DORNECKBERGER UND LEIMENTALER WOCHENBLATT
Donnerstag, 7. Juni 2012 Nr. 23
BÜREN
RODERSDORF
Eine unverwüstliche Tradition
Fachsimpelei: Esther Gassler, Klaus Genter und Christian Imark (v. l.) . jjz. Büren war dieses Jahr Austragungsort des Feldschiessens im Bezirk Dorneck. Obschon sie selber nicht schiesst, ist die Solothurner Regierungsrätin Esther Gassler vom Feldschiessen fasziniert. «Ich besuche mit Freuden die grosse Schützenfamilie, die sich einmal im Jahr zu diesem friedlichen Wettkampf trifft!» Sie sei gerne mit Menschen zusammen und schätze den Kontakt mit der Bevölkerung. Gassler ist eine Regierungsrätin zum Anfassen, die für jedermann ein offenes Ohr hat. Zwei Tage war sie mit Funktionären und hohen Militärs unterwegs, um in sieben Schiessständen des Kantons das Geschehen zu verfolgen «Das Schiessen ist heute mit den Spezialgewehren eine moderne Sportart, beim Feldschiessen hat die Tradition den Vorrang: Alle müssen das gleiche Programm mit den gleichen Waffen absolvieren», fügte Gassler bei ihrem Besuch in Büren an. Würdig empfingen die Feldschützen von Büren die Solothurner Delegation mit Vertretern aus der Regierung, des Militärs und der Schützenverbänden. Im heimeligen Hobbykeller mit einer aussergewöhnlichen Waffensammlung der Gebrüder Stürchler und Matthias Saladin wurden Kaffee und Gipfeli serviert. Wie Stefan Hofer vom Schiesssportverband ausführte, beteiligen sich
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Für eine gerechtere Welt
FOTO: JÜRG JEANLOZ
am Solothurner Feldschiessen 7 000 Schützen, darunter 900 Jugendliche unter 20 Jahren. Ein Indiz, dass für den Nachwuchs gesorgt wird. Der jüngste Teilnehmer war 10, der älteste 90 Jahre alt. «Das Feldschiessen verbindet die Generationen», meinte dazu Hofer. Im Kanton Solothurn datiere die erste Aufzeichnung des Feldschiessens aus dem Jahr 1879. Das sei eine enorme Tradition, die weiter zu pflegen sei. Die Kameradschaft unter den Schützinnen und Schützen sei einmalig und in den Dörfern würde das Schiesswesen noch gelebt. Er wünsche dem Schweizerischen Feldschiessen ein unfallfreies Wochenende und eine erfolgreiche Bilanz, schloss er. Die Delegation besuchte den 300-mSchiessstand und den Pistolenstand, die in Büren in einem Wäldchen abseits des Dorfs liegen. Ruhig und bestens organisiert wickelte sich dort das Feldschiessen ab. Im Anschluss zügelte der Tross nach Nunningen und Mümliswil. Am Sonntag standen vier weitere Schiessplätze auf dem Programm. Neben der Regierungsrätin Gassler und den Funktionären war auch der Kantonsratspräsident Christian Imark von der Partie. Er versuchte sich im Pistolenschiessen und reihte sich würdig ins Klassement ein.
Musiker mit Herz: Das Rodersdorfer Chörli während seines Benefizkonzertes.
