr. Mike Eberle, Radeberger Gruppe, und am Dienstag Günther Guder, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels. dung der Mitarbeiter ein. Nur mit ihrer Unterstützung und ihrem Verständnis bzw. Umdenken ist es möglich, Qualitätsstandards im Unternehmen zu halten bzw. zu verbessern. Dr. Mathias Weber, bitkom, Berlin, berichtete über BigData im Praxiseinsatz. Der Vortrag erläuterte sowohl theoretisch als auch anhand von praktischen Lösungen, wie mit der immer stärker werdenden Datenflut und den damit verbundenen Problemen umgegangen werden kann.

Dr. Mike Eberle, ehem. VLB-Präsident, moderierte den ersten Tag des 18. VLBForums (BF) Einführung und Umsetzung von Total Productive Management war das Thema von Dr. Mike Eberle, Radeberger Gruppe. Der ehemalige VLB-Präsident eröffnete als Vorsitzender mit seinem Vortrag die Veranstaltung. Dabei berichtete er vor allem von den positiven Erfahrungen, die in der Radeberger Gruppe im Hinblick auf Qualitätsoptimierungen gemacht worden sind. Dies geschah durch ein spezielles Projekt, in dem ein umfassendes System über alle Bereiche des Unternehmens implementiert wurde. Als besonders wichtig für eine erfolgreiche Projek­t­umsetzung stufte Eberle die frühzeitige Einbin-

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John Eke und Markus Langer von der Exxent Consulting, Eching, informierten über Mikrobrauereien – Praxiserfahrungen und Prozessinnovationen . Der Vortrag erläuterte, warum Mikro-Brauereien im Trend liegen und welche Vorteile kleine Brauereien in der Produktion, Logistik und Kundenbetreuung haben. So ist die Zahl der Braustätten in Deutschland seit 2006 um 63 gestiegen, die Zahl der Mikro-Brauereien dagegen um 154. Dies ist ein Indiz dafür, dass in der Anbieterstruktur die Mitte verschwindet, dafür aber neue MikroBrauereien entstehen. Diese passen nach Einschätzung der Referenten nicht nur zu den meisten Trends der heutigen Zeit, sondern richten ihr Geschäftsmodell auch auf die dominanten Werte und Trends wie LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainability) aus. Als Erfolgsrezept der Mikrobrauereien nannte Langer die Produktion nach Blockplanung, der optimale Einsatz der Mitarbeiter und Sudwochen entsprechend der geplanten Jahresmengen. Langer schloss seinen Vortrag mit dem Fazit, dass Mikro-Brauereien besser im Trend liegen und das Prozessmodell weniger Synergiezwang, bessere Planungstransparenz, flexiblere Kapazitätsfenster und einen genaueren Personaleinsatz hat. Welche Möglichkeiten heute Lagersysteme und Logistikzentren bieten, erläuterte Anselm Schierle von der io-

consultans, Heidelberg, am Beispiel des neuen Lager- und Logistikzentrums der SiSi Werke für Capri Sonne. Die Errichtung des Gebäudes war eine große Herausforderung, da sich die Erweiterung auf einem Nachbargrundstück befindet, das durch eine Straße getrennt ist. Realisiert wurde eine eigene Einheit, welche Produktion, Lager und Versand beinhaltet. Bewusst wurden Freiflächen gelassen, um bei Bedarf Produktions- und Versand­ kapazitäten erhöhen zu können. Erreicht wurden hierdurch flexible Verladezeiten. Dadurch beginnt die Auslagerung aus dem Hochregallager erst mit der Anmeldung des Lkws. So wird verhindert, dass sich Ladeeinheiten an der Verladerampe stauen, wenn die Verladung nicht erfolgen kann. Den Anfang am zweiten Tag des VLB-Forums machte Günther Guder, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V., Düsseldorf. Guder, der auch Präsident der europäischen Getränkefachgroßhandelsverbände (CEGROBB) ist, referierte über Aktuelle Diskussionspunkte in der Zusammenarbeit zwischen der Getränkeindustrie und dem Getränkefachgroßhandel. Zunächst jedoch präsentierte der Referent die aktuellen Strukturen des deutschen Getränkefachgroßhandels. Dieser umfasst zurzeit 3731 GFGHs mit einem Jahresgesamtumsatz von 20,5 Mrd. € mit insgesamt 44 281 Beschäftigten. Weiter thematisierte Guder den Wegfall der 1,5-l-PET-Mehrwegflasche von Coca-Cola seit Sommer 2015 und die daraus entstehenden Folgen für innerbetriebliche und externe Prozess­abläufe. Einweggebinde sind nicht auf dem üblichen Transportweg zu bewegen, die Leergutentsorgung ist problematisch, die Haltbarkeit der Inhalte eingeschränkter und der Transport auf Lkws wegen ihrer Instabilität kompliziert, so Guder. Abhilfe könnten hier Rollcontainer oder die Erhöhung der Folien-


Betriebswirtschaft menge schaffen. Doch ist dies sowohl aus Gründen der Ladungssicherung als auch im Hinblick auf die Steigerung der finanziellen Aufwendungen eine unzureichende Alternative. Da hier noch keine überzeugende Lösung in Sicht ist, erleidet die Branche große Verluste durch Bruch. Abschließend erinnerte Guder an den Diskussionspunkt zur Kennzeichnung von Einweg- und Mehrwegverpackungen. Hierzu erwähnte er einleitend §9 VerpVO (Verpackungsverordnung). Demnach muss der Händler, der Einwegverpackungen in Umlauf bringt, diese deutlich sichtbar und gut lesbar als pfandpflichtig kennzeichnen. Die gängige Praxis ist allerdings, dass etwa 89 % der Verbraucher davon ausgehen, dass Mehrwegverpackungen nachhaltiger für die Umwelt sind, weil hierfür ein Pfandsystem vorhanden ist. Eine Differenzierung zwischen Mehrwegund Einwegpfand ist den meisten Verbrauchern häufig nicht möglich. Der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V. schlägt eine einheitliche Kennzeichnungspflicht durch ein Mehrwegzeichen vor, um so eine eindeutige Identifizierung von Mehrweg- und Einwegverpackungen zu ermöglichen. Der Spediteur als Dienstleister der Getränkeindustrie nannte Simeon Breuer, Geschäftsführer der 1988 in Brake gegründeten L.I.T. Speditions GmbH, seinen Vortrag. Er informierte über die Automatisierung der Transportprozesse, mit deren Umsetzung ein perfekter Transport durchgeführt werden kann. Voraussetzung dafür seien sechs Bedin-

