
7 minute read
Social Media ist heute
E-Recruiting: Stellenanzeige war gestern. Social Media ist heute.
PERSONAL. Wie lassen sich die besten Mitarbeiter/innen am Markt finden? Mit professionellem Recruiting über die sozialen Medien. Von der Entwicklung einer Strategie über die Auswahl der richtigen Kanäle bis zur Sprache der Zielgruppe – in fünf Schritten zum erfolgreichen E-Recruiting für Betriebe jeder Größenordnung.
Sie kennen die Situation . Wenn Sie Zeitungen aufschlagen, mit Unternehmerkollegen reden, die Stellenanzeigen lesen, wird sofort klar: Es herrscht Fachkräftemangel . Alle Betriebe suchen händeringend nach Arbeitskräften sämtlicher Qualifikationsstufen. Im Bereich Technik und Tourismus hat die Entwicklung bereits ein dramatisches Niveau erreicht . In dieser Lage kommt dem Recruiting, also der Personalbeschaffung, eine zentrale Rolle in jedem Betrieb zu . Modernes Recruiting läuft längst nicht mehr alleine über klassische Stellenanzeigen in Zeitungen, sondern über elektronische Medien . Die Arbeitskräfte werden nicht mehr – wenn Sie aber soziale Medien zum professionellen Recruiting nutzen, vergrößern Sie Ihren Radius . Social Media Recruiting, kurz E-Recruiting, ist das wichtigste Instrument und die schärfste Waffe im „War for Talents“ – im Wettstreit, am Markt die besten Arbeitskräfte zu finden. Und ganz nebenbei können Sie eine Erfolgsgeschichte über Ihr Unternehmen erzählen .
Was kompliziert klingt, wird mit der richtigen Strategie zu einer lösbaren Aufgabe – auch für kleine Betriebe . In fünf Schritten lässt sich die Kompetenz für E-Recruiting erarbeiten und laufend verbessern .
KURZ GEFRAGT
Warum soll ich E-Recruiting betreiben? Weil Ihre Personalsuche sonst auf Glückstreffer angewiesen ist .
Kommt E-Recruiting für die Firma teuer? Richtig teuer kommt es, E-Recruiting nicht zu betreiben .
Muss ich unbedingt die Sprache unserer Zielgruppe sprechen? Wenn Sie verstanden werden wollen, ja . Ist E-Recruiting nicht nur etwas für große Firmen? Definitiv nicht. Die Nutzung sozialer Medien ist einfach und günstig .
Warum soll mich ein Bewerber ausgerechnet über soziale Medien finden? Weil er genau dort nachschaut .
Ist das nicht alles sehr zeitaufwendig? Weniger aufwendig, als sich mit schlechten Bewerbern herumzuschlagen .
„E-Recruiting ist bei der Personalsuche nicht mehr wegzudenken. Wer motivierte, junge Mitarbeiter finden will, muss sie dort suchen, wo sie zu Hause sind. Und das sind nun einmal die sozialen Medien.“
Andreas Zelger, Berufs- und Personalpsychologe im Bildungsconsulting der Tiroler Wirtschaftskammer
UMSETZUNG
10 Tipps für das E-Recruiting
1) Keep it simple Gestalten Sie Rückmeldungen für die Bewerber einfach .
2) Am Employer Branding feilen Attraktive Firmen finden attraktive Bewerber.
3) Stellenanzeigen optimal formulieren Sparen Sie sich Floskeln . Werden Sie konkret!
4) Jobportale richtig nutzen Nutzen Sie Suchfunktionen, zielgruppengerechte Bezeichnungen etc .
5) Individuell ansprechen Reden Sie mit Ihren Kandidaten in deren Sprache .
6) Homepage interessant machen Zeigen Sie auch im Netz, was Sie drauf haben . 7) Videos nutzen Lassen Sie Bewerber dabei zuschauen, wie es in Ihrem Unternehmen aussieht .
