42_2023_Stadtanzeigr_Olten

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PIRMIN BISCHOF WIEDER

Nationalratswahlen vom 22. Oktober 2023 LISTE 9

Die Mitte Kanton Solothurn

IN DEN STÄNDERAT

STÄNDERATSWAHLEN, 22. OKTOBER 2023 pirmin-bischof.ch

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Olten, Donnerstag, 19. Oktober 2023 | Nr. 42 | 91. Jahrgang | Auflage 34 383 | Post CH AG

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Die Trimbacherin Hagar Jäggi ist seit fünf Jahren freiwilliges Mitglied des Care Teams Solothurn. (Bild: Achim Günter)

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CARE TEAM SOLOTHURN Sie sind zur Stelle bei tragischen Ereignissen: Familiendramen, schlimmen Unfällen, Katastrophen. Immer dann leisten Mitglieder des Care Teams Solothurn psychosoziale Nothilfe. Zum Beispiel die Pädagogin Hagar Jäggi aus Trimbach. ACHIM GÜNTER

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hre Arbeit ist enorm wichtig – und findet doch weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Begeht jemand Suizid, stirbt ein Kind bei einem Unfall oder kommt es zu einem verhängnisvollen Brand, werden sie durch die Alarmzentrale des Kantons Solothurn aufgeboten: die freiwilligen Mitglieder des Care Teams Solothurn. Sie sollen in höchstens einer Stunde vor Ort und für Betroffene da sein. Hervorgegangen aus kirchlichen Kreisen, etablierte sich das Care Team Solothurn vor 22 Jahren. Heute ist es eine Organisation der Landeskirchen und des Kantons Solothurn und bei der Abteilung Katastrophenvorsoge im Amt für Militär und Bevölkerungsschutz angesiedelt. Kantonsweit leitet das Team mit seinen derzeit rund 35 Mitgliedern 80 bis 100 Einsätze pro Jahr. Geographisch ist der Kanton Solothurn in drei Zonen unterteilt: West, Ost und Nord. Die Trimbacherin Hagar Jäggi zählt seit fünf Jahren zum Team Ost. Seither hat die 58-Jährige bei rund 40 Krisenereignissen mitgewirkt und den Hinterbliebenen Halt gegeben. Die genaue Zahl weiss sie nicht. «Ich habe aufgehört zu zählen. Die Zahl ist ohnehin unbedeutend. Es gibt Einsätze, die mich tagelang beschäftigen. Andere tun das nicht. Und dann gibt es jene, die man gar nie vergisst.» Je mehr der Fall der eigenen Lebenswelt entspreche, desto unvergesslicher, intensiver werde er. Sehr nahe gingen ihr auch immer wieder Ereignisse, wenn Kinder involviert seien.

Zu hoher Verfügbarkeit verpflichtet

sich zurückhalten können und dennoch alle Sensoren ausfahren und unheimlich präsent sein.» Am anspruchsvollsten sei das Aushalten der Situation. «Es ist menschlich sehr, sehr herausfordernd.» Wichtig sei auch, im Kopf elastisch zu sein. «Nothilfe heisst nicht auf einem Gleis zu fahren. Jederzeit kommen von allen Seiten Unbekannte hinzu.» Warum hat die vierfache Mutter das Engagement beim Care Team, das sie als «Berufung» bezeichnet, überhaupt angetreten? Mitgespielt haben mehrere Faktoren. Jäggi begann vor einigen Jahren, «Schatten» ihrer eigenen Lebensgeschichte aufzuarbeiten; sie hat über diese auch schon öffentlich gesprochen. Prägend war auch die Aufnahme zweier geflüchteter Buben. Während dreier Monate bot sie 2015 einem zehn- und zwölfjährigen Jungen aus dem Nordirak – Cousins aus der Volksgruppe der Jesiden – ein sicheres Nest. Dabei wurde sie mit deren schrecklichen Erlebnissen konfrontiert. Später sammelte sie zeitweise Arbeitserfahrung als Bestatterin. Sie ist also gleich in mehrfacher Hinsicht befähigt, empathisch auf schwere Schicksale eingehen zu können. Neben dem vorgeschriebenen zehntägigen Kurs bildete sie sich selbst weiter. Doch wirklich vorbereiten auf die Aufgabe könne man die Care-Team-Mitglieder ohnehin nicht. «Es ist Learning by Doing.» Da sich die Situationen nicht simulieren liessen, helfe einzig die Praxis. Für Jäggi ging es eines Tages gleich heftig los; zu zweit kümmerten sie sich um die Hinterbliebenen eines Suizids.

