Weiss Medien AG I Obere Bahnhofstrasse 5 I 8910 Affoltern am Albis I Telefon 058 200 5700 I Telefax 058 200 5701 I www.weissmedien.ch I Auflage 24 280 I AZ 8910 Affoltern a. A.
aus dem bezirk affoltern I Nr. 86 I 169. Jahrgang I Freitag, 30. Oktober 2015
Zweckmässig
4-Prozent-Erhöhung
Die Planungsgruppe zur Absicht, das Knonauer Pfarrhaus unter Schutz zu stellen. > Seite 5
In Obfelden steigt der Gesamtsteuerfuss auf 123 Prozent. > Seite 5
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Fluch oder Segen? In Rifferswil kämpft eine Gruppe gegen den Ausbau einer Mobilfunkantenne. > Seite 7
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Fackel-Spalier Berufsfeuerwehr Kolb: Letzte Hauptübung von Kommandant Roger Lochmatter. > Seite 9
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Mitgliederwerbung Ämtler Musikvereine streben die Bildung einer Bläserklasse für Erwachsene an. > Seite 13
«Dem Wort Gottes gleichmässig ...» Zum Reformationssonntag: Abt Wolfgang Joner von Kappel, Zisterzienser und Reformator. ................................................... von markus sahli*
I
m März 1527 schloss sich die Klostergemeinschaft von Kappel im Rahmen einer Abstimmung im Kapitelsaal einstimmig der Reformation an. Allgemein bekannt ist, dass diese radikale Wende mit der Tätigkeit des späteren Zürcher Reformators und Zwinglinachfolgers, Heinrich Bullinger, verbunden ist. Bullinger war von 1522 bis 1527 Hauslehrer des Klosters Kappel und Gründer der Klosterschule. Jeden Morgen hielt er in der Kirche für den gesamten Mönchskonvent theologische Vorlesungen und legte die biblischen Schriften aus. Schrittweise setzte der Konvent reformatorische Einsichten in die Tat um: Im März 1523 wurden die Bilder in der Kirche entfernt, 1526 das erste Abendmahl gefeiert, und ein Jahr später fand die Übergabe des Klosters an den Zürcher Rat statt. Initiiert hatte diese reformatorische Wende der letzte Abt, Wolfgang Joner (1471-1531). Ab 1520 wehte mit seiner Wahl zum Vorsteher der Kappeler Klostergemeinschaft nach wechselvollen Zeiten ein neuer Wind. Wolfgang Joner war Humanist, aber er war vor allem Zisterzienser. Letzteres ist für die Geschichte der Reformation
im Kloster Kappel von entscheidender Bedeutung. Der Orden der Zisterzienser ist grundlegend mit dem Gedanken der Reform verbunden. Als im 11. Jahrhundert die benediktinische Abtei von Cluny, reich geworden durch viele Schenkungen, Stiftungen und Erbschaften, mit dem Bau der damals grössten Kirche der Christenheit begann, gründeten einige Brüder unter dem neuen Abt Robert de Molesme eine Reformbewegung, die sich zum Ziel setzte, die Ideale der Benediktsregel wieder zur Geltung zu bringen. Klösterliche Gemeinschaft im Gebet und einfaches Leben aus der eigenen Hände Arbeit waren die Leitmotive. Mit der Gründung des Klosters Citeaux (1098, dt. Zisterze) wurde aus der Reformbewegung ein neuer Orden: die Zisterzienser. Auf junge Menschen übten die Zisterzienser eine grosse Faszination aus: so auch auf Bernhard, den Sohn des Ritters Tescelin le Roux. Zusammen mit mehreren Familienmitgliedern und Freunden trat der Jungritter Bernhard in den Zisterzienserorden ein, wurde nach kurzer Zeit zum Abt von Clairvaux gewählt und prägte den Orden bis weit über seine Lebenszeit hinaus. In bildlichen Darstellungen erscheint Abt Bernhard von Clairvaux oft im sogenannten «AmplexusMotiv»: Bernhard umarmt den gekreuzigten Christus. Genau dieses Motiv begegnet uns auch im Kreuzgang des ehemaligen
