Karosserie Journal 02. 2021

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Vermeiden Sie Schadensersatzansprüche nach einer Reparatur durch Kalibrierung der Fahrerassistenzsysteme. Seite 6

Vorteile einer unkomplizierten und raschen Schadensabwicklung für Reparaturbetriebe und ihre Kunden. Seite 7

02.2021 KAROSSERIE JOURNAL DER KAROSSERIEBAUTECHNIKER ÖSTERREICHS www.karosseriebautechnik.at

P.b.b. Abs. Bundesinnung der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner, Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien, www.karosseriebautechnik.at

Jetzt ist höchste Zeit, Vorbereitungsmaßnahmen für die Hagelsaison zu treffen. Seite 5

Foto: Rita Newman

DER Z CENTER GTECHNIK N E T E P M : KO ZEU > AKTUELLINNUNG DER FAHR S E D N BU DIE TIPPS FÜR IF O R P : > TECHNIKAISON LÖSER H AG E L S PROBLEM IE S N IE E RUNG: S ERSICHE EN >V D FÜR KUN


EDITORIAL

Foto: Wirtschaftsbund/Foto Weinwurm

Manfred Kubik Bundesinnungsmeister-Stv.

STILLSTAND BEDEUTET RÜCKSCHRITT Der Bestand an Elektro- und Hybridautos steigt unaufhaltsam und dieser Trend wird sich fortsetzen. Wir als Reparaturbranche sollten klar kommunizieren, dass wir keine Scheu davor haben und es uns fern liegt, diese Entwicklung zu bekämpfen. Zur Zeit arbeitet die Bundesinnung an Hochvolt-Ausbildungsmodellen für unsere Mitglieder, die für alle erschwinglich sein sollen. Weiterbildung ist sehr wichtig geworden, denn jeder Stillstand bedeutet Rückschritt. Auch wenn es verständlich ist, wenn im hektischen Alltag kaum Zeit für Schulungen bleibt, kann Wissensmangel dem gesamten Geschäft schaden. Taucht ein Thema in der Werkstatt auf, braucht man zumindest eine Person mit entsprechenden Fachkenntnissen. Zu den Aufgaben der Bundesinnung gehören die Vermittlung von Know-how und die Bereitstellung von Kontakten. Bei der jüngsten Konferenz der Bundesinnung und der Landesinnungen der Fahrzeugtechnik wurde der Beschluss gefasst, im Jänner 2022 bei der Veranstaltung mit dem Arbeitstitel „Wieselburger Schadenstage“ mitzuwirken. Näheres dazu gibt es in den kommenden Ausgaben des Karosserie Journals. Mit dem 1. Mai 2021 wurde die neue Meisterprüfungsordnung kundgemacht und damit ein großer Schritt zur Aufwertung des Gewerbes gesetzt. Die neuen Meisterprüfungen sind nun einem BachelorStudium gleichgestellt. Doch auch wenn Ihre Meisterprüfung schon länger zurück liegt, denken Sie bitte daran, den Meistertitel in Ihren persönlichen Dokumenten eintragen zu lassen. Mit diesem Symbolakt machen Sie sichtbar, dass Meisterinnen und Meister erlerntes Wissen, handwerkliches Geschick und Grips haben. „Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst!“, heißt es treffend in „Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner.

INHALT 03

AKTUELLES Fachwissen für beide Berufsgruppen

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TECHNIK Neue Meisterprüfungsordnung

05

TECHNIK Checkliste für die Hagelzeit

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RECHT Assistenzsysteme und Gewährleistung

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VERSICHERUNG Problemlose Schadensabwicklung

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SPLITTER Kurznews

IMPRESSUM / OFFENLEGUNG

HERAUSGEBER: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik BG Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien Tel.: 01 505 69 50-129, Fax: 01 253 30 33 93 20 E-Mail: fahrzeugtechnik@bigr2.at VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Redaktionelle Mitarbeiter: Mag. Irina Podshibyakina Grafik: Blaugrau Media GmbH Druck: Druckerei Odysseus, Haideäckerstraße 1, A-2325 Himberg

