Wo sich Gottfried nicht über den Stutz ärgert,bin ich
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Olten, Donnerstag, 9. September 2021 | Nr. 36 | 89. Jahrgang | Auflage 34 383 | Post CH AG
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Direktor Hans Peter Neuenschwander ist seit 33 Jahren im Jugendheim Aarburg tätig. (Bild: Denise Donatsch)
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Eine Auffangstation für Jugendliche ohne Halt
JUGENDHEIM AARBURG Hoch oben auf einem Felsen thront das Jugendheim Aarburg. Die vom Bund anerkannte Institution führt abgeschirmt von Burgmauern jugend- und zivilrechtliche Schutzmassnahmen für männliche Jugendliche durch, die in ihrer Entwicklung gefährdet sind. DENISE DONATSCH
I
m Erziehungs- und Jugendheim Aarburg stehen 43 Plätze für 14- bis 18-jährige männliche Jugendliche zur Verfügung, welche in ihrem Alltag den Tritt verloren und teils schwere Delikte begangen haben. Eingewiesen werden die Jugendlichen von der Jugendanwaltschaft, von Jugendgerichten oder Familiengerichten. Bleiben sollen sie aber nach Möglichkeit nicht allzu lange. «Ziel der Institution ist, dass die Jugendlichen ein selbstverantwortliches, selbständiges Leben führen können und in Zukunft deliktfrei bleiben», erklärt Hans Peter Neuenschwander, Direktor des Jugendheims Aarburg. Dazu gehört auch die Vorbereitung auf das Arbeitsleben. Um auf diese Ziele hinarbeiten zu können, stehen den Jugendlichen innerhalb des Heims verschiedene Angebote zur Verfügung, unter anderem interne Berufsbildungsplätze, Beschulung sowie verschiedene Therapieangebote. Dabei wird therapeutisch mit der deliktorientierten Methode gearbeitet, welche als oberstes Behandlungsziel die nachhaltige Rückfallvermeidung anstrebt. «Bei
dieser Form von Therapie geht man direkt vom Deliktverhalten des Jugendlichen aus.» Will heissen, dass sich im Verlauf der therapeutischen Behandlung die straffällig gewordenen Jugendlichen mit den von ihnen begangenen Delikten konfrontieren und sich intensiv damit auseinandersetzen müssen. Um diese Form der Konfrontation angehen zu können, sei es jedoch wichtig, zum Jugendlichen eine Beziehung aufzubauen, damit er bereit werde, sich auf diese Arbeit einzulassen.
Eine verschobene Wahrnehmung
«Viele Jugendliche, die straffällig geworden sind, bagatellisieren ihre Tat», so Neuenschwander. Für sie sei es keine grosse Sache, jemandem das Portemonnaie «abzunehmen», wie sie den von ihnen getätigten Raubüberfall oftmals sprachlich beschönigen. Und schliesslich hätte sich das Opfer ja wehren können. Die Jugendlichen zur Einsicht zu bewegen, wie schlimm ihr Vergehen war, sei alles andere als einfach; zu verschoben sei deren Wahrnehmung bezüglich eines Verhaltens, das in Ordnung ist und jenem, welches Grenzen überschreitet. Auch müssen die Jugendlichen der Aarburger Festung lernen, Signale ihrer Umgebung richtig zu deuten. «Sich nicht von jedem Blick oder jedem Wort provozieren zu lassen, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.» Ansonsten sei der nächste Konflikt vorprogrammiert.
Authentizität ist entscheidend
Dabei seien gar nicht immer Aggressionen primär Auslöser für die heftigen Reaktionen, sondern auch Ängste. Direktor Neuenschwander weiss: «Viele dieser Jugendlichen haben ein maximal ausgeprägtes Sensorium dafür, wie eine Gruppe hierarchisch funktioniert.» Kaum beträten diese einen Raum, in wel-
chem sich Menschen aufhalten, wüssten sie sofort haargenau, wer der Chef im Ring ist. «Sie verfügen über eine Art Dschungelmentalität und spüren sofort, wo Gefahr lauert.» Das sei aber noch nicht alles. Auch bei Erwachsenen werde sensibel bemerkt, wo deren Schwachpunkte lägen. Für das Betreuungsteam, bestehend aus Sozialpädagogen, Arbeitsagogen und Psychotherapeuten, keine einfache Situation. «Die Jugendlichen brauchen in erster Linie authentische Erwachsene, die offen aussprechen, was ist, und klare Grenzen ziehen.» Nur so bekämen die Teenager den dringend benötigten Orientierungsrahmen, der ihnen bislang nicht geboten wurde.
Problematische Peergruppen
Trotz des erfahrenen Betreuungsteams und des breiten Angebots für die Jugendlichen kann nicht jedem dauerhaft geholfen werden. Neuenschwander, der bereits seit 33 Jahren in der Institution tätig ist – davon seit 16 Jahren als Direktor –, weiss nur zu gut, wie schnell es passiert, dass die Jugendlichen rückfällig werden. «Durch den Aufenthalt hier in der Burg holen wir die Jugendlichen aus ihrer problematischen Peergruppe heraus.» Dennoch käme es auch vor, dass sie sich nach dem Austritt neuen, problematischen Gruppen anschliessen könnten. Für Neuenschwander überwiegen trotz dieser Rückschläge die guten Seiten an seinem Beruf. «Viele der Jugendlichen sind dankbar für die Hilfe, die sie hier erhalten.» Und auch wenn es ihnen manchmal schwer fällt, dies zu zeigen, als erfahrener Betreuer spüre man es trotzdem. Mit zahlreichen Jugendlichen breche der Kontakt nie ganz ab. Und diese Rückmeldungen zeigten auf, dass viele Jugendliche es schaffen, später ein selbstverantwortliches Leben zu führen.
AG MORGENS MIR EIN GUTES WORT, BEVOR DU GEHST VOM HAUSE FORT.» So beginnt das Lieblingsgedicht meines Uropas. 2010 hat er uns mit 98 verlassen. Freiwillig. Nach knapp 70 Jahren Ehe ging sechs Jahre vorher meine Uroma und wurde 94. «ES KANN SO VIEL AM TAG GESCHEHN, WER WEISS, OB WIR UNS WIEDERSEHN.», geht es weiter. Ich habe, trotz vieler Tränen, gute Erinnerungen an ihren Abschied. Auf die Särge im Familiengrab fielen jeweils Rosenblätter statt Sand. Oma Hanna wollte ja auch schon zu Lebzeiten nicht mit Sand beworfen werden, war die Begründung. Und die fand ich schlüssig. «SAG LIEB EIN WORT ZUR GUTEN NACHT, WER WEISS, OB MAN NOCH FRÜH ERWACHT.», fährt Opas Lieblingsgedicht fort. Nur kurze Zeit war ich Teil ihres Lebens. Konnte bei ihnen das kleine Magnum-Eis mit weisser Schokolade essen und beim Puzzlen auf dem Boden einschlafen. «DAS LEBEN IST SO SCHNELL VORBEI, UND DANN IST ES NICHT EINERLEI,», ist der nächste Vers. Oma schlief im Hitzesommer 2004 ein letztes Mal neben Opa ein und ist ihm danach einige Male im Traum begegnet. Da bist du ja, ich hab so lang auf dich gewartet, hat sie dann gesagt. «WAS DU ZULETZT MIR HAST GESAGT, WAS DU ZULETZT MICH HAST GEFRAGT.» Nur wenige Jahre hatte ich mit ihnen – die nie im Streit schlafen gingen und zwei Kriege überlebten. Und ich durfte so viel von ihnen mitnehmen. Denn die jungen Jahre sind die, die uns prägen. Drum lohnt sich ab und zu ein Blick zurück – und immer ein gutes Wort. «DRUM LASS EIN GUTES WORT DAS LETZTE SEIN, BEDENK, DAS LETZTE KÖNNTS FÜR IMMER SEIN.» So endet es. So endet das Gedicht, das jetzt noch, von meiner Tante kalligraphiert, an meiner Wand hängt und zeigt: Auch, wenn die Familie weit weg ist; auch, wenn sie geht – und das ist okay –, sie ist da.