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Donnerstag, 26. Januar 2017 Nr. 04
DORNECK
GEMPEN
HOFSTETTEN
Wie verändern die Schwarzbuben ihren Wald?
Gewerbler locker aufgestellt Zum Neujahrsapéro trafen sich die Mitglieder des Gewerbevereins Hinteres Leimental im Restaurant Bergmatte in Hofstetten. Neben Erfahrungsaustausch und Geselligkeit unterhielt Michelle Gschwind die Gäste mit tollen Songs. Für einmal Zuhörer: (v.l.) Kantonsrat Mark Winkler, GHL-Präsident Paul Schoenenberger und Marketingchef Martin Speiser. FOTO: JÜRG JEANLOZ
Jürg Jeanloz Wald im Klimawandel: Kreisförster Martin Roth, Kantonsoberförster Jürg Fröhlicher und FOTO: BEA ASPER Forstingenieur Peter Brang. bea. Erwärmung und Extremereignisse verlangen neue Strategien im Waldbau. Der Forstkreis Dorneck-Thierstein widmete seine Jahresversammlung dem Thema «Wald im Klimawandel», mit Ausführungen von Peter Brang von der Eidg. Forschungsanstalt WSL. Auswirkungen des Klimawandels betreffen auch den Kanton Solothurn. Die Regierung beschloss 2014, der Kanton soll sich mit vorsorglichen Massnahmen befassen. Eine Arbeitsgruppe wurde mit der Erarbeitung eines Aktionsplans beauftragt. Jetzt liegt ein Bericht vor: «Klimawandel: Risiken, Chancen und Handlungsfelder». Darin geht es auch um Massnahmen in der Waldwirtschaft. Der Forstkreis Dorneck-Thierstein widmete seine Jahresversammlung letzten Freitag in Gempen dem Thema «Wald im Klimawandel – Auswirkungen und Anpassungen». Kreisförster Martin Roth konnte Peter Brang, Forstingenieur bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, und Buchautor für ein Referat gewinnen. «Ob der neue amerikanische Präsident an den Klimawandel glauben will oder nicht, es gibt Fakten», sagte Brang. «Seit Beginn der Industrialisierung ist die Temperatur in der Schweiz um durchschnittlich 1,8 Grad Celsius angestiegen. Bis Ende des 21. Jahrhunderts erwartet MeteoSchweiz im Mittelland und Jura eine Erwärmung um weitere 1,4 bis 3,9 Grad Celsius. Die Erwärmung, die Trockenheit und insbesondere Extremereignisse (Dürre, starker Regenfall, Sturm) haben Auswirkungen auf den Wald. Bäume, die heute keimen, leben spä-
ter in einem veränderten Klima. Die Forschung, an der Brang mitwirkt, modelliert, wie sich die heutigen Standorttypen unter verschiedenen Klimaszenarien verändern, und sie diskutiert die Frage, welche waldbaulichen Konsequenzen damit mittel- bis langfristig verbunden sind. Brang verwies auf viele Klimaszenarien, die schematisch übereinander gelegt werden. Gemeinsam sei ihnen, dass mit einer Erwärmung gerechnet werde. Bei der Wassermenge sei die Entwicklung unsicher, man verwende daher Annahmen, die einerseits mit einem feuchten wie heute, andererseits mit einem trockeneren Klima rechneten. Brang meinte, es sei davon auszugehen, dass sich die heutigen Einteilungen der Höhenzonen um 500 bis 700 Meter verändern werden. Aus dem interessierten Zuhörerkreis verdeutlichte man, dass Baumgesellschaften, die derzeit in Rodersdorf vorkommen, gegen Ende des Jahrhunderts auf dem Passwang zu finden wären. Es gehe um Risikoabwägung (zum Beispiel für die klimasensitive Fichte), es geht um die Fragen des Schädlingsbefalls und, ob sich Baumarten aus trockeneren und wärmeren Gebieten (Douglasie) jetzt schon pflanzen lassen. Am Grundlagenpaket zweifelten die Fachleute in der angeregten Diskussion nicht. Die Forstfachleute werden wissen, wie man die Wälder in anpassungsfähige Bestände überführen kann, damit sie ihre lebenswichtigen Funktionen auch in Zukunft erfüllen können. Knackpunkt dürfte jedoch die Finanzierung der vorbeugenden Massnahmen sein, gab Revierförster Roger Zimmermann zu bedenken.
