Nr. 22 21. Jahrgang Donnerstag, 30. Mai 2019
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Das renovierte Stadttor von Liestal konnte am Tag der offenen Tür besichtigt werden. Seite 7
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Die Jugendmusik Gelterkinden/ Ormalingen waren erfolgreich am Jugendmusikwettbewerb in Laufen. Seite 11
Die «Remise Waldenburgerli» wurde bei der Station Talhaus seiner Bestimmung übergeben. Seite 16
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Mehr Qualität, mehr Kirschenkonsum
Kolumne
Wild und wunderbar
Wintersingen Breitenhof-Tagung der Obstproduzenten EDI GYS IN
Die Wetterkapriolen im April und Mai sorgten da und dort für schlaflose Nächte bei den Kirschenproduzenten. «Es gab doch einige Frostnächte, sie blieben diesmal ohne grosse Auswirkung, das Schlimmste traf nicht ein», sagte Hansruedi Wirz, Präsident des Produktezentrums Kirschen/Zwetschgen einleitend zu seinen Gästen auf dem Breitenhof. Diese hatten teils eine lange Anreise unternommen, um an diesem für die Branche wichtigen Anlass dabeizusein, die Nummernschilder auf dem Parkplatz verrieten Besucher aus dem Wallis und dem Thurgau sowie aus manch weiterem Kanton. In den vergangenen Wochen sei den Obstbauern einiges abverlangt worden, sagte Wirz weiter, «Witterungsschutz montieren, dann wieder demontieren, heizen, Schnee von den Blachen schütteln, Sturmschäden reparieren und immer in der Ungewissheit ob es den gewünschten Erfolg bringen wird.» Der Aufwand habe sich gelohnt, die Zahlen der ersten Ernteschätzung seien sehr erfreulich, es sehe in allen Anbaugebieten sehr gut aus, «wir rechnen mit etwa 2600 Tonnen Tafelkischen», so Wirz. Die frühen Sorten kommen etwa acht Tage später in die Läden als letztes Jahr, bei den späteren Sorten wird mit einem Verzug von zwei Wochen gerechnet. Das hat den Vorteil, dass nicht alles aufs Mal gepflückt und vermarktet werden muss. Das Gerangel um gute Verkaufsplätze werde von Jahr zu Jahr grösser und das Angebot an Früchten immer breiter. «Wir müssen die Kundschaft für unsere Kirschen begeistern, sodass sie die Früchte mehr als einmal kaufen», rief Wirz die Produzenten zu mehr Engage-
Der Behang mit «Schorniggeln» verspricht eine gute Ernte. ment auf. Die Voraussetzung für eine gute Ernte sei mit dem heutigen Tag vorhanden, schloss Wirz. Forschung auf dem Breitenhof Auf dem Breitenhof wird auch geforscht. In einem der Projekte wird untersucht, wieweit der Einsatz von Pflanzenschutzmittel minimiert werden kann. Ein anderes widmet sich den Wildbienen, die nebst der Honigbiene einen gewichtigen Teil zur Bestäubungsleistung beitragen. Nun ist es in der Natur so, dass es kein Entwederoder gibt, «sowohl als auch» ist ange-
Ein Wein, der in Erinnerung bleiben wird ULRICH FLURI
Die Weine der Region Basel/Solothurn aus der Ernte 2018 sind dank der trockenen und warmen Witterung ein ausgezeichneter Jahrgang. «Das war ein wirklich prächtiges Rebjahr», schwärmte Andreas Buser, Rebbaukommissär am Sissacher Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung Ebenrain am letzten Dienstag anlässlich der Medienorientierung des Verbandes Weinproduzenten Region Basel/Solothurn im Kleinbasler Restaurant «Ufer7». Tatsächlich hat es die Natur im vergangenen Jahr gut gemeint mit den Winzern. Dies im Gegensatz zum verheerenden Frostjahr 2017 mit einem Ertrag von lediglich 21 Prozent der sonstigen Durchschnittsernten. Ein frühes, trockenes, günstiges und problemarmes Rebjahr, eine hohe Ernte von über 1000 Tonnen, hohe Zuckergehalte, aromatisch gut entwickelte Trauben und eine vielversprechende Qualität
