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Dienstag, 21. Februar 2012
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Aeugster Linde – eine wertvolle Zeitzeugin wurde in einer Blitzaktion gefällt Im Januar 2012 wurde beim alten Wasserreservoir in Aeugst eine an die 200 Jahre alte Linde in einer Blitzaktion gefällt – ohne die Bevölkerung vorgängig zu informieren. Aus Sicherheitsgründen, heisst es. Ohne schriftliches Gutachten fiel diese Prachtslinde, ein Zeitzeuge, der gut 1000 Jahre alt hätte werden können, am Nachmittag des 18. Januar 2012 der Kettensäge und dem Schredder zum Opfer. Ein unersetzlicher Verlust für viele Menschen und Baumbewohner. Es ist absolut unverständlich, dass vor der Fällung eines solchen Generationenbaumes keine Expertise erstellt wurde, die genaue Auskunft über den Gesundheitszustand dieser Linde gegeben hätte. Sichere Bäume im Siedlungsgebiet sind lebenswichtig. Dass Bäume auch gefällt werden müssen, ist völlig klar. Heute können jedoch Bäume mit modernsten Messgeräten wie Ultraschall, Resistografie oder Fractometer untersucht werden. Bei einem Gutachten werden nebst diesen Messungen Krone, Stamm, Wurzeln und Statik eines Baumes beurteilt. Es gibt viele Beispiele, dass morsche, ja sogar hohle Bäume nicht immer Fällkandidaten aus Sicherheitsgründen sind!
6 Meter Stammumfang Hoch oben am Waldrand in Aeugst am Albis stand sie, diese Prachtslinde. Über 30 Meter hoch, 6 Meter Stammumfang, 182 cm Durchmesser, an die 200 Jahre alt. Was mag diese Linde alles gesehen haben? Vielleicht war sie eine Gerichtslinde? Stand sie doch in unmittelbarer Nähe vom sagenumwobenen Chindlistein und dem Gallenbühl (Galgenbühl). Von Weitem war diese Linde sichtbar (siehe google
earth) und sie stand bis vor 16 Jahren in Gesellschaft einer zweiten, zirka 80jährigen Linde, die damals auch aus unerklärlichen Gründen gefällt wurde. Jedes Jahr, pünktlich zum Sommerferienanfang, blühte die grosse Linde beim alten Wasserreservoir mit unzähligen Blüten. Weitherum war ihr Duft wahrnehmbar und wer unter der Linde Halt machte, hörte nur Summen von tausenden Bienen und Hummeln. Das Pflücken der Lindenblüten war alljährlich ein Fest. Während des Jahrhundertsturms Lothar bog die Linde ihre Krone lediglich bedrohlich hin und her, derweil hinten im Wald einige Bäume wie Streichhölzer umknickten. Diese Linde war zur jeder Jahreszeit eine Pracht. Für viele Bewohner ist es selbstverständlich, dass dieser Baum im Naturschutzverzeichnis der Gemeinde eingetragen ist und somit unter Schutz gestanden hätte. In einer Zeit, wo jedes Dachfenster ausgeschrieben und bewilligt werden muss, mutet es unverständlich an, dass niemand über dieses Fällvorhaben informiert wurde. Umso mehr, als in den letzten 18 Jahren keine durch die Linde verursachten Schäden an Mensch, Haus oder Tier bekannt sind. Lediglich ein gebrochener Ast in der Krone und die Angst, dass dieser eines der umliegenden Gebäude beschädigen könnte, ein kurzer Augenschein durch den Förster und ein schneller Schreibtischentscheid führten zu dieser unglaublich schnellen Fällung. Auf Kosten des Steuerzahlers vernichtete ein beauftragtes Unternehmen innerhalb von Stunden, was zuvor 200 Jahre gewachsen war. Als der Stamm der gefällten Linde am nächsten Tag besichtigt werden wollte, hiess es, dass das gesamte Holz
Prachtslinde: 30 Meter hoch, 6 Meter Stammumfang. bereits im Schredder gelandet sei! Mit einem Foto der gefällten Linde, wo morsche Stellen sichtbar sind, will nun gerechtfertigt werden, dass die Fällung nötig war. Genau dieser Umstand ist jedoch bei Linden typisch, sie bilden im Innern des Stammes keinen festen Kern und dieser zerfällt mit zunehmendem Alter. Das Geheimnis, dass Linden trotzdem 1000 Jahre alt werden können, liegt in ihrer Fähigkeit, Innenwurzeln im morschen Stamm zu bilden und sich so im Boden zu verankern. Nicht jeder Baum braucht ein Gutachten, ob eine Fällung nötig ist oder nicht, doch bei dieser Linde wäre es mehr als angebracht gewesen. Die Gemeinde hat verpasst, dieses Juwel angemessen zu schützen.