A
temlos trafen die Gäste nicht unbedingt auf dem Berg 699 in Hofstetten ein, aber die junge Balladensängerin Michelle Gschwind sang den gleichnamigen Gassenhauer von Helene Fischer in einer originellen Eigenversion. «Wir hätten gerne mitgesungen, aber wir haben aus Respekt Ihnen gegenüber nur zugehört», spasste Martin Speiser, Marketingchef des Ge-
Am Keyboard: Sängerin Michelle Gschwind.
werbevereins Hinteres Leimental (GHL). Er habe die Dame mit der unverwechselbaren Stimme einfach für den Neujahrsapéro engagieren wollen, schliesslich sei sie auch die Nichte des Ehrenmitglieds Werner Oser. Die angehende Musiklehrerin setzte sich nochmals ans Keyboard und gab das sinnliche «Shot Me Down» von David Guetta zum Besten. Sie liess ihre Gefühle in den Song einfliessen und begeisterte mit ihrer kernigen Stimme und der grossen Ausdruckskraft. GHL-Präsident Paul Schoenenberger schlug darauf ernstere Töne an und verurteilte den Einkaufstourismus, der die hiesigen Detailhändler in Schwierigkeiten bringe. Den Gewerblern im Leimental gehe es zwar gut, aber er fordere die Bevölkerung auf, die ansässigen Betriebe in der Region zu berücksichtigen. Nichts sei besser geeignet als der Schwarzbubentaler! Er machte sich für ein Ja für die kommende eidgenössische
Abstimmung über die neue Steuerreform stark. «Die kleinen und mittleren Unternehmen werden davon profitieren», liess er sich vernehmen. Grund für diese Reform sei die Tatsache, dass international tätige Unternehmen in der Schweiz bevorteilt und auf Druck des Auslands mit neuen Ansätzen besteuert werden müssen. Für die kommenden Wahlen im Kanton Solothurn forderte er die Anwesenden auf, Unternehmerinnen und Unternehmer ins solothurnische Parlament zu wählen, um die Interessen der Selbständigerwerbenden zu stärken. Bevor die Gäste zu Speis und Trank übergingen, warb Mark Winkler noch für die GHL-Reise im Juni, die nach Irland führt, wo neben Dublin noch eine Whiskey-Brennerei besucht wird. Der Neujahrsapéro, ermöglicht von der Sanitär- und Heizungsfirma Moret – Brodmann AG in Hofstetten, klang mit einem gemütlichen Abend aus.
FLÜH
Zauberhaft humorvoll
GEMPEN / NUNNINGEN
Organisationen im Forst im Umbruch bea. Mit dem Thema «Wald im Klimawandel» sind die Waldbesitzer gefordert, vorbeugende Massnahmen zu ergreifen. Doch die Waldbesitzer stecken seit längerem in grösseren finanziellen Engpässen. Das Überangebot auf dem Holzmarkt führte zum Preiszerfall und zum Export nach China, bei hohen Kosten in der Holzgewinnung resultieren oft Defizite. In den Bürgergemeinden befürchtet man bereits das Szenario, dass selbst dort, wo heute die DefizitDeckung aus anderen Betriebsteilen funktioniert, diese Querfinanzierung zu versagen droht, weil die Zusatzerträge nicht mehr ausreichen. In den Forstbetrieben Dorneckberg Süd, Thierstein Mitte und Thierstein Süd ist ein Reorganisationsteam nun daran, einen Vorschlag zu erarbeiten, wie die Risiken als auch Doppelspurigkeiten abgebaut und Synergien genutzt werden können, um den künftigen Herausforderungen schlagkräftiger entgegenzutreten. Gleichzeitig kommt man der Aufforderung des Amtes für Gemeinden des Kanton Solothurn nach, für die Forst-Betriebsgemeinschaften eine neue Rechtsform zu finden. Zum Stand der Fusionsverhandlungen will sich Kreisförster Martin Roth derzeit nicht äussern. Er stellt Informationen für das Frühjahr in Aussicht. Die Gemeinde Meltingen und die Bürgergemeinde Nunningen haben ihre Mitgliedschaft in der Betriebsgemeinschaft ge-
