Bezirk Affoltern
Dienstag, 31. Mai 2016
7
Angebot der ökumenischen Beratungsstelle bleibt erhalten Eine Mehrheit der Kirchgemeinden befürworteten den Fortbestand des Vereins An der Delegiertenversammlung der ökumenischen Beziehungsberatung Bezirk Affoltern ging es um zukunftsweisende Entscheide. Die Mehrheit der Mitglieder-Kirchgemeinden stimmte der Weiterführung des Vereins und dem bisherigen umfassenden Beratungsangebot zu.
einen Zusammenarbeitsvertrag abzuschliessen, der die Modalitäten der zukünftigen Beratungsarbeit regelt.
Abschied und Begrüssung
................................................... von marianne voss Der Weiterbestand der ökumenischen Beziehungsberatungsstelle in Affoltern war infrage gestellt (der «Anzeiger» berichtete darüber). Die Beratungsstelle gibt es seit 36 Jahren. Sie steht allen offen, unabhängig von Zivilstand, Konfession oder Alter. Sie ist – wie die meisten entsprechenden Stellen im Kanton Zürich – über einen Verein organisiert, in dem fast alle katholischen und reformierten Kirchgemeinden des Bezirks Mitglied sind und auch einen finanziellen Beitrag leisten. Im Juni 2015 beschlossen die Synoden der katholischen und reformierten Kirchenparlamente einschneidende Neuerungen: das Auflösen der Vereine, die Abwicklung der Finanzierung über eine Zentralstelle und die Beschränkung auf Kurzberatungen nur für Paare. Im Gegenzug wurden die finanziellen Beiträge der Kirchgemeinden an die Zentralstelle wesentlich reduziert. Der Verein für die Beratungsstelle in Affoltern wehrte sich stark gegen die Einschränkungen. Er arbeitete zur Erhaltung des umfassenden uneingeschränkten Angebots ein Modell aus, gemäss welchem die Mitglieder-Kirchgemeinden weiterhin einen finanziel-
Zum Abschied ein grosser Dank an die Psychologin Doris Mühlheim für ihre erfolgreiche Tätigkeit.
Die neue Psychologin, Sandra Herrmann, wird von Stellenleiter Dr. Christoph Pally (links) und dem Vereinspräsidenten Paul Leuthold herzlich begrüsst.
len Beitrag direkt an die Stelle in Affoltern entrichten. Für die Mitglieder würde dies keine Mehrkosten, sondern den Verzicht auf die Reduktion der Beiträge bedeuten.
terführung und Finanzierung des Beratungsangebots in Affoltern. «Es kommt mir vor wie ein Wunder», erklärt der Stellenleiter Dr. Christoph Pally. «13 von den 16 anwesenden stimmberechtigten Kirchgemeinden stehen voll hinter der Beratungsstelle hier, so wie sie ist und war.» Bedauernd ergänzt er: «Aber leider haben vier Kirchgemeinden ihren Austritt aus dem Verein beschlossen.» Zusammen mit dem Stellenleiter freut sich
Fast wie ein Wunder An der Delegiertenversammlung vom 19. Mai entschied sich nun erfreulicherweise eine gute Mehrheit der Mitglieder-Kirchgemeinden für die Wei-
(Bilder zvg.)