Die Linde im Winter.
lerweg liegt, freut sich sicher der eine oder andere Wanderer auf eine Pause unter der Linde. So können dereinst wieder Menschen unter einer Prachtslinde sitzen und sich fragen, was wohl vor 200 Jahren auf der Welt passierte.
45 Arten Die Linden (Tilia) bilden eine Gattung von Laubbäumen aus der Familie der Malvengewächse. Die Gattung der Linden umfasst etwa 45 Arten. Die beiden bei uns von Natur aus vorkommenden Lindenarten sind die Sommerlinde (Tilia Platyphyllos) und die Winterlinde (Tilia cordata). Linden können mehr als 1000 Jahre alt werden. Der Volksmund sagt, Linden würden 300 Jahre kommen, 300 Jahre stehen und 300 Jahre gehen.
Neue Linde pflanzen! Die Behörden tun gut daran, auf dem gemeindeeigenen Land so schnell wie möglich eine neue Linde zu pflanzen, die Gemeindeparzelle sichtbar abzugrenzen und den schönen Platz beim alten Wasserreservoir für alle zugänglich zu machen. Es könnte ein Gemeinschaftsplatz mit einer schönen Sitzbank unter der neuen Linde entstehen. Da dieser Platz direkt am Ämt-
Nach der Fällaktion: Der Strunk.
Erfolgreiches Führen im Gesundheitswesen Eine Mehrzahl von Verantwortlichen im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen sind leider der Faszination des modernen Wirtschaftlichkeitsdenkens erlegen. Das gegenwärtige wirtschaftliche Denken und Handeln stellt Gewinnmaximierung und Kostenminimierung in den Mittelpunkt. Das menschliche Wohl und das zwischenmenschliche, gemeinsame Zusammenwirken, wird vorwiegend als störender Kräfteverschleiss abqualifiziert. Neuere, wissenschaftliche Forschungsergebnisse haben den Nachweis erbracht, dass der Mensch genetisch auf zwischenmenschliche Kooperation angelegt ist. Der Mensch trägt das Potenzial zur sozialen Kompetenz in sich, diese muss jedoch aufgerufen, entwickelt und gefördert werden.
In einem Klima der zerstörerischen Macht- und Verdrängungskämpfe kann sich weder eine soziale Kompetenz noch eine einfühlsame Menschlichkeit entwickeln und entfalten. Notwendige Machtpositionen in menschbezogenen Organisationen sollten nur von Personen besetzt werden, die fähig und bereit sind, ihre Macht in den Dienst für das menschenwürdige Wohl in der ganzen Organisation einzusetzen. Diese menschzentrierte Führungsmacht führt zu bestqualifizierten Erfolgen und zu wirkungsvollem Zusammenhalt der «Belegschaft». Daher sind in Gesundheitsorganisationen Einfühlungsvermögen und Beziehungsfähigkeit die zentralen Kernkompetenzen. In diesen Berei-
göttin Freya. In vielen Märchen, Gedichten und Liedern kommt dies zum Ausdruck.