gungen. Sie beziehen sich auf den richtigen Zeitpunkt der Ladung, die richtige Menge, den richtigen Zeitpunkt der Entladung, das richtige Equipment, den korrekten Datenfluss sowie auf den richtigen Frachtpreis. Im Fokus stehen dabei die Time Slot Systeme, mit dessen Hilfe die Prozesse eines „optimalen Transportes“ gesteuert werden können. Mit ihnen werden Zeitfenster optimal geplant und genutzt, Datenflüsse beschleunigt sowie die digitale Mitführung von Dokumenten ermöglicht. Als derzeit in der Branche angewandte Technologien führte Breuer das Mobile Order Managementsystem der Firma Transporeon und die FIN-Datenbank der VLB Berlin an. Yaser Gamai, Egemin Handling Automation, Zwijndrecht, Belgien, berichtete über die Lkw Be- und Entladung mittels Automated Trailer Load (ATL). Seit einigen Jahren steigt der Einsatz von fahrerlosen Transportsystemen (FTS), da sie in punkto Flexibilität trotz Automatisierung auch für die Getränkebranche immer interessanter geworden sind. Klassisch übernehmen FTS Transportfunktionen von A nach B oder lagern Paletten im Block oder im Regal ein oder versorgen Produktionsanlagen mit Nachschub. Dabei orientieren sich die FTS in definierten Räumen, oft auch an Markierungen im Boden. Durch immer bessere Sensoren (Laserscanner, Gyroskope, Antriebs- und Lenk-Encoder) ist es nun aber auch möglich, dass sich die Fahrzeuge in „unbekanntem Terrain“ bewegen können. Somit kann nun auch die Heckbeladung per FTS realisiert werden. Im Vergleich zur manu-

ellen Beladung sind die Systeme zwar noch langsamer, dafür arbeiten sie rund um die Uhr, was evtl. für das Vorladen von Wechselbrücken, Containern oder Trailern interessant sein könnte. Ein weiteres Schnittstellenthema zwischen Hersteller und Handel beleuchteten Mehmet Imer, Kaiser’s Tegelmann Logistik GmbH (KTLog), und Torsten Hiller, Logipack Pool GmbH. Ihr Vortrag über Effiziente Ladeeinheiten aus Sicht des Handels informierte über Ansätze zur Harmonisierung von Vollgut- und Leergutprozessen. Zunächst ging Imer auf die Ist-Situation im Lebensmitteleinzelhandel ein. Hier ergibt sich zum einen ein erhöhter Handlingsaufwand durch Inkompatibilität von unterschiedlichen ¼-Paletten. Mehrere Marktteilnehmer und unterschiedliche Paletten-Generationen haben zur Folge, dass aktuell im ZL von KTLog sechs unterschiedliche Paletten verfügbar sind. Ein weiteres Problem: Zudem ist Berlin geprägt vom Einzelflaschen- (45 %) und Multipackverkauf (15 %). Nur 40 % des Bieres wird bei Kaiser‘s als Kasten verkauft. Als Resultat sind 50 % der Leergutkästen, die von POS zurückkommen, unsortiert und für 30 % der abgegebenen Flaschen stehen keine Kästen zum Einstellen zur Verfügung (Flaschenüberhang). Gegenwärtig belasten der erforderliche Leergutsortieraufwand und die zusätzlichen Transporte zur Entsorgung der Übergangflaschen die Leergutabwicklung. Imer plädiert dafür, die Leergutsortierung näher an die „Leergutquelle“ zu verlagern und z.B. neutrale Tray-Systeme für die Rückführung bis zur Sortierung zu nutzen.

Getränke­ logistiker aus ganz Deutschland trafen sich auf dem 18. VLBForum im Hotel Berlin

Brauerei Forum  – Dezember 2015

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Betriebswirtschaft

In den Pausen trafen sich die Teilnehmer der betriebswirtschaftlichen Fachtagung in der Hotel-Lobby, um sich auszutauschen

Hiller ergänzte, dass bei den Multipackdisplays eine Standardisierung in der Regel fehlt und oft auch keine Möglichkeit zur Rückführung der leeren Flaschen vorhanden ist. Meist sind die Trays aus Einwegpappe und die ¼-Paletten werden in der Regel leer vom Dienstleis­ter abgeholt. Die standardisierten Logipack-Trays können hingegen für die Distribution von Multipacks auf Düsseldorfer- und ¼-Paletten genutzt werden und anschließend die leeren Flaschen wieder aufnehmen, um sie zur Sortierung zu bringen. Dabei können vier Trays in der Fläche auf eine Europalette gestellt werden. Auch die sortierten Flaschen können, wenn sie nicht direkt in die richtigen Markenkästen gestellt werden, auf Trays bereitgestellt werden. So lassen sich Einheiten mit 960 tiefensortierten Leergutflaschen bilden, die analog eines Klotzpacks wieder in den Abfüllprozess eingespeist werden können (nur ohne Glasabschieber). Am Dienstag nach der Mittagspause stellte Bernd Jonkmanns der Firma Aet­nagroup neue Möglichkeiten beim Folienstretchen vor. Durch variable Änderungen der Vordehnung beim Wickelprozess lässt sich für jeden Bereich einer Ladeeinheit die notwendige Folienstärke einstellen. Hierdurch kann die Krafteinwirkung der Folie auf das Packgut gesteuert und einzelne Bereiche zusätzlich verstärkt werden. Dies wird unter dem Begriff „CUBE TECHNOLOGY“ zusammengefasst. Dazu gehört auch der proaktive Kantenschutz, wodurch Schäden beim Wickeln an den Ecken

