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Donnerstag, 6. November 2014

Verlag und Redaktion: Kronenplatz 12, Postfach, 5600 Lenzburg 2 Telefon 058 200 5820, Fax 058 200 5821

INHALT Amtliche 2/3 Stadt Lenzburg 4/5/9 Kirchenzettel 10/11 Stellen 11/12/14 Im Gespräch 15

Immobilien 16 Region 17–19/21 Agenda 25 Szene 27

PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 45, 115. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden

Lenzburger Woche SEITE 4

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Auf Kurs

Unter Vorbehalten

Bei der Umsetzung des neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrechts (KESR) ist der Bezirk Lenzburg grundsätzlich auf gutem Kurs.

Der Gemeinderat Schafisheim will bei der Planung der künftigen Verkehrsströme nicht im Abseits stehen und stimmt der Variante «C modifiziert» zu.

Zvieri aus dem Gefängnis SANITÄR PLÄTTLI HEIZUNGEN BADEZIMMERRENOVATIONEN

Wir gehen jedem Problem auf den Grund

Vegan

Ganz Lenzburg kennt sie: die feinen Wähen, Zöpfe und Joghurts aus dem Gefängnis. Sie werden von Gefangenen in der JVA hergestellt und im 5* Laden verkauft. Wir haben am strengsten Tag, dem Wähen-Tag, früh morgens in der JVA vorbeigeschaut. Jennifer Degen

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Salzkorn

J

eden Morgen um 5.30 Uhr dreht sich der Schlüssel in der Zellentür Nr. 432. A.S. tritt in den Zellentrakt hinaus, grüsst den Nachtwächter und geht durch die noch ruhigen Gefängnisgänge runter in die Katakomben in die Bäckerei. Selbstständig macht sich A.S. in der hell erleuchteten Bäckerei an die Arbeit. Er formt den Teig zu Broten und schiebt sie in den Ofen. Aus dem Zopfteig macht er «Chröttli», schneidet ihnen sorgfältig einen Panzer und bepinselt sie mit Eigelb. A.S. ist routiniert: Seit 2 Jahren macht er diese Arbeit, zuvor – in Freiheit – hatte er seinen eigenen Pizza-Kurierdienst. Kurz nach Arbeitsbeginn bekommt er Verstärkung, der Bäckermeister trifft ein. Heute sind sie nur zu zweit und es stehen 60 Wähen auf der Bestell-Liste aus dem 5* Laden. Käse, Spinat, Lauch, Apfel, Rhabarber, Zwetschgen und viele Sorten mehr zaubern sie auf die Wähen-Bleche, und schon bald riecht es im GefängnisKeller nach frisch gebackener Ware. Punkt 8.15 Uhr werden die Wähen abgeholt. Um 9.30 Uhr öffnet der Laden und das Kommen und Gehen an einem Mittwoch kann losgehen. Wie der 5* Laden aussieht und wie es dort an einem Mittwoch zu- und hergeht, weiss A.S. nur vom Hörensagen. Täglich rund 60 kg Joghurt Ein paar Meter weiter, im Keller von Flügel 2, sind unterdessen auch die Joghurtiers an der Arbeit. Jeden Tag produzieren zwei Gefangene gegen 60 kg Jo-

Das Wähenangebot ist weit herum beliebt. ghurt. Heute tüfteln sie an einer neuen Winter-Kreation: Feigen-Honig-Kürbiskern-Joghurt ist neu im Sortiment. Ihre Arbeit sei die beste, sagen beide einstimmig. Hier müssten sie ihre grauen Zellen noch benutzen und könnten selbstständig arbeiten. Dies sei in manch anderen Gewerben im Gefängnis nicht der Fall. Auch an den Wochenenden gebe es zu tun, was ihnen durchaus entgegenkomme. Die Zeit alleine auf der Zelle würde sich so verkürzen. Dass er je Joghurt herstellen würde, hätte sich L.N. nicht träumen lassen. Früher war er Fussball-Profi und später auf dem Bau tätig. Heute hat er am Joghurtmachen aber Gefallen gefunden und kann sich vorstellen, auch später – in Freiheit – dieser Tätigkeit nachzugehen. Später, das wird in 5 Jahren sein. Sein Kollege J.M. weiss nicht, ob er die JVA jemals wieder verlassen wird. Momentan sieht es schlecht aus, das Gericht hat eine Verwahrung angeordnet. Allzu lange sprechen wir nicht über diese Themen und wenden uns wieder dem Joghurt zu. Erdbeere, Holunder, Zwetschgen-Zimt, Dattel-Orange, Banane, Apfel,

Foto: ST

Mocca – hier hält J.M. einen Moment inne: «Dieses Joghurt mache ich besonders gerne.» Es ist das Lieblings-Joghurt seines 5-jährigen Sohnes.

Joghurt entsteht.

Foto: JD

HINWEIS Im Zuge der Ausstellung des Burghaldenmuseums zum 150-Jahr-Jubiläum Justizvollzugsanstalt werden im Lenzburger Bezirks-Anzeiger während der Ausstellungsdauer jeden ersten Donnerstag im Monat Themen und Geschichten über das Leben hinter den Gefängnismauern publiziert. Nächstes Thema am 4. Dezember: «Weihnachten in der JVA».

Vegan ist hip, von einigen wenigen Anhängern wird diese Ernährungsform geradezu missionarisch zelebriert. Das Radio widmete den Veganern eine tagesfüllende Plattform mit Beatrice Strässle Diskussionsrunde. Das Fernsehen blies ins gleiche Horn und lud zum veganen «Zischtigsclub». Am 1. November war Weltveganertag. Nun soll der ganze November den Verganern gewidmet werden. Und wir Fleischesser? Nun glaube ich zu wissen, wie sich ein Raucher unter Nichtrauchern fühlt, ein Mensch zweiter Klasse. Da schiele ich Fleischesserin mittlerweile etwas scheu in Richtung Fleischangebot auf der Speisekarte im Restaurant, die Frischeierteigwaren sind ja auch nicht mehr das Gelbe vom Ei, der Nüsslisalat mit Ei, der Tomatensalat mit Mozarella – alles keine Varianten mehr, will man mit dabei sein. Eigentlich sollte ja jeder nach seiner Fasson leben können, aber als ich kürzlich las, dass ein Anhänger des Veganerkults einer Dame im Lebensmittelladen die Eier aus der Hand schlug und zertrampelte, war ich doch etwas konsterniert. Haben Sie schon mal einen Fleischesser erlebt, welcher einem anderen etwas Essbares aus der Hand schlug und zertrampelte, nur weil es ihm nicht passte? Ich also nicht. Ernährung hat doch auch vor allem mit Genuss zu tun. Wenns dem Veganer ohne tierische Produkte schmeckt und Genuss bereitet, ist das gut so. Aber ich selber möchte mit Belehrendem über meinen Ernährungsstil verschont bleiben. Mein Arzt attestiert mir eine gute Gesundheit mit tollen Blutwerten – und das alles trotz Fleisch – aus tiergerechter Haltung notabene – und allem Drum und Dran auf dem Teller. Verzehrt mit ganz viel Genuss. Beatrice Strässle, Redaktionsleiterin beatrice.straessle@azmedien.ch


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