auch der Vorstand über den positiven Entscheid und die Bereitschaft für die direkte finanzielle Unterstützung. «Damit wird für mich deutlich, dass die Kirche wirklich für Menschen mit Beziehungsproblemen einstehen und Hilfe anbieten will», so Christoph Pally. Nach der Delegiertenversammlung hat der Vereinsvorstand nun noch einiges zu tun. Er wurde beauftragt, mit der neuen Zentralstelle
Anlässlich der Delegiertenversammlung wurde Doris Mühlheim, die zweite Psychologin im Team der Beratungsstelle in Affoltern, mit grossem Dank verabschiedet und in die Pensionierung entlassen. Sie wurde für ihre erfolgreiche Tätigkeit während der vergangenen zehn Jahre gewürdigt. Nebst ihrem Engagement für Ratsuchende hatte sie auch zusammen mit Rechtsanwalt Christof Brassel Mediationen durchgeführt und zahlreiche öffentliche Veranstaltungen zu Paarthemen organisiert. Seit dem ersten Mai ist nun eine neue Psychotherapeutin in der Beziehungsberatungsstelle Affoltern tätig. Sandra Herrmann, eine Säuliämtlerin, studierte an der Universität Zürich Psychologie und bildete sich danach zur Psychotherapeutin aus. Sie arbeitete in verschiedenen Institutionen, Spitälern und Praxen. Seit acht Jahren führt sie in einem Teilzeitpensum ihre eigene Praxis in Zürich. Sie bringt breites Fachwissen sowie eigene Berufs- und Lebenserfahrung mit, um auf Ratsuchende individuell eingehen zu können. Und sie freut sich, hier in ihrer Heimatregion eine Beratungstätigkeit aufzunehmen. Der jetzige Stellenleiter, Christoph Pally wird auf Ende dieses Jahres seine Tätigkeit in Affoltern beenden. Der Vorstand hofft, mit Sandra Herrmann eine neue Person gefunden zu haben, welche die Beratungsstelle mit dem umfassenden Angebot weiterführt, damit auch für die Ratsuchenden die Konstanz erhalten bleibt.
gestorben
Spital-Entwicklung Abschied von Margret Lüthi stimmt zuversichtlicher 2015 resultiert Gewinn von 463 000 Franken Nachdem die Anträge von Frank Rutishauser und die Eignerstrategie (siehe Frontseite) vertagt worden waren, ging es an der Spital-Delegiertenversammlung nur noch um Zahlen. ................................................... von thomas stöckli Clemens Grötsch, Präsident der Betriebskommission durfte für 2015 einen Gewinn von 463 000 Franken vermelden. «Das ist ein erfreuliches Ergebnis», befand er, schränkte aber sogleich ein: «Wir müssen noch besser werden, um die Infrastruktur zu erneuern.» Besonders beeindruckend: Im Bereich Geriatrie hat man es innert fünf Jahren in die Top Ten der Schweiz geschafft.
Solide Eigenkapitalquote Die detaillierte Jahresrechnung stellte dann Peter Stein, Finanzverantwortlicher in der Spitalleitung, vor. Er wies auf die Effizienzsteigerungen in der Langzeitpflege und beim Rettungsdienst hin, aber auch auf das unbefriedigende Kosten-Nutzen-Verhältnis der Cafeteria (Aufwandüberschuss von 463 000 Franken) und die hohen juristischen Beratungskosten im Zusammenhang mit der Vergangenheitsbewältigung.
40 Mio. Franken Eigenkapital wies das Spital per Ende 2015 auf – «eine sehr solide Quote in der Branche», wie Stein befand. Kritisch hinterfragt wurde der Anstieg der kurzfristigen Schulden von 11,3 auf 31,6 Mio. Franken. Hier schlägt das Versorgungszentrum mit knapp 7 Mio. Franken ebenso zu Buche wie die 11 Mio. Kantonsdarlehen, die das Spital übernommen hat. Als Grund für die hohen kurzfristigen Schulden nennt Stein das attraktive Zinsniveau. Verschiedene Delegierte bemängelten die um zweieinhalb Monate verzögerte Rechnungsstellung. Im Grossen und Ganzen zeigten sie sich allerdings zufrieden mit der Entwicklung. Schliesslich hiessen sie die Jahresrechnung 2015 einstimmig gut. Nur noch Formsache waren danach die Abnahmen zweier Kreditabrechnungen: Die Einrichtung einer integrierten geriatrisch-psychiatrischen Abteilung und die Zusammenlegung der Mutter-Kind-Betten auf einer Station konnte mit 508 000 Franken um 24 000 Franken günstiger realisiert werden als geplant. Dagegen fielen bei den erst nachträglich durch die Delegiertenversammlung genehmigten Praxisräumen auf dem OVA-Areal Mehrkosten an: 256 000 statt 228 000 Franken. Teurer als geplant war hier die Ausstattung. Allein die Kommunikationsverkabelung kostete 21 000 Franken mehr als erwartet.
