PORTRAIT Mit 18 Jahren, man schrieb das Jahr 1950, hatte sich der aufstrebende Jungkaufmann bereits selbständig gemacht und begonnen, einen Großhandel in Bozen aufzubauen. Damals wurde man ja erst mit 21 volljährig, so dass Gramm eine ganze Reihe von Dokumenten benötigte, um überhaupt ein Geschäft, einen Betrieb, führen zu können. Pionierarbeit leistete Gramm, indem er als erster in ganz Südtirol das Lebensmittel-Einzelhandelsgeschäft seiner Eltern im Zentrum von Bozen zum Selbstbedienungsladen umstellte, ein Erfolgsrezept, das dann bald Schule machte. Der noch junge Kaufmann stellte sich aber gleich die Frage, warum solle er nicht mit einem Großhandel im Lebensmittelbereich beginnen? Gesagt, getan. Zu Beginn der 50er Jahre – Deutschland und Österreich waren noch mit Nachkriegswehen und dem Wiederaufbau beschäftigt – begann Gramm mit dem Import von Lebensmittelspezialitäten aus der Schweiz, denn „ich hatte bereits gute Kontakte zu den Eidgenossen.“ Gramm erwähnt hier einen der ersten Produzenten, mit dem er in geschäftliche Verbindung getreten war, nämlich den Suppenwürfelhersteller Knorr. „Diese Suppenwürfel fand man praktisch in jedem Haushalt, das hat mir Auftrieb gegeben. Aber der Weg bis dorthin war nicht einfach, wir haben beispielsweise auf den verschiedenen Messen Gratis-Suppen zum Verkosten angeboten, das hat eingeschlagen“, erklärt Gramm. „Knorr war für mich zudem ein großer Lehrmeister in vielerlei Hinsicht, insbesondere organisatorisch habe ich einiges dazugelernt und umsetzen können“, fährt Gramm fort. Zu Beginn der Sechzigerjahre verlagerte Gramm dann seine Geschäftstätigkeit immer mehr Richtung Deutschland und später auch nach Österreich, es begann ja die Zeit des so genannten deutschen Wirtschaftswunders. „Ich benötigte unbedingt die Alleinvertretung für Italien von bestimmten Produkten und Marken, um stärker Fuß zu fassen, und das gelang mir dann auch. Denn mit den in Deutschland bekannten Markenprodukten belieferten wir italienweit die Campingplätze und auch Kaffeehäuser. Die deutschen Touristen wollten nämlich ihre Produkte, die sie von zuhause
„Der Pionier“
Benedikt Gramm BOZEN - (pka) Benedikt Gramm hat sehr früh Entwicklungen im Lebensmittelsektor erkannt und diese auch umgesetzt – als Präsident der Handelskammer hat Gramm 15 Jahre lang das Südtiroler Wirtschaftsleben nachhaltig mitgeprägt. „Ich bin eigentlich hinter dem Ladentisch aufgewachsen, denn mein Vater ist sehr früh gestorben und da musste ich meiner Mutter zur Hand gehen und sie überall unterstützen“, beginnt Benedikt Gramm die Schilderung seines beruflichen Lebensweges.
aus kannten, auch im Italienurlaub genießen“, erzählt Gramm. Eine Pionierleistung bedeuteten dabei auch die reichhaltigen Frühstückbuffets, die ja in Italien gänzlich unbekannt waren. Hier belieferte der inzwischen zur Gramm-Import Familien AG umgewandelte Großhandelsbetrieb Gaststätten, Campingbetreiber und Wiederverkäufer mit portionierten Frühstücks-Spezialitäten, die es hierzulande nicht gab. „Seit mehreren Jahren sind auch die italienischen Gäste auf den Geschmack gekommen, heute werden aber vermehrt Frischwaren angeboten und geliefert“,
meint Gramm. Obwohl auch heute noch Benedikt Gramm mit seinen knapp 85 Jahren
überaus rüstig und vital ist, hat er bereits vor mehr als 20 Jahren die Geschäftsführung an seine Söhne Werner und Robert übergeben. Mit ein Grund war auch die Wahl zum Präsidenten der Handelskammer Bozen im Jahr 1994, eine anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe, der er sich voll und ganz widmen wollte. Dass Gramm ein beliebter wie erfolgreicher Präsident war, zeigt der Umstand, dass er in den Jahren 1999 und 2002 wiedergewählt wurde und somit dieses bedeutungsvolle Amt 15 Jahre lang ausübte. All seine Präsidentschaften, Verwaltungsratsmandate und Ehrungen, die er im Laufe seines Lebens inne bzw. bekommen hat anzuführen, würde den Rahmen sprengen. Deshalb seien jene genannt, die für Benedikt Gramm und Südtirol einen wichtigen Stellenwert einnehmen: Bildungszentrum „Haus der Familie“ in Lichtenstern/ Ritten, Institut für Wirtschaftsförderung, Brennerautobahn, EOS-Export Organisation Südtirol, Messe Bozen, Stiftungsrat der Südtiroler Sparkasse und noch viele mehr. Gramm war auch Gründungsmitglied des Katholischen Familienverbandes Südtirols, der Europäischen Akademie und der Freien Universität Bozen. Die wichtigste Ehrung dürfte wohl das „Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich“ sein, weiters erhielt Gramm das Verdienstkreuz des Landes Tirol und er wurde u.a. zum österreichischen Kommerzialrat ernannt, genauso wie ihm der Titel „Commendatore“ um Verdienste der Republik Italien verliehen wurde. Benedikt Gramm ist am 4. Mai 1932 in Bozen geboren, er ist mit Rosi Kaufmann verheiratet, hat 3 Söhne und 2 Töchter, insgesamt 11 Enkelkinder und sogar 2 Urenkel.
Benedikt Gramm bei einer Rede im Merkantilgebäude
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