Bezirk Affoltern
Freitag, 8. Januar 2016
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Bekannte Dossiers – unbekannter Parlamentsbetrieb Hans-Ulrich Bigler, neuer FDP-Nationalrat aus Affoltern, über seine erste Zeit im Parlament Viele Dossiers sind ihm als Direktor des schweizerischen Gewerbeverbandes vertraut, an den Betrieb muss er sich noch gewöhnen: FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler sprach im «LaMarotte» in Affoltern über seine ersten Tage im Parlament. ................................................... von werner schneiter Das Kellertheater LaMarotte in Affoltern war am Mittwochabend übervoll: Die Stimmung beim Neujahrsapéro innerhalb der Bezirks-FDP widerspiegelte die jüngsten Wahlerfolge auf kantonaler und eidgenössischer Ebene. «Bei den Kantonsratswahlen war unsere Partei nicht weit weg vom zweiten Sitz», sagte Margrit Meuter, die für den abwesenden Bezirksparteipräsidenten Olivier Hofmann die Begrüssung übernahm. Ihr Dank galt allen, die sich als Wahlhelfer und -helferinnen ins Zeug gelegt hatten, allen vor an Herbert Früh aus Bonstetten für sein Engagement als Wahlkampfleiter bei den Kantonsratswahlen. «Wahlen», so Margrit Meuter, «sind auch mit Ausgaben verbunden. Deshalb bitte ich darum, unseren Pot zu alimentieren». Worauf Marcus Gschwend verkündete, die neu gegründete FDP BonstettenWettswil-Stallikon äufne die Kasse nach ihrem Zusammenschluss mit 500 Franken. Für den neuen FDP-Nationalrat aus Affoltern, Hans-Ulrich Bigler,
hat denn auch die Basis wesentlich zum Erfolg der FDP beigetragen. Und dieser Erfolg sei auch für ihn in Bern eine Herausforderung. Bigler musste sich allerdings in Geduld üben, ehe er unter der Bundeshauskuppel Platz nehmen durfte. Bei den Nationalratswahlen landete er auf der FDP-Liste auf dem ersten Ersatzplatz. Mit seiner Wahl in den Ständerat schaufelte dann Ruedi Noser den Weg frei für Hans-Ulrich Bigler, der dann noch Fristen abwarten musste. Am 8. Dezember um 8 Uhr war es dann so weit: Tagwache um 5 Uhr, Reise von Affoltern nach Bern – mit dabei: Ehefrau Erika, der Göttibueb und die 90-jährige Mutter. «Meiner Frau bin ich zu Dank verpflichtet. Sie hält mir den Rücken frei.» Nach der Vereidigung, die H.U. Bigler als «schlicht und einfach» bezeichnete, gings dann los. Weil er die Dossiers als Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes kennt, ist ihm inhaltlich schon vieles bekannt gewesen – von aussen. An den Parlamentsbetrieb muss sich Hans-Ulrich Bigler erst noch gewöhnen. Er stieg just einen Tag vor den Bundesratswahlen ein, die er als speziellen Moment bezeichnete.
Weniger Regulierung – ein Kernanliegen Mit einem Geschäft hat er sich in der dritten Sessionswoche intensiv auseinandergesetzt: mit einer Motion von
Fröhliche Stimmung im «LaMarotte»: Marlène (links) und Rolf Hegetschweiler (rechts, FDP-Nationalrat von 1991 bis 2007) flankieren Erika und Hans-Ulrich Bigler. (Bild Werner Schneiter) Jean-René Fournier, die ein Kernanliegen der FDP und insbesondere von Hans-Ulrich Bigler betrifft, das Reduzieren der Bürokratie beziehungsweise das Eindämmen der Regulierungskosten. Der Vorstoss, der aufs Jahr 2010 zurückgeht, verpflichtet den
Bundesrat, entsprechende Massnahmen umzusetzen. Der Neu-Nationalrat wird sich an langwierige Prozesse gewöhnen müssen. Gleichwohl sagte Hans-Ulrich Bigler: «Ich freue mich extrem auf die Arbeit». Und diese wird ja zur Hauptsache in Kommissionen ge-
leistet. Nicht alltäglich ist der Umstand, dass ein neuer Nationalrat von Beginn weg gleich in zwei Kommissionen Einsitz nehmen darf. Bigler gehört der Finanzkommission und der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) an.
