15_2022_Stadtanzeiger_Olten

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Olten, Donnerstag, 14. April 2022 | Nr. 15 | 90. Jahrgang | Auflage 34 383 | Post CH AG

Daniel Kissling

Etwas auf Abstand

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

V

Olivia Bärtschi alias Sury sagt: «Musik war für mich schon immer das Ein und Alles.» (Bild: Achim Günter)

Lieder als liebste Form der Kommunikation SA | 23. APRIL | 20:00 Uhr SURY & BAND Plattentaufe Tickets unter: https://eventfrog.ch/SuryAndBand Vario Bar Solothurnerstrasse 22 | 4600 Olten

SURY Die Dulliker Sängerin Olivia Bärtschi, auf der Bühne als Sury auftretend, präsentiert am Samstag nach Ostern in Olten ihr Debütalbum. Der Traum von der grossen Musikkarriere lebt.

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ft bleibt nach ihren Aussagen der Eindruck, dass da noch mehr wäre. Dass sie nicht alles preisgibt, was preiszugeben wäre. Dabei ist Olivia Bärtschi in unserem Gespräch nicht etwa wortkarg. Aber sie deutet immer wieder an, dass solcherlei Verhalten ihrem Naturell eher entsprechen würde. Die 31-Jährige beschreibt sich selbst als introvertierten Menschen. Olivia Bärtschi – oder Sury, wie sich auf der Bühne nennt – drückt sich am liebsten in Musik aus. Auf der Bühne lässt sie in ihre Seele blicken. Das war schon als kleines Mädchen so. «Ich sang schon immer. Früher nahm ich mich selber auf Tonband auf. Ich fand es dann zwar schrecklich, machte aber doch weiter, da ich viel zu gerne sang.» In der Oberstufe besiegte sie ihre Nervosität und trat erstmals solo auf. «Ich wusste: Ich will das ja, ich muss das jetzt einfach tun!» Der Premierenauftritt kam gut an. Ab da stand für sie fest, dass sie dereinst eine eigene Band haben würde. «Das war seither mein Traum.» Einer, den die Dullikerin, die mit ihrer Mutter als Einzelkind aufwuchs, konsequent verfolgte. Mit 16 fand sie Aufnahme in einer Band im Neuenburger Jura; einen Gutteil ihrer Wochenenden verbrachte sie während dreier Jahre im Val-de-Travers. Und während der Zeit in der Fachmittelschule, die sie nun besuchte, nahm sie Gesangsunterricht. Später, als sie längst als Kindergärtnerin unterrichtete, gehörte sie

weiteren Bands an. Doch Olivia Bärtschi war immer nur ein Teil der jeweiligen Band. Sie aber wollte mehr. Seit rund fünf Jahren verfolgt sie ihre eigenen Projekte als Sury. Bärtschi ist die Tochter eines indischen Vaters und einer Schweizer Mutter. Sury leitet sich von ihrem zweiten Vornamen Surinder ab. Sie begann mit Ende 20 eigene Songs zu komponieren und zu texten. Alle paar Monate erscheint seither ein neuer Song von ihr. Diese können auf den einschlägigen Streamingplattformen heruntergeladen werden. Und nun hält sie erstmals ein eigenes Album in den Händen. Am vergangenen Freitag war Release Day.

Präsentation des Debütalbums

Am kommenden Samstag, 23. April, tritt sie mit ihrem Album «Do My Thing» erstmals öffentlich auf: ab 20 Uhr in der Vario Bar in Olten. Präsentieren wird Sury mit Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist die elf Songs des Albums, «plus eine Überraschung». Eine Überraschung? Bärtschi ziert sich. «Ich möchte noch nicht allzu viel verraten, es ist immer gut, wenn es noch spannend bleibt.» Bärtschi lacht entwaffnend. Ihr Debütalbum ist Ausfluss eines Entwicklungsprozesses. Und zwar mehr neben als auf der Bühne. Die Lieder lagen 2020 allesamt schon vor. Die coronabedingte Verzögerung nutzte sie, um Workshops zu belegen. So lernte sie, ihr Produkt besser zu vermarkten. Sie professionalisierte ihren Auftritt, weil sie erkannte, dass mit gutem Singen allein kein Blumentopf zu gewinnen ist. Sury spielt Piano, teilweise auch Gitarre und Saxophon – vor allem aber singt sie. Sie greift Aktuelles aus ihrem Alltag, ihrem Leben auf. «Die Musik ist die Verarbeitung von Dingen, die in meinem Leben geschehen», sinniert sie. «Dieses Album ist enorm privat. Es handelt von Geschichten, die mich beschäftigen oder das in der Vergangenheit getan haben.»

