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Donnerstag, 26. Mai 2016

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PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 21, 117. Jahrgang, Post CH AG Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden

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Die liebsten Plätze

Der andere «Ueli»

Die Förster der Reviere im Bezirk Lenzburg zeigen, was ihre liebsten Plätze sind. Sie sprechen von Einsichten, Aussichten und mächtigen Eichen.

«Ueli dr Chnächt 2016» lehnt sich zwar an die Geschichte von Jeremias Gotthelf, wartet aber mit verschiedenen Überraschungen auf.

Welturaufführung in Lenzburg

www.hp-frey.ch

Paradiesweg 6 062 891 81 38 5702 Niederlenz 062 891 38 87

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Salzkorn

Buster Keatons «Steamboat Bill Jr.» im Spannungsfeld zwischen Profession und Leidenschaft. Der Stummfilmklassiker in einer Neuvertonung für Liveorchester wartet auf seine Welturaufführung – eine Renaissance des stummen Kinos.

Fauchi ade!

Stefanie Osswald

E

s ist der Mann mit dem leidenden Blick. Ein Underdog. Ein Loser. Eingeklemmt in die Räderwerke des Schicksals, kämpft er gegen Kuhherden und einstürzende Häuser. Stets über den Abgründen schwebend, reckt Stoneface Bill trotzig den Kopf! Ein Griff ans Hütchen, ein stoischer Blick und die Übel dieser Welt scheinen wie zufällig an ihm vorbeizuziehen. Als Buster Keaton 1928 seine Komödie dreht, ist er auf dem Höhepunkt seiner prosperierenden Filmkarriere und gehört mit Chaplin zu den grossen Stummfilmkomikern Hollywoods. Seine Filme produziert und dreht er selbst. Bald zum Pausenclown deklassiert, gerät Keatons Werk jedoch in Vergessenheit. Der Staufner Komponist Urs Erdin sieht in der Unvollkommenheit der Originalvertonung eine Gelegenheit, Keatons cineastisches Meisterwerk wieder ins Bewusstsein zu rücken und komponiert eine Sinfonie von 70 Minuten für grosses Orchester, die den Film live begleitet und dabei die solide Dramaturgie gezielt unterstützen will. «Der Film ist ein Meisterwerk und verdient es, gesehen zu werden», betont Erdin. Laien und Profis spielen gemeinsam in einem Orchester Rund 100 Jugendliche, Laien und Profi-Musiker aus dem Jugendspiel Lenzburg, dem Musikverein Lenzburg und dem Argovia Philharmonic, formieren sich zu einem die Stummfilmkomödie live bei der Premiere im November begleitenden Orchester.

Ansteckende Begeisterung für das Projekt. «Hier entsteht ein künstlerisches Spannungsfeld, aus dem ungeahntes Potenzial hervorgeht. Es ist für alle Beteiligten eine Herausforderung, diese Spannung in eine homogene Leistung zu wandeln, die für beide Seiten fruchtbar wird», erklärt Konzertpianist und Projektleiter Peter Sterki. Das Projekt nehme sich bewusst die Zeit für die Basisarbeit. Denn ohne Pflege der Basiskultur könne eine Hochkultur erst gar nicht entstehen. Begeisterung für die Musik «Neben meiner Lehrerin die erste Geige zu spielen, ist schon etwas Besonderes. Sie gibt mir Sicherheit und Souveränität, meine Stimme musikalisch überzeugend zu spielen», schwärmt die junge Violinistin Mirjam Matile, die auch nach zehn Jahren die Freude am Geigenspiel nicht verloren hat. Doch nicht nur die Schüler profitieren von den Fachkenntnissen ihrer Idole. So dürfte das illusionistische Schöngeisttum der musikbegeisterten Tonakrobaten auch bei dem einen oder anderen Berufskünstler ein allfällig erloschenes Feuer für die einst geliebte Musik wieder ganz neu entfachen. «Die Begeisterung für die Musik strahlt auch auf uns Profis aus und belebt den routinierten Musikeralltag. Eine Gelegenheit, sich neu zu erfinden», meint Musikpädagogin, Geigerin und Konzertmeisterin Monika Altorfer. «Musik für einen Stummfilm zu komponieren, ist um einiges anspruchsvoller als für einen heutigen Tonfilm», erklärt Erdin.