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Brauerei Forum  –  Dezember 2015

einer Palette verhindert werden sollen. Eine Neuheit war die Vorstellung einer Lösung für die Ladeeinheitensicherung von Bierfässern auf einer Euroholzpalette mittels Folienstrechverfahren. Mit einem Video eines erfolgreich durchgeführten Fahrtests wurde die Stabilität der Fassladeeinheit demonstriert. Im Anschluss erläuterte Norbert Heyer, VLB Berlin, die Anforderungen bei Ladeeinheiten (LE), die u.a. nach der VDI Richtlinie 2700 gefordert werden. Heyer präsentierte den Vergleich der Anforderungen mit den Ergebnissen von Sensoraufzeichnungen beim See- und Straßentransport. Wie Querbeschleunigungen sich auf LE auswirken, die sich auf einem Lkw befinden, wurde 2014 bei einem fahrdynamischen Versuch auf dem DEKRA-Gelände in Bielefeld untersucht. Heyer erläuterte ferner, welche Schwierigkeiten es bei der Beurteilung von LE geben kann, da zurzeit lediglich die GS1 (Global Standard One) zur Verfügung steht. Für 2016 ist ein weiterer fahrdynamischer Versuch mit Halb- und Viertelpaletten in Bielefeld geplant, die einen höheren Schwerpunkt als Europaletten haben. Als zweiter Referent der VLB Berlin sprach Christian Raschke über die Untersuchung von LE, die mit Stretchfolie gesichert werden und welche rechnerische Auswirkung die Höhe der Ladeeinheit auf die Masse hat, die von der Folie gehalten werden muss. Durch Elastizität der Folie kann bei Belastung ein Versatz des Packgutes auftreten. Bei Messungen an LE, die als stabil

bezeichnet werden können und eine Höhe von 160 cm haben, wurde eine zusätzliche Massenverschiebung von 7 % festgestellt. Insgesamt wirken 30 % der Masse auf die Folie und ziehen an der Verbindung zwischen Packgut und Ladungsträger. Wie sich verschiedene Wickelmodi auswirken, berichtete Raschke anhand seiner an der VLB durchgeführten Versuche: Hierzu wurden LE mit der allgemein üblichen Kreuzwicklung gesichert, einem Kipptest unterzogen und anschließend der Versatz gemessen. Danach wurde der Wickelmodus dahingehend verändert, dass beim Anstieg zwischen den Lagen zusätzlich, wie bei einer Banderole, gewickelt wurde. Der anschließende Kipptest zeigte eine deutlichere Verbesserung, welche sich nach weiteren Versuchen relativierte. Der Versatz zwischen Ladegut und Ladungsträger reduzierte sich um die Hälfte. Abschließend stellte Heyer den aktuellen Stand eines VLB-Forschungsprojektes über den Bau eines mobilen Beschleunigungs-Simulators vor. Hierbei handelt es sich um eine Bewegungsplattform mit sechs Freiheitsgraden, mit der realistische Transportbelas­ tungen simuliert werden können. Durch die Mobilität mittels Transportanhänger sind reproduzierbare Tests vor Ort bei den Abfüllern möglich und jede Parameteränderung kann sofort überprüft werden. Es ist geplant, die ersten Ergebnisse mit der Plattform auf der VLB-Fachtagung „Ladungssicherung“ am 1. und 2. Juni 2016 in Bielefeld zu präsentieren.


ehem. VLBer   Nachrichten

Prof. Dr. Karl Wackerbauer verstorben Am 9. November 2015 verstarb im Alter von 84 Jahren Prof. Dr.-Ing. Karl Wackerbauer. Der Emeritus war von 1977 bis 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Brauwesen an der Technischen Universität Berlin und Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Technologie der Brauerei und Mälzerei. (oh) Karl Wackerbauer wurde am 18. September 1931 in München geboren. Nach dem Abitur absolvierte er 1951/52 eine Lehre zum Brauer und Mälzer in Nesselwang und München. Anschließend sammelte er erste Berufserfahrungen als Brauer in der Kronenbrauerei Gebr. Ganser, LeverkusenWiesdorf, der Hirschbrauerei, Düsseldorf, und der König-Brauerei, Duisburg-Beeck. 1955 nahm er ein Studium an der Technischen Universität München auf, wo er 1957 das Examen als Dipl.-Braumeister ablegte. Den Abschluss als Diplom-Brauereiingenieur erwarb er 1959 an der TU Berlin. Anschließend ging er zur Andreas-Brauerei nach Hagen, wo er eine Stellung als Betriebskontrolleur antrat.

an der TU Berlin an. Gleichzeitig übernahm er in Personalunion die Leitung des VLB-Forschungsinstituts für Technologie der Brauerei und Mälzerei. Damit trat er die Nachfolge namhafter Brauereiwissenschaftler wie Wilhelm Windisch, Paul Kolbach, Gerhard Krauß und Ulf-Dieter Runkel an.

Karl Wackerbauer  Rückkehr nach Berlin Am 1. Oktober 1962 zog es ihn dann wieder zurück nach Ber- Bierforscher aus Leidenschaft lin, wo er als wissenschaftlicher Mit- Bleibende Verdienste erwarb sich Karl arbeiter in den Brautechnologischen Wackerbauer u.a. mit seinen Arbeiten Beratungsdienst der VLB eintrat. 1967 über brauereitechnologische Prowurde er bei Prof. Dr. Siegfried Win- bleme, zu Fragen der Brauerei-Biologie disch zum Doktor-Ingenieur promo- und Gärungstechnologie, der Gärung/ viert. Das Thema seiner Dissertation Reifung in ZKGs, über Sauerstoffprolautete „Die bierschädlichen Bakterien bleme und Bierfiltration. Neben der der Gattung Lactobacillus und ihr sero- Arbeit als Forscher blieb die akadelogischer Nachweis“. mische und praktische Ausbildung 1968 wurde er Nachfolger von Prof. des Brauer-Nachwuchses während Silbereisen als Leiter der Brauerlehr- der gesamten Zeit seines beruflichen anstalt, an der er vorher schon als Wirkens ein Schwerpunkt seiner ArDozent gewirkt hatte. 1970 wurde er beit. Besondere Akzente setzte er in Abteilungsvorsteher des Brautechno- diesem Bereich durch die Integration logischen Beratungsdienstes der VLB des Brauwesens in den Studiengang und zum Assistenzprofessor für Brau- Biotechnologie an der TU Berlin in den ereitechnologie an der Technischen 1990er Jahren sowie durch die UmstelUniversität Berlin berufen. 1975 wurde lung des VLB-Braumeisterkurses auf er habilitiert und zum Privatdozenten die englische Sprache im Jahre 1999. an der TU Berlin ernannt. Am 1. Juli Insgesamt sind ungezählte Braumeis­ 1977 nahm Wackerbauer den Ruf auf ter, Diplom-Braumeister, Diplom-Inden Lehrstuhl für Brauereitechnologie genieure und Doktor-Ingenieure im