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG

Ihr Manfred Kubik www. carplus.at/vertrieb

www.axalta.at


GEBÜNDELTE KOMPETENZ FÜR BEIDE BERUFSGRUPPEN Vier Kompetenz Center der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik setzen klare Schwerpunkte, um den Mitgliedern beider Berufsgruppen – Fahrzeugtechniker sowie Karosseriebautechniker und Karosserielackierer – bestes Service zu bieten. In den Kompetenz Centern arbeiten Experten, die größtmögliches Fachwissen vereinen und die Mitgliedsbetriebe gezielt unterstützen. Das KC Mitgliederservice unter der Leitung von Mst. Manfred Kubik und Stellvertreter MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA, beschäftigt sich mit der zukünftigen Entwicklung der Bundesinnung und der Serviceleistungen für Mitglieder. Das KC Lack und Karosserie unter der Leitung von Mst. Franz Ofer beschäftigt sich mit der Bereitstellung von Informationen und ihrer Aufbereitung in entsprechenden Leitfäden. Schwerpunkte des KC Fahrzeug-Technik unter der Leitung von KommR Ing. Josef Peter Puntinger sind neueste Technologien und der Zugang zu technischen Informationen.

AUS- UND WEITERBILDUNGSSTRATEGIE Das KC Aus- und Weiterbildung, geleitet von MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA, und Stellvertreter Mst. Manfred Kubik, ist darauf ausgerichtet, beide Berufsgruppen auf die zukünftigen Herausforderungen vorzubereiten. Das oberste Ziel der Aus- und Weiterbildungsstrategie ist, für alle Fachbereiche der Branche qualifizierte Mitarbeiter auszubilden. Dabei sollen Möglichkeiten geschaffen werden, sich von einer niedrigeren Qualifikation weiter zu bilden mit der Option einer späteren

Abschlussmöglichkeit einer höheren Qualifikation. Roman Keglovits-Ackerer spricht vom „lebenslangen kompetenzerweiternden Lernen“, das kein Auswendiglernen, sondern das bewusste Umsetzen der Theorie in die Praxis bedeutet. „Unser Ziel ist es, offen für Weiterbildung zu sein und die Grundausbildung mit neuen NQR-Spezialausbildungen zu erweitern. Diese Spezialausbildungen brauchen festgeschriebene Qualifikationsstandards und anerkannte Abschlüsse.“ So kann die Branche auf technische Innovationen schnell reagieren, z. B. im HV-Bereich auf Notwendigkeit der Spezialisierung auf Wasserstoffantriebe. Dabei soll die MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA, Ausbildung in ganz Europa BIM-Stv. und Leiter des KC Aus- und den gleichen Standards entWeiterbildung Foto: Josef Bollwein sprechen.

INFORMATION ZUR SCHADENSABWICKLUNG MIT VERSICHERER Ob zur Bearbeitung von Aufträgen zu Lack, Karosserie und deren Abrechnung – in der neu evaluierten Ausgabe der „Unverbindlichen Leitlinien zur optimierten Schadensabwicklung“ finden Sie Berechnungs- und Kalkulationsgrundlagen, Vereinbarungsmuster, Definitionen und weitere wertvolle Informationen. „Die Vorteile dieser Rahmenbedingungen sind der einheitliche Prozessablauf und die Beschleunigung der Schadensabwicklung“, so Mst. Franz Ofer, Mitglied im Lack- und KarosseriebeiMst. Franz Ofer, Mitglied im Lackrat. Er ist gemeinsam mit und Karosseriebeirat und Leiter des Dipl. Oec. Andreas Klaus KC Lack und Karosserie Foto: Foto Furgler Westermeyer, MLS, für die

Redaktion der Leitlinien verantwortlich. „Wir möchten damit unseren Mitgliedsbetrieben eine Hilfestellung und ein Werkzeug für schnelle und unbürokratische Abwicklung von Kfz-Schäden mit den Versicherern in die Hand geben.“ Die Leitlinien fassen regelmäßige Gespräche und Vereinbarungen des Lack- und Karosseriebeirates zusammen, bei denen die Rahmenbedingungen festgelegt werden, nach denen die Reparaturbetriebe direkt mit der KFZ-Haftpflichtversicherung des Schädigers oder mit der KFZ-Kaskoversicherung im Sinne und zum Vorteil des Kunden direkt mit dem Versicherer abrechnen können. In den nächsten Ausgaben des Karosserie Journals werden wir Ihnen die Inhalte und Hintergrundinformationen der Leitlinien vorstellen.

