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Sport

Freitag, 27. Juli 2012

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Topresultate für Ämtler Mountainbiker Einsätze an der Bike-Transalp und am Swiss Bike Masters Die vergangenen Tage hatten es bikesportlich in sich. Während RRC-Amt-Fahrer Urs Huber an der Bike-Transalp den schwachen Einstand noch auszubügeln vermochte, sorgten weitere Säuliämtler Biker für Spitzenresultate.

restlos erschöpft. Das zeigt, dass ich es schneller hätte angehen können», analysiert der 40-jährige Hauptiker. (Portrait unten) So war es wiederum an Hanspeter Aeberli, die Ehre der Säuliämtler mit einem Podestplatz zu retten. Als 40. in der Gesamtrangliste erreichte der Aeugstertaler das Ziel und damit den dritten Rang in der Kategorie «Fun 4». Mit Sonja Reusser als Dritte der 75-km-Runde repräsentierte ein weibliches Mitglied den Radrennclubs Amt auf dem Podest. Auf der 66-kmStrecke sorgte zudem Köbi Schneebelis Vater Jack mit dem dritten Rang bei den «Fun 4» für eine weitere Säuliämtler Ehrenmeldung. 4:46 Stunden hatte der zähe Hauptiker gebraucht, der im gleichen Alter ist wie der Parcours Kilometer aufwies!

................................................... von martin platter Zwei Etappensiege und dreimal Etappenzweite, sowie der dritte Rang im Schlussklassement. Das ist die sportliche Ausbeute des Stöckli-Biketeams an der Bike-Transalp von letzter Woche. Als Titelverteidiger zur diesjährigen Achtetappenfahrt über die Alpen angetreten, misslang der Auftakt, was bei den Akteuren allgemeine Verunsicherung hinterlässt. «Warum brauchten wir drei Tage Anlauf, um unseren Rhythmus zu finden? Was wäre möglich gewesen, wenn wir ab dem ersten Tag präsent gewesen wären?», fragt sich Urs Huber immer wieder. Man merkt, dass er hin- und hergerissen ist und nicht so recht weiss, ob er sich nun über den dritten Transalp-Schlussrang freuen oder ärgern soll. Er ist im Dilemma, denn Vorjahressieger werden an ihren bisherigen Leistungen gemessen. Teamkollege Konny Looser ist die Sache auch nicht recht. Er bekundete zu Beginn der achttägigen Etappenfahrt von Oberammergau bis nach Riva del Garda Mühe, seine Leistung abzurufen und handelte dem Team so 33 Minuten Rückstand ein. Dann aber vermochte das Duo das Blatt zu wenden. «Es ist gut, dass wir nach der drit-

Resultate: Swiss Bike Masters, Männer (105 km): 1. Christoph Sauser (Sigriswil) 5:04:04. 2. Lukas Buchli (Samedan) 0:31. 3. Jukka Vastaranta (Fi) 3:13. Ferner: 28. Köbi Schneebeli (Hauptikon) 1:31:57 (5. Fun3). 40. Hanspeter Aeberli (Aeugstertal) 1:59:45 (3. HF4). Frauen (105 km): 1. Ariane Kleinhans (RSA) 6:33:28. 2. Jane Nüssli (Cham) 5:03.

Ältere Herren mit ziemlich viel Drive: «Fun 4»-Sieger Stefan Fischer (Mitte) flankiert von Guido Ruethemann (li., 2.) und dem Aeugstertaler Hanspeter Aeberli. (Bild Martin Platter)

Herren (75 km): 1. Stefan Sahm (De) 3:57:51. 2. Adrien Buntschu (La Tour-de-Trême) 0:42. 3. Mattias Bettinger (De) 0:52. Ferner: 38. Thomas Müller

ten Etappe nicht aufgegeben haben. Ein Platz auf dem Podest ist immer noch besser als gar nichts», fasste Looser das Geschehene zusammen. Beeindruckend war, dass das Stöckli-Team auch in Rücklage mustergültig funktionierte. Die Anpassung der Taktik an die Stärken und Schwächen von Looser hat sich bewährt und bewies Teamgeist, Abgebrühtheit, Flexibilität und jede Menge Kampfgeist.