Laufe seines mehr als drei Jahrzehnte dauernden Schaffens unter seinen Fittichen entstanden. In seiner Kombination als Forscher und Praktiker war sein professioneller Rat auch international sehr gefragt. So ist der Name Wackerbauer auch heute noch in vielen großen Brauereien in Asien, Afrika und Lateinamerika ein Begriff. Großes Engagement Sein außerordentliches Engagement äußerte sich auch in den zahlreichen Ehrenämtern, die Wackerbauer im Laufe seiner beruflichen Laufbahn bekleidete. So war er unter anderem Mitglied im VLB-Verwaltungsrat, Wissenschaftlicher Leiter der VLB, stellvertretender Direktor des Instituts für Lebensmitteltechnologie der TU Berlin und Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin (IfGB). Er war aktives Mitglied im Technisch-Wissenschaftlichen Ausschuss (TWA) der VLB, im EBC Committee for Microbiology and Biochemistry, im Technischen Ausschuss des Deutschen Brauer-Bundes, im Deutschen Institut für Reines Bier sowie im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Berlin. Außerdem ernannte ihn die Vereinigung ehem. VLBer 2004 zum Ehrenmitglied. Wackerbauers aktive Karriere an der TU Berlin und der VLB Berlin endet im Jahre 2004 mit der Berufung seines Nachfolgers Dr. Frank-Jürgen Methner auf den Lehrstuhl für Brauwesen. Prof. Dr. Karl Wackerbauer litt zuletzt unter altersbedingten gesundheitlichen Problemen und verstarb im Alter von 84 Jahren am 9. November 2015. Brauerei Forum  – Dezember 2015

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ehem. VLBer Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V.

VLB-Mitgliederversammlung 2015: Kontinuierliches Wachstum auch in 2014 Die ordentliche Mitgliederversammlung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. fand am 5. Oktober 2015 in Berlin statt. Ein positiver Jahresabschluss für 2014, eine Ehrung und die Ankündigung eines Rücktrittes zeichneten die Versammlung aus.

Foto: oh

ren im Juni 2014 die Rohbauarbeiten aufgenommen werden (der Rohbau wurde im Februar 2015 fertiggestellt).  Bei den Sachspenden ragte die neue kombinierte Fassabfüll- und Reinigungsmaschine („Kegboy“) der Firma KHS, Dortmund, mit einem Spendenwert von 200 T€ heraus.

VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine mit Mitgliedern des VLBVerwaltungsrates auf der Mitgliederversammlung 2015: Dr. Mike Eberle, Horst Müller, Dr. Stefan Lustig, Wolfgang Janssen, Gerhard Theis

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(oh) Die Mitgliederversammlung wurde vom Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Dr. Mike Eberle, geleitet. Zum Auftakt erstattete VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine den Bericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2014:  Die Gesamterlöse in 2014 sind um 8 % auf rund 10,7 Mio. € gestiegen. Hauptursache war eine starke Steigerung der Drittmittelabrufe (Forschungsprojekte) um 40 % auf 1,9 Mio. €. Auch die Mitgliedsbeiträge (+9 %) und der Veranstaltungsbereich (+7 %) entwickelten sich positiv. Lediglich bei der Auftragsanalytik wurde bedingt durch Sondereinflüsse ein Rückgang um 13 % gegenüber dem in diesem Bereich außerordentlich starken Jahr 2013 verzeichnet. Insgesamt weist der Jahresabschluss 2014 der VLB Berlin einen Überschuss von 392 000 € aus.  Beschäftigt waren 2014 im Jahresdurchschnitt 133 Personen (135), davon 82 (56) in Forschungsprojekten.  Die VLB hatte im Jahr 2014 insgesamt 366 Mitglieder, davon 106 stimmberechtigt, 219 nicht-stimmberechtigt („Fördermitglieder“) und 41 persönliche Mitglieder.  Beim „Neubau des Ausbildungszentrums der VLB Berlin“ konnten nach einer gerichtlichen Klärung eines Einspruchs bei einem BieterverfahBrauerei Forum  –  Dezember 2015

Der Jahresbericht 2014 der VLB Berlin erhielt einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk der KWP Revision GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin. Er wurde auf der Mitgliederversammlung verteilt und steht allen Mitgliedern auf Anfrage zur Verfügung. Die Mitgliederversammlung entlastete den Verwaltungsrat und die Geschäftsführung der VLB ohne Gegenstimme. Es folgte ein Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr der VLB, bei dem sich Fontaine optimistisch zeigte, den eingeschlagenen Wachstumskurs auch in 2015 fortsetzen zu können. Im Namen des Verwaltungsrates dankte Eberle dem VLB-Geschäftsführer Dr.

Josef Fontaine, der kaufmännischen Leiterin Manuela Hauffe sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre erfolgreiche Arbeit. Im Anschluss kündigte Dr. Mike Eberle seinen Rücktritt als VLB-Präsident zum Jahresende an. Grund war sein Ausscheiden aus der Radeberger Gruppe und der Wechsel zur Carl Kühne KG nach Hamburg im Oktober dieses Jahres. Sein Nachfolger soll auf der nächsten turnusmäßigen Sitzung des Verwaltungsrates am 4. Dezember gewählt werden (siehe Bericht S. 5). Als neues Mitglied in den Verwaltungsrat wählte die Mitgliederversammlung Wolfgang Janssen, Radeberger Gruppe. Zum Abschluss der Mitgliederversammlung wurde für sein Lebenswerk als Forscher und Lehrer Prof. Dr. Reinhold Schildbach mit der VLB-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet (siehe Bericht S. 35). Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung der VLB Berlin findet am 24. Oktober 2016 in Berlin statt.