Das gesamte Dokument steht zum Download frei: https://www.wko.at/branchen/gewerbehandwerk/fahrzeugtechnik/unverbindliche-leitlinieschadensabwicklung.html

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AUSBILDUNG

NEUE MEISTERPRÜFUNGSORDNUNG IN KRAFT

Die neue Karosseriebau- und Karosserielackiertechniker-Meisterprüfungsordnung ist seit 1. Mai 2021 gültig.

Mit den neuen Meisterprüfungsordnungen Karosseriebautechnik und Karosserielackiertechnik sowie Kraftfahrzeugtechnik sind die neuen Meisterprüfungen auf Niveau 6 des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) einem Bachelor-Studium gleichgestellt. Damit wurden die Meisterprüfungen stark aufgewertet. Der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik ist es gelungen, die neuen Meisterprüfungsordnungen vor dem Inkrafttreten des Verhältnismäßigkeitsprüfungsgesetzes kundgemacht zu haben und so allfällige weitere Hürden wie Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und Grundsatz der Nichtdiskriminierung zu vermeiden. Der Qualifikationsstandard in den Meisterprüfungsordnungen dient als Grundlage für die prüfungsrelevanten Lernergebnisse. „Mein Dank geht an alle Berufsgruppen, die an den Meisterprüfungsordnungen mitgearbeitet haben, speziell an die Karosseriebau- und Karosserielackiertechniker, Kraftfahrzeugtechnik und Metalltechnik für Land- und Baumaschinen. Somit erfolgte ein weiterer wichtiger Schritt, um moderne und technisch zeitgemäße Berufe zu entwickeln“, freut sich MMst. Roman Keglovits-Ackerer BA, Bundesinnungsmeister-Stv. der Fahrzeugtechnik. Nun gilt es, basierend auf den kundgemachten Meisterprüfungsordnungen die Meisterprüfungen auf einem österreichweit einheitlichem Stand zu entwickeln.

VORTEILE DURCH QUALIFIKATIONSSTANDARDS Die Meisterprüfungen sind Nachweise von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen, die über dem Qualifikationsniveau beruflicher Erstausbildung liegen. Die neue Meisterprüfungsordnung der Karosseriebautechniker und Karosserielackierer entspricht dem NQR-Niveau 6 (siehe Grafiken). Das neue System bringt viele Vorteile für die kommenden Jahre, da die nationalen Qualifikationen aus verschiedensten Bildungsabschlüssen einfach miteinander verglichen werden können. Weiteres Plus: Über den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) sind alle national zugeordneten Qualifikationen vergleichbar. Die Qualifikationsstandards erleichtern die grenzüberschreitende Mobilität von Lernenden und Beschäftigten sowie lebenslanges Lernen innerhalb Europas. Grafiken: www.qualifikationsregister.at

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Umfassende Informationen zum Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) finden Sie online unter www.qualifikationsregister.at

WAS IST DER NQR? Der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) ist ein Instrument zur Einordnung der Qualifikationen des österreichischen Bildungssystems. Dieses Transparenzinstrument soll einerseits die Orientierung im österreichischen Bildungssystem erleichtern und zum anderen zur Vergleichbarkeit und Verständlichkeit nationaler Qualifikationen in Europa beitragen. Ein wichtiger Schritt zur vollständigen Implementierung des NQR war die Verabschiedung des Bundesgesetzes über den Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR-Gesetz) im Jahr 2016. Das NQR-Gesetz regelt die Zuordnung österreichischer Qualifikationen auf Basis von Lernergebnissen zu einem der acht Qualifikationsniveaus des Nationalen Qualifikationsrahmens sowie die Veröffentlichung dieser Zuordnung zu Informationszwecken im NQR-Register. Quelle für Informationen über das NQR: Nationale Koordinierungsstelle für den NQR in Österreich.


