Nr. 46 21. Jahrgang Donnerstag, 14. November 2019
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Zeitlose musikalische Reise ohne Grenzen
Liestal Das Orchester Liestal auf «Opéra»-Tour SANDER VAN RIEMSDIJK
Musik kennt keine Grenzen, weder physisch, sprachlich noch zeitlich. Sie bringt Menschen zusammen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Glaube oder Kultur. Zeitlich grenzenlos zurück in die letzten Jahrhunderte und mit Komponisten aus Ländern mit unterschiedlichen Kulturen wurde der «Opéra»-Abend unter der musikalischen Leitung von Roberto Fabbroni konzertant mit ausgewählten Stücken aus dem Opéra «Il barbiere di Siviglia (auf Deutsch «Der Barbier von Sevilla») aus dem 18. Jahrhundert im KV-Saal in Liestal stimmig eröffnet. Mit der Ouvertüre des bekannten Werks von Gioachino Rossini, das auf der ganzen Welt gespielt wird, und mit dem örtlichen Barbier Figaro in der Hauptrolle legte das Orchester die Messlatte für den restlichen Abend schon früh hoch. Mit dem sehr beliebten Musikstück, gespielt in einem manchmal atemberaubend rauschenden Tempo und mit vollen, weichen Klängen, liess das Orchester schon zu Anfang des Musikabends die Erwartungen des Publikums für den weiteren Verlauf des Programms in die musische Höhe schnellen. Es sollte indes nicht enttäuscht werden. Im Gegenteil. Mit funkelndem Esprit und spielersicher Leidenschaft bot das Orchester wieder mal einen einzigartigen Konzertabend mit berühmten musikalischen Leckerbissen aus der Welt der Opéra und bestätigte hiermit seine vielfältigen und spieltechnischen Qualitäten in den unterschiedlichen Musikgenres. Nach weiteren bekannten Opern wie «La Traviata», einem der bekanntesten Werke von Giuseppe Verdi aus dem 19. Jahrhundert, das von «amore e morte» handelt, und der Bacchanale von «Samson et Da-
Dem Dirigenten Roberto Fabbroni ist es wieder gelungen, ein beeindruckendes Programm zusammenzustellen. lila» mit dem exotisch klingenden «Danse Bacchanale» von Camille SaintSaëns setzte das Orchester mit «Die Loreley» vom deutschen Komponisten Max Bruch seine Reihe von klangfarbigen, teilweise emotionalen Opéra-Performances fort. Der berühmten Sage von der Loreley, der verführerisch schönen Frau am Rhein, die mit ihrem betörenden Gesang Schiffe versenken liess, widmete Max Bruch sein erstes grosses Werk, eine romantische Oper, und instrumentierte den Stoff des Loreley-Mythos. Mit seinen dynamischen Klangwogen und begleitet von der feinfühligen
Spitteler Liestal hat sich aufgemacht: Der grosse Carl Spitteler wurde in diesem Jahr gebührend gefeiert. Im Andenken an die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Carl Spitteler vor 100 Jahren gelangten vertonte Gedichte und eigene Melodien zur Aufführung. Mit Jeanne Pascale Künzli, Sopran, performte eine regionale Perle der Musikszene, wunderbar begleitet von Sharon Prushansky am Piano. Der Lokalleser Thomas Schweizer überzeugte wie gewohnt, der Moderator Ueli Gisi gab dem Abend Form und Glanz. Es war ein schöner, unterhaltsamer und denkwürdiger Abend im schönen BaselERIC RÜTS CHE bieter Theater Palazzo.
Jeanne Pascale Künzli.
FOTO: D. D E MATTEIS
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Melodie der Violonistinnen vermochte die Performance im KV-Saal jeden, ob jung oder weniger jung, berühren. Einer der populärsten Welterfolge und eines der am meisten aufgeführten Werke in der Operngeschichte ist zweifellos die feurig tragische Oper «Carmen» von Georges Bizet mit seiner zeitweise musikalischen Exotik. Die Übermittlung der Sprengkraft aus der «Grand Opéra» mit ihren spanischen Tanzrhythmen und wilden Melodien gelang dem Orchester dank seiner musikalischen Authentizität mit einer bewundernswerten stilistischen Intensität. Mit der
FOTO: S. VAN RIEMSDIJK
Ouvertüre «Le roi d’Ys» von Edouard Lalo und der Zugabe von Musikstücken aus der Oper «Carmen» liess das Orchester ein an musikalischen Höhenflügen aus der Opernwelt reich gefülltes Konzertprogramm ausklingen. Das begeisterte Publikum, das sich beim Orchester mit einem lang anhaltenden stürmischen Applaus bedankte, kam in den Genuss eines grenzenlos musikalischen Vergnügens und liess sich mit grosser Nachhaltigkeit von der virtuosen musischen Kraft der mitreissenden instrumentalen Darbietungen in den dunklen Liestaler Abend forttragen.
Kolumne
Passeparnix Ein Passepartout ist ein Generalschlüssel, der in der Lage ist, innerhalb einer Schliessanlage alle Schliesszylinder zu öffnen. Die umstrittenen Lehrmittel «Mille feuilles», «Clin d’oeil» und «New World» folgen alle dem Konzept, das sich Passepartout nennt. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass die wissenschaftlichen Prämissen dieses Konzepts widerlegt worden sind. Die Lehrmittel kranken daran, keinen systematischen Aufbau zu haben, keinen tauglichen Grundwortschatz zu vermitteln und sich mit Comics und Rätseln bei den Schülern anzubiedern, die am Schluss merken: Wir haben keinen Passepartout zu den Fremdsprachen bekommen, sondern einen Passeparnix – ein Lehrmittel, das grösstenteils ins Niemandsland sprachlicher Inkompetenz führt. Darüber hinaus ist das viel gepriesene «Sprachbad» im Unterricht Unsinn. Man müsste mindestens für drei Monate in die Romandie fahren. Eine Evaluation beim Institut für Mehrsprachigkeit (IfM) an der Universität Freiburg fiel vernichtend aus. Nach vier Jahren Französisch soll das Niveau A2. 1 erreicht sein. Nur 33 Prozent erreichten das Ziel Leseverstehen, 57 Prozent das Ziel Hörverstehen, und nur gerade einmal elf Prozent das Ziel Sprechen. Daran sind weder die Schülerinnen und Schüler, noch das Lehrpersonal schuld, sondern letztlich «die Fachhochschuldozentinnen und -dozenten, die Konzepte entwickelten, die von der internationalen Spracherwerbsforschung längst widerlegt oder relativiert wurden» und die «empirisch nicht abgesiFortsetzung auf Seite 2