Am 9. November 2015 verstarb im Alter von 84 Jahren unser Ehrenmitglied

Prof. Dr.-Ing. Karl Wackerbauer *18. September 1931

† 9. November 2015

In Trauer und Gedenken. Im Namen aller Mitglieder der Vereinigung ehem. VLBer e.V.

Dipl.-Ing. Klaus Niemsch 1. Vorsitzender

Dr.-Ing. Roland Pahl 2. Vorsitzender


ehem. VLBer   Nachrichten VLBer Studienjahrgang 1960/62

34. Semestertreffen in München Am 3. September 2015 trafen sich neun Consemester mit ihren Damen auf Einladung von Elisabet und Christian Korinth in München, der Weltstadt mit Herz. Nach dem Einchecken im Hotel Obermaier und einer kurzen Begrüßung ging es gleich zünftig los mit einem Besuch des Hofbräuhauses, wo wir den Abend im dortigen Braustübl bei Bier und deftiger Brotzeit begingen. Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück in die Münchner Innenstadt, wo wir einen interessanten Rundgang um den Mariannenplatz und über den Viktualienmarkt machten. Danach konnten wir zur vollen Stunde zusammen mit vielen Schaulus­tigen das Glockenspiel am Münchner Rathaus beobachten. Am Nachmittag besuchten wir die BMWWelt. Bei einer dreistündigen Führung konnten wir die Fertigung von Personenkraft­wagen von der Pressung des ersten Stahlbleches bis zur Endkontrolle der fertigen Fahrzeuge verfolgen. Es war sehr beeindruckend, wie

vieIe Hightech-Roboter an den Produktionsbändern eingesetzt werden. Aber trotzdem kann dort auf menschliche Arbeitskraft noch nicht verzichtet werden, sodass BMW in München zu einem der größten Arbeitgebern zählt. Der Besuch des Pkw-Museums war der Abschluss dieser sehr beeindruckenden Besichtigung. Den Abend verbrachten wir in einer urigen Gaststätte in Schwabing, wo wir uns Münchner Spezialitäten zu Münchner Bier schmecken ließen. Am nächsten Tag wurde ein ausgiebiger Spaziergang durch die Münchner Innenstadt gemacht. Danach stand ein Ausflug mit der S-Bahn zum Kloster Andechs auf dem Programm. Nach dem Mittagessen in der Klostergaststätte kamen nostalgische Gedanken an unsere berufliche Tätigkeit auf, als wir an einer Verkostung der sechs Klos­ terbiere teilnahmen. Hierbei ging es natürlich nicht um die Feststellung von Bierqualität und Bierfehlern, sondern mehr um den Geschmack der einzelnen Biersorten, der auch von den Consemestern sehr unterschiedlich

Schwedens Braumeistervereinigung feierte 100-jähriges Jubiläum Am 8. August 1915 gründeten einige schwedische Braumeister den Verein Svenska Bryggmästare Förbundet (SBF). Ziel war es, die in dem großen Land weit verstreuten Kollegen zusammenzubringen, um so zum einen den Gedankenaustausch und die Weiterbildung zu fördern. Zum anderen sollte aber auch Geld für die Bildung einer Arbeitslosen- und Pensionskasse sowie einer Begräbnishilfe gesammelt werden. Diese Vereinigung konnte nun nach geringfügigen Namensänderungen im Laufe der Zeit ihr 100-jähriges Bestehen feiern! In den Tagen um den 8. August 2015 trafen sich mehr als 60 Mitglieder mit ihren Damen in Sundbyholms Schloss in Mittelschweden bei herrlichem Wetter zum Jubiläumsfest, zum Rückblick und zur Vorschau. Beim Grillabend während der Dampferfahrt über den Mälarsee

nach Västeras und beim großen Bankett im Festsaal des Schlosses gab es zahlreiche Biere der jüngst neu entstandenen Brauereien zu verkosten, welche die früher recht stereotype Bierlandschaft angenehm bereicherten. Das Festprogramm war erfreulich frei von tiefgründigen Reden und sons­tiger Traditionslast. Ein gewandter Conferencier brachte u.a. die deutschstämmigen Mitglieder während des Festessens dazu, das schöne Lied „Es gibt kein Bier auf Hawaii!“ unter dem Jubel des Auditoriums vorzutragen. Die Zukunft der Vereinigung wird sich positiv gestalten. Die in den vergangenen Jahren neugestarteten Kleinbrauereien werden nicht nur das Bierinteresse der Bevölkerung beleben, sondern auch, sofern sie den Forderungen der Satzung genügen, der Sveriges Bryggmästare Förening neue Mitglieder zuführen. Leopold Heyl

beurteilt wurde. Leider konnte weder das Kloster noch die Klosterbrauerei besichtigt werden. So ging es nach dem Besuch der Klosterkirche wieder zurück nach München, wo wir im Gasthof unseres Hotels einen netten Abend in gelöster und harmonischer Stimmung erlebten. Für die hervorragende Organisation des Semestertreffens sowie die herzliche Gastfreundschaft gilt unser Dank Elisabet und Christian Korinth. Das nächste Semestertreffen findet auf Einladung von Rolf Göbbels im September 2016 in Monheim oder Köln statt. Bernhard Kahlmeyer

Im September feierte der Studienjahrgang 1960/62 ein freudiges Wieder­sehen in München

Marion Hofmann  Am 24. September 2015 ist Marion Hofmann nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. (BF) 28 Jahre lang war sie als Sachbearbeiterin an der VLB Berlin beschäftigt. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem die Betreuung der VLB-Mitglieder sowie die Organisation der Tagungen. In dieser Zeit engagierte sie sich aber auch für die Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens. 1998 ging Marion Hofmann im Alter von 60 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. In all den Jahren an der VLB war sie eine geschätzte Kollegin, an die man sich wegen ihres freundlichen Wesens und ihrer umsichtigen Art noch gerne erinnert.

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ehem. VLBer   Nachrichten DBMB Berlin-Brandenburg

Treffen an der VLB Berlin Am 20. November trafen sich im Lichthof der VLB Berlin 65 Mitglieder, Fördermitglieder und Gäste zum Braumeister- und Malzmeisterabend. Der Landesgruppenvorsitzende Jens Kemmel begrüßte alle Anwesenden insbesondere die Ehrenmitglieder, Peter Weichenhain und Prof. Gerolf Annemüller. Kemmel richtete seinen Dank an den Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine für die Ausrichtung der Veranstaltung. Dr. Fontaine berichtete zum Stand des Vereinigung ehem. VLBer e.V.