TECHNIK

BEREIT FÜR HAGELSCHÄDEN? Die Hagelsaison steht in den Startlöchern, mancherorts hat es bereits gehagelt. Für eine gute Organisation der Reparaturabläufe nach einem Hagelunwetter sollten sich sowohl Dellentechniker als auch Werkstätten gut vorbereiten.

Foto: 4rad.net

CHECKLISTE FÜR DIE HAGELZEIT Polizze prüfen: Passt die Deckungssumme zur aktuellen Fahrzeuganzahl bzw. zum Bestandswert? Wie ist der Selbstbehalt gestaltet (tages-, ereignis-, fahrzeugabhängig)? Bekommen Sie Unwetterwarnungen? Wenn ja, wie verlässlich sind diese? Werden die Autos auch noch nach dem zehnten Fehlalarm vom Platz im Freien unters Dach gestellt? Wer überprüft stichprobenartig die Fahrzeuge im Freien, falls es hagelte? Tipp: Keinesfalls in der Sonne, im nassen oder verschmutzten Zustand kontrollieren – da sind viele Dellen nicht sichtbar. Wer organisiert die Reparaturabwicklung im Fall eines Großereignisses am Standort, wenn Eigenfahrzeuge und Kundenfahrzeuge betroffen sind? Dazu gehören Kundenbetreuung, Koordination der Sachverständigen und ein Reparaturplan. Daraus folgt die Zahl der eingesetzten Dellentechniker. Arbeiten Sie mit zertifizierten Dellentechnikern zusammen oder vertrauen Sie auf Ihre eigenen Mitarbeiter? Sind diese dafür ausreichend ausgebildet?

Wir haben Dominik Denk, Dellenspezialist und Geschäftsführer der CAR-REP-Profiteam Denk GmbH, um einen Profi-Tipp gebeten. Im Laufe der Jahre hat er mit seinem Team eine Checkliste entwickelt, die jeder Dellentechniker seinen Kunden ans Herz legen sollte. Die darin enthaltenen Fragen sollten vor der Hagelsaison geklärt werden, damit nach einem Hagel, der größere Schäden anrichtet, alles reibungslos läuft. Diese Checkliste kann man je nach Betriebsstruktur und Größe anpassen. Auch für Karosseriefachbetriebe ist es eine gute Organisationshilfe.

ZERTIFIZIERUNG SOLL AUFGEWERTET WERDEN In Österreich steigt die Anzahl der zertifizierten Dellentechniker. Das Zertifikat wird von der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner, als Zertifizierungsstelle in Zusammenarbeit mit der Union der unabhängigen allgemein beeideten gerichtlich zertifizierten Sachverständigen für das Kfz-Wesen Österreichs (KFZSV-Union) vergeben. Der Stellenwert der Zertifizierungsprüfungen soll nun erhöht werden, indem die Dellentechniker-Zertifizierung der Stufe 5 des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) entsprechen soll. Die Bundesinnung arbeitet gerade gemeinsam mit Experten an einem entsprechenden Beschluss. Das würde die Gleichstellung mit einer Reife- und Diplomprüfung, z. B an der HTL für Maschinenbau oder für Informatik bedeuten.