Vor einer Woche hat eine grosse Gemeinschaft in einer sehr persönlich gestalteten Feier in der Kirche Kappel von Margret Lüthi Abschied genommen. Das reiche und vielfältige Leben einer engagierten und eigenständigen Frau ist zu Ende gegangen. Sehr viele Menschen in Rifferswil, im Säuliamt und weit darüber hinaus werden sich noch lange an sie erinnern. Margret war eine farbige, herzliche und fröhliche Persönlichkeit, die keine Gräben aushob, sondern Brücken baute zwischen Generationen, zwischen Kulturen und auch zwischen politischen Anschauungen. Sie war offen, gesellig und neugierig, liebte Debatten und Feste, familiäre Zusammenkünfte ebenso wie grosse Anlässe. Margret Lüthi hat sich ein Leben lang politisch eingesetzt für eine bessere Welt, eine gerechtere Welt, eine menschlichere Welt. So lässt sich zusammenfassen, für welche Anliegen und mit welchen Gruppen Margret sich engagiert hat. Sie machte das kämpferisch, aber alles andere als verbissen, sondern mit ansteckender Freude. Ich bin 1974 nach Hausen in eine WG gezügelt und schon nach wenigen Wochen habe ich Margret kennen gelernt an einem Abend, an dem sie über ihre Arbeit in Afrika erzählt hat. Sehr bald habe ich gemerkt, dass es da im Oberamt eine verschworene Gemeinschaft von Menschen gibt, die sich kennen, regelmässig treffen und miteinander diskutieren über Gesellschaftspolitik, Weltpolitik, Gemeindepolitik. Margret gehörte dazu. Es gab einen Ableger der FBB, der Frauenbefreiungsbewegung, auch da gehörte
Margret dazu. Es wurde eine neue SP Sektion gegründet – klar war Margret Lüthi mit dabei. Das erzählt sich heute alles so einfach. Aber in diesen Jahren brauchte es hier auf dem Land noch Mut, sich zu diesen neuen Bewegungen öffentlich zu bekennen. In der Gemeindepolitik hatten diese zugewanderten Linken schon gar nichts verloren. Was diese aber nicht entmutigte. Im Gegenteil. Es war ein fröhliches Politisieren in diesen frühen SP-Oberamt-Jahren. Es gab die 1.-Mai-Feiern im Kasino Affoltern mit Reden, Musik und Tanz und vielen, vielen Kindern. Es fanden regelmässig Suppenzmittage statt, an denen sich SP-Familien aus dem ganzen Bezirk trafen. Die vielen Veranstaltungen und Anlässe gegen die N4 verbanden Menschen aus dem Säuliamt. Nicht nur die heute über 60-Jährigen erinnern sich wehmütig an die grosse Gemeinschaft von engagierten Menschen aus allen Gemeinden und über die Bezirksgrenze hinaus. Auch deren Kinder werden ganz nostalgisch, wenn ihnen zum Beispiel das Puzzle vom grossen N4-Gegner-Foto in die Hände gerät. Wäre damals so viel fotografiert worden wie heute, könnten wir eine Ausstellung gestalten mit Fotos von denkwürdigen politischen Ereignissen und wir würden es sehen: Margret Lüthi war immer mit dabei. Sie war aber nicht nur einfach mit dabei. Sie hat mitgestaltet und mitgedacht. Margret war eine wichtige Figur in der Geschichte der SP Oberamt und der SP Bezirk Affoltern. Sie war Mitbegründerin der SP Rifferswil und von 1998 bis 2006 Gemeinderätin in
Margret Lüthi. (Bild zvg.) Rifferswil. Aber Margrets Engagement beschränkte sich nicht nur auf die SP! Sie hat in der Dritte-Welt-Gruppe mitgemacht, sie hat sich für den Erhalt der Geburtsabteilung im Spital Affoltern eingesetzt, sie war von 1998 bis 2006 Gemeinderätin in Rifferswil, sie leitete das Asylwohnheim des Sozialdienstes in Affoltern und das mit vollem Einsatz, denn Begegnungen mit anderen Kulturen interessierten sie sehr und ein respektvoller Umgang mit den Flüchtlingen war ihr ein Herzensanliegen. In den letzten zehn Jahren hat sich Margret aus dem aktiven Parteileben hier bei uns zurückgezogen, aber sie blieb die engagierte und politisch denkende Frau. Wir sind stolz und dankbar, dass Margret Lüthi Mitglied der SP war. Sie wird uns fehlen. Franziska Sykora, SP Bezirk Affoltern