Da wäre zum Beispiel «Daddy’s Girl». Ihre erste Single überhaupt thematisiert die Beziehung zum eigenen Vater. Olivia Bärtschis Eltern trennten sich, als sie zweijährig war. Ihr Vater gründete eine neue Familie. Der Kontakt zu ihm riss bald darauf gänzlich ab. Und das, obwohl er nicht etwa nach Indien zurückgekehrt wäre, sondern bis heute in einem Nachbardorf wohnt. Spricht Olivia Bärtschi über die Beziehung zu ihrem Vater, lacht sie immer wieder mal auf. Ein Lachen, das wohl auch ausdrückt, dass sie die Situation selbst ein wenig grotesk findet. «Ich glaube, wir waren beide zu stolz, um den ersten Schritt zu machen.» Ihrem Vater, das zu betonen ist ihr wichtig, mache sie aber überhaupt keinen Vorwurf. Heute sagt sie über die kaum existierende Beziehung zu ihm: «Es ist wohl schon zu viel Zeit verstrichen, als dass nun das Bedürfnis nach mehr Kontakt sehr gross wäre.» Sie sei schon dankbar, dass sie inzwischen zwei ihrer Halbschwestern kennengelernt habe.

Sie will künftig «heiterer» werden

Künftig kann sie sich gut vorstellen, mehr Allgemeines, mehr gesellschaftlich Relevantes in ihre Songs einfliessen zu lassen. «Und ich würde gerne ein wenig heiterer werden. Das aktuelle Album ist verträumt, melancholisch und geht ins Herz.» Musikalisch schwankt es in ihrer Wahrnehmung zwischen «funkigen Popsongs» und «kräftigen Balladen». Nun ist Olivia Bärtschi alias Sury Anfang 30. Ihre Brötchen verdient sie primär als Kindergärtnerin. Aber noch lebt die Idee, dereinst von ihrer Musik leben zu können. «Das wäre natürlich enorm schön, mein grösster Traum. Musik war für mich schon immer das Ein und Alles. Die Leidenschaft ist bei der Musik.» Davon kann sich das Publikum am 23. April in der Vario Bar überzeugen. w w w. s u r y m u s i c . c h

or einigen Jahren schlug mir mein bester Freund eine Wette vor: «10 000 Franken, wenn du es schaffst, ein Jahr lang nicht das Oltner Stadtgebiet zu verlassen.» Viel Geld fürs Bleiben, wo ich sowieso schon bin, dachte ich mir, und grundsätzlich wär es mir damals sogar möglich gewesen: Meine Arbeit, Freizeitaktivitäten, mein Schreiben und politisches Engagement – das alles passierte nicht nur in, sondern auch wegen, über und für Olten. Ich lehnte dennoch dankend ab. Zu klaustrophobisch war der Gedanke, in unserem Städtchen gefangen zu sein. Wie sehr Olten in den letzten zehn Jahren, seit ich aus meinem Elternhaus in Hägendorf ausgezogen war, zu meinem Lebensmittelpunkt geworden war, wurde mir erst vor Kurzem so richtig klar. Nämlich seit es eben nicht mehr ganz so ist. In Wetzikon hab ich die letzten Monate über mitgeholfen, ein kleines, feines Kulturlokal aufzuziehen. Und hab dabei nicht nur unglaublich herzliche und engagierte Menschen kennen gelernt, sondern auch gelernt, dass an anderen Orten Kulturmachen einfacher fallen kann. Dass dort, wo Museen, Bars und die Qual der Wahl an Veranstaltungen eben nicht selbstverständlich sind, neue Initiativen von der Stadt schneller unterstützt und von der Bevölkerung begeisterter aufgenommen werden. Ins Zürcher Oberland werde ich deswegen trotzdem nicht ziehen. Das Mandat ist befristet, in Aarau wartet ab Mai ein Traumjob auf mich. Olten wird Lebensmittelpunkt bleiben. Nicht trotzdem, sondern gerade weil ich das Stadtgebiet regelmässig verlassen kann, sich nicht mehr komplett alles in meinem Leben um Olten drehen wird. Wenn uns die Pandemie nämlich eines gelernt hat: Will sie länger halten, hat auch die innigste Liebesbeziehung hin und wieder etwas Abstand nötig.


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