Swiss Bike Masters: Schneebeli, Reusser und Aeberli top Auch am Swiss Bike Masters kämpften sich Säuliämtler bzw. RRC-Amt-Mitglieder erfolgreich über die Distanzen. Das regnerische Wetter machte die ohnehin schon anstrengenden Bikerunden im Prättigau noch anspruchsvoller. Dennoch wurden wieder gute Ergebnisse erzielt. Während an der Spitze das epische Duell zwischen Bi-

kemarathon-Weltmeister Christoph Sauser und Lukas Buchli in die zweite Runde ging, kämpfte sich Köbi Schneebeli als schnellster Säuliämtler über die 105-km-Runde. Das Ziel erreichte er overall als 28. und verpasste damit als Fünfter in seiner Kategorie «Fun 3» das Podest nur knapp. «Ich bin das Rennen zu verhalten angegangen, da es das erste in dieser Saison war und ich nicht genau wusste, wo ich stehe. Im Ziel war ich jedoch nicht

(Mettmenstetten) 47:04 (5. Fun3). 114. Knut Buengen (Hausen) 1:39:07 (27. Fun3). 141. Daniel Platter (Uerzlikon) 1:54:32 (38 Fun3). Frauen (75 km): 1. Nadia Walker (Altdorf UR) 4:47:01. 2. Helene Gehrig (Cazis) 25:33. 3. Bettina Uhlig (De) 31:41. Ferner: 9. Sonja Reusser (Wichtrach) 1:03:43 (3. Liz.). Herren (66 km): 1. David Nagel (De) 3:45:14. Ferner: 18. Jack Schneebeli (Hauptikon) 1:01:44 (3. Fun4). Herren (36 km): 1. Alex Stöckli (Jenaz) 1:55:52. Ferner: 72. Alistair Irvine (Hausen) 1:15:19 (36 Fun2). 73. Andrew Irvine (Hausen) 1:16:55 (13 Fun Jugend).

«Ein Trainingsplan würde mich nur nervös machen» Helden des Alltags: Wie Hobbysportler trotz Mehrfachbelastung Spitzenleistungen erreichen Als Chef seines Elektroinstallationsunternehmens in Hauptikon und vierfacher Familienvater ist Köbi Schneebeli im Alltag vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Dennoch schafft er es auch als Marathon-Mountainbiker Spitzenleistungen zu erbringen. Wie geht das? ................................................... von martin platter Mit fröhlichem Geplapper stürmen Jacquelie (11), Deborath (7) und Saskia (9) ins Wohnzimmer. Nur Fiona (4) zieht die kräftigen Arme ihres Vaters vor und weigert sich, als sie dieser absetzen will, derweil die anderen drei den Besucher mit Fragen überhäufen. Der Fototermin ist vergnügt, danach gehts mit erstaunlich geringem Widerstand ins Bett. Schneebeli atmet durch. Einmal pro Woche hütet er abends die Kinder. Wir beginnen über sein Leben zu sprechen, in dem das Mountain Bike eine zentrale Rolle spielt. 19 Jahre ist es her, seit er vom Fussball aufs Rad gewechselt hat, weil ihm die Verletzungen an Knien und Fussgelenken zuviel wurden. Er kaufte sich ein Mountain Bike und steckte mit seinen Schwärmereien fürs neue Fortbewegungsmittel gleich auch noch seinen Vater an, der in der Midlife Crisis steckte. Mitte 40, 1.85 Meter gross, 112 Kilo schwer und unzufrieden, da völlig ausser Form sei er zu Beginn der 90er Jahre gewesen, blickt Schneebeli Senior zurück. Mit Ernährungsumstellung und Sport habe er in zwei Jahren rund 32 Kilo abgenommen.

