38_2021_Stadtanzeiger_Olten

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Olten, Donnerstag, 23. September 2021 | Nr. 38 | 89. Jahrgang | Auflage 34 383 | Post CH AG

Stefan Nünlist

Recht auf Unvernunft

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Ab jetzt wieder ohne Maske: Das Stadttheater Olten feierte am vergangenen Wochenende den Auftakt in die neue Konzertund Theatersaison. Können die 3G-Regeln die Oltner Kulturveranstalter aus dem Corona-Schlaf führen? (Bild: ZVG/Remo Fröhlicher)

Der Pandemie letzter Akt? OLTNER KULTUR Dieser Tage beginnt die neue Oltner Theater- und Konzertsaison. Die 3G-Regeln sollen endlich die Pandemie bezwingen. Wie fühlt es sich an, Kultur in der Krise zu organisieren? Ein Stimmungsbild mit sechs Oltner Veranstaltern. FRANZ BEIDLER

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ie Oltner Theater- und Konzertsaison 2021/2022 beginnt. Die neue Spielzeit ist die erste, die von Beginn weg der Pandemie mit klaren, einheitlichen Regeln beizukommen versucht. Vor knapp zwei Wochen führte der Bundesrat die 3G-Regel ein: Wer eine Veranstaltung besucht, muss getestet, genesen oder geimpft sein – und das per Zertifikat nachweisen können. Der Entscheid führte zu Empörung, wie zu Erleichterung. Die Veranstalter sind nun jene, die ihn ausführen müssen: Sie sind angehalten, die Zertifikate zu kontrollieren. Und jenen, die keines haben, den Zutritt eben zu verweigern. Wer Einlass erhält, braucht dafür keine Maske mehr zu tragen und kann ohne Einschränkungen den Restaurationsbetrieb geniessen. Die andere Herausforderung, der Veranstalter gegenüberstehen, ist ein Publikum, das in den anderthalb Pandemiejahren wohl noch vielfältiger geworden sein dürfte. Manche wollen sich aus Angst vor dem Virus nicht mehr mit zu vielen Menschen treffen. Andere boykottieren jegliche Veranstaltungen aus Protest gegen die neuen Regeln. Und wieder andere haben sich vielleicht schon damit abgefunden, Kultur über andere Kanäle oder einfach seltener zu erleben. 3G und weniger Publikum also – ist das nun die viel zitierte neue Normalität des Kulturbetriebs? Oder beginnt nun, endlich, der Pandemie letzter Akt?

«Wir machen die neue Normalität»

Das Stadttheater Olten feierte am letzten Wochenende den Auftakt zur neuen Sai-

son mit dem Musical «Tribute to Woodstock». «Der Auftakt war sehr gelungen», berichtet Theaterdirektorin Edith Scott. «Wir spürten viel Energie und Elan, die Leute hatten viel Freude.» Ganz ausverkauft waren die rund fünfhundert Plätze im Stadttheater zum Auftakt allerdings nicht. Beim Kartenverkauf sei denn auch eine gewisse Zurückhaltung spürbar, sagt Scott. Es gelte nun, den Ball wieder ins Rollen zu bringen, zum Beispiel eben mit der guten Stimmung an der Saisoneröffnung. «Die Leute erleben, dass solche Abende wieder möglich sind.» Die 3G-Regeln helfen dabei. «Der Einlass braucht wegen der Kontrollen etwas mehr Zeit», sagt Scott. «Aber danach ist alles normal, mit Pause und Barbetrieb.» Den Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern erlebte Scott während der Gestaltung des neuen Programms als besonders herzlich. «Alle sind unglaublich dankbar, wieder arbeiten zu können.» Auch habe sie bei der Programmierung viel Auswahl gehabt. «Künstlerinnen und Künstler reissen viele Dinge an, ohne Gedanken an finanziellen Erfolg», erklärt Scott. «Ihnen geht es um die Kunst.» So sei in der kulturell mageren Zeit vieles entstanden, das nun noch nicht aufgeführt sei. Das vielfältige Programm entspricht dem Stadttheater. Scott erinnert an dessen Bildungsauftrag: «Ein möglichst breites Programm für ein möglichst breites Publikum.» Dass der Kulturbetrieb nun in einer neuen Normalität angekommen sei, hofft Scott nicht. Sie hält dagegen: «Wir machen jetzt die neue Normalität. Mit Motivation und Energie raffen wir uns wieder auf.»

