Piotr Anderszewski

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Von der Verfertigung der Gedanken Piotr Anderszewski spielt Werke von Mozart, Janáček und Chopin

Anne d o Paço

Immer wieder sind es die eigenwilligen, feinziseliert-­ versponnenen und in schillernden Farben leuchtenden ­Partituren, die den polnisch-ungarischen Pianisten Piotr Anderszewski besonders interessieren. Konzentriert und ­fragil, ist sein Spiel von ebenso großer Ernsthaftigkeit wie Kenntnis der verschiedenen Epochen und Stile geprägt und baut Brücken über die Jahrhunderte und Nationalitäten hinweg. So rücken auch im heutigen Programm so unterschiedliche Komponisten wie Mozart, Chopin und Janáček näher z­ usammen, als es zunächst scheinen mag, mit Werken von freiem, fantasieartigem Charakter: Musik, die uns zu ­hörenden Zeugen beim Verfertigen ihrer Gedanken zu machen scheint.

Innere Sprengungen: Mozarts Fantasie und Sonate c-moll Im Zeitalter der sogenannten Wiener Klassik bildete sich der Sonatenhauptsatz als eines der wichtigsten architektonischen Kompositionsprinzipen heraus. Mit seiner Form aus Exposition, Durchführung und Reprise und ­seinem kontrastierenden Themendualismus, der mit der Möglichkeit motivisch-thematischer Arbeit als Motor musikalischer Entwicklung dient, ist er ein Modell, das für das Komponieren von Sonaten, Symphonien und Kammermusik seine Gültigkeit über so viele Jahrzehnte nicht zuletzt deshalb behaupten konnte, weil es mehr war als nur eine kunstvolle Ordnung der Zeit. Wie allein die S­ onatensammlungen Haydns, 5


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