Lenzburger Bezirks-Anzeiger

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LENZBURGER WOCHE

DONNERSTAG, 14. MÄRZ 2019

Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzende Gemeinden.

PP 5600 Lenzburg · Nummer 11 · Post CH AG

SALZKORN Io, lui, esso

Frühlingserwachen im Seehotel ab 15. März www.seehotel-hallwil.ch

Wenige Meter verschoben: Valerie Dietiker und Silvia Schneider von «Blumen Impression» vor ihrem neuen Geschäftssitz an der Rathausgasse 7 in der Lenzburger Altstadt. Foto: Fritz Thut

Blumenkauf als Vertrauenssache Lenzburg Das Fachgeschäft «Blumen Impression» wandert in der Rathausgasse zehn Häusernummern weiter und startet dort ein innovatives Verkaufskonzept auf Selbstbedienungsbasis. ■

FRITZ THUT

S

eit 21 Jahren gibt es «Blumen Impression», seit 18 Jahren an der Rathausgasse 17 mitten in der Lenzburger Altstadt. Vor 9 Jahren hat Valerie Dietiker den Betrieb übernommen; seit 2016 ist Silvia Schneider Miteigentümerin. Die beiden Frauen sind nicht nur bei ihrer Arbeit mit Blumen kreativ, sie machen sich stets grundsätzliche Gedanken über das Konsumverhalten, das sich ja laufend verändert. «Wir müssen uns bewegen», haben sie erkannt und

schon im letzten Jahr beschlossen, den Mietvertrag nicht zu verlängern. Vorangegangen war eine Entdeckung ganz in der Nähe. Die Geschäftsräume an der Rathausgasse 7, wo früher der Spielzeugladen «S’Himmelrych» untergebracht war, wurde nach der umfassenden Renovation der Liegenschaft frei. «Wir haben uns sofort in diese Räume verliebt», so die beiden Geschäftspartnerinnen. Die neuen Räume seien ideal zur Umsetzung ihrer künftigen Geschäftsidee. Mit dem Gebäudebesitzer wurde Kontakt aufgenommen und dort stiess man auf offene Ohren: «Er ist auf unsere Wünsche eingegangen.» Da sind etwa Türen, die sich automatisch öffnen.

«Ein geklauter Strauss macht keine Freude»

Offiziell gehen diese Türen am Freitag, 22. März, um 13.30 Uhr erstmals auf. Angeboten wird weiterhin «saisonal wechselnde, qualitativ hochstehende und natürliche Floristik», die sich über

die letzten Jahre bewährt hat. Neben den bedienten Zeiten, wo man sich vom weiterhin achtköpfigen Team beraten lassen kann, wollen sich Dietiker und Schneider «mit verlängerten Öffnungszeiten vermehrt auf eine überregionale Kundschaft ausrichten». An allen Tagen kann man sich zwischen 6 und 23 Uhr mit frischen Blumen, Pflanzen und Wohnaccessoires eindecken. Wenn kein Personal da ist, wählt man aus, scannt den Barcode ein und bezahlt den Betrag an der auf einem Schwenkarm montierten Kasse bargeldlos mit Karte. Die ausgedehnten Öffnungszeiten korrespondieren mit jenen der benachbarten Gastronomiebetriebe. «Wir gehören in die Rathausgasse und wollen mit unserer Innovation Leute hierherholen», so Dietiker. Missbrauch fürchtet «Blumen Impression» nicht: «Wir haben Vertrauen und gehen davon aus, dass ein geklauter Strauss keine Freude bereitet.» Zur Sicherheit gibt es Videoüberwachung.

Am 8. März war Tag der Frau. In jedem Geschäft wurden wir mit Mimosen beglückt, sie war die Blume des Tages. In den Geschäften sah man Väter mit ihren Beatrice Strässle Söhnen mit ratlosen Blicken nach dem Richtigen für die Ehefrau, Freundin oder Mutter suchen. Eigentlich ein Unding, diesen Tag zu feiern. Ebenso den Muttertag und – wie in Italien üblich – den Vatertag. Denn wenn ich den einen oder anderen Artikel von ennet der Grenze so lese, könnte man den Eindruck bekommen, dass wir uns nicht mehr Frau und Mann sich nicht mehr Mann nennen darf. Vor kurzem hat eine Versicherung ihren Angestellten nahegelegt, nicht mehr von Ehemann oder Ehefrau und auch nicht von Heirat zu sprechen, wenn dies in irgendwelcher Art und Weise jemanden diskriminiert. Ich habe immer dafür votiert, dass jeder nach seinem Gusto leben soll, aber für mich geht das Ganze etwas zu weit. Wie soll ich nun meinen Partner in der Öffentlichkeit nennen, damit nicht von vornherein klar ist, dass es ein Mann ist? Wahrscheinlich «lebensbegleitende Person». Oder aber dann mit Underline «Part_ner_in»? Da bin ich gespannt, wie man einen in solcher Form angereicherten Text überhaupt noch flüssig lesen soll. Ich werde in bella Italia mit einem ganz anderen Problem konfrontiert. Wir, meine lebensbegleitende Person und ich, führen gemeinsam einen Betrieb. Obwohl uns dieser gemeinsam gehört, will die steuerbescheidende Behörde wissen, wer der Capo und wer der/die Angestellte ist. Ohne verheiratet zu sein (Mann und Frau), muss diese Frage zwingend beantwortet werden. Entweder ist dann Roberto oder ich der Chef und hat für seine/n Angestellte/n Sozialleistungen abzugeben. Ganz anders würde es aussehen, wenn wir ein ebenfalls unverheiratetes, aber gleichgeschlechtliches Paar wären – da staunt man über die Italiener_innen. Denn dann ist es möglich, dass diese Liaison/Verbindung/collegamento als verheiratetes Paar angesehen wird – ergo beide gleichberechtigte Besitzer sein können. Wir sind doch einfach Menschen, die froh sind, dass man ihn_sie_es so leben lässt, wie sie_er_es selber möchte. Beatrice Strässle, Montabone/Provinz Asti


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