Bezirk Affoltern
Freitag, 11. Mai 2012
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Zwei neue Vorstandsmitglieder – Dieter Greber künftiger Präsident 45. GV des Arbeitgeberverbandes bei Sculpteur Stephan Schmidlin in Affoltern In einem Jahr wird Peter Strebel das Präsidium des Ämtler Arbeitgeberverbandes an Dieter Greber, CEO der Leuthard-Gruppe, übergeben. Dieser ist an der Generalversammlung vom Mittwoch zusammen mit BDO-Visura-Geschäftsleiter Thomas Ammann in den Vorstand gewählt worden.
Weisbrod Zürrer: 40 Prozent der Fläche vermietet Der Generationenwechsel, eine neue Strategie – und dann das Aus der Produktion. «Das kam für uns unverhofft», sagte der ehemalige Arbeitgeberverband-Präsident Ronald Weisbrod in einem kurzen Statement an der Generalversammlung.
................................................... von werner schneiter 37 der 61 Mitgliedsfirmen waren an der Generalversammlung vertreten, die in den Räumen des bekannten Sculpteurs Stephan Schmidlin in Affoltern über die Bühne ging. Präsident Peter Strebel sprach zu Beginn von einem turbulenten Jahr 2011 – von einem Jahr, in welchem Negativschlagzeilen dominierten. Weshalb es der Schweiz vergleichsweise trotzdem gut geht, führt Strebel auf die Innovationskraft und die Anpassungsfähigkeit hiesiger Unternehmen zurück – und auf die gute Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und -nehmern. «Wichtig ist, dass wir innovativ bleiben und diesen Arbeitsfrieden erhalten», fügte er bei.
Wahlen im Mittelpunkt Haupttraktandum bildeten die Wahlen. Gleich zwei Vorstandsmitglieder reichten ihre Demission ein: Mit Heidi Hui, die an der Generalversammlung 2005 als erste Frau in den Vorstand gewählt wurde, tritt ein äusserst engagiertes, ideenreiches Mitglied zurück. Dies, nachdem sie als Personalverantwortliche der Weisbrod Zürrer AG aus
Bald wieder Leben auf dem Areal
Rochade im Vorstand, v.l.: Peter Strebel, der das Präsidium in einem Jahr abgibt, sein Nachfolger Dieter Greber, das neue Vorstandsmitglied Thomas Ammann und die Zurücktretenden Heidi Hui und Roger Stäheli. (Bild Werner Schneiter) bekannten Gründen aus der Firma ausscheiden musste. «Was damals im Restaurant Kreuz begonnen hatte, war für mich nie ein Kreuz», sagte sie, nachdem ihr Peter Strebel für das grosse Engagement Blumen überreicht hatte. Der Wechsel von der UBS Affoltern nach Zürich machte auch den Rücktritt von Finanzchef Roger Stäheli unumgänglich. «Er war immer à jour, kannte jedes Detail und war ständig mit Ideen präsent», lobte Präsident Peter Strebel. Neu in den Vorstand gewählt wurden Thomas Ammann und Dieter Greber. Ammann, 56-jährig, ist seit 16 Jahren Geschäftsleiter der BDO Visura
in Affoltern und bringt ideale Voraussetzungen für die Übernahme der Finanzen im Arbeitgeberverband mit. Die Mitglieder wählten auch den 49-jährigen Dieter Greber einstimmig in den Vorstand. Der CEO der Leuthard-Gruppe, die über 300 Mitarbeiter und 25 Lehrlinge beschäftigt, übernimmt das Amt des Vizepräsidenten – und just in einem Jahr das Präsidium. Grund des Rücktritts von Peter Strebel, der Mitinhaber der SRM Präzisionsmechanik ist: der Wegzug seiner Firma nach Merenschwand, der im Oktober 2012 erfolgt. Die GV bestätigte im Weiteren Jürg Schmidlin, der dem Vorstand seit 2009 angehört und
Vertreter des Arbeitgeberverbandes im Centro Sociale in Affoltern mitwirkt – eine nicht zu unterschätzende, aufwändige Arbeit, die bisweilen auch Fingerspitzengefühl erfordert. Cornelia Baumann-Zingg und René Morger sind weiterhin als Revisorin bzw. Revisor tätig. Im Anschluss an die Generalversammlung gab Stephan Schmidlin einen interessanten und amüsanten Einblick in sein Schaffen als Sculpteur, ehe die GV-Teilnehmenden in den Räumen des Künstlers von Elsi Imhof und ihrem «Central»-Team kulinarisch verwöhnt wurden. – ein Beitrag über Stephan Schmidlin folgt.