Einladung zur Mitgliederversammlung im April 2016 Die nächste Mitgliederversammlung der Vereinigung ehem. VLBer e.V. findet am Samstag, dem 23. April 2016, auf dem DBMB-Jubi­läumsbraumeistertag zum 500jährigen Bestehen des Deutschen Reinheitsgebotes in Ingolstadt statt. Die ehem. VLBer treffen sich von 12.30 bis 14:00 Uhr zur Hauptversammlung im Stadttheater.

Neubaus der VLB und stellte in Aussicht, dass die Mitgliederversammlung im November 2016 im Neubau stattfinden wird. Die Altgebäude werden nach einer Sanierung durch die TU Berlin genutzt. Kemmel würdigte nennenswerte Geburtstage der Mitglieder: den 80. beging Dr. Willi Horst Glaser, den 75. Friedrich-Wilhelm Reinhardt sowie den 65. Ingrid Weber. Als neues Mitglied wurde Olaf Hendel, Leiter PRund Verlagsabteilung der VLB, in die Landesgruppe aufgenommen. Heiterer Vortrag Den Fachvortrag hielt Dr. Roland Pahl, Leiter des Forschungsinstituts für Bierund Getränkeproduktion/Produktionstechnik an der VLB, zum Thema: Rund ums Bier - Kuriositäten aus dem Internet. In dem Vortrag, der wie immer im Hörsaal der ehemaligen VLBer stattfand, zeigte Pahl Screenshots aus dem Internet, auf die er während Recherchen gestoßen war. Um es kurz zu sagen: Es wird viel Quatsch rund ums Bier im Internet verbreitet und auch mit der Rechtschreibung und Grammatik nimmt man es nicht so genau. Im Folgenden einige Beispiele aus der Präsentation von Pahl. So findet man auf den Seiten von zentrum-der-gesundheit.de unter anderem aktivierte Gerste von der Fa. Sunwarrior, die in einer 900 g Packung für 54,90 € zu erwerben ist. Angepriesen wird diese als zu 100 % aus „Aktivierter (gekeimter) Gerste“ und soll 400 % mehr Energie pro Kalorie besitzen. Bei Google findet man z.B. für den Begriff „gluten free“ rund 93 000 000

Ergebnisse und damit doppelt so viel wie für die Suche nach „rich in vitamin“. Wiederum auf den Seiten von zentrum-der-gesundheit.de wird man zum Gluten fündig. Es steht dort: „Modernes Getreide ist, wie eigentlich fast all unser Gemüse und Früchte, völlig überzüchtet. Zu den wichtigsten Zuchtkriterien gehören grosse Körner, also höchstmögliche Ausbeute pro Ähre und ein hoher Glutengehalt. Je höher der Glutengehalt, um so besser sind die Backeigenschaften des Mehles und um so höher ist bei vielen Menschen die Gefahr, Allergien gegen dieses unnatürliche Eiweiss zu entwickeln.“ Im weiteren Verlauf erfährt man, dass Gluten die Sinne vernebelt und dass sich Getreide nicht als Grundnahrungsmittel eignet. „Glutenhaltige Getreide sind an der Förderung einer chronischen Übersäuerung und an der Zerstörung der Darmflora beteiligt. Gluten schafft selbst die Voraussetzungen für eine Glutenunverträglichkeit.“ Auf helpster.de erfährt man, dass Presshefe das bekannteste Produkt mit Hefebakterien ist. Bei netdoktor.@/gesundheit/gesundeernaehrung/gott-erhalt-s-haelt-biergesund-299494 liest man, dass modernes Bier nicht mehr wirklich gesund ist. Für den Hobbybrauer gibt es unter „besser-bier-brauen.de/selber-bierbrauen/rezepte/thors-hammer-istout“ eine Rezeptur, die aus 19 Kohlenhydratquellen und 10 Hopfensorten besteht. Na dann Prost! Nach dem erheiternden Vortrag von Pahl endete der offizielle Teil der Veranstaltung. Jürgen Richter

Versuchsanstalt der Hefeindustrie (VH Berlin)

VH zieht um nach Berlin-Adlershof Nach 91 Jahren Anwesenheit an der Seestraße 13 hat die VH Berlin im November 2015 einen neuen Forschungsstandort in Berlin-Adlershof bezogen. (dp) Der Umzug steht im Zusammenhang mit dem neuen VLB-Fortbildungszentrum, wo die VLB Berlin nach dessen Fertigstellung in der zweiten Hälfte 2016 einzieht. Die so freiwerdenden Räume und Gebäude an der Seestraße 13 werden von der TU Berlin komplett übernommen. Geplant ist die Ansiedlung aller TU Fachbereiche zur Lebens-

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mitteltechnologie, einschließlich Brau­ wesen und Lebensmittelchemie. Standort mit Tradition Der Umzug der VH Berlin nach BerlinAdlershof bedeutet eine weitere Zäsur in der Geschichte des Instituts für Gärungsgewerbe (IfGB). Es wurde 1874 als Versuchs­station des Vereins der Spiritus-Fabrikanten gegründet. Im Laufe der Jahre diente das IfGB dann immer wieder als übergeordneter Verband, in dem bis vor dem Zweiten Weltkrieg insgesamt sieben Vereine organisiert waren. Dazu zählen u.a. die 1883 gegründete VLB Berlin sowie die

1924 gegründete Versuchsanstalt der Hefeindustrie. Nach 1945 schrumpfte der Mitgliederbestand des IfGB deutlich zusammen. Übrig blieben die VLB Berlin, die VH Berlin sowie die VLSF, die Berliner Versuchs- und Lehranstalt für Spirituosenfabrikation und Fermentationstechnologie. Letztere musste allerdings im Jahr 2002 Insolvenz anmelden. Damit befindet sich auf dem Campus an der See­straße jetzt nur noch die VLB Berlin, die seit 1893 ununterbrochen auf dem traditionellen Forschungsstandort für das Gärungsgewerbe tätig ist.


