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Von der Führung zum Leadership

RICHTIG FÜHREN. Führung und Leadership sind in jeder Abteilung und in jedem Betrieb, egal welcher Größenordnung, gefragt. Das Bildungsconsulting der WK Tirol hat speziell für heimische KMU ein praxisorientiertes Modell entwickelt.

Jedes Jahr erscheinen zahlreiche Publikationen zum Thema Führung und Leadership . Stärker als bei anderen Fachgebieten ist dieses Thema von Moden geprägt . Aktuell werden tausende einschlägige Konzepte angeboten: Wissenschaftliche Publikationen mit empirischen Untersuchungen, Lebensberichte erfolgreicher Führungskräfte, Best Practice Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen und Empfehlungen von selbsternannten Experten . Auch viele Trainer und Berater suggerieren, ein Patentrezept für erfolgreiche Führung gefunden zu haben .

Vor dem Hintergrund der hohen Komplexität des Themas und der steigenden Dynamik bei den Herausforderungen ist es geradezu unseriös, einfache Lösungen für die fordernden Führungsaufgaben zu bieten . „Die Aufgabe einer Führungskraft ist nicht, nach einem allgemeingültigen Führungsprinzip und dem ultimativen Wundermittel für die Führungsprobleme zu suchen, sondern ein eigenständiges, höchst spezielles und damit auch wirksames Führungssystem zu entwickeln“, erklärt der Leiter des Bildungsconsultings der WK Tirol, Wolfgang Sparer, der sich intensiv mit der Materie befasst und ein praxistaugliches Modell entwickelt hat . Dieses Modell zeigt die Entwicklungsphasen von Führungskräften auf und bietet Orientierung hin zu einer eigenständigen, aber damit umso mehr erfolgreichen Entwicklung – vom Start einer Führungskraft hin bis zum vorbildlichen Leader . Größter Wert wird dabei auf Klarheit und Umsetzbarkeit gelegt . Das Modell kann für kleine Teams als auch für gesamte Unternehmen angewandt werden . Als Umsetzungspartner steht das Bildungsconsulting zur Verfügung, denn: Der individuelle Entwicklungsprozess sollte nicht ohne Begleitung oder Reflexion erfolgen. Zu schnell entstehen Muster und Praktiken, welche die weitere Reifung hemmen oder die Tendenz zur Selbstverliebtheit fördern .

„Führung und Leadership bedeuten nicht, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, sondern eine positive Haltung zur Entwicklung, den größtmöglichen Respekt vor der Aufgabe, ein hohes Verantwortungsbewusstsein, Empathie für die Menschen und letztendlich auch die notwendige Selbstachtung zu entwickeln“, beschreibt Wolfgang Sparer die Wertehaltung, die hinter dem Modell steht .

Das Entwicklungsmodell Der Kern des Modells „FL – Führung und Leadership“ beschäftigt sich mit dem Entwicklungsprozess von Führungskräften und unterstützt diesen mit begleitenden Maßnahmen . Die Herausforderungen sind bei weitem nicht so banal, wie sich im ersten Moment erscheinen . Sie sind geprägt vom Wandel in den Unternehmen, dem steigenden Wettbewerbsdruck und der Vielfalt der Aufgaben . Bei dieser Entdeckungsreise geht es auch um die Erkundung des eigenen Ichs, die Erforschung der Mitmenschen und um die Erprobung von Instrumenten . Dazu bietet das Modell Orientierung und Begleitung .

Das Modell stellt fünf Entwicklungsstufen vom Führungsanfänger bis zum vorbildhaften Leader vor . Jede Phase hat ihre ganz besonderen Herausforderungen . Nach speziellen Entwicklungstipps wird ein vierstufiges Entwicklungsprogramm präsentiert, das sich für viele Unternehmen und Organisationen adaptieren und implementieren lässt . Es basiert auf einem ausformulierten Kompetenzmodell für Führung und Leadership und berücksichtigt die Erfahrungen aus zahlreichen anderen Trainings- und Begleitungsprozessen .