«Gesunde Kulturszene in kranker Zeit»

Nicht ganz so kämpferisch, sondern eher gelassen optimistisch blickt Daniel Tröhler auf die kommende Saison, der künstlerische Leiter des Theaterstudios Olten. Das Kleintheater beging ebenfalls am letzten Wochenende den Saisonauftakt. Gründungsmitglied des Trägervereins und Zugpferd Mike Müller zeigte sein Programm «Erbsache – Heinzer gegen Heinzer». Die neunzig Plätze im Theaterstudio waren ausverkauft. «In normalen Zeiten wären die Tickets aber noch drei Wochen früher verkauft gewesen», mutmasst Tröhler.

Nicht nur das Publikum, auch das Theaterstudio ist noch vorsichtig. Vorläufig werden bis zwei Wochen vor einer Aufführung nur sechzig der neunzig Karten verkauft. «Verkaufte Tickets zurückzuerstatten ist ein Wahnsinnsaufwand», weiss Tröhler aus Erfahrung. Die Vorsichtsmassnahme falle aber Ende Herbst. Der Mehraufwand wegen der Kontrollen der Zertifikate bereitet Tröhler keine Sorgen. «Der Einlass dauert nur fünf, sechs Minuten länger», meint er. «Für die objektive und subjektive Sicherheit des Publikums ist es das wert.» Im aktuellen Programm des Theaterstudios stamme noch vieles aus dem Vorjahr, das jetzt endlich nachgeholt werden könne. «Etwas mehr als die Hälfte», erklärt Tröhler. Umso mehr lobt er die Künstlerinnen und Künstler. «Ich erlebe eine gesunde Kulturszene, gerade in dieser kranken Zeit.»

Schwierige Zeiten, einfachere Zukunft

Der Oltner Verleger und Chef der Oltner Schützi Thomas Knapp resümiert: «Was in schwierigen Zeiten entsteht, hat dafür vielleicht eine einfachere Zukunft.» Das nahm er sich zu Herzen und eröffnete diesen Sommer ein Literaturhaus: «Literatur und Bühne Olten». Etwas antizyklisch sei das wohl schon, gibt Knapp zu. «Aber es war ein langjähriger Traum.» Den Vorverkauf für die Serie «knapp live», die Knapp jährlich in der Schützi veranstaltet, beschreibt er dann aber als harzig. Um die 3G-Regeln hingegen ist er froh. «So können wir die Bar betreiben und niemand braucht mehr Masken zu tragen.» Das mache es wieder möglich, sich zu begegnen. Auch wenn ein Teil des Publikums wegbleiben sollte, findet Knapp: «Wir spielen für jene, die da sind.» Dass ein Teil des Publikums wegbleiben könnte, befürchtet Martin Schaffner vom Konzertveranstalter «Next Stop Olten». Als Teil der «Gruppe im Graben» organisiert Schaffner ausserdem die Openair-Sommerserie «Konzerte im Graben», die vorletzte Woche zu Ende ging. «Am letzten Konzert war die Stimmung wie vor Corona», erinnert er sich. Fortsetzung auf Seite 3

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afi im Ring oder Frühstück beim Vater in der Altersresidenz gibt’s nur noch gegen Zertifikat. Wer das nicht hat, bleibt vor der Tür. Einfacher wäre das Leben, wären alle geimpft! Doch die Anzahl Geimpfter in der Schweiz ist tief. Corona polarisiert, spaltet Familien, Freundschaften und unser Städtchen. Wie viel Druck soll und darf der Staat ausüben, um die Impfquote zu erhöhen und die prekäre Situation in unseren Spitälern zu entlasten? Die Antwort auf die Frage ist nicht einfach, treffen doch zwei grundlegende Rechte aufeinander: der Anspruch, im Notfall die medizinisch notwendige Behandlung zu erhalten, und das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Denn Impfen, ja schon das Einführen eines Wattestäbchens in die Nase, sind Eingriffe, die wir gegen unseren Willen nicht über uns ergehen lassen müssen. Für mich als Geimpftem scheinen die Argumente der Impf-, Test- und Zertifikatsskeptiker etwas skurril. Aber in einer freiheitlichen Gesellschaft gibt es im Rahmen der Zumutbarkeit auch ein Recht auf Unvernunft, verbunden mit der Konsequenz, Gesundheitseinrichtungen überproportional zu beanspruchen. Wäre das anders, müssten wir Fussballspielen, Töfffahren und Rauchen ebenso verbieten wie zu viel essen und trinken. Von Jean-Jacques Rousseau stammt das Zitat «Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will». Wir Oltnerinnen und Oltner sind gefordert: Brücken bauen, das Gespräch suchen, uns – auch wenn es etwas mühsam ist – in Respekt üben und von gesundem Menschenverstand leiten lassen. Denn Andersdenkende auszugrenzen ist dem Oltner Freiheitsgeist nicht würdig.


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