ehem. VLBer   Nachrichten VLBer Jahrgang 1965/67

Nach 50 Jahren Rückkehr in die Seestraße 13 Anlässlich des 50-jährigen Studienbeginns an der VLB Berlin war eine Besuchszeit von vier Tagen für Berlin und die Umgebung gerechtfertigt. Hierfür hatten Dieter Pelz und Manfred Staruß für die elf Teilnehmer und ihre Frauen ein abwechslungsreiches Programm ausgearbeitet. Am 2. Tag ging es gleich auf die Dachterrasse des Reichstags, die einen grandiosen Panoramablick auf die nicht mehr geteilte Stadt ermöglichte. Anschließend gab es eine Stadt- und Schlösserrundfahrt in Potsdam/Sanssouci. Der Schwerpunkt lag auf dem Holländer Viertel. Es beeindruckte sowohl mit der städtebaulichen und landschaftlichen Harmonie als auch durch seine eingebundene Geschichte als Sitz von Königen und Kaisern. Vom Schloss Cecilienhof (2. Potsdamer Konferenz) war es nur noch ein Katzensprung zu Jürgen Solkowskis be-

kannter Gasthausbrauerei Meierei im Neuen Garten am Jungfernsee. Bei Eisbein und Grillhaxe stiegen Erinnerungen auf. Jürgen braut kein Pils und Export, sondern ein Helles und jeden Monat ein besonderes Bier, darunter Sorten wie Dairy Red Ale, ein typisches IPA, Weizen, Spezial und u.a. auch die Weisse (nach „Berliner Art“). Der 3. Tag war einem Besuch der VLB vorbehalten. Burghard Meyer führte durch den alten Hörsaal und hielt in der Bibliothek einen interessanten historischen Abriss über die Entwicklung der vergangenen Jahre. Die internationale Öffnung der VLB Berlin seit 2006 wird derzeit von 140 Mitarbeitern gewährleistet und ab 2016 von einem Neubau (30 Mio. €) gekrönt. Auf Anregung der VLB ist die TU Berlin dabei, ab dem Wintersemester 2016/17 den Bachelor of Engineering anzubieten. Der Stu­diengang dient als Ersatz für den eingestellten Dipl.-Braumeister.

An der VLB wurde außerdem die Studienbrauerei mit dem 2-hl-Sudwerk und die Ausbildungsbrauerei mit dem 2-l-Sudwerk besichtigt. Auf großes Interesse stieß ebenfalls die Führung von Gerald Schroff durch die Likörfabrik (Preußische Spirituosen Manufaktur) mit ihren vielen edlen Produkten. Der Abschluss des Tages fand dann bei Oli Lemke in seiner legendären Brauerei in den S-Bahnbögen statt. Dort gab es im Lagerkeller für Spezialbiere ein stilvolles Ambiente. Wir waren umringt von Holzfässern mit Essen, konnten alles besichtigen und Lemkes neue Bierkreationen verkosten. Am 4. Tag ging es zum Ausklang in den Spreewald nach Leipe mit Kahnfahrt, Spreewaldmuseum und in den Landgasthof Zum grünen Strand der Spree mit hausgebrautem Bier. Dr. Horst Bischoff und seine Frau Ilsemarie richten das nächste Treffen in Bad Mitterndorf/ Österreich aus. U.K.

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Schöne Stunden erlebten die ehem. VLBer bei Oli Lemke in seiner Brauerei in den S-Bahnbögen

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IMPRESSUM

Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestrasse 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr) rahl@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Wolfgang Kunze (WK), Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Autoren in dieser Ausgabe Patricia Diniz, Benjamin Ende, Martin Hageböck, Wiebke Künnemann, Ro­bert Pawelczak, Stefan Reimann, Martin Senz Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit 10 Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 12/15 (= Dezember-Ausgabe): 18.12.2015 Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47, Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­ vielfältigung oder Weiterverarbeitung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­ cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.

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DBMB Berlin-Brandenburg

DBMB Berlin-Brandenburg

Jahreshauptversammlung

Veranstaltungsplan 2016

Die Jahreshauptversammlung der Landesgruppe Berlin-Brandenburg findet am Freitag, 15. Januar 2016, in der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei, Indira-GandhiStr. 66-69, 13053 Berlin, um 17.00 Uhr statt.

• 15. Januar 2016: Jahreshauptversammlung in der BerlinerKindl-Schultheiss-Brauerei • 11. März 2016: Mitgliederver­ samm­lung im Brauhaus Spandau • 22. bis 24. April 2016: Braumeis­tertag in Ingolstadt • 9. Juli 2016: Sommerausflug mit Partnern • 2. September 2016: Mitgliederversammlung im Frankfurter Brauhaus • 18. November 2016: Mitgliederversammlung an der VLB Berlin gez. Kemmel

Tagesordnung: 1. Begrüßung / 2. Jahresbericht / 3. Bericht des Schatzmeisters / 4. Bericht des Kassenprüfers / 5. Entlastung des Vorstandes / 6. Neuwahlen des Vorstandes / 7. Wahl der Kassenprüfer / 8. Wahl des Beirates / 9. Verschiedenes Für die ordnungsgemäße Vorbereitung des Treffens wird bis 4. Januar 2016 eine Mitteilung benötigt, wer an der Veranstaltung teilnimmt. Jürgen Richter

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 14 Fachfragen 1. e) Cellulose / 2.  d)  Amylopektin / 3. c) Arabinose / 4. c) Cellulose 5. a) Glucose / 6.  b)  CH3 – CH2OH / 7.  a) Fructose 8. Grenzdextrinase (55 – 60 °C), β-Amylase (60 – 65 °C), α-Amylase (65 – 75 °C), evtl. Endo-β-1,3-Glucanase (60 – 65 °C) und β-Glucan-Solubilase (55 – 70 °C) Fachrechnen 1. Masse der Anstellwürze: 250 hL • 100 L/hL • 1,046 kg/L = 26 150 kg Masse des Gesamtextraktes: 100 %  26 150 kg Würze 11,5 %  x kg Extrakt x = (26 150 kg • 11,5)/100 = 3007,25 kg Extrakt Masse des vergorenen Extraktes: Da vom Gärkeller- bis zum Ausstoßvergärunsgrad vergoren wird, werden 12 % des Gesamtextraktes noch im Lagertank vergoren (64 % - 52 %). 100 %  3007,25 kg Extrakt 12 %  x kg Extrakt x = (3007,25 kg • 12)/100 = 360,87 kg Extrakt Summenformel der Gärung: C6H12O6 → 2 C2H5OH + 2 CO2 + ∆E Berechnung der Molekülmassen: 6 • 12 + 12 • 1 + 6 • 16 = 2 • (2 • 12 + 5 • 1 + 1 • 16 + 1 • 1) + 2 • (1 • 12 + 2 • 16) Ergibt: 180 g = 92 g + 88 g bzw.