Das Rodersdorfer Chörli begeisterte sein Publikum mit einem nicht alltäglichen Konzert. Für einen guten Zweck verschmolzen spanische Lyrik und griechische Melancholie. Dimitri Hofer
M
it den Einnahmen des Abends könne wieder ein Stückchen Land in Paraguay gekauft werden, sagte Urs Scheibler am vergangenen Samstag. Seit Jahren setzt sich der Hölsteiner mit einem Verein und einer Stiftung für die Rechte von Indianern in dem südamerikanischen Land ein. Mit einem aussergewöhnlichen Benefizkonzert griff das Rodersdorfer Chörli dem pensionierten Kaufmann unter die Arme. In der Turnhalle
FOTO: DIMITRI HOFER
in Rodersdorf wurden Lieder aus dem Canto General aufgeführt. Das Werk vereint Gedichte des chilenischen Schriftstellers Pablo Neruda mit der Musik des Komponisten Mikis Theodorakis. Die Verbindung aus südamerikanischer Poesie und griechischen Klängen lockte die Besucher in Scharen an. Kein Platz war mehr frei, als das Chörli um kurz nach Sechs den ersten Durchgang ihres Benefizkonzertes eröffnete. Eine weitere Aufführung sollte drei Stunden später folgen. Gleich zweimal wurde in Rodersdorf auf Spanisch gesungen. Die Worte des Dichters Pablo Neruda erklangen jeweils in Originalsprache durch den Saal. In den philosophischen Texten des Nobelpreisträgers ist nicht selten eine Sehnsucht nach der unberührten Natur zu spüren. Dies ist besonders beim dargebotenen Canto General der Fall. Die als Geschichte des südamerikanischen Kontinents angelegte Dichtung wurde in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts von Mikis Theodorakis vertont. Die melancholischen Klänge des
Komponisten erinnerten oft an griechische Volksmusik. Zum schleppenden Gitarrenspiel am Schluss des Stückes «América insurrecta» hätte man auch problemlos Sirtaki tanzen können. Vor den einzelnen Liedern las Franziska von Arx die Übersetzungen der anschliessend gesungenen Texte vor. Die folgende Passage aus «Vienen los pájaros» passte wunderbar zu den von Primarschülern gestalteten bunten Vögeln, die die Halle bevölkerten: «Der Tukan war ein bezauberndes Kästchen glasierter Früchte, der Kolibri bewahrte des Blitzes ursprüngliche Funken.» Im Publikum nickte Urs Scheibler während des Konzertes gerührt mit. Ausserdem schoss er Fotos des Rodersdorfer Chörlis. «Einige der Bilder werde ich an unsere Helfer vor Ort in Südamerika schicken. Auch sie werden sich sehr über die Schützenhilfe aus der Schweiz freuen», ist er überzeugt. Im Sommer wird Scheibler nach Argentinien reisen, um mit einer dort ansässigen Holzfirma über weiteres Land für indigene Gemeinschaften in Paraguay zu verhandeln.
HOFSTETTEN
Jäger feiern Geburtstag
NUGLAR-ST. PANTALEON
Schule streckt Fühler nach Wien aus
Gemütliche Gesangsrunde: Marcel Wyser (stehend) begrüsst das Solothurner Jägerchörli. FOTO: JÜRG JEANLOZ
jjz. Mit einem Waldgottesdienst, umrahmt von den Vorträgen eines Jägerchörlis und einer Bläsergruppe, feierte die Jägervereinigung Dorneck-Thierstein in Hofstetten ihren 40. Geburtstag. «Der Jagdbetrieb und die Ansichten darüber haben sich in den letzten 40 Jahren gewaltig verändert», stellte Marcel Wyser, Präsident der Jägervereinigung Dorneck-Thierstein (JVDT) in Hofstetten fest. Der Erhalt der Arten und ihrer Lebensräume sowie die Vermeidung von Wildschäden seien heute wichtige Bestandteile des Jagdwesens. Eine grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung unterstütze und schätze diese Arbeit. Die Jägervereinigung ihrerseits müsse dazu beitragen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die gestiegenen Anforderungen zu respektieren. Selbstverständlich sollen Tradition, Brauchtum und Kameradschaft weiterhin gepflegt werden. Mit ernsten Worten aber auch mit viel Humor las Pfarrer Killian Maduka eine Andacht. «In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne», meinte der nigerianische Pfarrer. Er habe sich sogar einmal an einer Treibjagd in Seewen beteiligt. Er sei aber froh gewesen, dass er eine gelbe Leuchtweste getragen habe, sonst hätte man womöglich wegen seiner dunklen Hautfarbe noch auf ihn ge-
schossen. Im Zelt auf dem TCS-Parkplatz breitete sich unter den hundert Jägern grosse Heiterkeit aus. Zur Auflockerung des Waldgottesdienstes sang das Solothurner Jägerchörli drei wunderschöne Jodellieder und die Bläsergruppe Schwarzbuebe liess ihre Jagdhörner ertönen. «Jede Stunde kollidiert in der Schweiz ein Reh mit einem Motorfahrzeug», erklärte Hundeobmann Willy Schaad, der seine Schweisshündin Asta den Gästen im Wald vorführte. Jäger und Wildhüter hätten die undankbare Aufgabe, angefahrene Wildtiere mit ihren Schweisshunden zu suchen und sie vom Leiden zu erlösen. Die Hunde fänden die verletzten Tiere bis auf eine Distanz von einem Kilometer. Die Hundeführer würden alle kostenlos arbeiten und die anspruchsvolle Ausbildung ihrer Tiere noch selbst berappen! «Wer ein Wildtier anfährt, muss sich bei der Polizei sofort melden und warten. Weiterfahren ist strafbar», schrieb er den Zuhörenden ins Reinheft. In seinem Grusswort bemerkte der Solothurner Regierungsrat Klaus Fischer, dass die Jäger eine wichtige Kontrollfunktion ausüben und für eine gesunde Wildtierpopulation einstehen. «Tragt Sorge zum Wald, denn er ist ein einmaliges und schützenswertes Erholungsgebiet», rief er den Feiernden zu.
