WIR Nr. 11 vom 18/11/2015

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SEMINAR

Neue Wege im Obstbau gesucht SÜDTIROL - Der Verein A.L.S. - Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen veranstaltet sein 27. Obstbauseminar vom 25. bis 27. Jänner 2016 im Haus der Familie in Lichtenstern am Ritten. Hochkarätige Referenten werden gemeinsam mit den Südtiroler Obstbauern die brennenden Probleme der heutigen Zeit erörtern und nach Lösungen suchen. Von der Wahl der Anlagen über Produktion, Pflanzenschutz, Umwelt- und Gesetzesauflagen bis zum Konsumentenverhalten und moderner Kommunikation. Einer der Referenten des 27. Obstbauseminars ist der an der TU München promovierte Agrarwissenschaftler Dr. Christoph Amberger, (im Bild) geschäftsführender Vorstand des Forums Moderne Landwirtschaft in Deutschland.

Mit ihm haben wir folgendes Gespräch geführt: Herr Amberger, laut dem Programm des Veranstalters werden Sie über gesellschaftliche Akzeptanz moderner Landwirtschaft sprechen. Was darf man sich darunter konkret vorstellen? Die moderne Landwirtschaft wird heu-

Programm-Kurzübersicht

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Montag, 25. Jänner 2016 Perspektiven für die EU-Politik im Bereich Obst und Gemüse von Herbert Dorfmann, EU-Abgeordneter; „Moderne Landwirtschaft“ – ein Beispiel aus DeutschlandChristoph Amberger, Forum Moderne Landwirtschaft e.V. (D)Schnittpunkt Landwirtschaft und Gesellschaft in Südtirol Arnold Schuler; Nachhaltigkeits- und Pestizidreduktionsprogramm von Global 2000 von Ruth Veronika Pammer und Michaela Ninaus, Global 2000 (A) und Dietmar Schweiggl, Apfelproduzent, Wildon (Steiermark); Neuheiten zur Abdriftreduktion und Applikationstechnik, und Kurzinformation über robotergesteuerte Geräte im Obstbau

te in weiten Teilen der Gesellschaft kritisch gesehen. Pflanzenschutz und mineralische Düngung werden eher mit Umweltbeeinträchtigung als mit Qualität und ausreichender Menge unserer Nahrungsmittel in Zusammenhang gebracht. Nachhaltigkeit wird eher mit Bio- als mit moderner Landwirtschaft verbunden. Ich meine, dass die Moderne Landwirtschaft großartige Leistungen bringt und das wollen wir für den Verbraucher wieder wahrnehmbar machen, um wieder in der Mitte der Gesellschaft zurück zu finden. Viele Verbraucher sehnen sich nach einem Leben und einer Ernährung im Einklang mit der Natur. Der Apfel sollte möglichst wie zu Adam und Evas Zeiten aus unberührtem Paradies kommen. Zerstören hier moderne Obstbauern nicht massiv Träume? Ja, Sie haben Recht. Viele sehen die Natur als gut und fürsorglich. Je mehr städtische Bevölkerung wir haben, desto mehr sehnen wir uns nach so einer Natur. Nur leider entspricht dieses Bild unserer Sehnsucht nicht der Realität. Jeder Landwirt weiß, wie viel wirkliches Naturverständis es braucht, um Ernten zu machen, an die sich Verbraucher gewöhnt haben und es als selbstverständlich empfinden. Ich glaube, wir dürfen diese Träume nicht bedienen sonst machen wir uns der Täuschung schuldig und das ist viel schlimmer. Wir sollten das kommunizieren, was