Ist die administrative Abwicklung mit Subunternehmen klar geregelt? Das betrifft die Unterfertigung von KVs, schriftlich oder digital. Im Schadensfall: Wer macht den Scheibentausch? Haben Sie genug Kapazitäten für Montagearbeiten und Teilelagerung der demontierten Montageteile? Wer übernimmt die Ersatzteilversorgung von Leisten, Glas, Karosserieteilen und deren Zwischenlagerung? Wie ist die Parkplatzsituation während der Hagelzeit und gibt es genug Leihwagenbestand? Hagelzeit ist meist Urlaubszeit. Haben Sie für die eventuell notwendigen Schlüsselpositionen Vertretungen definiert? Aktuell kommen auch die Corona-Schutzmaßnahmen hinzu – klären Sie alles Nötige sowohl im eigenen Betrieb als auch mit Ihren Subunternehmen rechtzeitig ab. © CAR-REP-Profiteam Denk GmbH

DELLENTECHNIKER-PRÜFUNGEN 2021 NEUER TERMIN! Erst-Zertifizierung am 11. November 2021 Vorbereitungskurs am 10. November 2021 Ort für Prüfung und Vorbereitungskurs: Schulungszentrum von Lack & Technik in Linz Re-Zertifizierung am 12. November 2021 Ort: Hotel Stockinger, Ansfelden Wir veröffentlichen die Termine unter Vorbehalt auf Grund der Covid-19-Pandemie.

Anmeldung und Informationen: https://www.wko.at/branchen/gewerbehandwerk/fahrzeugtechnik/terminezertifizierung-dellentechniker.html

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RECHT §§§ Dipl. Oec. Andreas Westermeyer, MLS, Jurist der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik

AKTUELLER RECHTS-TIPP

Foto: Rita Newman

ASSISTENZSYSTEME UND GEWÄHRLEISTUNG Die Begriffe Gewährleistung, Garantie und Schadensersatz werden in der Praxis oft verwechselt. Wer wofür in welchem Umfang und für welche Dauer haftet, unterscheidet sich jedoch zum Teil gravierend. Gewährleistung ist die Haftung für Mängel, die bei Übergabe nach einer Dienstleistung schon vorhanden sind. Die Werkstatt haftet, egal ob sie den Mangel verursacht hat oder nicht. Die Haftung umfasst bei der Gewährleistung in den meisten Fällen nur die Sache selbst, also das mangelnde Produkt bzw. die mangelnde Dienstleistung. Für Folgekosten, wenn etwa das mangelhafte Produkt einen weiteren Schaden verursacht, wird in der Regel nicht gehaftet. Eine Ausnahme ist gegebenenfalls bei Ein- und Ausbauten. Das heißt bei nicht sachgemäßer Reparatur – also einer Dienstleistung – haftet die Werkstatt auch für Folgekosten. Im Österreichischen Recht stehen Schadensersatzansprüche nur dann zu, wenn dem Lieferanten oder seinen Leuten ein Verschulden an der Schlecht-Lieferung oder Schlecht-Dienstleistung zur Last fällt. Dies ist bei bloßer Handelsware selten, allerdings bei Dienstleistungen häufig der Fall. WAS BEDEUTET DAS NUN FÜR ASSISTENZSYSTEME? Wenn zum Beispiel nach einem Unfall die Front eines Fahrzeuges ersetzt, repariert und lackiert wird, ist es notwendig, die darin verbauten Assistenzsysteme wie Radar, Infrarot, Laser udgl. wieder instand zusetzen. Nach der Reparatur hat sich die Werkstatt davon zu überzeugen, dass diese Hilfsmittel wieder ordnungsgemäß funktionieren, da sie sonst z. B. bei einem später folgenden Unfall, der auf Grund eines nicht funktionierenden Assistenzsystems passiert ist, auch für den Folgeschaden haftet. Daher ist es aus unserer Sicht unabdingbar, dass nach einer Reparatur diese Assistenzsysteme zumindest nach Herstellerangaben kalibriert werden müssen, um allfällige Schadensersatzansprüche zu vermeiden.