«Menschlich sehr herausfordernd»

Da die Einsätze der Schweigepflicht unterliegen, darf Jäggi das Erlebte nicht mit ihrem engsten Umfeld teilen. Sie ist deshalb sehr froh, über Kollegen im Polizeikorps zu verfügen. Mit ihnen darf sie über Belastendes reden und kann doch sicher sein, dass es im geschützten Rahmen bleibt. «Das ist für mich ganz wichtig.» Sehr oft tanke sie auch Kraft und Energie in der Natur. Denn sie weiss: Beim nächsten Alarm müssen ihre Batterien wieder voll sein.

Als sogenannte Einsatzleiterin ist Jäggi eine der Personen, die darüber entscheidet, wer zu einem Notfallereignis ausrückt: Geht man alleine hin oder mit Begleitung? Eignet sich als solche ein Mann oder eine Frau besser? Weilt Jäggi nicht gerade irgendwo in den Ferien, steht sie grundsätzlich im Pikettdienst für Einsätze bereit. Konflikte mit ihrer beruflichen Tätigkeit – aktuell arbeitet sie für das Heilpädagogische Schulzentrum in Olten für integrative sonderpädagogische Massnahmen – hätten sich bisher kaum je ergeben. Sie ist dezidiert der Meinung, dass man sich bei einem Mitmachen im Care Team für eine hohe Verfügbarkeit verpflichtet. Erreicht einen also der Alarm, soll man auch bereit sein auszurücken. Die Einsatzbereitschaft der Mitglieder ist in ihren Augen wesentlich wichtiger als eine möglichst grosse Anzahl Personen. «Entscheidend ist doch, dass verfügbare und belastbare Menschen dem Care Team angehören. Im besten Fall Mitglieder, welche in der Lage sind, im Nothilfesystem befähigend zu wirken und die Einsätze trotz ihres beruflichen Umfelds zu leisten.» Jäggi rät, es sich gründlich zu überlegen, bevor sich jemand dem Care Team anschliessen will. Sie selbst richtet ihr Leben längst nach der Verfügbarkeit im Care Team aus. Sie lebe, sagt sie, ihr normales Leben, gehe zum Beispiel ins Kino oder ins Restaurant. Aber sie achte darauf, dass sie in der Umgebung bleibe und bei einem Alarm schnell vor Ort sein könne. Auf dem Ereignisplatz müsse man die angetroffenen Leute und Situationen ins Herz aufnehmen und dennoch rational handeln können. «Man hat es mit unheimlich vielen Emotionen zu tun. Alles ist voller Emotionen.» Es brauche enorm viel Einfühlungsvermögen. Es gelte zu spüren, was sie geben müsse. Sind es Worte? Wenn ja, welche? Reicht die blosse Anwesenheit? Hilft eine Berührung? Oftmals ist weniger mehr. «Man muss

Kraft und Energie tanken in der Natur

n unserer Strasse im Säliquartier tobt gerade ein Meinungsstreit: Soll die Dreitannenstrasse von einer normalen Tempo-30-Zone zur «Begegnungszone» werden – also zu einer Strasse, wo Fussgänger Vortritt geniessen und Tempo 20 gilt? Vorausgeschickt: Ich bin dafür. Weil die Strasse so für unsere Kinder ein Stück sicherer wird. Witzig (und ein bisschen bedenklich) finde ich, dass die meistgehörten Gegenargumente reine Stammtisch-Argumente sind. Aussagen, bei denen nach dem vierten Bier alle auf den Tisch hauen und grölen: «Ja, genau so ist es!» Gegenargument Nummer eins lautet: «Wir brauchen nicht noch mehr Gesetze!» Genau – und am besten schaffen wir gleich den ganzen Schweizer Rechtsstaat ab… Gegenargument Nummer zwei: «Es wird sich eh kein Autofahrer daran halten.» Weil wir ja sowieso den Rechtsstaat abschaffen? Im Ernst: Was soll man auf so eine Behauptung antworten…? Dabei gäbe es durchaus schlüssige, ehrliche Argumente gegen eine Begegnungszone. Zum Beispiel: «Es ist mir wichtiger, 30 oder 35 fahren zu können, als dass die Strasse noch ein Mü sicherer wird.» Oder: «In einer Begegnungszone gibt es weniger Parkplätze. Ich habe null Bock, in Zukunft hundert Meter bis zu meinem Auto laufen zu müssen.» Oder ein wenig reflektierter: «Ich bezweifle, dass eine Begegnungszone die Sicherheit erhöht. Die Kinder werden sich zu sicher wähnen und passen nicht mehr auf.» Das sind alles Gegenargumente, die ich als Befürworter respektieren würde – weil sie persönlich, ehrlich und sachlich sind. Nur höre ich diese Argumente nie… Ich bin gespannt, wer schlussendlich gewinnen wird: die Kinderoder die Stammtisch-Argumente. Ich halte Sie auf dem Laufenden.


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