Sohn Oliver Weisbrod sprach von einem kompletten Wechsel, denn mit der Produktion fiel ein zentrales Element der Geschäftstätigkeit des Oberämtler Textilunternehmens weg. «Das, was wir wollten, nämlich in der Schweiz produzieren, war nicht mehr möglich. Für uns sehr schmerzhaft», sagte er und fügte bei, dass man die Ereignisse über Monate «verdauen» und neuen Mut fassen musste. Inzwischen ist klar, wohin es geht. 25 Leute werden weiterhin im Textilbereich beschäftigt. Andererseits ist nun das Thema «Liegenschaften» zu einem wichtigen Standbein geworden. «Ohne Werbung haben wir bis heute bereits 40 Prozent unserer Fläche an Firmen vermieten können. Das wir sehr interessant und erfüllt unser Areal bald wieder mit Leben», so Olivier Weisbrod. (-ter.)
«Man ist nicht nur verantwortlich für sein Tun, sondern auch für sein Nichttun» Weichenstellungen für das Stromnetz der Zukunft – Veranstaltung auf dem Albispass Für eine Diskussion des Stromnetzes der Zukunft trafen sich die FDP Bezirksparteien Affoltern und Horgen symbolträchtig auf dem Albis. Der gute Besuch des Anlasses und die engagierte Diskussion zeigten, dass das Thema brennt – auch wenn bisher noch kaum jemand davon spricht. Doch Weichenstellungen für die Zukunft sind dringend. ................................................... von bernhard schneider «Die Gefahr von Zusammenbrüchen des Stromnetzes steigt», stellte der Präsident der FDP Bezirk Affoltern, Olivier Hofmann, einleitend zur Veranstaltung «Stromnetz der Zukunft» der FDP Bezirksparteien Affoltern und Horgen fest. Hofmann, der sich auch als Präsident der Support-Organisation Energieregion Knonauer Amt intensiv mit Energiefragen befasst, erklärt zwar eine möglichst energieautarke Region Knonaueramt als Ziel – und wirft dennoch den Blick über nahe und ferne Grenzen hinaus, sowohl geografisch als auch technologisch. Als Gäste hat er zu diesem ersten Informationsabend über das Stromnetz der Zukunft den Stromnetz-Spezialisten Olivier Barthe und den Thalwiler
Kantonsrat Hans-Peter Portmann eingeladen.
Strom kennt keine Grenzen Olivier Barthe, Vorstandsmitglied der FDP Meilen, ist Key account Manager bei Swissgrid, der Nationalen Netzgesellschaft. «Man ist nicht nur verantwortlich für sein Tun, sondern auch für sein Nichttun», leitete Barthe seine Ausführungen ein. Europa bestehe aus einem einzigen, zusammenhängenden Stromnetz, das bis zur Türkei und Ukraine führe. Wer über Strom spreche, müsse daher ganz Europa betrachten. Frankreich sei stark nuklear ausgerichtet, Deutschland auf Kohle – und beides ändert sich rasch. Nordeuropa setze zunehmend auf Wind. Wenn in Italien die Sonne scheine, bestehe hier
Energie im Granit Am 8. September lädt die FDP des Bezirks Affoltern zur Besichtigung des Grimselkraftwerks ein. Besammlung ist um 7.45 Uhr beim Kronenplatz in Affoltern, die Rückkehr ist um 19 Uhr vorgesehen. Der Unkostenbeitrag beträgt 90 Franken pro Person. Auskünfte und Anmeldungen (bis Ende Mai): christine-erni@hispeed.ch. (bs.)
