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MIT BACH DAS LEBEN BEGREIFEN


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SEINEN ZWEITEN JAHRGANG AB MITTE 1724 LEGTE BACH BEWUSST ZYKLISCH AN, AUF DER BASIS VON CHORÄLEN

AUS DEM GESANGBUCH. HINTER DIESEM KÜHNEN UNTERFANGEN
GILT DER JAHRGANG DAVOR, ALSO AB MITTE 1723, ALS EINE ART
EXPERIMENTIERFELD, WO BACH MIT DER MATERIE ERSTMAL KLARKOMMEN MUSSTE. GENAU DAS ABER
Kaum war Johann Sebastian Bach in der Pfingstzeit 1723 in Leipzig angekommen, begann er, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, mit der Komposition von Kantaten. Selbst bezeichnete er seine Musik als Kirchenstücke oder HauptMusic; der Begriff Kantate für diese Form von Kirchenmusik kam erst nach seinem Tod auf; an sich meint der italienische Begriff Cantata ein Singstück für eine Stimme, meist Sopran, die im Wechsel von Rezitativen und Arien einen poetisch formulierten Sachverhalt vorträgt. Die Cantata „Non sa che sia dolore“ ist hierfür ein Beispiel; Bach vertonte diesen, Anleihen beim berühmten Librettisten Pietro Metastasio nehmenden Text Leipziger Studenten vermutlich für einen Kommilitonen, der 1747 nach seinem Examen tränenreich Abschied nahm, um in seine Heimatstadt Ansbach (!) zurückzukehren.
INTERESSIERT UNS: WIE LOTET BACH
DIE GRENZEN AUS, WIE ENTWICKELT
ER SEINEN BAUKASTEN BILDLICHER
DARSTELLUNGEN, WIE ENTWICKELT des weltlichen Vergnügens und damit als Gefahrenquelle für den in der Stadt herrschenden orthodoxen Protestantismus. Komponisten wie Georg Philipp Telemann und Christoph Graupner (die sich der Rat der Stadt noch vor Bach ins vakante Thomaskantorat gewünscht hatte!), Melchior Hoffmann (um 1679-1715) und Johann David Heinichen (1683-1729) bändigten zwar die Leidenschaften in musikalisch unver-
ER FRISCH UND NOCH RELATIV FREI SEINE MUSIKALISCHEN PHANTASIEN?
NICHT ZU LANG –UND NICHT „OPERNHAFFTIG“
Bachs Pflichtenheft in Leipzig sieht die Komposition eigener Kirchenmusik nicht ausdrücklich vor. „In gutes Aufnehmen bringen“ sollte er sie, und sie „Zu Beybehaltung guter Ordnung … dergestalt einrichten, daß sie nicht zulang währen, auch also beschaffen seyn möge, damit sie nicht opernhafftig herauskommen, sondern die Zuhörer vielmehr zur Andacht aufmuntere.“ Die Komposition neuer Stücke war zwar für das Kantorat in Leipzig üblich, wurde aber nicht ausdrücklich verlangt. Sie beruht also auf Bachs ureigenstem Willen; die Musik scheint schier aus ihm herausgebrochen zu sein, indem er nicht etwa auf den Beginn des nächsten Kirchenjahres am 1. Advent wartete, sondern sofort, zwei Wochen nach dem Pfingstfest, mit dem ersten Sonntag nach Trinitatis loslegte. Und weil Bach systematisch dachte, strebte er offenbar Jahreszyklen an; auch der zweite Jahrgang würde 1724 an diesem Sonntag beginnen.
„Nicht opernhafftig“ – was wohl meinte der Rat der Stadt damit? Drei Jahre vor Bachs Ankunft hatte das Opernhaus am Brühl, eines der ersten in Europa überhaupt und eine Attraktion zu Messezeiten, nach einem Vierteljahrhundert seine Pforten geschlossen. Die Oper, die Bühne überhaupt, galt als Ort der Verführung, der Sinnlichkeit,
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Stand: Juni 2023
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