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Bezirk Affoltern

Freitag, 28. September 2012

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Besser eine Stunde zu früh als eine Minute zu spät Der Gynäkologe Robert Lüchinger verabschiedete sich mit einer kabarettistischen Tragikomödie Lange Dankesreden und Abschiedslorbeeren sind nicht seine Sache. Nach dreissig Jahren Tätigkeit am Spital Affoltern beschenkte der Gründer der Frauenklinik am vergangenen Dienstag Kolleginnen, Kollegen und Mitarbeitende mit einem Kabarettauftritt, der zum Lachen brachte und zum Denken zwang.

technisierte und computerisierte medizinische Odyssee zu einem irrwitzigen Ende, natürlich nicht ohne seine zuhörenden Spital- und Hausarztkollegen und -kolleginnen versteckt in der Geschichte mit zu verpacken. Die Zuhörer lachten laut während der hervorragend präsentierten Kabarettnummer. «Wenn man lachen kann, so hat es Tiefe», kommentierte Lorenz Keiser, «und es führt dazu, dass man Dinge überdenkt.»

................................................... von regula zellweger «Er wird keine Probleme haben mit seiner nächsten Karriere», meinte der bekannte Kabarettist Lorenz Keiser, der sich in der Mehrzweckhalle des Spitals unter das Publikum gemischt hatte, «gute Komiker sind diejenigen, die viel wissen.» Viel Wissen, ein unermesslicher Erfahrungsschatz, geht unserem Spital mit der Pensionierung des ehemaligen Leiters der Frauenklinik und mit der Schliessung der Praxis von Robert Lüchinger verloren. Er hat in den dreissig Jahren ein Stück Spitalgeschichte geprägt und weit über tausend junge Säuliämter auf dem Weg ins Leben begleitet.

Dreissig Jahre Querdenken Bereits 2002 schrieb Lüchinger anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums der geburtshilflichen und gynäkologischen Abteilung: «20 Jahre Geburtshilfe, 20 Jahre Gynäkologie und 20 Jahre Mut, etwas verkehrt zu denken und zu tun, wenn es menschlich richtig ist.» Nun sind es dreissig Jahre geworden, in denen sich der Frauenarzt intensiv mit den Entwicklungen im Gesundheitsbereich, mit seinen Spezialgebieten Ge-

Der Kabarettist Lorenz Keiser (rechts) in angeregtem Gespräch mit Robert Lüchinger, der sich über das Lob des Profis freut. (Bild Regula Zellweger) burtshilfe, Gynäkologie und gynäkologischer Chirurgie auseinandergesetzt und sich auf seine ganz persönliche Art immer wieder auch dazu geäussert hat. Deshalb passte dieser Abschiedsanlass zu den dreissig Jahren als Frauenarzt am Spital Affoltern.

Tragikomödie Dr. Ulrich Baumann, vor über dreissig Jahren Chefarzt der Frauenklinik am Limmattalspital, war Lüchingers Mentor und hat seinen ärztlichen Stil geprägt. Der Wandel des Berufsbildes des Arztes, des ärztlichen Stils und die zunehmende Ökonomisierung im Ge-

sundheitswesen beobachtet er mit einigen Fragezeichen. Aber statt zu jammern und «früher war alles besser» zu leiern, verpackt der sprachgewandte Gynäkologe sein Anliegen in eine tragikomische Kabarettnummer. Friedrich Dürrenmatt schrieb über die Tragikomödie, sie sei die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen.

Lachen befreit den Geist Am Beispiel einer skurrilen und frei erfundenen Patientinnengeschichte fabuliert sich Lüchinger von einem banalen alltäglichen Anlass über eine

Ärztlicher Stil

Lüchingers ärztlicher Stil beinhaltet genügend Zeit für die einzelnen Patientinnen und Toleranz für andere Meinungen und Kulturen. Er versteht es hervorragend, komplexe medizinische Zusammenhänge in einer bildhaften Sprache verständlich und geduldig zu formulieren. Er war immer offen auch für Ideen der Hebammen, die neue oder alternative Methoden ausprobieren wollten. Zusammenfassend meint er: «Meine Erinnerungen an die vielen Jahre als Arzt sind wie Geschichten von Patientinnen, Kollegen und Mitarbeitenden verwoben zu einem farbigen Teppich, in dem es auch einige graue oder gar schwarze Fäden hat.» Selbstkritik ist

ihm nicht fremd. Dass er bei seiner totalen Identifikation mit seinem Beruf nicht unbedingt zu einer gelungenen Work-Life-Balance fand, gibt er bedauernd zu und äussert seine Dankbarkeit gegenüber Esther Lüchinger, die neben der Familienarbeit über viele Jahre auch in der Praxis ihres Mannes mitarbeitete.