ein Stromüberschuss, wenn im Nordseeraum der Wind blase und es im Süden regne, kehre der Stromfluss um. Der Strom werde ständig an Strombörsen gehandelt. Dies führe langfristig dazu, dass sich die europäischen Strompreise nicht mehr geografisch, sondern zeitlich unterschieden, je nach dem, ob aktuell mehr Strom produziert oder verbraucht werde. Zur Zeit werde im Tiefpreisbereich Wind- und Wasserenergie ausgebaut, die mittelpreisige Nuklearenergie dagegen abgebaut. Die Preiskurve zwischen Grund- und Spitzenenergie werde damit steiler. Europa rechne mit mehr Energieproduktion im Norden (Wind) und im Süden (Sonne). Beide Produktionsweisen seien nicht verbrauchsabhängig steuerbar. Die effizienteste Art, Strom zu speichern, seien Pumpspeicherwerke in der Mitte: im Alpenraum. Die Schweiz befinde sich damit strategisch in einer günstigen Position. Zurzeit seien diverse Ausbauprojekte aktuell. Bis 2018 werde die Pumpleistung der Schweiz von heute 1700 auf 4940 Megawatt steigen, womit unser Land diesbezüglich eine führende Rolle einnehmen werde. Konsequenz dieser Entwicklungen sei die Verstärkung der Netze. Zur Diskussion stünden die Erhöhung der Spannung, Erdverkabelungen, neues Mastendesign – alle Varianten mit Vorund Nachteilen. Eine weitere Mass-
nahme sei die Netzintelligenz («smartgrid»), das heisst die elektronische Steuerung der Netze. Der nächste Schritt seien intelligente, vom Elektrizitätswerk einzeln adressierbare Geräte, die auf Preissignale reagieren könnten, beispielsweise Heizungen, Kühlungen, Waschmaschinen oder Backöfen. Sei die Stromerzeugung im 20. Jahrhundert dem Verbrauch gefolgt, werde in Zukunft der Verbrauch der Erzeugung folgen. Der Thalwiler FDP-Kantonsrat Hans-Peter Portmann befasste sich mit dem Spannungsfeld von direkter Betroffenheit und globaler Problematik. Anhand des konkreten Beispiels der Strommarktliberalisierung fragte er sich nach den Grenzen der Privatisierung. Die Gebäudeversicherung beispielsweise wolle niemand privatisieren, da sich das Modell als sinnvoll erwiesen habe. Er fragte sich, ob es erstrebenswert sei, sich vom Strompreis diktieren zu lassen, nachts oder am Sonntag zu arbeiten, weil dann die Energie billiger sei als an Werktagen. Liberalisierung dürfe kein Selbstzweck sein, sondern müsse den Konsumentinnen und Konsumenten dienen. Wenn eine liberalisierte Branche übertreibe, setzten die Bevölkerung und die Politik Grenzen: «Ich arbeite im Bankingbereich. Hier wurden jüngst auch Grenzen gesetzt, weil verschiedene Exponenten ihre sinnvollen Grenzen über-
Referent Hans-Peter Portmann. (bs.) schritten haben.» Portmann wählte das Beispiel der geplanten neuen Hochspannungsleitung durch den Bezirk Horgen, die hier von einem breiten politischen Schulterschluss bekämpft werde, weil die Bevölkerung davon direkt betroffen sei. Er regte an, Konzessionen für Luftbenutzung zu vergeben wie bei der Telekom. Wenn Liberalisierung bedeute, dass einzelne Profit schlügen zulasten der Gesellschaft, dann habe sie die Grenze überschritten. Die Luft gehörte der Gesellschaft. Müssten die Elektrizitätsunternehmer für die Belastung der Luft mit Hochspannungsleitungen bezahlen, würde es plötzlich wirtschaftlich, die Stromleitung in den Boden zu verlegen. Der Verlust an Erholungsraum müsse gegen die Kosten einer Bodenverlegung aufgewogen werden: «Liberalisieren kann man nur, wenn alle externen Faktoren berücksichtigt werden.»