Klosters Wettingen und zeigt in einer Wappenscheibe von 1521 den Abt von Kappel, Wolfgang Joner, wie er den gekreuzigten Christus umarmt. Joner stellt sich damit klar in die geistliche Tradition Bernhards, welche von tiefer Christusfrömmigkeit geprägt ist. «Solus Christus», allein Christus: das war auch der wichtigste theologische Grundsatz der Reformatoren und der Reformation. Jesus Christus «hat für uns genug getan», heisst es zum Beispiel im bekannten Kirchenlied von 1531 (Gelobt sei Gott, Reformiertes Kirchengesangbuch Nr. 466; Katholisches Kirchengesangbuch Nr. 437). So verbindet sich in der Kappeler Reformation das «solus Christus» des Reformtheologen Heinrich Bullinger mit der Christusspiritualität des Zisterziensers Wolfgang Joner. Ganz in der Tradition des Reformordens setzt der letzte Abt des Klosters Kappel mithilfe der Bildungsarbeit Bullingers einen Wandel um, den er in seiner ganzen Radikalität als geistliche Notwendigkeit betrachtet. «Christus hat für uns genug getan.» Er löst die monastische Gemeinschaft auf, verwandelt das Kloster in ein kirchliches Zentrum mit Pfarrhaus und Gemeindekirche, heiratet eine Nonne aus dem Kloster Frauenthal und wirkt fortan unter dem bisherigen Titel «Abt von Kappel» als Prediger in den Gemeinden des Bezirks Affoltern und als Pfarrer von Hausen. Bei der Übergabe des Klosters Kappel an
Abt Wolfgang Joner von Kappel umarmt den gekreuzigten Christus. (Badener, in: Wikimedia Commons)
den Zürcher Rat heisst es in der Vereinbarung von 1527 sinngemäss: Wie wir aus der Heiligen Schrift unterrichtet sind, verehrt man Gott, so wie wir es bisher in den Klöstern getan haben, vergebens. Deshalb übergeben wir euch, unseren Gnädigen Herren, das Kloster zur freien Nutzung, unter der
Bedingung, «das ihr an statt der abgetanen Missbräuchen, wollen eine Reformation und Verbesserung einrichten, die dem Wort Gottes gleichmässig sei». *Autor Markus Sahli ist theologischer Leiter im Kloster Kappel
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Nach grossem Kampf verloren Im Cup-Achtelfinal unterlag der FC Wettswil-Bonstetten (1. Liga) Thun 1:2. Der Super-League-Verein führte standesgemäss, ein Lattenknaller Gjergjis und der folgende Kopfball Kalyons ins verwaiste Tor brachte WB den vielumjubelten Ausgleich. Selbst das 1:2 kurz vor der Pause rüttelte WBs Konzept
nicht durcheinander. «Wer ist hier unterklassig?», fragte ein Zuschauer; die Rotschwarzen spielten frech nach vorne und verteidigten hinten souverän. WB verpasste den Ausgleich und die Spielverlängerung nur knapp. Zu gerne hätten auch die 1500 Zuschauer noch «Überzeit» gemacht. «Wie erwar-
tet war es schwierig. Das Terrain schwer bespielbar, ein guter Gegner der auch physisch mithalten konnte – mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden,» strahlte Thuns Trainer Jeff Saibene. (kakö) ................................................... > Bericht auf Seite 33
Mit vereinten Kräften wehrt sich der FCWB gegen den Schuss des Thuners Gianluca Frontino. Bora Kalyon, Vierter von rechts, schiesst kurz darauf den Ausgleich zum 1:1 für die Gastgeber. (Bild Martin Platter)
Clemens Grötsch leitet einstweilen Sitzungen Bis zur rechtsgültigen Neubesetzung leitet Clemens Grötsch die Sitzungen der Spital-Betriebskommission und der DV. Es ist bekannt, dass Hans Roggwiler und sein Pro Zweckverband eine sogenannte «Stimmrechtsbeschwerde» gegen die durchgeführte Delegiertenversammlung vom 24. September 2015 beim Bezirksrat deponiert hat. Die Wirkung dieser Beschwerde ist, dass die gefassten Beschlüsse der Delegiertenversammlung eine aufschiebende Wirkung erhalten, deshalb noch nicht rechtsgültig sind. Nachdem die Statuten des Zweckverbandes die zeichnungsberechtigten Funktionsträger abschliessend festlegt – es sind dies der Präsident, bei seiner Abwesenheit der Vizepräsident sowie der Aktuar – musste der Bezirksrat wegen der Amtsniederlegung der Präsidentin einen aufsichtsrechtlichen Entscheid fällen. Er hat nun verfügt, dass Clemens Grötsch, Gemeindepräsident von Affoltern, bis zu einer rechtsgültigen Wahl eines Präsidenten und/oder Vizepräsidenten zusammen mit dem Aktuar rechtsgültig unterzeichnen kann und er auch die Sitzungen der Betriebskommission und der Delegiertenversammlung leitet. (pd.)
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