Praktischer Nutzen Neben ihrer sagenumwobenen Bedeutung hat die Linde einen ganz praktischen Nutzen. Seit dem Mittelalter werden ihre Blüten arzneilich verwendet und ihr helles weiches Holz eignet sich hervorragend für Schnitzarbeiten. Viele Heiligenstatuen und Krippen sind aus Lindenholz geschnitzt, galt doch Lindenholz als Lignum Sacrum (heiliges Holz). War die Linde als Holzlieferant nur zweitrangig, war sie als Bastlieferant unentbehrlich. Im Tessin wurden noch um die vorletzte Jahrhundertwende 15 Tonnen Lindenbast pro Jahr geerntet.
Keltische Deutung Bedeutung Kaum ein Baum in Mitteleuropa ist seit Urzeiten so eng mit dem Leben der Menschen verbunden wie die Linde. Sie stand im Hof, in der Mitte des Dorfes, war Ort für Feste und die Rechtssprechung. Die antiken Griechen verehrten sie als Sinnbild der Aphrodite, den Germanen galt sie als heiliger Baum der Liebes- und Glücks-
Schon die Kelten glaubten, dass unter Linden das Licht der reinen Wahrheit an den Tag kommt. Galt es in Rechtsstreitigkeiten eine Lösung zu finden, versammelte man sich unter Linden. Es hiess, dass ihr Duft die Richter milde und streitende Parteien versöhnlich stimmt. Franziska Gäumann-Landolt, Aeugst
Peter Frey – mit Kopf und Herz chen dürfen sie nicht den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft (dem Neoliberalismus) geopfert werden. Soziale Kompetenz wie Einfühlungsvermögen und Beziehungsfähigkeit muss in allen Sparten, in denen es um Menschen geht, gefördert und geschützt werden. Die moderne marktwirtschaftliche Ideologie verhindert wirkungsvolles Gedeihen. Das Ergebnis des Neoliberalismus ist, wie Joachim Bauer in seinem Buch «Prinzip Menschlichkeit» schreibt, ein weltweit destruktiver Prozess, der natürliche, wirtschaftliche und menschliche Ressourcen vernichtet. Dagegen fördern veranwortungsbewusste Menschen in Machtpositionen die zwischenmenschliche Kooperationsfähigkeit. Georges A. Porret, Aeugst
Im Gegensatz zu vielen anderen Leserbriefschreibern habe ich Herrn Peter Frey «live» mitten in seinem Beruf erlebt -– als Partei in einer schwierigen, verfahrenen und wirklich komplizierten Scheidungsverhandlung. Wohl rund 10 Stunden bin ich ihm gegenübergesessen... Herr Peter Frey hat mich tief beeindruckt – er hat sich wirklich tief in die Situation hineingearbeitet, Stapel von teilweise schwer verständlichen Dokumenten sorgfältig studiert, hat jederzeit Wesentliches von Unwichtigem unterscheiden können, hat immer wieder klar zum Ausdruck gebracht, wo seines Erachtens der vernünftige Pfad langgehen müsste, hat zwischendurch auch streitfreudige Anwälte besänftigt. Auch bei uns waren Kinder mit betroffen, und es
war spürbar, dass hier auch ein verantwortungsbewusster Elternteil an der Arbeit war. Letztlich hat er selber in die Tasten gegriffen, um eine Scheidungskonvention zu moderieren und ein Scheidungsurteil zu fällen, mit dem alle wirklich gut über-leben und weiter-leben können. Keinen Augenblick hatte ich den Eindruck, hier einer kafkaesken Staatsmacht ausgeliefert zu sein; gesunder Menschenverstand, Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit zur Kompromiss-Suche waren jederzeit spürbar. Ein Glücksfall, dass wir eine derartige Persönlichkeit an die Spitze unseres Bezirksgerichts berufen dürfen! Urs Meier, Obfelden