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Lenzburger Bezirks-Anzeiger, Donnerstag, 2. Mai 2013 ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
Im Gespräch
Der Männerchor ist 175 Jahre alt Der Männerchor MörikenWildegg ist der älteste Dorfverein und hat seinerzeit den Grundstein zur Möriker Operette gelegt. Hanny Dorer
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ie doch die Zeit vergeht! Kaum hat der Männerchor sein 150jähriges Bestehen mit einem dreiteiligen Fest und der Herausgabe einer Jubiläumsschrift gefeiert, steht das 175-Jahr-Jubiläum vor der Tür. Auch diesmal wird das Ereignis gebührend gefeiert, und zwar unter anderem mit der Aufführung von Schillers «Lied von der Glocke», das bereits 1955 einmal gesungen wurde. Der Männerchor Möriken-Wildegg blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, seit er 1838 von einer Handvoll Männer gegründet wurde. Ganze 13 waren es, die fünf Jahre später zu Fuss ans erste Eidgenössische Sängerfest nach Zürich marschierten. Auf Blütezeiten mit grossartigen Gesangsfesten folgten ab und zu magere Zeiten mit abnehmendem Mitgliederbestand, wie der Chronik zu entnehmen ist. Im Jahre 1911 mussten sich die Sänger gar schriftlich verpflichten, wieder regelmässig die Proben zu besuchen – mit Erfolg, denn bereits 1919 präsentierte sich der Verein als 70 Mann starker Männerchor. 1937 stieg die Zahl der sangesfreudigen Männer gar auf 75 an. In den Kriegsjahren musste die Tätigkeit reduziert und teilweise sogar ganz eingestellt werden. Umso intensiver widmeten sich die Männer anschliessend wieder dem Gesang, nahmen an Sängerfesten teil, führten selber Sängerfeste durch, gaben Konzerte und unternahmen auch mehrtägige Reisen. In den folgenden Jahren pendelte sich der Mitgliederbestand zwischen 60 und 70 ein – der Männerchor blieb ein attraktiver Verein und zählte auch beim 150-Jahr-Jubiläum noch 60 Mitglieder. Inzwischen hat sich indes das Freizeitverhalten der Bevölkerung geändert, der Sport bekam mehr Bedeutung und auch die steigende Mobilität trägt dazu bei, dass die Mitwirkung in einem Chor nicht mehr so verlockend ist. Trotzdem kann der Männerchor weiterhin auf viele treue Mitglieder zählen. Immerhin singen von den aktiven Sängern des Jahres 1988 heute immer noch 20 im Chor mit. Der Männerchor und die Operette Will er seinen diversen Verpflichtungen nachkommen und sich ab und zu etwas leisten können, braucht ein Chor auch Geld. Um die Kasse zu füllen, wurden nicht nur Feste organisiert, sondern auch Theaterstücke aufgeführt. Den Anfang der Theatertradition machte das Volksstück «De Vetter us Batavia» im Jahre 1891. Nach dem Bau des Gemeindesaales schaffte der Verein im Jahre 1903 eine vollständige Bühneneinrichtung mit drei Szenerien an, die vom Gemeinderat mit 100 Franken subventioniert wurde. Fortan konnte also professionell Theater gespielt werden, zumal
Der Männerchor Möriken-Wildegg. 10 Jahre später auch die elektrische Beleuchtung installiert wurde. Theater und Gesang – das musste ja bei einem so rührigen Verein früher oder später zum Singspiel, also zur Operette führen. Den Auftakt zur neuen Tradition des Männerchors machte 1924 das Schauspiel mit Gesang und Musik «Preziosa» von Carl Maria von Weber, dessen Erfolg der Männerchor laut Chronik «in erster Linie dem Dirigenten verdankte». Die erste Operette folgte 1927: «Das Dreimäderlhaus» von Heinrich Berté nach Franz Schubert. Der Erfolg dieser Aufführung führte dazu, dass nun in unregelmässigen Abständen Operetten aufgeführt wurden, die den Männerchor Möriken-Wildegg bald weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt machten. Stehplätze für zwei Franken Die Eintrittspreise waren moderat. So kostete 1945 ein Stehplatz zwei Franken, der erste Platz vier Franken. Das war nur möglich, weil die Besetzung grösstenteils aus den eigenen Reihen zusammengesetzt wurde. 