Stufe 1: Starter Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt . Bei jungen Führungskräften erfolgt dieser manchmal überraschend und ungeplant, beinhaltet dafür aber einen gewissen Zauber und viel Energie . Damit diese nicht schnell verpufft oder gar in Resignation übergeht, brauchen Starter viel Struktur und Begleitung . Es ist zwar wichtig, einen klaren Startimpuls zu setzen, dieser reicht aber ohne Konzeption und Training womöglich nicht einmal für die ersten 100 Tage . Manchmal haben junge Führungskräfte bereits ein Führungstraining hinter sich, sie können aber das Gelernte oft nicht in der gewünschten Form abrufen . Hier zeigt das Phänomen, dass Kompetenzen erst im Tun entstehen und nicht auf Vorrat ausgebildet werden können . In der situativen Begleitung ist es deshalb wichtig, klare Empfehlungen abzugeben, schriftlich auf die Anforderungen, Herausforderungen und Stolperfallen hinzuweisen und den gesamten Einstieg selbstreflexiv zu gestalten. Ein Starter kann mit Tipps, die für einen Master auf Stufe 3 passen, nichts anfangen – und umgekehrt .

Wenn der Start in die Führungsverantwortung professionell erfolgt, entsteht nicht nur der erforderliche Schwung, sondern auch zusätzliche Energie . Das schafft Probleme nachhaltig aus dem Weg und ebnet dem gesamten Team den Weg . Mit gut getimten und maßgeschneiderten Impulsen können Starter effektiver und frustrationsfrei und damit nachhaltig in die neue Verantwortung hineinwachsen .

Stufe 2: Praktiker Nach einer gewissen Zeit der Verantwortung beginnt die praktische Reifung der Führungskräfte zum Praktiker bzw . Pracititioner . Manches gelingt intuitiv, sodass der Eindruck entsteht, Führung sei ein Talent und keine Kompetenz . Jetzt beginnt die Phase, in der sich der eigentliche Führungsstil zeigt . Dieser wird aber teilweise nicht bewusst gewählt, sondern er ist das Ergebnis aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren: Persönlichkeit, Unternehmenskultur, Teamverhalten, individuelle Vorbilder, aber auch einzelne Erfahrungen bestimmen das Führungsverhalten im Alltag .

Rasch beginnt sich auch das Umfeld an die Führung anzupassen, sodass eine neue Balance im Gesamtsystem entsteht . Mit Geschick lässt sich diese auch bei steigenden Anforderungen aufrechterhalten . Doch oft etablieren sich tieferliegende Konflikte, die bei genauer Betrachtung Hinweise auf ungenützte Entwicklungspotenziale ergeben . Jetzt ist es wichtig, das Führungsrepertoire gezielt zu erweitern . Wenn es gelingt, Zeit als wertvollste Ressource zu definieren, Zusammenhalt als wichtigste Energiequelle und Erfolg als den besten Motivator zu nutzen, wird der nächste Reifegrad erreicht .

Thematisch geht es bei der Begleitung von Practitionern um die klassischen Führungstechniken, die wichtigsten Kommunikationskompetenzen und die effektivsten Instrumente zur Gestaltung von Führungssituationen und Entwicklungsprozessen . Diese können gut trainiert und erprobt werden – sofern der Wille zur Weiterentwicklung vorhanden ist .

Stufe 3: Master Nach Jahren erfolgreicher Führungsarbeit etablieren sich Master zusammen mit ihren Mitarbeitern als zentrale Leistungsträger . Sie erreichen die gesteckten Ziele und vereinen ein scheinbar buntes Team . Master sind so gut in der Organisation verankert, dass ein innerbetrieblicher oder vom Markt ausgelöster Sturm sie kaum in ihren Grundfesten erschüttert . Wenn diplomatisches Geschick die Akzeptanz für den eigenen Bereich erhöht, ist auch die Reputation der Führungskraft im eigenen Team gesichert .

VOM STARTER ZUM LEADER

Master

Praktiker Entwickler

Starter Leader

Die Reifegrade von Führungspersönlichkeiten sind selbsterklärend . Die ersten drei Stufen werden der Führung, die höchsten beiden Stufen dem Leadership zugerechnet . Mit dem Modell „FL - Führung und Leadership“ des Bildungsconsultings gelingt die exakte Einstufung in den persönlichen Reifegrad . Das macht den großen Unterschied, denn im Gegensatz zu anderen Führungsmodellen kommen auf allen Stufen maßgeschneiderte Instrumente und Maßnahmen zum Tragen, die eine Weiterentwicklung ermöglichen .

Von größerer Bedeutung sind in dieser Phase die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Teams und die Verbesserung der Zielerreichung in der gesamten Organisation . Interne Rivalitäten erhöhen zwar manchmal die Leistungsmotivation, bringen aber auch die Gefahr von Reibungsverlusten und Absonderung mit sich .