prägten das Rebjahr 2018, so Busers Konklusion. Die Trockenheit ist nicht nachteilig gewesen, es gab für den Rebbau gerade genug Niederschläge. Der nasse Mai half den Reben zumindest durch den Sommer. Pilzkrankheiten wie der Falsche Mehltau konnten wegen der Trockenheit weniger Druck ausüben. Die Kirschessigfliege war lange Zeit kein Problem, erst bei Späternten gab es am Schluss namhaften Befall. Staatsweinkürung für die Besten Der Tenniker Verbandspräsident Paul Leisi sprach von einer speziellen Herausforderung der Winzer, die nach diesem Superjahr punkto Traubenproduktion und Weinbereitung grossen Spielraum und in ihrem Traubengut viel Potenzial für aussergewöhnliche Weine haben. So waren sich die Weinproduzenten Thomas Engel von der Siebe Dupf Kellerei Liestal, der Buusner Fredi Löw, Ueli Fortsetzung auf Seite 3
sagt. Daher kann auch nicht von einer Konkurrenz unter den verschiedenen Bestäuberinsekten ausgegangen werden. Der grosse Unterschied ist der, dass zur Honigbiene eine Imkerin oder ein Imker schaut, während die Wildbienen sich selbst überlassen sind. Von den mehreren Hundert Arten an Wildbienen, die es in unseren Breitengraden gibt, sind die wenigsten wirklich gut bekannt. Aber einige leisten doch entscheidende Beiträge zur Bestäubung auch bei den Kirschen. Louis Sutter von Agroscope stellte die bisherigen Ergebnisse der Forschungen
FOTO: E. GYS IN
vor. Wenn Hummeln, Mauerbienen oder Sandbienen gemeinsam mit den Honigbienen die Obstbäume bestäuben, dann kann mit einer optimalen Ernte gerechnet werden. Die einen fliegen schon bei tieferen Temperaturen aus, die Hummel lässt sich auch von Regen nicht beeindrucken und die Honigbiene ist trachttreu. «Wildbienen sollten daher gefördert werden», sagte Sutter. Viele Arten nisten im Boden oder an sandigen Wegrändern. Was ebenfalls helfe, gute Bestäubungsergebnisse zu erzielen, sei, wenn in der Nähe eine Wildkirsche stehe, empfahl Sutter.
Jedes Mal stehen sie am gleichen Ort. Haben sich seit hunderten von Jahren nicht bewegt. Und doch sieht die Szenerie jedes Mal anders aus. Fühlt es sich nicht gleich an wie beim letzten Mal, als ich über den geliebten Wildenstein mit seinen alten Eichen gelaufen bin. Mal ruhig und mystisch, mal sonnig und fröhlich. Haben Sie in Ihrem Dorf oder in Ihrer Region auch einen Lieblingsort? Der Wildenstein ob Bubendorf gehört für mich definitiv zu einem Gebiet, wohin ich immer wieder gerne zurückkehre. Seit ich in der Stadt wohne, sind die Besuche jedoch seltener geworden. Leider. Deshalb geniesse ich es an diesem Dienstagmorgen im April umso mehr, als ich endlich wieder einmal rennend eine Runde rund um den Eichenhain drehe. Und dabei kreisen unweigerlich Erinnerungen an früher in meinem Kopf herum: Von Velotouren mit der Familie via den Murenberg nach Liestal zur Grossmutter, von einer legendären Schulreise und einem ultra-kalten Mittagsrast, von Momenten mit Liebeskummer, nachdenklich anlehnend an meine Lieblingseiche oder auch an jene legendäre Begebenheit, als ich allen Ernstes mit einem Zelt dort übernachten wollte. Ich beliess es letztlich bei der Idee. Auch wenn dieser für mich so wunderbare Ort nicht mehr vor meiner Haustüre liegt, wo ich einfach loslaufen und geniessen kann, so ist die Rückkehr immer wieder schön. Und schön ist auch, dass ich zügeln kann, wohin ich will, die Eichen auf dem Wildenstein werden hoffentlich noch weitere hunderte Jahre bleiben, wo und vor allem wie sie sind – nämlich wild und wunderbar. SERAINA DEGEN