1967 beschloss der Männerchor, alle zwei Jahre eine Operette aufzuführen, dies im Wechsel mit der Operettenbühne Bremgarten. Und diesen Turnus hat er bis heute eingehalten. Auch die Wahl der Stücke hat sich geändert; anstatt auf bekannte setzt man eher auf unbekannte und selten gespielte Werke. Diese «Ausgrabungen» entpuppten sich als eigentliche Trouvaillen und kommen beim Publikum jeweils sehr gut an. Operette wird professioneller Um den steigenden Erwartungen des fernsehverwöhnten Publikums gerecht zu werden, wurde eine zunehmende Professionalisierung auf allen Ebenen nötig – mit entsprechenden Kostenfolgen. Zwar wurden die Inszenierungen weiterhin vom Männerchor getragen, für Regie, Korrepetition, Orchesterleitung und Solorollen wurden aber immer
Fotos: zvg
Zwei Anlässe zur Feier des Jubiläums Jubiläumskonzert am 4. Mai Den Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten macht der Männerchor mit einem Jubiläumskonzert am Samstag, 4. Mai, 19.30 Uhr, in der katholischen Kirche in Wildegg: Als Erstes wird unter der Leitung von Erwin Heusser «Landerkennung « (Opus 31) von Edvard Grieg nach einem Gedicht von Björnstjerne Björnsen dargeboten. Es singen der Männerchor und ein Bariton-Solist, begleitet von einem Ad-hoc-Orchester. Einen speziellen Wunsch erfüllt sich der Männerchor mit der Aufführung von Friedrich Schillers «Lied von der Glocke», vertont von Andreas Romberg, ebenfalls unter der Leitung von Erwin Heusser. Der Männerchor singt zusammen mit einem Ad-hocFrauenchor sowie den Solisten Monica Angelini (Sopran), Monica Treichler (Mezzosopran), Jan-Martin Mächler (Tenor), Serafin Heusser (Bariton) und Michael Hauenstein (Bass, GlockengussMeister). Begleitet werden die Sängerinmehr Profis zugezogen, was den administrativen Aufwand merklich anwachsen liess. 2003 wurde die alleinige Operetten-Verantwortung des Männerchors durch eine breitere Trägerschaft abgelöst: Der Verein «Operette Möriken-Wildegg» wurde gemeinsam von Männerchor, Frauenchor und FMO (Freunde der Möriker Operette) gegründet. Noch immer singt ein grosser Teil des Männerchors in der Operette mit. Einige habe allerdings die Bühne verlassen, wirken jedoch hinter den Kulissen als Platzanweiser, im Vorverkauf oder beim Verkehrsdienst mit und tragen so weiter zum Gelingen jeder Vorstellung bei. Was all die Jahre hindurch unverändert blieb, ist die Freude am Gesang, an der Gemeinschaft in einem Verein, in dessen Mittelpunkt die Musik steht.
nen und Sänger vom Ad-hoc-Orchester. Vorverkauf: Mo/Di/Do von 20 bis 21 Uhr unter 062 893 27 38. Jubiläumsfeier am 25. Mai Die Jubiläumsfeier vom Samstag, 25. Mai, 18 Uhr, im Gemeindesaal Möriken, wird zusammen mit Chören gestaltet, mit denen der Männerchor teilweise seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist. Gemeinsam werden der Männerchor Möriken-Wildegg (Leitung Erwin Heusser), der Frauenchor Möriken-Wildegg (Leitung Berni Ryter) und der Oberstufenchor Lenzburg (Leitung Edy Binggeli) in einem bunten Programm die 175jährige Geschichte des Männerchors Möriken-Wildegg musikalisch Revue passieren lassen. Von Mittwoch, 22. Mai, bis Freitag, 24. Mai, jeweils von 17 bis 19 Uhr, findet im Foyer des Gemeindesaals Möriken ausserdem eine Ausstellung zur Geschichte des Männerchors statt.
