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Innovationsmanagement: Leitplanken für zündende Ideen

ERFINDERGEIST. Vom kreativen Chaos zum organisierten Markteintritt – Innovationen lassen sich managen. Wenn man einige Grundregeln beachtet. Die WK Tirol unterstützt innovative Unternehmer/innen: mit Starthilfe für Gründer am InnCubator, mit dem Know-how des Innovationsservice und mit speziellen Lehrgängen am WIFI.

Alle wollen Innovationen . Das ultimativ Neue, die zündende Idee, den perfekten Kundenmagneten . Das Wort „Innovation“ umgibt eine fast mystische Aura: der geniale Geistesblitz, der große Wurf, der neue Technologieschritt . Vor allem verbindet man mit Innovation eines: Sie kommt aus dem Nichts und lässt sich nicht steuern . Und dann taucht der Begriff „Innovationsmanagement“ auf . Wie passt das zusammen? Lassen sich Ideen einfangen? Oder gar organisieren? Die Antwort lautet: Ja . Innovationsmanagement ist in der Lage, einen an sich chaotischen und teils auch unberechenbaren Vorgang in Bahnen zu lenken . Es geht um die passenden Leitplanken, Neuerungen die richtige Richtung zu geben und sie nicht irgendwo im Nichts verpuffen zu lassen .

Von der Idee zum marktfähigen Produkt Einer, der sich mit Innovationsmanagement einen Namen gemacht hat, ist Johann Füller . Er ist Universitätsprofessor für Innovation und Entrepreneurship an der Universität Innsbruck und bis vor Kurzem noch Fellow an der Harvard University . Füller verschanzt sich aber nicht im Elfenbeinturm, sondern sucht den Kontakt zur Praxis: Die von ihm gegründete Münchner Innovations-Agentur Hyve hat mittlerweile einen Jahresumsatz von fast neun Millionen Euro . Zu den Kunden zählen Siemens, BMW, Lufthansa oder BASF . Johann Füller betont stets, dass die Idee an sich das geringste Problem darstellt, wohl aber die Entwicklung bis zur Marktreife . „Die Idee selbst macht gerade einmal zwei Prozent des Aufwandes aus, 98 Prozent liegen in der Umsetzung zum marktfähigen Produkt“, so Füller . Eine der größten Herausforderungen liege darin, die vielen beteiligten Akteure zu koordinieren und abzustimmen, damit aus einer Innovation keine Eintagsfliege wird. In einer möglichst frühen Phase gilt es herauszufinden, welche der vielen Möglichkeiten, die eine neue Idee eröffnet, Erfolg versprechend sind und welche in eine Sackgasse führen . Dieser Prozess braucht Koordination . Die Notwendigkeit des Innovationsmanagements sieht Füller ganz klar auch für mittelständische Betriebe . Bei KMU liegen die Schwerpunkte in anderen Bereichen als bei Großbetrieben . Die größten Probleme im mittelständischen Sektor betreffen die Zurverfügungstellung von Geld, Zeit und personellen Ressourcen . „Der Werkzeugkasten, den das Innovationsmanagement im mittelständischen Bereich umfasst, ist definitiv kleiner und handlicher, eines steht aber fest: Es braucht diese Tools, um aus einem anfänglichen Chaos an Ideen ein oder zwei marktfähige Produkte zu machen – und das bei möglichster Ausschaltung von Risikofaktoren,“ erklärt Füller . Der Professor macht Mut auf Innovationen auch in kleineren und mittleren Betrieben, quer über alle Branchen: „KMU haben gegenüber Großbetrieben bei Innovationen nicht nur Nachteile, sondern auch handfeste Vorteile, die sie nutzen sollten: Sie verfügen einerseits über eine viel größere Nähe zum Kunden, andererseits beobachten wir, dass sie beim Prototypenbau effizienter und schneller ans Ziel kommen .“ Um die Herausforderungen im Griff zu behalten, bringt Johann Füller Struktur in Innovationen und hat sechs Problemfelder identifiziert – und die jeweiligen Lösungen ausgearbeitet .

UMSETZUNG

Innovationsmanagement: 6 Probleme, 6 Lösungen

Prof . Johann Füller und Kollegen haben sechs typische Problemfelder, die bei der Entwicklung von Innovationen auftauchen, identifiziert und die jeweiligen Lösungen ausgearbeitet.

Problem 1: Etappendenken und mangelnde Risikobereitschaft im Topmanagement lähmen die Organisation . Lösung: ƒ Wählen Sie Innovationsthemen passend zur

Strategie . ƒ Erwecken Sie die Vision aktiv zum Leben . ƒ Passen Sie die Risikobewertung an .

Problem 2: Innovationen verfolgen die falschen Ziele . Lösung: ƒ Liefern Sie Beweise für den Kundennutzen . ƒ Geben Sie der Idee durch internes Innovationsmarketing Schwung . Problem 3: Die klassische Hierarchie ist zu langsam . Lösung: ƒ Gewähren Sie Autonomie . ƒ Geben Sie Macht ab .

