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Bezirk Affoltern

Dienstag, 1. November 2011

In Mettmenstetten in den Untergrund von Paris abtauchen Die Aemtler Bühne probt «Die Irre von Chaillot» – Premiere am 12. November im Mettmenstetter «Rössli» ................................................... von werner schneiter

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arcel Landolt, ein Protagonist der Aemtler Bühne, quält sich in der Garderobe mühsam in enge Frauenbekleidung – unter gütiger Mithilfe der Kostüm-Verantwortlichen Isabel Schumacher. Zur gleichen Zeit beginnt im Saal der Durchlauf des ersten Akts. Schauspielerinnen und Schauspieler treten in Kostümen des letzten Jahrhunderts auf. Die Dialoge beginnen auf der Galerie und setzen sich im Pariser Strassencafé fort – eine schöne Kulisse. Die Aemtler Bühne probt im Mettmenstetter «Rössli» in der letzten Phase vor ihrer Premiere des Stücks «Die Irre von Chaillot» – ein musikalisch-satirisches Märchen nach Jean Giraudoux. Alle sind sie konzentriert bei der Sache. Sprache, Mimik und Gestik verraten Ernsthaftigkeit, zeigen dem Aussenstehenden die Resultate vieler Proben. Franca Basoli, Regisseurin mit Ämtler Wurzeln, sitzt zusammen mit dem fraulich gewandeten Darsteller und Produktionsleiter Marcel Landolt in unmittelbarer Nähe der Szenerie. Weil es sich um einen Durchlauf des Akts handelt, eine Art «Ernstkampf», greift sie nie ein. Sie macht sich unablässig Notizen, lacht bei einzelnen Szenen aber immer wieder schallend. «Es läuft wunderbar. In dieser Endphase wird noch an Details gefeilt, aber das ist Meckern auf hohem Niveau», hält sie zufrieden fest. Seit Mai laufen die Proben. Gegen 50 werden es bis zur Premiere am 12. November sein. Die erste Szene spielt in einem Pariser Strassencafé, wo sich Lumpensammler, Jongleure, eine Blumenverkäuferin, Strassensänger und ein leichtes Mädchen tummeln – allerlei schräges Volk. Dazu ein paar graue, elegant gekleidete Herren, allesamt offenkundig Spekulanten, die sich wegen angeblichen Erdölvorkommens im Untergrund von Chaillot in Rage reden. Sie werden dann bei ihrer Verschwörung von der «Irren von Chaillot», die alle Gräfin nennen, offenbar in die Schranken gewiesen. In den Dialogen ums begehrte Erdöl wird der Bogen auch in die Gegenwart gespannt. UBS und Libyen kommen vor. «Ich habe einen Schiffbruch inszeniert und den Kahn zuvor dreifach versichert», heisst es auch. – Das vor rund 80 Jahren von Jean Giraudoux geschriebene satirische Märchen, das 1946 im Zürcher Schauspielhaus erstmals in Deutsch aufgeführt wurde, hat offenkundig Parallelen zu aktuellen Geschehnissen. Und wer in diesem Stück die Irren sind, das erfahren Besucherinnen und Besucher ab dem 12. November im Mettmenstetter «Rössli». Die schauspielerischen Leistungen des 25-köpfigen Ensembles beeindrucken ebenso wie die gesanglichen, tänzerischen und artistischen Darbietungen, die dem Stück zusätzlich Würze verleihen. Und anders als auf dem Hornbach-Areal ist es warm im «Rössli»...

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Spektakuläre Szene: Wiederbelebung im Pariser Strassencafé. Links Gabi Räber als «Irre von Chaillot», Gräfin genannt. (Bilder Werner Schneiter)

Aufmerksam: Regisseurin Franca Basoli und Produktionsleiter Marcel Landolt.

Constance (Kathia Rota), Präsident (Thomas Stricker) und Jadin (Lukas Bieri, o.).

Mühsam: Isabel Schumacher hilft Marcel Landolt ins Frauenkleid.

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