47_2023_Stadtanzeiger_Olten

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Dank Herzlichen me! für Ihre Stim

Olten, Donnerstag, 23. November 2023 | Nr. 47 | 91. Jahrgang | Auflage 34 383 | Post CH AG

Stefan Nünlist Österreichische Schläue

Ich fühle, also musiziere ich.

Stefan Nünlist, Leiter Unternehmenskommunikation und Politiker. (Bild: Dominik Hetzer)

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Der Männerchor Kappel, dirigiert von Jasmine Asatryan, wirbt mit dem Projekt «Sing & Swing» um Mitglieder. (Bild: ZVG)

Chöre singen zwischen Tradition und Aufbruch

lieder, an unsere Mitg Herzlichen Dank n Einsatz re Ih eiwilligen für Gönner und Fr lkerung vö Solothurner Be zugunsten der Solothurn SRK Kanton

CHÖRE Vereinschöre haben es nicht leicht. Traditionelle Männerchöre bangen um Mitglieder – trotzdem wollen viele an der Tradition festhalten, wie ein Überblick im Raum Olten zeigt. CASPAR REIMER

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er in einem Vereinschor mitsingt, weiss: Das regelmässige gemeinsame Singen hat dieser Tage keinen leichten Stand. Insbesondere nicht, wenn es gewisse Verbindlichkeiten mit sich bringt. Und: Die Coronapandemie hat dieser Entwicklung einen zusätzlichen Schub verliehen. «Das eine oder andere Mitglied ist seither nicht mehr zum Singen aufgetaucht», berichtet Carole Monbaron, Verantwortliche Öffentlichkeitsarbeit beim Fulenbacher Frauenchor «Happy Singers». In dieser fragilen Situation haben sich die Sängerinnen deshalb entschlossen, ab 2024 auch Männerstimmen in ihren Reihen zu begrüssen. Zwar haben die «Happy Singers» für einzelne Projekte schon mit Männerchören kooperiert, jedoch 27 Jahre an der Formation als Frauenchor festgehalten. «Die Idee, Männer aufzunehmen, wurde immer wieder diskutiert. Das Beisammensein als Frauenchor ist sehr harmonisch, weshalb bis jetzt darauf verzichtet wurde.» Ist der Zusammenschluss von Frauen und Männern in bis anhin geschlechtergetrennten Chören daher ein notwendiger Schritt, um darbende Vereinschöre am Leben zu halten? Carole Monbaron sagt es so: «Gerne wollen wir unseren Mitgliederbestand halten oder aufstocken. Wäre schade, wenn wird dereinst von der Bildfläche verschwinden. Verjüngen und durchmischen mit Männern – das ist das Ziel.»

Tradition bewahren

Frauenchöre sind in der Umgebung von Olten rar. Etwas besser sieht es bei den Männern aus, gibt es da etwa den Män-

nerchor Hägendorf, der im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Auch in diesem Verein mit 28 aktiven Mitgliedern wurde darüber diskutiert, ob es nötig oder gar gewünscht sei, den Chor für Frauen zu öffnen. 2019 hat der Vorstand bei den Sängern eine Umfrage durchgeführt, gefragt, ob man sich vorstellen könne, künftig als gemischter Chor aufzutreten. Das Resultat: 76 Prozent antworteten mit einem Nein. «Grund dafür ist nicht, dass die Sänger frauenfeindlich sind. Es ist die Tradition, die sie bewahren wollen. Der Männerchor Hägendorf hat eine 125-jährige Geschichte, auf die wir Sänger stolz sind», erklärt Peter Moser, Präsident Männerchor Hägendorf, das deutliche Votum. Seither sei das Thema vom Tisch: «Selbst dann, wenn der Chor wegen mangelndem Nachwuchs nicht mehr auftreten oder im schlimmsten Fall aufgelöst werden müsste, würden wir dabeibleiben.» Welchen Vorteil ein reiner Männergegenüber einem Gemischtchor habe? «Es gibt keine eigentlichen Vorteile. Eher stellt sich die Frage, was einem besser zusagt, was besser gefällt und welche Lieder man singen möchte.» Und er fügt hinzu: «Vielleicht wollen Männer an einem Abend in der Woche einfach unter Männern sein und Frauen unter Frauen? Es war so, ist so und wird immer so bleiben!»