WIENER SYNERGIEN Wien hat seit neuestem eine unkonventionelle Lösung für Vermessung und Kalibrierung nach Reparaturen: Fachbetriebe mit der neuesten Ausrüstung bieten Branchenkollegen schnelle Termine für sachgemäße Erledigung der erforderlichen Arbeiten. 6

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Günter Blümel (l.) und Alex Guillaume Ellinger beim Arbeitsplatz für Vermessung und Kalibrierung der Firma Autopark Wien. Die in Wien entwickelte Idee soll allen Vertretern der österreichischen Autobranche dienen, damit die Werkstätten einander unterstützen, um technische Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Foto: LI Wien der Fahrzeugtechnik

„Die Anforderungen an die Werkstatt für sachgemäße Kalibrierung sind enorm. Viele freie Werkstätten können allein auf Grund von Platzmangel keine entsprechenden Arbeitsplätze für Vermessung und Kalibrierung schaffen. Dabei wird es für alle über kurz oder lang notwendig sein, dafür eine Lösung parat zu haben“, sagt Mst. Günter Blümel, LIM-Stv. und Vorsitzender der Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner in Wien. Führt man die Kalibrierung bei Hersteller- bzw. Importeursbetrieben durch, muss man mit längeren Wartezeiten auf Termine und Markenabhängigkeit rechnen. Die Idee für eine neue Lösung hatten Mst. Manfred Kubik, BIM-Stv. der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppenvorsitzender der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner, und Mst. Günter Blümel. Die LI Wien der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner, initiierte die Möglichkeit der Vermessung und Kalibrierung bei Kollegen, die über neueste Technik und Erfahrung verfügen. „Der größte Vorteil dieser unkonventionellen Lösung sind schnelle Termine zwischendurch für Kollegen“ so Blümel. „In den meisten Betrieben ist ja folgende Situation alltäglich: Der Kunde möchte nicht lange warten und der Termin für die Kalibrierung muss rasch verfügbar sein.“ Günter Blümel und Manfred Kubik haben die Idee für Branchenkollegen der gesamten Fahrzeugtechnik entwickelt, sowohl für Karosseriebautechniker und Karosserielackierer als auch für Fahrzeugtechniker. Die Preise für die technische Dienstleistung können die Kooperationspartner im persönlichen Gespräch vereinbaren.

IN WIEN VORERST ZWEI BETRIEBE FÜR KALIBRIERUNG Vorerst bieten in Wien zwei Fachbetriebe rasche Vermessung und Kalibrierung für Branchenkollegen an: Autopark Wien – Alex Guillaume Ellinger GmbH & Co KG in Wien-Donaustadt (https:// www.autopark.wien) und A. u. H. Lederer Gesellschaft m.b.H. in Wien-Landstraße (https://www.autorep-lederer.at). Beide verfügen über professionell eingerichtete Arbeitsplätze für Vermessung und Kalibrierung sowie speziell geschulte Mitarbeiter. „Wiener Fachbetriebe, die über das selbe Know-how sowie die entsprechende Ausstattung für Kalibrierung verfügen und an Kooperationen interessiert sind, können sich bei der Landesinnung der Fahrzeugtechnik melden“, so Blümel.


SEIEN SIE PROBLEMLÖSER FÜR IHRE KUNDEN Nicht nur in Krisenzeiten schätzen Werkstattkunden Sicherheit und Kompetenz in allen Fragen der Unfallreparatur. Mit einer unkomplizierten und raschen Schadenabwicklung spart der Reparaturbetrieb Zeit und der Autofahrer kann sich darauf verlassen, auf seinem Schaden nicht sitzen zu bleiben. Das bringt wiederum zufriedene Kunden.

Foto: carplus

Glückliche Kunden bleiben ihrer Werkstatt treu und empfehlen sie gern weiter

Für die gesamte Kfz-Branche geht es heute um Lösungen, die erfolgreiches Weiterbestehen sichern. Dazu gehören Kundenbindungsmaßnahmen vom Marketing über persönliche Betreuung bis hin zum Angebot von beratenden Dienstleistungen. Der Kundenkontakt zwischen Autofahrer und Karosserie- und Lackierfachbetrieben setzt meistens einen Schaden voraus. Gibt es anschließend Probleme bei der Versicherungsdeckung, ist der Kunde entweder verärgert oder am Boden zerstört. Hier kann der Fachbetrieb punkten: Als erstes braucht es eine Lösung für die entstandene Situation und als zweites eine Idee für die Erneuerung der Versicherung, um in Zukunft ähnlichen Problemen vorzubeugen.

