13_2022_Stadtanzeiger_Olten

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Veronika Brun (im dunkelblauen Hemd) in ihrem Gang gegen Sabrina Marty beim Eidgenössischen Frauenschwingfest 2018 im bernjurassischen Montoz. (Bild: ZVG)

Sie will möglichst keine Frisur machen müssen VERONIKA BRUN An der Kanti Olten unterrichtet seit vier Jahren eine Frau, die in ihrer Freizeit ein spezielles Hobby pflegt. Sie schwingt. Schon seit mehr als 20 Jahren.

ACHIM GÜNTER

S

chwingerinnen sind stämmig, muskulös, eher maskulin. Sollte das Klischee überhaupt jemals gestimmt haben – sie widerlegt es. Veronika Brun trägt lange Haare, ist gerade mal 164 Zentimeter gross und gut 65 Kilogramm schwer und auch nicht wirklich muskelbepackt. Dass diese Frau seit mehr als 20 Jahren schwingt, erkennt man nicht auf Anhieb. Die 33-Jährige verdient ihre Brötchen auch nicht als Landwirtin, Försterin oder Käserin. Brun ist Lehrerin an der Kanti Olten; sie unterrichtet Geographie und Wissenschaft und Technik. Beim Schwingen schätzt sie die Mischung zwischen Teamzugehörigkeit und Einzelspor tlerdasein. Veronika Brun. «Man kann nicht allein schwingen. Man braucht ein Umfeld fürs Training, für die Motivation auch. Das Gesellschaftliche, Gemeinschaftliche ist wichtig. Und gleichzeitig ist man dann beim Wettkampf auf sich allein gestellt.» Mit einem Schmunzeln fügt sie hinzu: «Man muss natürlich auch gerne ‹rutzen›, sonst kann man mit Schwingen nichts anfangen.» Der Luzerner Dialektausdruck «rutzen» umschreibt auf liebevolle Weise das Kräftemessen mit Körpereinsatz. Ihre jüngste Schwester, sieben Jahre alter als sie, begann eines Tages mit dem Schwingen im Schlepptau eines Nachbarmädchens. So fand dann als Elfjäh-

rige auch die kleine Veronika zum Schwingen. Weder Vater noch Brüder standen je im Sägemehl. Ihr Hobby wurde von ihren Eltern mehr toleriert denn aktiv gefördert. «Der Vater hat nie viel dazu gesagt. Die Mutter hat stets versucht, sich selber ein gutes Gefühl zu geben, indem sie anderen Leuten gesagt hat: ‹Es kann ja überall etwas passieren.› Aber eigentlich hatte sie jeweils ein wenig Angst um mich.»

Ein Festsieg, viele Spitzenklassierungen

Im Luzerner Hinterland, wo Brun mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist, ist der Schwingsport stärker verankert als in der Region Olten. Ihrem Umfeld gegenüber musste sie sich denn auch kaum je für die ungewöhnliche Hobby-Wahl erklären. Mit elf Jahren trat sie dem Frauenschwingclub Steinhuserberg bei. Bereits in ihrer ersten Saison bestritt sie erste Schwingfeste. Damals gab es nur eine einzige Mädchenkategorie; heute sind es deren drei. Bis 16 schwang sie bei den Mädchen, danach bei den Frauen. Den ersten Kranz bei den Aktiven sicherte sie sich 2008, mit 20. Sie brauchte also etwas Anlaufzeit. Doch zu Beginn der 2010er-Jahre schloss sie die Jahresrangliste der Schwingerinnen regelmässig in den Top 5 ab. Und 2015 feierte Veronika Brun, deren Lieblingsschwung der Hüfter ist, in Hergiswil NW ihren bis anhin einzigen Festsieg. Seit 2018 unterrichtet sie an der Kanti Olten. Seither bleibt fürs Schwingen weniger Zeit. Gegenwärtig besucht sie das Schwingtraining in Wolhusen meist nur einmal pro Woche. Vor einem knappen Jahrzehnt hat Brun während ihres Studiums auch mal für ein paar Jahre im Schwingkeller des SK Olten beim Sälischulhaus trainiert. Damals, als die Dänikerin Martina Studinger noch aktiv war und ebenfalls dort trainierte.