Problem 4: Innovatoren bekommen keine internen Ressourcen . Lösung: ƒ Definieren Sie neue

Spielregeln für radikale

Innovation . ƒ Motivieren Sie durch

Minibudgets . Problem 5: Die Teams sind falsch besetzt . Lösung: ƒ Nutzen Sie Design Sprints, um Talente zu identifizieren . ƒ Fördern Sie Ökosysteme aus Start-ups und Anwendern .

Problem 6: Das Neugeschäft lässt sich nicht in die Organisation integrieren . Lösung: ƒ Nutzen Sie das Kerngeschäft des Unternehmens als ersten Kunden . ƒ Bauen Sie eine Übergabeorganisation auf .

Quelle: Johann Füller u .a . in Harvard Business Manager, 04 .2018

Platz zum Entfalten – der InnCubator Auch die Tiroler Wirtschaftskammer weiß um den Wert von Innovationen . Sie beschäftigt sich damit an verschiedenen Stellen ihrer Organisation: im InnCubator, im Innovationsservice sowie in eigenen WIFI-Lehrgängen . Der InnCubator begleitet junge Gründer in ihrer Entwicklung als Unternehmer und unterstützt vor allem Unternehmen und Startup-Teams in der frühen Phase . Die Zusammenarbeit zwischen Universität Innsbruck und der Tiroler Wirtschaftskammer ist einzigartig und in dieser Form völlig neu . Der InnCubator bietet einen voll ausgestatteten Co-working Space am Campus des WIFI Tirol, der auf 250 Quadratmetern ein offenes, freundliches und professionelles Arbeitsumfeld bereitstellt . Das Programm des InnCubators stützt sich auf drei Säulen: Junge Tiroler/innen zum Gründen inspirieren und eine Startup-Community formen; Training und Weiterbildung im Kernbereich Entrepreneurship; Coaching und Support junger Start-

ups in ihrer Inkubationsphase inklusive Coworking Space . Darüber hinaus verbindet ein Online-Talentpool Startups mit Interessierten, die gerne in Startups mithelfen würden . Zudem kann der InnCubator durch großzügige Werkstätten am WIFI Tirol den Prototypenbau innovativer Produkte unterstützen .

Innovationspotenziale im Unternehmen identifizieren Das Innovationsservice ist die Anlaufstelle der Tiroler Wirtschaftskammer für ihre Mitglieder . Die Innovationsberaterin Anja Niedworok unterstützt die Tiroler Unternehmer dabei, Chancen und Potenziale zu erkennen und daraus Innovationen (Produkte, Dienstleistungen, Technologien, Geschäftsmodelle) zu entwickeln, zu fördern, zu schützen und zu vermarkten . Das wichtigste Stichwort für eine Innovationskultur in Unternehmen ist laut Niedworok kognitive Flexibilität . „Es muss im Unternehmen erwünscht und gefördert sein, andere Wege auszuprobieren, Neues zu testen, Standpunkte zu ändern . Es braucht auch eine gewisse Fehlerkultur, denn Innovationen tragen das Risiko von Fehlentscheidungen mit sich . Hier muss das Motto lauten: Fehler abhaken und einen neuen Anlauf nehmen“, betont die Innovationsexpertin und gibt innovativen Betrieben mit auf den Weg: „Es reicht nicht, wenn eine Innovation technisch brillant ist . Geld lässt sich damit erst verdienen, wenn sie ein Bedürfnis deckt, ein Problem der Kunden löst .

Tiroler Unternehmen können in der Wirtschaftskammer ein breites Spektrum an Beratungsleistungen in Anspruch nehmen: Das beginnt beim Check des Businessplans, geht über die Analyse potentieller Kunden und führt über die Beratung zu verschiedensten Fördermaßnahmen bis hin zur Vernetzung verschiedenster Gruppen untereinander . Zudem bietet das WIFI Tirol erstmals eine Kursreihe an, die sich mit Innovationsmanagement befasst . Im Jänner 2019 startet ein dreitägiger Tageskurs, der sich einem Einstieg in dieses aktuelle Thema widmet . Und von März bis Mai 2019 findet ein Lehrgang zum Innovationsmanager statt, der tiefer in diese Materie eintaucht . Gutes Innovationsmanagement identifiziert Innovationspotenziale im Unternehmen und begleitet die daraus resultierenden Projekte . Für diese Tätigkeit bedarf es ganz spezieller Kompetenzen . Der Lehrgang vermittelt diese in drei Themenblöcken: Kultur, Struktur und Praxis . Lehrgangsleiter Florian Klotz bringt die Intention dieses Lehrgangs auf den Punkt: „Innovation ist keine Garantie gegen das Scheitern . Aber ohne Innovation ist Scheitern garantiert .“

INFO

Unterstützung für Innovationen Innovationen sichern die Zukunft von Betrieben, egal welcher Branche oder Größenordnung . Die Tiroler Wirtschaftskammer und ihre Partnerorganisationen bieten eine breite Palette an Unterstützungen – nutzen Sie das Angebot . Damit Ihr Betrieb die Nase vorn hat!

Der InnCubator inncubator .at

Das Innovationsservice in der WK Tirol WKO .at/innovation

WIFI-Kurse finden Sie unter tirol.wifi.at, Stichwort Innovationsmanagement .

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