Grenchen
Nr. 41 | Donnerstag, 11. Oktober 2012
5
Heinz Wälti: Einfach erfrischend anders DOTZIGEN/GRENCHEN Landi, ist ein Phänomen. Sie trotzt auch internationaler Konkurrenz wie Aldi, Lidl, Hornbach oder Bauhaus und meldet nach wie vor profitable Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz. Landi ist eine Erfolgsgeschichte, mehrheitlich geschrieben von einem Grenchner: Heinz Wälti.
ganzen Schweiz gegen 400 Männer und Frauen aus (allein in Dotzigen ca. 25). Noch heute erhält jeder Lehrabgänger ein Goldvreneli. Und wie steht es mit der Ausländerfrage? «Wir verfügen in unserem Land über ein Ausländerreservoir, das wir anzapfen müssen, ob uns das passt oder nicht.» Landi hat diese Hemmschwelle schon längst überschritten.
Verkaufskompetenz spürbar
JOSEPH WEIBEL
D
otzigen, das unscheinbare Seeländer Dorf, ist Headquarter der Landi-Gruppe, die heute einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Franken erzielt bzw. das Resultat von 300 Verkaufsstellen und über 3200 Mitarbeitenden ist. Die Landi wächst seit 25 Jahren in allen Belangen. Was der Landwirtschaft entsprungen ist, wird auch heute noch mit den gleichen Akteuren gelebt. Nur die Vorzeichen sind anders. Die Bauern haben einst ihre Produkte an die Genossenschaften zum Wiederverkauf geliefert. Heute ist das nicht mehr so, sondern die produzierten Lebensmittel werden gesamtschweizerisch organisiert. Die 65 000 Schweizer Bauern haben aber nach wie vor ihren Anteil an der Landi. Mit der Fenaco-Gruppe, zu der die Landi gehört. Die Fenaco ist 1993 aus dem Zusammenschluss von sechs landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden entstanden und gilt als modernes Selbsthilfeunternehmen der Schweizer Bauern.
Ein Pragmatiker Das alles ist nicht ganz unkompliziert. Aber unser Augenmerk gilt der Landi bzw. seinem Chef Heinz Wälti. Ein Mann der Ruhe ausstrahlt, auch mal besonnen wirkt, vor allem auch über eine gehörige Portion Humor verfügt und gewissen Dingen des Lebens pragmatisch gegenüber steht.
Landi-Chef Heinz Wälti: «Von meiner Generation mussten sich einige daran gewöhnen, dass das Vreni auch mal tüchtiger sein kann als der Hans.» Im Kastels ist er aufgewachsen, in einer Grossfamilie. Er lernte Verkäufer, absolvierte im Anschluss eine kaufmännische Lehre und studierte später Betriebswirtschaft. Noch vor seinem Einstieg bei Landi 1988 arbeitete er unter anderem als Verkaufsleiter bei der damaligen Waro. In einem Interview in einer Wirtschaftszeitung umschrieb er seine Anstellung einmal so: «Machit eifach», habe ihm der damalige Präsident nach seiner Wahl gesagt und ihm freie Hand gelassen. Der Präsident hatte eine gute Hand.
Achtung fremden Kulturen gegenüber In Dotzigen wurde dann vor einem Vierteljahrhundert der Grundstein gelegt für dieses erfolgreiche Unternehmen Landi. Dieser Hauptsitz mit ca. 450 Mitarbeitenden könnte heute auch in Grenchen stehen. Die Gebäu-
lichkeiten (1200 x 600 Meter) sind auf einem Gelände von 25 Hektaren angesiedelt. In einem schlichten Verwaltungsgebäude befindet sich also das Epizentrum dieses Nischenplayers. Den Chef sieht man hier längst nicht alle Tage. Vier Monate im Jahr ist er
tern, Eltern, die Kinder und flechten Körbe. Heinz Wälti hebt den Finger: «Ich habe das Gefühl, dass wir diesen Kulturen zu wenig Achtung und Respekt entgegenbringen. Vieles tickt dort einfach anders.»
Gutes Betriebsklima ●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
PERSÖNLICH
● ● ●
● ● ● ● ● ●
● ● ●
● ● ● ● ● ● ●
●
●
●
●
●
●
● ●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
auf Auslandreisen. Mit 37 Ländern auf dem ganzen Globus habe die Landi Handelsbeziehungen. So sieht Heinz Wälti Dinge, über die man hier den Kopf schüttelt. Er nennt das Stichwort Kinderarbeit. «Wenn ich in Bangladesh Kinderarbeit anspreche, werde ich ungläubig angeschaut.» Die würden alle am Boden sitzen: die Grossel-
Anders tickt es auch im Unternehmen Landi. Eine Fluktuationsrate von 2% beim Kader und 8% bei der Belegschaft schliesst auf ein überaus gutes Arbeitsklima. Bei der Landi sind Frauen und Männer gleich gestellt. «Von meiner Generation mussten sich einige daran gewöhnen, dass das Vreni auch mal tüchtiger sein kann als der Hans.» Das Wort Gleichberechtigung habe er schon in seiner Jugend in der Familie gespürt und später auch in seiner eigenen Familie. Landi ist auch Lehrbetrieb und bildet jährlich in der
In den 300 Landi-Verkaufsstellen gibt es heute etwa 8000 Produkte. 60% des Umsatzes werden mit Eigenmarken erzielt, unter anderem Farmer, Okay oder Bitscat/Bitsdog. Sehr unterschiedlich ist auch die Käuferschaft. Was heisst unterschiedlich. Sie rekrutiert sich querbeet aus allen Gesellschafts- und Völkerschichten. Der jährliche Kundenzuwachs von 5% spricht für das Sortiment und den Bekanntheitsgrad der Landi schlechthin. Spürbare Konkurrenz mit Aldi, Lidl, Bauhaus oder Hornbach ist da. «Diese Konkurrenz», sagt Wälti, «belebt im positiven Sinn.» Nicht nur das. Landi will Mehrwert verkaufen und dementsprechend müsse sich der Kunde wohlfühlen. In den Landi-Läden ist Verkaufskompetenz und regionale Nähe spürbar. Das gehe manchmal soweit, dass ein Kunde nach der Anzahl Mitarbeitenden frage und dann Allen ein Eis spendiere. Das Thema Landi ist unerschöpflich - vor allem aber interessant. So wie unser Gesprächspartner, der auch gerne Tennis spielt und sich zu Hause eine «Folterkammer» eingerichtet hat für seine persönliche Fitness. Mehr braucht er nicht. Sein schönstes Hobby sei seine Frau, sagt er unverblümt. Auch kulinarische Genüsse mag er und verrät, wo es ihn in Grenchen regelmässig hinzieht: «In den Grenchner Hof und ins Crescendo.» Voilà. Und: In wenigen Jahren dann sogar regelmässig wieder in die Stadt. Dann, wenn der Grenchner endgültig heimkehrt.
