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Bezirk Affoltern

Dienstag, 29. April 2014

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Damit im Obfelder Tambrig bis ins Jahr 2050 deponiert werden kann Für die weiteren Ausbauetappen investiert Deponie-Betreiber Spross in den nächsten 15 Jahren rund 40 Mio.

Auf dieser Seite wird die Deponie Tambrig erweitert – innerhalb der 13,5 ha, die im Richtplan definiert sind. Der seit 2012 nicht mehr bewohnte Bauernhof (rechts) wird abgerissen. (Bild Werner Schneiter)

Derzeit werden die Grundlagen für einen Gestaltungsplan ausgearbeitet mit dem Ziel, den westlichen Teil der Parzelle Tambrig in Obfelden zur Deponie auszubauen. So entsteht Platz für insgesamt zirka 1,3 Millionen Kubikmeter. Das entspricht bis 2050 rund 2 Millionen Tonnen belastetem Material. Die nicht mehr bewohnte Liegenschaft wird 2015 geschleift. ................................................... von werner schneiter Der Ausbau der Deponieparzelle bewegt sich im Rahmen der 13,5 Hektaren, die im kantonalen Richtplan als Deponie definiert sind. Er wird im westlichen Teil – Richtung Obfelden – vollzogen und erfordert eine Säuberung des Areals, die Entfernung jeglicher Ablagerungen und deren fachgerechte Entsorgung.

Bauernhof verschwindet Im Zuge dieser Arbeitsschritte wird im Frühjahr 2015 auch der seit September 2012 nicht mehr bewohnte Bauernhof der Familie Stehli abgerissen und die Deponiewand auf dieser Seite um 50 bis 60 Meter abgetragen. Böschungen müssen mit Ankerstäben und Spritzbeton stabilisiert werden, damit der Hang und die an die Deponie grenzenden Waldpartien nicht rutschen – eine aufwendige Arbeit. Schliesslich erfolgt eine Basisabdichtung des Deponieareals sowie der mehrschichtige Aufbau von wasserundurchlässigen Lehm- und Asphalt-

schichten. «Dieser Ausbau erfolgt in Etappen. Wir werden in den nächsten 15 Jahren rund 40 Millionen Franken investieren», sagt Josef Binzegger, der bei Deponiebetreiber Spross als Bereichsleiter für Transport und Entsorgung verantwortlich zeichnet. Er betont, dass der Ausbau der Deponie keine Intensivierung des Betriebes nach sich zieht. «Materialien werden im gleichen Rhythmus und in der gleichen Intensität wie in den letzten zehn Jahren abgelagert», fügt Binzegger bei. Das Gesamtvolumen wird dadurch wieder erhöht, auf rund 1,3 Millionen Kubikmeter. Deponierung, sagt der Verantwortliche, sei immer auch eine Sache der Verdichtung. Man wolle ja möglichst viele Tonnagen einbringen. Deshalb werde das Material mit einer 16-Tonnen-Walze verdichtet.

Belastetes Aushubmaterial und Asche aus der KVA Im bereits rekultivierten Ostteil der Deponie Tambrig wurde während vieler Jahre Hauskehricht abgelagert. Ähnlich wie beim Kompost unterliegt dieser biologischen Abbauprozessen, die immer noch im Gang sind. Daraus entstehen Biogase, Methangas und CO2. Diese Gase werden mittels Absaugsystem gefasst und in einem Hochtemperaturofen verbrannt. «Wir setzen einen Ofen ein, der im Rahmen eines Forschungsprojekts eigens für Deponiegas entwickelt wurde», sagt Josef Binzegger. Umweltschädliches Methangas wird vollständig vernichtet und die Abwärme genutzt. Im Falle des Tambrig kann Strom für 20 Haushalte produziert werden. Heute dürfen

indes nur noch Rückstände in die Deponie geführt werden, bei denen kein Biogas gebildet wird. Im Tambrig werden hauptsätzlich zwei Stoffe abgelagert: Aushubmaterial von belasteten Standorten, die Schwermetall enthalten – zum Beispiel aus Kugelfängen oder aus Industriestandorten. Dazu auch Asche von Kehrichtschlacke. In der Deponie Tambrig werden jährlich rund 20 000 Tonnen verarbeitet, die aus der Kehrichtverbrennungsanlage in Dietikon stammen – dort, wo auch der Güsel aus dem Säuliamt den Flammen übergeben wird. Diese Asche wird in Obfelden auch von Metallen gesäubert. Aus einer Tonne Kehrichtschlacke resultieren 200 kg Asche. Darin finden sich sieben Prozent Metall, die in einem

