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Beruf: Tontechniker

Yolo-Team

Gibt es Regeln die man fürs Radio einhalten muss?

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Fotos: Yolo-Team Markus Bieder vom Tonstudio »Tonladen Records«

Bitte stelle dich vor!

Hallo, ich bin Max und wir sitzen in Thal bei Graz in meinem Studio, im sogenannten »Tonladen«.

War Tontechniker schon immer dein Wunschberuf?

Tontechniker war nie mein Wunschberuf. Ich bin zu meinem Studio gekommen, weil ich Musiker bin und gerne Songs schreibe. Ich habe eine Möglichkeit finden müssen, wie ich das ganze festhalten kann. So hat es klein angefangen und ist dann immer größer geworden und inzwischen ist die ganze Hütte voll mit »Zeugs«.

Wie entsteht ein Song?

Das ist unterschiedlich. Manchmal geht das ganz schnell, manchmal dauert es ein bisschen länger. Wir arbeiten drauf los und die Ideen kommen immer während dem Song schreiben, während dem Aufnehmen. Das der Song am Schluss so klingt, wie im Radio, dafür wird schon noch herum gefeilt. Es wird z.B. geschaut ob die Längen passen, ob der Refrain an passender Stelle kommt usw. Für mich ist aber immer sehr wichtig, nicht von Anfang an ans Radio zu denken, sondern einfach mal den Song entstehen lassen. Und wenn er ins Radio passt, machen wir ihn natürlich in diese Richtung fertig. Ansonsten wird es ein super Album Track und wir haben eine Freude damit.

Ich glaube, die Gruppe »Bilderbuch« zeigt, dass es keine gibt. Aber prinzipiell wollen die Radioleute schon, dass es spielbar ist. Sprich, dass es nicht ein ewig langes Intro hat, das der Song nicht sieben Minuten lang ist, dass es kein 8-minütiges Schlagzeugsolo gibt. Diese Zeiten sind vorbei, das wäre früher noch gegangen. Jetzt muss alles knapp sein, es soll gleich der Gesang kommen, es soll der Refrain auch gleich kommen. Es gibt aber dann immer wieder mal Ausnahmen.

Warum hat das Mischpult so viele Knöpfe?

Stimmt, das sind viele Knöpfe. Das sind alles einzelne Kanäle und jeder Kanal hat eine gewisse Funktion. Jeder Kanal hat einen Equalizer, einen Genregler, eine Panorama Regelung, bei der ich links und rechts drehen kann, einen für Lautstärke und einen Fader. Es sind so viele Knöpfe, weil es so viele Kanäle gibt. Dieses Mischpult hier hat 48 Kanäle. Wenn man eine Reihe bedienen kann, kann man das ganze Mischpult bedienen.

Welche Qualifikationen braucht man als Tontechniker?

Ich glaube, es ist wichtig, dass man sehr gute Ohren hat, dass man viel Musik hört, um zu schauen, was grade in ist und wie gerade gemischt wird. Ein bisschen Technikkenntnis ist natürlich auch wichtig. Wie z.B. bei einem analogen-Pult, wo manchmal was zum Warten ist, oder Sachen nicht funktionieren. Das Wichtigste für mich ist, dass man viel arbeitet. Es hat keinen Sinn, wenn man unglaublich technisch versiert ist, wenn man kein Gefühl für einen Sound hat. Es gehört einfach beides dazu. Und

Das Yolo-Team im »Tonladen«

auch Kreativität. Auch ein Tontechniker oder derjenige, der einen Song mischt, ist genauso ein Künstler wie die Band selbst.

Nimmt der Tontechniker viel Einfluss auf den Sound einer Band?

Einfluss auf die Band nimmt der Produzent und im Normalfall nicht der Tontechniker. Ich mache beides. Natürlich ist der Produzent nicht der Tontechniker, sondern sagt dem Tontechniker, wie er die Sache haben möchte. Der Produzent entscheidet viele Sachen, z.B. wie nehmen wir es auf, wie hätte er gern den Schlagzeug-Sound, wie Mikrophonieren wir für Livekonzerte. Der Tontechniker ist in dem Fall der, der das ausführt und die Wünsche des Produzenten erfüllt. Genauso wie die Band vielleicht auf einen Produzenten Einfluss nimmt und zeigt wie sie es gerne hätten. Im besten Fall arbeiten die drei ganz harmonisch zusammen. Dann kommt das beste Ergebnis dabei raus.

Was gehört alles zu deiner Arbeit?

Studio aufräumen. Ich bin eine One-manShow, d.h. ich muss schauen, dass neue Aufträge reinkommen. Wir machen nicht nur Musikproduktionen, sondern auch manchmal einen Werbejingle fürs Radio. Filmmusik wird auch gemacht. Wir haben heuer für die Diagonale etwas gemacht, für den Hans Haas Film - das war das erste Dolby Surround-Projekt hier im Studio was auch sehr spannend war. Oder wir machen auch Telefonschleifen. Dann musst du natürlich ständig schauen, dass du Studiomusiker zur Verfügung hast, wenn du für irgendwen produzierst, der keine eigene Band hat. Auch Buchhaltung gehört dazu. Es ist immer was zu tun.

Wie wichtig ist ein Gehörschutz?

Viele spielen mit einem »Programm«. Man hat Kopfhörer und kann regulieren wie laut man was hört. Im Studio besteht die Gefahr, dass man lauter abhört. Da muss man aufpassen und wirklich runterregeln. Man glaubt gar nicht wie schnell die Ohren ermüden und man hört nicht mehr gut. Dann kommt man am nächsten Tag drauf „hallo, was habe ich da gestern gemischt?!“ und man muss es nochmal machen. Gerade in dem Mixvorgang ist es extrem wichtig, dass man es schön leise macht. Erst am Schluss, wenn der Mix fertig ist, kann man probieren wie es lauter klingt, oder ob wo ein Problem ist, fahren die Bässe z.B. aus. Man muss auch immer wieder auf einen Kopfhörer switchen, weil man da einfach noch genauer gewisse Sachen hört. Was man sicher mit dem zunehmenden Alter merkt ist, dass das Gehör sowieso nachlässt. Auf die Ohren muss man immer gut schauen. Danke für das Gespräch! 

Infobox

Tonladen Records

Ort: W in z er w eg 1 , 8 0 5 1 Th a l b ei Graz Email: o ffic e @to n la d en-records.com Telefon: 0699 18 137 050

Homepage:

www.tonladen-records.com

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