kündigt. Der Nunninger Ressortverantwortliche Mathias Gasser informierte an der Bürgergemeindeversammlung, dass eine Arbeitsgruppe daran sei, Alternativen zu prüfen. «Wir möchten unseren Waldeigentümern die Möglichkeit einer echten Wahl bieten, anstatt nur den Beitritt zur Fusionsgemeinschaft zu beantragen.» Im Raum stünde die Befürchtung, dass die Waldbesitzer an Einfluss verlieren, ihre ortspezifische Entscheidungsfreiheit aufgeben würden, doch das hohe Kostenrisiko solidarisch mittragen müssten. Die Arbeitsgruppe führe für den Nunninger Wald umfangreiche Abklärungen durch, in Zusammenarbeit mit einem Umweltbüro, so Gasser. Da Waldbesitzer gesetzlich nicht zur Waldbewirtschaftung verpflichtet seien, könnte dies den Ausschlag geben für ein Umdenken und eine gerechtere Verteilung der Kosten auf alle Waldbenutzer. «Wenn der Ertrag des Holzes nicht mehr ausreicht, die Kosten zu decken, darf bei Überangebot nicht der Umsatz der öffentlichen Forstbetriebe aufrecht erhalten bleiben, sondern es braucht neue Denkansätze», führte Gasser gegenüber dem Wochenblatt aus. Betriebsgemeinschaften mit fixen Kosten seien unflexibel, und wenn sie Mehrerträge generieren wollen durch Aufträge für Dritte, dann konkurrenzieren sie Privatunternehmen – und könnten das Submissionsgesetz tangieren.
Duo Calva: Alain Schudel (l.) und Daniel Schaerer seit 20 Jahren ein grandioses Team, welches die Lachmuskeln strapaziert und dafür FOTO: BEA ASPER sorgt, dass die Zuhörer von der Muse geküsst werden. bea. Duo Calva hat in Flüh die Erwartungen übertroffen. Musik ist ihre Berufung, sie spielen in Orchester und Kammerensemble, doch so meisterhaft wie sie das Cello beherrschen, so wunderbar zupfen sie an verkrampfter Ernsthaftigkeit in der klassischen Musik. Die beiden Berufsmusiker kennen in ihren Parodien kein Tabu und doch übertreiben sie es nicht. Sie überraschen jeden Moment aufs Neue und verstehen es besser als die Marketingkünstler, die sie aufs Korn nehmen, volle Aufmerksamkeit zu gewinnen. Sie brachten am Sonntag in Flüh in der Galerie «Jetzt OderNie» das Publikum herzhaft zum Lachen und sorgten dafür, dass der Gast geküsst wird von der Muse. Der Zürcher Alain Schudel und der Aargauer Daniel Schaerer setzten mit ihrem Programm «Best of» einen Höhepunkt nach dem andern, machten das
«Jetzt oder nie» zur sensationellen Nummer und wussten, wie sie das Publikum charmant einbeziehen. Allerdings war der angesprochenen Zuschauerin Alains Angebot für das Musik-Arrangement zu teuer. Schweren Herzens willigte der grosse Künstler ein, sein geliebtes Werk zum Schnäppchen Preis zu offerieren. «Doch wer sparen will, bekommt auch nur die Hälfte», sagte er, mimte Zorn und zerriss das Papier mit den Noten. Nach 20 Jahren (noch immer) das perfekte Duo zu sein, bewiesen die beiden zwei Mal – mit vier Händen auf einem Cello und mit der Umkleide-Nummer: Während Schudel auf seinem Cello spielte, wechselte ihm Schaerer die Kleidung – Kleider machen Leute – ansonsten wäre nicht nur das Image im Eimer, sondern der klassische Künstler sein Geld nicht Wert. Der Humor kam defi-
nitiv nicht zu kurz an diesem einzigartigen Matinee in der Künstlergalerie von Flüh. Cellocomedy «Duo Calva» ist auf Schweizer Bühnen begehrt und war auch schon Gast im Schweizer Fernsehen. Den passionierten Kulturschaffenden Pia und Albert Brodmann ist es einmal mehr gelungen, das ganz besondere Kulturerlebnis in die Region zu holen – und bekam dafür auch Unterstützung von regionalen Gewerbetreibenden und einer Bank. Das Publikum dankte es der Familie Brodmann mit zahlreichem Erscheinen und herzlichen Worten. Und weil Pia Brodmann das Duo Calva nun sogar zum zweiten Mal in die Region locken konnte, hofft sie auf Fortführung «dieser Tradition». Also, «dann bis in zwei Jahren», meinten Alain Schudel und Daniel Schaerer verheissungsvoll als sie die Bühne verliessen.