komplexen Verfahren – mit Wirbelstromabscheider – entfernt werden und für Spross ein Geschäft darstellen. «Der Erlös aus dem Verkauf übersteigt den Aufwand für die Säuberung der Asche», fügt Josef Binzegger bei. Die Schlackenentschrottung ist seit letztem Jahr gesetzlich vorgeschrieben, wird aber bei Spross bereits seit 1988 praktiziert. Zu einem geordneten Deponiebetrieb gehört auch eine Trennung der Materialien. In Obfelden wurde eine 100 Meter lange und 8 Meter hohe Abkippwand für ankommende Lastwagen installiert.

Regelmässige Kontrollen Deponiebetriebe werden auch im Kanton Zürich von Behörden regelmässig

überwacht. Im Falle der Deponie Tambrig ist das eine Aufsichtskommission, in der Vertreter des kantonalen Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel), der Dileca und der Gemeinde Obfelden sitzen. Dazu gibt es zehn Stellen, an denen das Grundwasser überwacht wird. «Alles bewegt sich im grünen Bereich», fügt Josef Binzegger bei. – Die Erweiterung der Deponieparzelle im Ostteil erfordert ein aufwendiges Bewilligungsverfahren durch den Kanton und einen Gestaltungsplan, dessen Grundlagen derzeit ausgearbeitet werden. Mit dem Ausbau erhöht sich das Gesamtvolumen der Deponie Tambrig auf 2,5 Millionen Kubikmeter. Davon sind 1,2 Millionen Kubikmeter aufgefüllt und rekultiviert.

Ruhe ums Riesenloch Der Ausbau der Deponie Tambrig in Obfelden erfolgt innerhalb jener 13,5 ha Fläche, die im Richtplan als Deponiezone ausgeschieden sind. Er wird sich aller Voraussicht nach still, geordnet und in Etappen vollziehen. Weil Menschen Abfall produzieren, wird solcher Deponieraum immer nötig sein. In den 80er- und 90er-Jahren stand die Deponie zwischen Obfelden und Maschwanden im Fokus der Öffentlichkeit, bildete Gegenstand von Auseinandersetzungen auf der politischen Bühne. Und sogar vor den Schranken des Bundesgerichts. Es ging damals insbesonders um die Forderung, in der Deponie Tambrig

dürfe nur Material aus der Region abgelagert werden – dies mit Blick auf den drohenden Lastwagen-Mehrverkehr. Die höchste Instanz lehnte jedoch eine Beschwerde ab. Der Zoff begann aber viel früher, als das 1,6 Millionen Kubikmeter grosse Loch (entstanden durch Kiesabbau) in einer Nacht- und Nebel-Aktion an Werner Spross verkauft wurde, den «Gärtner der Nation», wie es damals hiess. Ein nicht ganz sauberer Vorgang, der ebenfalls einen Gerichtsgang nach sich zog. Darüber hinaus bot der Tambrig Stoff für Geschichten, weil der damals abgelagerte Stoff üble Gerüche produzierte, die in Obfelden die Gemüter in Wallung brachte und

eine Initiative provozierte. Dass die Gemeinde Betreiber Werner Spross («Ich bin ja nur ein Kleingärtner aus Zürich», wie er dem «Anzeiger» in einem Interview sagte) auch die Bewilligung für das Verbrennen von Holz erteilte, sorgte in den 80er-Jahren ebenfalls für rote Köpfe. Und schliesslich waren da noch die Stockcar-Rennen in der Deponie, die vor allem die SP in Aufruhr versetzte, aber mehrere 1000 Zuschauer nach Obfelden lockte. Die Wogen haben sich längst gelegt. Der Betrieb der Deponie Tambrig erfolgt in ruhigen Bahnen. Geruchsbelästigung und Motorengeheul sind längst verklungen. (-ter.)


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033 2014 by AZ-Anzeiger - Issuu