Medizinische Autobahn mündet in Sackgasse «Die Fallkostenpauschale» – das sind 22 Buchstaben. Aus diesen Buchstaben zauberte Lüchinger sieben Sätze, ohne einen Buchstaben wegzulassen oder hinzuzufügen. Zum letzten, «Lapsi locht laufend Käse», wehrte er sich vehement, dass dies etwas mit dem Inhalt von «Die Fallkostenpauschale» zu tun habe, es sei nur ein Spiel mit der Form. Die Praxis ist geräumt, die Chefvisiten mit «Lü», wie er von den Mitarbeitenden genannt wurde, sind endgültig vorbei. Vielleicht wird er nochmals nach Laos reisen, um da im Swiss Laos Hospital Project mitzuarbeiten. Vielleicht kauft er einen Hund – und bestimmt wird er weiterhin viel lesen, über Alt-Ägypten oder Quantenphysik. Hoffentlich wird er wieder zeichnen und malen. Die Besucher des Abschiedsanlasses durften sein 1987 erschienenes Buch «Leid-Faden der angewandten Medizin – Cartoons und kranke Geschichten» mitnehmen, das satirische Bilderbuch eines engagierten Querdenkers, der seine Menschenliebe, die Kritik an der klassischen Medizin und den Respekt vor den Frauen in einer für die damalige Zeit erstaunlichen Form ausdrückte. Heute, ein Vierteljahrhundert später, löst es mit seiner Aktualität heiteres Verständnis aus.

Toilettenkabine landete in Affoltern im Jonenbach Unfug, Sachbeschädigungen, Einbrüche, Lärmbelästigung – viel Arbeit für Kantons- und Gemeindepolizei Von der Sachbeschädigung über den Einbruch bis zur Lärmbelästigung: Die Polizei bekam in den letzten Tagen im Säuliamt viel Arbeit. Unbekannte haben am Samstag um 23.15 Uhr an der Zürichstrasse in Affoltern eine Toi-Toi-Toilettenkabine in den Jonenbach geworfen. Passanten wollen jugendlichen Täter gesehen haben, die weggerannt sind. Bei einem Restaurant in Obfelden wurde am Samstag um 22.30 Uhr das äussere Glas einer Fensterscheibe zerschlagen – möglicherweise durch eine Schussabgabe. Ein Projektil wurde aber nicht gefunden. An der Lindenmoosstrasse, im Affoltemer Industriegebiet, haben Unbekannte eine Signaltafel ausgerissen und – zusammen mit weiteren Gegenständen – auf die Strasse geworfen. Festgestellt wurde das am Sonntag um 9 Uhr. Waren es die gleichen Täter, die an der Alten Obfelderstrasse in Affoltern eine Tafel geknickt und eine Laterne gestohlen haben? Laut Kantonspolizei beläuft sich das Deliktsgut auf 1000, der Sachschaden auf zirka 250 Franken. Nicht klar ist auch, ob bei einem Wintergarten in Rifferswil die Scheibe mutwillig per Stein eingeschlagen wurde – oder ob dieser Stein von einem Fahrzeugpneu wegspickte. Klar

ist der Sachschaden: 800 Franken. Auch in Obfelden ging eine Scheibe in Brüche, jene an der Postautohaltestelle der Alten Post. Hier ist aber klar: Sie wurde mutwillig zerstört. Sachschaden: 100 Franken. Daneben wurden in den letzten Tagen auch auf Parkplätzen abgestellte Autos zerkratzt: So in zwei Fällen in Affoltern. Der Sachschaden beläuft sich auf mehr als 1000 Franken. In Bonstetten konnte ein alkoholisierter Täter festgestellt werden, der am Samstag nach Mitternacht eine Scheibe zertrümmerte. Obwohl die Nächte kühler werden, rückte die Polizei mehrmals wegen Nachtruhestörung aus – und zwar in Obfelden und in Affoltern. In einem Fall wurden die Veranstalter einer Privatparty verzeigt.

Einbrüche, Diebstähle und ein Kaminbrand Ein ungewöhnlicher Diebstahl wird von der Hinterbuchenegg in Stallikon gemeldet: Unbekannte haben vom 20. auf den 21. September bei einer Weide sowohl den Viehhüter als auch die Umzäunung gestohlen. Der Wert beläuft sich auf rund 2000 Franken. In der gleichen Nacht drangen Diebe in Affoltern in eine Autogarage ein, zerschlugen die Scheiben von Autos und klauten Navigationsgeräte im Wert von 4800 Franken. Sachschaden: 2000 Franken.

Ohne Beute abziehen mussten Unbekannte, die in die kynologische Hütte in Obfelden eindrangen, indem sie die Eingangstüre aufwuchteten. Den Sachschaden beziffert die Kapo auf rund 1000 Franken. Durch zertrümmern eines Kellerfensters drangen Einbrecher vom 21. auf den 22. September in Affoltern in ein Einfamilienhaus ein. Die Höhe des Deliktsguts ist in Abklärung, der Sachschaden beläuft sich auch hier auf 1000 Franken. In der gleichen Nacht wurde auch die Minigolfanlage in Affoltern heimgesucht. Die Täter drangen durch ein Fenster ein, entwendeten 200 Franken Bargeld und richteten Sachschaden in der Höhe von 300 Franken an. Bargeld, Schmuck und Uhren in noch unbekannter Höhe stahlen Diebe am 24. September in den Morgenstunden aus einem Einfamilienhaus in Mettmenstetten. Sie verschafften sich mit Flachwerkzeug via Sitzplatztüre Zutritt. Der Sachschaden beläuft sich auf 1500 Franken. In Uerzlikon wurden zwischen dem 19. und 24. September auf einer Baustelle vier Leitplanken-Elemente entwendet. Sie haben einen Wert von gesamthaft 4000 Franken. Am Samstag kam es um die Mittagszeit in einem Einkaufszentrum in Affoltern zu einem Taschendiebstahl, begangen im Gedränge. Ausweise und Bargeld sind weg. (-ter.)

Die Toilettenkabine an der Zürichstrasse im Jonenbach. (Bild Thomas Stöckli)


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