MANAGEMENT
Pappas’ Geheimnisse Zum Jahreswechsel 2012 musste sich die Pappas-Gruppe vom Mercedes-Kfz-Import verabschieden. Ende 2013 wandert auch der Ersatzteilimport direkt zur Daimler AG. Was bleibt, ist Europas größter Mercedes-Einzelhändler mit 35 Retail-Betrieben in Österreich, Ungarn und Bayern. Von Dr. Friedrich Knöbl
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azu kommt ein Netz selbstständiger Vertriebspartner, das ein Drittel des Pappas-Handelsumsatzes generiert. Die Keimzelle des Pappas-Imperiums ist die Georg Pappas Automobil AG (FN 42608i). Sie geht auf Günther Wiesenthal zurück, der während der Besatzungszeit von Salzburg aus den Mercedes-Import steuerte. Neben dem Pkw-Detailhandel im Raum Salzburg betrieb er von dort aus österreichweit den Ersatzteilimport und das Mercedes Lkw-Geschäft. Aktivitäten, die dem Unternehmen auch nach dem Tod Wiesenthals erhalten blieben, der seinem Kronprinzen Georg Pappas die Hälfte dieses Unternehmens vererbt hatte. Gemeinsam mit seinem Bruder Dimitri und seinem Halbbruder Viktor König beackerte er fortan für Mercedes Österreichs Westen von der Enns bis zum Arlberg. Der Witwe Hilde Wiesenthal verblieb der Osten. Und die 49,98 Prozent des von ihrem Ehemann aufgebauten Salzburger Geschäftes, das seit 1974 als Georg Pappas Automobil AG (FN 42608i) firmiert. Dieser Wiesenthal-Anteil wurde bis Mitte 2012 in der Wagenheim Holding GesmbH geparkt, die restlichen Anteile gehören der MB Automobilvertriebsgesellschaft m.b.H.
Belieferung mit Ersatzteilen beendet
Friedrich Lixl kehrte aus Ungarn zurück
Pappas Freund Joachim Zahn Den für die Expansion nötigen Rückenwind verschaffte den Pappas der damalige Mercedes-Boss Joachim Zahn. So konnten sie 1964 in der Steiermark die Firma Konrad Wittwar an Land ziehen. Als der MercedesGroßhändler Hans Zelenka nach dem tödlichen Verkehrsunfall seiner Tochter die Lust am Geschäft verloren hatte, kauften sie ihm 1972 den oberösterreichischen Markt ab. Als Pappas Automobilvertriebs
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GmbH wurden dort zuletzt 147 Mio. Euro umgesetzt. 1986 rundeten die Retterwerke AG (derzeit etwa 81 Mio. Euro Umsatz) den Pappas-Detailhandel in Tirol ab. Doch die Geschäfte der Pappas Automobil AG laufen nicht so rund wie früher. 2008 erwirtschaftete die Gesellschaft einen Umsatz von 540 Mio. Euro, im folgenden Krisenjahr waren es bloß 480 Mio. 2010 brachte nach einer Aufholjagd 507 Mio. – um 2011 auf 410 Mio. Euro abzustürzen. Wodurch der Gewinn vor Steuern von 7,5 Mio. auf 1,5 Mio. Euro eingebrochen ist.
AUTO & Wirtschaft • APRIL 2013
Dafür ausschlaggebend war das Umsatzminus im „Zentralersatzteillager“. Hinter diesem Namen verbirgt sich der Mercedes-Teile-Exklusivimport für Österreich und den Balkan. „Der dramatische Rückgang von 408 Mio. auf 224 Mio. Euro ist durch die Verlagerung der Belieferung der Balkanmärkte zur Daimler AG begründet“, sagt Pappas-Vertriebsvorstand Friedrich Lixl. Dies sei eine durch die Befristung dieser Verträge vorhersehbare Entwicklung gewesen. Die Freude der Wiesenthal-Erben an ihrer Pappas-Beteiligung hielt sich somit zuletzt in Grenzen. Auch deshalb, da es die Pappas aufgrund der WiesenthalBeteiligung vermieden, Dividenden auszuschütten. Die Erträge wurden großteils investiert – laut dem nunmehrigen Geschäftsführer Lixl 100 Mio. Euro in den vergangenen 10 Jahren. Der üppige Rest wurde in Rücklagen und Gewinnvorträgen geparkt. So weist die Bilanz Anfang 2011 Sachanlagen in der Höhe von 57,5 Mio. Euro aus. Ende 2011 hat die AG 21,4 Mio. Euro für diverse Rückstellungen reserviert. Da eine Änderung dieser Dividendenpolitik nicht durchsetzbar war, zogen die Wiesenthals Mitte 2012 die Reißleine. Sie verkauften ihre 50 Prozent an der unlukrativen, aber finanziell gemästeten Gesellschaft (mit einem Eigenkapital von 35,2 Mio. Euro) um kolportierte 50 Mio. Euro an die ungeliebten Mitgesellschafter. Das für den Rückkauf erforderliche Geld holten sich die Pappas aus dem Verkauf ihrer Importagenden an die Daimler AG. Offen blieb, mit welcher Abschlagszahlung die Pappas-Gruppe verabschiedet wurde. „Darüber wurde Stillschweigen vereinbart“, sagt Lixl.