180 Teile = 92 Teile + 88 Teile

Lösungsdreisatz 180 Teile Zucker  360,87 kg 88 Teile CO2  x kg x = (360,87 kg • 88)/180 = 176,4253 kg CO2 Volumen des CO2 : (bezogen auf 20 °C) 1,98 kg CO2  1 m3 176,4253 kg CO2  x m3 x = (1 m3 • 176,4253)/1,98 = 89,10369 m3 = 89 104 L Im Lagertank entstehen 89 104 L CO2.

Brauerei Forum  Forum  –  Dezember 2015 Brauerei


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Prof. Dr. Reinhold Schildbach (r.) erhält vom (ehemaligen) VLB Präsidenten Dr. Mike Eberle die Goldene Ehrennadel der VLB Berlin

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Hohe VLB-Auszeichnung für Prof. Dr. Reinhold Schildbach

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Als Dank für sein Wirken zum Wohle der VLB Berlin hat Prof. Dr. Reinhold Schildbach die Goldene Ehrennadel der VLB erhalten. Die Auszeichnung überreichte der ehem. VLB-Präsident Dr. Mike Eberle dem Laureaten im Anschluss an die VLB-Mitgliederversammlung Anfang Oktober 2015. (dp) Er gilt als wissenschaftliches Schwergewicht, als einer der profiliertesten Experten für Gerste und Hopfen weltweit. Sein ganzes Leben hat Reinhold Schildbach der Erforschung von Rohstoffen für die Bierherstellung gewidmet. Dabei haben seine Studien häufig sogar helfen können, grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen. Die­se dienen mittlerweile nicht nur als Basiswissen für eine ganze Branche, sondern haben auch maßgeblich zur Forschungskompe-

tenz der VLB Berlin beigetragen. Ihr hat der gebürtige Thüringer immer die Treue gehalten. Zunächst von 1969 an als Nachfolger von Prof. Dr. Karl Göpp, dem damaligen Leiter der VLB-Rohstoffabteilung, dann als Dozent an der VLB-Brauerschule und an der TU Berlin. Schließlich auch als wissenschaftliches und geschäftsführendes Mitglied im TWA der VLB. Bleibende Verdienste hat sich Schildbach zudem durch das von ihm begründete Internationale BraugerstenSeminar erworben. Eine nach wie vor viel beachtete Veranstaltung, die 2015 mit fast 200 Teilnehmern zum 44. Mal stattfand. Weitere Zäsuren in seinem beruflichen Leben waren 1972 seine Habilitation und die Ernennung zum ordentlichen Professor an der TU Berlin. Von 1977 bis 1981 war er Wissenschaftlicher Leiter der VLB und zweitweise sogar deren Geschäftsführer. 1999 übergab er die Leitung des Forschungsinstituts für Rohstoffe an seinen Nachfolger Prof. Dr. Frank Rath. 2013 erschien Schildbachs Buch „Getreide und Braugetreide – weltweit“. Es thematisiert umfassend den Anbau und Einsatz von Braugerste und anderen Getreidesorten. Prof. Dr. Reinhold Schildbach ist nach Dr. Axel Th. Simon, Prof. Dr. Gerolf Annemüller, Dipl.-Ing. Wolfgang Kunze und Dr. sc. tech. Hans-J. Manger der fünfte Träger der Goldenen Ehrennadel der VLB Berlin.

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Brauerei Forum  – Dezember 2015

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Unsere nächste Ausgabe erscheint am 29. Januar 2016

Veranstaltungen VLB-Termine  7. bis 9. März 2016 103. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung, Soest  14. bis 16. März 2016 19. VLB-Logistikfachkongress, Eindhoven, Niederlande  5./6. April 2016 RFID-Praxistag bei Rothaus, Grafenhausen (Rothaus)  8. April 2016 22. Dresdner Brauertag, Dresden  17. bis 24. Mai 2016 Workshop „MicroMalting in Practice“, Berlin  1./2. Juni 2016 3. VLB-Fachtagung „Ladungssicherung“, Bielefeld  20. Juni bis 1. Juli 2016 Destillateur-Aufbaukurs, IfGB, Berlin  1. Juli 2016 VLB-Sommerfest  24. bis 26. August 2016 Workshop „Real Craft Brewing“ – Brewing like 1900, Vielau  29. August bis 9. September 2016 Workshop „Craft Brewing in Practice“, Berlin  13. September 2016 MicroBrew Symposium South Africa, Johannesburg, Südafrika  26. bis 28. September 2016 7. Iberoamerikanisches Symposium der VLB, Santiago de Chile, Chile

 7. bis 9. Oktober 2016 International Brewing Conference China, Peking, China  24./25. Oktober 2016 103. VLB-Oktobertagung, Berlin  31. Oktober bis 4. November 2016 Workshop „Applied Microbiology“, Berlin  7. November 2016 5. European MicroBrew Symposium, Nürnberg

Weitere Termine  6. bis 8. April 2016 4. BioProScale Symposium, TU Berlin und IfGB, Berlin  3. bis 6. Mai 2016 Craft Brewers Conference / BrewExpo America, Philadelphia, USA  13. bis 17. August 2016 World Brewing Congress, Denver (CO), USA  5. bis 7. September 2016 14. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Bozen, Italien  14./15. September 2016 food & drink technology Africa, Johannesburg, Südafrika  8. bis 11. November 2016 BrauBeviale 2016, Nürnberg  15. bis 17. Dezember 2016 drink technology India, Mumbai, Indien

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