Dem Männergesang zugetan

Wegen sinkender Mitgliederzahlen haben sich die Männerchöre Däniken und Dulliken zu einer Chorgemeinschaft zusammengeschlossen: «Seit dem Zusammenschluss sind wir relativ gut aufgestellt», sagt Urs Hagmann, Präsident des Männerchors Däniken. Grundsätzlich würde man gerne an der Tradition Männerchor festhalten, denn: «Das Liedgut in einem gemischten Chor wäre ein vollkommen anderes.» Auch im Männerchor Kappel werde die Thematik der Öffnung immer wieder diskutiert, sagt Walter Baumann, der in dessen Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnet. Jedoch: «Der Männerchor Kappel hat sich der

Sparte Männergesang verpflichtet, und das seit der Gründung im Jahr 1869. Das tönt fürs Erste verstaubt und nicht mehr zeitgemäss, doch ist der Männergesang eine der zahlreichen Ausprägungen der Musik.» Dabei verschliesst man sich nicht Kooperationen mit anderen Chören – mit den «Happy Singers» aus Fulenbach haben die Mannen aus Kappel schon ein Adventskonzert gegeben. «Die Sänger unseres Chores sind offen, einige singen noch im gemischten Chören, Kirchenchören oder Projektchören. Aber grundsätzlich sind wir dem reinen Männergesang zugetan, fühlen uns wohl darin und wollen diesen Bereich der Chormusik auch in Zukunft pflegen und weiterentwickeln. Wir wollen einen Tupfer in der grossen weiten Welt des Gesanges bleiben und mit tiefer und kräftiger Stimme unsere Lieder vortragen.»

Unverbindliche Projektchöre

Wer auf das Lied vom Untergang der Singkultur einstimmt, liegt daneben, was sich schon daran zeigt, dass Projektchöre jeweils guten Zulauf verzeichnen. «Heutzutage scheint sich das vereinsungebundene Mitwirken grösserer Beliebtheit zu erfreuen. Man muss sich für nichts anderes verpflichten, als über einen vordefinierten Zeitraum an den Proben teilzunehmen und die Konzerte über die Bühne zu bringen», sagt Carole Monbaron aus Fulenbach. Viele Vereinschöre versuchen, mit Projekten neue Mitglieder anzulocken – so auch der Männerchor Kappel, der unter dem Motto «Sing & Swing» im kommenden Jahr mehrere Konzerte als Projektchor aufführt. Und der Männerchor Hägendorf lässt sich für sein Jubiläumskonzert im kommenden Jahr nicht lumpen und wartet mit einem prominenten Gast auf. «Wir sind stolz, dass wir wieder den bekannten Regisseur, Musicaldarsteller, Schauspieler, Sänger und Texter Rolf Sommer aus Zürich für eine Zusammenarbeit gewinnen konnten», so Peter Moser. Fazit: In einer an Freizeitaktivitäten gesättigten Welt gilt es, stets aufs Neue Aufmerksamkeit zu gewinnen.

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as unterscheidet eine Stadt von einem Dorf? Keine einfache Frage. Denn eine Gemeinde gilt statistisch als Stadt, wenn sie mehr als 10 000 Einwohner aufweist. Ob sie sich dann als «Stadt» bezeichnet, liegt in ihrem Selbstverständnis. Wir Oltnerinnen und Oltner fühlen uns als Städter, auch wenn wir in Starrkirch wohnen. Dabei wurde unser Städtchen im Verlauf der Zeit immer wieder verpfändet und verschachert und musste um seine Position kämpfen. Die Herren von Solothurn haben uns bereits früh die hohe Gerichtsbarkeit, das Schultheissenwahlrecht und 1653 gar das Stadtrecht entzogen. Dies tat und tut unserer Oltner Selbstwahrnehmung jedoch keinen Abbruch. Denn unser wahres Privileg ist das 1395 von Herzog Leopold von Österreich verliehene Marktrecht. Dieses Recht, Wochenund Jahrmärkte zu halten, wussten wir zu wahren. Der Viehmarkt wurde 1970 zwar eingestellt. Dafür kamen neue Märkte wie etwa der Gemüsemarkt im Bifang, die MIO, der Kunst-, Bücher- oder Koffermarkt dazu. Unser Märkte sind ein Juwel, urbane Farbtupfer und Magneten für die ganze Region. Was gibt es Schöneres, als Früchte, Gemüse, Käse, Brot und Wurst am Marktstand zu kaufen, mit andern zu schwatzen, Kaffee zu trinken und Bekannte zu treffen? Und mit etwas längeren, über halb zwölf hinausgehenden Öffnungszeiten, ein paar Festbänken und Wurstständen, liesse sich der Kreis der begeisterten Marktbesucher auch auf Langschläferinnen und fröhliche Zecher ausweiten. Herzog Leopold dankte den wackeren Oltnern mit dem Marktrecht nicht nur für ihren Einsatz gegen die alten Eidgenossen. Er wusste auch um den ökonomischen Vorteil der Markttage. Denn das Geld, dass der Stadt von diesen Märkten zufliesse, sollte sie getreulich «an den Bau legen», das heisst für den Ausbau der städtischen Infrastrukturen verwenden. Wie schlau, diese Österreicher.


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