Kaum Komplikationen und Zwillingsgeburt mit Fernsehteam Etwas weniger Geburten – trotzdem bleibt das Jahr 2015 in guter Erinnerung Teilweise 1:1-Betreuung und kein Zeitdruck vor dem Heimgehen: Im Spital Affoltern fühlen sich Gebärende gut aufgehoben. ................................................... von thomas stöckli «Möglichst natürlich» und «ohne PDA», so wünschen sich die meisten Frauen im Hebammengespräch vier bis sechs Wochen vor dem errechneten Termin die Geburt. Wenn dann die Geburtsschmerzen einsetzen, ändern allerdings viele ihre Meinung. Soll die Hebamme nun die Frau in ihren ursprüng-
lichen Wünschen unterstützen oder sofort auf die Forderung nach Schmerzlinderung eintreten? «Die Bedürfnisse ernstnehmen und so umsetzen, dass es für die Frauen auch im Nachhinein stimmt», nennt Miriam Bühlmann, leitende Hebamme am Spital Affoltern, eine der grossen Herausforderung ihres Berufs. Den «Happy Button», mit welchem Gebärende die Schmerzmittel-Zufuhr selber dosieren können, bietet die Gebärabteilung zurzeit nicht an. Das Ämtler Spital trumpft mit seiner familiären Art und teilweise 1:1-Betreuung. Und es räumt mehr Zeit für den Start ins Familienleben ein: Während an-
dernorts die Mütter drei Tage nach einer Spontangeburt oder fünf Tage nach einem Kaiserschnitt nach Hause müssen, dürfen sie in Affoltern zwei Tage länger bleiben. «Am dritten Tag kommt der Milcheinschuss und eventuell der Babyblues – dann auch noch nach Hause zu müssen, das ist viel verlangt», erklärt die leitende Hebamme.
Zwillingsgeburt im Fernsehen «Ganz viele schöne Erlebnisse», behalte sie von 2015 in Erinnerung, so Miriam Bühlmann: «Wir durften viele gesunde und gut gestillte Kinder entlassen.» Ein Höhepunkt waren sicher
Rund drei Viertel der jährlich rund 500 Neugeborenen aus dem Säuliamt kommen im Spital Affoltern zur Welt.
der Besuch eines Fernsehteams. In der neuen Staffel «SRF bi de Lüüt – Familiensache», die heute Freitag startet (20.05 Uhr, SRF 1), geht es unter anderem um die Zwillingsgeburt der Familie Götz aus Mettmenstetten. Eine Hebamme weiss am Morgen nie, was sie erwartet: Kommt ein Blasensprung oder eine Frühgeburt? «Wir brauchen das Adrenalin», verrät Miriam Bühlmann und lacht. Besonders bewegend sei es, ein Paar vom Eintritt bis zur Geburt begleiten zu dürfen, findet sie. Jeweils am Montag werden die Neugeborenen am Spital Affoltern dann mit einer Willkommensfeier begrüsst. An dieser stim-
mungsvollen Feier mit dem Spitalseelsorger und einer Pflegefachfrau dürfen auch Grosseltern, Göttis und Gotten teilnehmen. Und wie sollte man sich auf die Geburt vorbereiten? «Mehr körperorientiert als kopflastig», rät Miriam Bühlmann. Vor allem solle man sich nicht Halbwissen aus dem Internet holen oder sich auf einen fixen Geburtsplan versteifen. «Es kommt, wie es kommt», weiss die Fachfrau aus Erfahrung. «Der Geburtsvorbereitungskurs am Spital Affoltern beinhaltet übrigens seit letztem Jahr auch einen speziellen Männerabend. Das ist total gut angekommen», so Miriam Bühlmann.
Im Fernsehen: Yves und Sara Götz mit ihrer Grossfamilie. (Bild SRF/Oscar Alessio)