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BDI-Bewertung der EU-Industriestrategie Zur Mitteilung der Kommission: Eine neue Industriestrategie für Europa COM (2020)102
27. April 2020 Allgemeine Bewertung Die deutsche Industrie begrüßt die Vorlage des Industriestrategiepakets durch die EU-Kommission als wichtigen und lange überfälligen Impuls. Die Kommission zeigt damit, dass sie Wirtschafts- und Industriepolitik wieder zu einer politischen Top-Priorität in der EU machen will. Diese Re-Fokussierung auf die Stärkung der europäischen Industrie ist in Anbetracht der Covid-19-Krise und ihren massiven Auswirkungen auf die europäischen Volkswirtschaften von besonderer Dringlichkeit. Es ist nun zwingend erforderlich, dass die Kommission den Ankündigungen in der Strategie so schnell wie möglich konkrete Taten folgen lässt und die Strategie zu einem integralen Bestandteil ihres Wiederaufbauplans macht. Außerdem gilt es, die angestrebten erhöhten Zielsetzungen im Klimaschutz intelligent mit höherer Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und der Schaffung neuer Arbeitsplätze in Einklang zu bringen. Nur mit einer gestärkten Industrie wird Europa die drohende Rezession abfedern und auch die mittelbis langfristigen sozioökonomischen Folgen der Corona-Krise bewältigen können. Kritisch anzumerken ist, dass die Strategie Züge einer paternalistischen Industriepolitik enthält. Sie will “Ziele, Tempo und Marschrichtung für die kommenden Jahre” vorgeben (S. 1), betont die Rolle von Wettbewerb und Markt jedoch nur rudimentär. Die Kommission verengt die vielfältigen Herausforderungen weitgehend auf den ökologischen und digitalen Wandel. Ungeachtet der aktuellen Covid-19Krise, deren Ausmaß zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Strategie noch nicht absehbar war, stellen jedoch auch andere Megatrends wie die veränderten Rahmenbedingungen der Globalisierung, der demografische Wandel oder zunehmende Sicherheitsrisiken Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft dar und müssen auf dem industriepolitischen Radar bleiben. Die Kommission formuliert deutlich eine hohe Erwartungshaltung gegenüber der Industrie. Von allen industriellen Wertschöpfungsketten – auch von den energieintensiven Sektoren – erwartet sie, dass “(s)ie alle darauf hinwirken, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern, gleichzeitig aber auch den Wandel vorantreiben, indem sie bezahlbare, umweltfreundliche Technologielösungen bereitstellen und neue Geschäftsmodelle entwickeln” (S. 4). Die deutsche Industrie ist der Nachhaltigkeit seit langem verpflichtet und bildet bei einer Vielzahl “grüner” Technologien bereits die Weltspitze. Die Kommission geht davon aus, dass sich Unternehmen vor allem die Möglichkeit biete, die grüne Transformation aktiv zu gestalten und die Chancen zu nutzen, die Europas starke Position im Bereich
Dr. Heiko Willems | BDI/BDA – The German Business Representation T: +32 2 7921002 | h.willems@bdi.eu | www.bdi.eu