wir machen, damit der Verbraucher eine echte Wahl hat. Ist der Konsument heute überhaupt noch empfänglich für sachliche Darstellung der Realität, d.h. dass ein makelloser Apfel zu einem niedrigen Preis nicht ohne „Nachhilfe“ in die Regale kommen kann? Ich glaube ja. Nur haben wir es, auf jeden Fall in Deutschland, den Naturschützern überlassen, Landwirtschaft zu erklären. Wir haben uns darauf konzentriert, gut zu produzieren. Und das reicht Heute nicht mehr. Die Moderne Landwirtschaft ist in den letzten Jahren so viel besser geworden. Die Zulassungsbedingungen für Spritzmittel, um hier nur ein Beispiel zu nennen, sind ständig gestiegen. Wir arbeiten immer gezielter mit immer weniger Umwelteffekten. Wir haben etwas vorzuweisen. Und trotzdem gibt es immer Themen, bei denen wir noch besser werden müssen. Das eine hervorzuheben und das andere nicht zu verschweigen tut dem Dialog mit dem Verbraucher gut. Unseren Bauern wird oft Arroganz nachgesagt, sie nehmen zu wenig Rücksicht auf Menschen außerhalb ihres Berufsstandes. Sehen Sie hier Möglichkeiten, dieses Image durch geeignete Kommunikation zu korrigieren? Die Landwirtschaft hat ihre große Bedeutung für den Wohlstand eines Landes bei uns verloren. Der Anteil

am Bruttosozialprodukt ist nur noch gering. Dazu bekommt die Landwirtschaft EU-weit Förderungen. Wenn in diesem Umfeld Bauern als arrogant und rücksichtslos angesehen werden, wie Sie sagen, ist das schlimm. Arroganz kann man durch gute Kommunikation auf Augenhöhe korrigieren, mangelnde Rücksicht nur durch Verhaltensänderung. In Deutschland ist das Ansehen der Landwirtschaft als Branche lang nicht mehr so hoch wie früher, erstaunlicherweise jedoch das des Landwirtes sehr hoch. Deswegen meinen wir, dass der direkte Kontakt vom Landwirt zum Verbraucher viel mehr bewirken kann, als eine Kommunikationskampagne des Berufsstands. Was halten Sie von den Bemühungen der Südtiroler Bäuerinnenorganisation, Kindern im Vorschul- und Schulalter das Leben am Bauernhof zu zeigen und das Entstehen von Lebensmitteln aus erster Hand zu vermitteln? Ich halte das für eine hervorragende Idee. Zum einen lernen die Kinder, wie es auf einem Bauernhof zugeht, dass der Apfel auf dem Baum wächst und nicht im Supermarkt. Zum anderen bekommen sie direkten Kontakt zu den Bäuerinnen und Bauern und sehen, dass das Menschen sind wie Du und ich, die hart arbeiten und ihren Hof nachhaltig bewirtschaften, weil sie ihn der nächsten Generation weitergeben wollen.

von Jan van de Zande, Universität Wageningen (NL); Präsentation Anbaugebiet Bodensee Christian Scheer, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (D)

wendung des RIMpro-Schorf-Modells, von Mark Trapman, Bio Fruit Advies (NL); BASF: evoluzione della strategia di difesa per il controllo della ticchiolatura del melo; Vision Plus e gli altri futuri prodotti di BASF per la linea di difesa Marco Pancaldi, und Arianna Simoncini von Frutta Italia, BASF; SEMIOS: Weit mehr als eine Verwirrungstechnik Cor Maas, Business Development EU, Semios; Die Wirtschaftlichkeit des Südtiroler Obstbaues, von Andreas Mayr, Südtiroler Bauernbund

hohem Befallsdruck Klaus Marschall; Baum- und Lederwanzen, von Stefanie Fischnaller; Aktuelle Versuche der Mittelprüfung, von Werner Rizzolli; Globale Sortentrends beim Apfel, von Walter Guerra, (alle vom Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg; Über den Zapfenschnitt zu einer kompakten Baumform von Peter Mathà, Obstbauer aus Nals Anmeldung und detaillierte Informationen: www.absolventenverein.it oder: Verein der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen Jakobistr. 1/A, 39018 Terlan Tel. 0471 258 197; absolventenverein@rolmail.net

Dienstag, 26. Jänner 2016 Obstbaumkrebs (Neonectria ditissima) Biologie und Bekämpfung in Norddeutschland Roland W. S. Weber, Obstbauversuchsanstalt Jork (D) Wie man detaillierte biologische Kenntnisse für die Obstbaupraxis nutzbar macht – Beispiel Feuerbrand von Mark Trapman, Bio Fruit Advies (NL); Feuerbrand am Bodensee – Situation und Freilandversuchsergebnisse Christian Scheer, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (D); Praktische An-

Mittwoch, 27. Jänner 2016 Lassen sich Rückstände planen? von Roland Zelger; Alternaria: Klimatische Bedingungen in Jahren mit


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