8) Mit Social-Media-Kanälen experimentieren Was Ihnen Spaß macht, macht wahrscheinlich auch Bewerbern Spaß .
9) Google AdWords nutzen Google findet alles. Vielleicht auch Ihren neuen Mitarbeiter .
10) Robot Recruiting nutzen Lassen Sie Algorithmen für sich arbeiten .
(Frei nach: manager Seminare 10 .2016)
Schritt 1: Strategie entwickeln Wo bin ich daheim? Wo will ich hin? E-Recruiting ist mehr als das schnelle Schalten einer Anzeige in der Tageszeitung . Es ist eine aktive und dauerhafte Aufgabe . Der Recruiter ist Verkäufer und Einkäufer in einer Person: Er verkauft das Unternehmen am Bewerbermarkt und kauft im Gegenzug Kompetenz zu den bestmöglichen Bedingungen ein . Damit wird Recruiting zunehmend zum Schaufenster für das Unternehmen selbst – und damit zur Chance, die Firma als attraktiven Arbeitgeber darzustellen .
Wesentlicher Teil der Strategie ist es, die Personalsuche nach Zielgruppen zu differenzieren . Dafür bietet sich beispielsweis das Modell der Sinus-Milieus als Orientierungshilfe an (www .integral .co .at) . Dieses Modell betrachtet die realen Lebenswelten der Menschen und hat für Österreich zehn Milieus wissenschaftlich fundiert definiert. Das hilft Ihnen als Arbeitgeber, punktgenau die zum Aufgabenbereich passenden Bewerber anzusprechen . Schritt 2: Plattform auswählen Wo finde ich meine Zielgruppe? Auch wenn die professionelle Nutzung von Social Media für manches Unternehmen neu sein mag – für die Zielgruppe junger Arbeitskräfte ist das definitiv nicht der Fall. Es hat sich in den letzten Jahren eine neue Bewerberkultur entwickelt – soziale Medien werden wie selbstverständlich genutzt . Das wird von Firmen auch erwartet . Dazu gehören eine ehrliche und zeitnahe Kommunikation (innerhalb von 24 Stunden) sowie eine flache Hierarchie- und Projektkultur .
Über die sozialen Medien hat sich die Treffsicherheit bei der Personalsuche, im Gegensatz zu klassischen Stellenanzeigen, erheblich verbessert . Die Auswahl der geeigneten Plattform sorgt dafür, dass Sie potentiell die richtigen Bewerber erreichen . So ist beispielsweise für Lehrlinge und Schulabgänger die Plattform berufsreise .at top, für Fachkräfte aller Art Facebook und für Führungskräfte die beiden Plattformen Xing und Linkedin . Anders gesprochen: Kommunizieren Sie nur dort, wo Ihnen auch zugehört wird . Schritt 3: Verantwortungen und Rollen festlegen Wer macht was und wie? Vergessen Sie die klassischen Stelleninserate sowie herkömmliche Personalberatung – denken Sie neu, insbesondere wenn es um Fachkräfte geht . Soziale Medien und Netzwerke ermöglichen es beispielsweise, das Instrument der Mitarbeiterempfehlung professionell zu nutzen . Es muss nicht immer der Chef selbst sein – viel authentischer wirkt es, wenn einer Ihrer Mitarbeiter oder ein Abteilungsleiter über soziale Medien wissen lässt, dass Ihr Team Verstärkung braucht . Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern und lassen Sie diese auch nach außen auftreten . Überlegen Sie sich attraktive Prämien für den Erfolgsfall, machen Sie Mitarbeiter zu Paten neu eintretender Bewerber und sorgen Sie dafür, dass Ihr Unternehmen ins Gespräch kommt – und zwar so, wie Sie es wollen .