Gute Kürbis-Ernte Am 26. Oktober ist «Gränchner Chürbisnacht». Die Kürbispflanzen sind geerntet. Kindergartenschüler vom Haldenschulhaus haben beim Staader Gemüsebauer Gloor die Ernte «eingefahren». JOSEPH WEIBEL (TEXT, BILD)
Vorsichtig betreten die Kinder das rund 120 m² grosse Feld und suchen nach den Kürbissen, die sich zwischen den grossen Blättern verstecken. Dank umsichtiger Pflege und Hege der Gemüsebauer-Familie
Gloor bringen die orangen Kolosse mittlerweile 50 bis 70 Kilo auf die Waage. Die zarten Pflanzen wurden während der Sommermonate mit Harassen vor der Sonne geschützt und regelmässig mit Wasser begossen. Sie haben sogar ein Unwetter mit Hagel gut überstanden. Mit vereinten Kräften werden die Riesenkürbisse geerntet und für den Transport sorgfältig auf Holzpaletten gerollt. Die Kindergartenschülerinnen und -schüler aus dem Haldenschulhaus freuen sich darauf, ihre Kürbisse auszuhöhlen und zu verzieren, um dann diese an der «16. Gränchner Chürbisnacht» vom Freitag, 26. Oktober präsentieren zu können!
Stellen sich der Bezirksamteiversammlung zur Nomination als Kantonsrat (links): Thomas Marti, Peter Brotschi und Matthias Meier-Moreno.
Drei Grenchner Kandidaten Die CVP Grenchen hat frühzeitig für die Kantonsratswahlen vom 3. März 2013 nominiert. JOSEPH WEIBEL (TEXT, BILD)
Peter Brotschi (Lehrer und Journalist, bisher), 2. Kantonsrats-Vizepräsident), Matthias Meier-Moreno (Sozialpädagoge FH) und Thomas Marti (Landwirt und Gemeinderat) stellen sich der Bezirksamteiversammlung der CVP zur Nomination. Die drei Kandidaten werden übrigens am Freitag in einer Woche zusammen mit den Kantonsparlamen-
tariern sowie den CVP-Regierungsratskandidaten auf dem Marktplatz Grenchen für die Familieninitiative Unterschriften sammeln. Neben dem neu zu wählenden hundertköpfigen Kantonsparlament versprechen die Wahlen vom 3. März 2013 auch noch auf einer anderen Ebene für viel Spannung. Für die drei zurücktretenden Regierungsräte Christian Wanner (FDP), Klaus Fischer und Walter Straumann (beide CVP) muss ein Ersatz gefunden werden. Neben der FDP und der CVP erheben auch die Grünen und die SVP Anspruch auf die frei werdenden Sitze.
NEWS
GRENCHEN
Gesunde Gelenke Körperliche Beschwerden weisen vielfach auf ein Organ hin, das unterstützt werden sollte oder auf Vitalstoffmängel. Das Ziel wäre, die Mängel möglichst auf natürliche Art mit entsprechender Ernährung zu beheben. Der gemeinnützige Verein zur Förderung der Gesundheit Grenchen führt am Montag 22. Oktober (19.30 Uhr) in der Aula Haldenschulhaus in Grenchen einen öffentlichen Vortrag zum Thema «Ernährung bei Gelenk- und anderen Körperproblemen» durch. Referentin ist Gaby Stampfli, Ernährungsberaterin und Kursleiterin in bedarfsorientierter Ernährung nach Heinrich Tönnies.
GRENCHEN
Bauarbeiten
50 bis 70 Kilogramm bringen die Kürbiskolosse bisweilen auf die Waage.
Ab kommendem Montag wird in der Allerheiligenstrasse, im Abschnitt vom Geranienweg bis zur Gespermoosstrasse eine neue Frischwasserableitung gebaut. Zudem werden im Bereich zwischen Geranienweg und Rosenstrasse neue Verkehrsinseln, zur Erhöhung der Fussgängersicherheit, erstellt. In Zusammenhang mit diesen Arbeiten kann es zu lokalen Verkehrsbehinderungen kommen.