VERTRAUEN UND KUNDENBINDUNG „Die Partnerschaft zwischen dem Karosseriefachbetrieb, der Versicherung und dem Kunden ermöglicht eine rasche und problemlose Abwicklung im Schadensfall“, sagt Mst. Manfred Kubik, BIM-Stv. und Vorsitzender der Berufsgruppe der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner. „Die Werkstatt empfiehlt dem Kunden jene Versicherung, mit der sie gute Erfahrungen gemacht hat und die nach einem Unfall die bessere Leistung bietet.“ Für den Betrieb ist die Empfehlung einer Versicherung nicht nur ein Zusatzertrag durch die Vermittlung, viel mehr wiegt die Abwicklung im Schadensfall. Läuft hier alles reibungslos, stärkt es die Kundenbindung und somit auch das gegenseitige Vertrauen. Unternehmen, die mit dem österreichischen Branchenspezialisten carplus – ein Tochterunternehmen der WIENER STÄDTISCHE Versicherung – zusammenarbeiten, können ihren Kunden Vorteile anbieten, die nur im betreuendem Fachbetrieb gültig sind, wie z. B. geringerer Selbstbehalt, Ersatz der vertraglich zugesicherten Rücktransportkosten aus dem In- und Ausland, Neuwertersatz oder die GAP-Deckung.

Carplus lässt auf Wunsch auch Totalschäden reparieren, wenn die voraussichtlichen Reparaturkosten 80 Prozent des Wiederbeschaffungswertes nicht übersteigen: „Und darüber hinaus gibt’s noch die Option der Freigabemöglichkeit durch die Geschäftsleitung bei 100 Prozent des Wiederbeschaffungswertes“, weiß Edmund Frühwirt, carplus-Landesleiter für das Burgenland, Wien und NÖ. Das alles aber nur bei carplus-Partnern, also nur bei der Werkstatt des vermittelnden Autohauses oder des vermittelnden Fachbetriebes. Frühwirt unterstreicht die Kürze der Wege bei carplus, nicht nur beim Abschluss der Versicherung: „Bei durchgehender Verwendung von NEXA im Schadensprozess garantieren wir die Bezahlung der Reparaturrechnung binnen 8 Werktagen.“ Versicherungsvermittlung über carplus sichert dem Fachbetrieb zusätzliche Erträge in vielen Bereichen, nicht zuletzt im ErsatzteilLager und in der Werkstatt. Karosseriefachbetriebe, die an einer Zusammenarbeit mit carplus interessiert sind, können direkt einen Betreuer aus ihrem Gebiet kontaktieren und sich über alle Details informieren.

PRÜFSTEIN TOTALSCHADEN Beim Totalschaden lohnt es sich für Werkstatt und Kunde, die Konditionen der Versicherung genau zu studieren. Die Hagelsaison startet bald – nach einem Hagelschlag ist ein wirtschaftlicher Totalschaden eines sonst fahrtüchtigen Fahrzeuges oft die Folge.

Foto: carplus

Der direkte Draht zu den zuständigen Mitarbeitern bei carplus verkürzt Wege und spart Zeit (www.carplus.at/vertrieb)

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SPLITTER

MEIS STA ATSTE FAHR RSCHAFT – KFZ ZEUG-TEC DER -TE HN K ARO SSER CHNIKER IK UN IEBAU -TECH D 9.–10 NIKE . R

SEP 2021 TEMBER , WIE N

TIPP: Registrieren Sie sich für die Nutzung von repair-pedia und holen Sie sich zahlreiche technische Informationen: https://www.repair-pedia.eu/at/de/start

AUTOMECHANIKA 2021 DIGITAL

Foto: Foto Fischer

Es wird Zeit, dass unser Nachwuchs sein Können in einem fairen Wettbewerb wieder unter Beweis stellen kann. Zuletzt war es 2019 beim Bundeslehrlingswettbewerb der Karosseriebautechniker in Graz.

