Puschtra Nr. 20 vom 21. Oktober 2015

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titel Viel Monat am Ende des Geldes?

Wohnungsmieten im Pustertal 956,90 Euro bezahlte die Südtiroler Familie 2013 durchschnittlich im Monat für Wohnungsmieten. Bei diesen Angaben des ASTAT dürften die Verhältnisse in Bozen diese Zahl nach oben verzerren – dennoch: Die Mieten sind der größte Kostenpunkt vieler Pusterer Haushalte. Wir haben mit Experten über die hiesigen Mietpreise gesprochen.

Geom. Dietmar Niederkofler ist der Pustertaler Vertreter im Südtiroler Verband der Gebäudeinhaber. Er sagt: „Spricht man über die Mietpreise, dann muss man einmal unterscheiden zwischen den konventionierten und den freien Mietwohnungen. Freie Mietwohnungen sind, nur den Regeln von Angebot und Nachfrage unterworfen. Konventionierte hingegen sind an den Landesmietzins gebunden. Dieser kann um bis zu 30 Prozent

erzielen hingegen maximal 900, 1.000 Euro – mehr gibt der Markt, von Ausnahmen abgesehen, einfach nicht her.“ Vor allem NichtEinheimische müssen laut Geom. Niederkofler aber oft Wohnungen zu jedem Preis beziehen, damit die Familienzusammenführung möglich wird. Keine Seltenheit sind im Pustertal auch überhöhte Mieten bei konventionierten Wohnungen. Das führt immer zu großen Schwierigkeiten, denn Mieter können in

Sozialdienste bereitstellen: knapp zwei Millionen Euro im Gebiet Bruneck und Umgebung, etwa 732.000 bzw. 782.000 im Ahrntal bzw. Hochpustertal und knapp 200.000 im Gadertal. Das bildet auch grob ab, wo der Schwerpunkt des Wohnens zur Miete ist: der Brunecker Talkessel. Der Grund dafür ist die fehlende Pendlerkultur in Südtirol, sagt Geom. Dietmar Niederkofler. „Die Pusterer wollen in der Nähe der Arbeitsplätze wohnen, und

jenen in Bruneck liegen“, sagt Dr. Karlheinz Ausserhofer. In Bruneck z.B. liegt die effektive Miete, basierend auf dem Landesmietzins, bei etwa 10 bis 12 Euro pro Quadratmeter, in Sand bei 6 bis 8 Euro.

Dr. Andre-Benedict Niederkofler: „Mindestdauer der Mietverträge ist zu hoch“

Werner Niederbrunner: „Viele tun sich schwer“

Dr. Karlheinz Ausserhofer: „Wenige Neubauten von Mietwohnungen“

Dr. Andre-Benedict Niederkofler, Geom. Dietmar Niederkofler: „Überhöhte Mieten relativ häufig“

überschritten werden, wenn die Wohnung voll eingerichtet ist.“

diesem Fall eine Reduzierung und Rückzahlung verlangen, weiß der Immobilienmakler Dr. Andre-Benedict Niederkofler, der mit solchen Fällen besonders beim Verkauf von Miethäusern zu tun hat.

weil die Arbeitsplätze in Bruneck konzentriert sind, zieht es die Leute dorthin. St. Lorenzen ist dann gewissermaßen das Auffangbecken für die Gader-, Gais jenes für die Ahrntaler. Eine Stunde zur Arbeit zu fahren, wie es etwa in Wien gang und gäbe ist, ist für viele undenkbar. Deswegen wird der Wohnungsbedarf immer hoch sein, solange die Arbeitsplätze konzentriert sind.“ In den Dörfern der Peripherie seien die Mieten – und die Kaufpreise – für Wohnungen jedoch deutlich günstiger. „Diese können bis zu dreißig Prozent unter

eck leitet. „Die Grundmieten sind sehr teuer geworden, in Bruneck, Sand, im Gadertal, auch in den Dörfern. Viele finden schwer eine angemessene Wohnung, vor allem jene, die irgendwie benachteiligt sind.“ Ein großes Problem, das seinen Klienten zu schaffen macht, seien die Kondomiumsspesen. „Da kann aufs Jahr gerechnet durchaus ein Monatsgehalt für unsere Klienten zusammenkommen. Und gerade alte Wohnungen, die oft von finanziell Schwächeren bewohnt werden, bereiten mehr Spesen.“ Dr. Andre-Benedict Niederkofler rech-

Teure kleine Wohnungen

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Die besonders beliebten Zweizimmerwohnungen sind aufgrund der Nachfrage teuer, während größere Wohnungen im Verhältnis relativ günstig sind. Dr. Karlheinz Ausserhofer war lange Präsident der Südtiroler Maklervereinigung und kennt den Markt: „Die Miete einer normalen Zweizimmerwohnung in Bruneck liegt bei etwa 600 Euro, bei privat verhandelten Verträgen auch mehr. Größere Wohnungen

Schwerpunkt Bruneck Zweizimmerwohnungen werden im Pustertal überwiegend von Einzelpersonen genutzt. Diese tun sich aber schwerer, die geforderten Mieten aufzubringen. Das mag neben der Krise zur Steigerung der Beiträge für Miet- und Wohnungsnebenkosten beitragen, welche die

Finanzielle Belastung nimmt zu Ein Indikator für die finanzielle Belastung sind auch die Beobachtungen von Werner Niederbrunner, der die Schuldnerberatung in Brun-


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