Als wertvoll erachten Master jetzt nicht mehr aufgesetzte Trainings, sondern effektive Impulse zur Lösung vorhandener Probleme oder solche zur Vorbereitung auf neue Aufgaben . Externes Know-how wird dann akzeptiert und implementiert, wenn dieses das System stärkt . Hier liegt auch das Geheimnis für den zukünftigen Erfolg: die gemeinsame Arbeit an der Verbesserung der Prozesse, die innovative Erneuerung der Leistung und die intelligente

Steigerung des Kundennutzens . Die Themen für Master lauten daher: Managementmodelle und Instrumente, Strategische und operative Workshops, Expertenberatung und Teamentwicklung .

Stufe 4: Entwickler Anhand persönlicher und aufgabenorientierter Reife erreichen Führungskräfte den vierten Reifegrad an Führungskompetenz als Entwickler bzw . Developer . Diese Stufe ist zugleich auch der erste Grad des Leadership . Die Entwicklungen, die sie einleiten und voranbringen, sind vielfältig und nachhaltig . Dabei orientieren sie sich an den gegebenen Ressourcen, ohne diese auszubeuten und an einer permanenten Weiterentwicklung, ohne dabei den Fokus zu verlieren . In all ihrem Wirken erkennen sie die Bedeutung der Organisation und die Leistungen jedes einzelnen . Sie delegieren nicht nur Ziele und Aufgaben, sondern achten auch auf die Reputation des gesamten Teams . Die Teammitglieder schätzen diesen Führungsstil, obwohl sie wenig zwischen dem Verhalten und den Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden . Klare Strategien, ausgefeilte Techniken und wirksames Management sind der eine Erfolgsfaktor . Der andere sind die sozialen und emotionalen Kompetenzen von Entwicklern .

Entwickler erkennen den Wert von innovativen Ansätzen . Diese müssen aktuellen Herausforderungen entsprechen und werden mit Weitsicht ausgewählt und implementiert . Was „State of the Art“ ist, wird im Auge behalten, was zweckorientiert ist, wird angewandt . Das Team rund um Developer gewinnt durch ihre Erfahrung Vertrauen in das eigene Handeln und Zuversicht beim Beschreiten neuer Wege .

Zur eigenen Weiterentwicklung werden vor allem zwei Möglichkeiten genutzt: Expertisen der Besten und Coaching durch die Klügsten . Wird dies nicht zur Verfügung gestellt, setzen Developer ihre Entwicklung in Eigeninitiative fort und schaffen sich ein Umfeld der herausragenden Köpfe selbst .

Stufe 5: Leader Der Entwicklungsprozess von Führungskräften erreicht im Leader die Vollendung . Sie erreichen nicht nur durch Managementtechniken höchste Wirksamkeit, sondern wirken durch ihre reife Persönlichkeit . Hier zeigt sich, dass Frauen in Führungspositionen sehr diszipliniert diesen Level anstreben und es auch im besonderen Maße erreichen . Erst wenn alle Stufen der Führung aktiv durchlaufen wurden, entsteht auch Verständnis für die Mühen der anderen Reifegrade und deren Potenziale .

Echte Leader strahlen eine gewisse Faszination aus uns entwickeln eine natürliche Autorität . Auch besitzen sie den Mut, strategische Schwerpunkte zu setzen und den Fokus zu schärfen . Obwohl sie Expansion anstreben, tun sie dies mit Weitblick und System . Leader sind somit Vorbilder für die Führungskräfte der anderen Ebenen . Es wäre allerdings eine Überforderung, würden Leader ihre Kompetenz auch von Mitarbeitern erwarten oder gar

einfordern . Vielmehr erkennen sie die Potenziale und Grenzen der Menschen frühzeitig und lassen diese in deren Stärkefeld wirksam werden .

Die bevorzugte Form der Weiterentwicklung von Leadern ist das ehrliche, aber auch kritische Gespräch mit anerkannten Experten und Persönlichkeiten . Viele Leader sind auch Leser, sie bilden sich permanent fort, sowohl im eigenen Fachgebiet als auch in angrenzenden Forschungsbereichen . Die Erfahrung anderer, die gescheiterten Projekte und die Erkenntnisse zukunftsorientierter Wissensgebiete, bedeuten für sie nicht nur eine hohe Faszination, sondern sind vor allem Basis für die Vision einer besseren Zukunft .

„FL – Führung und Leadership“ ist ein Metamodell, in das viele weiterführende Themen, Prozesse und Instrumente eingebunden werden können . Das Bildungsconsulting schafft hier einen Ausgangspunkt für eine gewinnbringende Diskussion in den Teams und Unternehmen, welche die Herausforderungen gemeinsam meistern wollen . Als Serviceabteilung der Wirtschaftskammer Tirol steht das Bildungsconsulting auf diesem Entwicklungsweg mit Rat und Tat zu Seite .

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