2. Klasse der Primarschule Nuglar-St. Pantaleon: Mit Klassenlehrer CurFOTOS: ZVG din Cajöri, aufgenommen auf dem Sportplatz der Schule in Nuglar. Aus einem Briefwechsel entstand eine Klassenpartnerschaft. Theoretisch könnte hieraus sogar eine Schulpartnerschaft werden. Bei einem solchen Modell dürfte nicht nur die Primarschule in Nuglar-St. Pantaleon auf EU-Fördermittel hoffen. Am Anfang war es nur ein Umschlag. Darin steckte ein gutes Dutzend Briefe von Kindern der öffentlichen Volksschule St. Elisabeth in Wien. Es waren überwiegend Mädchen, die ihrer ehemaligen Klassenkameradin Daria (7) in schöner Schreibschrift einzelne Briefe geschrieben hatten. Die junge Empfängerin war erst letzten Sommer von Österreichs Kapitale in die Gemeinde Nuglar umgezogen. Die überraschende Schreibinitiative ihres früheren Lehrers Albert Pongratz freute die kleine Daria sehr. Nur wurde aus der Freude schnell eine Kinderqual. «Unsere Tochter ist eher schreibfaul», erzählt ihr Vater. «Die Vorstellung, so viele Rückantworten zu formulieren, bereitete ihr regelrechtes Bauchweh.» Da sprang ihr jetzi-
Manche Allianzen können nicht früh genug entstehen: Mit den Kindern der öffentlichen Elisabethschule in Wien stehen die Zweitklässler aus Nuglar bereits in regem Kontakt.
ger Lehrer Curdin Cajöri in die Bresche: Denn in seiner 2. Klasse der Primarschule Nuglar-St. Pantaleon sitzen exakt 13 Kinder, und diese Truppe schickte nun nicht nur Briefe nach Wien, sondern auch Postkarten mit Motiven von einem Zoo-Besuch in Basel. «Die Kinder waren voll dabei beim Schreiben und Gestalten der Postkarten», berichtet der Primarschullehrer, der zu diesem Zeitpunkt lediglich hoffte, dass «sich die eine oder andere Brieffreundschaft ergeben» würde. Doch als die Post aus Nuglar nach Ostern in Wien ankam, entschlossen sich nach Angaben seines österreichischen Kollegen Pongratz «alle 24 Kinder der 2b zurückzuschreiben». Pongratz ging dieses Mal sogar noch einen Schritt weiter und schlug vor, «eine Art Klassenpartnerschaft als Vorarbeit auf eine mögliche Schulpartnerschaft» zu etablieren. Solche Partnerschaften sind europaweit sehr beliebt und werden durch die EU mit Programmen wie «Comenius» über einen Zeitraum von zwei
Jahren sowohl bilateral als auch multilateral gefördert. Mögliche Projektpartner müssen dafür nicht zwangsläufig in einem EU-Mitgliedstaat angesiedelt sein. Gemäss der CH-Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit, die auf Schweizer Seite für Comenius zuständig ist und in Solothurn einen Sitz hat, können von dem Programm auf Grund des bilateralen Vertrags mit der EU sehr wohl auch Bildungsinstitutionen in der Schweiz profitieren. Im Kanton Solothurn sei das bereits bei zwei Schulpartnerschaften der Fall. Im Primarschulbereich wäre die Schule Nuglar-St. Pantaleon allerdings die erste. Ob es jedoch bald dazu kommt, ist ungewiss. Denn laut Jacqueline Wirz-Nebel, die als Schulleiterin der Primarschulen Dorneckberg für ein solches Projekt zuständig wäre, seien gegenwärtig «viele Veränderungen zu bewältigen». Ein Austausch mit der Elisabethschule bleibe aber «grundsätzlich vorstellbar». Melanie Aprin