Blickpunkt W
enn in nächster Zeit rund ums Schloss Lenzburg und darüber hinaus ein etwas ungewohntes Objekt am Himmel auftaucht, ist es eines garantiert nicht – ein UFO. Das Ding mit den acht Rotoren nennt sich Drohne und ist im Besitz von Claudius Walser. Seine grosse Leidenschaft, das Fotografieren und die Faszination des Bauens von ferngesteuDrohne erten Objekten, hat er nun zusammen«gepackt» und daraus entstanden sind Bilder aus der Luft. «Drohnen sind schon lange keine militärische Angelegenheit mehr, ihnen haftet aber immer noch ein besonderer Ruf an», weiss er. Als kürzlich seine Drohne über dem Schloss schwebte, blieb der eine oder andere Spaziergänger stehen und war neugierig auf das schwebende Objekt. Aus seinem Hobby hat er eine Geschäftsidee entwickelt und bietet den Service unter www.bilderausderluft.ch an. Also, wenns am Himmel surrt, dann ist kein UFO im Anflug, sondern Claudius Walser mit seiner Drohne an der Arbeit.
V
om 3. bis zum 12. Mai findet in der Schweiz die Aktionswoche «Tage der Sonne» statt. Gemeinden, Firmen und Vereine machen auf die Sonnenenergienutzung aufmerksam. Im Luzerner Teil des Seetals werden seit 2009 an den Ortseinfahrten auf gelben Blachen die bisher im jeweiligen Dorf erstellten Solaranlagen aufgezählt. Nun möchten auch die Aargauer Gemeinden Bettwil, Boniswil, Meisterschwanen, Niederlenz und Seengen die Bevölkerung für die Sonnennutzung sensibilisieren. Die sinnvolle Aktion unterstreicht die angelaufene, kantonsübergreifende Zusammenarbeit im Seetal und geht auf die Initiative der Leiterin der Kerngruppe Regionalplanung, Gabi Lauper, Niederlenz, im neuen Verband Lebensraum Lenzburg Seetal zurück. Die kantonale Abteilung Energie unterstützt die Solarblachen-Aktion mit einem finanziellen Beitrag. AG
Der Mond zeigt sich im besten Licht: Am Abend des 25. April war bei klarem Wetter ein sehr schöner Vollmondaufgang zu beobachten. Da der Vollmond kurz nach Sonnenuntergang aufging, zeigte er sich im besten Licht. Foto: Dr. A. Walker
KORRIGENDA
Gasparone 1987: Vreni Sidler (Gräfin Charlotte), Hansueli Glarner (Conte Erminio).
Korrigenda zum Bericht im LBA vom 25. April 2013 Nicht Aargau Tourismus, sondern Seetaltourismus bewirbt gemeinsam mit Museum Aargau die Schlösser im Seetal. Zudem hört das touristische Seetal nicht in Tannlihag, sondern in Wildegg auf. Die beiden angesprochenen Fehler im Programmheft zum Luzerner Stadtlauf beruhen nicht auf Unwissenheit, sondern auf Unaufmerksamkeit. Sie haben sich beim Abtippen der Mitteilung eingeschlichen und konnten vor Redaktionsschluss nicht mehr korrigiert werden. (Eing.)
INSERATE
Der Obersteiger 1979 Szenenaufnahme mit Hanspeter Kern als Bergwerksdirektor Zwack.
Der Männerchor im Jahr 1988.