Schwere Knieverletzung

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts begannen sich Bruns Prioritäten zu verschieben. 2019 heiratete sie,

der Beruf beanspruchte mehr Zeit. Und schliesslich folgte im August 2019 ein folgenschwerer Vorfall: Bei einem Schwingfest zog sie sich einen Kreuzbandriss, einen Innenbandanriss und einen Knorpelschaden im linken Knie zu. «Plötzlich gab es einen Knall – und dann tat es einfach weh…», erinnert sie sich. Eine erste schwere Verletzung hatte sie schon 2013 erlitten. Bei einem Trainingsunfall hatte sie sich damals drei Wirbel gebrochen. Seit der schweren Knieverletzung vor mehr als zweieinhalb Jahren hat Brun keinen Wettkampf mehr bestritten. Während der Corona-Pandemie fielen ohnehin viele Schwingfeste aus, zudem fühlte sie sich mental auch 2021 noch nicht wieder bereit. Im vergangenen Herbst nahm sie jedoch das Training wieder auf. Und in diesem Jahr will sie es nochmals wissen. Ihr Hauptziel ist das Schwingfest in Rothenburg am 26. Mai, an dessen Organisation auch ihr Verein mitbeteiligt ist. Zuvor plant sie auch am Auftaktschwingen im freiburgischen Portalban teilzunehmen. Vor allem in Rothenburg strebt sie den Kranz an. Sie formuliert es im Schwingerjargon so: «Ich will am Abend keine Frisur machen müssen.»

Das Karriereende ist nicht mehr fern

Lange wird Veronika Bruns Karriere nicht mehr dauern. Sie räumt ein, dass aufgrund ihrer Verletzungshistorie mental eine gewisse Hemmung vorhanden sei – und sich diese vielleicht gar nicht mehr beheben lasse. Auch die Familienplanung könne bald ein Thema werden. Sie schliesst nicht aus, dass die aktuelle Saison ihre letzte sein wird. Allerdings: Am Karriereende will sie 25 Kränze gewonnen haben. Momentan steht sie bei 22. Und da bei den Frauen jährlich nur wenige Schwingfeste stattfinden, müsste die Saison 2022 fast wunschgemäss verlaufen, um den angestrebten Meilenstein heuer zu erreichen. Aber wer weiss, vielleicht muss Veronika Brun im Sommer 2022 ja nach den Schwingfesten gleich reihenweise keine Frisur machen.

M

ein Vater sitzt auf seinem gewohnten Platz im Wohnzimmer und sinniert. «Die Zeiten haben sich schon geändert», hebt er unvermittelt an. «Früher im Gäu, als die Bauern raus aus dem Dorf auf die Felder fuhren, hatten sie keine Traktoren, sondern Pferde», erzählt er. «Und die hinterliessen dann ihre Rossbollen auf der Strasse.» Ich weiss, was als Nächstes kommt, denn mein Vater hat es schon oft erzählt: «Und ich habe die Rossbollen dann jeweils aufgelesen.» An diesem Punkt ist die Geschichte normalerweise zu Ende, doch heute entgegne ich: «Du warst halt schon als Bub sehr hilfsbereit.» Da beginnt mein Vater zu lachen und klopft sich auf die Schenkel. «Nein, ich musste! Mein Mutti brauchte den Rossdung doch!» Ungläubig starre ich ihn an. Da mischt sich meine Mutter ein. «Wir mussten als Kinder auch den Pferden hinterherkehren, wenn die Fuhrwerke vorbeifuhren», sagt sie. «Aber meistens war Frau Gössi im Erdgeschoss schneller als wir.» Frau Gössi war die Hausmeisterin des Miethauses in Schwyz, wo meine Mutter aufgewachsen ist. Hinter dem Haus war ein riesiger Pflanzplätz. Der wurde von den Frauen regelmässig mit Rossbollen gedüngt, genauso wie der Bauerngarten meiner Grossmutter in Kestenholz. Pferdeäpfel als wertvolles Element der Kreislaufwirtschaft, als Gold gar für die Selbstversorgung! Und heute ärgern sich alle nur darüber. Sei’s im Quartier oder auf Waldspazierwegen, von den Hauptstrassen ganz zu schweigen. Liegengebliebener Pferdemist sei «in der Szene ein heikles Thema», stand neulich im OT. «Uns geht’s zu gut», sage ich zu meinen Eltern. Mein Vater schaut mich skeptisch an. «Deinem Pflanzplätz geht es aber nicht so gut», sagt er. «Dem würden ein paar Rossbollen nicht schaden.»


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