Oberbaselbieter Zeitung vom 18. Juli 2019

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Nr. 29 21. Jahrgang Donnerstag, 18. Juli 2019

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Margreth und Hans Buess feierten runde Geburtstage und 70 Jahre Ehe.

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Der Weinbauverein Dielenberg hat am letzten Sonntag wieder zum Rebrundgang eingeladen. Seite 13

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Flüchtlinge pflücken Hochstammkirschen

Buus Hochstamm Suisse und «z’RächtCho» orientierten über ihr Pilotprojekt, Flüchtlinge als Erntehelfer einzusetzen BENILDIS BENTOLILA

Caroline und Erich Schweizer, das Bauernpaar vom Höldihof, ist glücklich: «Unsere betagten Eltern erklärten kurz vor der Kirschenernte, dass sie nicht mehr auf Leitern steigen können und somit als Kirschenpflücker der 170 Hochstammbäume ausfallen. So kam uns die Anfrage von Pierre Coulin, Geschäftsführer Hochstamm Suisse, ob wir bei einem Pilotprojekt mitmachen möchten, wie gerufen.» Ziel des Projektes sei es, mit Flüchtlingen Bauernfamilien bei der zeitaufwändigen Ernte zu unterstützen und so quasi einen Ersatz anzubieten für die jedes Jahr weniger Pflückerinnen und Pflücker aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Die gemeinsame Arbeit auf und in den Bäumen biete ideale Möglichkeiten zur Integration von Flüchtlingen, wo nebenbei das gemeinsame Essen ein wichtiger Bestandteil sei. Die Erntehelfer würden selbstständig per öV anreisen. Den Betrieben obliege die Einführung in die Arbeit sowie die Gewährleistung der Arbeitssicherheit. Die Arbeitszeit betrage sieben Stunden, wofür den Migranten kein Lohn ausbezahlt werden darf. Hingegen erhalten sie eine Motivationspauschale von vier Franken pro Stunde, die ein Sackgeld darstellt.

Murat Turan aus Afghanistan pflückt seit zwei Wochen Kirschen von Hochstammbäumen in Buus.

Caroline und Erich Schweizer vom Höldihof Buus mit ihren Töchtern Nora und Lia und drei Kirschenpflückern aus Afghanistan: «Wir fühlen uns als grosse Familie», sagt die Mutter. FOTSO: B. BENTOLILA Schweizers sagen, sie hätten über das Angebot nicht lange nachgedacht und ihr Interesse für vier Helfer angemeldet. So arbeiten seit zwei Wochen vier Pflücker bei ihnen: drei junge Männer aus Afghanistan und einer aus dem Kongo, der am Medienanlass am Mittwoch letzter Woche abwesend war. Die Bäuerin freut sich: «Die vier machen uns seit dem ersten Tag grosse Freude; es hätte nicht besser herauskommen können.» Morgens um 9 Uhr seien sie auf dem Hof, würden bis 12 Uhr arbeiten. Dann gibt’s gemeinsames Mittagessen; um 13 Uhr heisst es zurück auf die Bäume bis 17 Uhr. «Zwischendurch gibt es selbstverständlich ein feines Zvieri unter den Bäumen», lachen die Töchter Nora (15) und Lia (12), «unsere Mutter bäckt täglich einen Kuchen, den die Flüchtlinge besonders schätzen.» Auch die Töchter sind angetan von den Helfern, sie führten auf den Bäumen gute Gespräche und könnten viel erfahren über Länder, die sie nicht kennen. Allmählich würden die Migranten ihnen auch erzählen, wie sie nach vielen Schwierigkeiten in der Schweiz angekommen seien.

Obstproduzent Erich Schweizer weiss auch nichts Nachteiliges zu sagen über die neuen Arbeitskräfte. «Ich wollte ihnen erklären, wie die Kirschen gebrochen, nicht gerupft, werden sollten», schmunzelt er. Da sagten sie mir, sie würden das kennen und ich erfuhr, dass sie alle vier auf dem Land aufgewachsen sind. Christoph Dippner von z’RächtCho, der die Flüchtlinge während drei Wochen auf ihren Einsatz vorbereitet hat, freut sich mit der Bauernfamilie: «Bis jetzt waren 13 Flüchtlinge im Einsatz auf verschiedenen Betrieben, die mit

dem bisherigen Ergebnis zufrieden waren.» Zusammen mit Mirjam Würth, Geschäftsführerin z’RächtCho, und dem Geschäftsführer von Hochstamm Suisse, Pierre Coulin, hofft er, dass die Arbeit der Obstproduzenten ab Ende August bei der Zwetschgenernte wieder unterstützt werden kann. Bauernfamilien, die in der NWCH bei der Zwetschgenernte von Hilfe profitieren möchten, melden sich beim Geschäftsführer Hochstamm Suisse, Pierre Coulin, unter 079 401 36 63. www.hochstamm-suisse.ch www.zraechtcho.ch

Und täglich grüsst Nein, nicht was Sie denken. Ich meine nicht das Murmeltier aus dem Film mit Bill Murray. Ich meine: Und täglich grüsst der Schwachsinn. Zum Beispiel erfahren wir aus der Gratiszeitung vom 1200-Dollar-Goldsteak, das der Tschütteler Ribery bestellte oder von der weltbewegenden Tatsache, dass es auf Swiss-Flügen keine GratisSnacks mehr geben wird. Wir lernen, welche Cervelat-Promis bei Hitze auf dem Balkon schlafen und wie viel die Villa eines Traumpaars in Los Angeles kostet. Das sind alles Dinge, die zwar nicht falsch sind, die wir aber zum Verständnis der grossen Zusammenhänge nicht brauchen. Die Berieselung mit irrelevanten Informationen lenkt von den echten Problemen ab. Diese Null-Information ist geradezu «Opium für das Volk», ein Ausdruck, den Lenin einst auf die Religion angewandt hat. Und wir bewerten, twittern, facebooken und liken diesen Schwachsinn erst noch. Bullshit ist ein anderer Faktor, der unsere Kritikfähigkeit trübt. Der Philosoph Harry Frankfurt hat in seinem Buch «On Bullshit» den Begriff zu erklären versucht. Bullshit meint etwa Bockmist, Humbug, leeres Gerede und ist von der unwichtigen Information zu unterscheiden. Am besten lässt sich Bullshit mit dem neudeutschen Wort Hohlsprech übersetzen. Von Bullshit sind wir im öffentlichen Leben dauernd umgeben, hauptsächlich in der Werbung und in der Öffentlichkeitsarbeit von Parteien und Politikern. Überall, wo Menschen die Gelegenheit erhalten, sich zu Dingen zu äussern, von denen sie rein gar nichts verstehen, entsteht Bullshit. Dazu kommt Fortsetzung auf Seite 2

Keine Ausgabe am 1. Aug. 2019 Am 1. August 2019 erscheint keine ObZ Inserateschluss für den 25. Juli und für den 8. August ist wie gewohnt am Montag der betreffenden Woche um 16.00 Uhr (mit Probeabzug: Freitag der Vorwoche um 16.00 Uhr). Redaktionsschluss ist jeweils am Montag um 10.00 Uhr.

Sakhi Noori aus Afghanistan freut sich über die Arbeit.

Kolumne

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