Foto: StO

Beim Stummfilm gehe diese pausenlos über die ganze Länge des Films und dürfe dabei die Handlung sowie den dramaturgischen Bogen der Sinfonie nicht unterbrechen. Beim Komponieren fürchtet sich der routinierte Harmoniker jedoch keineswegs vor dem weissen Blatt. Durchhaltevermögen ist gefragt «Bis jetzt habe ich etwa ein halbes Jahr daran gearbeitet und 20 Minuten fertig. Bis zu den Sommerferien werde ich den Rest geschrieben haben.» Erdins Musik verlangt seinen Musikern, ob Laie oder Profi, in diesen 70 Liveminuten ein besonderes Mass an energetischem Durchhaltevermögen ab. Fast risikofreudig fordert er das Zusammenspiel seines Klangkörpers mit rhythmisch anspruchsvollen Partien heraus, provoziert das Spiel mit der Zeit, jedoch ohne dabei die punktgenaue Deutung der Partitur aus den Augen zu verlieren. Die Szenen trieben die Musik voran und duldeten keinen Aufschub. Manchmal müsse man eben bis an die eigenen Grenzen gehen, um den Loser in sich selbst zu verjagen. Bis zur Welturaufführung müssen sich passionierte Cineasten jedoch noch ein wenig gedulden! Aufführungsdaten Samstag, 12. November, 18.30 und 20.45 Uhr; Sonntag, 13. November, 11 Uhr, Mehrzweckhalle Lenzburg. Infos und Vorverkauf: www.steamboat-bill.ch, Telefon 076 345 75 60.

Kinder werden ihn vermissen und auch Erwachsenen fehlt er. Er war die Attraktion für kleine Kletterer und Ruhepol für müde Grosse. Die von Holzbildhauer Lukas Senn kunstvoll geschnitzte SitzHeiner Halder bank war mit Gesichtszügen und Attributen des Drachens der Wegweiser zum gfürchigen Vetter droben im Schloss. Der freundliche Fauchi drunten in der Rathausgasse ist nach der Geschäftsaufgabe samt Buchhändlern spurlos verschwunden. Es hinterbleibt die Leere im Laden und eine Lücke auf dem Vorplatz. Ein Verlust originalen originellen Marketings in der Marktgasse. Als Drachentöter dem Stadt-Fauchi mutmasslich mutwillig meuchlings den Kopf abgeschlagen hatten, konnte zum Glück dem armen (Lind-)Wurm geholfen werden. Der Künstler verschraubte als Knochenschlosser den Kopf wieder an seinem angestammten Ort, und Löwen-Apotheker Dr. Martin Baumann applizierte ihm einen Druckverband. Und nun dies: Wurde Fauchi verschleppt und verhökert? Recherchen ergeben, dass für das Drachenbänkli nach dem ultimativen Ladenschluss in der Altstadt ein neues gutes Plätzchen gesucht, aber nicht gefunden wurde. Bürokratische Vorschriften des Bauamtes und Einwendungen von Bewohnern verhinderten hier sein Verbleiben. Als Klettergerüst bei der Waldburg hätte er wohl bald wieder zusammengeflickt werden müssen. So darf er bei Fauchis Schöpfer vorläufig Ferien auf dem Lande verbringen. An ungewöhnlichem Mobiliar im Stadtzentrum fehlt es allerdings nicht, seit das «urban gardening» in Lenzburg Fuss gefasst hat. Die Holzkisten mit Chrut und Rüebli sind gewiss eine positive Errungenschaft. Allerdings können sie die leeren Schaufenster als Altstadt-Kulisse nicht verdecken. Auch da muss gesät werden, bis die Blüte kommt. Heiner Halder, Lenzburg


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