3 minute read

RECHT Assistenzsysteme und Gewährleistung

RECHT §§§

Dipl. Oec. Andreas Westermeyer, MLS,

Jurist der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik

AKTUELLER RECHTS-TIPP

Foto: Rita Newman

ASSISTENZSYSTEME UND GEWÄHRLEISTUNG

Die Begriffe Gewährleistung, Garantie und Schadensersatz werden in der Praxis oft verwechselt. Wer wofür in welchem Umfang und für welche Dauer haftet, unterscheidet sich jedoch zum Teil gravierend. Gewährleistung ist die Haftung für Mängel, die bei Übergabe nach einer Dienstleistung schon vorhanden sind. Die Werkstatt haftet, egal ob sie den Mangel verursacht hat oder nicht. Die Haftung umfasst bei der Gewährleistung in den meisten Fällen nur die Sache selbst, also das mangelnde Produkt bzw. die mangelnde Dienstleistung. Für Folgekosten, wenn etwa das mangelhafte Produkt einen weiteren Schaden verursacht, wird in der Regel nicht gehaftet. Eine Ausnahme ist gegebenenfalls bei Ein- und Ausbauten. Das heißt bei nicht sachgemäßer Reparatur – also einer Dienstleistung – haftet die Werkstatt auch für Folgekosten. Im Österreichischen Recht stehen Schadensersatzansprüche nur dann zu, wenn dem Lieferanten oder seinen Leuten ein Verschulden an der Schlecht-Lieferung oder Schlecht-Dienstleistung zur Last fällt. Dies ist bei bloßer Handelsware selten, allerdings bei Dienstleistungen häufig der Fall.

WAS BEDEUTET DAS NUN FÜR ASSISTENZSYSTEME?

Wenn zum Beispiel nach einem Unfall die Front eines Fahrzeuges ersetzt, repariert und lackiert wird, ist es notwendig, die darin verbauten Assistenzsysteme wie Radar, Infrarot, Laser udgl. wieder instand zusetzen. Nach der Reparatur hat sich die Werkstatt davon zu überzeugen, dass diese Hilfsmittel wieder ordnungsgemäß funktionieren, da sie sonst z. B. bei einem später folgenden Unfall, der auf Grund eines nicht funktionierenden Assistenzsystems passiert ist, auch für den Folgeschaden haftet. Daher ist es aus unserer Sicht unabdingbar, dass nach einer Reparatur diese Assistenzsysteme zumindest nach Herstellerangaben kalibriert werden müssen, um allfällige Schadensersatzansprüche zu vermeiden.

WIENER SYNERGIEN

Wien hat seit neuestem eine unkonventionelle Lösung für Vermessung und Kalibrierung nach Reparaturen: Fachbetriebe mit der neuesten Ausrüstung bieten Branchenkollegen schnelle Termine für sachgemäße Erledigung der erforderlichen Arbeiten.

Günter Blümel (l.) und Alex Guillaume Ellinger beim Arbeitsplatz für Vermessung und Kalibrierung der Firma Autopark Wien. Die in Wien entwickelte Idee soll allen Vertretern der österreichischen Autobranche dienen, damit die Werkstätten einander unterstützen, um technische Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Foto: LI Wien der Fahrzeugtechnik

„Die Anforderungen an die Werkstatt für sachgemäße Kalibrierung sind enorm. Viele freie Werkstätten können allein auf Grund von Platzmangel keine entsprechenden Arbeitsplätze für Vermessung und Kalibrierung schaffen. Dabei wird es für alle über kurz oder lang notwendig sein, dafür eine Lösung parat zu haben“, sagt Mst. Günter Blümel, LIM-Stv. und Vorsitzender der Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner in Wien. Führt man die Kalibrierung bei Hersteller- bzw. Importeursbetrieben durch, muss man mit längeren Wartezeiten auf Termine und Markenabhängigkeit rechnen. Die Idee für eine neue Lösung hatten Mst. Manfred Kubik, BIM-Stv. der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppenvorsitzender der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner, und Mst. Günter Blümel. Die LI Wien der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner, initiierte die Möglichkeit der Vermessung und Kalibrierung bei Kollegen, die über neueste Technik und Erfahrung verfügen. „Der größte Vorteil dieser unkonventionellen Lösung sind schnelle Termine zwischendurch für Kollegen“ so Blümel. „In den meisten Betrieben ist ja folgende Situation alltäglich: Der Kunde möchte nicht lange warten und der Termin für die Kalibrierung muss rasch verfügbar sein.“ Günter Blümel und Manfred Kubik haben die Idee für Branchenkollegen der gesamten Fahrzeugtechnik entwickelt, sowohl für Karosseriebautechniker und Karosserielackierer als auch für Fahrzeugtechniker. Die Preise für die technische Dienstleistung können die Kooperationspartner im persönlichen Gespräch vereinbaren.

IN WIEN VORERST ZWEI BETRIEBE FÜR KALIBRIERUNG

Vorerst bieten in Wien zwei Fachbetriebe rasche Vermessung und Kalibrierung für Branchenkollegen an: Autopark Wien – Alex Guillaume Ellinger GmbH & Co KG in Wien-Donaustadt (https:// www.autopark.wien) und A. u. H. Lederer Gesellschaft m.b.H. in Wien-Landstraße (https://www.autorep-lederer.at). Beide verfügen über professionell eingerichtete Arbeitsplätze für Vermessung und Kalibrierung sowie speziell geschulte Mitarbeiter. „Wiener Fachbetriebe, die über das selbe Know-how sowie die entsprechende Ausstattung für Kalibrierung verfügen und an Kooperationen interessiert sind, können sich bei der Landesinnung der Fahrzeugtechnik melden“, so Blümel.

This article is from: