Oberbaselbieter Zeitung vom 2. April 2020

Page 1

Komplett-Ser vice mit Know-how

Nr. 14 22. Jahrgang Donnerstag, 2. April 2020 • • • • • •

Kanalsanierung TV-Zustandsanalyse Rohrreinigung Dichtheitsprüfung Schachtsanierung Lüftungsreinigung

NEUER EXPLORER PLUGäIN HYBRID

Feigenwinter & Sprenger Reinach / Tel. 061 711 70 70 swisskanaltechnikag.ch

AZ ANZEIGER AG

REDAKTION.OBZ@CHMEDIA.CH 061 927 29 00

Region Liestal

Die Burgruine Neu Schauenburg wird bis im August teilsaniert und ist in dieser Zeit nicht zugänglich. Seite 8

INSERATE.OBZ@CHMEDIA.CH 061 927 26 70

Region Gelterkinden

Gemeinde- und Schulbibliothek Gelterkinden stellt ein grosses Angebot online zur Verfügung. Seite 9

Region Waldenburg

Der Seniorenverein Waldenburgertal stimmt für die GV zum ersten Mal schriftlich ab.. Seite 12

GZA/P.P.A 4410 Liestal Post CH AG

Gemeinsam liest man weniger alleine

Liestal Lesekreise gewinnen rasch an Popularität SANDER VAN RIEMSDIJK

(mind. 20 Liter), erhalt n Sie gegen Abgabe dieses Gutscheins ein

14/20

Lesen ist die wohl am stärksten verbreitete kulturelle Aktivität und eine der grössten und wichtigsten Errungenschaften der Menschheit. Unbestritten ist die grosse Bedeutung des Lesens als grundlegende Kulturtechnik und fördert die persönliche Entfaltung. Es ist ein dynamischer Prozess, wobei der Lesende versucht auf seine Art, den Text oder das Buch zu verstehen. Mit dem Ziel eines besseren Textverständnisses und um das Gelesene mit anderen literarisch Interessierten auszutauschen, starteten vor gut zehn Jahren die Bibliotheken und Buchhandlungen Baselland eine kantonsweite Kampagne zur Förderung von Lesekreisen mit dem Motto «Mehr als Lesen – dein Lesekreis». Mit dieser Initiative wollten sie die Buchund Lesekultur fördern und den Stellenwert des Lesens stärken, verbunden mit der Hoffnung, viele Menschen zu animieren, Lesekreise zu gründen oder sich bereits bestehenden anzuschliessen. Solche Lesekreise, die sich zum Teil schon vor vielen Jahren bildeten, haben einen verbindenden Charakter. Sie sind thematisch offen und ermöglichen in einer vertrauensvollen Runde mit fünf oder sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort eigene Leseerfahrungen zu einem Buch oder zu einem Text, der zuvor vereinbart worden war, einzubringen. Sie sollen für Menschen mit unterschiedlicher sprachlicher und kultureller Herkunft offen sein. Erfreuliche Nebeneffekte solcher beständigen literarischen Gemeinschaften ist die soziale Einbindung, die sich mit gemeinsamen Ausflügen oder Restaurantbesuchen manifestiert, und das in Umlauf bringen von Büchern.

GRATIS

Kampagne, «dies nach Vorbild von Lesekreisen im angelsächsischen Raum, wo diese sehr verbreitet sind.» Damit soll das Lesen in Gruppen sichtbarer gemacht werden. Nicht ohne Erfolg, denn das Mitmachen in einem Lesekreis entspricht offensichtlich einem grossen Bedürfnis, denn unterdessen existieren über den ganzen Kanton verteilt einige Dutzend Lesekreise, darunter ein spanischer und ein englischer. Susanne Wäfler stellt erfreut eine stetig steigende Tendenz fest: «Trotz digitaler Errungenschaften

en or

Ihr Spezialist für Gartengeräte + mehr in der Region

Sommer

iMOW Akku-Strauchschere

Gültig bis Ende April 2020, solange Vorrat.

Fr. 149.00 Set

Beratung, Verkauf + Reparaturanmeldung telefonisch 061 985 86 66 oder oder per E-Mail info@voellminag.ch

Viele Geräte sowie Maschinen an Lager + lieferbereit

(nicht kumulierbar mit anderen Gutscheinen)

Zu den Pionierinnen dieser damaligen literarischen Initiative zählt die heute 42-jährige Susanne Wäfler-Müller. Sie ist seit zwölf Jahren als Teamleiterin in der Kantonsbibliothek angestellt und wird am 1. Mai 2020 die Gesamtleitung von Gerhard Matter übernehmen, der in den Ruhestand tritt. «Wir wollten dazumal die Lücke einer fehlenden Anlaufstelle für interessierte Leserinnen und Leser, die sich in einer Gemeinschaft austauschen wollten, schliessen», erläutert sie den Grund der Initiative zu der kantonsweiten

FOTO: S . VAN RIEMSDIJK

LANDI Gelterkinden Sissacherstrasse 40 4460 Gelterkinden

Scheibenreiniger

Einlösbar im TopShop Aesch, Bubendorf und Gelterkinden.

Lesen fördert die persönliche Entfaltung.

Öffnungszeiten Montag – Samstag 06.00 – 22.00 Uhr Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Sonntag TopShop – 365 Tage geöffnet 07.00 – 21.00 Uhr

Völlmin Landtechnik AG 4466 Ormalingen BL – voellminag.ch

nimmt das Bedürfnis nach realem Austausch stetig zu.» Auch Jacqueline Eggenschwiler, Leiterin der Bibliothek in Sissach, beobachtet vermehrt Anfragen für das Mitmachen in einer Lesegruppe. «Es besteht offensichtlich immer noch ein grosses Bedürfnis, sich solchen Lesekreisen anzuschliessen.» Die Lesekreise, mit einer Grösse zwischen drei und zehn Personen, bilden sich spontan und definieren die Spielregeln selber, ohne irgendwelche Vorschriften seitens der Bibliotheken. Diese leisten bei der Gründung eines Kreises in Form von Tipps und Anregungen Anschubhilfe. Mit der Entwicklung der Leserkreise zeigt sich Susanne Wäfler zwar zufrieden, trotzdem möchte sie diesen Leserkreisen wieder neuen Schwung verleihen und in Zusammenarbeit mit den anderen Bibliotheken in einer noch zu definierenden Form demnächst bei der Bevölkerung wieder in Erinnerung rufen. Einige Lesegruppen zeigen sich momentan von ihrer innovativen Seite. Sie lassen sich vom Coronavirus nicht in die literarischen Knie zwingen und tauschen sich online aus. Weitere Infos unter www.kbl.ch oder direkt bei Susanne Wäfler (susanne. waefler@bl.ch oder 061 552 57 95)

Kolumne

Hölderlin und ich Der am 20. März 1770 im Herzogtum Württemberg geborene Friedrich Hölderlin hat in diesem Jahr wie auch Beethoven seinen 250. Geburtstag. Er ist für die Literatur ebenso bedeutend wie Beethoven für die Musik. Der in Liestal verewigte revolutionäre Dichter Georg Herwegh schrieb: «Hölderlin! von ihm wollte ich schreiben, und das Herz pocht mir schon, wenn ich an ihn denke!» Als Herwegh dies 1839 schrieb, lebte Hölderlin noch vier Jahre – als angeblich Wahnsinniger in der Obhut einer Familie in Tübingen. Ich bin seit meiner Kindheit mit dem Namen Hölderlin vertraut. Der «absolute Dichter», wie man ihn nennen könnte, war drei Monate Hauslehrer bei Anton von Gonzenbach im sogenannten Unteren Schloss im Dorf Hauptwil (TG), wo ich aufwuchs. In diesem grossen Haus wohnte mein Grossvater. Als ich später auf der Insel Salina Hölderlins Werke las, war ich beeindruckt von der Sprachgewalt dieses Dichters. Vieles verstand ich nicht, ja verstehe ich heute noch nicht. Aber wenn man diese Hymnen und in freien Rhythmen gehaltenen Gedichte laut liest, spürt man etwas von der Kraft dieser «politisch befeuerten Poesie», wie Stefan Howald sie nennt. Später besuchte ich für einen Aufsatz das Hölderlin-Archiv in Stuttgart, das Mekka für die Hölderlin-Forscher und -Freaks aus aller Welt. Professor Gaier glaubt, dass der radikale Aufklärer Anton von Gonzenbach Hölderlin entliess, weil zwischen diesem und meinem Ururgrossvater ein Streit entbrannte. Johann Joachim Brunschweiler (sic!) war Leiter einer pietistischen Gemeinde. Für ihn war der deutsche Hauslehrer, der Gott als Zentrum der unendlichen Einigkeit betrachtete, ein freigeistiger Ketzer. Da mein Ururgrossvater eine Färberei für Gonzenbach betrieb, musste der Hausherr den religiösen «Störenfried» Hölderlin wohl mit grösstem Bedauern und einem ungewöhnlich freundschaftlichen Abschlusszeugnis entlassen. Doch selbst wenn die Intoleranz meines Ururgrossvaters nicht gewesen wäre, hätte Hölderlins späteres Schicksal nicht anders ausgesehen. Ich selbst bin im Laufe meines Lebens Hölderlins geistigem Weg gefolgt und nicht jenem meines Ahnen. Hölderlin ist in meinen Augen der grösste Lyriker deutscher Zunge, ein «Dichter in dürftiger Zeit», radikal, politisch und doch überzeitlich in seiner Sprache, ein Seher, Denker und Zivilisationskritiker in einem. Er war der erste moderne Dichter, liess das Reimgeklingel hinter sich und entdeckte das Fragmentarische. Eine Auswahl seiner Gedichte, herausgegeben von Gerhard Kurz, findet sich bei Reclam (2020). Vor kurzem erschienen ist die lesenswerte Hölderlin-Biografie von Rüdiger Safranski (C. Hanser 2019). THOMAS BRUNNSCHWEILER


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.