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Persönlich bewegt - Persönlichkeit bewegend
Wie echte Begegnung und Beziehungen einen Unterschied im Leben junger Menschen machen
Christina Dietrich
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Hinter jedem persönlichen Engagement steht eine ganz persönliche Geschichte. Die Geschichte von Jona’s Haus – einer offenenEinrichtung für Kinder und Jugendlichein Not – beginnt im OP-Saal. Hier sindProf. Jürgen und Prof. Angelika Bier inleitenden Positionen täglich im Einsatz.Doch schon länger prägt ihr Leben nichtnur der Einsatz in der Klinik: Die biblischenGeschichten von Gnade, Güte undBarmherzigkeit haben sie so sehr bewegt,dass sie 2005 die mildtätige undgemeinnützige Stiftung Jona gegründetund 2006 Jona’s Haus in Berlin-Spandaueröffnet haben.
»Wir fühlten uns in unserer Situation sosehr beschenkt, dass wir all das Gute teilen und uns für Kinder und Teens in Not einsetzen wollten,« so Prof. Angelika Bier. Die Not rund um Jona’s Haus ist groß. Gewalt, materielle Not, Arbeitslosigkeit und der fehlende Zugang zu Bildung prägen damals wie heute den sozialen Brennpunkt. Inmitten dieser Nöte wird Jona’s Haus zu einer wichtigen Anlaufstelle. Vom ersten Tag an bekommen Kinder und Teens hier an 365 Tagen im Jahr ein warmes Mittagessen, Hausaufgabenhilfe, anregende Freizeitangebote und vieles mehr. In den Ferien gibt es tolle Ausflüge und Aktionen und auch Weihnachten und der eigene Geburtstag werden gemeinsam gefeiert. Engagierte Mitarbeiter*innen heißen jeden kleinen und großen Besucher herzlich willkommen und haben stets ein offenes Ohr für die Nöte der allein gelassenen Kinder. So oft es ihnen die Arbeit erlaubt, ist das Ehepaar Bier selbst »vor Ort«, packt mit an und leitet das Team.
Gemeinsam renovieren sie das denkmalgeschützte Gebäude von Jona’s Haus und machen Pläne für die Zukunft. Doch es kommt anders: Prof. Jürgen Bier erkrankt plötzlich schwer und verstirbt im Jahr 2007. Prof. Angelika Bier: »Der Tod meines Mannes veränderte alles; unverändert blieb aber unser gemeinsamer Auftrag und die Verantwortung für die Menschen, die im «Jona» Halt und Hilfe gefunden hatten.« So übernahm Frau Prof. Bier die alleinige Leitung des Hauses. Bis heute hat sie gemeinsam mit dem Team das Engagement umfassend ausgebaut.

Kreatives Arbeiten hat einen hohen Stellenwert im Jona’s Haus in Berlin-Spandau
Zu den Hilfsangeboten gehören mittlerweile neben dem offenen Nachmittagsprogramm mehrere Bildungsprojekte wie »Jona’s Grundschulprojekt« in Kooperation mit umliegenden Brennpunktschulen, »Jona’s Vorschulprojekt für geflüchtete Kinder« und »Jona’s Berufsorientierungsprojekt für Teens«. 2019 wurde mit »Jona’s Kinderwohngruppe« eine zweite Einrichtung eröffnet. Nicht zuletzt haben die Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie zur Entstehung vieler neuer Hilfen wie zum Beispiel einer Lebensmittelspendenausgabe oder einer eigenen LernApp »Jonas« geführt.
Durch alle Hilfen zieht sich seit dem ersten Tag das Leitmotiv »Werte fürs Leben! – Kinder und Jugendliche stärken«. Denn nicht nur die Entstehungsgeschichte von Jona’s Haus ist sehr persönlich. Auch das Engagement funktioniert nicht ohne »Persönlichkeit«. Die Kinder und Jugendlichen merken schnell, wenn jemand nicht authentisch ist und sie nicht ernst nimmt. Sie möchten »echten Menschen« begegnen: Menschen, die ihnen aufrichtig zuhören und die ihre eigenen Stärken und Schwächen zeigen können; Menschen, die vorurteilsfrei Orientierung und Hilfe geben und nicht zuletzt Menschen, die auch gerade dann für einen »da« sind, wenn »nichts mehr läuft«.
Wer das Leben der Kinder und Teens bewegen möchte, muss ein offenes Herz, viel Verständnis und eine große Lernbereitschaft mitbringen. Jeder große und kleine Mensch ist anders und um jeden einzelnen zu erreichen, muss man viele verschiedene Wege gehen. Das bedeutet für jeden Engagierten, dass man durchaus auch die eigene Komfortzone verlassen muss. So kann das persönliche Engagement ganz schön persönlich werden, wie auch Frau Prof. Bier weiß:
Über die Zeit und aus der persönlichen, echten Begegnung entstehen echte, tragfähige Beziehungen, in denen »Werte fürs Leben« gelebt und erlebt werden. Schritt für Schritt entwickeln Kinder und Teens ein Selbstwertgefühl und lernen, sich und anderen gegenüber mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen. So werden Geschichten wie die von Julian möglich: Julian kam mit 10 Jahren das erste Mal ins »Jona«. Heute ist er 21 Jahre alt, »fertiger Krankenpfleger« und selbst ehrenamtlich in Jona’s Haus tätig. •
Weitere Informationen: www.stiftung-jona.de