Initialzündung am 1. Swiss Bike Masters Intensiv begannen die beiden für ihre Teilnahme am ersten Swiss Bike Masters 1994 zu trainieren, das sie seither jedes Jahr bestreiten. Als 17. der Nichtlizenzierten erreichte Köbi Schneebeli das Ziel der 75-km-Strecke, sein Vater wurde bei den «Veteranen» auf Anhieb Vierter. Damit wollten sich die Schneebelis nicht Die vier Töchter fordern ihren Papa manchmal mehr wie jedes Bikerennen. Von links: Jacqueline (11), zufrieden geben, Deborah (7), Saskia (9) und Fiona (4). (Bilder Martin Platter) begannen sich intensiver vorzubereiten und zählten umkämpftere weil lizenzfreie Fun-Ka- überzeugt. Er hat sich inzwischen darum die Jahrtausendwende in ihren Ka- tegorie gewechselt. Anstatt Trainings- an gewöhnt, dass der Bikesport nach tegorien zu den stärksten Marathon- pläne erfasst er Arbeitsrapporte: «Ein Familie und Beruf erst an dritter Stelle Trainingsplan würde mich nur nervös kommt. Wobei er die Rangordnung refahrern des Landes. Als bisher wertvollstes Ergebnis machen, weil ich ihn nie einhalten lativiert: «Wenn ich zu lange nicht bezeichnet Köbi Schneebeli den Kate- kann». Sein Arbeitstag beginnt mor- trainieren kann, werde ich ungemütgoriensieg nach einem Sturz am Swiss gens um halb sieben und endet im un- lich. Das haben alle respektieren geBike Masters 2000, bei dem er sich die günstigsten Fall um Mitternacht. «Är- lernt.» linke Hand brach. «Meine Frau war gar gerlich sind jeweils Notfalleinsätze an Die gegenseitigen Zugeständnisse nicht begeistert. Der Unfall ereignete lauen Sommerabenden. Dann, wenn sind das Resultat langer Diskussionen sich sechs Wochen vor unserer Hoch- ich fertig umgezogen gerade mein Bi- mit seiner Frau Sonja, die in der Buchzeit», erinnert sich der heute 40-Jähri- ke aus der Garage rolle und mein Pi- haltung des Geschäfts mithilft, sich ge. Das erste Kind war da schon unter- kett-Handy klingelt», sagt Schneebeli. hauptsächlich der Familie widmet, wegs und auch die Arbeit im elterliaber keine angefressene Bikerin ist. chen Elektroinstallationsgeschäft wurDie gemeinsamen Ferien im Tessin lasWeder Trainingsplan noch Pulsuhr de immer mehr. sen deshalb genügend Freiraum für 2008 übernahm er das Kleinunter- Auch auf eine Pulsuhr verzichtet der Mountainbike-Solotrips. Ebenso die nehmen mit 13 Angestellten. Dennoch sonst technikaffine Elektriker. Mit der Wochenenden. Wobei ihm die älteren schafft Schneebeli noch heute regel- Zeit lerne man sich und seine Grenzen Töchter bereits nacheifern und auch mässig Topten-Klassierungen, hat in- richtig einzuschätzen, ist der 1.83 Me- schon in vorderen Rängen an Mounzwischen aber von der Amateur- in die ter grosse, 75 kg leichte Modellathlet tainbike-Kinderrennen anzutreffen

Köbi Schneebeli wurde am Swiss Bike Masters Fünfter in seiner Kategorie. sind. «Das Training am Wochenende bedingt jedoch, dass ich auch an Samstagen und Sonntagen früh aufstehe, denn die Nachmittage gehören der Familie.» Zur Not oder wenn es regnet trainiert Schneebeli im Keller auf der Rolle. Bestenfalls kommen so zehn Trainingsstunden pro Woche zusammen, schätzt der umgarnte Familienvater und Ehemann. Zeit für andere Hobbys bleibt wenig. Im Winter Skifahren und im Sommer Pilze suchen. Und dann ist da noch ein kleines Waldstück und der Garten ums Haus, die gepflegt sein wollen. Heilig ist Schneebeli nur der Donnerstagabend, wenn er sich zur Feierabendausfahrt mit Kollegen trifft – wenn nicht gerade das Notfall-Handy klingelt.


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