VORFREUDE AUF DIE STAATSMEISTERSCHAFT Die Premiere der ersten Staatsmeisterschaft für beide Berufsgruppen – Kfz-Techniker und Karosseriebautechniker – wurde auf Grund der COVID-19-Pandemie von 2020 auf 2021 verschoben. Der gemeinsame Auftritt der Besten der Besten soll in Wien vom 9. bis 10. September 2021 stattfinden. Erstmals ist es geplant, die Bundeswettbewerbe beider Berufsgruppen der Bundesinnung Fahrzeugtechnik gleichzeitig an einem Ort stattfinden zu lassen. „Mit dieser Idee wollen wir die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhöhen“, sind sich die Bundesbildungsreferenten Erwin Aichberger (Karosseriebautechniker und Karosserielackierer) und MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA (Kfz-Techniker) einig. „Wenn alle Spezialisten rund ums Fahrzeug – nämlich die Karosseriebautechniker und Kfz-Techniker – zusammentreffen, dann ist das ein ungeheuerlicher organisatorischer Aufwand“, unterstreicht KommR Josef Harb, Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik. Die Wiener Landesinnung der Fahrzeugtechnik als Gastgeber der Veranstaltung ist optimistisch, dass der Wettbewerb stattfinden kann, unter Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Corona-Pandemie. „Wir haben alles im Griff“, scherzt Ing. Georg Ringseis, Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik Wien. „Wir freuen uns schon auf die Premiere.“

Vom 14. bis 16. September 2021 findet die Automechanika Frankfurt einmalig im Format „Digital Plus“ statt. Die Messe Frankfurt hat sich entschieden, die Leitmesse Automechanika in diesem Jahr auf Grund der ungewissen Corona-Lage in einem neuen Format durchzuführen. Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, betont, dass die automotive Branche auch in diesem Jahr eine Plattform für geschäftliche Begegnungen benötige. „Nach dem Prinzip ,Plug & Play’ bieten wir Präsentationsmöglichkeiten und persönliches Networking auf dem Messegelände, reduzieren aber die Vorbereitungen sowie Risiko und Kosten auf ein Minimum. Für nächstes Jahr planen wir die Automechanika Frankfurt wieder als die Messe, wie wir sie alle kennen. Sie wird vom 13. bis 17. September 2022 stattfinden.“

https://automechanika.messefrankfurt.com/frankfurt/de.html

IFL- UND AZT-MITTEILUNGEN ZUM DOWNLOAD Auf der Homepage der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik können Sie aktuelle und archivierte IFL- und AZT Mitteilungen abrufen. Hier eine Auswahl der zuletzt eingegebenen technischen Mitteilungen: • Erläuterungen zur Bedeutung des Übergabezustands von Karosserie an Lack • Lackmerkblatt für Lack und Karosserieinstandsetzung zu den Grundlagen für die fachgerechte Reparatur von Uni- und Effektlackierungen • Hyundai i30 (GD) – Unterschied zwischen Original- und Ersatzteil-Tür hinten Link: https://www.wko.at/branchen/ gewerbe-handwerk/fahrzeugtechnik/ ifl-zeitkorrekturen.html

www.karosseriebautechnik.at

Produktinfos und Filme online Das neue Konzept bietet Ausstellern unterschiedliche Möglichkeiten für Präsentationen und diverse Networking-Lounges, die persönliche Begegnungen unter den geltenden Corona-Schutzmaßnahmen ermöglichen. Unternehmen, die auf Grund von Reiserestriktionen nicht nach Frankfurt kommen können, können über eine digitale Plattform ihre Produkte präsentieren und sich mit Besuchern virtuell treffen und vernetzen. Aussteller können erstmals Produktneuheiten im Live-Stream vorstellen. Der Großteil der Filme sowie Produktinformationen und Unternehmensprofile der Aussteller bleiben über den Veranstaltungszeitraum hinaus online verfügbar, was für alle Interessierten aus der Branche besonders attraktiv ist.


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