In vielen mittelständischen Unternehmen bietet es sich an, die Position des Lehrlingsausbilders zur zentralen Drehscheibe im E-Recuiting zu machen . Machen Sie Ihren Lehrlingsausbilder zum Personalentwickler, geben Sie
ihm die technischen Ressourcen dafür und nutzen Sie die Hilfestellungen . Das Bildungsconsulting der WK Tirol bietet volle Unterstützung beim Auswahlprozess .
Schritt 4: Zielgruppenanalyse Warum soll ich die Sprache meiner Zielgruppe lernen? Bis hierher haben Sie schon einige Vorarbeit geleistet . Sie haben das Stellenprofil klar vor Augen . Sie kennen die Plattform, auf der sie potentielle Bewerber ansprechen wollen . Schauen Sie sich dort ein wenig um: Wenn Sie wissen, wer genau Ihre Zielgruppe ist, ist es gut . Wenn Sie die Sprache Ihrer Zielgruppe kennen, ist das umso besser . Nutzen Sie externe Expertise: Das Bildungsconsulting der Tiroler Wirtschaftskammer hat geeignete Werkzeuge entwickelt, um die persönlichkeitsbedingten Eigenschaften von Bewerbern zu testen . Sie müssen es nicht übertreiben – aber jede Steigerung in der Qualität des Auswahlverfahrens steigert auch Ihre Attraktivität als Arbeitgeber . Professionelles E-Recuiting macht klar: hier wird professionell gearbeitet . Schon in der Auswahl und natürlich auch am Arbeitsplatz selbst . Die Bezahlung ist nicht das einzige Kriterium, für Bewerber zählt im hohen Maß das Images Ihres Betriebes, das Sie mit modernem Recruiting wesentlich unterstützen können .
Schritt 5: Dialog Wie bleibe ich dauerhaft im Gespräch? Diese Zeiten sind vorbei: Anzeige schalten, auf Bewerbungsschreiben warten, Vorstellungsgespräche abhaken, Einstellung durchführen . Ohne laufenden Dialog geht gar nichts mehr . Zum professionellen E-Recuiting gehört nicht nur die glasklare Beschreibung des Stellenprofils, sondern auch die völlige Transparenz über den Einstellungsprozess . Wie wird mit den Bewerbungen umgegangen? Wie erfolgt im Falle einer Zusage der Einschulungsprozess? Wie läuft der erste Arbeitstag? Gibt es einen Mentor? Was für Sie im ersten Moment noch etwas weit weg zu sein scheint, ist für Bewerber essenziell . Sie können ab dem ersten Moment einschätzen, wie es für sie weitergehen würde, wenn man sich für sie entscheidet . Das ist gelebte Wertschätzung, schafft Vertrauen und macht Ihre Firma als Arbeitgeber attraktiv – und das schon im Bewerbungsprozess .
Der Dialog hört auch nicht damit auf, dass Sie sich für einen Bewerber entscheiden . Zum einen gehört eine Absage an diejenigen, die nicht zum Zug gekommen sind, zum guten Ton . Zum anderen ist beispielsweise auch der erste Arbeitstag des neuen Mitarbeiters ein Posting auf Ihren Social-Media-Kanälen wert . Wie gesagt: E-Recuiting kennt keinen Anfang und kein Ende, es ist ein dauerhafter Prozess . Und genau daraus entsteht der langfristige Erfolg .
UMSETZUNG
E-Recruiting nach dem New Excellence Modell So können Sie selbst Ihren Reifegrad feststellen .
Recruiting soll in nächster Zeit professionalisiert werden
Der Plan für das E-Recruiting steht, die Verantwortungen sind bestimmt
Recruiting ist ein wichtiges Thema, Erfahrungen mit sozialen Medien sowie der strategischen Auswahl von Bewerbern wurden gemacht .
Alle Bereiche des Recruitings sind auf dem aktuellen Stand, Erfahrungen werden ständig erweitert .
Das Zukunftsthema Recruiting ist professionell im Betrieb implementiert . E-Recruiting wurde als Teil der Gesamtstrategie umgesetzt .